Borreliose

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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blümchen
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Beitrag Mo., 31.12.2007, 10:02

na arg, diese berichte... mein papa hatte letzten sommer auch borreliose - allerdings ganz frisch. nahm irgendwelche tabletten, die ihn ziemlich runter zogen. aber der arzt meinte, das sei nötig. nach 2 wochen war der spuk vorbei: die tabs waren aus, meinem papa gings und gehts wieder gut. alles weg...

auch eine freundin hatte diese diagnose vor ein paar jahren - auch bei ihr ist wieder alles in ordnung...

ich dachte daher immer, dass das nicht wirklich schwierig zu diagnostizieren ist... die berichte überraschen mich unheimlich! echt arg, was euch gerade passiert bzw. noch bevor steht aufgrund der unwissenheit mancher ärzte... echt schlimm!

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Thread-EröffnerIn
Elon68
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Beitrag Mo., 31.12.2007, 18:57

Hallo Blümchen,
wird die Krankheit rechtzeitig erkannt und ausreichend mit Antibiotika behandelt, kann man von einer Heilung sprechen.
Die Betonung liegt bei rechtzeitiger und a u s r e i c h e n d e r Antibiose.
Diese sollte allerdings mindestens über 3 Wochen und 4-5mg z.B. Doxycyclin pro kg Körpergewicht liegen.

Und Nachkontrollen sowie die richtige Interpretation der Serologie sind sehr wichtig!

LG und alles Gute für deinen Papa
Elon

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Polarsternin
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Beitrag Mo., 31.12.2007, 19:39

hallo elione,
da muss ich ja morts glück gehabt haben. vor zehn jahren etwa bin ich zum hautarzt gegangen, weil ich an meinem bein solche probleme zu haben schien. ich musste mich dann auf die liege legen und da sah er einen langen, breiten roten streifen. er nahm mir sofort blut ab, mit dem verdacht auf borreliose. ich nahm zu hause diesen roten streifen zwar auch wahr, tat es aber als einen harmlosen mückenbiss ab, da ich mich zu viel gekratzt hatte daran. meine blutwerte waren positiv und wurde 14 tage lang mit antibiotika behandelt. ein jahr später ließ ich neu testen und ich war befreit. also, wenn ich diesen roten streifen nicht gehabt hätte, hätte es wirklich böse enden können. auch der arztbesuch war reiner zufall, wie gesagt weil ich wegen einer ganz anderen beschwerde mich zum arzt begab.

ich wünsche dir viel glück, vielleicht gibt es doch einen weg für dich, da wieder rauszukommen oder zumindest die symptome so gering wie möglich zu halten.

lg, polarsternin

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 00:35

Hallo!

Ich bin zufällig via Google auf dieses Thema gestoßen, die Seite selber kannte ich schon.
Ich habe eine gute Freundin, welche auch Borreliose im 3. Stadium hat.
Damit meint Affenbrotbaum mich.
Meine Freundin hat auch eine ähnliche Leidensgeschichte. Die Wanderröte wurde ich Jahr 2006 als entzündeter Mückenstich diagnostiziert. Sie hat sämtliche Fehldiagnosen bekommen die es gibt. Nachher hieß es alles Einbildung, das macht die Psyche, bis sie einen geeigneten Arzt gefunden hat.
Und das, obwohl meiner damaligen Hausärztin zum Zeitpunkt der ersten Symptome schon mehr als 2 Jahre bekannt, dass ich im Waldkindergsarten arbeite und somit ein erhöhtes Risiko habe und die Dame zudem meinen Mann bereits 2004 gegen Borreliose behandelt hat. Er hatte Glück, seine Wanderröte war lehrbuchmäßig, meine war atypisch.

Und mein größter Fehler in dieser Sache war meine Vorgeschichte, wiederholte schwere Depressionen aufgrund einer erheblichen familiären Belastung durch meinen autistischen Sohn, der erst mit 9 diagnostiziert wurde und seit Anfang 2005 nicht mehr bei und lebt, was mich damals völlig aus der Bahn gewworfen hat. Für mich war nicht die Behinderung das schlimmste, sondern der Kampf mit Behörden und Co, die Ignoranz der Schule und die ständigen Vorwürfe des Umfeldes. Meine Psychiaterin bezeichnet, das, was bei uns passiert ist, als Dauertrauma und da gebe ich ihr vollkommen Recht. Als Folge dessen drei Klinikaufenthalte, insgesamt fast ein halbes Jahr.

Als es mir dann endlich deutlich besser ging und ich endlich anfangen können hätte, zu leben und nicht nur zu funktionieren, kam mir im Juni 2006 die Zecke in die Quere, ich habe es damals nicht bemerkt, es lässt sich aber sicher nachvollziehen, wann und wo es passiert ist.
Ca. eine Woche später unklare Rötung in der linken Kniekehle, da ich damals über die Krankheit nichts Näheres wusste, habe ich sie nicht mit einem möglichen Zeckenstich in Zusammenhang gebracht.
Weitere zwei Wochen später hohes Fieber über 10 Tage, erst danach Besserung, ärztliche Diagnose: grippaler Infekt, 2 ½ Wochen Arbeitsunfähigkeit.

Im August Schmerzen in der linken Leiste und den Knien, körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Ab September zunehmend Gelenkschmerzen, wechselnd in verschiedenen Gelenken, immer häufiger migräneartige Kopfschmerzen, außerdem Kontaktlinsenunverträglichkeit, die vorher nicht bestand, brennende und tränende Augen, verschwommenes Sehen, Sehen kleiner schwarzer Flecken oder Striche.

Im Oktober starke Schmerzen im Halswirbelsäulenbereich, sehr starke Kopfschmerzen, die über den Hinterkopf hochzogen, ich war sonntags beim ärztlichen Notdienst, Diagnose: blockierter Halswirbel, der Arzt gab mir mehrere Spritzen in den Nackenbereich und sagte, in 20 Minuten sei es vorbei, es besserte sich aber nicht.

Ich habe am nächsten Tag meine Hausärztin aufgesucht, ihre Diagnose: Zervikozephales Syndrom mit Neuralgie, Behandlung mit Schmerzmittel (Voltaren), gespritzt und Muskelrelaxans, gespritzt, an mehreren Tagen, kaum Wirkung
2 Wochen Arbeitsunfähigkeit, als Schmerzmittel bekam ich Tramadol verschrieben, Wirkung nur sehr mäßig.

Weiterhin häufig Kopfschmerzen, die üblichen rezeptfreien Schmerzmittel waren wirkungslos, ebenfalls Imigran, welches ich wiederholt eingenommen habe, weil ich annahm, die Kopfschmerzen rühren von einem Migräneanfall her, obwohl sie mir untypisch erschienen, anders, als ich sie vorher kannte.
Zuletzt geändert von Tigerauge am Mo., 14.04.2008, 01:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 00:45

Fortsetzung:

Etwa ab Januar immer stärker werdende Beschwerden:
Zunehmend stärkere Gelenk- und Muskelschmerzen, starkes Schwitzen schon bei geringfügiger körperlicher Anstrengung und selbst ohne Anstrengung, Unverträglichkeit von Wärme, Brennen im ganzen Körper beim Betreten eines warme Raumes, Muskelzucken an wechselnden Stellen, auch Wegzucken eines Beins oder Arms (wie durch einen Stromschlag)

diverse weitere Symptome: immer noch Sehstörungen, nun auch Doppelbilder, Schmerzen und Druckgefühl in den Augen, immer stärker werdende demenzartige Gedächtnisstörungen , Wortfindungsstörungen, starke Vergesslichkeit, Verwechslungen, brennende Schmerzen in den Füßen (Fußsohlen, große Zehen und Fersen), ab und an leichtes Fieber ohne erkennbare Ursache, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Ohrgeräusche, schlechtes Hören, schmerzende Lymphknoten, Erschöpfung schon bei geringfügiger körperlicher Anstrengung, Müdigkeit, Herzschmerzen, wechselnd Durchfall oder Verstopfung, Knacken im Nacken, Brennen und Taubheitsgefühl im Schulter-Nacken-Bereich, Kribbeln und Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, oft fielen mir Gegenstände aus den Händen, zeitweise Lähmungserscheinungen in den Beinen, Gleichgewichtsstörungen, verstärkte Reisekrankheit (schon ein kurzer Blick im Auto nach unten oder ins Handschuhfach verursachte starke Übelkeit), Magenschmerzen, Blasenstörungen, Schwellungsgefühl in Händen, Füßen und Gesicht, Orientierungsstörungen (Verlaufen im Wald, Verfahren auf dem Arbeitsweg), Stimmungsschwankungen, erhöhte Gereiztheit, Schlafstörungen…
Nachdem ich wegen der Schmerzen etc. erneut meine Hausärztin aufgesucht habe, sagte sie, das einzige, was ihr als mögliche Ursache meiner Beschwerden noch einfiele, wäre Fibromyalgie, ich bekam eine Überweisung zur Rheumatologie. Außerdem bekam ich 6x Fangopackung und Massage für den Hals-Nackenbereich verschrieben.

Ein Bekannter sagte mir, ich solle mich auf Borreliose testen lassen, das könnte auch passen. Fibromyalgie sei eine häufige Verdachtsdiagnose, wenn in Wirklichkeit eine Borreliose vorliegt.
Da sowieso ein Blutbild gemacht werden sollte, habe ich beim nächsten Termin meine Hausärztin gebeten, sie solle einen Borreliose-Test veranlassen, was auch geschah. Es erfolgte dann eine Befundbesprechung des normalen Blutbildes, bis auf einen erhöhten Gamma-GT-Wert war es ohne Befund, über den Borreliose-Test wurde nicht gesprochen, ich habe auch nicht daran gedacht, danach zu fragen, weil ich völlig konfus und vergesslich war.

Weitere Verdachtsdiagnose: autoimmune Schilddrüsenkrankheit, Untersuchung beim Radiologen zwei Wochen später ohne Befund.
Nach diesem Termin fuhr ich zu meiner Hausärztin, weil ich wieder unerträgliche Kopfschmerzen und Schmerzen im Nackenbereich hatte, die Gelenk- und Muskelschmerzen und die anderen Symptome waren ohnehin Dauerzustand. Sie nahm den Laborbefund des Borreliose-Antikörpertestes aus meiner Patientenakte und sagte, das hätte sie eigentlich mit mir besprechen wollen, wenn ich das nächste Mal regulär bei ihr wäre. Angesichts des positiven Befundes fand ich das sehr befremdlich, ein weiterer Termin war nicht vereinbart und das Labor empfahl eine Behandlung, wenn eine entsprechende Symptomatik da ist, die definitiv vorlag.

Da der Laborbefund von einer Frischinfektion bzw. von einer noch nicht lange bestehenden Infektion ausging, wurde ich entsprechend der Behandlungsempfehlung für das Erststadium behandelt, 200 mg Doxycyclin über 20 Tage. Dass eine Infektion im Dezember oder Januar sehr unwahrscheinlich ist, wurde nicht in Betracht gezogen, ebenso wenig die seit Juli 2006 aufgetretene Symptomatik mit einbezogen, welche auf ein fortgeschrittenes Stadium schließen lassen hätten und die im zeitlichen Zusammenhang zu unserer Wanderung mit den Kindern im Leinebergland passt. Auch diesmal habe ich aus Unkenntnis darauf vertraut, dass ich die richtige Behandlung bekomme. Es folgten 2 Wochen Arbeitsunfähigkeit, Verdachtsdiagnose Lymekrankheit.

Am Tag nach diesem Arztbesuch Termin in der Rheumatologie-Praxis, Diagnose: somatoforme Schmerzstörung. Aufgrund meiner Vorgeschichte durchaus vorstellbar. Den positiven Antikörper-Befund nahm die Ärztin zur Kenntnis, zog das aber nicht ernsthaft als mögliche Ursache meiner Beschwerden in Erwägung. Eine Fibromyalgie konnte nicht festgestellt werden.
Es wurde dort Blut abgenommen. Die Diagnose somatoforme Schmerzstörung wurde mit dem unauffälligen Blutbild begründet, auch hier war wieder nur der Gamma-GT-Wert erhöht. (auf der Internetseite der Arztpraxis steht als Behandlungsschwerpunkt u.a. „borrelienindizierte Lyme-Arthritis", da müsste man eigentlich davon ausgehen, dass der Ärztin bekannt ist, dass man Borreliose im normalen Blutbild nicht nachweisen kann ).

Fortsetzung folgt.

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 01:05

Hallo!

Fortsetzung Teil 2:
Eine weitere vermutete Ursache meiner Beschwerden, geäußert durch meine Psychiaterin: posttraumatische Belastungsstörung, obwohl es mir vor der Borreliose-Infektion nach einer 6-wöchigen Behandlung in der Burghofklinik Rinteln (August/September 2005) psychisch und körperlich gut ging und der Zeitpunkt der Aufnahme meines Sohnes in die Jugendhilfeeinrichtung, wo wir ihn optimal aufgehoben wissen, schon zwei Jahre zurücklag.

Das Doxycyclin wirkte gut, nach und nach verschwanden fast alle Beschwerden. Am 6. Tag nach der letzten Tablette bekam ich wieder starke Kopfschmerzen und im Verlauf weniger Wochen stellte sich die gesamte Symptomatik wieder ein.
Da meine Hausärztin im Urlaub war und ich angesichts der Vorgeschichte ohnehin kein Vertrauen mehr in ihre Arbeit hatte, habe ich nach einem Arzt gesucht, der sich mit der Behandlung von Borreliose auskennt. Bei ihm bin ich seit Anfang April 2007 in Behandlung. Er tut sein bestes, aber den Pfusch seiner Vorgängerin kann er auch nicht rückgängig machen.

Es folgten diverse weitere Antibiotikabehandlungen, die zwar Besserung brachten, aber nicht dauerhaft, auch eine 6-wöchige Behandlung mit Infusionen blieb erfolglos. Mittlerweile bin ich seit fast 8 Monaten arbeitsunfähig, habe nach harter Auseinandersetzung mit der Rentenversicherung 4 1/2 Monate nach Antragsstellung, Widerspruch und Gutachterbesuch nun endlich eine Reha bewilligt bekommen. In der Ablehnung hieß es, ich sei nicht rehabilitationsbedürftig, meine Beschwerden seien nicht so gravierend, dass sie die Erwerbsfähigkeit mindern oder gefährden..... Zeitgleich bescheinigte mir der Medizinische Dienst der Krankenversicherung, zu dem mich meine Krankenkasse geschickt hatte, genau das Gegenteil.....

Heilbar ist die Krankheit in dem Stadium nur noch äußerst selten, aber ich weiß von anderen Betroffenen, dass man damit leben kann. "Passenderweise" ist es natürlich eine psychosomatische Klinik, aber so sehr verkehrt finde ich das gar nicht, zumal sie auch neurologoische und orthopädische Begleiterkrankungen behandeln und ursächlich können sie ohnehin auch nicht anderes machen als Antibiotika geben.

Meine Hoffnung ist, dass die Reha mich körperlich, kognitiv und psychisch soweit wiederaufbauen kann, dass ich endlich wieder arbeiten gehen kann. Ich liebe meine Arbeit und meine derzeitige depressive Episode ist nicht nur durch die Gewissheit bedingt, das ein derartiger Verlauf nicht nötig gewesen wäre, wenn meine damalige Hausärztin mal ein bisschen nachgedacht hätte (Hilflosigkeit, Wut Trauer....), sondern vor allem auch deshalb, weil ich meine Arbeit und die Menschen, mit denen ich da zu tun habe, sehr vermisse. wenn nicht, wird es wohl auf Frühverrentung hinauslaufen.

Wer sich mal gruseln will: http://www.lymenet.de/lymchckd.htm
Von der 46-Fragen-Checkliste trafen bei mir im Laufe der Zeit insgesamt 40 zu, drei weitere konnte ich nicht beantworten, weil das nicht untersucht worden ist. Auch das nachfolgende Essay könnte über mich geschrieben sein, meine Krankheitsverlauf + Symptomatik passen absolut lehrbuchmäßig auf Neuroborreliose und Spätstadium...

Als ob das noch nicht genug wäre, darf man sich wieder mit Behörden und Ärzten herumschlagen, die wenig bis keine Ahnung von Borreliose haben. Aber zum Glück kenne ich mich mit dem Sozialrecht wegen meines Sohnes inzwischen bestens aus, kenne meine Rechte und werde sie durchsetzen.

@ Elon:
Ich werde mich nun mehr und mehr mit dieser Problematik auseinandersetzen und versuchen anderen zu helfen die mit falscher Diagnosestellung von Arzt zu Arzt laufen und als Simulanten, Hypochonder oder Psychos beteichnet werden.
Das finde ich gut! Ich tue etwas ähnliches in Foren für Eltern behinderter, insbesondere autistischer Kinder, weil auch da haarsträubende Zustände herrschen, was die Fachkompetenz von Ärzten, Behörden und KK betrifft, es ist ähnlich wie bei der Borreliose.

Das, was Du schreibst, dass man als Simulant, Hypochonder etc. bezeichnet wird, ist leider bittere Realität für die Betroffenen, ich habe es selber erfahren.
Ein paar Artikel dazu:
http://dietrich.beitzke.de/gesund/pannenskandal.html
http://borreliose-ulm.homepage.t-online ... dialog.htm
http://borreliose-ulm.homepage.t-online ... atisch.htm
http://borreliose-ulm.homepage.t-online ... ttmann.htm

Deswegen kann ich jeden nur ermutigen, wenn jemand Symptome hat, die auch auf Borreliose passen, nicht vom Arzt beschwichtigen lassen, Zweitmeinung einholen und auf Antibiotika bestehen! Im Anfangsstadium ist die Krankheit gut behandelbar und drei Wochen Antibiotika sind trotz Nebenwirkungen allemal besser als mit den Folgen leben zu müssen, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird. Ich kenne eine Frau, die erst mit 29, 21 Jahre nach dem Zeckenstich diagnostiziert wurde, im Rollstuhl sitzt und Pflegestufe 2 hat.....

Jetzt habe ich Euch genug zugetextet, sorry.

Liebe Grüße

Annette

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candle
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 06:59

Hallo Tigerauge!

Danke, ich finde es bemerkenswert wie Du das hier alles niedergeschrieben hast und auch durchstehst!
Sicher wird so ein Bericht einigen etwas helfen können und vor allem die Aufmerksamkeit darauf richten, dass man dem Arzt darauf hinweisen kann um einen Leidensweg möglicherweise zu ersparen.

Ich weiß nicht wie es allgemein ist an Arbeitsplätzen unter den Kollegen. Ich kenne es so, dass wir uns gegenseitig nach einen Arbeitstag auf Zecken untersuchen. Das finde ich sehr hilfreich!

Lieben Gruß und weiterhin Alles Gute!

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 14:48

Hallo Candle!
candle hat geschrieben:Danke, ich finde es bemerkenswert wie Du das hier alles niedergeschrieben hast und auch durchstehst!
Ich muss es durchstehen, was bleibt mir auch anderes übrig? Ich sage mir immer, ich habe schon so lange gekämpft, dass ich jetzt nicht einfach aufgeben kann. Und ich möchte verhindern, dass es anderen auch so ergeht wie uns.
Sicher wird so ein Bericht einigen etwas helfen können und vor allem die Aufmerksamkeit darauf richten, dass man dem Arzt darauf hinweisen kann um einen Leidensweg möglicherweise zu ersparen.
Ich habe diesbezüglich noch an anderer Stelle anscheinend einiges erreicht, hierbei:
http://www.luk-nds.de/Zecken/zecken.htm
http://www.luk-nds.de/Zecken/zecken_2.htm
Nach meinem Vortrag wurde ich in der Diskussion von einem der anderen Referenten (wie ich inzwischen weiß, ist er der Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes) danach gefragt, ob meine eigene Erkrankung meine Einstellung zur Arbeit im Waldkindergarten geändert hätte. Ich habe geantwortet, dass das nicht der Fall ist und nicht der Zeckenstich das eigentliche Problem war, sondern die Unkenntnis und Ignoranz der Ärzte, mit denen ich zu tun hatte. Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
Allgemeine Zustimmung der mehr als 100 Tagungsteilnehmer....

(Keine 2 Jahre vorher wäre es für mich undenkbar gewesen, in solch einem Rahmen einen Vortrag zu halten, damals habe ich schon beim Klingeln des Telefons eine Panikattacke bekommen . Ich habe mich dieser Herausforderung freiwillig gestellt und sie erfolgreich gemeistert, was mich enorm weitergebracht hat. )

Mein Kollege war Anfang des Jahres beim Gesundheitsamt zur arbeitsmedizinischen Untersuchung und erzählte mir, dass die Ärztin dort auch bei der Tagung war und sich äußerst positiv über meinen Vortrag geäußert hätte. Ich denke, dass das so manchen nachdenklich gemacht hat und vielleicht konnte ich damit ja wenigstens einigen Menschen das ersparen, dass es sich so entwickelt wie bei mir. Jeder Fall ist einer zuviel.
Ich weiß nicht wie es allgemein ist an Arbeitsplätzen unter den Kollegen. Ich kenne es so, dass wir uns gegenseitig nach einen Arbeitstag auf Zecken untersuchen. Das finde ich sehr hilfreich!
Mir war die Gefahr nicht bewusst, zumal ich vorher noch nie einen Zeckenstich bei mir bemerkt hatte. Selbst als mein Mann Borreliose hatte, habe ich da nicht weiter drüber nachgedacht, ich hatte genug andere Probleme, 2004 war das Jahr, wo bei uns das Chaos tobte, u.a. war mein Sohn, damals depressiv und suizidgefährdet, andererseits aber auch extrem aggressiv, wenn man irgendwas von ihm gefordert hat, ein halbes Jahr nicht in der Schule, während wir auf einen Platz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie warteten. Hinzu kam zeitgleich ein weiteres familiäres Problem, das einen unglaublich hohen Aufwand an Zeit und Kraft erforderte und ich war in der Zeit auch fast 7 Wochen in einer psychiatrischen Akutklinik. Ohne die Unterstützung meiner Eltern, die unseren Sohn für einige Wochen zu sich genommen haben, hätten wir ein weiteres riesiges Problem gehabt.
Das alles war dann halt ein Argument für die Ärzte, mit denen ich zu tun hatte, dass meine erneuten körperlichen, kognitiven und psychischen Beschwerden und Probleme ganz eindeutig psychosomatisch sein müssen und da ich damals selber keine Ahnung von Borreliose hatte....

Normalerweise müssen ja Arbeitsschutzbelehrungen und arbeitsmedizinische Untersuchungen durchgeführt werden, aber der Kindergarten, in dem ich arbeite, ist ein Elternverein, der Vorstand, der sich um so etwas kümmert, wechselt regelmäßig und es war den Eltern einfach nicht bekannt. Wir arbeiten auch immer nur zu zweit in wechselnder Besetzung, nur bei besonderen Sachen, Elternabenden und Teamsitzungen sind wir alle da. Wir sind 5 MitarbeierInnen, nur eine Kollegin hat noch keine Borreliose. Mein Kollege hat bereits die 2. Infektion, die erste wurde bei ihm auch erst erkannt, als er eine halbseitige Gesichtslähmung bekam. Bei den Kindern sind uns bis jetzt 5 Fälle bekannt.

Ich habe das große Glück, dass die Eltern als Arbeitgeber und meine Kolleg/innen trotz meiner wiederholten langen Arbeitsunfähigkeitszeiten zu mir stehen, das ist nicht selbstverständlich. 2004 wurde nicht mal die Probezeit verlängert, obwohl ich während dieser in der Akutklinik war und danach noch 2 weitere Wochen gefehlt habe. 2005 war ich auch insgesamt 5 1/2 Monate arbeitsunfähig, davon auch 6 Wochen Klinik.
Dieser Rückhalt ist für mich sehr wichtig und die Arbeit als solche ist einfach nur schön und deshalb möchte ich auch so schnell wie möglich fit werden, eine Frühverrentung ist für mich derzeit unvorstellbar.
Meinen jetzigen Arzt habe ich auf einer Borrelioseseite im Internet gefunden, er ist jetzt auch unser neuer Hausarzt und er hat echt Ahnung von Borreliose.

Liebe Grüße

Annette
Zuletzt geändert von Tigerauge am Mo., 14.04.2008, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 14.04.2008, 16:01

Hallo Tigerauge!
Tigerauge hat geschrieben: Normalerweise müssen ja Arbeitsschutzbelehrungen und arbeitsmedizinische Untersuchungen durchgeführt werden,
Also ich hatte vor kurzen auch eine Infoveranstaltung vom Arbeitsschutz. Nun ja, es war etwas dürftig und wir wurden mit einer Zeckenzange ausgestattet. Natürlich sollen wir auf Zecken achten und schauen, ob dazu noch diese typische ringförmige Quaddel zu erkennen ist und dann sofort zum Arzt. So hätte man natürlich einen "glaubwürdigen" Beweis für die Borelliose für den Arzt.
Naja, mehr kann man wohl auch nicht tun als die Leute zu sensibilsieren und den Körper regelmäßig abzusuchen und natürlich den Mut aufbringen, den Arzt darauf hinzuweisen.
Wenigstens das beherrsche ich heutzutage ganz gut. Aber ich kenne natürlich die Problematik auch irgendwie anders abgestempelt zu werden....

Nur ich als gefährdete am Arbeitsplatz bin ja nicht wirklich die Masse, das ist ja eher die Ausnahme. Der Großteil von Zeckenbefällen wird sicher im privaten Leben sttfinden.

Lieben Gruß!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Nachtvogel
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 16:27

Hallo Tigerauge,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Der kann wirklich Betroffenen sehr helfen. Und auch Nichtbetroffenen .. denn gute Aufklärung kann einem dann im Falle eines Falles weiterhelfen. Ein Zeckenbiss kann sich schliesslich jeder einfangen.
Ist schon manchmal heftig, wie sehr man sich doch eigentlich selbst mit allem auskennen muss. Leider habe ich auch schon mehr als einmal erlebt, dass Ärzte eher Fliessbandarbeit mit Patienten machen, als sich genügend Zeit zu nehmen, um alle Möglichkeiten durchzuchecken bzw. den Menschen als Gesamtheit wahrzunehmen (bzw. sich mal Zeit zu nehmen, die gesamte Krankengeschichte ausreichend durchzulesen und zu durchdenken). Die daraus resultierenden Fehler sind zum Teil sehr heftig.

Ich wünsche dir gute Genesung!

LG, Nachtvogel

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 16:48

Hallo Candle!
candle hat geschrieben:Also ich hatte vor kurzen auch eine Infoveranstaltung vom Arbeitsschutz. Nun ja, es war etwas dürftig und wir wurden mit einer Zeckenzange ausgestattet.
Besser als gar nichts. Ich entferne Zecken bei den Kindern mit einer spitzen Pinzette, die billigen Zeckenzangen aus Plastik sind zu grob.
Natürlich sollen wir auf Zecken achten und schauen, ob dazu noch diese typische ringförmige Quaddel zu erkennen ist und dann sofort zum Arzt. So hätte man natürlich einen "glaubwürdigen" Beweis für die Borreliose für den Arzt.
Wenn man denn eine Wanderröte hat, die tritt aber nur in ca. 50% der Fälle auf und ist auch dann nicht immer typisch ringförmig.
Naja, mehr kann man wohl auch nicht tun als die Leute zu sensibilisieren und den Körper regelmäßig abzusuchen und natürlich den Mut aufbringen, den Arzt darauf hinzuweisen.
Was ich ganz gut finde, ist dieser Flyer:
http://borreliose-ulm.homepage.t-online ... rzinfo.pdf
Aber ich kenne natürlich die Problematik auch irgendwie anders abgestempelt zu werden....
Ich habe mal gelesen, dass jemandem, der die Borreliose von einer besonders pingeligen Berufsgenossenschaft als Berufskrankheit anerkannt bekam, plötzlich bescheinigt wurde, er hätte nie Borreliose gehabt.
Mir geht es gerade ähnlich, mein Verfahren läuft zwar noch, aber ich wurde von der BG ins Tropeninstitut Hamburg geschickt, dessen Leiter mich untersucht hat und wie mein behandelnder Arzt schon vorausgesagt hatte, auf die Blutwerte pocht und behauptet, ich hätte keine Borreliose und auch noch nie welche gehabt. Die positiven und grenzwertigen Antikörperbefunde erklärt er mit einer Kreuzreaktion, die Gelenk- und Kopfschmerzen mit einer degenerativen Gelenkerkrankung, die in Hamburg ebenfalls festgestellt wurde. Arthose als Ursache von Gelenkschmerzen kann ich ja noch nachvollziehen (allerdings hatte ich vor der Infektion keinerlei Gelenkschmerzen) , aber dass Kopfschmerzen durch Arthrose in den Kniescheiben, Ellenbogen und Zehen verursacht werden sollen, ist sehr weit hergeholt. Die Gedächtnisstörungen sind im Bericht erwähnt, aber er hat nicht die Ursache erklärt und die Rötung hält er für nicht relevant. Die ganzen anderen Symptome hat er unterschlagen und er ist außerdem der Meinung, ich könnte schon deshalb keine Borreliose haben, weil ich keine Arthritis habe. Die kann Folge sein, muss es aber nicht zwangsläufig oder kommt erst nach vielen Jahren und meine Infektion ist ja noch keine 2 Jahre her.

Außerdem schreibt der Prof., Antibiotika hätten ja nichts gebracht, was überhaupt nicht stimmt. Die Berufsgenossenschaft wollte das Verfahren abschließen. Auf Anraten meines Arztes habe ich denen mitgeteilt, dass sie das laut SGB X, § 20 nicht dürfen, weil sie noch keine Berichte meiner Ex- Hausärztin und vom ihm haben und dass ich den Verwaltungsakt anfechten werde, wen sie es trotzdem tun. Und wenn mein ein Antrag wegen des Berichtes aus Hamburg abgelehnt wird, werde ich Widerspruch einlegen, Argumente habe ich mehr als genug und meinen Arzt und den VDK im Rücken.

Schlimm genug, das Ärzte durch ihre Nachlässigkeit Leben zerstören dürfen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, und dann muss man sich noch mir sowas herumplagen und wird durch solche "Experten" (mal wieder) als Simulant hingestellt.
Nur ich als gefährdete am Arbeitsplatz bin ja nicht wirklich die Masse, das ist ja eher die Ausnahme.
Die Quote unter denen, die im Wald arbeiten, ist aber relativ hoch, bei uns haben wie gesagt 4 von 5 Mitarbeitern Borreliose und von der Gruppe Waldarbeiter, die wir öfter treffen, haben 7 von 9 welche .Bei uns im Stadtwald ist laut Statistik jede dritte Zecke Borrelienträger.
Der Großteil von Zeckenbefällen wird sicher im privaten Leben stattfinden.
Richtig und mit dem Argument, es könne ja in der Freizeit passiert sein, lehnen Berufsgenossenschaften Anträge nahezu immer erstmal ab. In unserem Fall dürfte das Argument etwas schwieriger anzubringen sein, da unsere Chefin acht Fälle gemeldet hat.
Naja, ich bin gespannt, was diesbezüglich noch passiert.

Liebe Grüße

Annette

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Tigerauge
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 17:30

Hallo Nachtvogel!
Nachtvogel hat geschrieben: vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Der kann wirklich Betroffenen sehr helfen. Und auch Nichtbetroffenen .. denn gute Aufklärung kann einem dann im Falle eines Falles weiterhelfen.
Wenn ich andere Krankheitsgeschichten lese, bin ich noch richtig gut dran.
http://www.borrelioseforum.de
Ein Zeckenbiss kann sich schliesslich jeder einfangen.
Und das passiert nicht selten und auch nicht nur im Wald, wie viele denken. Man kann sich genauso im Garten, auf Wiesen, in Parks, im Zoo etc. infizieren.
60-100.00 Neuinfektionen pro Jahr sprechen für sich und die Dunkelziffer, die unter falschen Diagnosen läuft, ist erheblich. Eine gängige Fehldiagnose, die einzige, die ich nicht bekommen habe, ist multiple Sklerose, weil sich die Symptomatik ähnelt. Das Fatale daran ist, wenn die Betroffen mit Cortison behandelt werden, was bei Borreliose das Verkehrteste ist, was man machen kann ,und die Krankheit sich dadurch noch verschlimmert.
Diese Fachtagung, bei der ich den Vortrag gehalten habe, war echt interessant, ich habe einiges dazugelernt.
Ist schon manchmal heftig, wie sehr man sich doch eigentlich selbst mit allem auskennen muss. Leider habe ich auch schon mehr als einmal erlebt, dass Ärzte eher Fliessbandarbeit mit Patienten machen, als sich genügend Zeit zu nehmen, um alle Möglichkeiten durchzuchecken bzw. den Menschen als Gesamtheit wahrzunehmen (bzw. sich mal Zeit zu nehmen, die gesamte Krankengeschichte ausreichend durchzulesen und zu durchdenken). Die daraus resultierenden Fehler sind zum Teil sehr heftig.
Wir haben es bei unserem Sohn zu spüren bekommen. "Neeein, der kann kein Autist sein, der spricht doch, der lässt sich anfassen, der nimmt Kontakt zu anderen auf, Sie bilden sich da was ein, Sie sind hysterisch und überbesorgt, was haben Sie eigentlich, stellen Sie sich doch nicht so an....." - alles Originalzitate von Kinder- und Jugendpsychiatern, in deren Fachgebiet Autismus fällt...
Und laut U-Heft ist mein Sohn ein bestens entwickeltes, kerngesundes Kind...... er hat einen Schwerbehindertenausweis mit Gdb 80 und den Merkzeichen H, B und G und Pflegestufe 2, das Jugendamt zahlt seit über 3 Jahren Monat für Monat über 6000 Euro für seine Betreuung. Bestimmt nicht, weil wir dem Ämtern eingeredet haben, unser Sohn hätte Probleme... Aber da mein Sohn die Asperger-Form hat, die den meisten Ärzten bis heute nicht bekannt ist, haben wir halt Pech gehabt, die Folgen für unsere ganze Familie waren sehr weitreichend und das nur, weil Ärzte nicht zugeben können, dass sie keine Ahnung haben.

Das Bittere für mich ist, dass sich die ganze Geschichte jetzt bei mir selber wiederholt, nur mit einer anderen Krankheit. Es ging mir nach dem letzten Klinikaufenthalt wirklich gut und dann sowas.. Eine Depression ist eine fast zwangsläufige Folge, wobei ich schon wesentliche schwerere Episoden hatte, was sicher nicht verwunderlich ist. Tja, wenn man einmal in der Psychoecke gelandet ist, hat man keine Chance, da jemals wieder rauszukommen.
Aber ich wandle meine Wut auf diverse "Experten" in Energie und Kampfgeist um und das erhält mich aufrecht.
Ich wünsche dir gute Genesung!
Danke! Es geht mir momentan deutlich besser als noch vor einigen Monaten, habe letzte Woche den mittlerweile 8. Behandlungszyklus mit Antibiotika beendet und hoffe, dass es nicht wieder so schnell abwärts geht, wie die letzten Male. Bei körperlicher Anstrengung gehe ich immer noch schnell aus dem Rennen und ich hoffe sehr, dass ich bald zu Reha kann und nicht noch bis Juli warten muss.
Das Gedächtnis funktioniert zur Zeit einigermaßen. Als es richtig schlimm war, habe ich unter anderem Essen auf dem Gasherd vergessen und erst wieder daran gedacht, als im Kinderzimmer der Rauchmelder losheulte. Ich habe mich des öfteren in der Stadt verirrt, in der ich seit über 14 Jahren lebe, wusste plötzlich nicht mehr, wo ich bin.... Meinen Kamm habe ich in der Bestreckschublade wiedergefunden, den Handmixer im Kühlschrank, ich habe mich gewundert, warum sich meine Wohnungstür nicht aufschließen lässt , bis mir irgendwann auffiel, dass ich eine Etage zu tief war. ... Das klingt vielleicht witzig, aber für den Betroffenen ist es einfach nur ätzend. Es ist wie Demenz bei alten Menschen, nur mit dem Unterschied, dass die nicht darunter leiden, weil es ihnen nicht bewusst ist.
Es ist wirklich erschreckend, was so winzige Bakterien für Schäden anrichten können. Nicht immer ist der Verlauf so schwer, der Fußballer Schweinsteiger hatte z.B. nur eine Knieentzündung. Aber trotzdem sollte man wirklich informiert sein und sich vom Arzt nicht beschwichtigen lassen.

Liebe Grüße

Annette

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Elfchen
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 18:06

Hallo!

Mein Exmann hatte 1996 eine heftige Borreliose mit einer Faszialisparese.
Wir konnten es damals mit Rocephin i.v. in einer Hammerdosis so hinbekommen, dass sein Gesicht und das Auge keinen Schaden zurückbehielten, aber man lebt mit einer Zeitbombe. Die Burgdorferias waren um x 1000 fach erhöht.

Ich wünsche Dir wirklich alles Gute und viel Kraft!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Tigerauge
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Beitrag So., 07.09.2008, 18:37

Hallo!

Inzwischen habe ich weitere Antibiotika-Behandlungen hinter mir, die auch keine dauerhafte Besserung brachten. Meine Reha hat auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht, ich bin mittlerweile frühverrentet und habe einen Schwerbehindertenausweis.......

Vor 2 Wochen war ich zu einer Veranstaltung mit Ärztevorträgen zum Thema Borreliose. In einem Vortrag wurde dringend davor gewarnt, sich bei chronischer Borreliose gegen FSME impfen zu lassen. Mir fiel es wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen, ich konnte mir plötzlich erklären, warum sich mein Zustand letzten Sommer so rapide verschlechtert hat, inklusive Lähmungserscheinungen in der rechten Körperhälfte, so dass ich dann im August mit Antibiotika-Infusionen begonnen habe. Ich Dussel habe mir von meiner Ex-Hausärztin, die die Diagnose gestellt hat, nachdem ich im Februar einen Borreliosetest verlangt habe, Ende Juni die FSME-Auffrischimpfung geben lassen...... Das habe ich im Impfpass schriftlich und die Diagnose steht unter Datum April 07 in ihren Aufzeichnungen in meiner Patientenakte..... (die habe mich mir nämlich dieses Jahr im März geholt).

In dem Buch Krank nach Zeckenstich: Borreliose erkennen und wirksam behandeln, das als das derzeit beste Buch zu diesem Thema auf dem Markt gilt steht u.a..:

" Sie sollten keine Impfung erhalten, die nicht unbedingt erforderlich sind, wie z.B. eine Grippeimpfung.
Vor allem sollten chronisch Borreliosekranke keine FSME-Impfung bekommen, da danach immer wieder schwere Schübe und Zustandsverschlechterungen von neurologischen Symptomen beobachtet wurden."

Meine Krankenkasse sprach schon vorher von Diagnose- und Behandlungsfehlern, das mit der FSME-Impfung ist ihr noch nicht bekannt..... Ich werde das von der Ärztekammer mittels eines Schlichtungsverfahrens aufklären lassen und nach Erhalt des Gutachtens ggf. rechtliche Schritte gegen die Ärztin einleiten, sie hat durch ihre Nachlässigkeit meine Gesundheit und mein Leben endgültig zerstört....
Die Ärztekammer hier hatte schon mal so einen Fall, wo die Patientin Recht bekam... Und ich habe eine starke Lobby im Hintergrund, den Sozialverband VDK und den Borreliosebund, in beiden bin ich Mitglied. Meine Krankenkasse ist auch daran interessiert, weil es für sie um noch viel mehr Geld geht.

Meinem autistischen Sohn geht es auch nicht gut, er hat sich in den letzten Monaten mehrfach massiv selbst verletzt. Ich wusste von seinem Bezugsbetreuer, dass er zu selbstverletzenden Verhalten neigt , aber was konkret vorgefallen war, wusste ich nicht. Als ich Anfang Juli die langen Schnittwunden auf seinen Armen gesehen habe, war ich völlig schockiert.

Dass es mir mit all dem psychisch nicht gut geht, ist sicher nachvollziehbar.
Deshalb bin ich seit 2 Wochen in einer psychiatrischen Tagesklinik in Behandlung. Das Aufnahmegespräch dauerte fast eine Stunde und der Arzt war sichtlich erschüttert und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf, während ich ihm berichtet habe, was bei uns abgegangen ist und noch abgeht.
Er sagte, ich sei schwer traumatisiert und es sei absolut kein Wunder, dass ich die Diagnose "Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung" (F 62.0 im ICD 10) bekommen hätte. Er hat mir zu einer Traumatherapie geraten, ich bin zur Zeit bei der Recherche nach einer für mich geeigneten Klinik.

Ich hoffe, dass ich die richtige Klinik finde und meine KK eine Traumatherapie bewilligt. Ich möchte endlich zur Ruhe kommen und mit meinen Erkrankungen und den Lebensumständen soweit leben lernen, dass ich nicht immer wieder abstürze.

Liebe Grüße

Annette

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Bugelmuc
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Beitrag Mo., 02.03.2009, 09:40

Hallo an alle, die Borreliose nach wie vor nicht so ernst nehmen. Gut, entdeckt man den Zeckeneinstich sofort und bekommt man innerhalb von 4 Wochen nach dem Stich eine Rozephin-Therapie (Antibiotikum), die dauert in der Regel an die 10 Wochen, dann kann die Borreliose geheilt werden. Natürlich gibt es die sogenannten Ausnahmen, also Menschen, denen eine Borreliose nichts tut, aber das sind vielleicht 1% der Bevölkerung.

Beginnt eine Behandlung zu spät, hat man ein Problem. Die Borrelien verschwinden nicht mehr aus dem Körper. Sie sind zwar nicht immer aktiv. Aber mit der Zeit wird es immer schlimmer, vor allem dann, wenn sie aktiv werden. Es gibt zwei unterschiedliche Stadien: Stadium 1-3: chronisch und Stadium 1-3: akut.
Meine geliebte Frau Gudrun ist bereits im 3. Stadium der schronischen Borreliose und im 2. Stadium der akuten Borreliose. Gestochen wurde sie 1986. Gekümmert hat sich damals noch niemand um einen Zeckenbiss. Man wußte schlichtweg nichts von Borreliose. 1992, 2004 und 2007 brach sie dann akut aus. wie ihr seht, werden die Zeitabstände kürzer. Folgen bei Gudrun: 24Std. Schmerzen, Hypophysenforderlappeninsuffizenz (massive Hormonstörungen) Morbus Addison (das menschliche Kortisol wird vom Körper nicht gebildet) HWS-Instabilität C0-C3 (Halswirbelsäuleninstabilität 1. bis 3. Wirbel sind versteift und mit 12 Schrauben fixiert worden - der Dens (C0), also wo der Kopf draufsitzt ging einfach kaputt) Enzephalitis (Gehirnentzündung - Folgen bleiben ein Leben lang (viele Patienten sterben an einer akuten Enzepahlitis)), zwei Herzklappenfehler und und und..

In Österreich gibt es nur die Standard-Therapie von 10 Wochen, mehr nicht. Du bist in diesem Land gezwungen ins Ausland zu gehen (Deutschland), wenn man das nötige Kleingeld hat. Hatten wir; jetzt nicht mehr.

Zu empfehlen ist das BCA-Augsburg, eine Klinik, die sich ausschließlich um Borreliosepatienten kümmert. Es ist eine Privatklinik und wenn man nicht Zusatzversichert ist, tritt man dort als Selbstzahler auf. wie das mit Zusatzversicherung und Ausland ist, weiß ich leider nicht, wir haben keine Zusatzversicherung, da Gudrun keine Versicherung nehmen würde. Wenn man dann eine Therapie in Augsburg beginnt, dann dauert die im ersten Zyklus mal gleich 5 Monate. 16-18 Wochen Monate Antibiotikatherapie. Die Therapie kann man natürlich auch hier in Österreich machen, wenn man einen Hausarzt hat, der einem unterstützt. Meist wird ein Portacut gelegt, denn jeden Tag in den Arm mit einer Nadel stechen, ist auch nicht förderlich für die Venen. Während der Therapie hat man Termine im BCA (Borreliose-Centrum-Augsburg): Gespräche und Blutuntersuchungen (eine Blutuntersuchung kostet knapp 500€). Gudrun hatte 3 Blutuntersuchungen. Das Blut wurde hier in Österreich abgenommen und mittles Fed-Ex nach Augsburg geschickt (Fede-Ex-Kosten: 67€ pro Sendung) Das Blut muss unbedingt innerhalb von 24 Stunden untersucht werden. Die Röhrchen bekommt man vom BCA zugeschickt. Für alles was man tut muss man zahlen. Egal ob es ein Gespräch, ein Telefonat, Blutuntersuchung, Medikament (übrigens sind nicht alle Medikamente in Österreich erhältlich) ist.
Geht man zu einem Prof. Stanek (Hygieneinstitut Wien) oder zu einem Prof. Skrabal (Barmherzige Brüder Graz)....das sind die angeblichen Kapazitäten dieses Landes, dann helfen die einem auch nicht wirklich. Standard 10 Wochen, das war's. Gut, bei vielen Patienten, bei denen die Borreliose noch nicht den Stand meiner Frau Gudrun erreicht haben, mag diese Zeit durchaus reichen. Ich persönlich, glaube dies nicht mehr. Die Patienten werden älter und die Borrelien verschwinden nicht mehr. Wer der englischen Sprache sehr gut mächtig ist, der kann sich den 'Lancet' auf meiner Homepage durchlesen. Der beschreibt in eindrucksvoller Weise, wie sich Borrelien bewegen, teilen und welche Strategien sie auf Antibiotikathrapien entwickeln und wo sich Borrelien verstecken, so dass sie vom Antbiotika nicht erreicht werden können (z.B hinter dem Auge)
Adresse: http://www.bugelmuc.beep.de unter 'Chronische Erkrankung' Da wird auch der ganze Krankheitsverlauf von Gudrun erörtert. Dies ist keine Zur-Schau-Stellung sondern soll den Hilfesuchenden und Leidenden eine Orientierung bieten.

So jetzt höre ich auf, denn sonst wird's zu lange.

Alles gute und Gottes Segen

Christian

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