mein Vater ist gestorben

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Beitrag Mo., 20.10.2008, 12:38

Ja, es ist alles ok... soweit man das sagen kann, mir gehts ja immer noch nicht so gut. Ich hab in der letzten Woche nur so viel Arbeiten geschrieben, dass ich keine Zeit hatte hier zu antworten. Und am Wochenende war ich auf dem Herbstseminar vom stadtjugendausschuss bei dem ich in den ferien immer jobbe.
Jetzt habe ich aber wieder Zeit

Ich weiß auch gar nicht mehr so genau, was ich eigentlich schreiben soll, ich hab ja eigentlich alles erzählt. Es ist in letzter Zeit so, dass ich ín lustigen Situationen (oder bei bestimmten Liedern im Radio wie nothing else matters (die version von Lucie Silvas) das auf der Beerdigung kam) plötzlich Tränen in die Augen bekomme - das bekommt meistens keiner mit, aber wenn komm ich mir schon doof vor.
Am Wochenende zum Beispiel war ich ja mit der Organisation weg (im Elsass) und wir waren mit 50 Leuten essen. Es wurde auch ganz schön viel gebechert (wein und bier) und ich hab eben nix getrunken und öfters mal doofe kommentare gehört. Die Leute sind eigentlich echt nett, aber ich wollt halt nicht jedem auf die Nase binden, warum ich nichts trinke, da gab es doofe Blicke und Kommentare. Als dann auch noch der Apfelflammkuchen "flambiert" wurde (am Ende schwammen imer noch Alkoholpfützen drauf rum) hab ich ihn halt gegessen. Obwohl ich es nicht wollte, aber das wäre halt blöd gekommen... Wenn ich immer die einzige bin, die nüchtern ist komm ich mir schon scheiße vor, ist dann ja auch (anscheinend) nicht so lustig für mich. Betrunken oder Angetrunken war ich eben noch nie. Ich wills auch gar nicht sein, aber wenn es eben alle um mich rum sind und dann noch komische Kommetare kommen dann komm ich mir richtig verklemmt vor :-|
Sobald ich eben Alkohol nur rieche oder sehe muss ich an meinen Vater denken, und dann werd ich eben wieder total traurig. Ich hab's immernoch nicht kapiert, dass er ganz weg ist. Ich drufe ihn ja nicht mehr sehen und auf den Fotos ist er so lebendig, genauso wie in seinen Liedern (wir haben Aufnahmen gefunden, auf denen er Gitarre spielt und singt) und in meinen Erinnerungen ist immer alles so schön :'-(
Ich frag mich manchmal echt was ich falsch gemacht habe, dass immer alles schief geht... naja.
Ich werds aber überleben denk ich, denn sowas denkt sich eh jeder mal, und wenn ich so sehe wie schlecht es anderen geht dann gehts mir ja vergleichsweise gut.
Ich werde demnächst auch Kindern aus anderen Ländern, denen es echt schlecht geht einen Karton mit Geschenken packen (die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton"), dann geht es denen die es wirklich schlecht haben vielleicht kurzfristig etwas besser ^^ wenn ich denen ein bisschen Hoffnung schenken kann, die ich eben nich mehr hab, dann ist das ja immerhin was schönes. Finde ich.
(ist das logisch? ich denk manchmal so kompliziert xD)
Naja...
Liebe Grüße
Laura

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struggle
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Beitrag Mo., 20.10.2008, 18:02

Hi Laura!

Schön, von dir zu hören!
Ich finde es ganz normal und menschlich, dass dir Tränen kommen, wenn du durch etwas an deinen Vater erinnert wirst. Jeder trauert anders, und jeder braucht unterschiedlich viel Zeit. Gönn dir die Zeit, die du brauchst, kein anderer Mensch außer dir kann wissen, wieviel das sein wird, und wann der Schmerz leichter wird. Und er wird ganz bestimmt leichter!
Ich hab den Vergleich nicht, wie das ist, als einzige nichts zu trinken, und ich denke, mein Bruder wird da auch so manchen Kampf gefochten haben und seinen sprichwörtlich sturen Widder-Schädel eingesetzt haben... aber jetzt wird das von seiner Umgebung akzeptiert, er sagt selten mehr als "Ich trinke nichts" - "Nie?" - "Nein, nie". Und er amüsiert sich genauso gut wie alle anderen, nur dass er am nächsten Tag weder Übelkeit noch Kopfschmerzen hat.
Logik und Gefühl sind zwei paar Schuh. Dein Schmerz ist gut und wichtig und richtig und du brauchst ihn nicht kleiner machen - "Andern gehts noch schlechter" ... das presst die Gefühle zurück in den Topf, Deckel drauf und fertig. Lass ihn raus, irgendwann wird er leichter, und irgendwann kannst du die schönen Erinnerungen an deinen Vater genießen.

Schön, dass du zu Weihnachten anderen Kindern helfen möchtest!
Alles Gute!
struggle
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Beitrag Di., 28.10.2008, 22:05

Hey
ich war heute mal bei einer Psychotante, aber die ist nix, total lahmarschig und sie hat nur unnötigen Kram gefragt und gelacht (!) als ich von den 35 Flaschen Wodka in der Wohnung meines Vaters erzählt habe. Werd mir wenn überhaupt jemand anderes suchen.
Außerdem bin ich total sauer auf den ***** Vermieter von der Wohnung meines Vaters, der wil, dass wir die Miete von September und Oktober bezahlen, obwohl mein Vater doch da schon tot war. Dem ist es scheißegal, wie es uns geht. Ich bin ernsthaft am überlegen, ihm zu schreiben was für ein egoistisches Arschloch der ist, und dass sein 2-Zimmer Drecksloch nie im Leben 530Euro wert ist. Der droht mit nem scheiß Anwalt wenn wir nicht bis zum 3. November das Geld überweisen, dabei hat der sicherlich nen Arsch voll Geld und er will ja anscheinend auch keinen Nachmieter (wir haben ja einen gefunden, der einziehen will, aber nein, hauptsache uns das leben schwer machen.)
Am liebsten würd ich ne Bombe legen, genauso wie ich am liebsten die scheiß Versicherungsarschlöcher abknallen würde, die sind mitschuld dran, dass mein Vater tot ist.
Keine Angst, ich mach das natürlich nicht, jedr denkt sowas manchmal, aber trotzdem. So einen Brief schreib ich dem mal, ich weiß nur nicht, ob das was bringt...
Wohl eher nicht, so egoistischen Menschen ist eh alles egal.
Übermorgen wollten wir eigentlich in den Europa Park gehen - und jetzt gibt's 6°C und Regen
Ich glaub, ich hab irgendwann in meinem früheren Leben was verbrochen und ich darf jetzt kein schönes Leben haben, vielleicht sollte ich mich damit abfinden...

Bei einigermaßen gutem Wetter geh ich immernoch täglich auf den Friedhof und räume die Blätter weg und stell eine Kerze hin, irgendwie hab ich sonst ein schlechtes Gewissen. Ich will ihn ja nicht vergessen... Aber meine Mutter hat keine Lust mehr, mit mir zu reden, im Gegenteil, sie verletzt mich immer wieder damit, dass ich mir endlich ne Sportgruppe suchen soll, damit ich nich noch fetter werde. Dabei weiß sie genau, dass es mir nicht gut geht und dass mir einfach alles zuviel wird. Und es gibt eindeutig viel dickere Menschen als mich. Sie sagt immer, ich wäre wunderschön - aber das wird durch die fettpolster kaputt gemacht. Na toll. Und wenn ich dann abhau, weil ich mir das nicht weiter anhören will, dann sagt sie dass ich wie mein Vater wäre - immer wenn es schwierig wird, hau ich hab. Dabei ist doch echt schon genug schwierig.
Ich bin schon echt über mich erschrocken, wenn ich so sauer auf mich bin, dass ich es einfach nicht auf die Reihe kriege mal auf Schokolade zu verzichten oder einfach mal normal zu sein dann kratz ich vor lauter anspannung schon manchmal so lang an meiner Hand rum, dass es blutet. Da gehört echt viel Doofheit dazu.
Naja, das hat ja jetzt gar nix mehr mit dem Tod von meinem Vater zu tun eigentlich ^^
Wollt nur mal meinem Ärger Luft machen, hat auch ein bisschen geholfen...
Liebe Grüße
Laura

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struggle
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Beitrag Mi., 29.10.2008, 21:01

Puh Laura, die Bombe ist sinnbildlich hochgegangen!!

Da ist ja jede Menge los bei dir!
Wieso will denn der Vermieter das Geld noch haben? War die Wohnung noch nicht abgemeldet? Und wieso kann er das von euch fordern? Deine Eltern waren doch geschieden, oder? Da wird deine Mutter doch nicht gebürgt haben?
Es klingt alles sehr kompliziert und undurchsichtig...

Bei der Psychologin, war das nur ein Erstgespräch? Ich finde es auch daneben, wenn sie über ein Thema lacht, das dir doch eindeutig am Herzen liegt, das sollte sie vielmehr hinterfragen.
Natürlich muss wohl jede Therapeutin zunächst "unnötige" Fragen stellen, um dich und deine -ich nenns mal so - Problematik kennenzulernen.
Ich hoffe, du suchst dir tatsächlich bald eine, die du sympathisch findest und mit der du reden kannst, denn dein letzter Absatz würde eins zu eins dorthin gehören - eine Mutter die dich manipulieren möchte und dein Selbstbild negativ beeinflußt, soviel Druck, dass du dich selbstverletzt und dein Haß wegen der Schokolade. Keines davon hat mit Dummheit zu tun - vielmehr mit einem immensen Druck, den du hoffentlich nicht alleine tragen wirst müssen!!!

Viel Kraft,
struggle
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Beitrag Mo., 01.12.2008, 14:41

Hallo zusammen

Also, ich weiß langsam nicht mehr ob das normal ist... ich muss immer noch fast jeden Tag an meinen Vater denken und bin einfach so traurig und find die Vrostellung so schrecklich, dass er da ganz alleine in seinem Bad gestorben ist und uns nicht mal mehr Tschüß sagen konnte. Ich gehe auch jede Woche öfters auf den Friedhof. Dabei ist es jetzt schon fast 3 Monate her...
In der Schule gibt es nur noch Stress, ich schreibe jede Woche zwei Klausuren, bin nur noch am Lernen und trotzdem werden meine Noten schlechter (im Schnitt gerade mal 8 oder 9 Punkte. Und das in Französisch, wo ich doch immer einsen hatte )

Am Wochendene war ich mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Man sollte meinen, dass ich mich da wohl fühle mit allen Freunden usw., aber wenn ich die ganzen Besoffenen am Glühweinstand sehe, die grölen und sich schlagen, wird es mir ganz schlecht. Also wirklich schlecht, ich hab erst mal weg gehen müssen. Hatte es dann am Sonntag mit einer Freundin über das Wochenende, wir haben drüber geredet was wir so gemacht haben (sie war nicht mit mir unterwegs) und ich hab halt erzählt dass wir Coctails trinken waren... sie hat mich eben gefragt, was ich getrunken hab und ich hab einfach gesagt "nen alkoholfreien" Sie meinte dann "achsoo, ist ja langweilig" Ich meinte dann: "ich trink halt keinen Alkohol" Sie: "Warum nicht?" Ich: "Weil mein Vater daran gestorben ist" Sie: "Ja, und? Meiner auch, ich trink trotzdem was!"
Ich hab dann was von "Oh, tut mir leid" gesagt und wir haben das Thema gewechselt. Meine Schwester trinkt ja auch, nur mir fällt das eben schwer, ich mags halt nicht. Aber dafür werd ich dann komisch angeschaut... Dabei will ich einfach nur normal sein, so wie alle anderen.

Aber das war es noch lange nicht, ich hatte heute praktische Führerscheinprüfung und natürlich bin ich durchgefallen. Ich fall ja überall nur noch durch, bekomm gar nix mehr auf die Reihe... so langsam fühl ich mich wie der dümmste Mensch auf diesem Planeten, dem alles zuviel wird. Morgen schreibe ich Geschichte und ich hab noch nichts gelernt. Ich weiß, dass ich eh keine gute Note bekomme, ist mir alles viel zu viel.
Aber mein Leben besteht nur noch aus Schule, Lernen und Prüfung. Und jetzt bin ich auch noch heute morgen durchgefallen, der Prüfer war der größe A**** den ich jemals getroffen habe. Ein "Beispielgespräch":
Er: "Parken Sie bitte rückwärts neben der Fahrerseite des VWs ein"
Ich: "Okay... welches ist der VW? (das Auto war noch gute 40meter weg)"
Er: (verdreht die Augen) "der dunkle. Haben Sie die aufgabe verstanden?"
Ich: "Ja, rückwärts links neben das dunkle Auto einparken"
Er "Nein, so habe ich das nicht gesagt"
Ich: "Doch, das haben Sie zu mir gesagt"
Er: (verdreht die Augen) "Sind Sie wirklich sicher, was Sie machen sollen, sagen Sie es bitte nochmal!"
Ich: "Ich soll rückwärts links neben den VW einparken"
Er: (verdreht die Augen) "NEIN! Sie sollen rückwärts neben dem VW auf dessen Fahrerseite einparken"
Ich: "Ja, hab ich doch gesagt! Fahrerseite ist doch links!"
Er: "Das hatte ich so aber nicht gesagt"

Ich hab dann völlig verunsichert eingeparkt. Es war eine breite Lücke, es hätte aber niemals ein zweites Auto reingepasst. Also habe ich eben auf beiden Seiten einen guten Abstand gehalten, damit beide Türen gut aufgehen.
Er: "Haben Sie das so gelernt?"
Ich: "Was meinen Sie?"
Er: "Mit dem Abstand einparken?"
Ich: "Ein zweites hätte nicht mehr hingepasst, da kann ich doch Platz lassen"
Er (verdreht die Augen): "Ich suche nachher eine andere schöne Lücke"

Er hat mich dann noch zweimal rückwärts einparen lassen, einmal sogar am Berg. Durch seine ganzen Sticheleien hab ich dann manchmal eine Ausfahrt verpasst (Er: "Fahren Sie bitte Richtung Landau" Ich: "Okay" Er: "haben Sie verstanden was ich meine" Ich: "Ja" Er: "wirklich?" Ich: "JAA!" Er: "Warum sind Sie dann grade nicht abgebogen?!" (wie denn, wenn er mich die ganze Zeit ablenkt und fertig macht?!?!)

Andere haben den Führerschein aber doch auch bestanden, nur ich Depp vom Dienst mal wieder nicht.
Jetzt muss ich bis Januar warten. Wenn ich den Prüfer wieder bekomme, hole ich mir ein Attest und lass mich krank schreiben. Am liebsten würde ich gar nicht mehr zur Schule und den Schein sausen lassen (ist aber bisher schon so viel Geld gewesen... 30 (!) Fahrstunden!!! Eine Freundin hat es mit 26 geschafft...)
Und wenn ich noch zweimal durchfalle muss ich drei Monate warten bis ich wieder darf

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MissCheeky
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Beitrag Mo., 01.12.2008, 14:52

Ich glaub dass mein Leben einfach dazu bestimmt ist, dass es scheiße wird. Schon immer. Und ich bekomm es einfach nicht in den Griff, obwohl ich mir so Mühe gebe. Meine Mutter sagt, ich bin zu negativ. Wie soll ich bei dem ganzen Mist aber positiv denken? Manchmal würd ich mich am liebsten neben meinem Vater verbuddeln und gar nichts mehr müssen.
In zwei Wochen werde ich 18, aber ich kann mich einfach nicht richtig darauf freuen... ich weiß nicht mal was was ich mir wünschen soll, alle meine Wünsche sind nix materielles. Und unerfüllbar -.-
Wie ich feiern soll, weiß ich auch nicht. Es ist so schade, dass mein Vater nicht mal meinen Achtzehnten miterleben kann. Er bekommt so vieles nicht von mir mit. Dabei müsste er das doch, so wie andere Väter. Aber er ist einfach weg, und kommt nie wieder

Mein ganzes Leben besteht aus "Ich muss noch Lernen, ich muss noch putzen, ich muss noch einkaufen, ich muss noch arbeiten, ich muss abnehmen"
Aber ich "darf" und ich "will" kommt kaum noch vor. Und für was lern ich so viel (z.B. 5 Stunden für eine Bio-Klausur die trotzdem scheiße war)? Für Blöde schlechte Noten.

Naja. Mal wieder bisschen Seelenmüll abgeladen... sorry ^^
Grüße
Laura

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Nektar
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Beitrag Do., 11.12.2008, 00:25

Liebe Laura,

ich hab gerade diesen Thread durchgelesen und wollte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Es tut mir sehr leid, dass du deinen Papa verloren hast und noch mehr, wie er von euch gegangen ist. Ich hoffe, es geht dir etwas besser inzwischen, aber bitte überfordere dich nicht. Du steckst noch mitten im Trauern, drei Monate sind nichts, jeder Mensch trauert unterschiedlich. Unterschiedlich stark, unterschiedlich lange. Nimm dir soviel Zeit traurig zu sein, aber auch wütend, falls du es so fühlst, wie du eben brauchst. Verlang nicht von dir, völlig normal zu funktionieren. Du hast ein traumatisches Erlebnis hinter dir, wenn du jetzt nicht schlechter in der Schule werden darfst und dir alles zuviel wird, wann denn dann? Sei nachsichtig mit dir selbst, so wie du es auch mit deiner Familie bist. Du hast viel durchgemacht und machst es noch, gib dir Zeit, das zu verarbeiten. Erinnere dich an die guten Zeiten mit deinem Papa. Sei wütend und verletzt über sein Verhalten, wenn du es so fühlst. Ich bin mir sicher, er wäre sehr stolz auf dich, wie du dein Leben regelst. Du gehst jeden Tag zur Schule, du tust dein Bestes, mehr kannst du nicht tun. Du warst ihm eine gute Tochter und bist es auch jetzt noch.
Ich wünsche dir noch viel Kraft für diese schwere Zeit, ich hoffe, du findest den Trost und die Unterstützung, die du jetzt brauchst und vor allem, dass du nicht zu hart mit dir selbst ins Gericht gehst, du machst das alles sehr gut, du darfst im Moment auch schwach sein, vergiss das nicht.

Alles, alles Liebe, Nektar

PS: Ich wünsche dir, dass du deinen Achtzehnten trotz allem etwas genießen kannst, ich bin mir sicher, dein Papa hätte ihn gerne mit dir zusammen verbracht!

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Pathfinder
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Beiträge: 6

Beitrag Sa., 20.12.2008, 03:07

hallo...

...von mir auch mein herzliches mitgefühl.

ich wünsch dir viel kraft und mut, dich deinem verlust zu stellen, ihm die stirn zu bieten und es als teil deines lebens zu verstehen...

betrachte dein dich mitteilen nicht "als seelenmüll loswerden"...sich mitzuteilen, zu teilen, auch trauer, ist ein grundbedürfnis und sehr gesund...

für jeden schritt in deinem trauerprozess gibt es einen tag, einen moment, den nur du bestimmst...

ich habe auch früh meinen papa verloren, ein ganz bodenloses gefühl...ich lese zwischen deinen zeilen von wut und verzweiflung - das sind gefühle, die völlig in ordnung sind und die ich auch immer wieder bei verlusten gespürt habe...

...wut ist eine energie, die so stark ist, dass sie wenig platz für trauer und abschied lässt...wenn du es also schaffen kannst, wenn die zeit dafür da ist, dich deiner wut über diesen schlimmen verlust zu stellen, sie anzunehmen, wirst du wahrscheinlich viel freier für deine trauer sein, sodass dir irgendwann der abschied gelingen wird...

das wünsch ich dir sehr und noch viel mehr...

alles liebe für dich !
"Liebe ist die beständigste Macht der Welt !"
Martin Luther King

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enna79
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 12:08

Liebe Laura,
eine Freundin machte mich auf deinen Artikel aufmerksam. Eben weil sich unsere Geschichten sehr ähneln.
Ich habe am 06.02.09 erfahren, daß mein Vater gestorben ist.
Er starb zwischen dem 24.01. und dem 03.02.09. Der genaue Todeszeitpunkt war nicht festzustellen bzw. man machte sich nicht die Mühe.
Mein Vater war auch Alkoholiker. Viele Jahre lang. Er hatte bereits eine Leberzirrhose. Die letzten Wochen trank er wohl wieder sehr und seine Leber machte nicht mehr mit. Er starb an schweren Magen-Darm-Blutungen.
Er starb ebenfalls ganz allein und man fand ihn erst Tage später. Wie geschrieben, wann er genau starb weiß man nicht.
Mein Bruder und ich erfuhren es durch die Polizei, die eben sofort eingeschaltet wird.
Ich schreib das grad alles sehr nüchtern runter, aber in mir sieht es ebenfalls anders aus.
Die Vorstellung, daß der Papa so alleine gestorben ist, ist schrecklich. Auch ich konnte mich nicht verabschieden. Ich habe ihn zuletzt nicht mehr telefonisch erreichen können. Ich wohne sehr weit weg von meiner heimatstadt.

Mein Vater trank schon sehr lang. Ich kann mich erinnern, daß er den ersten kalten Entzug zu hause machte, da war ich 14. Ich habe das miterlebt und das war schrecklich. Auch ich musste sehr früh verantwortung übernehmen und leider viel zu schnell erwachsen werden.
Ich kenne das ganze Dilemma in einer Familie groß zu werden, in der jemand trinkt.

Ich gehe seit ein paar Jahren in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern. Mir hilft das sehr, weil ich andere Menschen treffe, die ähnliches wie ich erlebt habe und die, wie ich an den Auswirkungen davon arbeiten bzw. Probleme in ihrem Leben haben.
Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Jeder der damit in Berührung kommt, wird auf kurz oder lang in Mitleidenschaft gezogen.
Alles dreht sich nur um den Alkoholiker. Die Mutter ist nur noch beschäftig den Schein nach außen zu wahren und alles am laufen zu halten. Wohingegen der Alkoholiker sich immer mehr seiner Verantwortung entzieht. Für Kinder ist so ein Umfeld schrecklich, weil einfach kein Platz mehr ist. Sie können nicht mehr einfach nur Kinder sein.
Auch ich kenne diese Angstzustände. Lange Zeit hatte ich die und bei mir hing das Definitiv mit dem Alkoholismus zusammen.

Wie ich sehe, bist du auch aus Karlsruhe.
Wenn du magst, meld dich doch mal. Es hilft wirklich sehr sich mit Menschen zu unterhalten, die das gleiche erlebt haben.
Alles Liebe, Anne

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Wagi
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weiblich/female, 17
Beiträge: 1

Beitrag Mi., 01.04.2009, 17:58

hallo alle zusammen!
ich bin zufällig auf diese seite gekommen und bin naja nicht froh aba erleichtert das auch andere solche schicksalsschläge verkraftn müssen!

mein vater ist letzte woche, am 23.3. verstorben. er war erst 45 und noch anfang märz hatte keiner eine ahnung, dass er krank ist. schon eine zeit lang haben ihm schluckbeschwerden zu schaffen gemacht. jeder dachte, dass er eine speiseröhrenverengung hat, doch der arzt hat einen tumor an der speiseröhre entdeckt und ihn sofort ins krankenhaus verwiesen. dort erzählt uns niemand wie es wirklich um ihn steht. die ärzte sagten uns zwar das es krebs ist und das eine chemo notwendig ist, doch sagten sie auch das sonst keine metastasen zu finden sind.
wir hatten große hoffnungen dass alles wieder gut wird doch am 22.3. in der nacht bekam er plötzlich eine lungenembulie und wurde auf die herzstation verlegt. meine mutter und ich eilten 23.3. zu ihm und erst dort erzählte uns ein arzt, dass es kritisch ist und das eig. keine chance auf heilung besteht. sie sagten uns auch wir sollen ihm nichts davon erzählen, denn er weiß das alles nicht.
keine halbe stunde ist vergangen, wurde die situation kritisch und die ärzte konnten nichts mehr für ihn tun.

ich kann es einfach nicht begreifen, wie das passiern konnte. er war mein ein und alles, ich konnte über alles mit ihm reden.. ich habe mich nie mit ihm gestritten, er hat mir erst letztes jahr das autofahrn beigebracht und auch seine leidenschaft für musik hat er an mich weitergegeben.
an seinem begräbnis waren um die 500 leute; alle mochten ihn, und keiner kann es begreifen

wie kann so etwas passiern? ich warte jede minute, dass er von der arbeit nach hause kommt...
bei den ganzen begräbnisvorbereitungen wurde mir nie klar, dass mein vater gestorben ist

ich hoffe nur, dass ihr mir sagen könnt, dass ich es irgendwann begreife und es leichter wird zu verstehen

danke fürs zuhören, das bedeutet mir viel!!
glg

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stardust
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Beitrag Do., 02.04.2009, 10:54

hui, liebe Wagi, mein Beileid. ungefähr kann ich nachvollziehen, wie es dir geht, wenn ich auch ein paar Jahre älter war als du, als mein Dad starb - ich war 25. Leider hatte ich kein so gutes Verhältnis zu ihm wie du das eure beschrieben hast - darum bist du zu beneiden. Gerade das macht es dir wohl aber so schwer.

Versuch, diese Erinnerungen zu behalten. Leider musst du diesen Weg des Trauerns alleine beschreiten. Wenn du aber nicht damit klarkommst, dann such dir Hilfe bei einem Therapeuten. Dann hast du jemanden, der dir zuhört und vielleicht etwas die Richtung weist. auch ich war zweimal bei einer Therapeutin. Sie hat mir gesagt, ich soll einen Brief schreiben, an mich adressiert, so als hätte er ihn geschrieben. Und an einem bestimmten Tag - dein Geburtstag oder Weihnachten - öffnest du diesen Brief. Das war zwar etwas heavy, aber da etwas Zeit vergangen ist, auch irgendwie gut. oder schreib ihm einen Brief und lies ihm deine Gedanken und Gefühle vor... an seinem Grab oder an einem sonstigen Ort, der dir Sicherheit gibt.

Mir ist es damals auch sehr scheiße gegangen. leider bin ich in allem ein unglaublich emotionaler Mensch, ich fühle - für meinen Geschmack - viel zu intensiv. Liebe, aber auch Schmerz. Auch wenn es für dich jetzt unvorstellbar scheint, es wird leichter werden. Nicht mit jedem Tag. aber mit jedem Monat. ein bisschen. Es tut mir wirklich leid, dass du so jung deinen Vater verlieren musstest. Wichtig ist, dass ihr in der Familie zusammenhält. Dass ihr miteinander redet, wie es euch geht... meine Mom ist da leider ganz anders wie ich, eher Verstandesmensch, die tat sich da glaub ich leichter. naja sie hat auch viel mitgemacht - mein Dad war Alkoholiker, er hat durch seinen Beruf dann HepC bekommen. Durch die Interferontherapie ging es ihm auch danach sehr schlecht, er wurde in Frühpension geschickt, war körperlich eher schwach. Und ist immer launischer und störrischer geworden. das ging über 4 Jahre. Leider hat er nie mit dem Trinken aufhören können... hatte alle halbes Jahr eine Ösophagusvarizenblutung... lag auf der Intensivstation... wieder und wieder. Am Ende starb er an einer Gehirnblutung. Durch das Interferon hat ihm damals so die Blutwerte durcheinander geschmissen, dass er sich nie mehr davon erholt hat. Er starb, einen Tag bevor ich von Wien heimgekommen wäre. ich konnte mich nicht von ihm verabschieden, etwas mit dem ich heute noch kämpfe. Auch mache ich mir Vorwürfe, dass er allein starb. Das tut mir heute noch weh. denn bei allem Scheiß, den ich in meiner Kindheit erlebt habe, war er doch mein Dad...

zu mir war er immer sehr streng, wohl weil ich ihm in vielem so ähnlich bin. In mir leben seine Liebe für Pflanzen weiter, das musikalische Talent und das fürs Zeichnen habe ich auch von ihm. auch bei dir ist es so, dass er nie ganz gehen wird, weil ein Teil von ihm in dir ist. Sei dankbar dafür und dass er dir ein guter Vater war.

es kommen immer wieder Momente, an denen dir schmerzlich bewusst wird, wie sehr er fehlt. war zB letzten Dezember bei meiner Sponsion der Fall - da stand ich draußen mit Tränen in den Augen, und wünschte mir, er wäre hier. ich glaube, er war es auch...
das gute ist, dass wir irgendwann auch mit den Erinnerungen, die jetzt noch so sehr schmerzen, gut leben können. Es kommen Momente, in denen du dich mit einem Lächeln in deinem Gesicht an ihn erinnern wirst können. Diese sind dann schön, obwohl er nicht mehr hier ist.

doch all das braucht seine Zeit... gib sie dir. Es hat gedauert, dass euer Verhältnis so intensiv wurde... und nun wird es Zeit brauchen, dass es für dich klar wird und verständlich, dass es jetzt anders ist - und du das akzeptieren kannst.

ich wünsche dir viel Kraft... dass du deinen Weg gehst, um deinen Vater trauerst in allen Stufen, und dir herausnimmst, in der nächsten Zeit deine Traurigkeit und den Verlust zu zeigen. das steht dir zu.

lg Stardust
let me not to the marriage of true minds admit impediments. Love is not love which alters when it alteration finds, or bends with the remover to remove.

Shakespeare, Sonnett 116.

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enna79
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Beitrag Do., 02.04.2009, 12:35

Liebe Laura,

leider kann ich keine privaten Nachrichten schicken. Warum weiß ich nicht. Da steht irgendwas von einigen Tagen, die ich erst angemeldet sein muss.
Sobald das geht, werde ich auf deine Mail antworten.
Ich wollte, daß du das weißt.

Alles Liebe und bis bald, Anne

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