Jura und schüchtern

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Georgine
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Beitrag Sa., 25.10.2008, 06:04

irgendwie steh´ich grade auf dem schlauch...
also die arbeit, die der rechtsberater des mietervereins, der mir neulich so weiterhelfen konnte, geleistet hat, kann ich beim besten willen nicht parasitenhaft finden.
es kommt doch auf den bereich an, den man sich als jurist aussucht.

hm, und zu dem klassische bild des anwaltes, der über seinen schatten springt und gegen sein gewissen arbeitet....auch ohne ihn käme ein rechtsstaat nun mal nicht aus und die gesellschaft muss froh darüber sein, dass es mitmenschen gibt, die dazu bereit sind, diesen weg zu gehen. ...das muss doch honoriert werden (auch, wenn man es für sich persönlich nicht verantworten könnte).

vielleicht kenne ich mich nicht ausreichend genug aus mit der juristerei, möchte aber doch mal die these aufstellen, dass das gros der juristen im berufsleben nicht sehr stark mit gewissensbissen zu kämpfen hat (obwohl es ein gewissen hat).

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Loire
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Beitrag Sa., 25.10.2008, 08:17

Die meisten Juristen haben bestimmt keine GEwissensbisse. Aber JUristen sind schon Rechtsverdreher, das merke ich jetzt immer wieder. (In der Uni höre ich Sätze wie "Wenn man keine Beweise hat, dann schafft man sich eben welche" oder "Wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, dann dreht man es eben so, dass es einem gefällt").
Vielleicht könnte ich meine GEwissensbisse irgendwann aufgeben und mich mit irgendeinem juristischen Beruf zufrieden geben. In einem Praktikum habe ich z.B. eine Familienrichterin erlebt, die mich sehr beeindruckt hat, weil sie sehr togh war, sich energisch für das Kind einegsetzt hat.
Ich habe mir einen Nebenjob an einem juristischen Institut hier gesucht um mal zu sehen, wie es ist, in einem juristischen Umfeld zu arbeiten. Ich versuche, damit warm zu werden, aber ich finde es einfach befremdlich steif und förmlich.
Und auch, wenn ich diese GEwissensbisse vllt. irgendwann loswerden könnte, ich glaube eine Chance hätte ich trotzdem nicht. Ich kenne ja meine Kommilitonen und sehe, wie selbstbewusst und kommunikativ die sind. Die stehen total hinter ihrem Studium und stellen sich und Jura einfach nicht in Frage. Wenn man die Wahl hat zwischen so einer Person und einem unsicheren Zweifler, dann würde sich wohl jeder für erstere entscheiden.

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MinaM
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Beitrag Sa., 25.10.2008, 12:31

Loire hat geschrieben:Wenn man keine Beweise hat, dann schafft man sich eben welche" oder "Wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, dann dreht man es eben so, dass es einem gefällt").
Wer sagt denn sowas? Die Studenten im ersten und zweiten Semester? Studenten sind eh Angeber, die so neunmalklug daherreden, als hätten sie selbst höchstpersönlich einen Lehrstuhl an der Uni inne.
Ich denke, dass was an der Uni geredet wird, darfst du nicht mit dem tatsächlichen Berufsalltag verwechseln.
Aber wenn du so ein negatives Bild von Juristen hast, ist es vielleicht wirklich nicht das Richtige für dich.

lg
MinaM
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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Loire
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Beitrag Sa., 25.10.2008, 16:49

Das haben keine Studenten gesagt, sondern meine Repititorin, Anwältin für Strafrecht. Also eine aus der Praxis. Und ich merke ja selber, dass sie Recht hat, also, wie das mit den Beweisen ist, weiß ich nicht. Aber schon in einer Klausur kann man mit den richtigen Argumenten allem eine andere Richtung geben.

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nofling
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Beitrag So., 26.10.2008, 13:33

Wenn du als Betriebswirt arbeitest, dann musst du Druck machen unter den Mitarbeitern, dass die von Oben vorgegebenen Ziele erfüllt werden und auch mal jemanden entlassen.
Als Leher musst du die Schüler bewerten, was immer subjektiv ist bzw. vom relativen Niveau der Klasse/Schule abhängt, und einem Schüler vielleicht auch mal ein Zeugnis geben, das ihn nach seinem Schulabschluss für mehrere Jahre Probleme bereiten wird.
Als Arzt wirst du in Zukunft deinem Patienten Therapien verweigern müssen, weil seine Krankversicherung sie nicht bezahlt.
Als Ingenieur musst du Motoren bauen, die eventuell der Umwelt schaden.

Ich finde, es gibt keinen Beruf, in dem man größere Verantwortung hat und nicht in solche Konflikte verwickelt wird. Als Juristin hast du eben die Aufgabe, den gesetzlichen Rahmen für deinen Mandanten auszunutzen. Das ist doch auch die Idee eines Rechtsstaates, es werden Regeln vorgegeben, dass sie 100% gerecht sind, kann man gar nicht erreichen. Das ist doch nicht unmoralischer als andere Berufe. Wenn du solche Konflikte komplett vermeiden willst, dann musst du dir entweder einen Routinejob ohne Verantwortung suchen oder ins Kloster gehen. Aber bist du dann wirklich moralischer als ein anderer, nur weil du solchen Sitationen einfach aus dem Weg gehst?

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