Pseudologie - ich lüge ständig

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mi., 23.07.2014, 09:16

Hi,

wird bisschen sowas wie ein Outing glaub ich. Ich möchte auch vorne weg sagen, dass das wohl bisschen sowas wie eine Selbstdiagnose ist und keine fundierte Analyse. Nach Recherche im Internet und Abgleichungen mit meiner eigenen Situation habe ich denke ich mal ein narzisstische Persönlichkeitsstörung mit dem Namen Pseudologie und wohl eine unterschiedlich ausgeprägte Depression.

Vielleicht kurz bisschen was zu mir: Ich bin 27, wohne im Bundesland Salzburg. Ich arbeite in einem internationalen Unternehmen im Finance-Bereich wo ich nicht schlecht verdiene und hole gerade meinen Universitätsabschluss nach. Ja und ich lüge ständig und in einer Tour. Egal um was es geht, egal wen. Kollegen bei der Arbeit, Ex-Freundinnen, Freunde, die mich seit Kindheitstagen kennen, meine Eltern, Professoren aber auch Leute die ich zufällig auf der Straße treffe oder die Kassiererin an der Kassa beim SPAR. Einfach alle. Die Lügen sind manchmal lebensbestimmend und prägen meinen weitern Lebensweg, manchmal machen sie keinen Sinn, da ich aus ihnen weder einen Vorteil ziehe noch sich irgendwas ändert.

Meine Recherche zeigt mir kein einschneidendes Erlebnis in meiner Kindheit. Viele behaupten, Pseudologie manifestiert sich wenn man zu wenig Liebe von den eigenen Eltern erfahren hat und so zu wenig Selbstvertrauen und –bestätigung aufbauen konnte. Wenn ich zurück denke hatte ich eine sehr ereignislose Kindheit, wurde ein bisschen in der Schule gehänselt aber nicht extrem.

Als kleine Anekdote: Vor einigen Jahren habe ich über das Internet meine jetzige Ex-Freundin ken-nengelernt. Nach allerlei Lügen, kaschiert über die Anonymität Internet, angefangen bei verstorbe-nen Eltern, abgeschlossenem Jura Studium, italienischer Herkunft hat sich mich eingeladen zu mir zu ziehen. Der Denkermensch, wie ich einer bin hat das erste Mal in seinem Leben etwas Unüberlegtes getan und ist einfach zu ihr gezogen. Dort log ich ohne Grund weiter, immer Tiefer in den Morast immer höher und verstrickter das Lügengebilde. Irgendwann flog alles auf, wir waren zwar noch eine Zeit zusammen doch die Beziehung überlebte diese Erkenntnis nicht.

Jetzt, einige Jahre später sieht’s von außen so aus als hätte ich mich von dem Abenteuer ganz gut erholt: Eigene Wohnung, toller Job, baldiger Akademiker. Außer die Lügen. Lügen für den Job, auf der Uni, bei Frauen, die Eltern, Freunde, Bekannte, Verwandte.
Aus welchem Grund auch immer hat es vor ein paar Wochen klick gemacht. Seit dem lese ich viel im Internet über Behandlung von dieser Krankheit (ist es denn eine?). Eigentlich ist mir gar keine Lüge aufgeflogen, sprich ich wurde nicht enttarnt, trotzdem regt sich derzeit etwas in mir extrem.

Mit dieser Erkenntnis sind weitere gefolgt.

1.Ich bin derzeit richtig unzufrieden mit meinem Berufsleben, um nicht zu sagen ich hasse es. Das Hinein-Träumen in die Phantasiewelt und das Bedürfnis, andere Menschen Stolz zu machen hat mich zu etwas gemacht und in eine Job-Branche gedrückt, in der ich eigentlich überhaupt nicht arbeiten will.
2.Ich bin wenig bis gar nicht beziehungsfähig. Hört sich jetzt überheblich an, aber damit ich vor allem andere nicht verletzte, habe ich derzeit extrem wenig sozialen und anderen Kontakt. Daraus resultiert Frustration auf allen Levels. (sozial, balancetechnisch, sexuell, …)
3.Ich kenne mich selbst nicht. Die gekoppelte Depression hat irgendwie eine Leer aufgerissen, dich ich nicht füllen kann.

Was bleibt also? Quo vadis… Ich bin mit Job, Situation und mit meinen kompletten Leben unzufrie-den. Ich habe erkannt, dass ich ein Problem habe, bin derzeit aber nicht im Stande etwas zu ändern. Ich hab mich einfach komplett selbst verloren. Eigentlich geht’s mir nach außen hin gesehen ja nicht schlecht, aber ich bin einfach total unglücklich.

Was kann ich tun? Ach ja, das war jetzt die Wahrheit und nein, ich suche keine neue Bühne um Aufmerksamkeit oder Mitleid zu erhaschen, wie das die Pseudologen gerne so machen.

In diesem Sinne

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