Das Psychotherapieforum und eure Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Jelka
Helferlein
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weiblich/female, 35
Beiträge: 46

Beitrag Sa., 01.12.2007, 02:09

Bei mir ist es dann eher so, dass mich Themen beschäftigen und zum Nachdenken anregen, unabhängig davon, ob das im Internet oder woanders angestoßen wird (egal ob nun dieses Forum, ein anderes oder sonst etwas). Insofern ist es gar nicht mal jedes Mal relevant, dass ich dann die Quelle erwähne, sondern das kann auch eine überflüssige Information sein. Allerdings erwähne ich das Internet auch oft, wenn es eben da angestoßen wurde oder mich da etwas zum Nachdenken bewegt hat, weil ich die Ursache dafür mit angebe.

Ansonsten sage ich ja auch, dass mir in einer bestimmten Situation etwas aufgefallen oder bewusst geworden ist und schildere die Umstände, die dazu geführt haben. Wenn das nun mal ein Text in einem Forum war, dann wüsste ich nicht, warum ich das nicht erwähnen sollte.
Irgendwie wird das alles schon funktionieren ...

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Tamara31
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weiblich/female, 33
Beiträge: 96

Beitrag Sa., 01.12.2007, 09:06

Ich hab von Anfang an mit meiner Therapeutin über das Forum gesprochen (also, seit ich hier bin, in Therapie bin ich ja schon länger). Einfach, weils hier von Beginn an Themen und Menschen gegeben hat und gibt, die mich berühren und beschäftigen. Weil das hier Teil meines Lebens ist, genauso wie meine Arbeit, meine Freunde etc.

Ich hab ihr mal einen Link zu meinem Thread geschickt und in der nächsten Stunde gefragt, ob sies gelesen hat. Hat sie nicht. Sie hat gemeint, sie is selten im Internet, weil sie wenig Zeit dazu hat und ihr das auch keinen Spaß macht. War ich kurz beleidigt - hatten wir kurzen Kampf, ob das nun auf mangelndes Interesse und Neugier an mir zurückzuführen ist oder nicht. Ok, hab dann verstanden und vor allem gespürt, dass es nix mit mir zu tun hat, hab aber beinhart in der darauf folgenden Stunde meinen Laptop mitgeschleppt und ihr alles live vor Ort gezeigt, sie is mir also nicht ausgekommen. Wir fanden diese Lösung dann beide witzig und haben auch lang gesprochen über das von mir hier Geschriebene.

Was ich hier schreibe, ist Teil von mir, bin ich, wie ich bin. Ich versteh nicht, was ich davon verbergen oder geheim halten sollte, also was für Sinn das machen sollte. Ziel meiner Therapie ist es, ganz ich sein zu können - vor mir und anderen. Es käme mir äußerst kontraproduktiv vor, vor meiner Therapeutin was zu verheimlichen oder so. Nicht weil ichs ihr, sondern weil ichs mir schuldig bin....

lg
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Lea1970
Forums-Insider
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weiblich/female, 37
Beiträge: 420

Beitrag Sa., 01.12.2007, 13:02

Hallo zusammen,

ich habe meiner Therapeutin sehr wohl vom Forum erzählt.

Und ich erzähle es ihr auch, wenn mir hier neue Gedanken oder Einsichten entstehen.

Sie meinte, dass u.U. dann ein Teil dessen, was mich betrifft, hier schon "abgearbeitet" wird und eventuell im Kontext der Therapie fehlen würde. (das sagte sie aber überhaupt nicht bedenklich, sondern sachlich)

Und ich meinte, dass ich sie eh über alles auf dem Laufenden halte, was mir wichtig erscheint - eben dann auch über Sachen von hier, aus dem Forum.

Neue Denkanstösse trage ich auch zu ihr - das empfinde ich als bereichernd.

Insgesamt frage ich mich, wie weit das Schreiben hier für mich auch eine Art "Flucht" darstellt; nicht vor der Therapie, sondern vor dem "wirklichen Leben". Ich beschäftige mich schon lange mit meinen Themen, habe schon viel, viel gelesen, analysiert und reflektiert und habe den Eindruck, dass es mir manchmal leichter fällt, hier wieder was zu schreiben, als mich wirklich im real life mit mir auseinanderzusetzen. Wisst ihr, was ich meine?

Soweit meine Gedanken zu diesem Thema.

Liebe Grüße von Lea1970

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Lea1970
Forums-Insider
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weiblich/female, 37
Beiträge: 420

Beitrag Sa., 01.12.2007, 13:05

P.S.: meinen nick hier würde ich nicht `rausrücken; ich glaube auch - aus meiner Sicht - dass das "zu weit" gehen würde; also, auch für die Thera, hier noch mitzuschauen. Aber ich denke, da kann keine Pauschalantwort getroffen werden.

Lea1970

edit:
Es käme mir äußerst kontraproduktiv vor, vor meiner Therapeutin was zu verheimlichen oder so. Nicht weil ichs ihr, sondern weil ichs mir schuldig bin....
...den Satz finde ich ziemlich gut!!!! *unterschreib*

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Sarah
Helferlein
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weiblich/female, 28
Beiträge: 86

Beitrag Sa., 01.12.2007, 14:58

Ich muss sagen, ich bin erstaunt über eure Offenheit. Ich find´s schön, wenn man soviel Vertrauen hat. Ich könnte es im Moment mir nicht vorstellen, es meinem Therapeuten zu erzählen (gut, ich bin ja noch nicht so lange hier, kommt vielleicht noch), ich hätte irgendwie immer die Befürchtung, er wäre dann immer hier dabei. Auch wenn er mit Sicherheit Besseres zu tun hätte als hier mitzulesen Das wäre irgendwie für mich, als wenn ich im Café sitze und mich unterhalte und er sitzt am Nebentisch und hört mit. Inhaltlich wäre es jetzt nicht so das Problem, er darf schon alles wissen, was ich hier schreibe (denn das sind ja auch gerade die Dinge, die mich beschäftigen), aber er ist hier irgendwie nicht mein Gesprächsparter, sondern wäre nur ein "Zuschauer" und das wäre mir irgendwie unangenehm. Aber ich denke, über das Forum an sich (also dass ich gerne in einem bin), das werd ich ihm schon mal erzählen... ist ja sicherlich auch ganz interessant, dass mich das Thema Therapie auch sonst beschäftigt, nicht nur in der einen Stunde pro Woche (sondern etwa 23 Stunden am Tag )

LG
Sarah
Was interessieren mich die Spritpreise? Ich tank eh immer nur für 20 Euro...

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Kyo
sporadischer Gast
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weiblich/female, 22
Beiträge: 24

Beitrag Fr., 07.12.2007, 19:05

Von diesem Forum hab ich noch nie in meiner Therapie erzählt, auch weil ich hier und im alten Forum viel lese, mich aber weniger aktiv beteilige.

Ich habe meinem Therapeuten allerdings von einem anderen Forum erzählt, in dem ich manchmal auch eine Art Tagebuch führe und ihm einmal einen Eintrag ausgedruckt und ihm gezeigt.

Das erwies sich als recht nützlich, da ich im Forum schreibe, ohne an irgendeine Art von Zensur zu denken und meine Worte so ehrlicher sind.
Außerdem ging es um ein empfindliches Thema, das ich "live" bei ihm nie so gut ansprechen könnte wie ich es online aufgeschrieben habe.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mo., 10.12.2007, 09:52

Ich versteh nicht, was ich davon verbergen oder geheim halten sollte, also was für Sinn das machen sollte. Ziel meiner Therapie ist es, ganz ich sein zu können - vor mir und anderen.
Ja. Aber unter ganz ich, verstehe ich auch Schutzmechanismen zu haben, die angemessen sind. Nicht zu viel Selbstschutz, da sist klar, aber auch nicht zu wenig. Und zumindest für ich ist die Therapie ein Ort das alles zu üben. Mich zu öffnen, klar das ist die schwerste Übung. Aber gleichzeitig übe ich da auch nein sagen und mich schützen.
Ich müsste nichts verbergen vor der Therapeutin. Aber ich darf etwas für mich behalten ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, wenn es später doch noch besprochen wird. Ich darf sagen "Nein darüber möchte ich jetzt nicht sprechen." Ohne das es mir als Verweigerung ausgelegt wird.
Für mich ist es wichtig solche Abgrenzungen, Schutz zu üben, um offener werden zu können.
amor fati

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quovadis
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männlich/male, 51
Beiträge: 48

Beitrag Mo., 10.12.2007, 13:06

Hallo,

ich bin erst seit kurzem hier. Grundsätzlich finde ich das Forum echt gut, weil man sich mit den ganzen Problemen nicht so alleine fühlt und schauen kann, wie andere damit umgehen In meinem direkten Umfeld habe ich niemanden, den die selben oder ähnliche Sorgen plagen und komme mir deshalb oft ziemlich alleingelassen vor. Für Betroffene, die trotz ihrer belastenden Situation gerade keinen Therapeuten zur Seite haben, ist so ein Forum wahrscheinlich noch viel wichtiger.

Meiner Therpeutin gegenüber hab ich schon mal erwähnt, dass ich hier im Forum war, aber zum Gegenstand meiner Therapie wird es deshalb nicht. Ich denke aber, das kann jeder ganz individuell handhaben.

Natürlich ist das Internet grundsätzlich ein großer unüberschaubarer Raum, wo nicht nur „das Gute“ zuhause ist. Ein kleiner Bereich davon ist eben dieses Forum. Da ich Leute, die ich noch nicht persönlich getroffen habe oder einige Zeit kenne, natürlich schlecht einschätzen kann, versuche ich schon etwas vorsichtig zu sein. Gerade bei so heiklen Themen wie hier, wo es einem ja auch sehr nahe gehen kann, was ein anderer dazu schreibt. Ich denke auch, man sollte nicht vergessen,– so wie Nachtvogels Therapeutin das gesagt hat -, dass wir hier (in der Regel) keine psychologische Ausbildung haben. Man sollte diesen Ort nicht mit einer Gruppentherapie verwechseln. Auch wenn Herr Fellner sicher ein wachsames Auge darauf hat, was hier so abläuft. Vielleicht bin ich aber auch zu ängstlich... keine Ahnung?

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Tamara31
Helferlein
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weiblich/female, 33
Beiträge: 96

Beitrag Mo., 10.12.2007, 14:18

@Vallée: ja, das würd ich schon auch unterschreiben, dass man lernen muss sich zu schützen und mal nein zu sagen. Aber für mich gibts da nix zu schützen bei diesem Thema. Deshalb klammer ich das hier aus.

Es gibt andre Dinge, wo ich oft merk, ok, jetzt grad mag ich mich damit nicht beschäftigen - da sag ich dann auch nein. Aber da gehts ums jeweilige konkrete Thema, nicht darum, es der Therapeutin nicht zu sagen, weil ich mich konkret vor ihr schäme oder so. Ich hatte das Gefühl, darum gehts hier oft - so nach dem Motto "wenn die das wüsste - was würd sie über mich denken" oder so... Das versteh ich nicht.

Aber ich fühl mich auch nicht gezwungen, alles gleich auszubreiten. Es geht mir eher um die prinzipielle Einstellung: was grad da is, darf kommen. Genau. - Es nicht zurückhalten müssen is was andres als es sagen müssen. Ich mein das Nicht-zurückhalten-Müssen. Verständlich?

lg
Tamara
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die_geisha
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Beiträge: 297

Beitrag Mo., 10.12.2007, 19:02

hi!

ich sehe das forum gar nicht als ,,teil der therapie". für mich ist es ein ort wo ich mich mit anderen über meine themen austauschen kann, man gibt sich gegenseitig ratschläge, regt sich zum nachdenken an. wenn ich keine lust hab eüber mich nachzu denken gehe ich halt nicht ins forum. aber es ist sehr hilfreich dass hier immer irgendjemand ahnung hat von dem was man gerade wissen will!

meiner therapeutin habe ich nichts vom forum erzählt das ist meine sache...ich tue mich auch schwer damit ihr zu erzählen was ich so mache, aus angst dass sie es bewertet bzw. abwertet. ich mag das forum, deswegen soll sie nichts dazu sagen.
liebe grüße zerschmetterling
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Nox
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Beiträge: 133

Beitrag Di., 11.12.2007, 21:43

ich glaub' ich hab meine thera falsch eingeschätzt. hab heute mal angedeutet, dass ich in nem forum registriert bin - den namen hab ich noch für mich behalten - und sie war total begeistert.
werd ihr nur zeitweise mal meine beiträge ausdrucken müssen.


montagne
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weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mi., 12.12.2007, 10:49

Hi Tamara
was grad da is, darf kommen.
Genau. Und das Forum kommt bei mir einfach nicht in den Sitzungen. Fände das auch komisch.
Ich denke auch es hat wirklich etwas mit der Therapieform und der damit verbundenen Stundenfrequenz zu tun.
Es nicht zurückhalten müssen is was andres als es sagen müssen. Ich mein das Nicht-zurückhalten-Müssen. Verständlich?
Ja schon klar.. seh ich auch so.
amor fati

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Arabesque
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Beiträge: 5

Beitrag So., 16.12.2007, 10:22

Es scheint mir unglaublich zu sein, über den Forum meinem Analytiker zu sprechen. Ich habe es immer vermeiden, ich denke daran in meinen Sitzungen gar nicht, und es scheint mir fast unbedeutend zu sein. In der Vergangenheit habe ich zuerst zufällig ein französisches Forum kennen gelernt. Ich war vielleicht (kann ich mich nicht klar daran erinnern, es ist aber gar nicht schlimm) achtzehn, hatte eine Therapeutin mit der ich mich nicht gut fülhte (ich wurde in der Tat fast von meinem Vater gezwungen…) und ich wusste noch nicht, was Psychoanalyse als Therapie (aber als Theorie, kenne ich sie) war.
Heute gehe ich immer noch im Internet. Ich kenne verschiedenen Foren über Psychologie,Therapien, usw. Ich versuche nur die nicht wie eine andere Therapie zu benutzen. Meine Psychoanalyse und die Foren sind für mich zwei unterschiedlichen Sachen und müssen so bleiben. Sowieso schreibe ich weniger und weniger, ich lese aber noch viel.
Ich glaube auch, ich fürchte davor, dass mein Analytiker nicht mit mir einverstanden ist… Das geht ihn nicht an. (Oder nicht?)

Ich mache vielleicht so vielen und lachhaften Fehler, Verzeihung.

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gompert
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Beiträge: 493

Beitrag So., 16.12.2007, 11:52

Arabesque hat geschrieben: Sowieso schreibe ich weniger und weniger, ich lese aber noch viel.
Da nennst Du einen wichtigen Faktor, Arabesque. Die Tendenz entweder mehr und mehr oder weniger und weniger im Forum zu schreiben, bestimmt bei mir tatsächlich ob es Thema ist in der Therapie.

Ob mein Therapeut mit meiner Schreiberei hier einverstanden ist, will ich absolut unwichtig finden. Aber einfach fragen ist doch schwerer als erdacht...
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Lou Salomé
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Beiträge: 208

Beitrag Fr., 04.03.2011, 13:00

Manchmal hab ich eine scheiß Angst, dass meine Thera hier mitlesen könnte.

Aber dann denke ich mir auch:

- sie ist Therapeutin. Hat bestimmt keinen Bock und keine Zeit in ihrer Freizeit noch in solchen Forem rumzuhängen. Muss sich ja den ganzen Tag genug anhören und hat ein eigenes Leben.
- selbst wenn es so wäre, ich bin eine von sooo vielen. Als würde sie hier so genau lesen, als dass sie mich identifizieren könnte
- sie hat eine ganz andere Wahrnehmung. Während ich sehr viel im Alltag an sie denke und auf sie beziehe, verschwinde ich aus ihrem Kopf, wenn sie in ihr Privatleben geht. Mal abgesehen davon, dass ich eh nur eine von vielen bin. Da bin ich mir ziemlich sicher.
"Each has his past shut in him like the leaves of a book known to him by his heart, and his friends can only read the title."

~ Virginia Woolf ~

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