Wäre diese Therapie "erfolgreich" gewesen, dann hätte sie dich zu einem völlig unempathischen Holzklotz gemacht. Wenn du deine eigenen Schrecken nicht mehr richtig einordnen kannst, dann hängt auch die Einschätzung der Erlebnisse anderer Menschen völlig schief. Das hätte dich zukünftig auch für das Führen einer guten Beziehung disqualifiziert. Wie schrecklich wäre das denn?
Ein erwachsener Umgang bedeutet nicht, dass es einen nicht mehr juckt. Es bedeutet, dass du dich gedanklich und emotional den Ereignissen nähern und davon entfernen kannst, so dass du wählen kannst, was für dich gerade passend ist. Und auf diese Weise kannst du dann, ohne davon überschwemmt zu werden, auch darüber sprechen. Z.B. dann, wenn du später einmal deinen Kindern altersgerecht von ihrem Opa erzählst. Sowas zu können, das ist VIEL schwieriger, als das Thema unter den Teppich zu kehren.
Meinung über Therapeuten
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Danke für deine Worte Montana, das hilft sehr. Genau das was du beschreibst hatte/habe ich auch seit dem Zeitpunkt der Therapie - nämlich das Gefühl ich kann Menschen nicht mehr richtig einschätzen, egal ob es jetzt um Kompetenz, Lebenserfahrung, Vertrauenswürdigkeit, Stärke etc. geht, worin ich früher eigentlich immer auf mein Bauchgefühl vertrauen konnte.
Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt auch noch die Denkweise ich muss jetzt dafür sorgen dass es mir nichts mehr ausmacht (wie das bei Trauma so ist, man versucht es eher "abzuschneiden", den Dorn zu ziehen). Dass das so nicht funktioniert weiss ich jetzt auch. Das war auch eher noch dem Gedankengang geschuldet ich muss genügend Sicherheit (im Umgang mit diesem Thema) ausstrahlen können damit ich mit meiner Mutter und meiner Schwester wieder eine engere Beziehung führen kann ohne Ängste und ihnen ein sicheres Gefühl vermitteln kann.
Das war dann auch in meiner Beziehung ein Thema was mich zum verzweifeln gebracht hat und erst große Ängste geschürt hat (wie soll ich meiner Frau oder meinen Kindern später mal ein sicheres Gefühl vermitteln können wenn ich es nichtmal selbst kann etc.)
Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt auch noch die Denkweise ich muss jetzt dafür sorgen dass es mir nichts mehr ausmacht (wie das bei Trauma so ist, man versucht es eher "abzuschneiden", den Dorn zu ziehen). Dass das so nicht funktioniert weiss ich jetzt auch. Das war auch eher noch dem Gedankengang geschuldet ich muss genügend Sicherheit (im Umgang mit diesem Thema) ausstrahlen können damit ich mit meiner Mutter und meiner Schwester wieder eine engere Beziehung führen kann ohne Ängste und ihnen ein sicheres Gefühl vermitteln kann.
Das war dann auch in meiner Beziehung ein Thema was mich zum verzweifeln gebracht hat und erst große Ängste geschürt hat (wie soll ich meiner Frau oder meinen Kindern später mal ein sicheres Gefühl vermitteln können wenn ich es nichtmal selbst kann etc.)
Was meinst du denn mit dem "sicheren Gefühl"? Sicherheit in dem Sinne, dass man als Familienmitglied für die anderen da sein wird, und zwar "für immer" und "garantiert" usw. gibt es ja nicht. Du kannst das genauso wenig wie dein Vater es konnte, weil das Leben so nicht funktioniert. Und wenn du nunmal weißt, durch eigenes Erleben, dass das so ist, dann kannst du so eine Sicherheit weder empfinden noch ausstrahlen. Es wäre gelogen.
Eine andere Form von Sicherheit könnte es geben, aber die beißt sich mit der oben genannten. Und die würde bedeuten, dass ihr zueinander ehrlich seid, eure Gefühle miteinander teilt und die anderen dabei nicht bewertet oder gar abwertet. Für immer da sein geht zwar nicht, aber in der gegebenen Zeit so gut wie möglich. Das ordne ich übrigens auch dem erwachsenen Verhalten zu, das für sich selber so zu sortieren. Meine Tochter ist noch klein (5), und ich stoße sie nicht mit der Nase darauf, dass auch in unserer Familie etwas passieren kann, so wie in jeder. Aber sie wird das irgendwann erkennen. Und wenn das kommt, dann wird ein ganz wesentliches Sicherheitsgefühl ihr nicht mehr zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es hoffentlich so weit, dass sie das Selbstverständnis hat, auch "allein" nicht hilflos zu sein, weil sie um sich herum viele Menschen hat und mit diesen gute Beziehungen gestalten kann.
Eine andere Form von Sicherheit könnte es geben, aber die beißt sich mit der oben genannten. Und die würde bedeuten, dass ihr zueinander ehrlich seid, eure Gefühle miteinander teilt und die anderen dabei nicht bewertet oder gar abwertet. Für immer da sein geht zwar nicht, aber in der gegebenen Zeit so gut wie möglich. Das ordne ich übrigens auch dem erwachsenen Verhalten zu, das für sich selber so zu sortieren. Meine Tochter ist noch klein (5), und ich stoße sie nicht mit der Nase darauf, dass auch in unserer Familie etwas passieren kann, so wie in jeder. Aber sie wird das irgendwann erkennen. Und wenn das kommt, dann wird ein ganz wesentliches Sicherheitsgefühl ihr nicht mehr zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es hoffentlich so weit, dass sie das Selbstverständnis hat, auch "allein" nicht hilflos zu sein, weil sie um sich herum viele Menschen hat und mit diesen gute Beziehungen gestalten kann.
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Hallo Murdock,
Deine Posts berühren viele Aspekte. Nur so viel: Ja, ich kenne das: Die Tiefenpsychologen konzentrieren sich auf verlängerte Trauer, Bindungsproblem etc. Und haben mich damals ebenfalls in so einen zombiehaften Zustand gebracht. Wie montana schon schrieb, das Ergebnis wäre ein unempathischer Holzklotz.
Sei offen für die Erfahrung, dass Traumatherapeuten ganz anders sind, mehr auf Augenhöhe, EMDR hat mir sehr geholfen, auch IRRT, PE.
Deine Posts berühren viele Aspekte. Nur so viel: Ja, ich kenne das: Die Tiefenpsychologen konzentrieren sich auf verlängerte Trauer, Bindungsproblem etc. Und haben mich damals ebenfalls in so einen zombiehaften Zustand gebracht. Wie montana schon schrieb, das Ergebnis wäre ein unempathischer Holzklotz.
Sei offen für die Erfahrung, dass Traumatherapeuten ganz anders sind, mehr auf Augenhöhe, EMDR hat mir sehr geholfen, auch IRRT, PE.
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Beim Lesen deiner Geschichte werde ich gerade ganz massiv an eigene schief gelaufene Therapie erinnert. Und die Wut krabbelt auch bei mir wieder hoch. Bei mir ist es aber schon etwas länger her als bei dir.
Die Reaktionen deines Therapeuten aufgrund deiner Bitte um Patientenakte sprechen ja schon Bände. Was für eine armselige Reaktion. Der Gute scheint ja gewaltig Angst gehabt zu haben. Auch das ganze Ende der Therapie. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus.
Bei manchem, was du beschreibst vom Therapeuten (Reaktionen, Sätze) musste ich ganz derbe an meinen ehemaligen denken.
Vieles was du von deinen nachfolgenden Reaktionen erzählst, könnte ebenfalls von mir stammen (wenn auch abgeschwächt).
Ich kann gar keinen tollen Tipps geben oder ansonsten viel dazu sagen. Nur dass ich es ganz ganz übel finde, wie es dir mit dem Therapeuten erging und dass ich mich für dich freue, dass du nun eine gute Therapeutin gefunden hast, wie es scheint. Ich wünsche dir einfach, dass du wieder findest, was du verloren hast/was kaputt gegangen ist (Vertrauen auf die eigene Wahrnehmung usw).
Und was du als Teenager mit beim Tod deines Vaters miterleben musstest, ist einfach unsagbar grausam, traurig, ungerecht, schlimm. Meine Worte reichen auch da nicht aus. ich würde einfach gern den 14 Jährigen in die Arme nehmen (oder auch den inzwischen erwachsenen Mann), ihn weinen lassen und ihn in seiner Trauer und seinem Entsetzen nicht allein lassen....
Die Reaktionen deines Therapeuten aufgrund deiner Bitte um Patientenakte sprechen ja schon Bände. Was für eine armselige Reaktion. Der Gute scheint ja gewaltig Angst gehabt zu haben. Auch das ganze Ende der Therapie. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus.
Bei manchem, was du beschreibst vom Therapeuten (Reaktionen, Sätze) musste ich ganz derbe an meinen ehemaligen denken.
Vieles was du von deinen nachfolgenden Reaktionen erzählst, könnte ebenfalls von mir stammen (wenn auch abgeschwächt).
Ich kann gar keinen tollen Tipps geben oder ansonsten viel dazu sagen. Nur dass ich es ganz ganz übel finde, wie es dir mit dem Therapeuten erging und dass ich mich für dich freue, dass du nun eine gute Therapeutin gefunden hast, wie es scheint. Ich wünsche dir einfach, dass du wieder findest, was du verloren hast/was kaputt gegangen ist (Vertrauen auf die eigene Wahrnehmung usw).
Und was du als Teenager mit beim Tod deines Vaters miterleben musstest, ist einfach unsagbar grausam, traurig, ungerecht, schlimm. Meine Worte reichen auch da nicht aus. ich würde einfach gern den 14 Jährigen in die Arme nehmen (oder auch den inzwischen erwachsenen Mann), ihn weinen lassen und ihn in seiner Trauer und seinem Entsetzen nicht allein lassen....
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Genau das machst Du in der Imagination in der Therapie, hilft! Ich umarme gleich mal mit.diesoderdas hat geschrieben: ↑Di., 06.02.2024, 15:44 ich würde einfach gern den 14 Jährigen in die Arme nehmen (oder auch den inzwischen erwachsenen Mann), ihn weinen lassen und ihn in seiner Trauer und seinem Entsetzen nicht allein lassen....
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