PTBS: Expositionstherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 11:46

Shukria hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:35 Die Anerkennung kannst du dir leider nur selber geben.

Es wird immer Menschen geben die nicht erkennen oder etmessen können was es dich an Kraft und Anstrengung gekostet hat. Dann ist es umso wichtiger das DIr das bewusst ist und du dich dafür wertschätzt und achtest und dich damit auch emotional unabhängiger von deiner Umwelt machst.
Und das sehe ich eben nicht so! Es ist doch nur logisch, dass sowohl die sexuelle Gewalt als auch der ganze Verarbeitungsprozess Kraft kostet und mich in meiner Leistungsfähigkeit hemmt. Gleichzeitig soll man dann aber seinem Beruf nachgehen, sich ein Leben aufbauen, nach vorne schauen...Wie stellen sich Therapeuten, die Kassen, das System das vor? Ich habe ganz eindeutige Nachteile auch für mein Studium, gerade was Regelstudienzeit, Fristen, Anschluss zu Kommilitonen, Selbstbild als Mensch etc. angeht. Ich akzeptiere jedoch nicht, wegen meines Traumas in Zukunft weniger Geld zu verdienen als andere, weshalb ich das ganze trotzdem durchziehe und fast daran kaputt gehe.

Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken. Nicht durch Psychotherapie - denn mit mir stimmt grundsätzlich alles, mit Schwächen und Stärken. Ich bin einfach nicht das Problem, so leid es mir tut.

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Scars
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Beitrag So., 31.12.2023, 11:47

Hast du Kontakt zu anderen Personen oder insbesondere auch Männern mit Missbrauchserfahrungen? Ich glaube unter Betroffenen oder bei privaten Kontakten würdest du eher finden, was du suchst.
Remember to leave pawprints on hearts.

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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 11:58

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:30 Aber ich weiß doch, was passiert ist!
Ich habe mir die Seite mal angeschaut und das sieht ja erstmal "gut" aus von der Idee.
Du mußt doch auch informiert und vorbereitet worden sein? Man macht doch nicht aus der Luft Traumabearbeitung? Und dieses Programm ist ja auf deine Altersgruppe zugeschnitten, soll lebensbegleitend und berufsbegleitend sein. Ich verstehe nicht was da so schiefgelaufen ist?

Lebst du denn alleine oder bist du in einer Wohngruppe? Und was genau ist das Problem um ein Studium zu machen? Und was hast du vorher gemacht?

Jedenfalls ist es gut, dass du bei der Therapeutin bist! Da scheinst du dich ja ganz wohl zu fühlen?!

Und ja, man möchte die Aufmerksamkeit für sein Leiden, aber das bekommt man meistens nicht oder du mußt vielleicht lernen dir selbst diese Aufmerksamkeit zu geben. Letztlich ist man ja doch erstmal für sich selbst verantwortlich.

Viele Grüße
candle
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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 12:16

candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:58
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:30 Aber ich weiß doch, was passiert ist!
Ich habe mir die Seite mal angeschaut und das sieht ja erstmal "gut" aus von der Idee.
Du mußt doch auch informiert und vorbereitet worden sein? Man macht doch nicht aus der Luft Traumabearbeitung? Und dieses Programm ist ja auf deine Altersgruppe zugeschnitten, soll lebensbegleitend und berufsbegleitend sein. Ich verstehe nicht was da so schiefgelaufen ist?

Lebst du denn alleine oder bist du in einer Wohngruppe? Und was genau ist das Problem um ein Studium zu machen? Und was hast du vorher gemacht?

Jedenfalls ist es gut, dass du bei der Therapeutin bist! Da scheinst du dich ja ganz wohl zu fühlen?!

Und ja, man möchte die Aufmerksamkeit für sein Leiden, aber das bekommt man meistens nicht oder du mußt vielleicht lernen dir selbst diese Aufmerksamkeit zu geben. Letztlich ist man ja doch erstmal für sich selbst verantwortlich.

Viele Grüße
candle

Also ich bin nach Mannheim gefahren und habe direkt einen Schock bekommen, als ich in die Station trat. Waren halt ganz viele Menschen dort mit gefärbten Haaren, mit sichtbaren Selbstverletzungen, fast nur Frauen und Transgender. Wir waren auf der Station ungefähr 25 Patienten und davon waren ca. 20 Frauen oder Transfrauen. Darüber hinaus war das in einem unheimlichen lauten, dreckigen Stadtteil von Mannheim, was ich als ungeheuer stressend empfand.

Ich habe dann unabhängig davon schnell erkannt, dass auf der Station wenig Rücksicht auf persönliche "Trigger" genommen wird, sondern es klar darum ging, dass Patienten Triggern ausgesetzt werden.

Ich fand das so unglaublich ungerecht, dass ich dann in meinen Modus gegangen bin und eben gedacht hab "Ihr wollt Auseinandersetzung mit Triggern? Könnt ihr haben", habe aber gleichzeitig eben immer wieder betont, dass es mir nicht gut geht und ich auch nicht denke, dass es mir helfen wird.

Dann gab es vor der Expo eine Phase, wo es um Aufklärung über Emotionsregulation ging und "Skills" gezeigt wurden. Ich konnte mit beidem nichts anfangen, da ich mich regulieren kann und eigene Skills habe.

Candle, du sagst, es sieht gut aus von der Idee. Die Idee ist dort aber im Kern, dass man getriggert werden soll und dann damit klarkommen muss / das lernt. Das ist vielleicht für Leute hilfreich, die wirklich gar nicht auf Trigger klarkommen. Das war aber bei mir nicht der Fall. Ich hatte vorher ausführliche (Online-)Diagnostikgespräche, aus denen auch klar wurde, dass ich grundsätzlich im Alltag durchkomme und einigermaßen leistungsfähig bin und dass mich Trigger nur insoweit rausbringen, dass sie mich enorm belasten, nicht aber zu selbstverletzendem Verhalten o.ä. führen.

Also ich verstehe einfach nicht, warum eine durchgehende "Triggerung" für Heilung sorgen soll.


Ich habe davor zwei Jahre alleine gewohnt, momentan wohne ich wieder bei meinen Eltern. Ich studiere Jura. Es ist ein sehr hartes Studium und mein Problem ist wie gesagt, dass ich die ganze Zeit im Studium Fristen hinterherlaufe. Und das liegt auch daran, dass ich während des Studiums den Gerichtsprozess hatte und anfangs sehr stark durch Flashbacks und belastende Gedanken beeinträchtigt war. Nun habe ich das zwar nicht mehr, dafür aber richtige Hassgefühle auf die Zeit in Mannheim und allgemein wenn ich halt mit dem Trauma in Berührung komme.

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sunny87
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Beitrag So., 31.12.2023, 12:25

Das liest sich so, als wenn bei Dir auf jeden Fall erstmal Stabilisierung angesagt ist.

Wenn Du eine gute Therapeutin hast, wo Du Dich wohl fühlst, sollte das an erster Stelle stehen. Egal ob Du nochmal an die Traumabearbeitung ran willst oder nicht. Normalerweise wird das auch gemacht bevor man an das Trauma geht. Man braucht ja Stabilität und Skills zur Selbstberuhigung, wenn man solche Themen angeht.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 12:30

sunny87 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:25 Das liest sich so, als wenn bei Dir auf jeden Fall erstmal Stabilisierung angesagt ist.

Wenn Du eine gute Therapeutin hast, wo Du Dich wohl fühlst, sollte das an erster Stelle stehen. Egal ob Du nochmal an die Traumabearbeitung ran willst oder nicht. Normalerweise wird das auch gemacht bevor man an das Trauma geht. Man braucht ja Stabilität und Skills zur Selbstberuhigung, wenn man solche Themen angeht.
Ich habe Skills zur Selbstberuhigung.

Außerdem nervt es mich ungemein, dass bei Psychotherapie jeder etwas anderes behauptet (dafür könnt ihr nichts).
Schau dir gerne Videos von Martin Bohus zu dbt-ptbs an. Er ist explizit der Meinung, dass eine Traumatherapie, die auf Stabilisierung ausgerichtet ist, nichts bringt und nur Expo etwas bewirkt. Und meint, das mit Studien belegen zu können.

Letztlich scheint es mir so, als sie Psychotherapie einfach nur (Lebens-)Philosophie.

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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 12:55

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:16 Also ich bin nach Mannheim gefahren und habe direkt einen Schock bekommen, als ich in die Station trat. Waren halt ganz viele Menschen dort mit gefärbten Haaren, mit sichtbaren Selbstverletzungen, fast nur Frauen und Transgender. Wir waren auf der Station ungefähr 25 Patienten und davon waren ca. 20 Frauen oder Transfrauen. Darüber hinaus war das in einem unheimlichen lauten, dreckigen Stadtteil von Mannheim, was ich als ungeheuer stressend empfand.
Dafür kann aber die Klinik nichts und die Therapeuten auch nicht. Bist du da nicht ganz aufgeschlossen was "andere" Menschen angeht? Das kann dir an der Uni übrigens auch "passieren".
Du hättest ja auch gehen können. Das habe ich übrigens auch mal gemacht. ;)
Ich habe dann unabhängig davon schnell erkannt, dass auf der Station wenig Rücksicht auf persönliche "Trigger" genommen wird, sondern es klar darum ging, dass Patienten Triggern ausgesetzt werden.
Woran hast du das festgestellt? Kommt da jemand vorbei und triggert einen gezielt oder wie muß ich mir das vorstellen?
"Ihr wollt Auseinandersetzung mit Triggern? Könnt ihr haben",
Es ist möglich, genau kann ich es nicht wissen, dass das selbstverletzendes Verhalten ist. Ich weiß ja nicht wie es dir damit geht, wenn du sowas machst.
Ohne Psychologie im Hintergrund würde ich sagen, dass das pubertäres Verhalten ist. "Dann mache ich das erst recht"! Habe ich mit 14 auch mal so gemacht.
Candle, du sagst, es sieht gut aus von der Idee. Die Idee ist dort aber im Kern, dass man getriggert werden soll und dann damit klarkommen muss / das lernt.
Da frage ich mich immer noch warum du dich da angemeldet hast, wenn du das alles nicht brauchst? Und da muß es ja auch Vorgespräche samt Vorbereitung gegeben haben. Andere traumatherapeutische "Mittel" gab es da nicht?
Also ich verstehe einfach nicht, warum eine durchgehende "Triggerung" für Heilung sorgen soll.
Ich auch nicht, aber das ist nur eine Methode.
Nun habe ich das zwar nicht mehr, dafür aber richtige Hassgefühle auf die Zeit in Mannheim und allgemein wenn ich halt mit dem Trauma in Berührung komme.
Kann es nicht auch sein, dass es sich um eine Verschiebung handelt, also indirekt gegen den Täter geht?

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Shukria
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Beitrag So., 31.12.2023, 13:24

Fragensteller98 hat geschrieben: Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken. Nicht durch Psychotherapie - denn mit mir stimmt grundsätzlich alles, mit Schwächen und Stärken. Ich bin einfach nicht das Problem, so leid es mir tut.
Schön, und wie stellst du dir das vor mit der Anerkennung? Wirklich praktisch meine ich?

Es gibt ja durchaus Anerkennungen. Zb im Studium Nachteilsausgleiche die man beantragen kann aufgrund der seelischen Behinderung (Leistungsberinträcjtigung) und auch die Möglichkeit zu mehr geförderter Studienzeit,

Im Alltag kannst du einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen und je nach schweregrad stehen dir auch da unterschiedliche finanzielle sowie in Berufsleben Modifikationen und Schutz deines Arbeitsplatzes zu.

Du kannst einen Antrag beim Fond für Sex. Missbrauch stellen, der gilt auch in deinem Falle und dir stehen Mittel bis zu 10.000Euro zu die du einsetzen kannst um deine Nachteile auszugleichen zb Thetapie oder Urlaub oder was auch immer

Du kannst zusätzlich einen Antrag beim OEG stellen.

Falls du aufgrund deiner Erkrankung nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten kannst, kannst du beim Rententräger einen Antrag auf (teilweise) Erwerbsminderungsrente stellen

Die steht Psychotherapie zu die dein Leiden und die Folgen anerkennt.


Daher: welche weitere Anerkennung hättest du gerne?
Zuletzt geändert von Shukria am So., 31.12.2023, 13:28, insgesamt 2-mal geändert.

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Kirchenmaus
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Beitrag So., 31.12.2023, 13:27

Hallo Fragensteller,

du hast eine unglaubliche Wut. Und die ist total berechtigt. Ich wünschte, ich könnte meine Wut so klar fühlen.

Du hast als Kind sexuelle Gewalt erfahren, und nun hast du in anderer Form durch einen Mann Gewalt erlebt. Das ist wirklich richtig besch*ssen! Tatsache ist aber leider, dass das Leben ungerecht ist. Erst erlebt man Gewalt, und dann muss man sich auch noch mit all den Nachwirkungen, Schmerzen und Problemen herumschlagen. Ich fürchte, da gibt es keine ausgleichende Gerechtigkeit. Die Anerkennung, die du dir wünschst, kannst du in Teilen durch deine Therapeutin erfahren, eventuell durch einen Nachteilsausgleich durch den Staat, falls du z. B. schwer gesundheitlich beeinträchtigt bist. Aber letztlich musst du dir die Anerkennung wirklich selbst geben, so ungerecht und schmerzhaft das ist.

Meine Anerkennung hast du jedenfalls, dass du studierst. Das schafft nicht jede*r mit der Geschichte.
(Es kann auch sein, dass du mit dem krassen Jurastudium etwas überkompensiert bzw. dein damaliges Erdulden reinszenierst – bei mir war das jedenfalls teilweise so. Aber das nur am Rande.)

Ich glaube, dass die Wut auf alle deine Täter etwas ist, was einen Ausdruck finden muss. Hast du mal an einen intensiven Sport gedacht?

Konfrontation musst du überhaupt nicht machen, wenn du das nicht willst. Wichtig ist m. E., dass du erstmal im Hier und Jetzt gut zurechtkommst und dass dein Wut einen Platz findet.

Alles Gute!
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 13:28

candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:55 Dafür kann aber die Klinik nichts und die Therapeuten auch nicht. Bist du da nicht ganz aufgeschlossen was "andere" Menschen angeht? Das kann dir an der Uni übrigens auch "passieren".
Du hättest ja auch gehen können. Das habe ich übrigens auch mal gemacht. ;)

Ich bin nicht aufgeschlossen, was grün oder türkisgefärbte Haare angeht oder Menschen, die sich selbst verletzen. Das stimmt. Muss man das?

Ich konnte nicht gehen, da ich Unterlagen brauchte, die meine Zeit in der stationären Einrichtung belegen, damit ich diese beim Studienfachbereichsbüro einreichen kann. Und da wäre eine Woche nicht so gut gewesen und hätte zusätzlichen Stress bedeutet.
candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:55 Woran hast du das festgestellt? Kommt da jemand vorbei und triggert einen gezielt oder wie muß ich mir das vorstellen?
Nun ja, das Gebäude ist in einer Straße mit gegenüberliegenden Nachtclubs und einer Drogenhilfeeinrichtung. Man hat Zweierzimmer. Man muss auf engstem Raum mit Borderline-Patienten zusammenleben. Die Pfleger kommen nachts in die Zimmer rein und sind auch mal so ins Zimmer gegangen, wenn sie etwas nachschauen wollten. Es wird penibel auf Pünktlichkeit geachtet und es werden Strafpunkte vergeben, wenn man zu spät kommt oder sich anderweitig unerwünscht benimmt. Die Pfleger haben nachts vor meiner Tür sehr laut gemacht, bis ich sie zur Rede stellte. Am nächsten Tag bekam ich dann ein ernstgemeintes Lob dafür, dass ich mich "für mich eingesetzt habe", was ich als höhnisch empfand. Ich dachte mir, das sollte gar nicht meine Aufgabe hier sein, die Nachtruhe durchzusetzen.

Letztlich kann man sagen, dass man (vielleicht) nicht absichtlich getriggert wird. Aber es wird auch gar nichts dafür getan, Trigger fernzuhalten.
candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:55 Es ist möglich, genau kann ich es nicht wissen, dass das selbstverletzendes Verhalten ist. Ich weiß ja nicht wie es dir damit geht, wenn du sowas machst.
Ohne Psychologie im Hintergrund würde ich sagen, dass das pubertäres Verhalten ist. "Dann mache ich das erst recht"! Habe ich mit 14 auch mal so gemacht.

Da frage ich mich immer noch warum du dich da angemeldet hast, wenn du das alles nicht brauchst? Und da muß es ja auch Vorgespräche samt Vorbereitung gegeben haben. Andere traumatherapeutische "Mittel" gab es da nicht?
Nein, es gab da keine anderen traumatherapeutischen Mittel. Vielleicht noch Akzeptanz. Was ich auch als lächerlich empfinde. Man kann nicht alles akzeptieren. Ich habe mich dort, wie gesagt, auf Rat meines Therapeuten dort angemeldet und weil ich mich sehr mit ihm verbunden fühlte. Und auch, weil ich eben sehr stark unter HIV-Ansteckängsten (im Alltag) leide und diese Intrusion, das etwas in mich eindringt, weggehen sollte. Aber auch das hat sich nicht gelöst.

Diese "erst recht" Mentalität empfinde ich als in Ordnung, weil es mir hilft, etwas durchzuziehen. Das ist wie beim Sport- wenn jemand sagt, ich kann das nicht, dann zeige ich es ihm eben. Und in Bezug auf Psychotherapie ging es eben darum, meinen Punkt klar zu machen.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 13:36

Shukria hat geschrieben: So., 31.12.2023, 13:24
Fragensteller98 hat geschrieben: Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken. Nicht durch Psychotherapie - denn mit mir stimmt grundsätzlich alles, mit Schwächen und Stärken. Ich bin einfach nicht das Problem, so leid es mir tut.
Schön, und wie stellst du dir das vor mit der Anerkennung? Wirklich praktisch meine ich?

Es gibt ja durchaus Anerkennungen. Zb im Studium Nachteilsausgleiche die man beantragen kann aufgrund der seelischen Behinderung (Leistungsberinträcjtigung) und auch die Möglichkeit zu mehr geförderter Studienzeit,

Im Alltag kannst du einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen und je nach schweregrad stehen dir auch da unterschiedliche finanzielle sowie in Berufsleben Modifikationen und Schutz deines Arbeitsplatzes zu.

Du kannst einen Antrag beim Fond für Sex. Missbrauch stellen, der gilt auch in deinem Falle und dir stehen Mittel bis zu 10.000Euro zu die du einsetzen kannst um deine Nachteile auszugleichen zb Thetapie oder Urlaub oder was auch immer

Du kannst zusätzlich einen Antrag beim OEG stellen.

Falls du aufgrund deiner Erkrankung nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten kannst, kannst du beim Rententräger einen Antrag auf (teilweise) Erwerbsminderungsrente stellen

Die steht Psychotherapie zu die dein Leiden und die Folgen anerkennt.


Daher: welche weitere Anerkennung hättest du gerne?
Aber diese Anträge, die du hier nennst, die funktionieren alle nur so, dass man darlegen muss, was für ein Opfer man nun ist und man deshalb (zweckgebundene!) Leistungen vom Staat braucht! Das ist höhnisch! Ich bin doch kein Bittsteller, über den dann irgendein Sachbearbeiter irgendwann zu entscheiden hat.

Ich habe auch Power und Energie und ich bin intelligent. Ich bin nicht behindert. Ich bin an sich ganz normal.

Ich möchte Anerkennung eher in dem Sinne eines Stipendiums. Einer Unterstützung für besondere Leistungen und nicht, weil ich behindert bin.

Die besondere Leistung liegt darin, dass ich trotz meines Traumas alles dafür gebe, arbeitsfähig zu sein, mich in die Gesellschaft zu integrieren und Energiebereitschaft zeige. Und nein, das ist vor meinem Hintergrund nicht selbstverständlich.

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sunny87
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Beitrag So., 31.12.2023, 14:05

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 12:30
Letztlich scheint es mir so, als sie Psychotherapie einfach nur (Lebens-)Philosophie.
Na, das muss ich widersprechen, da ich selber Psychologie studiere und das wissenschaftlich schon sehr fundiert ist. Aber es gibt halt auch viele schwarze Schafe unter Therapeuten, Heilpraktikern usw., so wie es auch sehr gute gibt.

Letztendlich hast Du vielleicht einfach nur "Pech" mit dem bzw. der Klinik gehabt, oder Du warst auch einfach noch nicht bereit dafür. Bei mir hat es 20 Jahre nach dem Trauma gedauert, bis ich bereit war, das anzugehen. Und mit der richtigen Unterstützung und den für dich richtigen Weg, kann man das auch schaffen.

Und ja, es kotzt einen an, wenn Sachbearbeiter darüber entscheiden, ob einem Leistungen wie ein GdB oder ähnliches zusteht.

Und nochmal: Therapie ist nie Schema F, sondern sehr individuell.

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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 14:36

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 13:28 Ich bin nicht aufgeschlossen, was grün oder türkisgefärbte Haare angeht oder Menschen, die sich selbst verletzen. Das stimmt. Muss man das?
Es paßt einfach nicht mehr in diese Zeit. Menschen sind nicht ihre Haarfarbe und außerdem willst du Jurist werden...

Aber ich sehe dir kann man nichts recht machen.

Ich auch nicht.
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chrysokoll
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:05

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:46
Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken. Nicht durch Psychotherapie - denn mit mir stimmt grundsätzlich alles, mit Schwächen und Stärken. Ich bin einfach nicht das Problem, so leid es mir tut.
WER sollte das sein? WER sollte das "endlich mal" anerkennen? Die Gesellschaft? Die Krankenkasse?
Nein, du bist nicht das Problem. Aber dir ist es nunmal passiert, du hast diese Problem. Und das kannst du angehen, es gibt Behandlungsmöglichkeiten und weitere Hilfen.
Niemand ausser dir kann das angehen, niemand ausser dir selbst kann sich entscheiden. Da kommt keine Fee und zaubert.

Und ja natürlich kostet das alles sehr viel Kraft. Es kostet noch sehr viel mehr Kraft all das unbehandelt zu lassen.
Es gäbe Hilfen und Möglichkeiten. Wenn du die alle nicht willst, dann ist das leider deine negative Entscheidung.

Du kannst ein Semester pausieren, dich krank schreiben lassen, eine andere Klinik suchen, weitere Therapie machen, beim Fonds für sexuellen Missbrauch die Hilfe beantragen. Da tritt man keineswegs als Opfer auf. Ich bin sehr froh über die 10.000 Euro die ich da zugesprochen bekam und für die ich weiter Therapie machen kann, die mir wirklich hilft.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:34

candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 14:36
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 13:28 Ich bin nicht aufgeschlossen, was grün oder türkisgefärbte Haare angeht oder Menschen, die sich selbst verletzen. Das stimmt. Muss man das?
Es paßt einfach nicht mehr in diese Zeit. Menschen sind nicht ihre Haarfarbe und außerdem willst du Jurist werden...

Aber ich sehe dir kann man nichts recht machen.

Ich auch nicht.
candle
Doch, man kann es mir recht machen. Aber du willst es ganz offensichtlich nicht.

chrysokoll hat geschrieben: So., 31.12.2023, 15:05
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:46
Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken. Nicht durch Psychotherapie - denn mit mir stimmt grundsätzlich alles, mit Schwächen und Stärken. Ich bin einfach nicht das Problem, so leid es mir tut.
WER sollte das sein? WER sollte das "endlich mal" anerkennen? Die Gesellschaft? Die Krankenkasse?
Nein, du bist nicht das Problem. Aber dir ist es nunmal passiert, du hast diese Problem. Und das kannst du angehen, es gibt Behandlungsmöglichkeiten und weitere Hilfen.
Niemand ausser dir kann das angehen, niemand ausser dir selbst kann sich entscheiden. Da kommt keine Fee und zaubert.

Und ja natürlich kostet das alles sehr viel Kraft. Es kostet noch sehr viel mehr Kraft all das unbehandelt zu lassen.
Es gäbe Hilfen und Möglichkeiten. Wenn du die alle nicht willst, dann ist das leider deine negative Entscheidung.

Du kannst ein Semester pausieren, dich krank schreiben lassen, eine andere Klinik suchen, weitere Therapie machen, beim Fonds für sexuellen Missbrauch die Hilfe beantragen. Da tritt man keineswegs als Opfer auf. Ich bin sehr froh über die 10.000 Euro die ich da zugesprochen bekam und für die ich weiter Therapie machen kann, die mir wirklich hilft.
Natürlich die Gesellschaft, verdammt nochmal! Genauso wie der Holocaust auch von der Gesellschaft anerkannt wird und die Folgen beachtet werden. Und der ist noch viel länger her als mein Missbrauch.

Semesterpause, Krankschreibung, das hilft ja nicht. Eine andere Klinik - lass mich raten, ich war einfach in der falschen, richtig? Die nächste macht dann bessere Expo und hilft mir bei meinen Themen wie Studium, Anerkennung, öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema richten. Klingt gut, kannst du mir die nennen?

Und ich möchte nicht absprechen, dass 10K viel Geld sind und dir helfen. Aber das macht Martin Bohus (und genügend andere) in einem Monat.

Kirchenmaus hat wohl Recht, ich bin unglaublich wütend. Aber das wurde mit Psychotherapie nicht besser, im Gegenteil. Vielleicht sollte ich das einfach lassen, Psychotherapie. Halte davon eh nicht mehr viel.

Ich frage mich nur nach der Sinnhaftigkeit des Ganzen. Ihr sagt, dass euch Therapie hilft. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ihr euch mit weniger zufrieden gebt als ich. Und ich werde meine Erwartungen nicht runterschrauben, nur weil es halt eben "so ist, wie es ist". Vielleicht ist das ja der Schlüssel für gesunde Therapie. Für euch sind das alles normale, zufriedenstellende Angebote. Ich finde das Angebot respektlos.

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