Zwangsgedanken oder Denkstörung?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Candykills
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Beitrag Di., 24.10.2023, 08:32

SilentCaustic, schreib du doch mal, was du alles nimmst, wenn du magst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Di., 24.10.2023, 11:47

Oh, das kann ich verstehen. Ich hätte auch verstanden wenn du überhaupt nicht mehr geschrieben hättest um dich selbst zu schützen, so geht es mir auch manchmal. Aber aktuell brauche ich irgendwen, der das auch kennt, ich bin damit so alleine und versuche nach jedem Strohhalm zu greifen.

Also, angefangen hat das Ende Januar. Ich hatte die Monate zuvor unheimlich viel Stress, was evtl. der Auslöser war. Es kam von eine Sekunde auf die andere. Plötzlich dieses Erschrecken und die leere im Kopf.
Ich habe mich davor unheimlich intensiv mit meinen Gedanken beschäftigt und habe mich selbst total beobachtet. So fing ich auch an zu denken, alle anderen beobachten mich permanent ohne Unterbrechung. Alles Kollegen, immer. Dabei war ich das selbst die ganze Zeit. Ich weiß nicht ob das schon psychotisch war.
Ich hab das Gefühl ich denke die ganze Zeit bewusst, bin hyperaufmerksam. Vielleicht ist es auch ein Zwang, der das Denken selbst betrifft. Auf der Seite zwaenge.de steht etwas womit ich mich identifizieren kann.

-Hyperawareness-OCD: Eine quälende, permanente überbewusste Wahrnehmung von autonomen Körpervorgängen wie Schlucken, Atmen, Blinzeln oder unkritischen Phänomenen wie Schlieren im Auge. Aktuell entstandene deutsche Begriffe: Hyperbewusstheits-Zwangsstörung, sensomotorische Zwänge. Das Bedrohungserleben speist sich sehr häufig aus der Befürchtung, man könne für immer unter diesen quälenden Zustand leiden müssen und eine enorme Einbuße der Lebensqualität ertragen müssen. Weitere Informationen: Blog “OCD Land”: Die Hyperbewusstheits-Zwangsstörung
Schilderung einer Betroffenen: Podcast “OCD-Land” Folge 8 „Sarina: Atemfokussierung und Hyperbewusstseinsstörung“-

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SinnIch
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Beitrag Di., 24.10.2023, 12:22

Ich finde es klingt total nach Zwang und Hyperfokussierung. Nun ist es bei Gedanken ja wirklich etwas schwieriger, weil man die ja nicht einfach abstellen kann. Gerade, dass du es als so aufdringlich erlebst und nicht wirklich zu glauben scheinst (?), beobachtet zu werden, lässt mich eher an Zwang denken.
Was hast du denn schon an Nicht-Medikamentösem probiert? Mir hilft z.B. Musik sehr. Spielst du ein Instrument oder möchtest eins lernen? Und körperliche Bewegung. Raus aus dem Kopf, sich auf andere Dinge fokussieren. Und ja, der Gedanke wird immer wieder kommen, dann diesen versuchen beobachtend hinzunehmen. Vielleicht mit ihm sprechen ("Ach da bist du ja, fixe Idee
setz dich doch mal in die Ecke, habe gerade besseres zu tun").
Und vielleicht Achtsamkeitsübungen probieren (nur nicht eine mit Gedanken beobachten ;-) ). Hatte ja noch einiges im anderen Thread geschrieben an Beispielen.

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Beitrag Di., 24.10.2023, 14:33

Mein Problem ist ja, dass mir fast nichts hilft.
Ich weiß, das klingt jetzt blöd und bestimmt auch auf eine Art gefährlich, aber manchmal tut es das Glas Wein und hilft da entspannter zu werden, sodass das dann nicht mehr ganz so häufig auftritt. Wie gesagt, normalerweise alles paar Sekunden und das ist die Hölle.
Natürlich trinke ich jetzt nicht jeden Tag Alkohol, aber geholfen hat es mir schon hin und wieder.
Wenn ich geschlafen habe fühle ich mich auch etwas erholter, aber weg ist es dadurch nicht.
Ich hoffe ja auch so auf mein neues Medikament, das ich jetzt bekommen habe. Wenn es eine Denkstörung ist, dann kann ich da sowieso nichts gegen machen, denke ich. Also müssen mich Medikamente da rausholen. Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte.

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SinnIch
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Beitrag Di., 24.10.2023, 16:36

Gerade das mit dem Alkohol passt dann ja auch.... hilft "leider" für den Moment enorm.
Was für ein Medikament hast du denn angefangen? Das Problem ist, solange du darauf wartest, dass es weg geht, wird es genau das nicht tun. Alkohol macht Sch...egalgefühl und entspannt, deswegen ist es dann auch besser. Was natürlich kein Pro für Alkohol sein soll. Kenne das gelegentliche Ausnutzen des Effektes aber auch.
Vielleicht schaust du mal bei Tipps für Leute, die einen Tinnitus haben. Das ist ja ein bisschen ähnlich. Die müssen ja auch lernen, es zu überblenden und nicht zu fokussieren um es auszuhalten.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 05:40

Kein Medikament hilft, wenn man drauf wartet, dass es hilft. So funktioniert unsere Psyche nicht. Sicher, vieles ist Chemie und soll durch Medikamente gerade gerückt werden, aber dennoch spielt da eben noch viel mehr eine Rolle. Psyche ist kein gebrochenes Bein, was wieder zusammenwachsen muss.
Letztendlich brauchst Du vielleicht einen Plan, wie Du am besten Deinen Tag gestaltest, um nicht nur irgendwie über die Runden zu kommen, sondern damit es auch besser werden darf und kann.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 06:47

Welche Erwartungen hast du an die Medikamente? Was bedeutet für dich, dass ein Medi "wirkt"?
Nach meiner Erfahrung ist die Erwartung, dass ein Medikament deine Zwangsgedanken auf Knopfdruck ausschaltet, eher unrealistisch. Wobei es hilft: Es kann dir den Spielraum verschaffen, damit DU entscheiden kannst, ob du jetzt auf dieses Gedankenkarussell aufsteigst oder nicht. Das ist harte Arbeit und ein Prozess - also zwei Schritte vor und wieder einen zurück. Und wieder von vorne.
Genauso ist es mit den Verhaltens-Interventionen. Die werden deine Zwangsgedanken nicht auf einen Schlag beseitigen. Was sie können: Sie verschaffen dir Luft, jetzt in diesem Augenblick, für diesen Moment. Und dann für den nächsten und den nächsten. Aber die Entscheidung, dass du nicht drauf einsteigen willst, musst du immer wieder neu treffen. Das ist verdammt mühsehlig und anstrengend. Gerade wenn man damit anfängt. Mit der Zeit wird es einfacher, weil es ein "gewohnter" Ablauf wird: Zwangsgedanke? Gedankenstopp-Maßnahmen einleiten.

Und dann gibt es auch Momente, wo das nicht klappt, wo du dich gedanklich wieder im Kreise drehst, bis dir schwindelig wird. Auch das gehört dazu, mach dich dafür nicht fertig, sondern hake es ab und nimm dir vor, es beim nächsten Mal anders zu machen.

Und höre auf, dich auf die Inhalte (oder die fehlenden Inhalte ;-) )dieser Gedanken zu fokussieren. Das ist Energieverschwendung. Mich hatte das total fertig gemacht, als mir eine Therapeutin sagte, ich solle diesen Gedanken nicht zu viel Futter geben. Aber für mich war das genau die richtige Maßnahme, um die endlosen Kreisläufe zu unterbrechen.

Mir hilft, wirklich etwas zu TUN. Mit dem ganzen Körper. Anspruchsvolle Koordinationsübungen, die soviel Konzentration brauchen, dass du vergisst zu denken. Lieblingsmusik laut aufdrehen und dazu hemmungslos tanzen. Seilspringen und dabei von 1000 in 17er Schritten rückwärts zählen. Und danach fortfahren, was du zuvor getan hast (solange es nicht auf die Zwangsgedanken fokussiert war).

Bist du denn aktuell in therapeutischer Behandlung?
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― Anne Lamott

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SinnIch
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 07:57

Genau das! Das mit den Medikamenten ist exakt das, wie ich es empfunden habe. Es ist nicht plötzlich weg, aber ich habe mehr Spielraum anders zu handeln, den Fokus zu verschieben.
Die Frage ist auch, was an diesem Gefühl/Gedanken oder Nicht-Denken so schlimm für dich ist. Da steckt ja meistens irgendeine Befürchtung hinter. Kontrollverlust?
Mir hilft es manchmal die Dinge zu übersteigern ins Gegenteil, also willentlich dann den eigentlich unerwünschten Zustand erzeugen zu wollen! Dann bleibt er bei mir oft weg, weil ich damit ja den Nährboden, die Angst davor, entzogen habe.

Was wird dir da denn in Therapie konkret an die Hand gegeben?

Stromschlaggefühl / Brain Zaps kenne ich übrigens vom Absetzen von Paroxetin. Hatte das vielleicht auch so einen Auslöser bei dir? Also irgendeine Medikamentenumstellung z.B.?

Ist echt nicht angenehm, je nach Intensität und Häufigkeit. Hatte aber auch stark mit meinem Erregungspegel zu tun, im Positiven wie im Negativen.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:24

SinnIch hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 07:57 Die Frage ist auch, was an diesem Gefühl/Gedanken oder Nicht-Denken so schlimm für dich ist. Da steckt ja meistens irgendeine Befürchtung hinter. Kontrollverlust?
Ein anderer Aspekt: Es sind "nur" Gedanken. Die Bewertung, dass das "schlimm" ist, ist deine eigene.
Ich will dir deine Wahrnehmung nicht absprechen, dass du das als schlimm und unaushaltbar empfindest. Aber an den Bewertungen kann man auch arbeiten und dann kann deine Wahrnehmung auch anfangen sich zu verändern.
Ist auch mühselig, kleinteilig, und es gibt keine "Sofort-Erfolge". Aber mittel- bis langfristig verändert sich dadurch ganz bestimmt etwas.

Für die Arbeit an deinen Bewertungen würde ich dir aber auf alle Fälle regelmäßige professionelle Begleitung von einem Therapeuten/in empfehlen, die sich mit KVT auskennen.
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― Anne Lamott

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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:43

Candykills hat geschrieben: Di., 24.10.2023, 08:32 SilentCaustic, schreib du doch mal, was du alles nimmst, wenn du magst.
20mg Fluoxetin (wird ausgeschlichen, ich bekomme ein anderes Antidepressivum)
200mg Quetiapin
100 mg Quetiapin retard
25 mg Promethazin
1mg Risperidon
5 mg Aripiprazol, welches ich jetzt aber abgesetzt habe, weil ich nun das Risperidon nehme.

Ich glaube immer, dass mir das alles nicht hilft. Angst einiges abzusetzen habe ich aber trotzdem, weil die Gedanken dann vielleicht nicht mehr gedämpft sind und ich wieder diese Stromschläge bekomme und mich jedes Mal bei diesem Gedanken erschrecke, was dann in Panik ausartet.

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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:47

SinnIch hat geschrieben: Di., 24.10.2023, 16:36 Gerade das mit dem Alkohol passt dann ja auch.... hilft "leider" für den Moment enorm.
Was für ein Medikament hast du denn angefangen? Das Problem ist, solange du darauf wartest, dass es weg geht, wird es genau das nicht tun. Alkohol macht Sch...egalgefühl und entspannt, deswegen ist es dann auch besser. Was natürlich kein Pro für Alkohol sein soll. Kenne das gelegentliche Ausnutzen des Effektes aber auch.
Vielleicht schaust du mal bei Tipps für Leute, die einen Tinnitus haben. Das ist ja ein bisschen ähnlich. Die müssen ja auch lernen, es zu überblenden und nicht zu fokussieren um es auszuhalten.
Ich habe zuletzt nur noch 100 mg Quetiapin genommen und dann kam im Januar halt die Krise. Mittlerweile nehme ich deutlich mehr. Habe ich zu einem anderen Kommentar mal aufgeschrieben.

Meine Psychologin sagt auch, dass wir das behandeln müssen wie einen Tinnitus. Und radikale Akzeptanz, aber ich komme da nicht hin :-(

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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:48

Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 05:40 Kein Medikament hilft, wenn man drauf wartet, dass es hilft. So funktioniert unsere Psyche nicht. Sicher, vieles ist Chemie und soll durch Medikamente gerade gerückt werden, aber dennoch spielt da eben noch viel mehr eine Rolle. Psyche ist kein gebrochenes Bein, was wieder zusammenwachsen muss.
Letztendlich brauchst Du vielleicht einen Plan, wie Du am besten Deinen Tag gestaltest, um nicht nur irgendwie über die Runden zu kommen, sondern damit es auch besser werden darf und kann.
Aber was passiert den mit Leuten, die Stimmen hören? Sind da nicht die Medikamente genau das, was da hilft? Arbeitet man da auch mit radikaler Akzeptanz?

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SilentCaustic
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:50

SinnIch hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 07:57 Genau das! Das mit den Medikamenten ist exakt das, wie ich es empfunden habe. Es ist nicht plötzlich weg, aber ich habe mehr Spielraum anders zu handeln, den Fokus zu verschieben.
Die Frage ist auch, was an diesem Gefühl/Gedanken oder Nicht-Denken so schlimm für dich ist. Da steckt ja meistens irgendeine Befürchtung hinter. Kontrollverlust?
Mir hilft es manchmal die Dinge zu übersteigern ins Gegenteil, also willentlich dann den eigentlich unerwünschten Zustand erzeugen zu wollen! Dann bleibt er bei mir oft weg, weil ich damit ja den Nährboden, die Angst davor, entzogen habe.

Was wird dir da denn in Therapie konkret an die Hand gegeben?

Stromschlaggefühl / Brain Zaps kenne ich übrigens vom Absetzen von Paroxetin. Hatte das vielleicht auch so einen Auslöser bei dir? Also irgendeine Medikamentenumstellung z.B.?

Ist echt nicht angenehm, je nach Intensität und Häufigkeit. Hatte aber auch stark mit meinem Erregungspegel zu tun, im Positiven wie im Negativen.
Meine Psychologin hat auch gesagt, dass es Angst vor einem Kontrollverlust sein kann. Im Moment versuchen wir etwas in die Kindheit zu schauen.

Diese Stromschläge habe ich damals gehabt, da habe ich noch keine Medikamente bekommen. Daraufhin dann.

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Beitrag Mi., 25.10.2023, 08:52

lisbeth hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 06:47 Welche Erwartungen hast du an die Medikamente? Was bedeutet für dich, dass ein Medi "wirkt"?
Nach meiner Erfahrung ist die Erwartung, dass ein Medikament deine Zwangsgedanken auf Knopfdruck ausschaltet, eher unrealistisch. Wobei es hilft: Es kann dir den Spielraum verschaffen, damit DU entscheiden kannst, ob du jetzt auf dieses Gedankenkarussell aufsteigst oder nicht. Das ist harte Arbeit und ein Prozess - also zwei Schritte vor und wieder einen zurück. Und wieder von vorne.
Genauso ist es mit den Verhaltens-Interventionen. Die werden deine Zwangsgedanken nicht auf einen Schlag beseitigen. Was sie können: Sie verschaffen dir Luft, jetzt in diesem Augenblick, für diesen Moment. Und dann für den nächsten und den nächsten. Aber die Entscheidung, dass du nicht drauf einsteigen willst, musst du immer wieder neu treffen. Das ist verdammt mühsehlig und anstrengend. Gerade wenn man damit anfängt. Mit der Zeit wird es einfacher, weil es ein "gewohnter" Ablauf wird: Zwangsgedanke? Gedankenstopp-Maßnahmen einleiten.

Und dann gibt es auch Momente, wo das nicht klappt, wo du dich gedanklich wieder im Kreise drehst, bis dir schwindelig wird. Auch das gehört dazu, mach dich dafür nicht fertig, sondern hake es ab und nimm dir vor, es beim nächsten Mal anders zu machen.

Und höre auf, dich auf die Inhalte (oder die fehlenden Inhalte ;-) )dieser Gedanken zu fokussieren. Das ist Energieverschwendung. Mich hatte das total fertig gemacht, als mir eine Therapeutin sagte, ich solle diesen Gedanken nicht zu viel Futter geben. Aber für mich war das genau die richtige Maßnahme, um die endlosen Kreisläufe zu unterbrechen.

Mir hilft, wirklich etwas zu TUN. Mit dem ganzen Körper. Anspruchsvolle Koordinationsübungen, die soviel Konzentration brauchen, dass du vergisst zu denken. Lieblingsmusik laut aufdrehen und dazu hemmungslos tanzen. Seilspringen und dabei von 1000 in 17er Schritten rückwärts zählen. Und danach fortfahren, was du zuvor getan hast (solange es nicht auf die Zwangsgedanken fokussiert war).

Bist du denn aktuell in therapeutischer Behandlung?
Ich habe die große Hoffnung, dass es ein Medikament gibt, dass das weg macht. Oder zumindest seltener kommenlässt, damit könnte ich mich auch abfinden, aber alle paar Sekunden ist für mich halt Horror.

Ja, ich bin in therapeutischer Behandlung. Radikale Akzeptanz, damit umgehen wie mit einem Tinnitus und der Blick in die Kindheit, da sind wir gerade dran.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 09:02

SilentCaustic hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 08:43 und mich jedes Mal bei diesem Gedanken erschrecke, was dann in Panik ausartet.
radikale Akzeptanz kann da nur ein Baustein von vielen sein.

du brauchst zB auch ein Verständnis von dem, was du dir selbst mit diesen Zwangsgedanken immer wieder "antust".
Mir hat zB eine Therapeutin gesagt: "Frau lisbeth- sie erschrecken sich mit diesen Gedanken regelmäßig selbst. Und dann kommt die Panik, und dann fühlen sie sich lebendig, auch wenn das paradox anmuten mag."
Ich fand diese Einordnung zunächst total abwegig. Aber mit der Zeit dämmerte mir, dass da was dran sein könnte.
Also ging es *auch* darum andere Wege zu finden, mich "lebendig" zu fühlen.

Und, es ging darum, für mich ein "konkretes, positives Ja!" zu finden zu etwas. Das kann ein konkretes Ziel sein, das du erreichen möchtest (realistisch!) oder ein Hobby, das dich mit Freude erfüllt oder oder oder. Diese Gedanken waren für mich wie ein Vakuum, ein schwarzes Loch und das saugt immer mehr je länger man draufstarrt und dem nichts entgegensetzt. Dem Schwarzen Loch (das "negativ" aufgeladen ist) musst du Materie mit "positiver" Ladung gegenüberstellen, damit der Sog weniger werden kann.

Gleichzeitig war es auch wichtig, dass ich lerne, mich über meinen Körper selbst besser zu regulieren, dh zu lernen, selbst aus Anspannung und Panik wieder raus zu kommen. Das hat mir übrigens ein Gefühl von Kontrolle gebracht, das positiv ist, weil ich weiß: Ich habe die Fähigkeiten, in den allermeisten Fällen aus so einem Strudel auch wieder rauszufinden. Hat lange gedauert bis ich dort war.
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― Anne Lamott

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