Dissoziation in gemeinsamer Therapiestunde mit dem Partner

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Betti
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Beitrag Do., 19.10.2023, 21:45

candle. hat geschrieben: Do., 19.10.2023, 21:36 Hallo,

ist denn bei dir schon klar warum du dissoziierst, also welche Trigger das auslösen?

Ich hatte auch mal solch ein Gespräch mit Ehemann in der Therapie und da wurde wirklich sehr intensiv vorbereitet, dass ich damit auch klar komme.

Viele Grüße
candle
Ja es gibt zwei Arten warum ich dissoziiere. Entweder ein falsches Wort, Bild, Erlebnis was mit der Vergangenheit zusammenhängt löst so enorme Flashbacks aus, dass ich gar nicht mehr gegensteuern kann und sofort weg bin. Oder die unermessliche Scham lässt mich dissoziieren. Bei zweiterem habe ich noch die Wahl dagegen zu halten. Was nicht immer gelingt, aber immer besser. In der Situation am Montag war es eine Kombination. Auslöser war aber ein "falscher" Name. Dann wars vorbei. Dann kam die Scham hinzu weil zwei über mich reden. Ich war gefangen in einem Mix aus Horrorfilm und Scham. Das hat vermutlich das Fass zum Überlaufen gebracht.

Wir haben auch sehr viele Stunde damit zugebracht wie die gemeinsam Stunde aussehen könnte. Was gesagt, nicht gesagt werden darf. Was das Ziel sein soll, etc. Aber ja, wir haben nie darüber gesprochen wie wir es handhaben sollte ich schlimm dissoziieren. Ich glaube schlussendlich hat keiner damit gerechnet.

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Betti
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Beitrag Do., 19.10.2023, 21:53

Arakakadu hat geschrieben: Do., 19.10.2023, 21:41 Hm.... Also ich weiß nicht welche Themen du genau hast. Was ich allerdings so nicht kenne (bzw hier eher unüblich ist) dass die einzeltherapeutin desöfteren paargespräche macht... Denn wenn es um zb die Nähe zwischen euch und die beziehung geht, dann fände ich wäre eine Paartherapie sinnvoller. Sie ist ja voreingenommen, also... Bei uns wird das eher abgelehnt aber wie gesagt kenne icb deine Themen nicht. Vl hattest du auch so ne Art Panik? Icb hatte mal ne Panikattacke und bin dann auch rausgelaufen, wenn ich so dissoziiere dann geht das rauslaufen nicht. Aber wie gesagt ich finde sie hätten das Gespräch abbrechen sollen, es macht keinen Sinn dann alleine weiter zu machen und da verstehe icb deine Gedanken an einen vertrauensbruch.... Schwierig...
Nein das soll keine Paartherapie werden. Ich habe auch desöfteren zur Thera gesagt, dass ich nicht will, dass mein Mann sich an die Wand gestellt fühlt, weil zwei gegen einen reden. Es ging bei diesem einem Termin eigentlich lediglich darum, dass mein Mann besser verstehen kann, warum ich seine Nähe oft so schwer aushalten kann. Was das in mir auslöst. Dass ich generell mehr Unterstützung von ihm brauche was Kinder und Haushalt betrifft etc. Ich hatte sooft das Gefühl wir reden da aneinander vorbei. Und er hat sooft betont, er versteht mich einfach nicht. Warum ich seine Nähe ablehne, warum die Therapie für mich so schwierig ist, warum ich SVV betreibe etc. Und da wollte die Thera unterstützend eingreifen, da sie bemerkt hat wie sehr das unsere Beziehung belastet. Vor allem das Thema Nähe ist sehr schwierig.

Und ihn öfter mitnehmen war nur in dem Hinblick gedacht, dass ev. 50 min nicht ausreichen. Haben sie angeblich auch nicht. Aber er kommt definiv in nächster Zeit nicht mit.

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candle.
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Beitrag Do., 19.10.2023, 22:01

Betti hat geschrieben: Do., 19.10.2023, 21:45 Dann kam die Scham hinzu weil zwei über mich reden.
Das ist wohl das Kernproblem. Bedeutet das dann, dass du weder deinem Mann noch der Therapeutin wirklich vertraust?

candle
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Betti
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Beitrag Do., 19.10.2023, 22:07

candle. hat geschrieben: Do., 19.10.2023, 22:01 Das ist wohl das Kernproblem. Bedeutet das dann, dass du weder deinem Mann noch der Therapeutin wirklich vertraust?
candle
Bzgl. Vertrauen hab ich weiter oben schon was geschrieben. Allgmeine geht es in der Therapie gerade sehr viel darum, dass ich es aushalte, dass sie schon so viel über mich weiß. Dass "üben" wir gerade. Immer wieder. Dass ich nicht dissoziieren muss, weil sie mich sieht. Und ich glaube am Montag war das dann doppelt gemoppelt. Mein Mann weiß eigentlich schon viel über mich (auch wenn nicht alles, muss und wird aber auch nie so sein) und die Thera weiß noch mehr. Und das auszuhalten ist extrem schwierig für mich. Zwei reden über die Probleme von mir und ich kann nicht mitreden. Ich finde das noch immer sch... Sorry, aber ich bekomme das Gefühl einfach nicht los. Da schüttet man gefühlt seit Jahren das Herz aus, in der Therapie, daheim und dann darf man nicht mal mitreden. Und ich hatte definitiv keine Chance.

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Sun_Shine
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Beitrag Do., 19.10.2023, 22:31

Hallo,ich lese deine Beiträge schon länger. An der Stelle möchte ich dir meine Gedanken da lassen:
Sie ist deine Vertraute. Es hat ja lange gedauert, bis ihr diese Basis erreicht habt. Dein sicherer Raum. Du hast im Therapieraum sehr kontrolliert erzählt, was du wolltest/konntest über deine Geschichte. Und dann brachte jemand in deinen Raum plötzlich den „falschen“ Namen mit. Mich hätte das an deiner Stelle vermutlich auch ziemlich aus der Bahn geworfen!
Ein zweiter Gedanke: Ich kann nicht nachvollziehen, dass deine Therapeutin nicht das Gespür für diese Möglichkeit des Ablaufes hatte. Vor allem weil bis jetzt die Dissoziationen ja permanent Thema waren. Meine Therapeutinnen, die mit mir gearbeitet haben, hätte nie meinen Mann dazu genommen, vor allem nicht nach so langer und intensiver Arbeit mit mir allein, sondern da war ab und zu mal die Frage, ob ein Termin zu viert sinnvoll gewesen wäre…also ein weiterer (möglichst männlicher) Therapeut als Unterstützung für meinen Mann.
Schade, dass die Situation jetzt so verzwickt ist, ich wünsch dir dass du gut mit dir bist, und sich wieder neues Vertrauen entwickeln darf!

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Betti
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Beitrag Do., 19.10.2023, 23:50

Danke Sun_Shine für deine Gedanken. Ja mein sicherer Raum ist gefühlt weg. Ich weiß noch nicht wie sich das weiter entwickelt. Da sie dann auf Urlaub auch noch geht, wird das sicher nicht leichter. :-(

Ich habe jetzt mal all meine Gedanken zu Papier gebracht. Alles niedergeschrieben wie ich es erlebt habe. So vieles konnte ich gestern nicht zu ihr sagen. Die Wut war so dominant. Es fühlt sich nach wie vor nach Vertrauensmissbrauch an. Ja im Endeffekt ist vieles sicher blöd gelaufen. Keiner wollte mich mit Absicht verletzen. Mein Mann hat sicher auch nicht ne Sekunde darüber nachgedacht, was er mit dem "falschen" Namen auslöst. Aber Fakt ist, ich bin total verletzt und traurig. Sicher geht viel einher mit meiner Vergangenheit. Da vermischt sich halt alles. Aber es tut trotzdem weh. Sehr weh.

Ich überlege noch ob ich ihr meine Gedanken schicke. Ich habe Sorge vor ihrer Reaktion. Da steht alles drinnen. Jegliche Sichtweise, jegliches Gefühl, vorallem auch dass ich das Gefühl habe, dass das Vertrauen weg ist. Ich habe Sorge, dass das einfach vieles zerstört hat. Ich fühle mich so haltlos. :cry:

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 06:11

Ich hab jetzt hier nur mitgelesen, ich dissoziiere auch sehr oft, auch in den Therapiestunden und kann daher vielleicht dieses Gefühl des "nichts-mehr-mitbekommen" nachvollziehen.
Ich weiß allerdings auch von mir, dass ich - wenn ich wieder da bin - oft das Gefühl habe, das ganz viel passiert sein muss oder dass ich ganz Wichtiges verpasst habe oder dass das eine ganz lange Zeit war - was dann tatsächlich wohl gar nicht so war.
Aber es fühlt sich für Dich eben so an. Und ich verstehe auch, dass das gar kein gutes Gefühl ist.

Dennoch verstehe ich noch nicht so ganz, auf was Du wütend bist? Hattest Du vorab mit Deinem Mann darüber gesprochen, was er nicht sagen darf? Oder was nicht ausgesprochen werden darf und er hat sich nicht daran gehalten?
Hast Du mit Deiner Therapeutin vorab darüber gesprochen, was "passieren" soll, falls Du dissoziierst?

Wer hat sich da wie "falsch" verhalten?

Warum hat sich der vormals "sichere Raum" für Dich jetzt so verändert?

Für mich ist das eine krasse Situation, die neu war, für Dich und für Deinen Mann. Therapie ist ja erst mal sehr intim zwischen Dir und der Therapeutin. Jetzt kommt Dein Mann hinzu, der vermutlich viel weniger Ahnung davon hat, was wann wie warum passiert.
Ich finde es mutig, dass Du Dich dem gestellt hast. Ich hoffe, Du kannst das gut mit Deiner Therapeutin bearbeiten, was da so große Änderungen nun in Dir hervorgerufen hat, dass jetzt so vieles anders ist.
Ich erlebe Therapie als eine ständige Veränderung. Und ich empfinde auch das Vertrauen zum Therapeuten als beständig wechselnd (von meiner Seite ausgehend). Wenn ich es schaffe, da einigermassen ruhig drüber nachzudenken bemerke ich allerdings auch, dass ich diejenige bin, die "wechselt" und der Therapeut beständig ist. Mit Fehlern, Ecken und Kanten. Über die man sprechen kann.

Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, diese Situation gut aufzuarbeiten - so lange, wie Du es brauchst.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 06:58

Betti, zwei Gedanken, als VORSCHlÄGE hier reingeworfen, zum Weiterdenken - das sind meine Gedanken dazu, das muss nicht so sein, ob es so ist entscheidest du ganz allein.

1. Kann es sein, dass ein wichtiger Faktor bei dir im Hinblick auf die Dissoziation auch Kontrolle ist? Hört sich vielleicht zunächst paradox an, denn du erlebst es ja zunächst als den totalen Kontrollverlust. Aber wenn ich dich so lese, dann geht es für dich immer wieder darum, das Geschehen und das was erzählt wird, wer was wissen "darf" zu kontrollieren. Indem du dissoziierst / innerlich aussteigst (ganz sicher nicht bewusst! das ist kein Vorwurf!) verhinderst du ja oft, dass das Geschehen mehr Zusammenhang bekommt, für dich selbst, vor allem aber auch für die Menschen, die dich auf deinem Weg begleiten. Die Dissoziation steht dann immer wieder im Vordergrund, die eigentlichen Inhalte sind dann auf einmal nebensächlich.

In der Stunde hat das nun nicht "funktioniert" - weil dein Mann etwas "Falsches" gesagt hat. Ich hab keine Idee, warum dieser Name für dich "falsch" ist, und warum dein Mann da Bescheid wissen darf, aber deine Therapeutin eben nicht. Musst du uns hier auch nicht erklären. Aber vielleicht, ganz vielleicht liegt das irgendwie auch hinter deinen Dissoziationen, dass du dein Leben genauso aufgespalten hast, wie die Dissoziationen dich aufspalten und Verbindung verhindern: Person A darf abc über dich wissen, während Person B von abc gar nichts weiß und auch nicht wissen darf. Wenn ich dich richtig verstehe, ist es ja nicht so, dass es da um Fakten geht, von denen du selbst überhaupt nichts weißt, weil das Wissen bei inneren Anteilen von dir liegt, oder?

Ist vermutlich ein alter Überlebensmechanismus, und war vielleicht auch zu irgendeiner Zeit einmal wichtig für dich. Heute ist das höchstwahrscheinlich nicht mehr so. Und vielleicht wäre es eine Idee, wenn du anfängst (ganz langsam und vorsichtig) diese inneren Firewalls ein wenig durchlässiger werden zu lassen?
Damit du durch Erfahrung lernst, dass es eben nicht mehr lebensbedrohlich sein muss, wenn dein Leben nicht in völlig voneinander isolierte "Abteile" aufgesplittet ist? Und vielleicht könnte diese Therapiestunde mit deinem Mann auch ein Anfang dafür sein?

Ich verstehe deine Wut, die du in diesem Zusammenhang hast, auch als alte Wut. Da geht es um alte Dinge, vielleicht auch um Kontrollverluste von früher. Und die schiebt sich dann aktuell rein, als Wut über diesen "Kontrollverlust" der in der Stunde passiert ist. Aber vielleicht wäre es sinnvoll nochmal mit Realitätscheck da ranzugehen und zu schauen, ob denn wirklich so ein katastrophaler Kontrollverlust passiert ist?
Ja, es ist nicht so gelaufen wie du es dir vorgestellt hattest. Dein Mann hat sich "verplappert" (unabsichtlich), und dich schickt das in eine Dissoziation, aus der du so schnell nicht mehr herauskommst. Aber beide, die Therapeutin und dein Mann sind weiterhin da, weiterhin an deiner Seite und ich glaube nicht, dass sie aufgrund des Vorfalls anders von dir denken als vorher.

2. und das knüpft an den ersten Gedanken an und hat weniger mit der aktuellen Situation zu tun als mit der Gesamtsituation in deiner Therapie: Die Frage, ob diese Therapeutin dir wirklich weiterhelfen kann, ist hier ja schon oft reingeworfen worden. Auf mich wirkt deine Therapeutin auch oft ein wenig hilflos, und auch in der Stunde mit deinem Mann hat sie mMn ein wenig hilflos agiert. Kann es sein, dass es hier auch um "Kontrolle" geht, dass das der Grund ist, warum du so an ihr festhältst? Du hast sie ja mit deinen Dissoziationen fest im Griff, sozusagen. Ihr habt euch da über die Jahre auch gut aufeinander eingegroovt. Und du hast zwar Kontrolle darüber, was in der Therapie passieren wird, es ist für dich erwartbar und kalkulierbar. Aber es passiert halt auch nicht wirklich viel, was dich voran bringt. Zu jemand anders zu gehen würde für dich ja auch heißen, die Kontrolle aufzugeben...

Vielleicht ist es an der Zeit, deine Kontrollmechanismen und -bedürfnisse auf den Prüfstand zu stellen? Mit Unterstützung von außen und Schritt für Schritt und ganz allmählich - das alles hatte eine wichtige Funktion für dich und es stabilisiert dich sicherlich auch, wenn du ein Gefühl von Kontrolle hast. Aber gleichzeitig blockiert dich dieses Bedürfnis auch sehr auf deinem Weg nach vorne, so mein Eindruck jedenfalls...

LG l.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Shukria
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 07:35

Schau mal: positiv gesehen
Wenn du nach vorne schaust und überhaupt jemals noch mal so ein Gespräch zu dritt überlegen würdest… dann würdet ihr alle klar wissen das es in Vorfeld noch viel mehr Klärung braucht was in welcher Situation passieren soll. Also bei Dissoziationen in der Stunde
Wenn du kurz rausgehst und nicht wieder kommst
Was gilt wenn du vorher sagst nicht alleine mit meinem Mann reden aber beim Rausgehen dann nicht mehr handlungsfähig bist und das dann zb automatisch bedeutet Gespräch aussetzen bis du wieder da bist und nicht in der Situation gefragt wirst noch mal

Ansonsten denke ich auch wäre gut rauszufinden wem und was deiner Wut gilt.

Mal dir doch einen Wutkuchen und schreib mal in jedes Stück etwas oder jemanden der wenn du an die Situation denkst Wut in dir auslöst. Du kannst so auch die Größe der Stücke variieren. Wut auf deine Therapeutin, das sie nicht gut für dich gesorgt hat ist da auf alle Fälle dabei… gibts noch andere Personen die nicht gut für dich gesorgt haben? In der aktuellen Situation und vielleicht auch früher?

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Betti
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 07:38

Gespensterkind hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:11 Dennoch verstehe ich noch nicht so ganz, auf was Du wütend bist? Hattest Du vorab mit Deinem Mann darüber gesprochen, was er nicht sagen darf? Oder was nicht ausgesprochen werden darf und er hat sich nicht daran gehalten?
Hast Du mit Deiner Therapeutin vorab darüber gesprochen, was "passieren" soll, falls Du dissoziierst?
Wer hat sich da wie "falsch" verhalten?
Warum hat sich der vormals "sichere Raum" für Dich jetzt so verändert?
Nein, mit meinem Mann habe ich vorab nicht darüber gesprochen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass er über „ihn“ spricht. Ich glaube mein Mann war selbst etwas überfordert mit der Gesamtsituation.

Und was passieren soll, wenn ich dissoziiere, wurde mit der Thera nicht abgesprochen. Das hätte sicher Sinn gemacht. Zumal es ja doch häufig in der Therapie vorkommt.

Ja die Frage wer sich „falsch“ verhalten hat ist gut. Ich würde jetzt vielleicht gar nicht behaupten, dass sich wer falsch verhalten hat. Ich glaube im Endeffekt war die Stunde zu schlecht vorbereitet oder ich einfach noch nicht bereit dazu. Und dann hat eins ins andere geführt. Ich Nachhinein denke ich aber trotzdem, dass die Therapeutin hätte einschreiten, abbrechen müssen. Weil ich sooft betont habe, dass ich Angst vor dem Dissoziieren habe und dass ich „dabei“ sein will.

Der sichere Raum hat sich für mich insofern verändert, dass ich einfach das Vertrauen nicht mehr spüren kann. Wie schon geschrieben wankt das bei mir sowieso auch immer. Aber es war doch da. Erst letzte Woche sogar ziemlich stark. Und jetzt geistert unentwegt diese Stunde in meinem Kopf herum.
Gespensterkind hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:11 Ich wünsche Dir, dass es Dir gelingt, diese Situation gut aufzuarbeiten - so lange, wie Du es brauchst.
Danke Gespensterkind. Ja das wünsche ich mir auch.

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Betti
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 08:06

lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 1. Kann es sein, dass ein wichtiger Faktor bei dir im Hinblick auf die Dissoziation auch Kontrolle ist? Hört sich vielleicht zunächst paradox an, denn du erlebst es ja zunächst als den totalen Kontrollverlust. Aber wenn ich dich so lese, dann geht es für dich immer wieder darum, das Geschehen und das was erzählt wird, wer was wissen "darf" zu kontrollieren. Indem du dissoziierst / innerlich aussteigst (ganz sicher nicht bewusst! das ist kein Vorwurf!) verhinderst du ja oft, dass das Geschehen mehr Zusammenhang bekommt, für dich selbst, vor allem aber auch für die Menschen, die dich auf deinem Weg begleiten. Die Dissoziation steht dann immer wieder im Vordergrund, die eigentlichen Inhalte sind dann auf einmal nebensächlich.
Hmm, ja an dem Gedanken könnte was dran sein. Habe ich so noch nie betrachtet. Kontrolle ist so wichtig für mich. Dass ich Kontrolle durch Dissoziation bekomme klingt wirklich paradox. Aber es stimmt mich nachdenklich.
lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Ich hab keine Idee, warum dieser Name für dich "falsch" ist, und warum dein Mann da Bescheid wissen darf, aber deine Therapeutin eben nicht.
Ich vermeide eben seit Jahren diesen Namen auszusprechen. Von der Hauptperson (von vielen), die mein Leben damals zerstört hat. Weil ich dann noch schneller in Flashbacks abdrifte. Irgendwann habe ich mir angeeignet nur mehr von „ihm“ zu sprechen. Ging irgendwie leichter. Und mein Mann kennt eben den richtigen Namen. In meiner Familie hat diese Person ja damals jeder miterlebt. Sprich es kam in den Jahren unserer Beziehung eben schon mal vor, dass da über ihn gesprochen wurde. Aus Selbstschutz habe ich den Namen der Thera gegenüber nie fallen gelassen. War kein Thema für sie. Daher habe ich einfach nicht damit gerechnet, dass mein Mann von ihm spricht.
lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Und vielleicht wäre es eine Idee, wenn du anfängst (ganz langsam und vorsichtig) diese inneren Firewalls ein wenig durchlässiger werden zu lassen?
Damit du durch Erfahrung lernst, dass es eben nicht mehr lebensbedrohlich sein muss, wenn dein Leben nicht in völlig voneinander isolierte "Abteile" aufgesplittet ist? Und vielleicht könnte diese Therapiestunde mit deinem Mann auch ein Anfang dafür sein?
Ja durchlässiger werden lassen wäre sicher gut. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich das anstellen soll, ohne dabei wieder wegzugehen. Manchmal habe ich das Gefühl, das hat sich schon automatisiert. Chronifiziert. Wie auch immer man es betiteln mag.
lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Ich verstehe deine Wut, die du in diesem Zusammenhang hast, auch als alte Wut. Da geht es um alte Dinge, vielleicht auch um Kontrollverluste von früher. Und die schiebt sich dann aktuell rein, als Wut über diesen "Kontrollverlust" der in der Stunde passiert ist. Aber vielleicht wäre es sinnvoll nochmal mit Realitätscheck da ranzugehen und zu schauen, ob denn wirklich so ein katastrophaler Kontrollverlust passiert ist?
Danke für diese Worte lisbeth. Ich ringe seit Montag damit zu verstehen warum ich so reagiere. So verletzt bin, so wütend. Das alte Wut dabei ist war mir ziemlich schnell klar. Dass sich da vieles vermischt. Ich glaube das hat es jetzt zum Teil auch auf den Punkt gebracht. Ich hatte damals keine Kontrolle, über nichts. Die habe ich jetzt in vielen Therapiestunden auch nicht, wenn ich dissoziiere. Aber andersrum ist das dann ja irgendwie Kontrolle, wenn ich das jetzt so verstehe wie du oben versucht hast zu erklären. Und dann kommt es in einem für mich komplett neuen, ungewohnten Setting – mit meinem Mann – zu so einem enormen Kontrollverlust. Zwei Personen „gegen mich“. Auch wenn die natürlich nicht gegen mich sind. Aber mein Gefühl hat das so interpretiert. Ja Realitätscheck ist da jetzt sicher angesagt. Noch überwiegen die enormen Gefühle. Aber schön langsam entwickle ich ein Gespür dafür warum ich so enorm reagiere. Danke dafür.
lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Aber beide, die Therapeutin und dein Mann sind weiterhin da, weiterhin an deiner Seite und ich glaube nicht, dass sie aufgrund des Vorfalls anders von dir denken als vorher.
Das glaube ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich glaube die beiden wissen gerade selbst nicht so recht was da in mir abgeht.

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Beitrag Fr., 20.10.2023, 08:08

lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Auf mich wirkt deine Therapeutin auch oft ein wenig hilflos, und auch in der Stunde mit deinem Mann hat sie mMn ein wenig hilflos agiert.

Zu jemand anders zu gehen würde für dich ja auch heißen, die Kontrolle aufzugeben...
Stimmt und stimmt. Mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein.
lisbeth hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 06:58 Vielleicht ist es an der Zeit, deine Kontrollmechanismen und -bedürfnisse auf den Prüfstand zu stellen? Mit Unterstützung von außen und Schritt für Schritt und ganz allmählich - das alles hatte eine wichtige Funktion für dich und es stabilisiert dich sicherlich auch, wenn du ein Gefühl von Kontrolle hast. Aber gleichzeitig blockiert dich dieses Bedürfnis auch sehr auf deinem Weg nach vorne, so mein Eindruck jedenfalls...
Da gebe ich dir völlig Recht. Dieses aufrechterhalten der Kontrolle und damit auch des Funktionierens blockiert mich 100%ig in meinem Vorankommen. Ich habe es bisher nicht geschafft diesen enormen Wunsch nach Kontrolle etwas aufzugeben, zu lockern oder eben ja durchlässiger zu werden. Die Angst vor der Abwertung kommt dann sofort ins Spiel.

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Betti
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 08:15

Shukria hat geschrieben: Fr., 20.10.2023, 07:35 Schau mal: positiv gesehen
Wenn du nach vorne schaust und überhaupt jemals noch mal so ein Gespräch zu dritt überlegen würdest… dann würdet ihr alle klar wissen das es in Vorfeld noch viel mehr Klärung braucht was in welcher Situation passieren soll.
Stimmt, sollte es jemals wieder zu einer Stunde zu dritt kommen, muss vorab noch viel besser abgesprochen werden was, wann, wie sich wer verhält. Die Gefahr, dass nochmal so ein Chaos entsteht ist sicher gering. ;-)

Und herzlichen Dank für den Input mit dem Wutkuchen. Ich habe ihn zwar noch nicht gemalt. Aber gedanklich schon durchgespielt. Und da hat sich die Wut schon enorm ungleichmäßig aufgeteilt. Und die meiste Wut bekommt da auf keinen Fall meine Thera. Deren Stück ist verhältnismäßig sehr klein, im Gegensatz zu der Wut welche Menschen aus meiner Vergangenheit abbekommen. Ich überlege gerade ob ich so einen Wutkuchen wirklich male und mit zur Thera nehme. Ich glaube das hätte großes Potenzial. Danke Shukria. :)

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Beitrag Fr., 20.10.2023, 08:31

Ich danke euch recht herzlich für den vielen Input, eure vielen Gedanken. Ich merke, ich fühle mich schon langsam etwas sortierter. :) Das Gefühl zu dieser Stunde ist immer noch schlimm, aber mein Kopf bekommt es schön langsam auf die Reihe. Kann besser einordnen, was da wie abgelaufen ist und welche Mechanismen von früher da reinspielen.

Ich habe der Thera meine vielen Gedanken, welche ich gestern zu Papier gebracht habe, per Mail geschickt. Ich glaube es ist besser, wenn sie mein komplettes Gefühlswirrwarr weiß. Weiß wie die Stunde für mich abgelaufen ist und was sie in mir ausgelöst hat. Ich gehe jetzt mal vom Positiven aus und hoffe, dass sie mich nicht dafür verurteilt. Mich deswegen mit anderen Augen sieht oder abwertet (ein klein wenig Angst ist schon da muss ich zugeben).

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Shukria
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Beitrag Fr., 20.10.2023, 08:45

Wow Betti, mega stark und mutig von dir, auch hier wirklich über Anregungen nachzudenken die du wolltest 👍👍

Ich glaub auch das da viel Potential drin wäre den mit zur Stunde zu nehmen.

Lg!

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