Funktioniert so Verhaltenstherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 17:21

Hallo Aufbruch,
VT an sich gestaltet sich erst so "richtig" v.a. durch die gemachte Ausbildung, die individuellen Behandlungsschwerpunkte und letztlich die Persönlichkeit des jeweiligen Therapeuten. Von daher geh ich davon aus, dass es "die" VT genauso wenig gibt wie "die" TfP oder "die" Analyse. Es gibt halt Richtlinien, an die sich Theras halten und mit denen man als Klient rechnen kann.

Hat deine Therapeutin denn eine Diagnostik mit dir gemacht und in den probatorischen Stunden dich aufgeklärt über ihre Arbeitsweise, ihre Schwerpunkte, was sie von dir erwartet in den paar Stunden und v.a. was du von ihr erwarten kannst und darfst? Das gehört nämlich eigentlich zu ihren Pflichten (wie die Aufklärung vor einem Eingriff z.B.), aber viele schenken sich das , grade bei Kurzzeittherapien.


Aufbruch hat geschrieben:Die Maßnahmen, die sie mir im Laufe der Zeit vorgeschlagen hat, waren
- soziale Kontakte reaktivieren (habe ich gemacht)
- meine Bedürfnisse äußern (die kenne ich selbst nicht so gut)
- Entspannungsübungen machen (schaffe im Moment nur Atemübungen)
- Dinge tun, die mir gut tun (schwierig, wenn mir die Anspannung im Wege steht)
Hast du ihr das alles gesagt, was du hier in Klammern geschrieben hast? Ihr Rückmeldung gegeben und auch mal "aktiv" danach gefragt, wie sie dir dabei helfen kann, da klarer zu bekommen, was du noch nicht erkennen/spüren etc. kannst?

An sich setzt die VT schon da an, dass man nicht groß ergründet, was an alten Verletzungen seinem Verhalten zugrunde liegt. VT setzt "umgekehrt" an : Ändere dein Verhalten, dann ziehen die Gefühle mit und die Konflikte kriegt man aufgelöst.
Bei Ängsten oder Depressionen z.B. kann das gut klappen.
Mit Betonung auf "kann".

Ich bin aber auch der Meinung, nach nur 12 Stunden werden aber wohl die wenigsten Klienten mit deutlichen Verbesserungen der Symptome dastehen können.

Es ist deine erste Therapie, von daher muss sie als Therapeutin damit rechnen, dass dir viele Dinge erstmal richtig bewusst werden, du Konflikte und "Phänomene" erstmal richtig "am eigenen Leib" mitbekommst und dir Lichter aufgehen darüber, dass es da noch "Tieferes" in dir gibt, das der "schnellen Besserung" im Wege steht. Bis dahin, dass einem etwas Unerwartetes und Heftiges um die Ohren fliegt und man in Krisen kommt.

Wenn sie da nichts Besseres dir anbieten kann als Schulterzucken und Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneteren Therapeuten, dann würde ich an deiner Stelle genau dieses Angebot von ihr in Anspruch nehmen und mich erneut auf die Suche machen.

Deine Verliebtheitsgefühle wirst du kaum "ablegen" können (Meiner Treu, da braucht sie wohl ne Fortbildung...! ), weil das mit ihr als Person erfahrungsgemäß wenig zu tun haben dürfte.
Das wird sich wohl auch bei einem anderen Thera wieder so einstellen, denk ich mal. Und kann "gutes Arbeitsmaterial" in einer Therapie sein.

Und je nachdem, welche Prioritäten du jetzt für dich setzen wirst, kannst du ja bei der Suche nach einem/einer Thera das in den probatorischen Stunden schon ansprechen und klären.

Ob VT, TfP oder Analyse : Da würde ich in Frage kommende Theras jeder Richtung in der Probatorik "ausfragen", wie sie auf deine Wünsche und Vorstellungen von Unterstützung und Hilfestellung eingehen und was sie dir da anbieten können.
TfP und Analyse geben darüber hinaus ja auch noch mehr probatorische Stunden zum Beschnuppern, so dass du dich nicht gleich festlegen musst mit einer Therapie.

Ich drück dir die Daumen, dass du eine/n passende/n Thera für dich findest, auch wenn das zur Zeit eine echt mühselige Angelegenheit ist!

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candle.
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 17:23

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 15:54
Tobe hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 10:01
Ich verstehe nicht, warum man solche Gefühle überhaupt einem Therapeuten mitteilen sollte.
Ich würde so etwas für mich behalten und zusehen, daß ich von diesen Gefühlen selber wegkomme, oder sie eben weitestgehend versuchen zu ignorieren.
Warum muss man dies jemanden mitteilen, wo man doch weiß, daß da eine Beziehung unmöglich, bzw. sogar verboten wäre?
diese Gefühle kann, darf und sollte man mitteilen in der Therapie, weil sie genau da hin gehören.
Warum?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 18:32

ähm candle, was meinst du mit deiner Frage bzw. was erwartest du auf ein "warum" ?
Ja warum nicht?
Ja weil ich das genau so sehe wie ich das ausgeführt habe.

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candle.
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 18:41

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 18:32 ähm candle, was meinst du mit deiner Frage bzw. was erwartest du auf ein "warum" ?
Ja warum nicht?
Ja weil ich das genau so sehe wie ich das ausgeführt habe.
Für mich pathologisierst du Verliebtheit damit. Warum muß man es sagen? Man kann ja auch schwärmen und es klingt aus oder wie auch immer das bei jemanden vergeht?

Ich denke nämlich, dass man sich damit auch die Therapie verbauen kann. Es gab im Forum ja einige Dramen zu diesen Thema.

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Alana37
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 18:58

Zum Thema Verliebtheit.

Ich kenne das aus einer vorherigen Therapie und habe es auch angesprochen, VT und wir haben damit gearbeitet.

Und auch jetzt, wieder in der VT.
Da gibt es keine Verliebtheit, aber teils heftige Gefühle die ich auf die Therapeutin übertrage .
Und meine ermutigt mich das anzusprechen und immer wieder zu schauen wo kommt das her.
Die geht ganz wunderbar damit um und ich bin mir sicher, dass ich auch Verliebtheitsgefühle ansprechen dürfte und als erstes ein "Aber da geht's ja nicht um mich" bekommen würde und sie das mit mir analysiert.

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Montana
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:02

Die Therapiestunden sind ja nunmal auch begrenzt und man muss schauen, wie man priorisiert. Wegen Depressionen (als Beispiel) hingehen und dann wer weiß wie viele Stunden für Verliebtheitsgefühle verbraten ist jedenfalls nicht unbedingt hilfreich. Genauso würde ich ja auch eine kostbare Stunde nicht damit verbringen wollen, andere Dinge auszubreiten, die mich zwar bewegen, mit denen ich aber fertig werde. Da wäre jede Woche reichlich vorhanden, was sich anbieten würde, immerhin ist eine Woche lang. Da könnte ich ganz locker völlig vermeiden, über den eigentlichen Grund für die Therapie zu sprechen.

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candle.
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:02

@Alana37: Warum hat sich das bei dir bisher nicht aufgelöst? Das würde mich wirklich interessieren, wenn da s schon in der 2. Therapie Thema ist.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:20

Montana hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:02 Die Therapiestunden sind ja nunmal auch begrenzt und man muss schauen, wie man priorisiert. Wegen Depressionen (als Beispiel) hingehen und dann wer weiß wie viele Stunden für Verliebtheitsgefühle verbraten ist jedenfalls nicht unbedingt hilfreich.
es ist die Frage ob das dann "nicht hilfreich" ist
Klar sind Stunden begrenzt und auch ich rate jedem sich genau zu überlegen an was man arbeiten möchte und womit man kommt.
Wenn die Verliebtheitsgefühle nur so ein nettes kleines Prickeln sind, ganz amüsant, dann kann man das beiseite schieben.

Es kann aber auch sein dass sie die eigentliche Therapie behindern. Und die Therapie nicht weiter geht, der Therapeut im Nebel stochert, nicht so recht sagen kann wo es jetzt hakt und holpert. Da hilft aus meiner Sicht eben Offenheit schon sehr. Eben weil Verliebtheit auch etwas sein kann mit dem man die eigentliche Arbeit blockiert und es so schön ablenkt.
Da schadet man sich doch nur selbst wenn man das als nettes heimliches Gefühl für sich behält aber in Wahrheit die Arbeit blockiert

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:23

candle. hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 18:41
Für mich pathologisierst du Verliebtheit damit.

Ich denke nämlich, dass man sich damit auch die Therapie verbauen kann. Es gab im Forum ja einige Dramen zu diesen Thema.
wo pathologisiere ich denn bitte Verliebtheit damit? Das legst du mir jetzt - ganz weit her geholt - in den Mund.
Das hab ich mit keinem Wort gesagt.

Ich finde nunmal es gehört in die Therapie und man verbaut sich viel eher die Therapie wenn man da still und heimlich verliebt schwärmt statt an die eigentlichen Themen zu gehen

Was meinst du denn mit Dramen? Dass realer Missbrauch in der Therapie ein Drama und auch schlicht eine Straftat ist, das ist ja eine ganz andere Sache. Darum geht es hier so gar nicht. Das passiert ja auch nicht weil Patientinnen sich verlieben.

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candle.
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:28

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:23 man verbaut sich viel eher die Therapie wenn man da still und heimlich verliebt schwärmt statt an die eigentlichen Themen zu gehen
Als Vermeidungsstrategie ist das natürlich blöd, aber ich denke, dass es möglich ist selber herauszubekommen.
Was meinst du denn mit Dramen? Dass realer Missbrauch in der Therapie ein Drama und auch schlicht eine Straftat ist, das ist ja eine ganz andere Sache.
Nein, daran habe ich nicht gedacht, sondern die Dramen die Klientinnen inszenieren- ganz ohne Mißbrauch.

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Alana37
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:31

candle. hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:02 @Alana37: Warum hat sich das bei dir bisher nicht aufgelöst? Das würde mich wirklich interessieren, wenn da s schon in der 2. Therapie Thema ist.

candle
Sind andere Themen diesmal.
In der anderen Therapie war es wirklich Verliebtheit.

Jetzt übertragen sich andere Dinge, die in der vorherigen Therapie kein Thema waren.
Wut ..
Angst ..

Wir arbeiten aber auch tiefergehend als in der vorherigen Therapie und die Therapeutinen könnten nicht unterschiedlicher sein.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:36

candle. hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:28 Nein, daran habe ich nicht gedacht, sondern die Dramen die Klientinnen inszenieren- ganz ohne Mißbrauch.
ich finde das jetzt sehr abwertend und daneben.
"Dramen inszenieren". Wenn solche Dinge vorkommen dann gehören sie genau in der Therapie angeschaut, was der Auslöser ist, was dahinter steckt.
Oder glaubst du ernsthaft das geht weg wenn jemand die Verliebtheit verschweigt?
Und welche "Dramen" meinst du da eigentlich die angeblich "inszeniert" werden?

Es gibt sicherlich psychische Krankheiten die von außen betrachtet mit mehr Drama einhergehen. Aber dann ist es Teil der Diagnose

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candle.
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:53

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:36 Es gibt sicherlich psychische Krankheiten die von außen betrachtet mit mehr Drama einhergehen. Aber dann ist es Teil der Diagnose
So in der Art meine ich das. Mag ja sein, dass es Teil der Diagnose ist, aber das ist ja, wie es so schön heißt, kein Grund so zu handeln. Sorry, ich habe so mehrere Herrschaften kennengelernt und da schoß mir gerade in den Kopf.
Also zurück zum Thema.

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Waldschratin
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:53

Aber auch wenns Teil der Diagnose/der Erkrankung ist, wird inszeniert bzw. reinszeniert und auch dramatisiert und stark überzogen.
Warum darf man das nicht auch mal so aussprechen/schreiben und ja, auch mal davon genervt sein?

Entscheidend ist doch eh, wie ein/e Thera damit umgeht.
Und ja, DA erwarte ich mir natürlich professionellen Umgang, nicht (ab)werten und "Neutralität" und dass der/die Thera das thematisieren und damit "für" den Klienten arbeiten kann.

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Montana
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Beitrag Fr., 25.08.2023, 19:59

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 25.08.2023, 19:20 Es kann aber auch sein dass sie die eigentliche Therapie behindern.
Das Darüber-Sprechen kann ebenfalls die Therapie behindern, weil eben nur eine Stunde pro Woche zur Verfügung steht. Man muss es abwägen. Ich würde jedenfalls nicht pauschal empfehlen, es zum Thema zu machen.

Es wird auch nicht zwangsläufig etwas großes draus. Ein paar Stunden weiter hat es sich vielleicht schon von selber erledigt, weil mit näherem Kennenlernen klarer wird, wie wenig der Therapeut als Person mit dem Ersehnten zu tun hat.

Und weiter gedacht: es können noch viele andere Dinge eine Therapie negativ beeinflussen. Die wird man nicht alle zum Thema machen können und man wird sie auch nicht alle wegschaffen können. Eine Therapie findet selten unter Idealbedingungen statt.

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