Dieses "einfach mal sein" sich erlauben find ich auch echt schwierig.
Ich habs mir schon zig Male vorgenommen, grade für Therapiestunden, weil dort halt der größte Schutzraum ist - und ich unbeholfen, "fehlerhaft" und "seltsam" in allen Varianten sein darf, bin ja schließlich in Therapie und da geht man nicht hin, wenn man nicht irgendwie "seltsam" ist.
Mit solchen Gedanken"biegungen" helf ich mir oft, grade beim Thema Scham/Urscham/Verschämtheit.
Ich nutze gerne dann Fatalismus : Ach, ich könnte mich als Monster outen? Ok, dann will ich das "bestgelungenste" Monster geben, das ich hinkrieg! (Auch Perfektionismus und Zwänge kann man "positiv" nutzen in solchen Fällen
)
Die "Spielestunden" z.B. waren für mich der Kompromiss, weil ich "einfach sein"-Stunde mich nicht getraut hab. Nicht mal so sehr wegen Scham etc., sondern eben auch aus Angst vor der "Schwemme" an alten Gefühlen, Triggern, Wunden, die ich dann nicht mehr hätte "gehalten" bekommen.
HelloWorld hat geschrieben:Also muss ich wenn ich aus dem Muster rauswill aufhören es vorher selber zu machen und mich schwach zeigen und ggf. um Hilfe fragen .... immer wieder. Und auch ggf. bei unterschiedlichen Personen. Wird weiter weh tun, denn manch einer wird nicht helfen. Aber der nächste vielleicht.
Was man dann als "Schwäche" bei sich selber erlebt, ist eigentlich gar keine. Man kennts halt nur nicht anders und kanns von daher (noch) nicht unterscheiden.
Ich koppel es gerne mit dem Innehalten. Nicht schon gleich "vorneweg" alles auf Reihe und glattgebügelt nach außen zeigen.
Ich hab die letzte Zeit "gute" Gelegenheit, das mal differenzierter und auch häufiger zu üben, seit ich mit Rolli unterwegs bin und Pflegeleute zu mir kommen.
Bei mir ist ein Behandlungsschwerpunkt in der Pflege z.B. nicht wie üblich, die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern. Bei mir steht drin, ich soll mich entlasten und helfen lassen lernen und deshalb sollen die Pflegenden drauf achten, von sich aus mir abzunehmen an Handgriffen, was ihnen auffällt. (Ich hab die Neigung zu kollabieren bei jeder dummen Gelegenheit und als eine der Mitursachen ist bekannt, dass ich meine Belastungsgrenzen (Schmerzen v.a.) nicht gut mitbekomme und einfach "mach und mach und mach", bis mein Körper eine "Notabschaltung" hinlegt)
Mit dem Rolli gibts v.a. draußen und beim Sport "gute" Übungsmöglichkeiten. Es gibt jede Menge wirklich hilfsbereiter und netter Leute und ich muss jetzt dauernd den Spontanreflex "Nee, mach ich schon selber!" registriert bekommen, damit ich überhaupt kurz reflektieren kann, ob ich mir diese Unterstützung grade "erlauben" kann oder dann wegen "zu oft schon passiert" in Schuldgefühlen und Selbstverdammung etc. versinke.
In der Therapie ist es wie gesagt Dauerthema. Und da übe ich schon mal ganz konkret, mir was Gutes tun zu lassen. Kleinigkeiten oft, Entgegenkommen auf niedrigem Niveau. Aber alleine das löst dann oft schon "Stürme" in mir aus, da brauch ich viel Kraft, um nicht danach entsprechend auf mich loszugehen mit z.B. Selbstverdammnis.
Das ist alles weit weg von Hilfe und Unterstützung wegen Schwäche - oder "Versagen" meiner eigenen Fähigkeiten.
Ich hab da inzwischen verstanden, dass das sehr viel mit Wertschätzung und Anerkennung derer um mich rum zu tun hat,
weil ich die "Zuwendung" im weitesten Sinne dann zulasse.
Das spricht Vertrauen aus. Und Anerkennung und dass ich sehr wohl "mitbekomme", dass jemand Anderer mir was Gutes tun will. Und wenn ich das dem "erlaube", verschaffe ich dem dann ein gutes Gefühl.
Aber es schafft halt auch Nähe. Und z.T. sogar sowas wie "Bindung" (z.B. zu meiner Nachbarin, die mir Essen kocht und nach mir schaut und zig Dinge macht für mich).
Das ist für jemanden wie mich nicht einfach "Erfüllung alter unerfüllter Bedürfnisse" und tut mir gut, sondern es löst erstmal Ängste aus und lässt mich automatisiert innerlich ins Nirwana verschwinden.