Enttäuscht von meinem Therapeuten, Beendigung der Therapie

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chrysokoll
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Beitrag Di., 13.06.2023, 18:46

Bini hat geschrieben: Di., 13.06.2023, 17:35
Ich werde mir gut überlegen, ob ich noch eine Kontaktaufnahme durchführe oder ob es besser ist, sich eine andere Therapie zu suchen und das dort zu bearbeiten.
lass dir Zeit dafür, nimm dir die Zeit die du brauchst für deine Überlegungen.
Es kann auch eine gute Strategie sein das erst einmal bei einer neuen Therapeutin zu bearbeiten.
Ob du später noch einen Termin beim alten Therapeuten möchtest und ob der dir dann einen gibt und dir zuhört ist sowieso fraglich.

Was du immer tun kannst: Deine Gedanken und Gefühle aufschreiben, ihm einen Brief schreiben.
Auch hier kannst DU entscheiden ob und wann du den abschickst. Aber es kann erst einmal eine Möglichkeit sein das "wegzupacken" für dich.

Und wie gesagt: Das eine ist sein Vorgehen, deine Enttäuschung.

Das andere ist die Schweigepflichtsverletzung. Das ist und bleibt eine Straftat und ich finde er sollte zumindest wissen wie dich das trifft und dass du das nicht einfach wegsteckst (was du daraus machst bleibt wiederum deine Entscheidung). Lass dich da durchaus auch beraten, z.B. vom Ethikverein

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Bini
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Beitrag Di., 13.06.2023, 20:33

Ich kann mich nur nochmal für eure Tipps bedanken. Es hilft mir wirklich und ich fühle mich ein bisschen besser.

Mit einem Ethikverein oder sonstigen Organisationen in diese Richtung habe ich mich noch nie befasst. Wird einem dort wirklich zugehört und genauer hingeschaut, oder ist es wie bei den meisten Behörden, dass man irgendeine Nummer ist und möglichst schnell abgearbeitet wird? Ich habe ein bisschen Sorge davor, dass man mich dort nicht ernst nimmt oder als die beleidigte Prinzessin hinstellt, die jetzt ihrem Therapeuten etwas auswischen möchte. Das will ich nämlich überhaupt nicht. Habt ihr Erfahrungen mit so einer Stelle?

Und meine Gedanken kreisen momentan auch um folgenden Punkt. Vielleicht habt ihr da noch ein paar Einwürfe oder Tipps. Mein Therapeut hat über die knapp drei Jahre wie gesagt zusammengerechnet unzählige Stunden gratis für mich gemacht. So im Schnitt wird er durch das Überziehen der Stunden pro Woche wahrscheinlich 1,5 - 2 Stunden gratis für mich gearbeitet haben. Ich weiß, dass das nicht so sein soll und unprofessionell ist, aber selbst jetzt, nach allem was passiert ist, finde ich das ziemlich nett von ihm. Wo gibt es so etwas heutzutage, dass jemand etwas umsonst macht. Auch wenn ich weiß, dass ich deswegen kein schlechtes Gewissen haben muss, bin ich etwas hin und her gerissen, ob es von mir nicht undankbar ist, dass ich dann einfach so direkt die Therapie beende. Mein Verstand sagt mir, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Aber in mir drinnen ist auch so ein bisschen das Gefühl (oder ich sehe mich irgendwie ein bisschen so) der undankbaren Klienten, die genommen und genommen hat und dann verschwindet. Bitte versteht mich richtig, ich weiß, dass man das so nicht sehen sollte, aber ein bisschen ist das Gefühl da. Bin ich in diesem Punkt zu streng mit mir selbst? Momentan ist einfach bei vielen Dingen eine Unsicherheit da.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 13.06.2023, 21:20

Bist du dir eigentlich sicher, dass deine Quelle vertrauenswürdig ist?
Ich frage, weil es auch einfach sehr viele Menschen gibt, die sich durch Gerüchte ihre eigenen Geschichten zusammen reimen…
Warum sollte ein Therapeut sehr intime Dinge über eine Patientin mit einer Person austauschen, die er kaum kennt? Mit der er über ein paar Ecken bekannt ist?
Er muss dadurch doch davon ausgehen, dass dir das zu Ohren kommen wird…
Zudem hättest du dadurch auch noch eine Zeugin, oder sogar mehrere…
Dadurch kann bezeugt werden, dass er die Schweigepflicht gebrochen hat, dass höchste Gut der Psychotherapie.

Von daher: Wenn da nicht jemand geschwindelt hat..dann wäre der Therapeut ein Volltrottel.

In diesem Fall würde ich mich tatsächlich an den Ethikverein wenden.
Da du Zeugen hast, werden die dich auf jeden Fall ernst nehmen.
So ein Verhalten ist untragbar.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 13.06.2023, 22:03

Jenny Doe hat geschrieben: Di., 13.06.2023, 11:36
Mir kam beim Lesen deines Postings ein Gedanke, der natürlich nur Spekulation ist. Ich kann nicht wissen, was dein Therapeut gedacht hat.
Mir kam der Gedanke, dass er vielleicht enttäuscht darüber gewesen sein könnte, dass es Dir nach so langer Psychotherapie noch immer nicht so gut geht, dass Du keine Medikamente mehr brauchst.
Er war erfreut darüber, dass es Dir seit langer Zeit richtig gut geht, und muss dann erfahren, dass es Dir nur deshalb gut geht, weil Du Medikamente eingenommen hast.
Das gleiche habe ich spontan beim Lesen auch gedacht.
Bini hat geschrieben: Di., 13.06.2023, 20:33
Mit einem Ethikverein oder sonstigen Organisationen in diese Richtung habe ich mich noch nie befasst. Wird einem dort wirklich zugehört und genauer hingeschaut, oder ist es wie bei den meisten Behörden, dass man irgendeine Nummer ist und möglichst schnell abgearbeitet wird? Ich habe ein bisschen Sorge davor, dass man mich dort nicht ernst nimmt oder als die beleidigte Prinzessin hinstellt, die jetzt ihrem Therapeuten etwas auswischen möchte. Das will ich nämlich überhaupt nicht. Habt ihr Erfahrungen mit so einer Stelle?
Mit dem Ethikverein habe ich mal wirklich gute Erfahrungen gemacht. Kommt natürlich auch auf die Person dort an.
Es war keinesfalls wie "bei einer Behörde", sondern interessiertes Zuhören mit, wie mir schien, ehrlichen feedbacks.

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Bini
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Beitrag Di., 13.06.2023, 22:20

Hallo Sydney-b

Das was du schreibst ist vollkommen richtig. Es ist immer anzuzweifeln, ob nicht jemand Blödsinn redet, intregieren will oder Sonstiges. Ich bin die Letzte, die irgendetwas gleich als hundert Prozent wahr aufnimmt, nur weil es jemand erzählt oder angeblich was gehört haben will.

Im konkreten Fall ist es so, dass die Quelle nur vertrauenswürdig sein kann. Die Dinge, die mir erzählt wurden und auf die ich angesprochen worden bin, können gar nicht erfunden sein, weil ich über diese Dinge mit niemand anderem gesprochen habe, als mit meinem Therapeuten. Nicht mit meinen Eltern, nicht mit meinem Freund und auch nicht mit meinen engsten Freundinnen. Das ist genau nur in der Therapie einem einzigen Menschen anvertraut worden.

Ich weiß nicht wieso er es gemacht hat. Vielleicht weil er noch relativ jung ist. Vielleicht hat es damit auch gar Nichts zu tun. Ich kann es dir selbst nicht sagen. Wenn es nicht so wäre wie es wäre, würde ich es nicht glauben.

Zeugen hätte ich. Es ist nur so, dass ich meinem Therapeuten eigentlich echt nichts Schlechtes will. Ich wünsch mir viel mehr, dass mir die ganze Sache aus dem Kopf geht und ich das alles hinter mir lassen kann. So etwas zu melden, würde sicher nicht dabei helfen, dass ich es irgendwie schnell abhaken kann. Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie jemanden angezeigt. Jetzt genau denjenigen zu melden, der mich knapp drei Jahre gut und ordentlich behandelt hat, weil ich enttäuscht bin, fühlt sich überhaupt nicht gut an.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 13.06.2023, 23:14

Bini hat geschrieben: Di., 13.06.2023, 22:20
Im konkreten Fall ist es so, dass die Quelle nur vertrauenswürdig sein kann. Die Dinge, die mir erzählt wurden und auf die ich angesprochen worden bin, können gar nicht erfunden sein, weil ich über diese Dinge mit niemand anderem gesprochen habe, als mit meinem Therapeuten. Nicht mit meinen Eltern, nicht mit meinem Freund und auch nicht mit meinen engsten Freundinnen. Das ist genau nur in der Therapie einem einzigen Menschen anvertraut worden.

Ich weiß nicht wieso er es gemacht hat. Vielleicht weil er noch relativ jung ist. Vielleicht hat es damit auch gar Nichts zu tun. Ich kann es dir selbst nicht sagen. Wenn es nicht so wäre wie es wäre, würde ich es nicht glauben.
Dann muss er deiner Quelle sogar deinen Namen genannt haben, sonst hätte die Person keine Rückschlüsse zu dir ziehen können, weil ja ansonsten niemand von den besprochenen Dingen etwas weiß.
Das ist so fürchterlich, ich würde an die Decke gehen.
Mit so einem Verhalten ist er als Therapeut untragbar, er kann seinen Beruf an den Nagel hängen.
Wie sollst du jemals wieder einem Therapeuten vollumfänglich vertrauen können?

Da darf man auch nicht sein Alter als Entschuldigung heranziehen.

Ich stelle mir dann nämlich gleich die nächsten Fragen:

Was hat er für ein Problem, dass er einer losen Bekanntschaft solche intimen Dinge mitteilt?
Möchte er imponieren?
Hat er vielleicht ein Alkohol Problem, oder sind gar Drogen im Spiel?
Wenn er bei dir die Schweigepflicht verletzt, bei wieviel anderen Patienten macht er dies genauso?
Warum solltest du ein Einzelfall sein?

Die ganze Angelegenheit ist ja noch relativ frisch.
Ich könnte mir vorstellen, dass deine berechtigte Wut/Trauer/Fassungslosigkeit…erst noch kommen werden.

Auch wenn er gefühlt eine zeitlang dir ein guter Begleiter und Unterstützer war, so eklatant die Schweigepflicht zu verletzen - geht überhaupt nicht!

In deinem Fall würde ich auf jeden Fall den Ethikverein kontaktieren.
Es muss ja nicht sofort sein…

Diesem Mann gegenüber musst du nicht treu verbunden sein.
Sein Verhalten ist einfach nur untragbar für einen Therapeuten.
Das tut mir sehr leid für dich.

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Bini
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 09:06

Danke für deine Einschätzung. Alkohol war im Spiel, aber jetzt auch nicht in Unmengen.

Und ja, also Namen genannt sowieso, das muss sogar schon früher passiert sein. Man hat sich einfach neben vielen anderen Dingen auch über mich unterhalten. So ein gegenseitiges Austauschen von Erfahrungen mit mir oder Dingen, die halt der jeweils andere von mir weiß. Und unter anderem war mein Therapeut nicht nur neugierig, was ihm so erzählt worden ist, sondern hat auch etwas ausgeplaudert, was nur er weiß und für mich ein wirklich belastendes Thema ist. Ich denke jeder hat etwas, was einem peinlich ist oder für was man sich schämt.

Ich glaub nicht, dass es absichtliche Bösartigkeit von ihm war, sondern dass es in der lockeren Situation einfach durch die Dynamik des Gesprächs so gekommen ist. Wie gesagt, als ich ihn bei der Beendigung der Therapie darauf angesprochen habe hat er für einen kurzen Moment sehr überrascht oder leicht erschrocken gewirkt. Das alleine hat mir schon gezeigt, dass es nur so gewesen sein kann.

Ich will ihm auch gar nicht verbunden sein. Ich hab nur auf der einen Seite das Bild von 3 Jahren Hilfe und guter Therapie und auf der anderen Seite den Scherbenhaufen wie es geendet ist. Das passt so gar nicht zu einander und trotzdem ist es die kalte Realität. Das tut so weh.

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Winni
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 09:12

Hallo Bini,

Du hast Eingangs die Frage gestellt, ob Du überreagiert hast. Ich finde: Du hast genau richtig reagiert. Zu viele Fehler seitens des Thera sind passiert. Du konntest nur die Reißleine ziehen. Und ich ziehe den Hut vor Dir, dass Du das mit klarem Blick geschafft hast.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, sind es 3 Problematiken:

1. Die Absetz-Aktion (Psychiaterin/Therapeut)
2. Die Schweigepflicht-Verletzung durch Thera
3. Unprofessionelles Verhalten bzw.Überforderung des Thera.

An Punkt 1 sind zwei beteiligt. Und hier sehe ich eigentlich den größten Fehler bei der Psychiaterin. Wessen Idee das Absetzen war, sehe ich als irrelevant. Es ging Dir gut, da darf man auf die Idee schon mal kommen. Aber die Psychiaterin - die die Medis verordnet - hätte die Konsequenzen im Blick haben müssen. Und hätte rechtzeitig gegensteuern müssen. Du warst doch regelmäßig bei ihr, oder?

Dass der Thera da hilflos war, kann ich nachvollziehen. Aber er hätte darauf drängen müssen, dass die Psychiaterin Dich feinmaschig betreut. DU hast gar nichts falsch gemacht. Zwar hast Du Dich auf‘s Absetzen eingelassen (absolut verständlich) - aber Du musstest Dich auf fachkundige Begleitung verlassen. Und diese ist unterblieben.

2. Dass der Thera Interna über Dich ausplaudert, ist ein absolutes No-Go, es ist ein Verstoß gegen seine Berufsordnung. Und der schwerste Vertrauensbruch. Wenn Du ihn damit konfrontiert hast, und er das unkommentiert stehen lässt, ist der Sachverhalt wohl unstrittig. Über den Umgang damit wäre ich mir noch unklar: nichts mehr tun, um selbst damit schneller abschließen zu können. Oder ihn anzeigen, damit sein Fehlverhalten geahndet wird… schau für Dich, womit es Dir besser geht.

Punkt 3 ist im Prinzip die Basis von 2.
Du schreibst, er ist jung. Vllt auch unerfahren? Vllt hat er wirklich geglaubt, seine vielen und langen Stunden hätten Deine Zustandsverbesserung bewirkt (die aber den Medis zuzuschreiben waren).
Evtl war er dann beim Absetzen mit der negativen Reaktion so überfordert, dass er ängstlich versucht hat, seinen Anteil an der Geschichte zu leugnen.

Egal wie - sein Verhalten sehe ich als falsch, unreflektiert und unprofessionell.

Wie bist Du denn mit der Psychiaterin verblieben? Evtl solltest Du hier auch einen Wechsel vornehmen. Aus meiner Sicht hat sie bei Deiner Absetzproblematik völlig den Überblick verloren und falsch behandelt.
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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Bini
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 11:11

Hallo Winni, danke für deine ausführliche Rückmeldung.

Ja genau, ich war auch die ganze Zeit über bei der selben Psychiaterin. Alle 3 Wochen gab es einen kurzen Kontrolltermin von vielleicht 20 Minuten. An der Medikation wurde bis zum Absetzen auch nichts geändert. Ich war mit ihr über die gesamte Zeit über eigentlich sehr zufrieden. Dann habe ich ihr erzählt, dass mein Therapeut mich gefragt hat, ob ich nicht über ein Absetzen nachdenken möchte und sie hat das auch gleich sehr positiv aufgefasst und gemeint, dass von ihrer Seite Nichts dagegen spricht. Wie dann nach ca. 3-4 Monaten im Ausschleichen die ersten stärker werdenen Absetzsymtome aufgetreten sind, hat sie gesagt, dass das leider normal ist, die eine mehr und die andere weniger stark trifft und dass es vorbei geht.

Wie es mir dann schon echt dreckig gegangen ist, hat sie bei einem Termin gefragt, ob ich es weiter durchziehen will oder lieber stoppen. Ich hab darauf geantwortet, dass ich es schaffen möchte und mich da durchbeiß. So wie mein Therapeut hat auch sie gesagt, dass es nach dem kompletten Absetzen noch ein paar Tage oder Wochen dauern kann und dann ist es überstanden. Leider war selbst 8 Wochen nach dem kompletten Absetzen nichts besser, sondern sogar nur immer schlimmer. Dann ist es, weil es nicht mehr anders gegangen ist und der komplette Zusammenbruch da war, zu dem freiwillige Aufenthalt in der Psychiatrie gekommen.

Mit den Punkten, die du aufgelistet hast, wirst du ziemlich ins Schwarze getroffen haben. Genau das, dass er einfach seinen Anteil an der Geschichte leugnet, hat mich enttäuscht. Selbst bei jedem anderen Menschen aus meiner Familie, meinem Freundeskreis oder vor allem bei meinem Freund würde mich so ein Verhalten ziemlich kränken. Und dann macht das auch noch ein Therapeut.
Zuletzt geändert von Bini am Mi., 14.06.2023, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 11:13

Bini hat geschrieben: Mi., 14.06.2023, 09:06
Ich glaub nicht, dass es absichtliche Bösartigkeit von ihm war, sondern dass es in der lockeren Situation einfach durch die Dynamik des Gesprächs so gekommen ist.
So etwas kann einer Privatperson passieren, die z.B. innerhalb einer Freundschaft was nicht ausplaudern sollte und das dann versehentlich doch tut.

Aber sowas darf einem Profi, Arzt, Therapeut NIEMALS passieren.
Schweigepflicht ist neben der Abstinenz eines der Kernthemen und Kernpunkte der Therapie, das ist die absolut Grundlage. Das WEISS der Therapeut. Das ist kein lässiges "huch, vergessen", das ist eine Straftat, das könnte ihm die Zulassung kosten.
Und genau das sollte er von dir sehr deutlich gesagt bekommen, auch wenn du danach keine weiteren Schritte einleitest. Sowas geht einfach absolut gar nicht.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 11:37

und ich möchte noch ergänzen dass Schweigepflicht natürlich für alle Ärzte und Therapeuten gilt (und auch für zahlreiche weitere Berufe).
Ich sehe das aber als besonders zentral bei Therapeuten.

Wenn jetzt - nur mal als Beispiel - mein Zahnarzt ausplaudern würde dass ich eine neue Füllung habe oder mein Augenarzt dass ich schlecht sehe und das jährlich kontrollieren lasse dann wäre das zwar auch für ihn verboten. Aber für mich jetzt bei weitem kein so schlimmes Vergehen wie bei einem Therapeuten.

Allein die Tatsache dass man in Therapie ist erzählt man ja in der aller Regel nicht jedem.
Wenn mich jemand im Wartezimmer beim Hausarzt sieht: Ja nun
Wenn mein Therapeut ausplaudert dass ich bei dem in Therapie bin dann geht allein das schon GAR NICHT

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sebi
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 12:01

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 14.06.2023, 11:13 Aber sowas darf einem Profi, Arzt, Therapeut NIEMALS passieren.
Schweigepflicht ist neben der Abstinenz eines der Kernthemen und Kernpunkte der Therapie, das ist die absolut Grundlage. Das WEISS der Therapeut. Das ist kein lässiges "huch, vergessen", das ist eine Straftat, das könnte ihm die Zulassung kosten.
Doppelt und Dreifach unterstreich!
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling

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Bini
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 14:06

Deine deutlichen Worte chrysokoll machen mir irgendwie immer mehr klar, wie heftig das Ganze eigentlich ist. Und gleichzeitig macht mich das ehrlich gesagt sogar noch trauriger. Jeder Mensch kennt Enttäuschungen, ich natürlich auch. Aber mich trifft das nach wie vor wie ein Pfeil.

Während der ganzen Therapiezeit hat er immer wieder Dinge getan, die mir gezeigt haben, dass ihm wirklich wichtig ist, dass es mir gut geht. Einmal nach einem Termin, wo es wirklich ans Eingemachte gegangen ist und ich dadurch auch kurzfristig ein bisschen fertig war, hat er mir 2 oder 3 Stunden nach der Sitzung eine SMS geschrieben, dass er sich danach noch viele Gedanken gemacht und er mir anbieten möchte, dass wir gleich am nächsten Vormittag einen Termin machen könnte, so dass nicht ein Tag zwischen den Sitzungen liegt. Ich hab das Angebot natürlich angenommen.

Einmal wäre ein Termin am Montag ausgefallen, weil er da nicht konnte. Und er hat mir angeboten, dass wir stattdessen einfach am Sonntag Vormittag den Termin machen. Auch das habe ich angenommen und wir haben das so gemacht. Bei mir war dauerhaft der Eindruck da, dass er echt bemüht ist und mir helfen möchte. Da waren noch einige andere Situationen, in denen ich mir gedacht habe, dass ich echt ziemliches Glück mit meinem Therapeuten habe.

Wenn ich das den Vorfällen am Ende gegenüber stelle, die ich euch geschildert habe, dann ist das einfach so schlimm. Einige haben ja schon gute und vermutlich auch die richtigen Erklärungsansätze dafür gehabt, wieso er sich am Ende so anders verhalten hat. Ausschließen kann ich auf jeden Fall, dass es an einer Anhänglichkeit oder Abhängigkeit von mir gelegen hat, die er mir zu liebe durch distanziertes Verhalten aufheben wollte.

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Shukria
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Beitrag Mi., 14.06.2023, 14:37

Das ist trotzdem, was du als so wertschätzend dir gegenüber einordnest, entgrenztes Verhalten von Therapeutenseite.

Er nimmt dir damit ja auch etwas. Nämlich selber für dich zu erspüren und auszuformulieren wie es dir geht, zu überlegen was du jetzt bräuchtest und das mit ihm zu verhandeln.

Es sieht auf den ersten Blick vielleicht nett aus, aber langfristig schadet dir so ein „entgegenkommen“ eher, es ist nicht! therapeutisch sondern unreflektiert.

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Kirchenmaus
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Beiträge: 1071

Beitrag Mi., 14.06.2023, 15:43

Wie shukria sagt: Grenzen scheinen für ihn nicht zu gelten.

Ich bin unglaublich wütend auf den Mann.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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