Sonnenblumenblau hat geschrieben: Der Psychologe meinte zu meinem Partner, es sei unnormal, in einer solchen Situation ruhig zu bleiben. Schließlich hätte der Unfall potentiell tödlich sein können. Mein Partner hätte ganz aus dem Häuschen sein müssen und dass er es nicht war, würde zeigen, dass er in Extremsituationen seine Gefühle in ungesunder Weise unterdrücken würde.
Das hat mich damals stutzig gemacht. Und jetzt kommt halt sowas hinterher. Beides zusammen stimmt mich nachdenklich.
Meine Reaktion auf dieses Zitat ist nicht unvoreingenommen. Das löst noch heute Wut in mir aus, dass mir in der Therapie erklärt wurde, wie ich Erlebtes wahrnehmen soll, was ich fühlen soll, welche Gedanken ich denken soll, wie ich bewerten soll..., und das meine Therapiesitzungen damit verschwendet wurden, dass mir Therapeuten ihr eigenes aufdrängen wollten. Da wird einem suggeriert, dass es unnormal ist, wenn man mit Erlebtem umgehen kann, ohne daran zu zerbrechen.
Da können eine Menge Therapiestunden bei drauf gehen, wenn Patienten Gefühle, ... eingeredet werden, die der Patient gar nicht hat. Der Meinung eines Psychotherapeuten zufolge aber haben müsste, weil es "normal" ist, auf Erlebtes in einer vorgeschriebenen Art und Weise zu reagieren.
Reagiert man anderes auf Erlebtes, als es der psychotherapeutischen Norm entspricht, dann wird gerne behauptet, der Patient würde seine Emotionen unterdrücken, verdrängen, leugnen, nicht wahrhaben wollen, ...
Mir ist da mal der Kragen geplatzt. Als mir eine Psychotherapeutin mal erzählte, was sie denken, fühlen, ... würde, wenn sie ich wäre, ... habe ich ihr nahegelegt mal Psychotherapie zu machen, damit sie lernt anders mit Erfahrungen umzugehen.
Vom Hintergrund dieses Zitates ist es möglich,
dass die Therapeutin ihre persönliche Einstellung auf deinen Partner überträgt oder,
dass sie ihn provozieren möchte, in dem Sinne, dass sie ihn dazu drängt, dasselbe zu fühlen, wie sie fühlen würde. So in dem Sinne "Wenn ich Sie wäre, ich würde gegen den Stuhl treten".
Ich denke, dass bei einer solchen Äußerung eines Therapeuten Skepsis berechtigt ist. Ein Therapeut hat nicht das Recht einem Patienten eigenes aufzudrängen. Es gibt auch Menschen, die gut mit Erlebtem umgehen können, ohne daran zu zerbrechen. Einen Patienten so weit bringen zu wollen,
bis er den Erwartungen eines Therapeuten entspricht und endlich beginnt unter dem Erlebtem zu leiden, ist unethisch.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.