Kriegsangst - Therapeuten damit belasten okay?

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SinnIch
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Beitrag Do., 23.03.2023, 11:18

realo2023 hat geschrieben: Do., 23.03.2023, 11:10 Ich als schwer Betroffener auf der einen Seite und als psychosozial beratend Tätiger weiß genau wovon ich rede.
Ich glaub, wir wissen es langsam alle...

Die Frage ist aus meiner Sicht doch total legitim, es fand doch noch gar keine Therapie statt und man macht sich vorher Gedanken. Es kann ja auch eine typische Problematik für den/die TE sein, bei der es sogar Sinn macht, genau da auch in Therapie anzusetzen, also die Sorge selber "ich will andere nicht belasten" mal genauer anzuschauen.

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stern
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Beitrag Do., 23.03.2023, 11:41

Au weia. Finger weg von selbstüberzeugten und überheblichen Beratern (bzw. auch Therapeuten).

Ein Psychotherapeut (geschützter Begriff in D mit einem best. Ausbildungsniveau) hätte seinen Job verfehlt, wenn er politisiert oder gar ideologisiert (i.S. Meinungsstreit mit dem Patienten, was politische Positionen angeht.

Schwierigkeiten oder Bedenken anzusprechen, ob best. Themen Therapiegegenstand sein können, ist hingegen sinnvoll. Insbes. zu Beginn einer Therapie. Auch ein Therapeut ist nicht unbedingt in alle Richtungen offen, z.B. methodisch oder thematisch. Daher ist gut, wenn das gleich zu Beginn abgeprüft wird.
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BluePoint
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Beitrag Do., 23.03.2023, 11:47

realo2023 hat geschrieben: Do., 23.03.2023, 11:10 Es ist eindeutig die Therapie verfehlt, wenn der Klient denkt, oh Mann, mein Thema ist so krass, das kann ich dem Therapeuten nicht zumuten und deshalb schweige ich lieber.
Naja, also ich habe auch nicht alles erzählt weil ich schon das Gefühl hatte, das ist zu viel. Und so war es auch. Meine letzte fühle sich von mir getriggert, obwohl es noch nicht mal so richtig zum Eingemachten kam im Gespräch.

Aber bei solchen Themen die quasi alle betreffen, würde ich mir keine Sorgen machen.

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SinnIch
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Beitrag Do., 23.03.2023, 12:45

BluePoint hat geschrieben: Do., 23.03.2023, 11:47 Meine letzte fühle sich von mir getriggert, obwohl es noch nicht mal so richtig zum Eingemachten kam im Gespräch.
Hmm, dann passt es einfach nicht aus meiner Sicht, also war sie die falsche Therapeutin für dich oder generell für den Job nicht gemacht. Ich denke, egal um was es geht, sollte es schon aussprechbar sein.

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realo2023
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Beitrag Di., 09.05.2023, 17:36

Es kommt darauf an, wie und welches Thema der Klient als sein Problem anspricht, ob der Therapeut darauf eingeht oder nicht. Der Therapeut schützt sich auf jeden Fall selbst und bricht ab, wenn es ihn psychisch zu sehr belastet. Es kann vorkommen, dass der Klient ganz aufgeregt und hektisch, mit viel Skandal, Dinge schildert, die aus psychotherapeutischer Sicht kein Problem darstellen, so etwas bricht der Therapeut zu Recht ab. Aus meiner Sicht ist das ein guter Therapeut, ein Mensch mit Schwächen und Fehlern, einer, der weiß, wo seine Schmerzgrenze ist. Das ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden und darum macht es Sinn das passende Gegenüber zu suchen, wie bei allen anderen Beziehungen auch. In der therapeutischen Beziehung ist das Gefälle zwar eindeutig geklärt, der Klient spricht sein Problem an und der Therapeut antwortet darauf, jedoch wenn die 'Chemie' im Miteinander nicht passt, geht es nicht und entweder der Klient lehnt ab oder der Therapeut. Nur wenn es ein gemeinsames Gesprächsklima gibt, ist eine therapeutische Arbeit ohne nervliche Überreizung möglich. Dann weiß der Klient seine Probleme zu dosieren und der Therapeut bohrt nicht auf gerade wohl ins Innere.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 09.05.2023, 23:41

realo2023 hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 17:36Es kann vorkommen, dass der Klient ganz aufgeregt und hektisch, mit viel Skandal, Dinge schildert, die aus psychotherapeutischer Sicht kein Problem darstellen, so etwas bricht der Therapeut zu Recht ab.
Das ist doch kompletter Bullshit. Wenn ein Klient mit irgendwas ankommt und über das Thema aufgeregt und agitiert ist, dann IST das aus psychotherapeutischer Sicht ein Problem, weil ein gesunder Mensch kann mit üblichen Lebenssituationen souverän umgehen. Wenn jemand das nicht kann und sich über irgendwas ungewöhnlich stark kann ist da Leidensdruck und damit Therapiebedarf.
realo2023 hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 17:36Dann weiß der Klient seine Probleme zu dosieren und der Therapeut bohrt nicht auf gerade wohl ins Innere.
Es ist nie der Job des Klienten seine Probleme zur Schonung des Therapeuten zu dosieren.

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realo2023
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Beitrag Di., 16.05.2023, 08:53

Es legt nicht der Patient fest, was behandlungsbedürftig ist, sondern stets die Fachkraft. Der Patient kann noch so sehr aua schreien, wenn es eingebildet ist, ist es zwar ein psychisches Problem, aber behandeln lässt es sich nicht. Wenn der Patient seine Probleme nicht für ein Gespräch artikulieren kann, ist er beim Therapeuten falsch, dann braucht es den Rettungswagen für die Intensivbetreuung auf einer Intensivstation. Ein Therapeut der meint retten zu müssen, übersteigt seine Kompetenz, zum Retten sind die Notärzte und Sanitäter da aus dem Bereich der Intensivmedizin. In der Gesprächstherapie beim niedergelassenen Therapeuten löst der Klient seine seelischen Konflikte hauptsächlich selbst unter Anleitung des Therapeuten. Es geht auch nicht anders, der Therapeut heilt das Gegenüber nicht, wie soll das gehen? Nur durch Einsicht und daraufhin die Veränderung des Verhaltens führt zu einem gesunden Alltag.

Ich finde es diskriminierend, meine Äußerungen als kompletten Bullshit zu bezeichnen, nur weil ich für mich weiß, wie das Heilen funktioniert.

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SinnIch
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Beitrag Di., 16.05.2023, 09:26

realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53 Der Patient kann noch so sehr aua schreien, wenn es eingebildet ist, ist es zwar ein psychisches Problem, aber behandeln lässt es sich nicht.
Was für ein Unsinn.

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stern
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Beitrag Di., 16.05.2023, 09:31

realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53
Ich finde es diskriminierend, meine Äußerungen als kompletten Bullshit zu bezeichnen, nur weil ich für mich weiß, wie das Heilen funktioniert.
Verallgemeinere das dann aber nicht. Und noch übler: Projiziere nicht deine Weisheiten auf Therapeuten, für die du dann glaubst, sprechen zu können.

Im übrigen bedarf auch eine PT einer Einwilligung des Patienten und Ziele werden i.d.R. gemeinsam vereinbart.
"Kriegsangst" kann dementsprechend natürlich ein Thema sein. Was sich verbietet, wäre eher Politisierung oder Indoktrination des (durch den) Psychotherapeuten.
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Shukria
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Beitrag Di., 16.05.2023, 12:46

Der Patient legt das Thema fest und der Therapeut schaut ob er damit arbeiten kann

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stern
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Beitrag Di., 16.05.2023, 12:53

V.a. geht es hier ja auch um eine Suche eines Therapieplatzes. Das lässt sich ja zu Beginn easy abklären. Und die Fragestellung komm hier ja auch nicht aus dem Nichts, sondern ist mit eng verbunden, weswegen überhaupt eine Therapeutensuche erwogen wird.

Realo könnte auch einen eigenen Faden aufmachen, anstelle die TE zu irritieren.

Ansprechen, schaue, wie der Therapeut damit umgeht... und gut... oder eben weiteren Therapeuten ansehen.
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Tobe
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 05:56

Hallo Realo,

ich finde es mehr als bedenklich, was Du so von Dir gibst.
realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53 Es legt nicht der Patient fest, was behandlungsbedürftig ist, sondern stets die Fachkraft. Der Patient kann noch so sehr aua schreien, wenn es eingebildet ist, ist es zwar ein psychisches Problem, aber behandeln lässt es sich nicht.
Gerade weil das “Aua“ des Patienten ein psychisches Problem ist, ist es ein behandlungsbedürftiges und wichtiges “Aua“ für den Patienten und somit eben auch ein Thema für die Psychotherapie. Und genau solche Themen, die den Patienten belasten gehören dort bearbeitet.
realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53 Wenn der Patient seine Probleme nicht für ein Gespräch artikulieren kann, ist er beim Therapeuten falsch, dann braucht es den Rettungswagen für die Intensivbetreuung auf einer Intensivstation.
Auch diese Aussage von Dir finde ich vollkommen daneben...
Der Therapeut kann dem Patienten helfen, seine Probleme artikulieren zu lernen, notfalls eben auch mal schriftlich. Deshalb gehört man noch lange nicht in eine intensivmedizinische Behandlung, da es eben psychische Leiden und keine körperlichen Leiden sind, die organischen Ursprung haben.
Die Notaufnahme inkl. Rettungsdienste werden sich bedanken, wenn künftig alle Patienten mit psychischen Leiden sie in Anspruch nehmen, nur weil sie Schwierigkeiten haben, ihre Probleme zu artikulieren.
realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53 Ein Therapeut der meint retten zu müssen, übersteigt seine Kompetenz, zum Retten sind die Notärzte und Sanitäter da aus dem Bereich der Intensivmedizin.
Auch ein Therapeut kann Leben retten, indem er dem Patienten hilft seine Konflikte und psychischen Probleme zu lösen, oder zumindest zu verbessern. Natürlich geht dies nur, wenn der Patient auch an sich selber arbeitet. Aber der Therapeut ist da eben derjenige, der dem Patienten dazu verhilft, dies auch tun zu können.
realo2023 hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 08:53 Ich finde es diskriminierend, meine Äußerungen als kompletten Bullshit zu bezeichnen, nur weil ich für mich weiß, wie das Heilen funktioniert.
Natürlich ist es “Bullshit“, weil Du alle in Deine eigene “Schublade“ steckst und behauptest, daß nur Dein Weg, der Dir persönlich geholfen hat, automatisch auch der richtige Weg für alle ist.
Was Du dabei aber vollkommen vergisst ist, daß die Menschen eben vollkommen individuell sind, wie auch ihre eigenen Probleme und damit auch ihr eigener richtige Weg, diese Probleme zu bewältigen.
Was glaubst Du denn, warum es so viele verschiedene therapeutische Behandlungsmöglichkeiten gibt?
Weil der eine Weg, eben nicht für alle Patienten auch der passende Weg ist.
Denke darüber mal nach, bevor Du deinen sehr verallgemeindernden “Senf“ wieder abgibst.

Meines Erachtens hat die TE sich darüber nur Gedanken gemacht, ob dieses Thema “Kriegsangst“ überhaupt einen Platz in einer eventuell anstehenden Therapie haben darf.
Ich bin jedoch der Meinung, daß alle Themen, die den Patienten eben belasten auch einen Platz in der Therapie haben dürfen und auch sollen. Egal wie “unsinnig“ dies für andere Menschen auch erscheinen mag.
Schließlich ist die Therapie auch dafür da, eben einen gesunden Umgang mit belastenden Themen zu erlernen, ggf. auch durch das Erlernen sich von belastenden Themen gesund abgrenzen zu können. Denn nicht auf alles, was auf der Welt passiert, haben wir auch den Einfluss dies ändern zu können. Manches muss man auch einfach akzeptieren lernen und sein Leben trotzdem soweit möglich erfüllt weiterleben zu können.

Nur mal ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen...
Ich persönlich z.B. kann absolut nichts dafür, daß in Afrika oder auch woanders kleine Kinder verhungern...
Soll ich deshalb jetzt selber anfangen zu Hungern, nur um mich “solidarisch“ mit den hungernden Kindern zu verhalten?
Oder ist es nicht besser, zu erlernen es zu schätzen zu wissen, daß man Gott sei dank selber nicht hungern muss und sich trotzdem weiter ohne zu Hungern zu ernähren.
Es hilft den Kindern in Afrika auch nicht, wenn ich jetzt anfange zu Hungern. Dadurch werden diese auch nicht satt.
Da ist es doch besser und auch effektiver, in seinem näheren Umfeld zu schauen, daß es allen gut geht und dort seine möglichen Ressourcen zu investieren.

Das mag jetzt vielleicht auch etwas egoistisch klingen, aber einer alleine wird die Welt auch nicht retten können. Da ist es doch eine gute Alternative, in seinem Umfeld zu schauen, wem man da helfen oder retten kann.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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realo2023
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Beitrag So., 28.05.2023, 18:26

Doch jeder kann seine eigene kleine Welt retten, wer denn sonst? Der Therapeut kann den Klienten nicht retten, wenn der Klient das nicht möchte. Ich rette meine Welt, das artikuliere ich hier und wem das nicht passt, hat Pech gehabt. Ich gebe zu, ich benutze im psychiatrischen Bereich im Umgang mit psychischen Erkrankungen gerne die kabarettistische Betrachtung, den provokativen Stil oder wie es Viktor E. Frankl nannte, die paradoxe Intention. Damit können jedoch altbackene User wie ich sie hier häufig antreffe, nichts anfangen. Sie gehen nach Schema F vor, wie vor hundert Jahren.
Zur Unterhaltung ist dieses Forum eine Fundgrube, aber es muss nicht sein, das Leben ist ohne genauso.

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Winni
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Beitrag So., 28.05.2023, 18:40

realo2023 hat geschrieben: Ich gebe zu, ich benutze im psychiatrischen Bereich im Umgang mit psychischen Erkrankungen gerne die kabarettistische Betrachtung, den provokativen Stil oder wie es Viktor E. Frankl nannte, die paradoxe Intention. Damit können jedoch altbackene User wie ich sie hier häufig antreffe, nichts anfangen. Sie gehen nach Schema F vor, wie vor hundert Jahren.
Warum gibst Du Dich mit uns altbackenen Usern ab? Du solltest Deine kabarettistischen Einlagen in Foren für psychiatrische Fachkreise einbringen. Wir sind nur ein Laien-Forum - an uns prallen Deine genialen Paradoxien gnadenlos ab ;)
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
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Shukria
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Beitrag So., 28.05.2023, 20:33

Das Ding heißt paradoxe Intervention, die Intension ist nur eine Technik davon und Frankl war nicht der erste der dies genutzt hat

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