fliegender Wechsel zwischen Patienten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SinnIch
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 16:03

Puh... war insgesamt bei 4 TherapeutInnen, einmal davon Ausbildungsinstitut, nirgendwo war das gewährleistet. Ist doch beim Arzt aber nicht anders. Ich versteh zwar schon, dass es nochmal was anderes ist, aber mir könnte ja z.B. auch peinlich sein zum Urologen (nur als Beispiel) zu gehen und da kann ich ja auch auf andere treffen.

Sollte ich wirklich mal auf irgendwen treffen, den ich kenne, fänd ich das jetzt auch echt nicht prickelnd... aber es wäre zumindest geklärt, dass man im selben Boot säße :lol:

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peponi
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 16:33

Naja, es interessiert sich auch nicht jeder Therapeut für Datenschutz. Und es hat auch nicht jeder die räumlichen Gegebenheiten, das ist klar, aber dann kann man wenigstens mit zeitlichen Abständen arbeiten, um dieses Risiko einer zufälligen Identifikation zu reduzieren. Ich finde es gut, wenn Therapeut:innen dafür Sorge tragen. Von meinem Vorgesetzten oder Familienmitgliedern würde ich nicht wollen, dass sie mich dort antreffen. Unabhängig davon, dass man dann weiß, der Andere geht ja auch dort hin. Ich möchte, dass die Therapie ein geschützter Raum ist, und das gehört für mich dazu.
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Montana
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 16:39

In jeder Arztpraxis, auch beim Psychiater, begegnet man anderen Patienten. Warum sollte das ausgerechnet bei Therapeuten etwas schlimmes sein?

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 16:45

vielleicht einfach weil eine Therapie für die allermeisten Menschen doch nochmal etwas anderes ist als ein Besuch beim Augenarzt.
Ich kenne es aber wirklich auch nur mit den 10 Minuten zwischen beiden Terminen.
Und klar gibt es auch da immer mal Überschneidungen, Patienten die zu früh kommen, Zufälle.
Trotzdem ist das eine klare Trennung, MIR ist das deutlich lieber so

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Montana
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:14

Mir persönlich wäre es deutlich unangenehmer, beim Psychiater gesehen zu werden als beim Therapeuten. Beim Therapeuten begegne ich höchstens zwei anderen Patienten, oft gar keinem. Beim Psychiater, der auch noch in einer Praxisgemeinschaft arbeitet, sind es eher 10, also ein Vielfaches. Und das auch erst seit Corona, vorher war es noch viel voller.

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Tobe
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:15

Ich sehe das Ganze auch nicht so streng, obwohl es bei mir echt ein ein Problem werden könnte, wenn ich beispielsweise ehemaligen Patienten, die ich durch meine Praxistätigkeit selber kenne, dort begegnen würde. Aber mittlerweile ist mir selbst das egal geworden.
Es ist ja auch so, wenn man dann mal wirklich einen anderen Klienten trifft, ist der oder die ja selber in einer Therapie. Somit ebenso ein Betroffener, der dadurch aber noch lange nicht meinen Grund der Therapie weiß.

Viel mehr würde mich der “fliegende Wechsel“ eher stören, weil der Therapeut ja gar keine Zeit hat, sich auf den nachfolgenden Patienten einzustellen, bzw. mal auf´s Klo gehen kann, oder sich auch Notizen zu machen. Darunter kann die Qualität der Therapie meines Erachtens auch sehr leiden.
Ebenso würde mich stören, wenn schon während meiner laufenden Stunde es immer wieder an der Türe klingelt, es deshalb zu Unterbrechungen kommt und ich eventuell aus meinen Gedankengängen raus gerissen würde. Oder wie die TE schon schrieb, daß die Stunden auch immer wieder wegen dieser engen Planung bei ihr kürzer ausfallen. Dies auch noch bei einem Selbstzahler und bei so gepfefferten Preisen.
Da könne ich mich nicht darauf einstellen.

Es gab auch schon bei mir Stunden die kürzer waren, dies war aber mit meinem Einverständnis. Aber es gab auch schon Stunden die Länger waren. Dann ist es auch vollkommen okay.
Mein Therapeut macht ohnehin schon mehr, als er von meiner Krankenkasse bezahlt bekommt. Da kann ich mich wirklich nicht beschweren, selbst wenn die Stunden öfter kürzer ausfallen würden.

Aber was die TE geschrieben hat, geht gar nicht.
therealyou hat geschrieben: Sa., 11.03.2023, 15:51 die Therapiestunden dauern 45min (zu EUR 115)
Und das nicht mal garantiert. Das ist wirklich nicht okay.

L.G. Tobe
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:18

ich war mal (vor Corona) eine Weile in einem Ausbildungsinstitut in Therapie.
Da ging es zu wie am Taubenschlag.
Es gab ein gemeinsames Wartezimmer für alle, wie beim Hausarzt, da waren zehn oder mehr Patienten gleichzeitig drin.
Die Chance da jemand zu treffen war durchaus real.
Man musste auch vorher unterschreiben dass man über alles was man sieht und wen man sieht und hört etc. Stillschweigen bewahrt. Ja nun, wer kann das kontrollieren?
Ich hab auch prompt da mal eine Bekannte getroffen, wir waren beide überrascht.
Inzwischen ist mir das alles aber auch egal, ich mache nichts verbotenes, wer will kann mich fragen.

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peponi
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:27

@Montana: Weil eine Psychotherapie etwas anderes ist als ein Termin beim Facharzt. Ich finde das eine wesentlich intimere Information, von der ich gerne selbst entscheiden möchte, mit wem ich sie teile. Und klar: die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Bekannten trifft, ist gering. Aber es gibt manchmal Zufälle, die es eigentlich nicht gibt. Ich hab auch schon am anderen Ende der Welt im absoluten Niemandsland zufällig einen Bekannten getroffen, und die Wahrscheinlichkeit dafür liegt sicher im Promillebereich.
Von daher finde ich es gut, wenn Therapeut:innen diese Problematik bewusst ist und sie auf die eine oder andere Weise Sorge dafür tragen, um solche Szenarien zu vermeiden. Es gibt auch andere Kontexte, in denen das wichtig ist, um die Patient:innen zu schützen. Ich habe neulich ein Interview mit einer Therapeutin gelesen, die sehr viel mit bekannten Influencern gearbeitet hat und die genau das detailliert beschrieben hat.

Es hat aus meiner Sicht einfach etwas mit Diskretion zu tun. Da erwarte ich von einem Therapeuten etwas anderes als von einem Frauenarzt. Und ein fliegender Wechsel geht echt nicht, so oder so.
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Montana
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:36

peponi hat geschrieben: Mi., 15.03.2023, 17:27 @Montana: Weil eine Psychotherapie etwas anderes ist als ein Termin beim Facharzt.
Wenn der Facharzt ein Psychiater ist: da besteht für mich überhaupt kein Unterschied. Beide suche ich aus exakt dem gleichen Grund auf. Und es gibt keine "harmlose" Erklärung für meinen Besuch dort, weil man da nicht zur Vorsorge hingeht, ganz anders als bei manch anderem Arzt (Gyn z.B.)

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peponi
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 17:48

Genau aus dem Grund würde ich nie im Wartezimmer meiner Psychiaterin warten. ;-) Ich geh immer raus und bleib in der Nähe und bitte die Arzthelferinnen, mich anzurufen, wenn ich dran bin. Das funktioniert wunderbar. Von einem Psychiater würde ich auch nicht erwarten, dass er das so händelt, dass sich seine Patient:innen nicht sehen. Der führt eine reguläre Arzt-Praxis mit Terminvereinbarungen, Wartezeit und irgendwann ein paar Minuten beim Arzt. Ein Psychotherapeut tut das aber nicht und hat die Möglichkeit, das diskret zu gestalten.
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Shukria
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 18:01

chrysokoll hat geschrieben: Inzwischen ist mir das alles aber auch egal, ich mache nichts verbotenes…
Oh danke für diesen Einblick!

Ich hab immer noch das Gefühl was „verbotenes“ zu tun indem ich zur Therapie gehe, einfach weil sich Unterstützung holen früher für mich von Seiten meiner Eltern wirklich verboten war, wird mir gerade klar.

Da bin ich mal gespannt ob ich das nächste mal ohne diese Schamgefühles hingehen kann mit mehr Selbstbewusstsein/eigener Erlaubnis 😇

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SinnIch
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 19:19

Ich hatte öfter das Problem auf der Hinfahrt zur Therapie oder Psychiater mit ÖPNV Bekannte zu treffen und mir angestrengt eine Ausrede zu überlegen, wo ich denn hinfahre. Das fand ich wirklich unangenehm, weil ich lügen hasse. Da hätte ich ehrlich gesagt lieber die Person beim Psychiater getroffen, dann ist man ja in der gleichen Lage und es kann einem dann wieder egal sein.
Schon interessant, wie unterschiedlich man das wahrnehmen kann.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 19:43

meine Erfahrung ist: Je normaler man reagiert, desto weniger fällt man auf.
Ich kenne das ja auch und hab dann schon herumgestottert. "Was machst du denn hier" ist ja mehr so eine Redewendung, keine investigative Befragung.
Sagt man "ich hab noch einen Termin" oder "ich besuch eine Bekannte" ist alles erledigt. Man denkt nur der andere durchschaut einem sofort.

Mir hatte mal die Therapeutin nach sehr anstrengender Konfrontation geraten erst noch um den Block zu gehen. Prompt traf ich da einen Vorgesetzten! Und ich war peinlich berührt. Dabei bin ich dem keine Rechenschaft schuldig und der will auch nicht wirklich ausforschen ob ich da grade beim Therapeuten war.

Komischer wird es natürlich wenn man jemand direkt in der Praxis trifft. Aber auch da gilt für mich inzwischen: Ich mache nichts verbotenes, ich bin niemand Rechenschaft schuldig. Im schlimmsten Fall hat jemand Kenntnis dass ich eine Therapie mache. Aber nicht warum genau. Ja und?

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Leyndin
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Beitrag Mi., 15.03.2023, 22:17

Dort wo ich hingehe, gibt es einen Wartebereich. Die Klingel dient dazu, die Aussentüre zu öffnen und das ist automatisch. Dann geht man rein und setzt sich in den Wartebereich. Dort wird man dann vom Therapeuten abgeholt.

Manchmal sehe ich andere Patienten hinauskommen weil der Übergang nur wenige Minuten manchmal sind. Genauso wie auch andere mich hinauskommen sehen.
Am Anfang war das komisch, aber eigentlich ist das für mich nicht anders als beim Hausarzt im Wartezimmer. Nur weil die mich gesehen haben, heisst das ja noch lange nicht, dass die irgendwas sonst über mich wissen.

Ich mag den Wartebereich und in aller Regel brauche ich es auch, dort 15min vor der Stunde schon zu sitzen, die Bücher zu lesen und irgendwie ein bisschen abzuschalten. In 9 von 10 Fällen bin ich alleine dort.
Meine Therapeutin lüftet immer kurz zwischen den Patienten. Manchmal hat sie Termine direkt hintereinander, manchmal Pausenstunden dazwischen.

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realo2023
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 11:46

Ich halte es für wichtig, wenn man eine Psychotherapie absolviert, dass man selber genau weiß, warum man sie macht und so die Scham überwindet, damit eventuell entdeckt zu werden. Natürlich ist ein Therapeut was anderes als ein Augenarzt, aber auch etwas anderes als ein Gynäkologe oder Urologe. Jedoch für die Behandlung der seelischen Störung ist es wichtig, dass man sie nicht versteckt oder gar leugnet. Beim Psychiater im Warteraum, der oft voll ist, können Gespräche über menschliche, psychische Störungen entstehen. Beim Therapeuten eher selten, da gibt es logischerweise keinen vollen Warteraum. Wenn beim Vorklienten das Gespräch länger gedauert haben sollte und man trifft ihn, ja meine Güte, wo ist denn da ein Problem? Wer zu seiner Therapie, warum er eine macht, nicht stehen kann, ist psychisch gesehen schon wieder falsch gewickelt und schafft Probleme im zwischenmenschlichen Umgang.

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