Therapieende bei nicht (richtig) aufgelöster Übertragung

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chrysokoll
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Beitrag Di., 14.02.2023, 14:23

ChocolateWizard hat geschrieben: Di., 14.02.2023, 13:21 Du hast recht: Ich brauche nach der Klink definitiv noch Stabilisierung. Die Chefärztin hat mir aber schon an meinen ersten Tag klar gemacht, dass ich mich selber um anschließende Therapie kümmern muss. Ich hab auch in 2 Wochen ein Vorstellungsgespräch bei einer Tagesklinik, weiß allerdings nicht, wie lange die Wartezeiten dort sind. Bemühe mich auch um einen ambulanten Therapieplatz.
So eine (aussichtslose) Verliebtheit KANN auch ganz wunderbar ablenken.
Statt sich um einen neuen Therapieplatz, um soziale Kontakte zu kümmern und um das was man in der Klinik gelernt hat liefert so eine Schwärmerei gute Möglichkeiten das alles nicht anzugehen.
Du hast das schon ein Stück weit selber in der Hans, wie weit du dich da in die Verliebtheit fallen lässt oder in die Realität gehst.

Auch diese Annahme ihr wärt euch so sympathisch gewesen: Therapeuten vermitteln das immer, das ist deren Beruf!

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ChocolateWizard
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Beitrag Di., 14.02.2023, 18:48

@candle: Also, ich hab schon Kontakt zu meinen Eltern (wohne im Moment auch wieder bei ihnen), aber so richtig helfen können sich mir bei meiner Sehnsucht nach meiner Ex-Thera nicht. Die wissen zwar von der Übertragung per se, aber ich hab ihnen nichts gesagt zum Thema Verliebtheit. Meine Mutter hat meine Ex-Thera aber kurz mal getroffen, als ich entlassen wurde, und kann total verstehen, dass ich total begeistert von ihr bin, weil meine Ex-Thera eben 'ne coole Socke ist :). Ansonsten hab ich eben wirklich keine Kontakte, außer diejenigen, die ich in der Klink kennengelernt habe. Zu denen werde ich auch versuchen, den Kontakt zu halten, aber mit meinen Problemen belasten will ich sie auch nicht, zudem wär's mir echt peinlich, wenn sie erfahren würden, welche Gefühle ich für meine Thera habe. Mit fremden in Kontakt zu kommen fällt mir aber dermaßen schwer, weil ich seit über 10 Jahren keine Freunde habe.
Zugegeben, ich hab mich recht lange von meiner Übertragungsliebe ablenken lassen, sodass es recht lange gedauert hat, bis ich bei ner Tagesklinik angerufen habe. Zudem hasse ich es abgrundtief zu telefonieren, was natürlich blöd ist, wenn die Klinik auf telefonischen Kontakt besteht. Aber jetzt bin ich ja zumindest mal auf dem richtigen Weg, denke ich.

@chrysokoll: Ich glaube schon, dass sie mich wirklich sympathisch findet. Wir haben (abgesehen vom gemeinsamen Geburtstag, den wir übrigens auf ihre Initiative hin sogar etwas gefeiert haben) viele andere Gemeinsamkeiten. Sie hat mir auch erzählt, dass sie als sie jünger war ähnliche Probleme hatte, wie ich (Schüchternheit, Hadern mit dem eigenen "unnatürlichen" Aussehen), und sie hat mich wie schon erwähnt von sich aus mehrmals umarmt und war so sehr von meinem (sehr persönlichen) selbstgemachten Abschiedsgeschenk gerührt, dass sie ein bisschen geweint hat.

Es mag schon sein, dass meine Thera noch nicht sooo lange in ihrem Beruf arbeitet und deswegen wenig Erfahrung zum Thema Übertragung hat. Ich schätze sie so auf Anfang 40, sie hat davor aber schon allerhand studiert und wirkt sehr reif. Vielleicht kommt zumindest daher ein Teil der Übertragung.

Die Idee, ihr den Brief zu schreiben und zu schicken mit der Anmerkung, dass ich keine Antwort erhalten will, finde ich tatsächlich etwas verlockend. Einerseits muss ich so nicht mit einer Ablehnung rechnen und umgehen können, andererseits würde es mich eben doch brennend interessieren, was sie darüber denkt. Und ich kann nie 100% sicher sein, dass der Brief überhaupt bei ihr angekommen ist, wenn ich darauf keine Antwort erhalte.

Natürlich würde ich wirklich gern im Kontakt mit ihr bleiben - am liebsten freundschaftlich, aber mir ist ja bewusst, dass das nicht geht (zumindest für die nächsten paar Jahre). Ich hätte aber tatsächlich gerne noch 1-2 Therapiestunden bei ihr gehabt, um einfach mit ihr ohne allzu große Hast abschließen zu können. Weiß aber echt nicht, ob das überhaupt geht, selbst wenn ich aus eigener Kasse bezahle; sie hat ja nun wirklich einen vollen Stundenplan.

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Shukria
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Beitrag Di., 14.02.2023, 19:10

Freundschaftlich wird sich auch in 1-2 Jahren nichts ergeben und anschließen kannst du „Übertragung“ auch nicht mal eben in 1-2h

Die Dinge zu erzählen von sich hat nichts mit Sympathie zu tun sondern die Selbstoffenbarung ihrerseits erleichtert es DIR dich zu öffnen und deinen Problemen zu stellen. Es ist eine Gesprächstechnik, mehr nicht.

Es ist das was du hören solltest damit es dir einfacher fällt dich mit dir auseinander zu setzen und nicht beschämt.

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candle.
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Beitrag Di., 14.02.2023, 20:00

ChocolateWizard hat geschrieben: Di., 14.02.2023, 18:48 Mit fremden in Kontakt zu kommen fällt mir aber dermaßen schwer, weil ich seit über 10 Jahren keine Freunde habe.
Was ist denn passiert vor über 10 Jahren?
Es mag schon sein, dass meine Thera noch nicht sooo lange in ihrem Beruf arbeitet und deswegen wenig Erfahrung zum Thema Übertragung hat. Ich schätze sie so auf Anfang 40, sie hat davor aber schon allerhand studiert und wirkt sehr reif. Vielleicht kommt zumindest daher ein Teil der Übertragung.
Ich weiß nicht warum hier so oft erwartet wird, dass ein Therapeut Übertragungen lösen können muß? Ich hatte auch eine Therapeutin deren Spezialität e nicht war. Und gerade "VTler" zum Beispiel arbeiten damit eher nicht meines Wissens. Man muß das als Therapeut nicht können. Es ist wie in vielen Berufen auch, dass man sich spezialisiert. So denke ich mir das auch bei deiner Kliniktherapeutin, denn da wird schlicht keine Zeit sein für Kurzzeitpatienten diese dahingehend zu betreuen. Und ich denke auch, dass eine Übertragung wachsen muß mit Vertrauen, also führst du da einfach ein Übertragungsschild vor dir her, was vielleicht gar nicht stimmt, denn "diagnostiziert" worden ist es ja nicht. Das hast du dir angelesen. Deswegen würde ich an deiner Stelle einfach mal davon Abstand nehmen.

Zur Therapeutin, also ich gehe mal davon aus sie könnte deine Mutter sein? Jetzt stelle ich dir mal die Frage wie der Kontakt zu ihr aussehen soll? Was hast du ihr zu bieten? Wenn ich mal ein Bild zeichnen darf? Ich stelle mir vor wie sie als deine Freundin mit dir auf deinem Zimmer sitzt und Musikvideos schaut oder so. Und deine Mutter serviert euch dazu Kaffee. :lol: Mal im ernst? Was willst du denn von ihr? Meinst du du überwindest deine Sozialphobie, wenn du mit dieser Therapeutin auf eine Vernissage gehst? Das ist alles etwas überspitzt dargestellt, aber man muß sich eben diese Fragen stellen, denn eine Freundin ist eben etwas anderes als eine Therapeutin.
Ich weiß nicht, ob du den Unterschied erkennen kannst?

Und mit dem Brief: Lasse es ihr den zu schicken.

LG candle
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ChocolateWizard
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Beitrag Di., 14.02.2023, 21:40

candle. hat geschrieben: Di., 14.02.2023, 20:00 Was ist denn passiert vor über 10 Jahren?
Naja, ich tat mir halt beim Schulwechsel aufs Gymnasium extrem schwer, Anschluss bei meinen Klassenkameraden zu finden. D.h. ganz konkret, dass ich die ganzen acht Schuljahre lang keine Freunde hatte, bzw. aufgrund meines Aussehens von meinen Mitschülern gemobbt/abgelehnt wurde. Das hat mir natürlich nicht zu großem Selbstwertgefühl geholfen. Jetzt, nach fast acht Jahren nach der Schulzeit empfinde ich es immer noch als unglaublich schwer, auf andere Menschen zuzugehen, weil ich eben diese erdrückende Angst vor Ablehnung habe und ich Situationen, bei denen ich mit anderen in Kontakt kommen könnte, vermeide. Das hat sich allerdings während des Aufenthalts in der Klinik ein wenig gebessert, sodass ich zu den Leuten auf meiner Station (und natürlich meiner Thera) zumindest teilweise Vertrauen aufbauen konnte.
Ich weiß nicht warum hier so oft erwartet wird, dass ein Therapeut Übertragungen lösen können muß?

Ich erwarte ja nicht speziell von meiner Thera, die Übertragung zu lösen. Mir ist schon klar, dass sie a.) nicht darauf spezialisiert ist und b.) eine genaue Besprechung des Themas den Rahmen meiner Behandlung in der Klinik gesprengt hätte. Darum hab ich's nur recht kurz angesprochen und die restlichen Sitzungen über nicht mehr erwähnt. Trotzdem hätte ich gerne, dass diese Sehnsucht nach ihr in absehbarer Zukunft aufhört, weil diese Gefühle mir verdammt wehtun. Als ich damals z.B. in meine LehrerInnen verliebt war, konnte ich mich ja langsam von ihnen "entlieben", weil ich sie ja oft in der Schule gesehen habe und mich an ihnen quasi "sattsehen" konnte. Aber selbst da hat es teilweile 1 Jahr gedauert bis ich ganz entliebt war. Ganz ehrlich: Ich hab echt keine Lust, in meine Thera mindestens ein Jahr lang unglücklich verliebt zu sein, mit der Aussicht, sie wahrscheinlich nie mehr wieder sehen zu werden. Das würde ich psychisch nicht verkraften. Dann muss wohl oder übel mein nächster ambulanter Thera das Thema mit mir aufarbeiten...
Und ich denke auch, dass eine Übertragung wachsen muß mit Vertrauen, also führst du da einfach ein Übertragungsschild vor dir her, was vielleicht gar nicht stimmt, denn "diagnostiziert" worden ist es ja nicht.
Also, die Gefühle sowie das Vertrauen für sie sind mit der Zeit gewachsen; ich hab mich ja nicht in sie von heute auf morgen verliebt. Außerdem sahen wir uns ja 3-4 mal in der Woche; unsere Beziehung war also schon von vorneherein enger, als die zu einem ambulanten Thera. Aber ich beharre gar nicht so sehr auf den Begriff "Übertragungsliebe". Meinetwegen können wir es auch "Verliebtheit" oder so ähnlich nennen. Meine Gefühle für sie bleiben ja die gleichen.
Zur Therapeutin, also ich gehe mal davon aus sie könnte deine Mutter sein?
Nein, ich glaub, sie ist vielleicht 15 Jahre älter als ich. Daher sind meine Gefühle für sie etwas zwiegespalten. Einerseits möchte ich von ihr auf den Schoß genommen und geknuddelt werden, andererseits würde ich sie auch gerne küssen und ihren Körper an meinem spüren (wie gesagt: sie ist optisch total mein Typ). Ich könnte mir durchaus vorstellen, mich mit ihr ab und zu zum Kaffee trinken zu verabreden. Sie hat immerhin das selbe Fach wie ich studiert, bevor sie zur Psychologie gewechselt ist. Also langweilig würde uns bestimmt nicht werden... Natürlich ist mir klar, dass ich mir ner Freundschaft zu meiner Thera meine Sozialphobie nicht überwinden würde. Im Idealfall hätte ich ja mehrere soziale Kontakte; sie wäre eben einer davon.

@Shukria: Ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, aber du warst ja nicht bei meinen Therapiesitzungen dabei. Sie hat sogar mal indirekt zugegeben, dass sie gerne mit mir Einzelgespräche führt. Ich bin ja schon etwas therapieerfahren, kenne also die übliche höfliche aber distanzierte Art von Therapeuten. Meine Thera wurde im Verlauf der Therapie mir gegenüber immer herzlicher und hat auch viel mit mir herumgealbert. Ich bin wirklich zu 95% sicher, dass sie mich zumindest mag. Sogar eine meiner Mitpatientinnen (die nichts von meinen Gefühlen ihr gegenüber weiß) hat zu mir mal gesagt: "Mensch, die Frau X hat wirklich an dir einen Narren gefressen." Ob diese Bindung zwischen uns jetzt gesund ist oder nicht sei mal dahingestellt, aber es ist wie es ist.

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candle.
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Beitrag Di., 14.02.2023, 22:09

ChocolateWizard hat geschrieben: Di., 14.02.2023, 21:40 D.h. ganz konkret, dass ich die ganzen acht Schuljahre lang keine Freunde hatte, bzw. aufgrund meines Aussehens von meinen Mitschülern gemobbt/abgelehnt wurde. Das hat mir natürlich nicht zu großem Selbstwertgefühl geholfen.
Warum hat keiner was getan, also weder Eltern noch Lehrer?
mit ihr ab und zu zum Kaffee trinken zu verabreden
Das wäre dann keine Freundschaft, denke ich.

So, ich will wirklich nicht deine Gefühle weiter anfeuern, denn du kannst ja nicht von ihr ab und schreibst von ihr. Das ist nicht so hilfreich, denke ich.
Setze doch den Kontakt mit den ehemaligen Patienten um. Du kannst dazu hier auch schreiben, wenn du magst.

LG candle
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Sydney-b
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Beitrag Di., 14.02.2023, 22:12

Und wie genau kann das Forum dir nun noch weiterhelfen?

Du bist ja therapieerfahren, in naher Zukunft steht die Tagesklinik an, anschließend möchtest du bei einem Therapeuten weiter machen….
Das sind doch schon alles die richtigen Wege, die du einschlägst.
Du hast deine Eltern….wahrscheinlich noch andere Verwandtschaft.

In deiner neuen Therapie möchtest du die Übertragung besprechen und auflösen.
Schneller geht es halt leider nicht.

Es ist doch gut für dich zu wissen, es geht bald weiter.
Du stehst nicht alleine da.
In absehbarer Zeit wirst du in der Tagesklinik die Möglichkeit haben, dein Problem anzuschauen und zu bearbeiten.

In der Zwischenzeit von der alten Therapeutin zu träumen ist doch ok.
So lange du nicht anfängst, dich zu sehr in deine Träumereien reinzusteigern.
Ab und zu einen Realitätscheck durchführen hilft ungemein.

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Shukria
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 06:11

Nee, du hast natürlich total recht 😉 klar war ich nicht in deiner Therapie dabei, muss ich ja auch nicht weil ich als Ausenstehende auf die strukturelle Dxnamik schauen kann, im Gegensatz zu Dir

Aber ich merk schon , wieder jemand der unglücklich „verliebt“ sein möchte und gar nicht von dieser Idee loslassen möchte. Entschuldige, das war mein Fehler, das ich annahm da du hier schreibst. es quält dich und du möchtest realistische Lösungsvorschläge oder eine Hilfe bei einem Realitätscheck. Natürlich steht es Dir frei dich weiter in diesen Gefühlen und Vorstellungen zu verlieren.

Mir ist allerdings so nicht klar warum du dann hier schreibst? Wenn Du Dir doch so sicher mit deinen Gefühlen bist und wie es von ihr gemeint ist. Dann ist doch alles paletti. Dann lass es dich so wenn es da kein Problem gibt.

Das Spiel, „mir gehts schlecht bitte helft mir“ und dann kippen in „aber nicht so, du hast ja keine Ahnung. Ich möchte gerne die Ursache der Probleme behalten, ich weiß es ja eh besser“ ist mir jedenfalls meine Zeit zu schade für, dazu findest du hier genug Threads wo du dich einlesen kannst

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SinnIch
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 10:53

Puh, ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum, ich bin aber jahrelange Mitleserin, seit meiner ersten Therapie, wo ich mich auch sehr in solchen Gefühlen verheddert habe. Damals blendete ich so Sätze, die ich hier las zu ähnlichen Situationen "das wird nie was", "daraus kann keine Freundschaft enstehen" usw. aus, ich dachte ernsthaft mit meiner ist es anders, die ist nicht so wie die anderen... Ist zwar eine andere lange Geschichte, die ich hier nicht in Gänze auspacken mag bzw. hier auch nichts zu suchen hat, aber auch da kam viel Sympathie von der anderen Seite, es wurde befeuert... Auch hier Unerfahrenheit mit der Thematik und so kein Bewusstsein, was man damit anrichtet.
Um es abzukürzen, ich bekam sogar zum Teil, was ich "wollte", konnte auch nach Therapie lange Kontakt (Mail) bewahren mit der vagen Aussicht, auch mal nen Kaffee zu trinken usw., aber am Ende fiel das ganze Kartenhaus dann doch in sich zusammen, weil es halt eben nicht funktioniert, zumindest nicht, wenn man da so emotional verstrickt ist (ähnlich wie bei dir, sah ich da auch verschiedene Anteile, da braucht man nicht mal bi für sein... ;-) ). Ja und ich hab jetzt tatsächlich wieder Therapie, wo dies immer mal wieder ein Thema ist. Es wird besser, es dauert aber und es geht in Wellen... Ich kann nur raten, keinen Kontakt zu suchen (es bringt dich sehr wahrscheinlich nicht weiter), Gefühle nicht abzulehnen, aber schon versuchen, sich abzulenken, andere Beziehungen aufzubauen/alte Beziehungen zu pflegen (auch wenn sich diese vielleicht nicht so "stark" emotional anfühlen zunächst), es in einer anderen Therapie evtl. zu bearbeiten. Ich wäre froh, ich hätte aufgehört an dem Punkt, an dem du bist und alles wäre in "guter" Erinnerung geblieben, hätte den Trennungsschmerz und die Sehnsucht durchgehalten, und nicht zum Ende etwas blöd gecrashed, was einem dann wieder ein Stück Selbstwert nimmt.
Aus meiner heutigen Sicht können natürlich TherapeutInnen ihre Patienten mögen, aber sie haben i.d.R. einen ganz anderen Blick auf diese. Es ist nicht das gleiche wie in anderen Beziehungen.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 11:07

WahnSinnIch hat geschrieben: Mi., 15.02.2023, 10:53 Aus meiner heutigen Sicht können natürlich TherapeutInnen ihre Patienten mögen, aber sie haben i.d.R. einen ganz anderen Blick auf diese. Es ist nicht das gleiche wie in anderen Beziehungen.
Diese Meinung teile ich: ich denke nicht, dass Therapeuten das "vorspielen" dass sie ihren Patienten/ihre Patientin mögen oder sympathisch finden. Weil gerade die oftmals sehr sensiblen Patienten es auch merken würden, wenn es vorgespielt wäre. Aber Therapeuten haben gelernt, die positiven Seiten des Patienten bewusst wahrzunehmen und diese anzuerkennen und dies auch auszusprechen. Therapeuten dürfen ihre Patienten auch mögen - es wäre sogar hinderlich, wenn sie einen Patienten überhaupt nicht leiden können.
Aber es ist ein anderer Blick. Und nach dem Therapietag eines Therapeuten hat dieser seinen "normalen" Alltag und seine eigenen Bedürfnisse und Freunde etc.
Der Therapeut braucht nicht den Patienten, um seine Bedürfnisse zu erkennen und zu leben. Umgekehrt ist es oft anders.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 11:45

WahnSinnIch hat geschrieben: Mi., 15.02.2023, 10:53 Aus meiner heutigen Sicht können natürlich TherapeutInnen ihre Patienten mögen, aber sie haben i.d.R. einen ganz anderen Blick auf diese. Es ist nicht das gleiche wie in anderen Beziehungen.
und was man sich auch immer mal klarmachen sollte:
Therapeuten haben nunmal nicht nur diesen einen Patienten, diese eine Patientin. Sondern dutzende.
Klar ist da mal jemand sympathischer, klar entsteht da etwas mehr wenn jemand eine lange Zeit kommt.
Trotzdem ist man da eine unter vielen und es ist trotz allem nur deren Beruf, das hat nie so eine zentrale Stellung wie bei einem Patienten eben über lange Zeit der Therapeut hat

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Beitrag Mi., 15.02.2023, 12:09

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 15.02.2023, 11:45


und was man sich auch immer mal klarmachen sollte:
Therapeuten haben nunmal nicht nur diesen einen Patienten, diese eine Patientin. Sondern dutzende.
Klar ist da mal jemand sympathischer, klar entsteht da etwas mehr wenn jemand eine lange Zeit kommt.
Trotzdem ist man da eine unter vielen und es ist trotz allem nur deren Beruf, das hat nie so eine zentrale Stellung wie bei einem Patienten eben über lange Zeit der Therapeut hat
Und im Kliniksetting sind es noch wesentlich mehr Patienten, da sie ja nur für wenige Wochen mit den jeweiligen Patienten arbeiten.
Deshalb ist es in diesem Setting auch so wichtig, sehr schnell Vertrauen aufzubauen.
Ansonsten könnte in dieser Zeit nämlich nicht wirklich eine Veränderung/Stabilisierung des Patienten stattfinden.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 12:23

das Kliniksetting ist meiner Beobachtung nach auch nochmal anders und intensiver für Patienten.
Ich war ja auch schon mehrfach in verschiedenen Kliniken. Die Patienten sind da nunmal ganz raus aus ihrem Alltag, sollen sich nur auf die Therapie konzentrieren. Da fokussiert man sich auch nochmal intensiver auf die jeweiligen Therapeuten.
Und anders als im "normalen Leben" ist man mit den anderen Patienten zusammen. Da wird viel geredet, beobachtet, sich ausgetauscht, gequatscht. Im normalen Leben hab ich eine Therapiestunde die Woche und kenne keine anderen Patienten. In der Klinik geht es schon auch viel miteinander darum was Therapeutin X gesagt hat und Therapeut Y anhatte, was die denken, denken könnten, wen sie mögen etc.

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SinnIch
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 12:25

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 15.02.2023, 11:45
WahnSinnIch hat geschrieben: Mi., 15.02.2023, 10:53 Aus meiner heutigen Sicht können natürlich TherapeutInnen ihre Patienten mögen, aber sie haben i.d.R. einen ganz anderen Blick auf diese. Es ist nicht das gleiche wie in anderen Beziehungen.
und was man sich auch immer mal klarmachen sollte:
Therapeuten haben nunmal nicht nur diesen einen Patienten, diese eine Patientin. Sondern dutzende.
Klar ist da mal jemand sympathischer, klar entsteht da etwas mehr wenn jemand eine lange Zeit kommt.
Trotzdem ist man da eine unter vielen und es ist trotz allem nur deren Beruf, das hat nie so eine zentrale Stellung wie bei einem Patienten eben über lange Zeit der Therapeut hat
Ja!! Und dass man wertgeschätzt und gemocht wird, nimmt einem ja auch keiner. Diesen Blick sollte man vielleicht eher direkt auf sich versuchen anzuwenden statt ihn weiter indirekt im Gegenüber immer wieder bestätigt haben zu wollen.
Echt schwierig, ich weiß leider, wie schwer es trotz guter Reflektionsfähigkeit ist, diesen "emotionalen Hunger" selber zu stoppen, gerade wenn man in der Vergangenheit wenig Wertschätzung erfahren hat.

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Fernweh83
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Beitrag Mi., 15.02.2023, 12:31

Genau, es ist schwer, vor allem wenn die Beziehung gefühlt sehr eng war, aber wie schon oben beschrieben, dieses Setting spiegelt nicht das wahre Leben wieder sondern ist etwas vorübergehendes. Nimm alles positive mit aber versuche nicht es künstlich in die Länge zu ziehen, das macht am Ende nur unglücklich und trübt die gemeinsame Zeit ein.

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