Ist doch eine feine Sache, dass du diese Fähigkeit als Kind hattest. Jetzt könntest du die Wut gut brauchen - mich würde so ein Verhalten deiner Mutter nämlich sehr wütend machen und das wäre gut fürs Nein-Sagen.
Belastende Beziehung zur Mutter
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deine Mutter muss das alles nicht verstehen. Du kannst sie nicht zwingen und es hemmt dich wenn du immer nur hinter ihrem - nie vorhandenen - Verständnis herläufst. Du musst auch nichts begründen.
Es ist sicher sehr schwer auf eine Aussage der Mutter dass du doch keinen Stress bei ihr hättest ruhig und klar zu sagen "doch Mama, MICH stresst das alles".
Aber es ist möglich zu sagen dass man dann und dann kommt und nicht davor. Ohne großartige Begründung.
Das kann man üben! Ich finde auch nicht dass man da so lange vorab Besuche planen muss und Abstände. Warum kannst du da nicht mehr nach dir gehen?
Du bist nicht zuständig für deine Mutter, für ihre Kontakte, ihr Seelenheil oder ihre Langeweile.
Dafür sind erwachsene Menschen nunmal selbst zuständig. Ja, auch mit über 80
Das ist dann nochmal eine Nummer schwieriger. Ich bin sehr froh, dass meine Schwestern noch da sind und näher dran wohnen als ich. Ich bin aber auch mit Absicht so weit weggezogen, nur war das mehr unbewusst und der Zufall spielte auch noch eine Rolle, aber ich bin jedenfalls gern ein bisschen auf Abstand gegangen.
Du schützt, auf Kosten deiner Gesundheit und deiner Authentizität, deine Mutter vor den Folgen ihres Verhaltens. Sie nutzt dein Verantwortungsbewußtsein aus, damit sie sich nicht mit sich selbst und ihren inneren Abgründen auseinandersetzen muß.
Ich glaube, sie denkt sich nichts Böses dabei, es ist für sie selbstverständlich, dass man in einer Familie Kontakt hält. Wenn man es nicht tut, sagt es ihrer Meinung nach etwas aus, nämlich, dass man in dem Fall sie nicht mag. Ich würde das aber nicht so absolut sagen. Aber tatsächlich gibt es halt Dinge, die die Bindung bei uns weniger eng machen.
Mir hat geholfen mich mit der Geschichte meines Vaters zu beschäftigen, um besser verstehen zu können, warum er sich so verhält. Seine Kindheit war wirklich schwierig und die Entbehrungen haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Die Linderung dieser Wunden hat er in der Beziehung zu mir gefunden.
Ich weiß gar nicht genau, wie die Kindheit meiner Mutter war, weil sie nicht viel darüber redet. Ich weiß nur die groben Eckdaten und einzelne Details, die sie hier und da mal erwähnt hat. Aber zumindest kann man sagen, dass sie ja noch zu Kriegszeiten geboren wurde, und da hatte sie es sicher nicht leicht. Obwohl ich vorhin geschrieben habe, dass sie immer alle ihre Aufgaben schafft, war es in der Vergangenheit mit drei Kindern aber auch nicht immer leicht, und ich denke, sie brauchte viel Disziplin, um alles zu schaffen. Deshalb waren manchmal ihre Nerven nicht die allerbesten. Ich war dann auch noch das dritte Kind, ein ungeplanter Nachzügler. Sie hat mich das nie merken lassen, aber ich denke, es ist nochmal extra schwer, wenn man schon gestresst ist und dann noch ein ungeplantes Kind kommt.
Nur zwei Besuche im Jahr wären für mich wahrscheinlich auch noch okay. Das Übernachten bei ihr habe ich vor vielen Jahren schon eingestellt. Anfangs, als ich frisch ausgezogen war, habe ich das noch manchmal gemacht.Mit 52 Jahren die Mutter alle vier Wochen zu besuchen, finde ich sehr viel. Ich bin nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten zu meinen Eltern gefahren. Das hat meinem Vater natürlich nicht gefallen. Er wollte immer mit mir in Urlaub fahren bzw. sollte ich mehrere Tage dableiben - undenkbar für mich.
Bei mir ist es noch nicht ganz so schlimm, aber es geht in die Richtung. Ich habe auch deshalb angefangen, über das Thema nachzudenken, weil einige Besuche schlecht verlaufen sind, weil ich total schlechte Laune hatte und wir uns immer in die Wolle bekamen. Normalerweise kann ich mich so zusammenreißen, dass ein Besuch reibungsfrei verläuft, aber das ging dann nicht mehr, weil mir auch die Kraft fehlte. Nicht nur wegen ihr, auch aus sonstigen Gründen.Letztlich ging es irgendwann nur noch um "er" oder "ich". Ich war psychisch so angeschlagen, daß ich nur ganz begrenzt in der Lage war, seine Gegenwart auszuhalten.
Ich befürchte, dass es mir ähnlich gehen würde, obwohl ich dann gleich Schuldgefühle bekomme. Ging mir bei meinem Vater schon so ähnlich, der ist aber schon in den 90ern gestorben, und der war eigentlich ein lieber Kerl, aber konnte meine Bedürfnisse vor allem als älteres Kind dann auch nicht ansatzweise decken, weshalb ich ständig Ärger über ihn spürte, ohne dass ich damals genau wusste warum. Ich behandelte ihn ständig unfreundlich, und dann starb er, und ich hatte ein schlechtes Gewissen eine Weile.Mittlerweile ist mein Vater verstorben und ich fühle mich durch seinen Tod von einer schweren Bürde befreit.
Ich meinte das so, dass ich die Gefühle, die von ihr zu mir kommen, abblocken kann, damit sie mich nicht mehr so runterziehen und beeinflussen.
Da werde ich aber noch ein bisschen verhandeln müssen.
Ja, sie geht halt immer von sich aus. Perspektivwechsel fallen ihr schwer.Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 18:55 Schlimm... das ist so übergriffig! Sie kann doch nicht bestimmen, wie du dich fühlst und was dich stresst
Das fällt mir sehr stark auf, dass sie das nicht gut kann. Ich weiß nicht, ob das angeboren ist, oder ob es von irgendwas kommt, was sie erlebt hat.
Die Wut hatte meine Mutter, ich hatte nur Angst. Später als junge Erwachsene war ich eine Weile wütend, aber das ist dann wieder verraucht. Jetzt, wo sie so alt und zerbrechlich wirkt, kann ich nicht mehr wütend sein.Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 18:57 Jetzt könntest du die Wut gut brauchen - mich würde so ein Verhalten deiner Mutter nämlich sehr wütend machen und das wäre gut fürs Nein-Sagen.
chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 19:28 Ich finde auch nicht dass man da so lange vorab Besuche planen muss und Abstände. Warum kannst du da nicht mehr nach dir gehen?
Ich finde es einfacher, feste Termine zu haben als jeden Besuchstermin neu zu verhandeln. Wenn ich sage, ich komme alle vier Wochen, dann muss ich in den drei anderen Wochen nichts regeln. Diese festen Tage gingen deshalb immer von mir aus. Sie akzeptiert auch, dass wir dazwischen nicht telefonieren. Ich hasse das Telefonieren sowieso.
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Wirkt nicht so, als wäre sie wirklich die Zerbrechliche...
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Ich habe den Eindruck, du suchst nach Gründen, die dich davon abhalten, ehrlich zu dir und deiner Mutter zu sein.
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Deine Mutter muss nichts "verstehen". Diese Dinge sind schlicht und ergreifend deine Entscheidung, dein Leben.
Warum bist du immer nur bei ihr, was sie denkt, fühlt, denken könnte, erlebt haben könnte?
Du willst da nicht dauernd hin. Dann mache es nicht (und ja, mir ist klar wie schwer sowas ist - aber letztlich sind die Dinge genau so einfach wie ich das sage).
Hallo Chiana!
Und was ist dein Plan? Kontaktabbruch? Ich finde deine Strategie ein wenig seltsam. Das ist nichts halbes und nichts ganzes was du da tust. Und wie sehen das deine Geschwister?
Weißt du, deine Mutter ist über 80 und meiner Meinung nach stellt sich da langsam eine Umkehrung ein, so dass sich nun die Kinder kümmern "müssen" und umgekehrt wird das immer weniger Fürsorge und Einsicht oder was immer du da auch erwartest von Seiten der Mutter geben (können).
Für mich wirkt es so als möchtest du dich aus deiner Verantwortung herausnehmen- warum ist die Frage?
LG candle
Ich habe das durch den ganzen Thread nicht so verstanden. Äußert deine Mutter das immer noch so oder sind das mehr deine "Erinnerungen" von früher? Sprich: Wie gut ist sie in ihrem Alter "drauf"?Chiana hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:23 Ich glaube, sie denkt sich nichts Böses dabei, es ist für sie selbstverständlich, dass man in einer Familie Kontakt hält. Wenn man es nicht tut, sagt es ihrer Meinung nach etwas aus, nämlich, dass man in dem Fall sie nicht mag. Ich würde das aber nicht so absolut sagen. Aber tatsächlich gibt es halt Dinge, die die Bindung bei uns weniger eng machen.
Und was ist dein Plan? Kontaktabbruch? Ich finde deine Strategie ein wenig seltsam. Das ist nichts halbes und nichts ganzes was du da tust. Und wie sehen das deine Geschwister?
Weißt du, deine Mutter ist über 80 und meiner Meinung nach stellt sich da langsam eine Umkehrung ein, so dass sich nun die Kinder kümmern "müssen" und umgekehrt wird das immer weniger Fürsorge und Einsicht oder was immer du da auch erwartest von Seiten der Mutter geben (können).
Für mich wirkt es so als möchtest du dich aus deiner Verantwortung herausnehmen- warum ist die Frage?
LG candle
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Echt jetzt, candle? Auch ne 82Jährige hat keinen Freifahrtschein für übergriffiges Benehmen...
Ach ja und... ähm... welche Verantwortung bitteschön?!
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Ich habe jetzt nichts von massiv übergriffigen Verhalten gelesen und deine Grenzen sind vermutlich empfindlicher als meine, aber ja, Kinder kümmern sich in der Regel wo es nötig ist bei der Pflege oder kümmern sich zumindest um Personal und so weiter... und erben wollen dann doch alle....Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:48 Echt jetzt, candle? Auch ne 82Jährige hat keinen Freifahrtschein für übergriffiges Benehmen...
Ach ja und... ähm... welche Verantwortung bitteschön?!
candle
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warum sollten sich denn bitte Kinder kümmern "müssen" ?
Noch dazu bei einer über 80-jährigen die ganz offenbar gut allein zurecht kommt mit ihrem Leben, mit Haus und Garten etc.
Ich sehe grundsätzlich weder eine moralische noch eine rechtliche Pflicht sich zu kümmern, also allgemein gesehen.
Diese Mutter will ihre Tochter sehen. Ob nun aus Liebe, aus Egoismus, aus Langeweile, Gewohnheit, weil es sich so gehört, weil es bequem ist, weil es ihr in den Kram passt da noch reinzufunken... das wissen wir nicht
Die TE hat jedes Recht das genau so zu gestalten wie sie das möchte.
Dass eher keine Einsicht von der Mutter zu erwarten ist, ist klar. Das wird sicher mit zunehmendem Alter nicht besser.
Aber bei den meisten von uns hier mit problematischen Elternbeziehungen war da auch keine Einsicht als die Eltern noch jung waren
Meine verstorbene Mutter gehörte auch der Kriegsgeneration an. Als sie sechs war, standen die Russen im Zimmer und das nach einer sehr langen Flucht aus Ostpreußen. Meine Oma hatte sich auf dem Heuboden versteckt. Zum Glück haben sie Kindern nichts getan. Meine Oma hat nie darüber geredet.
Meine Mutter war auf der einen Seite zäh und auf der anderen Seite unglaublich zerbrechlich.
Richtig nahe sind wir uns erst nach dem Suizid meines Vaters gekommen, und dann noch mehr als sie im Alter krank wurde. Sie hat mir auch erst dann ihre gesamte Geschichte erzählt.
Wir hatten immer Kontakt, aber ich hab mich oft mit Tabletten gedopt. In ihrer toughen Zeit sagte sie einmal: dann nimm doch die doppelte Dosis. Funktionieren über alles.
Liebe Grüße
reddie
Meine Mutter war auf der einen Seite zäh und auf der anderen Seite unglaublich zerbrechlich.
Richtig nahe sind wir uns erst nach dem Suizid meines Vaters gekommen, und dann noch mehr als sie im Alter krank wurde. Sie hat mir auch erst dann ihre gesamte Geschichte erzählt.
Wir hatten immer Kontakt, aber ich hab mich oft mit Tabletten gedopt. In ihrer toughen Zeit sagte sie einmal: dann nimm doch die doppelte Dosis. Funktionieren über alles.
Liebe Grüße
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Danke! Mehr will ich dazu gar nicht schreiben. Einfach: Danke!chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:59 Ich sehe grundsätzlich weder eine moralische noch eine rechtliche Pflicht sich zu kümmern, also allgemein gesehen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Weiß nicht, mir ist das einfach wichtig. Nicht nur bei ihr. Ich frage mich auch bei anderen Menschen immer, was sie denken und was sie wollen. Es hat es mir oft einfacher gemacht, mit ihnen umzugehen, wenn ich ihre Motive und Gedanken verstehe. Es hatte aber wohl den Nebeneffekt, dass ich mich ein bisschen zu sehr darauf fokussiert habe und zu wenig beachte, was ich selbst will und brauche.chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:42 Warum bist du immer nur bei ihr, was sie denkt, fühlt, denken könnte, erlebt haben könnte?
Es sind aktuelle Äußerungen von ihr. Sie ist körperlich und kognitiv noch sehr fit. Nur durch die Falten und insgesamt das ältere Aussehen wirkt sie zerbrechlicher als früher.
Nein, ein Kontaktabbruch ist keine Option, das wäre auch übertrieben. Mir geht es nur darum, die Situation so zu verändern, dass es mich nicht mehr so belastet und mir keine Gedanken mehr kommen wie dass es für mich positiv wäre, wenn meine Mutter sterben würde. Denn die kommen ja, weil ich mit der Beziehung und dem bisherigen Umgang, so wie es ist, überfordert bin.
Mit meinen Schwestern habe ich darüber noch nicht geredet, aber sie haben auf jeden Fall viel mehr Kontakt zu meiner Mutter als ich, sogar die schwierigere Schwester. Ich bin also eh schon die, die sich am meisten rausgezogen hat. Dafür kriegt meine Schwester mal das Haus, ich habe gesagt, ich verzichte auf alles.
Genau das war auch mein Gedanke. Bin ich nicht verpflichtet, mich in dem Alter um meine Mutter zu kümmern? Zwar nicht die Pflege, die könnte ich nicht übernehmen, weil ich zu weit weg bin und ich das wirklich nicht könnte, aber dann halt die Besuche.candle. hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:44 Weißt du, deine Mutter ist über 80 und meiner Meinung nach stellt sich da langsam eine Umkehrung ein, so dass sich nun die Kinder kümmern "müssen" und umgekehrt wird das immer weniger Fürsorge und Einsicht oder was immer du da auch erwartest von Seiten der Mutter geben (können).
Einsicht und Fürsorge würde ich gar nicht erwarten (Verstehen wäre schon gut, oder Akzeptanz), eher suche ich eine Lösung, mit der ich gut leben kann, aber mit der ich sie nicht traurig mache. Was aber offenbar nicht geht. Entweder ich bin weiterhin überfordert, oder sie ist traurig, weil ich seltener komme. Es sei denn, du hast noch eine gute Idee dafür.
Mit diesem Thread versuche ich, das Problem möglichst gut zu verstehen und sozusagen von allen Seiten einzukreisen, deshalb hilft mir auch jeder Beitrag weiter. Vielen Dank an euch alle dafür.
Candle, du bist echt ein Naturtalent Dinge immer so richtig schön falsch zu verstehen.
Punktgenau das Thema verfehlt.
Punktgenau das Thema verfehlt.
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