Freundschaft zum Therapeuten
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Ich finds auch nicht gut, dass er erst jetzt damit rausrückt - zwei Monate sind zu kurz. Womöglich wollte er sich selbst um die nötige Abschiedsphase drücken. Ich fänds aber gut, wenn ihr das noch macht. Denn... das Ende kommt so oder so. Stell dir vor, ihr seid wirklich befreundet und erstirbt unversehens. Jetzt hättest du die Gelegenheit, Abschiednehmen mit ihm zu lernen (und er lernt dann gleich mit...).
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Hey, ich habe schon gefragt, wie das mit dem Abschied denn aussehen soll. Daraufhin erhielt ich aber keine Antwort. Ich denke er weiß es selbst nicht so recht wie wir das machen. Ich dachte eigentlich, dass ich in einem Jahr selbst den Absprung schaffe und dann selbst reduziere. Ich werde höchstwahrscheinlich umziehen. Aber selbst dann hätte sich die Frage gestellt, ob ich ihn 1-2 mal im Jahr besuchen kann. Für einen Abschied wäre er dann aber trotzdem sehr nahe geblieben und von distanzieren habe ich nichts feststellen können. Ich fürchte im Allgemeinen dass es übel enden wird.Gespensterkind hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 07:14 Als erstes würde ich ihn auf jeden Fall fragen, ob es möglich ist, dass ihr Euch noch nach seiner Rente sehen/sprechen könnt. Wenn er das ablehnt, dann solltet ihr besprechen, wie ein guter Abschied aussehen mag. Aber es ist trotzdem total schwer.
Habt ihr nie darüber gesprochen, dass er dann doch bald mal in Rente geht? Wenn Du seit 10 Jahren bei ihm bist, hast Du Dir darüber Gedanken gemacht?
Ich weiß nicht, wie er Eure Beziehung sieht. Vielleicht lief das letzte halbe Jahr auch deshalb so, weil er schon etwas auf den Abschied hingesteuert hat. Wenn er es rein therapeutisch sieht, dann wird es auf einen Abschied hinauslaufen.
Tja das ist die Frage der Fragen. Wie macht man das mit dem Abschied. Ich finde alles daran eigentlich nur künstlich. Es ist absurd. Er stirbt ja nicht, er lebt weiter aber man sieht sich nach all den Jahren dann plötzlich nicht mehr? Soll ich so tun als wäre er dann tot?Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 20:22 Ich finds auch nicht gut, dass er erst jetzt damit rausrückt - zwei Monate sind zu kurz. Womöglich wollte er sich selbst um die nötige Abschiedsphase drücken. Ich fänds aber gut, wenn ihr das noch macht.
Nein bis jetzt nicht. Ich denke, wenn muss das von mir kommen. Er würde das denke ich als unprofessionell erachten, wenn er mir seinen Wunsch nach Kontakt aufdrücken würde.
Noch soll es ja eine "therapeutische Beziehung" sein. Würde diese Frage diese dann nicht endgültig kaputt machen?
Ja, wie macht man das? Dieses Bearbeiten?
Danke für die mitfühlenden Worte. Das trifft es total.
Auch das fasst es gut zusammen. Auf manche Themen ist er nicht mehr wirklich gut eingegangen, wenn offensichtlich war das diese problematisch werden könnten. Deshalb empfinde ich das ja so. Auf therapeutische Themen sind wir nicht mehr wirklich eingegangen. Es war eher plaudern.Winni hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 09:23 Nach 10 Jahren Dauertherapie „überfällt“ er Dich mit der Ankündigung, dass in 2 Monaten Schluss ist? Seine Rente plant er doch sicher schon länger. Und für einen regelgerechten Therapieabschluss hätte er deutlich mehr Zeit einplanen müssen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass er die letzten Monate mit Dir „genossen“ hat: keine Ansprüche mehr an ihn, nette Plauderei, keinerlei Probleme. Ein traumhafter Abschied - für IHN.
Zwei Dinge spielen da eine Rolle. Ich weiß nicht wie Abschied aussehen soll. Und ich wusste noch nicht, ob es rechtlich nicht Probleme gibt. Aber das scheint ja quasi fast schon im eigenen Ermessen zu liegen, als wie abhängig man den Patienten noch betrachtet.
Das habe ich bereits. Ich soll die letzten Sitzungen weiterhin kommen. Aber bis jetzt ist mir nicht klar, was wir tun.
Ich weiß nicht wie ich mich lösen soll. Er macht es mir nicht gerade leicht. Und ich möchte ja auch nicht. Das mit dem freundschaften Aufbauen ist so eine Sache. Ich versuche das aktiv, aber meistens bleibt nichts hängen in meinem Leben und zwar nicht, weil ich zu doof dafür wäre. Umzüge der Leute, Jobwechsel, plötzlich Partnerschaften in denen die Freunde untergehen, Leute die krank geworden sind usw. es ist wirklich ziemlich viel Pech dabei. Ich habe noch die letzten toxischen Leute entfernt. Und jetzt stehe ich quasi alleine da und jetzt geht er auch noch.chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 08:09 @ Pelikan: So schmerzhaft das jetzt ist, du hast jetzt die Chance dich zu lösen.
Dir echt, unbezahlte Freundschaften aufzubauen, in denen es gleichwertig zugeht. Die nicht nur eine Illusion sind.
Und du kannst mit etwas Abstand auch sehen ob du nochmal einen neuen, anderen Anlauf für eine Therapie nimmst. Ob es noch Dinge gibt die du bearbeiten und lösen möchtest statt sie mit nettem Geplauder zu vermeiden. Es klingt als wären da unbearbeitete Traumata ?
Und ja, da sind unbearbeitete Traumata.
Grüße Pelikan
Ich denke es ist trotzdem wichtig das zu wissen. Dann weiß ich wenigstens wie ich alles einzuordnen habe. Ob ich wieder halt mal Zeit mit dem falschen Menschen verschwendet habe.lisbeth hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 07:48 Du wirst möglicherweise herausfinden, ob es ihm bei der netten Plauderei wirklich um dich ging, oder ob es einfach Bequemlichkeit seinerseits war und ihm das Plauderstündchen einfach seinen Arbeitstag angenehm aufgelockert hat und er zu feige war, eine klare Grenze zu setzen und die Therapie zu beenden, die ja offensichtlich keine Therapie mehr war.
LG Pelikan
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Hast du schon mal versucht zu visualisieren wie so ein Treffen später aussehen soll? Willst du ihn dann im Cafe treffen oder zu dir nach Hause einladen oder wollt ihr Spaziergänge machen?
Die Praxis wird er ja sicher verkaufen und dieses Setting in geschützter Atmossphäre wird nicht mehr möglich sein.
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Pelikan_ hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 21:53Tja das ist die Frage der Fragen. Wie macht man das mit dem Abschied. Ich finde alles daran eigentlich nur künstlich. Es ist absurd. Er stirbt ja nicht, er lebt weiter aber man sieht sich nach all den Jahren dann plötzlich nicht mehr? Soll ich so tun als wäre er dann tot?Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 12.12.2022, 20:22 Ich finds auch nicht gut, dass er erst jetzt damit rausrückt - zwei Monate sind zu kurz. Womöglich wollte er sich selbst um die nötige Abschiedsphase drücken. Ich fänds aber gut, wenn ihr das noch macht.
Das Problem hat rein er selbst hier erschaffen, nämlich als er anstatt nach Eintreten des Therapieerfolgs das Ende der Therapie einzuleiten und mit dir durchzuziehen auf eine semi-privat Beziehungsebene gewechselt ist, wo das Setting noch wie in einer Therapie war (du zahlst die Stunden, es gibt festgelegte Stunden, keine Kontakte zwischen den Stunden) aber der Inhalt der Gespräche mehr und mehr in den personlichen Bereich abgedriftet ist.
Mal ganz klar gesagt, du bist hier das Opfer seines unprofessionellen Verhaltens, und zwar sowohl finanziell als auch emotional. Weil du zahlst Geld dafür dass du jetzt diesen Kack an der Backe hast.
Was macht das mit dir?
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Er verhält sich längst unprofessionell. Sehr unprofessionell sogar.
Ich habe vor etlichen Jahren hier gelesen, dass ein Therapeut in Rente ging, immer sehr professionell distanziert war und dann, als er in Rente war , von selbst den Kontakt gesucht hat und die Patientin dann in die Arme genommen hat.
Da gab es dann keine Grenze mehr und der alternde Therapeut hat es genossen von der Jugend angehimmelt zu werden.
Da gab es dann keine Grenze mehr und der alternde Therapeut hat es genossen von der Jugend angehimmelt zu werden.
Ist das nicht etwas übertrieben?
Das Leben ist doch so. Menschen sterben oder kommen und gehen durch das eigene Leben.
Du schreibst so freudig was für einen tollen Kumpel Therapeuten du hast und bist nach langen 10 Jahren nicht in der Lage mit ihm zu sprechen? Was habt ihr bitte die ganze Zeit gemacht?Noch soll es ja eine "therapeutische Beziehung" sein. Würde diese Frage diese dann nicht endgültig kaputt machen?
War es nicht auch absehbar oder ist der Therapeut noch so jung? Hast du ihm denn gesagt, dass du im Folgejahr "langsam" gehen wolltest?
Und selbst wenn er dich sehen wollte, was stellst du dir denn vor? Abgesehen vom Altersabstand... was hast du denn in die Beziehung außer Therapie einzubringen? Ich denke gerade die letzte Frage hilft doch klarer zu werden. Ich vermute mal, dass du nicht gerade seine Pflege im Alter übernehmen willst. Privat ist eben anders als Therapie.
candle
Now I know how the bunny runs!
Hallo Pelikan,
Ja, so ist das nach einer Therapie. Denn sie ist ein Arbeitsbündnis, keine Freundschaft mit Kaffeekränzchen. Du kannst diese Situation auch auf andere Begebenheiten anwenden...die Lehrerin, die besonders nett und zugewandt war und immer ein offenes Ohr hatte, die Physio, die monatelang nach einem Unfall mit dem Patienten arbeitet und viele Höhen und Tiefen miterlebt, oder ob es ein Pfarrer ist, der über Jahre eine Gemeinde begleitet hat. Allen ist eins gemeinsam: Diese Bindungen entstehen in einem Arbeitskontext. Sich von solchen Menschen zu trennen, tut meistens weh, und die Menschen gehen nicht selten mit einem lachenden und einem weinenden Auge auseinander. Aber wenn die Trauer erst mal weg ist, wird dankbar an die Zeit und die Unterstützung zurückgedacht.Er stirbt ja nicht, er lebt weiter aber man sieht sich nach all den Jahren dann plötzlich nicht mehr?
Wie würde das denn aussehen?Soll ich so tun als wäre er dann tot?
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound
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es wäre eigentlich auch nicht deine Aufgabe zu "wissen" wie man sich da löst.
Es wäre seine Aufgabe gewesen, dich da rechtzeitig vorzubereiten und zu verabschieden.
ER hat das offenbar völlig verbockt, in zweifacher Hinsicht. Zum einen indem er dich Jahr um Jahr in einer lässigen Plauderei verharren ließ statt dich entweder weiterzuschicken oder forcierter zu arbeiten.
Zum anderen indem er seinen Ruhestand erst kurz vor Ende ankündigte. Das ist richtig fies, richtig unprofessionell.
Nur nützt dir das jetzt erst mal nicht viel.
Dennoch sehe ich bei allem Schmerz auch eine große Chance für dich:
Wegzukommen von einer Illusion und einer "Freundschaft" die keine ist. Du hast damit viel mehr die Chance echte Freundschaften auf einer rein privaten, gleichen Ebene aufzubauen.
Und wenn da unbearbeitete Traumata sind dann könnte es auch sinnvoll sein, eine andere, eine gute, eine richtige Therapie anzufangen und daran zu arbeiten statt zu plaudern
Wieso? Haben dir die 10 Jahre Therapie mit ihm denn nicht geholfen?Ob ich wieder halt mal Zeit mit dem falschen Menschen verschwendet habe.
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ich glaube es ist jetzt für dich auch sehr wichtig zu differenzierern: Was war gut an der Therapie?
Was hat dir geholfen?
Wo hast du - ohne Schulzuweisung !!! - auch ganz gerne die schwierigen Themen vermieden?
Und wie kann es jetzt für dich weiter gehen
Hm, was aber habt ihr denn in diesen 2 Monaten gemacht? In Summe wären das noch rund 15 Sitzungen gewesen, in denen sich am Abschied hätte arbeiten lassen können. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass ihr weiter plaudernd zusammengesessen habt, während dir der Abschied im Nacken sitzt und in Kürze zur Realität wird.als er mir vor 2 Monaten mitteilte, dass er Ende des Jahres in Rente gehen würde und man sich verabschieden muss.
Vielleicht hatte er den Eindruck, dass du ganz gut losgelöst bist, da weitere Themen nicht mehr so richtig aufkommen wollten. Und ja, im besten Fall wollte/will er, dass du weiter zu ihm kommst, damit er den Abschied mit dir einleiten kann.wollte ich die restlichen Therapiestunden nicht mehr wahrnehmen und habe gesagt, dass ich nicht mehr kommen werde, weil es zu arg weh tut. Das hat ihn irgendwie auch schockiert und er bat mich doch weiterhin zu kommen.
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