Therapieabbruch als letzter Ausweg?

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candle.
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 13:41

Hallo,

ich hatte eher den Eindruck, dass in deinen Beispielen viele Mißverständnisse stattgefunden haben.
Lenaa hat geschrieben: Mi., 16.11.2022, 12:53 mich aus der Dissoziation holen will.
Was ist daran falsch? Warum willst du weiterdissoziieren?
dass ich diese Schutzfunktion in dem Moment nicht beeinflussen kann, mein Körper da sich verselbstständigt.
Vielleicht solltest du dich stabilisieren lassen, damit du nicht mehr so stark reagierst?
Aber dann kam das, was mich vollkommen umgehauen hat. Sie sagte dann, dass das ja stimmt mit den 15min und meinte dann, dass ich ja auch nicht in so einem dissoziativen Zustand aus der Stunde gehen will usw... Also sie ist wieder überhaupt nicht auf mein Gefühl eingegangen, sondern hat mit mir diskutiert.
Da sehe ich eher, dass sie dich schützen will, dass du nicht dissoziiert aus der Praxis gehst.
Dann meinte sie, dass sie ja nicht jeden Trigger vermeiden kann und mich das auch nicht weiterbringt, wenn sie Trigger vermeidet, dass ich ja immer getriggert werden kann.
Ja, da hat sie recht! Wenn du so viel getriggert wirst, ist eine stationäre Aufnahme sicher besser.
Ich meinte, dass ich das verstehe und mein Ziel auch nicht ist, den Triggern für immer auszuweichen, aber ich so kein Vertrauen aufbauen kann.
Wirkt so, dass du die Verursacher seiner Trigger nicht abgrenzen kannst zur Therapeutin. So wie eine Übertragung als wäre die Therapeutin die "Täterin".

Alles in allem wirkt das auf mich, dass du dir da selber ein Bein stellst und damit vielleicht nicht wirklich an dein Problem herankommst, wenn du diese Triggergeschichte ins Zentrum deiner Stunde legst.

Immerhin hat sie dir noch 40 Stunden beantragt und das mit Erfolg! Das ist super und glaube nicht, dass das vielen Klienten so passiert! Bisher kenne ich nur das Maximum von 100 Stunden.

Und dass du glaubst, du hast in weniger Zeit zu einer Klinikpsychologin aufgebaut- glaub mir, das ist sicher ein Trugschluss, denn du hast in einer Klinik ganz andere Rahmenbedingungen.

Vielleicht versuchst du auch nicht so stark zu bewerten WIE die Therapeutin Dinge sagt oder da etwas entspannter ranzugehen, denn sie will dir letztlich helfen.

LG candle
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Lenaa
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 14:41

Hey candle,

danke für deine Antwort. Ich versuche mal auf die Fragen zu antworten:
candle. hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 13:41
Lenaa hat geschrieben: Mi., 16.11.2022, 12:53 mich aus der Dissoziation holen will.
Was ist daran falsch? Warum willst du weiterdissoziieren?
Grundsätzlich will ich natürlich nicht weiterdissoziieren, aber dafür ist ein Teil zuständig, dem ich nicht mit Druck davon abhalten kann, sondern ehr mit Verständnis.
dass ich diese Schutzfunktion in dem Moment nicht beeinflussen kann, mein Körper da sich verselbstständigt.
Vielleicht solltest du dich stabilisieren lassen, damit du nicht mehr so stark reagierst?

Wie meinst du das? Wie soll die Stabilisierung aussehen?
Aber dann kam das, was mich vollkommen umgehauen hat. Sie sagte dann, dass das ja stimmt mit den 15min und meinte dann, dass ich ja auch nicht in so einem dissoziativen Zustand aus der Stunde gehen will usw... Also sie ist wieder überhaupt nicht auf mein Gefühl eingegangen, sondern hat mit mir diskutiert.
Da sehe ich eher, dass sie dich schützen will, dass du nicht dissoziiert aus der Praxis gehst.

Ja, schon klar, aber mit dieser Aussage hat sie ja keinen Beitrag dazu geleistet.
Dann meinte sie, dass sie ja nicht jeden Trigger vermeiden kann und mich das auch nicht weiterbringt, wenn sie Trigger vermeidet, dass ich ja immer getriggert werden kann.
Ja, da hat sie recht! Wenn du so viel getriggert wirst, ist eine stationäre Aufnahme sicher besser.

Ich war ja gerade erst stationär und glaube nicht, dass das gerade das richtige für mich ist.
Ich meinte, dass ich das verstehe und mein Ziel auch nicht ist, den Triggern für immer auszuweichen, aber ich so kein Vertrauen aufbauen kann.
Wirkt so, dass du die Verursacher seiner Trigger nicht abgrenzen kannst zur Therapeutin. So wie eine Übertragung als wäre die Therapeutin die "Täterin".

Ja, genau das ist das Problem. Ich bin in dem Moment so getriggert von ihr, dass sie für mich die Täterin ist. Da kann ich nichts mehr abgrenzen, mich nicht irgendwie selber beruhigen.
Alles in allem wirkt das auf mich, dass du dir da selber ein Bein stellst und damit vielleicht nicht wirklich an dein Problem herankommst, wenn du diese Triggergeschichte ins Zentrum deiner Stunde legst.

Wie soll ich das denn anders machen? Das ist ja genau mein Problem. Also ich sag ja nicht "Heute lass ich mich mal triggern" Oder wie meinst du das?
Und dass du glaubst, du hast in weniger Zeit zu einer Klinikpsychologin aufgebaut- glaub mir, das ist sicher ein Trugschluss, denn du hast in einer Klinik ganz andere Rahmenbedingungen.
Ja, da ist schon was dran. Das sehe ich auch so und gleichzeitig habe ich noch ein anderes Gefühl dazu.
Vielleicht versuchst du auch nicht so stark zu bewerten WIE die Therapeutin Dinge sagt oder da etwas entspannter ranzugehen, denn sie will dir letztlich helfen.
Leider ist ja genau in dem WIE die Triggergefahr

Vielleicht versuche ich, ob ich irgendwie auf einer anderen Ebene mit meiner Therapeutin sprechen kann. Darüber denke ich nochmal nach.

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candle.
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 17:12

Lenaa hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 14:41 Grundsätzlich will ich natürlich nicht weiterdissoziieren, aber dafür ist ein Teil zuständig, dem ich nicht mit Druck davon abhalten kann, sondern ehr mit Verständnis.
Mit Verständnis geht das nicht weg. Das mußt du schlichtweg üben mit bestimmten Übungen.

Vielleicht versuche ich, ob ich irgendwie auf einer anderen Ebene mit meiner Therapeutin sprechen kann. Darüber denke ich nochmal nach.
Das ist eine gute Idee!

Du kannst deinem Umfeld ja auch nicht dauernd Vorwürfe machen, dass sie dich unwillentlich triggern. Aber du kannst lernen mit diesen Situationen anders umzugehen. Das mußte ich auch und es geht.

LG candle
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Zephyr
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 20:38

Lenaa hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 12:26 Ich wünschte mir, dass sie ehr in dem Moment hilft, mich nicht so unter Druck zu setzten, sowas sagt wie: "Das ist ein Schutzmechanismus. Irgendwer fühlt sich gerade bedroht. Was braucht derjenige jetzt, um sich sicherer zu fühlen, was war so bedrohend?" Dann würde sich der Teil in mir, der für die Dissoziation zuständig ist, gesehen, ernst genommen und verstanden fühlen und meiner Vermutung nach auch schneller wieder den Schutz loslassen können.

Ist das wirklich so unrealistisch?
Hast du ihr das schon mal genau so gesagt? Denn ich kann das total verstehen, bei mir hilft sowas - in ruhigem, zugewandten Tonfall- auch manchmal. Und ich habe eine ähnliche Abmachung mit meiner Therapeutin.

Auch ich habe oft das Problem, dass ich Dinge, die meine Therapeutin sagt als abwertend, zurückweisend etc. höre.

Was mir geholfen hat/ hilft (nicht immer, aber immer öfter):
- Die Polyvagaltheorie und das Konzept daraus, dass wenn man außerhalb seines Toleranzfensters ist oft alle Dinge nach Gefahr klingen, weil man die Gefahr, die man innen spürt (unbewusst und automatisiert) im Außen zu begründen versucht.
-Dementsprechend tun, was auch mmer mir hilft wieder ins Toleranzfenster zu kommen.
- Immer und immer wieder mit meiner Therapeutin darüber sprechen, erklären was ich empfinde und versuchen ihr zu glauben, wenn sie mir erklärt, wie sie etwas gemeint hat.
- Das ganze veersuchen als Übertragung zu sehen, zu überlegen und hinzufühlen was die Ursprünge sein könnten. Manchmal gelingt es mir jetzt schon dann “doppelt zu sehen” und sowohl meine Übertragung als auch das Bild einer wohlwollenden Therapeutin zu halten.

Das alles hat aber nur geholfen, weil meine Therapeutin immer wieder klar gemacht hat, dass sie mich nicht triggern WILL und auch gerne versucht das zu vermeiden. Wenn man durch Beziehungsgeschehen getriggert wird macht alles andere meiner Meinung nach in einer Therapie sowieso wenig Sinn, man hat ja auch so noch etliche Trigger. Aber zu akzeptieren, dass sie nicht hellsichtig ist hat tatsächlich auch geholfen. ;)

Bei dir lese ich allerdings heraus, dass du grundsätzlich das Gefühl hast, dass deine Therapeutin dir (in dieser Sache?) nicht entgegen kommen will? Und unter der Voraussetzung hätte das bei mir definitiv nicht funktioniert.

Du schilderst hier ein ziemlich klares Bauchgefühl: mit der Kliniktherapeutin hat es besser funktioniert.
Du darfst so ein Gefühl ernst nehmen!

Ob ihr letztlich wirklich nicht zusammen passt oder sie dir wirklich nicht entgegenkommen möchte oder ob das eher dein Film von früher ist, dass kannst nur du entscheiden.
Aber du darfst zu dem Schluss kommen, dass es mit ihr einfach nicht passt.

Vielleicht hilft es dir, dir andere Therapeut:innen an zu schauen und hin zufühlen, wie sich das anfühlt?

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Lenaa
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 22:01

Zephyr hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 20:38 - Die Polyvagaltheorie und das Konzept daraus, dass wenn man außerhalb seines Toleranzfensters ist oft alle Dinge nach Gefahr klingen, weil man die Gefahr, die man innen spürt (unbewusst und automatisiert) im Außen zu begründen versucht.
Hat deine Therapeutin dir von der Poly-Vagal-Theorie erzählt oder hast du das selber recherchiert? Das Konzept hilft mir nämlich auch total dabei, mich zu verstehen. Ich habe mich in die Theorie allerdings selber eingelesen und das Gefühl, dass meine Therapeutin mich nicht mit diesem Blick sieht.
Das alles hat aber nur geholfen, weil meine Therapeutin immer wieder klar gemacht hat, dass sie mich nicht triggern WILL und auch gerne versucht das zu vermeiden. Wenn man durch Beziehungsgeschehen getriggert wird macht alles andere meiner Meinung nach in einer Therapie sowieso wenig Sinn, man hat ja auch so noch etliche Trigger. Aber zu akzeptieren, dass sie nicht hellsichtig ist hat tatsächlich auch geholfen. ;)
Oh wie schön, da kommen mir echt Tränen in die Augen. Wie sehr ich mir das wünsche...
Bei dir lese ich allerdings heraus, dass du grundsätzlich das Gefühl hast, dass deine Therapeutin dir (in dieser Sache?) nicht entgegen kommen will? Und unter der Voraussetzung hätte das bei mir definitiv nicht funktioniert.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie mich ernst nimmt und mir entgegenkommt. Zum Beispiel ist sie einmal rausgekommen, weil ich körperlich so eine große Angst hatte, zu ihr in die Praxis zu gehen (auch wenn ich kognitiv wollte), dann konnte ich mich beruhigen, merken, dass sie mich nicht angreift und mit ihr reingehen. (dabei z.B. hilft mir die Poly-Vagal-Theorie)
Aber ich kann mich irgendwie nicht drauf verlassen. Das war ja z.B. eine extremere Situation, weil der Bogen schon so weit überspannt war, ich schon so weit aus dem Toleranzfenster war. Aber jetzt beim letzten Mal zum Beispiel, wo es ja "nur" nicht sprechen können war, hatte ich durch ihre Reaktion ehr das Gefühl, dass sie kein Verständnis hat und wütend darüber ist, dass ich dissoziiere, als ob ich das extra mache, um sie zu ärgern und mich vor der Therapie zu drücken.
Da will ich sie nächste Stunde aber auch nochmal genau fragen, ob sie wirklich glaubt, dass es mir nichts bringt, wenn sie immer drauf aufpasst, mich zu triggern (natürlich nur bewusst, bei Triggern, die ich vorher auch mit ihr schon besprochen habe. Wenn sie die Triggern nicht kennt, finde ich das auch nicht so schlimm und sehe es als meine Aufgabe mich zu überwinden, ihr diese mitzuteilen) Wenn Sie dann antwortet, dass sie wirklich der Meinung ist, dann kann ich mir echt nicht vorstellen mit ihr weiterzumachen
[/quote]

Danke, danke auf jeden Fall für deine Antwort, das hat mir echt gut getan zu hören! Das beruhigt mich auch, dass jemand anderes auch so fühlt und eine Therapeutin hat, die darauf eingeht. Darf ich fragen was für eine Ausbildung deine Therapeutin hat?

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Symlink
Helferlein
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Beitrag Fr., 18.11.2022, 23:30

OT: ad "Dissoziation" - was wird denn hier im Forum darunter verstanden?

(@mod: ggf. bitte thread abspalten, falls die Foren-SW sowas kann; danke)

Besten Gruss, S.

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Zephyr
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Beitrag Sa., 19.11.2022, 16:30

Lenaa hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 22:01 Hat deine Therapeutin dir von der Poly-Vagal-Theorie erzählt oder hast du das selber recherchiert? Das Konzept hilft mir nämlich auch total dabei, mich zu verstehen. Ich habe mich in die Theorie allerdings selber eingelesen und das Gefühl, dass meine Therapeutin mich nicht mit diesem Blick sieht.
Nee, genau wie du habe ich mir das selbst angelesen. Sie fand das allerdings sehr spannend, als ich es ihr erzählt habe.
Lenaa hat geschrieben: Fr., 18.11.2022, 22:01 … hatte ich durch ihre Reaktion ehr das Gefühl, dass sie kein Verständnis hat und wütend darüber ist, dass ich dissoziiere, als ob ich das extra mache, um sie zu ärgern und mich vor der Therapie zu drücken. …
Da will ich sie nächste Stunde aber auch nochmal genau fragen,…
Ja, ich glaube genau das solltest du tun. Genau nachfragen. So lange, bis du da ein klares Bild hast.

Meine Therapeutin ist von Haus aus Analytikerin, aber nicht nach der konservativen Linie (sprich, sie ist z.B. keine klassische weiße Wand, weil das bei mir nur zu negativen Übertragungen führen würde) und sie hat sich auch körpertherapeutisch weitergebildet und bringt aus der Ecke Impulse ein.

Ich hoffe sehr, dass du es schaffst dich von deiner Therapeutin mehr gesehen zu fühlen oder, wenn sie das gar nicht möchte, jemanden findest, bei dem du das erleben kannst. Für mich ist das sehr heilsam.

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