Hallo,
ich denke auch, daß es kein absolutes Vertrauen geben kann, weil dies in meinen Augen auch vollkommen naiv währe. Auch denke ich, daß dieses "absolute" Vertrauen für eine erfolgreiche Therapie nicht nötig und auch nicht gut währe.
Ich vertraue ja nicht mal mir selbst.
Es ist natürlich schwierig, wenn das Misstrauen so groß ist, daß es einen in der Therapie blockiert und man deshalb nicht weiter kommt. Da hilft nur Geduld, von Seiten des Therapeuten aber auch viel Geduld mit sich selbst. Unser ausgeprägtes Misstrauen hat einen Ursprung/Grund und ist meist sehr fest in unserem Inneren verankert. Das kann man nicht einfach abschütteln. Man kann dies nur durch positive neue Erfahrungen Stück für Stück reduzieren.
Eine relative Sicherheit bekommst Du nur durch neue Erfahrungen.
Und neue Erfahrungen bekommst Du nur, wenn Du Dich Stück für Stück heraus traust.
Mein Therapeut hat dies mal bildlich mit einer Schnecke beschrieben...
Eine Schnecke zieht sich bei drohender Gefahr komplett zurück in ihr Schneckenhaus.
Um nicht zu verhungern muss sie sich aber irgendwann heraus trauen.
Zuerst kommt ihr Kopf ein klein wenig heraus und sie prüft und wartet ab, ob etwas negatives passiert.
Danach folgen nacheinander die Fühler, jeweils mit dem Prüfen zwischendurch und wenn alles okay scheint, dann der Rest.
Vertrauen ist eine Vorschußleistung.
Man gibt ein klein wenig preis und wartet prüfend ab, was damit passiert.
Wenn alles okay ist, gibt man wieder ein klein wenig preis usw.
Also ganz sachte und Stückchen für Stückchen.
Es ist auch vollkommen okay, wenn auch ohne offensichtlichen Grund zwischendurch das schon bereits entstandene Vertrauen wieder gefühlt gegen Null geht. Passiert mir sehr oft, nach einem längeren Abstand zwischen den Stunden, z.B. Urlaub oder Krankheit.
Mein Therapeut sagt dann immer... "Es ist wie es ist und das ist für ihn vollkommen okay".
Bei mir hat es über ein Jahr gedauert, bis ich immer wieder ein klein wenig über mein schwierigstes Thema Andeutungen gemacht habe. Ich habe nie diese Probleme richtig an- oder ausgesprochen, sondern bisher nur vage Umschreibungen.
So daß er ein ungefähres Bild davon bekommen kann, ohne daß ich dies direckt aussprechen muss.
Anders geht dies bei mir auch noch nicht, weil ich sonst dissoziire.
Mir hilft dabei sehr, daß mein Therapeut sehr natürlich und er selbst ist und bleibt.
Er ist für mich vollkommen authentisch.
Im Grunde stecken da zumindest bei mir als "Blockierer", große Ängste und eine sehr ausgeprägte übermäßige Scham dahinter. Dies möchte mein Therapeut nun zuerst reduzieren, damit ich mich allgemein etwas wohler fühlen kann, wenn es um schwierigere, für mich sehr schambesetzte Themen geht.
Und da hilft er mir sehr, daß er diesbezüglich quasi in Vorleistung geht
Dafür schätze ich ihn ganz besonders.
Er macht es mir dadurch leichter, mich aus meinem Schneckenhaus Stück für Stück heraus zu trauen.
Er geht bei allem sehr behutsam und sehr einfühlsam vor.
L.G. Tobe