Hallo ArcticFox
Da wollte der Thera ihn mir nur ungern geben mit der Begründung, dass mich das während der laufenden Therapie wahrscheinlich weg führt von den Themen, die eigentlich gerade wichtig sind und so einfach den Therapieprozess stört.
Ein Gutachten, dass von deinen Themen wegführt?
Ich kenne ja nun beide Seiten.
Ich habe zum einen selber ein Gutachter Zertifikat und weiß wie man Gutachten schreiben muss, damit die Kasse den Therapieantrag bewilligt. Man darf als Gutachter den Patienten nicht als "zu gesund" beschreiben, dann wird die Therapie abgelehnt. Umgekehrt darf man ihn nicht als "zu krank" beschreiben, da die Therapie dann mit der Frage nach der Wirksamkeit einer ambulanten Therapie abgelehnt wird. Kurz: Man darf nicht die Wahrheit schreiben.
Unter dem Strich bleibt also die Frage: Was haben Gutachten mit dem Patienten zu tun? Es geht nur darum, dass die Therapie bewilligt wird, nicht aber darum, das Problem des Patienten so zu beschreiben wie es tatsächlich ist.
Zum anderen kenne ich die Patientenperspektive. Mir werden die Gutachten meiner Psychotherapeuten derzeit in meinem Klageprozess vor dem Sozialgericht zum Verhängnis.
Leider hat es bei mir 30 Jahre gedauert, bis bei mir eine seltene neurologische Erkrankung festgestellt wurde. Bis dahin war es ein langer Weg durch 16 psychotherapeutische Praxen. D.h., ich habe 16 unterschiedliche Gutachten, die buchstäblich unterschiedlicher nicht sein können. Jeder Therapeut stellte eine andere Diagnose, jeder Therapeut beschrieb nichts anderes, als seine subjektiven Interpretationen meiner Person. Jedem der 16 Gutachten folgte ein Gegengutachten, das die Diagnose des Vorherapeuten widerlegte.
Wenn man sich die 16 Gutachten meiner Therapeuten anguckt, dann wird schnell offensichtlich, dass Gutachten nichts anderes sind, als subjektive Wahrnehmungen des Therapeuten.
Unter dem Strich bleibt also die Frage: Warum wird das Lesen des Gutachtens vom Therapeuten verweigert? In der Therapie sollte es doch darum gehen, dass der Therapeut dein Problem objektiv und richtig versteht und du die richtige Behandlung bekommst. So ein Gutachten, in dem der Therapeut seine subjektiven Wahrnehmungen beschreibt, bietet Patienten eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob der Therapeut der richtige ist, ob der Therapeut dein Problem wirklich verstand hat.
Ein Gutachten sollte dich nicht von deinen Themen und Problemen wegbringen, sondern genau diese beinhalten.
Aber wir haben halt leider ein Gesundheitssystem, in dem in Gutachten nicht die Wahrheit drin stehen darf. Gutachten müssen so (falsch) geschrieben sein, so dass der Therapieantrag bewilligt wird. Ein solches Gutachten, ja, das kann dich von deinen Themen wegbringen, wenn es deine Themen gar nicht beinhaltet.
Das kann erschrecken, wenn man in Gutachten, die über einen selbst verfasst wurde, nicht die Wahrheit drin steht.
Mich beschäftigt das Thema "Gutachten" natürlich derzeit sehr. Denn mir werden derzeit die 16 unterschiedlichen psychotherapeutischen Gutachten zum Verhängnis.
Einst ging es in meiner Klage vor dem Sozialgericht eigentlich um meinen Pflegeantrag. Inzwischen dreht sich alles nur noch um Ärzte und Psychotherapeuten, die allesamt keine vernünftige Differenzialdiagnostik gemacht haben, sondern nur beleglose Behauptungen aufgestellt haben.
Das Sozialgericht, der MDK und die Krankenkasse bekommen derzeit einen guten Einblick darin, wie absichtlich von Psychotherapeuten falsche Gutachten geschrieben werden, die nur einem Ziel dienen, nämlich die Therapiebewilligung (falscher Diagnosen und falscher Behauptungen).
Unter dem Strich bleibt also das Problem: Es kann irgendwann sein, dass Du Gutachten für irgendetwas brauchst, sei es für Rente, Reha, Schwerbehinderung, Pflege, ... oder was auch immer. Wenn Du dann nur Gutachten vorlegen kannst, die nicht die Wahrheit über dich beinhalten, dann bekommst du eine großes Problem.
Wenn dein Problem tatsächlich nicht so gravierend ist, so dass ein Therapieantrag abgelehnt werden würde, was will man dann in einer Psychotherapie? Dann könnten andere Einrichtungen mehr helfen.
Wenn dein Problem tatsächlich so gravierend ist, so dass eine ambulante Therapie abgelehnt werden würde, was will man dann in einer ambulanten Therapie? Dann wäre eine Klinik hilfreicher.
Für mich zählen so Argumente wie Beziehung zum Therapeuten, bei sich selber bleiben, dem Therapeuten vertrauen, ... nicht. Denn es geht um Dich, um die Wahrheit über dich, um die richtige objektive Wahrnehmung des Therapeuten deiner Person, um die richtige Diagnose, um die richtige Behandlung, ...
Therapeuten, die die Wahrheit über den Patienten schreiben würden, müssten dem Klienten nicht sagen "Das Gutachten würde sie erschrecken", "das Gutachten würde sie von IHREN Themen abbringen", ...
Ein richtiges Gutachten würde nicht von Themen ablenken und den Therapieprozess stören, sondern sie thematisieren.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.