Was ich brauche und wie kann Therapie gut fortgesetzt werden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 04.06.2022, 18:16

Ich weiß nicht, eigentlich finde ich die Frage nicht so schlimm oder verwerflich. Ich habe sie auch nie so empfunden.
Ich fand es nie verkehrt (für mich) darüber nachzudenken, was mir helfen könnte oder was ich brauchen würde.
Das bleibt ja dann nicht so stehen, sondern geht dann im Dialog weiter zu ergründen, woher dieses Bedürfnis gerade kommt oder ob es möglich ist, im Alltag etwas zu verändern, um diesem Bedürfnis etwas näher zu kommen.
Also für mich war so eine Frage ok. Wenn jetzt auch hier voll aus dem Zusammenhang gerissen.

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Thread-EröffnerIn
Steffi83
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Beitrag Sa., 04.06.2022, 18:41

Ja, ich finde die Frage ja auch nur deshalb schlimm, weil ich das überhaupt nicht weiss, ich weiss wie ich mich fühle und ich will damit umzugehen wissen. Ich hatte an dem Tag was erzählt und dann wüsste ich nichts mehr bzw. Konnte nichts mehr sagen dann kam die Frage. Die kam auch mal im Februar als ich halbverzweifelt durch die Gegend gelaufen bin und sie fragte was los sei und ich nichts sagen konnte, nur musste ich dann für mich weinen gehen, das konnte ich nicht und wollte ich nicht teilen in dem Moment und hätte vor ihr wohl eh mal wieder nicht geheult. Und da im Februar war die Frage ja auch okay, nur dass ich nix sagen konnte, die Antwort wäre wenn dann gewesen, ich brauch Sie jetzt als Beistand.

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Montana
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Beitrag Sa., 04.06.2022, 20:38

Gespensterkind hat geschrieben: Sa., 04.06.2022, 18:16 Das bleibt ja dann nicht so stehen, sondern geht dann im Dialog weiter zu ergründen,
Nicht unbedingt. Es kann auch als Schuldzuweisung verwendet werden, nach dem Motto, der Patient soll halt mal sagen, was er überhaupt will. Dann ist eigentlich keine Bereitschaft zum Dialog vorhanden, und die aggressive Grundstimmung ist auch zu spüren.
Beispiel: Patient soll irgendwas tun, kann es nicht, Therapeut versteht nicht, dass es dem Patienten nicht möglich ist und unterstellt Unwillen, und dann kommt eben so eine Frage. "Du willst xy nicht, dann sag mal, was deine Idee ist, damit ich dir sagen kann, dass das so nicht funktioniert." So etwa. Es kommt leider gar nicht selten vor, dass man gar nicht kann, was verlangt wird. Weil z.B. das Problem vollkommen anders gelagert ist als die Behandler denken. Oder weil sie viel zu schnell sind und es noch x Schritte vorher brauchen würde.

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Shukria
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Beitrag So., 05.06.2022, 11:31

Ich finde die Frage was helfen oder was man jetzt brauchen könnte gar nicht schlecht.

Sie bringt einen dazu selber in Kontakt mit eigenen Bedürfnissen zu treten und dann kann zusammen geschaut werden wie derjenige das erreichen kann. Und manche Wege gehen, andere nicht.

Zb jemand ist traurig und sagt ich bräuchte jetzt Trost. Bedeutet das ja nicht das das Gegenüber /Therapeut trösten soll/muss sondern zu schauen wie man sich selber trösten kann oder das vom eigenen Umfeld erfahren kann...

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Gespensterkind
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Beitrag So., 05.06.2022, 11:35

Danke Shukria, so meinte ich es und so erlebe ich das auch.

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LovisTochter
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:15

Ich bin da auch ganz bei Shukuria.

Die Frage impliziert doch nicht automatisch, dass das, was ich brauche vom Gegenüber geleistet werden soll oder muss. Für mich hilft sie mir auf die Sprünge um zu schauen, was mir jetzt helfen könnte, wie ich mir jetzt helfen könnte. Und, ja, auf manchmal so banale Dinge komme ich von alleine in gewissen Situationen gar nicht. Da finde ich es maximal hilfreich, wenn eine solche Frage von außen an mich herangetragen wird.
Es geht doch in einer Therapie immer auch um Selbstwirksamkeit und manchmal ist man sich dieser einfach nicht bewusst. Da muss einem dann auf die Sprünge geholfen werden.
Und auch ja, manchmal gibt es auch Dinge die die Therapeutin tun, verändern, anbieten kann, die helfen. Nicht immer, aber ben manchmal. Dafür muss ich aber ehrlich sein, mir selbst dies eingestehen und mich dann auch noch trauen, dies zu kommunizieren. Nicht immer einfach, aber ich lerne im Laufe der Zeit dazu. Es ist ja kein Makel Wünsche und bedüftigkeiten zu haben.
Dementsprechend schwer fällt es mir nachzuvollziehen, woher diese extreme Abwehr gegen diese Fargen rühren mag.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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chrysokoll
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:27

Diese Fragen sind halt Allgemeinplätze.
Psycho-Laienwissen, Ratgeberfragen
Und ja klar ist es gut sich zu fragen was man gerade braucht.
Auch MAL von Therapeuten, die ja nun auch nicht Gedanken lesen können

Aber wenn man da nicht weiter kommt, die Patientin einfach grade gar nicht weiss was sie braucht oder das die ganz falsche Ebene ist, dann hilft es nichts dieselbe Frage immer wieder zu stellen

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Montana
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:43

Mir kommen so Fragen halt ein bisschen vor, wie wenn man den nach einem Unfall querschnittgelähmten Dachdecker fragt, wie man denn seiner Meinung nach seinen Arbeitsplatz anpassen könne, damit er dort wieder arbeiten kann. Das wäre ja auch reine Verarschung.
Eine Frage auf dem Niveau von Ratgeberliteratur brauche ich nicht in einer Therapie. Dafür kann ich Ratgeber lesen.

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Shukria
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:49

chrysokoll hat geschrieben: Diese Fragen sind halt Allgemeinplätze.
Psycho-Laienwissen, Ratgeberfragen
Und ja klar ist es gut sich zu fragen was man gerade braucht.
Auch MAL von Therapeuten, die ja nun auch nicht Gedanken lesen können

Aber wenn man da nicht weiter kommt, die Patientin einfach grade gar nicht weiss was sie braucht oder das die ganz falsche Ebene ist, dann hilft es nichts dieselbe Frage immer wieder zu stellen
Ich finde sie sehr wertvoll und bin eher überrascht das so eine Frage als weniger wertvoll eingestuft wird (Laien - Wissen etc.)

Das klingt fast so als solle möglichst immer was ultimatives in der Therapie passieren weil die das ja gelernt haben. Dabei kann es doch zb durchaus auf Fachwissen oder Erfahrung in der Arbeit beruhen gut einschätzen zu können wann so eine Frage vielleicht weiter bringt oder wann nicht.

Oder an der Antwort zb wenn eun"ich weiß nicht kommt" zu erkennen das und welche Schritte es noch vorher braucht um sich dem anzunähern.

Mich hat das immer im Prozess weiter gebracht. Hab aber halt erlebt das ein"ich weiß nicht" auch so stehen gelassen wurde und dann anders weiter gearbeitet. Mich haben diese Fragen nie unter Druck gesetzt oder das ich sie als überflüssig empfand.

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Gespensterkind
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:53

Genau. Ich finde solche Fragen (für mich jedenfalls) nicht irgendwie "zu allgemein", aber herausfordernd. Ich sage so oft auf so viele therapeutische Fragen "ich weiß es nicht". Und trotzdem ist das dann keine Sackgasse, sondern nur der Beginn eines Prozesses, in dem ich mit dem Therapeuten zusammen etwas für mich erarbeiten kann, was ich tatsächlich selbst mit erarbeite.
Ich erwarte ja nicht, dass der Therapeut mir Lösungen vorschlägt für meine Probleme. Sondern dass er mich auf dem Weg zu möglichen Veränderungen begleitet.
Diese Frage für sich allein stehend macht sicher wenig Sinn und kann implizieren, dass der Therapeut Verantwortung abgibt. Für mich geht es dabei aber viel mehr um "gemeinsames Nachdenken".

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Montana
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Beitrag So., 05.06.2022, 12:54

Oh, Druck würde mir die Frage auch nicht machen. Sie würde höchste Frustration erzeugen, weil Therapeut und ich ein so unterschiedliches Verständnis hätten von dem, was Therapie ist. Genau das habe ich vor ein paar Monaten mal meinem Therapeuten gesagt. Weil er gerade NICHT so ist und sich so stark abhebt von meinen früheren Erfahrungen. Seine Antwort war, dass er das früher auch genau so gemacht hat, VT eben. Der Patient soll über solche Fragen dazu kommen, eine Lösung selbst zu finden. Es gibt Probleme die man so haben kann, da passt das auch so. Aber eben nicht bei allen und auch nicht bei fast allen und ich bin auch kein Exot mit meinem Kram.

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Malia
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Beitrag So., 05.06.2022, 18:40

Ich sehe das so, dass es bei dieser Frage (die ich auch nicht mag) darum geht, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, auszudrücken und zu akzeptieren.
Der Grund, Gefühle abzuspalten/ zu verdrängen/ zu rationalisieren e.t.c,, hat ja auch damit zu tun, dass sie Anzeiger der eigenen Bedürfnisse sind.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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lisbeth
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Beitrag So., 05.06.2022, 18:53

@Steffi:
Es ist ja nicht die Frage "Was brauchen Sie jetzt?" die so schwierig ist, sondern die Gefühle, die dadurch ausgelöst werden. Gerade weil durch diese Frage ja auch deutlich wird, was früher gefehlt hat an Zuwendung oder Gesehen werden.
Und ja, dadurch kann eine ganze Menge losgetreten werden - Trauer, Wut, Ärger, Neid...
Und das ist alles ok und darf auch sein. Die Frage ist aber, ob diese Person dir dabei hilft bzw. helfen kann, einen Zugang zu diesen Gefühlen zu bekommen und mit ihnen besser klar zu kommen als es gegenwärtig der Fall ist.
Und da sehe ich einfach auch wieder ein Riesenproblem in eurer seltsamen Konstellation, dass diese Person irgendwie mit deinem Arbeitsumfeld verflochten zu sein scheint. Ganz ehrlich, da würde ich mich auch nicht nackig machen wollen, weil ich Angst hätte, dass das dann doch über irgendwelche Kanäle den Weg in meinen Job findet, oder dass diese Person mich dann nicht mehr als kompetent/professionell im Hinblick auf meine Arbeit sieht, weil sie mich ja auch im Emotionschaos erlebt... zumal ihr euch ja anscheinend auch immer wieder außerhalb eurer Gespräche im Beruf begegnet.
Mit diesen doppelten Rollenverteilungen, die nicht klar voneinander getrennt werden können, ist keine vernünftige therapeutische Arbeit möglich, und du schießt dir damit eher selbst ins Knie als dass es dir irgendwas hilft.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Thread-EröffnerIn
Steffi83
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Beitrag So., 05.06.2022, 20:54

Danke für eure Diskussion. Jedenfalls zeigt mir das schonmal, dass ich daran vielleicht auch ganz gut meinen Stand der Dinge sehen kann und das da so manches noch so da liegt wie am Anfang. Immerhin einiges ausgesprochen, was ich bei anderen Menschen so bisher nicht konnte, selbst wenn gewollt, das ging bei ihr in der Tat gut, wenn auch ohne große Emotion ich konnte es erzählen.

Ich war vor ca. 5 Jahren mal zu einem Gespräch bei einer Psychologin um einen Eindruck zu erhalten was sie denkt. Da war ich gerade an diesem Ort und daher nur das eine Gespräch. Ich erinnere mich an gut 30 Minuten weinen und kaum reden, auch wenn ich wesentliches sagen konnte. Da hat sicherlich geholfen zu wissen ich seh sie nur das eine mal. Aber ja klar eher unbewusst und es war eine Phase wo Ich noch nicht so reflektiert damit umgehen konnte wie seit 2,3 Jahren. Sie hatte mir zu einer Therapie geraten, soweit sie das eben konnte nach einem Gespräch. Weiter hatte ich mich nicht getraut, nur mal ein Telefonat mitm einer sehr netten therapeutin die spontan meinte, dass sie zum einen voll sei, zum anderen Verhaltenstherapie wohl nicht das richtige sei.

Ich mach mich mal dran mich umzusehen und mit ihr auch darüber zu sprechen.

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Steffi83
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 13:16

Nun melde ich mich nochmals mit 2 Dingen.

1. Ich suche nach einem richtigen Therapeuten (so Richtung Schematherapie, aber auch jemand der sich mit Trauma auskennt). Mit viel Glück habe ich in 3 Monaten einen ersten Termin.

2. Meine Begleitung, sag ich mal, hat nun 1 Woche Seminar, dann bin ich 3,5 Wochen nicht da. Zur Not telefonieren wir bzw. dann wenn ich will, mir liegt das nicht so. Aber ich merke wie verrückt mich das macht, allein zu wissen 4,5 Wochen, oh Hilfe. Ich konnte ein wenig mit ihr darüber reden, ohne zu viel sagen zu müssen war ihr klar was ich meine und sie sagte mir, dass es gerade eben eine besondere enge Beziehung für mich sei zu ihr, dass sich das auch gut wieder geben wird. Ich konnte ihr auch sagen, dass es mir Angst macht, dass da manchmal eine diffuse Angst ist sie könnte gehen oder mich gar nicht mehr beachten. Es hilft mir sehe wie aufmerksam und zuverlässig sie ist, aber trotzdem sitzt es in mir, dass ich denke, hättest das lieber nicht angefangen, jetzt ist da vertrauen und was mach ich wenn sie nichts mehr von mir wissen will.

Die Angst ist unbegründet und sie sagte sobald ich mehr weiss und sie wie's weiter geht bringen wir das gut zu Abschluss und sie bleibt da, sie ist da.

Gibt es Tipps für die fast 5 Wochen, wenn ich traurig bin, Angst habe, innerlich unruhig bin? Klar zur Not wirklich doch einen Gesprächstermin ausmachen. Ich hab auch 2,3 Hausaufgaben da kann ich mich zur Not auch dranmachen.

Danke.

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