Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 08:17 Ich krieg immer noch "Abwehrstacheln" auf den Pelz, wenn mir jemand weismachen will, es ginge darum, den Menschen wieder vertrauen zu lernen.
Nö, werde ich nicht, will ich auch nicht, ich steh nämlich nicht drauf, mir selber was vorzulügen und mich in rosarote Traumwatte zu hüllen.
Gibt es 'milde' Dissoziationen?
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Was NARM angeht, hab ich das Buch dazu gelesen und mir selber manches davon abgeguckt und eingeübt.meersein hat geschrieben:Ich freue mich über alle Anregungen zum Thema Körperwahrnehmung - Übungen, Therapieformen...Habe schon etwas über Somatic Experiencing und NARM gelesen - weiß aber immer nicht so recht, wie fundiert die Methoden und die Behandler (oft Heilprakriker) sind.
Was SE (Somatic Experiencing) angeht, hab ich grade in jüngerer Zeit um die 30 Stunden bei einer Therapeutin damit gearbeitet und kanns echt nur empfehlen.
Das hat mir nochmal mehr Bewusstheit auf einer "tieferen" Ebene in mir klar gemacht und wie unglaublich wichtig das vegetative Nervensystem bei alledem ist.
Nicht nur bei Traumatisierten oder anderweitig "Kranken", sondern generell zum Stressmanagement.
Ich hab da v.a. gelernt, dass Gefühle und "Erleben an sich" immer mit Körperimpulsen einhergehen (Mag anderen selbstverständlich sein, für mich wars ne Art "Offenbarung". )
Konnte ausprobieren und lernen, wie man die wahrnimmt, und, am wichtigsten : Sozialverträglich "abholen" und "leben" kann.
Dann bleibt das nicht beim rein kognitiven Verstehen : Aha, ich fühle z.B. Wut, da muss ich jetzt so und so damit umgehen, damit ichs aushalte, bis die wieder vorbeigegangen ist.
Sondern der Weg geht über : Ich fühle Wut, spüre in meinem Körper den Impuls, die Faust zu ballen und dreinzuschlagen. Und leite diesen Impuls dann entsprechend um. (Bei mir meist in die Variante, Kekse zu backen, weil man da den Teig so schön verdreschen kann )
Diese tatsächlich getane "Muskelarbeit" in Achtsamkeit nenn ichs mal, erleb ich wirklich als die weitaus effektivere "Antwort" auf das Gefühl der Wut, als alle mögliche sonstige Gedankenakrobatik, die eh meist in "Darf ich nicht, kann ich nicht, ich blamiere mich" etc. mündet.
So kann ich teilweise mittlerweile sogar solche Dauerdissos manchmal durch "bewusstes Zittern" überbrücken.
Sozusagen als "vorbeugende Maßnahme", wenn ich weiß, ich muss mich gleich länger in einer Horde Menschen aufhalten.
Dann kriegt mein Körper schon "vorgemacht" was hilft, wenn mir gleich zig Menschen zu nah auf den Pelz rücken.
Die/den richtige/n Thera dazu zu finden, ist natürlich nicht einfach.
Meine Thera ist auch "nur" Heilpraktikerin, aber das ist mir tatsächlich zweitrangig wichtig.
Man muss halt wie bei Psychotherapeuten auch ausprobieren und gut hingucken und darf ruhig misstrauisch und hinterfragend sein.
Denn, man kanns hier zuhauf im Forum nachlesen, eine gute Ausbildung schützt auch nicht vor schrägen Theras.
Naja, was soll es auch bedeuten mit dem "Vertrauen"? Ein Grundmaß an Vertrauen wird man ja haben, wenn man von gewissen Personen "abhängig" ist bzw. ja auch einige in Partnerschaft leben. Ohne Vertrauen geht das ja gar nicht.
Mich würde wirklich interessieren was Therapeuten damit konkret meinen?
candle
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Das erleb ich tatsächlich anders.candle hat geschrieben: Ein Grundmaß an Vertrauen wird man ja haben, wenn man von gewissen Personen "abhängig" ist bzw. ja auch einige in Partnerschaft leben. Ohne Vertrauen geht das ja gar nicht.
Ich "vertraue" Menschen an sich schon, nämlich dahingehend, dass garantiert jeder Mensch Egoist ist und andere/alles auszunutzen versucht für seine eigenen Zwecke. (Ich nehm mich selber da ja auch nicht aus, bin ja auch "Mensch")
Eine Beziehung ist dann sowas wie "kalkuliertes Risiko" für mich.
Ich sehs anhand dieser jahrzehntelangen Freundschaft : Ich war offen, es gab viel Nähe und "Vertrautheit", aber jetzt ist es gekippt, um die 30 Jahre Freundschaft und Nähe drangegeben für Aluhütchentum auf eine wirklich schräge Weise, als hätte es unser Miteinander nie gegeben.
Und ich bin da zwar sehr traurig drüber, das tut mir sehr weh.
Aber ich bin weder geschockt noch verzweifelt oder frage mich lange, warum und wieso etc.
Ich versteh es nicht.
Aber fertig macht es mich nicht, da es meine Sicht aufs Menschsein halt einfach nur mal wieder bestätigt hat.
Dass ich meinen Fokus dabei eher auf meinen eigenen Möglichkeiten lege, ermöglicht mir überhaupt erst, trotz meines inneren Wissens zu "Mensch an sich" überhaupt wieder und noch mich auf Beziehung, Nähe und sogar Bindung einlassen zu können.
Wenn ich dauernd prüfen und abchecken müsste, ob das Gegenüber jetzt "vertrauenswürdig" ist oder nicht, zu wieviel Fiesheit es bereit wäre etc., würde ich nie in Nähe etc. kommen können.
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Ich dachte eher an Lebensbedarfe des täglichen Lebens, Vertrauen darauf, dass einem Ärzte helfen, das die Gelder fließen, dass es etwas zu Essen zu kaufen gibt. Vielleicht ist einem das Vertrauen, dass das da ist gar nicht bewußt? Ich denke viel darüber nach gerade jetzt.Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 08:46Das erleb ich tatsächlich anders.candle hat geschrieben: Ein Grundmaß an Vertrauen wird man ja haben, wenn man von gewissen Personen "abhängig" ist bzw. ja auch einige in Partnerschaft leben. Ohne Vertrauen geht das ja gar nicht.
Ja, aber das ist auch das normale Leben und das erleben wohl auch viele Menschen mal im Leben, ich auch.Ich sehs anhand dieser jahrzehntelangen Freundschaft : Ich war offen, es gab viel Nähe und "Vertrautheit", aber jetzt ist es gekippt, um die 30 Jahre Freundschaft und Nähe drangegeben für Aluhütchentum auf eine wirklich schräge Weise, als hätte es unser Miteinander nie gegeben.
Ist die Frage, ob man selber so ein absoluter korrekter Mensch ist?
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Zuletzt geändert von candle. am Mi., 13.04.2022, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich denke, die meinen meist eher "Lass dich ein auf unser Wir" mit diesem Vertrauen aufbauen etc.candle hat geschrieben:Mich würde wirklich interessieren was Therapeuten damit konkret meinen?
Ich kenns aber auch, dass Theras tatsächlich "enttäuscht" sind, wenn man auch nach zig Stunden immer noch nicht "ganz vertraut". Und erkläre es mir damit, dass so jemand dann meint, er/sie habe doch nun lang genug "bewiesen", dass er/sie nichts Böses gegen einen vorhat, sondern auf der Seite des Klienten sind und wirklich nur das Gute für den beabsichtigen zu tun und zu sein.
Solchen Absichten kann ich auch glauben.
Aber nur Handlungen beeinflussen mein Vertrauen wirklich. Mit Wollen und Absichten verbinde ich eher vorweg genommene "Entschuldigungen", dass man es halt nicht besser zustande gebracht hat.
Das wiederum kann ich gelten lassen, denn das ist ja eh meine Sicht : Unsereiner Mensch "bringt" es nicht.
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Es geht mir gar nicht drum, was man alles erleben kann. Und wer das noch alles erlebt etc., so als "Gradmesser", was "normal" sein darf und was nicht etc.candle hat geschrieben:Ja, aber das ist auch das normale Leben und das erleben wohl auch viele Menschen mal im Leben, ich auch.
Es geht mir drum, wie ich das erlebe.
Das machen sicher viele Leute ganz ähnlich wie du.candle hat geschrieben:Ich dachte eher an Lebensbedarfe des täglichen Lebens, Vertrauen darauf, dass einem Ärzte helfen, das die Gelder fließen, dass es etwas zu Essen zu kaufen gibt. Vielleicht ist einem das Vertrauen, dass das da ist gar nicht bewußt? Ich denke viel darüber nach gerade jetzt.
Ich erlebs aber tatsächlich anders. Ich "glaube" z.B. meiner Rentenversicherung, dass sie mir jeden Monat zuverlässig das Geld überweist.
Aber "vertrauen", dass sie das selbstverständlich tut, tu ich nicht.
Ich "glaube" auch meinen Ärzten, dass sie sicher das Beste für mich tun wollen.
"Vertrauen" , dass sie diese guten Absichten selbstverständlich umsetzen, tu ich nicht.
Bestes Beispiel der Krieg grade : Um mich rum schieben zig Leute Panik, dass auch auf uns Bomben fallen könnten, verdrängen das wieder, malen sichs rosarot etc.
Ich dagegen hab tatsächlich schon meine Notfallsachen gepackt und parat stehen, mir Gedanken gemacht, wohin ich fliehen könnte wenn, oder ob ich überhaupt fliehen will etc. Alles ganz konkret.
Für mich ist die Brutalität und Grausamkeit nicht zu verstehen, aber überraschen tut sie mich auch nicht. Ich rechne damit, immer, überall, auch im Alltäglichen.
Ja, das kenne ich auch, aber wie gesagt kann ich damit nicht viel anfangen. Ich denke auch einfach, dass es in meiner Persönlichkeit einfach so ist und nicht unbedingt pathologisch.Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 08:55 Ich kenns aber auch, dass Theras tatsächlich "enttäuscht" sind, wenn man auch nach zig Stunden immer noch nicht "ganz vertraut". Und erkläre es mir damit, dass so jemand dann meint, er/sie habe doch nun lang genug "bewiesen", dass er/sie nichts Böses gegen einen vorhat, sondern auf der Seite des Klienten sind und wirklich nur das Gute für den beabsichtigen zu tun und zu sein.
Ein anderer Therapeut hat das mal als sehr hohe emotionale Intelligenz bezeichnet mit dem was ich bin.
Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Therapeuten da so einem Fernsehklischee folgen wie diese Freundinnen... Real mag es das selten geben, aber die Realität ist es allgemein nicht. Gerade weil das Leben im Fluß ist und Freundschaften sich allein schon dann wandeln, wenn Partner und Kinder dazu kommen.
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Auch darum gehts mir überhaupt nicht, candle.candle hat geschrieben:Ist die Frage, ob man selber so ein absoluter korrekter Mensch ist?
Ich schließ mich da nicht aus. Hab mich tief genug "erforscht", um zu wissen, dass ich wie jeder andere Mensch auch zu allem Schrecklichen, wie auch zu allem Wunderbaren und Guten fähig bin.
Ein "korrekter" Mensch ist in meinen Augen aber sowas von "unlebendig", dass es mich davor graut, so werden zu können.
Ich versuch wohl eher, hier zu erklären, was Akzeptanz des Natürlichen mir bedeutet.
Ohne mich davon diktieren zu lassen.
Ob ein Mensch Gutes oder Schreckliches tut, hängt von den ständigen Entscheidungen ab, die er trifft. Siehe russische Soldaten grade. Sind sicher nicht alles "böse Menschen", lassen aber trotzdem grade massenweise die sadistische Abartigkeit raus und geben sich dem hin.
Und solches Tun kann man durch alle Jahrtausende Menschheit hindurch egal wo und wie immer wieder beobachten.
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Von "pathologisch" hab ich/hat hier auch niemand geredet.candle hat geschrieben:Ja, das kenne ich auch, aber wie gesagt kann ich damit nicht viel anfangen. Ich denke auch einfach, dass es in meiner Persönlichkeit einfach so ist und nicht unbedingt pathologisch.
Ein anderer Therapeut hat das mal als sehr hohe emotionale Intelligenz bezeichnet mit dem was ich bin.
Ich seh meins ja auch nicht als "pathologisch" und finde per se diese Herangehensweise nicht passend.
Es sind gemachte, erlebte Erfahrungen. Und Erfahrungen prägen einen immer.
Und nur, weil sehr viele Andere andere Erfahrungen gemacht haben, erlaubt ihnen das noch lange nicht zu urteilen, was "normal" sein darf und was nicht.
Ich seh das wie du:
candle hat geschrieben:Gerade weil das Leben im Fluß ist und Freundschaften sich allein schon dann wandeln, wenn Partner und Kinder dazu kommen.
Zuletzt geändert von Waldschratin am Mi., 13.04.2022, 09:14, insgesamt 1-mal geändert.
Ja, ich bin auch am Planen. Wichtig sind in erster Linie Medikamente, denn ohne wäre ich wohl faktisch bald tot. Und der Hund ist noch sehr wichtig. Ich finde das so schrecklich, dass Tiere im Krieg zurückgelassen wurden.Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 09:02
Ich dagegen hab tatsächlich schon meine Notfallsachen gepackt und parat stehen, mir Gedanken gemacht, wohin ich fliehen könnte wenn, oder ob ich überhaupt fliehen will etc. Alles ganz konkret.
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Das ertrag ich auch nicht...candle hat geschrieben:Ich finde das so schrecklich, dass Tiere im Krieg zurückgelassen wurden.
Aber auch die Menschen, die im Krankenhaus liegen und nicht in Luftschutzkeller gebracht werden können.Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 09:16Das ertrag ich auch nicht...candle hat geschrieben:Ich finde das so schrecklich, dass Tiere im Krieg zurückgelassen wurden.
So, genug OT.
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Waldschratin hat geschrieben: ↑Mi., 13.04.2022, 08:17
Ich krieg immer noch "Abwehrstacheln" auf den Pelz, wenn mir jemand weismachen will, es ginge darum, den Menschen wieder vertrauen zu lernen.
Nö, werde ich nicht, will ich auch nicht, ich steh nämlich nicht drauf, mir selber was vorzulügen und mich in rosarote Traumwatte zu hüllen.
Naja, Menschen vertrauen ist ja auch immer relativ.
Es ist für mich eher eine Frage wie weit ich wem vertraue. Weil ja klar, Menschen haben ihre Grenzen und auch ihre eigenen Motivationen und die sind individuell sehr unterschiedlich. Am besten fährt man wenn man versucht das bei jedem Menschen mit dem an konfrontiert ist individuell einzuschätzen und erst mal unvoreingenommen zu sagen, "schaun wir mal". Für arschige Tendenzen und die Gefahr dass man ernsthaft in die Pfanne gehauen wird gibt es ganz klare Anzeichen bevor was krasseres passiert.
Gerade Ärzten vertraue ich überhaupt nicht. Und zwar aus sehr, sehr guten Gründen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich ihnen grundsätzlich böse Absichten unterstellen würde. Denn das tu ich nicht. Es werden aber im kleinen und im großen viele Fehler gemacht. Unter diesen Fehlern leide ich. Und bin immer wieder ausgeliefert. Und sehe bei mir selbst die Verantwortung dafür, nur dann etwas zu riskieren, wo ich die Kontrolle abgeben muss, wenn ich sichergestellt habe, dass mir wirklich geglaubt und danach gehandelt wird. Das mögen manche übertrieben finden, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass es absolut notwendig ist. Ärzte glauben immer, wenn etwas bei 99% der Patienten so und so ist, dann ist es bei mir auch so. Ist es selten. Und ein nachträgliches "Oh, Entschuldigung, das konnte ja keiner wissen", obwohl ich hundertmal drauf hingewiesen habe, das brauche ich nicht mehr. Die Abläufe sind aber derart automatisiert, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich, dass eine Anpassung an einen Patienten so gut wie unmöglich ist.
Ob Privatleute doofe Sachen machen oder nicht, das finde ich weit weniger schlimm. Denn von denen ist man ja nicht so abhängig.
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