Welche Therapierichtung hat euch am meisten geholfen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Alani
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Beitrag So., 20.03.2022, 21:47

Thymianfee88 hat geschrieben: So., 20.03.2022, 16:06 ..Ja ich merke die tiefenpsychologisch/analytische geht so sehr in die Tiefe dass es genau da so weh tut und ich da angekommen bin. Frage mich eben nur wielange das so weh tun muss. Wenn ich zu ner VT gehe dann geht es ja um das Verhalten und Lösungen. ... in der tp ist es eben dieses aushalten und erforschen ... aber dort lernt man nichts aktiv gegen die Ohnmacht zb
Den Eindruck habe ich auch. Ich muss sagen, bei mir hatte die TP so das Grund-Lebensgefühl im Nachhinein schon deutlich verbessert. Aber mindestens die erste Hälfte der Zeit fand ich es schon sehr heftig, z.T. auch überfordernd.
Und was ich auch so erlebt habe - dass ich mit diesen Gefühlen dann meist auch ziemlich alleine gelassen wurde. Ob das jetzt sooo hilfreich ist, ist irgendwie fraglich. Ich hätte mir auch mehr Struktur und Handwerkszeug gewünscht. Auch mehr Dialog.

Mit diesen Übertragungen - die kann man ja durchaus auch in den anderen Richtungen haben. Nur wird das dort zum Teil gar nicht so sehr bearbeitet. Das kann dann auch wiederum ein Nachteil sein. Ich merke z.B., dass ich da immer noch ganz schön reinrausche, auch bei VT. Scheint so eine Never Endig Story zu sein. Aber es gibt schon Therapeuten die ein sehr gutes Gespühr für das Problem haben und auch gut damit umgehen können. Daher denke ich mittlerweile, dass die Person des/der Therapeuten/in definitiv wichtiger ist als die (möglichst auch) passende Methode.

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kaja
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Beitrag So., 20.03.2022, 21:57

Ich denke da schwingt auch sehr viel Klischee mit, z.B. das eine VT nur oberflächlich sei und es um irgendwelche Hausaufgaben und praktische Übungen geht. Das war zu Zeiten in denen hier die "PA-Sekte" sehr aktiv unterwegs war, sehr verunsichernd für mich als Therapieneuling.

Traf auf meine VT aber alles nicht zu. Das war sehr intensive und anstrengende Arbeit, die mich auch in der Tiefe meiner Seele und meines Verstandes betroffen hat. Die persönliche Beziehung zum Therapeuten war auch keineswegs nur eine Nebensächlichkeit.

Mir hat sie unglaublich viel gebracht und ich kann durchaus zustimmen, dass man das Trauma nicht bis ins Allerkleinste Detail durchkauen muss, um eine Heilung und Lebensqualität im Hier und Jetzt zu erhalten. Ich hätte das aber durchaus auch dort tun können, denn die Möglichkeit dazu war immer da.

Ich habe sehr davon profitiert, dass mein Therapeut nicht an seinem Sessel geklebt hat und flexibel genug war um sich mir individuell anzupassen und das war keineswegs immer einfach.

Für mich persönlich habe ich beschlossen, dass mein Ziel ist noch etwas vom Leben zu haben. Ich habe zu viele Jahre an Missbrauch und Depression verloren und ich bin nicht mehr bereit der Täterin und der Vergangenheit die Kontrolle zu überlassen. Was passiert ist lässt sich nicht mehr ändern und ich habe durch diese bewusste Entscheidung wieder Luft für alles was mir wirklich wichtig ist. Für die Täterin ist kein Platz mehr da.
After all this time ? Always.

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Inga
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Beitrag So., 20.03.2022, 22:05

Mir hat Schematherapie bei einer VT-Therapeutin sehr geholfen - ich denke bei meinen Bindungsproblemen war die begrenzte Nachbeelterung in dieser Therapieform das Richtige für mich. Zuvor hatte ich eine mässig erfolgreiche analytische Therapie abgeschlossen und eine "Traumatherapie" (bei einer, würde ich aus heutiger Sicht sagen, unzureichend qualifizierten VT-Therapeutin) abgebrochen.

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Zephyr
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Beitrag So., 20.03.2022, 23:33

Ich denke in guten, zeitgemäßen Therapien stimmt weder das Klischee, dass VT oberflächlich ist und nur aus praktischen Übungen besteht, noch dass in einer analytischen Therapie alles bis ins kleinste Detail durchgekaut werden muss, oder der Analytiker die klassische weiße Wand ist.

Mir hilft meine Tfp bei einer Analytikerin sehr. Auch bei Bindungsproblemen. Und ja, es ist echt hart. Ich bin da auch noch nicht durch, deshalb kann ich dir deine Eingangsfrage nicht komplett beantworten.
Aber auch wenn ich immer mal wieder überlege hinzuschmeißen, mache ich auch wirklich Fortschritte.
Und es ist nicht nur hart. Sondern auch … heilend, warm, wohlwollend. Und auch deshalb manchmal schwer auszuhalten.
Und ich würde das teilweise auch als Nachbeelterung bezeichnen.
Was mir auch hilft ist, dass ich komplett bestimme was Thema ist, wie viel Thema ist usw. Es ist meine Stunde, ich kann sie nutzen wie ich will. Da ist weder ein „Sie müssen da drüber sprechen.“ noch ein „Dieses Thema lassen wir besser aus.“. Ich bestimme. Und muss so auch mit den Konsequenzen leben.

Vorher habe ich eine VT gemacht mit sehr wenig Erfolg.

Aber ob das jetzt an der Therapierichtung liegt, dass mir diese Therapie hilft, weiß ich nicht. Ich denke, es liegt vor allem daran, dass meine Therapeutin wirklich kompetent ist, mich in allem ernst nimmt und dass Sie bereit ist flexibel zu arbeiten.
Wobei es glaube ich schon von Vorteil ist, dass sie sich als Analytikerin gut mit (negativen) Übertragungen auskennt, die auch ein wenig lenken kann und sich da vor allem nicht reinziehen lässt bzw. sie nicht persönlich nimmt.

Sprecht ihr über deine Zweifel an der Therapie? Mir hilft das immer sehr, wenn ich mal wieder in so endlos Zweifelstimmung bin.

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alatan
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 06:57

IS-TDP. Auch, wenn das jetzt hier Stürme auslöst, aber es gibt ja nicht nur schwer gestörte Therapeuten, die krank machen, sondern auch relativ normale, die gute Arbeit tun.

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Shukria
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 07:07

@alatan, magst du ein bißchen schreiben was dir hierbei geholfen hat? Ich hab wenn ich über die Methode lese viel von Provokation gelesen und solche Methoden fand ich in meiner ehemaligen VT schlimm. Ich habe mich damit nicht ernst genommen gefühlt. Was war für dich an der Methode gut?

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Thymianfee88
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 08:19

Inga hat geschrieben: So., 20.03.2022, 22:05 Mir hat Schematherapie bei einer VT-Therapeutin sehr geholfen - ich denke bei meinen Bindungsproblemen war die begrenzte Nachbeelterung in dieser Therapieform das Richtige für mich. Zuvor hatte ich eine mässig erfolgreiche analytische Therapie abgeschlossen und eine "Traumatherapie" (bei einer, würde ich aus heutiger Sicht sagen, unzureichend qualifizierten VT-Therapeutin) abgebrochen.
Wie sah deine begrenzte nachbeelterung aus? Das fühle ich jz bei meiner auch. Aber es tut so weh weil ich so traurig bin dass ich keine Mama hatte. Also ich hab sie aber sie hat mich nur alleine gelassen und immer angelogen und nie geliebt weil sie halt nicht anders konnte.

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Thymianfee88
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 08:21

Zephyr danke. Ja genau so fühle ich es auch. Mal wärmend stützend und ich fühle so viel Liebe zu ihr. Und manchmal wieder andersrum. Bzw das komplette Gegenteil. Es ist für mich oft so als würden 2 andere Frauen vor mir sitzen aber ich hab das hier schon öfters gelesen. Die Übertragungen sind sehr heftig. Sie steht immer noch da aber vertrauen ist nicht 100% da ich das scheinbar generell nicht kann

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Thymianfee88
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 08:23

alatan hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 06:57 IS-TDP. Auch, wenn das jetzt hier Stürme auslöst, aber es gibt ja nicht nur schwer gestörte Therapeuten, die krank machen, sondern auch relativ normale, die gute Arbeit tun.
Würde mich auch interessieren
Sagt mir gar nichts
Ich merke ich mach mir selbst sehr viel vor und dann bin ich wieder unten. Keine Kraft nur leere und traurig, körperlich keine Kraft. 2h später geht es wieder. Und das hängt oft mit der Therapie zusammen

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alatan
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 10:47

Shukria hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 07:07 @alatan, magst du ein bißchen schreiben was dir hierbei geholfen hat? Ich hab wenn ich über die Methode lese viel von Provokation gelesen und solche Methoden fand ich in meiner ehemaligen VT schlimm. Ich habe mich damit nicht ernst genommen gefühlt. Was war für dich an der Methode gut?
Mit Provokation hat es überhaupt nichts zu tun. Das machen nur Therapeuten, die selbst unverarbeitete Probleme haben.
Gut ist die echte Nähe, die in der therapeutischen Beziehung entsteht, wenn man sich drauf einlässt, und mit deren Hilfe man sich an die eigenen Untiefen mit sehr heftigen, auch unbekannten, Gefühlen wagen darf, um den „Leichenkeller“ aufzuräumen. Dann findet man sehr sehr liebevolle Gefühle und Versöhnung mit sich selbst und den Introjekten. Das führt dazu, dass man im Jetzt der realen Welt viel besser zurecht kommt und auch die unvermeidlichen Einschläge des Lebens leichter aushält.

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caduta
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 13:07

Thymianfee88 hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 08:19 Wie sah deine begrenzte nachbeelterung aus? Das fühle ich jz bei meiner auch. Aber es tut so weh weil ich so traurig bin dass ich keine Mama hatte. Also ich hab sie aber sie hat mich nur alleine gelassen und immer angelogen und nie geliebt weil sie halt nicht anders konnte.
Liebe Thymianfee,

Ich hatte auch Schematherapie mit begrenzter Nachbeelterung (Reparenting). Ziel der Nachbeelterung ist nicht, dass der Therapeut diese Gefühle auffängt, sondern dass man lernt selbst diese Gefühle, die damals zu kurz gekommen sind, zu versorgen. Der Therapeut / die Therapeutin übernimmt nur, wenn man selbst überfordert ist und zeigt wie es geht, damit man es Stück für Stück selbst lernen kann.

Bei mir hat er auch viel mit empathischer Konfrontation gearbeitet, d.h. Wenn ich mal wieder gefühlsmäßig ganz falsch abgebogen und auf dem völlig falschen Planeten gelandet war (z.B. die Verantwortung für mich komplett an den Therapeuten übergeben wollte), dann kam da auch schon mal eine Standpauke :roll: was irgendwie gar nicht schön war, aber im Nachhinein sehr sehr hilfreich.

Ein weiteres wichtiges Thema bei mir war die Abhängigkeit. Und auch das war ziemliche Arbeit da wieder rauszukommen. Anfangs hat er es - nachdem es sowieso schon passiert war - zugelassen, dann aber über klare Grenzen und Konfrontation mir geholfen, mich da Stück für Stück wieder herauszulösen.

Aber um auf das Thema vom Thread zurückzukommen, ich fand die Schematherapie sehr hilfreich als Ergänzung zur VT. Ich denke aber, dass der Therapeut / die Therapeutin da wirklich gut sein und viel Erfahrung mitbringen muss. Je mehr ich verstehe, was wir machen, desto mehr wird mir klar welche Anforderungen das an den Therapeuten stellt.

lg, caduta

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Inga
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 14:17

Thymianfee88 hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 08:19 Wie sah deine begrenzte nachbeelterung aus?
Wir haben generell viel Imaginationen und Stuhlarbeit gemacht, weil ich mit diesen Methoden gut konnte, evtl. kann das bei anderen anders sein.
Konkret hat meine Therapeutin z.B. in der Stuhlarbeit in einer ersten Phase mit mir, als ich im Modus des verletzten Kindes war, gesprochen und auch getröstet. Oder sie hat einen strafenden Modus klar in die Schranken gewiesen. Also jeweils die Rolle der gesunden Erwachsenen übernommen. Nach und nach habe ich dann immer mehr selbst diese Rolle übernommen, das ging über längere Zeit. Wir haben auch Tonaufnahmen gemacht, so dass ich mir immer wieder anhören konnte (bzw. sollte, gibt bei VT ja Hausaufgaben ;-) ), was sie zum inneren Kind bzw. zu einem strafenden Modus sagt. Und später habe ich dann selbst die Aufnahmen gesprochen.
In Imaginationen ging das ähnlich - wenn ich mir eine schwierige Situation aus meiner Kindheit vorgestellt habe, ist sie anfangs selbst "hineingegangen" und hat mir gesagt, ich soll mir vorstellen, dass sie jetzt z.B. mit dem Täter spricht und ihn wegschickt. Später habe ich da dann andere Personen eingesetzt, die ich mir selbst vollständig vorgestellt habe.
Krisenkontaktmöglichkeiten gab es auch, das ist aber wohl nicht Nachbeelterung im engeren Sinn, wird ja von vielen Therapeut:innen so gehandhabt.

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Inga
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 14:33

Thymianfee88 hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 08:19 [Aber es tut so weh weil ich so traurig bin dass ich keine Mama hatte. Also ich hab sie aber sie hat mich nur alleine gelassen und immer angelogen und nie geliebt weil sie halt nicht anders konnte.
Vielleicht als Ergänzung, damit Du Dir das besser vorstellen kannst: Diese Traurigkeit würde in der Schematherapie wahrscheinlich dem Modus des verletzten Kindes zugeordnet, d.h. wenn ich die in meiner Therapie geäussert hätte, dann hätte meine Therapeutin mich wohl erstmal auf den Stuhl des verletzten Kindes gebeten, um mich auszusprechen. Und dann hätte sie mich gebeten, mich auf den Platz der gesunden Erwachsenen zu setzen. Und mich dabei unterstützt, als gesunde Erwachsene herauszufinden, was dieses verletzte Kind braucht und ihm das zu geben. Was anfangs ganz schön schwierig war, weil ich fast keinen gesunden Erwachsenenmodus hatte, da hätte sie also z.B. selbst der kleinen Inga gesagt, dass sie jetzt nicht mehr so allein gelassen ist, dass sie jetzt Hilfe bekommt, wenn das nötig ist. Aber immer mit dem Fokus darauf, dass ich auch selbst zumindest ansatzweise selbst in den gesunden Erwachsenenmodus reinkomme.

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caduta
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Beitrag Mo., 21.03.2022, 16:53

@Inga
Sorry, eigentlich war die Frage ja an dich gestellt. Ich habe mich da im Eifer des Gefechts etwas vorgedrängelt :roll:
Aber danke für deine Ergänzung! Wir haben das mit den Stühlen tatsächlich gar nicht gemacht. Er hat irgendwie immer erkannt, wenn ich wieder im Schema war und direkt reagiert. Spannend wie unterschiedlich das gemacht wird!
LG, caduta

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diesoderdas
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Beitrag Di., 22.03.2022, 12:02

alatan hat geschrieben: Mo., 21.03.2022, 06:57 IS-TDP. Auch, wenn das jetzt hier Stürme auslöst, aber es gibt ja nicht nur schwer gestörte Therapeuten, die krank machen, sondern auch relativ normale, die gute Arbeit tun.
Stimmt, ich fange dann gleich mal an mit dem Sturm.

Meine Ansicht: Finger weg von istdp. Weit, weit, weit weg. Und dann nochmal ein Stück weiter.

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