Meine beste Freundin

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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chrysokoll
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Beitrag So., 06.02.2022, 17:26

enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 16:02 Es ist ja auch nicht ununterbrochen so, es sind immer Phasen von 1-2 Wochen und danach ist sie wieder "ganz normal".
wenn das immer nur Phasen sind und sie dazwischen "normal" ist, wie steht sie denn dann zu den Phasen?
sie muss doch dann selber merken dass was nicht stimmt?
Kannst du denn in den normalen Phasen mit ihr darüber reden?

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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 17:29

Noenergetik hat geschrieben: So., 06.02.2022, 17:07 Hallo enasni , es hat keinen Sinn bei Wahnvorstellungen zu sagen, Du hast Wahnvorstellungen oder gegen den Wahn an zu reden, das verstärkt den Wahn nur. Du kannst aber zum Beispiel sagen dass Du es anders erlebst.
Dass Du Deiner Freundin helfen möchtest und die Freundschaft erhalten willst,kann ich gut nachvollziehen.
Vielen Dank! Das war nämlich auch mein Denken, dass es den Wahn dann verstärkt. Deshalb weiß ich nie was ich sagen soll. Meist sage ich sie soll es bei der Polizei anzeigen etc. aber das passiert auch nicht.

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enasni
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Beitrag So., 06.02.2022, 17:36

chrysokoll hat geschrieben: So., 06.02.2022, 17:26
enasni hat geschrieben: So., 06.02.2022, 16:02 Es ist ja auch nicht ununterbrochen so, es sind immer Phasen von 1-2 Wochen und danach ist sie wieder "ganz normal".
wenn das immer nur Phasen sind und sie dazwischen "normal" ist, wie steht sie denn dann zu den Phasen?
sie muss doch dann selber merken dass was nicht stimmt?
Kannst du denn in den normalen Phasen mit ihr darüber reden?

Also ich hab mich falsch ausgedrückt. Diese Grundsache (Entführung, Vergewaltigung etc.) das bleibt die ganze Zeit. Da will sie sogar Opferentschädigungshilfe bekommen bzw. das ist schon alles beantragt. (Wurde bereits einmal abgelehnt.)

Was nur phasenweise auftritt sind halt diese heftigen Paranoia und dass sie dann die komplette Wohnungseinrichtungen auseinander baut. Die Tage hat sie Fliesen an der Badewanne abgenommen und dahinter Kabel raus gezogen. Es handelte sich um ein Erdungskabel, sie war überzeugt dass es eine Kamera ist.

Es kam bisher einmal vor, dass sie zugab, dass diese Paranoia immer auftreten wenn sie konsumiert/Alkohol trinkt oder nicht schläft. Das war vor ca. einem Monat. Da wollte sie sich sogar Medikamente verschreiben lassen und Hilfe holen.

Allerdings ist dies jetzt wieder vergessen bzw. sagt sie, dass es definitiv keine Paranoia sind.

Gestern hat sie zum 2. Mal im letzten halben Jahr geäußert dass sie sich am liebsten weg hängen würde. Sie zieht sich seit ein paar Tagen auch wieder total zurück und ist extrem vorwurfsvoll.

Es ist auch total schwierig für mich, da ich zur Zeit 500 km von ihr entfernt wohne.

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_Leo_
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Beitrag So., 06.02.2022, 19:14

Da kannst Du nicht viel ausrichten solang sie nicht selbst merkt das ihr Verhalten krankhaft ist.
So hart das klingen mag aber in Deutschland hat man das Recht darauf krank zu sein solange niemand anderes oder man selbst dadurch gefährdet wird.

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pandas
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Beitrag So., 06.02.2022, 21:08

_Leo_ hat geschrieben: So., 06.02.2022, 19:14 Da kannst Du nicht viel ausrichten solang sie nicht selbst merkt das ihr Verhalten krankhaft ist.
So hart das klingen mag aber in Deutschland hat man das Recht darauf krank zu sein solange niemand anderes oder man selbst dadurch gefährdet wird.
Na, dieses Recht kann man aber nur als solches ansehen, wenn Krankheitseinsicht vorliegt. Und wie Du selbst schreibst, ist hier ja gerade der Konflikt, dass eine solche eben nicht vorliegt.

Man hat ein Recht auf Kranksein - definieren tut das aber der Arzt, ohne ärztliche Diagnostik etc. keine Rechte, sich auf kranksein zu berufen ....

Die TE macht sich Sorgen um die Freundin, die eben nicht einsieht, dass sie wahrscheinlich krank ist. Da nutzt der Gedanke an ein Recht auf Kranksein auch nicht.

Zum Beispiel könnte sie ihre Wohnung verlieren, weil sie da einfach so an die Kabel geht etc. ....
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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_Leo_
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Beitrag So., 06.02.2022, 21:27

Das ist Deine moralische Sicht darauf, Pandas.
In der Realität sieht es aber anders aus, mit anderen Worte: die TE kann nichts ausrichten, wenn die Freundin nicht einwilligt, außer sie ist fremd Oder selbstgefährdent.

Die TE kann sich selbst beratende Unterstützung suchen.


pandas
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Beitrag So., 06.02.2022, 21:39

Das ist nicht meine moralische Sicht, so schaut es aus hierzulande: Recht auf Kranksein nur bei ärztlicher Bestätigung.
Bei Zweifel frag Deine Krankenkasse, Deinen Mieterschutz, Deine Arbeitsagentur etc.
Ist ja gerade die Sorge, dass sich die Freundin Trouble einholt, weil sie sich krank verhält, aber sich dann nicht aufs Recht aufs Kranksein berufen kann, weil sie gar nicht glaubt, dass sie krank ist ....

Folglich, das war sicherlich kein guter Trost für die TE.
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Sydney-b
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Beitrag So., 06.02.2022, 22:25

Du steckst in einem großen Dilemma.
Wohnst dazu noch 500km entfernt, erlebst sie im Alltag also nicht wirklich.
Viel ausrichten wirst du wirklich nicht können.

Auch wenn es nicht ins Weltbild passt: Leo liegt mit seiner Aussage richtig.
Solange sie niemanden gefährdet, wird da niemand tätig.
Eventuell hat sie Glück und der Sozialdienst kann mal mit ihr reden.

Trotzdem würde ich sie konfrontieren mit ihren Wahngeschichten.
Vor allen Dingen, wenn es mir damit so schlecht wie dir ginge.
Von Wahn würde ich ihr gegenüber wahrscheinlich auch nichts erwähnen.

Aber ihr konkret mitteilen, dass das so nicht sein kann.

Und ja, wenn sie wieder klar ist, würde ich tatsächlich mit ihr Klartext reden.
Ich habe das mit einer Freundin gemacht.
Wieder und wieder.
Lange Zeit hat sie mir nicht geglaubt, irgendwann dann aber schon und sie war dann sehr froh und ist zum Psychiater.
Jetzt nimmt sie Medikamente, kommt gut damit zurecht und zur Zeit ist sie sehr glücklich und voller Lebensmut.
Ich bin darüber sehr erleichtert und froh, es war eine schlimme Belastung für mich!

Nur Mut!


pandas
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Beitrag So., 06.02.2022, 22:47

Sydney-b hat geschrieben: So., 06.02.2022, 22:25 Auch wenn es nicht ins Weltbild passt: Leo liegt mit seiner Aussage richtig.
Solange sie niemanden gefährdet, wird da niemand tätig.
Eventuell hat sie Glück und der Sozialdienst kann mal mit ihr reden.
Nochmal: Wo ist hier ein Weltbild? Es geht um die reale Rechtslage hierzulande und die konstruiert sich sicherlich nicht an meinem Weltbild, ich gehöre nicht zu den "Gewählten" :lol:
Die Aussage, dass es hierzulande ein Recht auf Kranksein gibt, trifft nunmal auf die geschilderte Problematik nicht zu, da sich die Freundin nicht als krank sieht.
Die TE macht sich Sorgen um die Freundin, darum gehts in dem Thread.

Außerdem sind Tendenzen zur Eigengefährdung erkennbar, wie eben die Demontagen in der Wohnung. Über kurz oder lang wird der SPD tatsächlich auf sie aufmerksam werden, da der Vermieter das sicherlich nicht so hinnimmt ... oder es geht nicht über den SPD, weil sie keiner als krank ansieht, und dann wird es richtig unangenehm für die Freundin.
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Sydney-b
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Beitrag So., 06.02.2022, 23:57

Pandas: Ich rede von meinem Weltbild!
Ich denke auch immer: da gibt es doch diese oder jene Hilfe...
Wenn sie eine extrem engagierte Mitarbeiterin haben, könnte es klappen.
Oft genug fallen solche Menschen unter den Tisch.
Oftmals werden Ämter erst tätig, wenn was passiert.
Vor allen Dingen wenn sie mit ihr sprechen und sie gerade völlig normal erscheint.

Wir wissen auch nicht, was die Familie bereits unternommen hat.

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Takli
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Beitrag Mo., 07.02.2022, 09:46

Leider ist es wirklich sehr schwierig mit solchen Paranoia. Am besten wäre es, wenn sie so schnell wie möglich Medikamente bekäme. Aber was willst du machen, wenn sie Ärzten gegenüber auch mißtrauisch ist.

Ich habe meinen Mann damals über seinen Therapeuten zum Arzt bekommen. Ich habe ihm gesagt, daß ich mir große Sorgen um ihn mache und möchte, daß er mir zuliebe seinem Therapeuten von den spionierenden Nachbarn erzählt. Das fand er eine gute Idee und ich durfte ihn begleiten. Ich habe ihm auch sagen können, daß ich die Stimme der Nachbarin im Flur nicht höre und befürchte, daß die nur in seinem Kopf ist. Das hat ihn nachdenklich gemacht. Man kann schon konfrontieren, sollte dabei aber ruhig und geduldig bleiben. Wenn man eher laut und ungeduldig reagiert, wird man gleich verdächtigt mit den Bösen verbündet zu sein.

Das ist wirklich eine schwierige Gratwanderung das Vertrauen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Einfluß zu nehmen. Aus der Entfernung sind deine Möglichkeiten sehr begrenzt. Ich würde mich vielleicht mal beraten lassen, wie du selbst am besten damit umgehen kannst. Die eigenen Grenzen können auch ein guter Wegweiser sein. Manchmal muß man loslassen, um Veränderungen in Gang zu bringen.

Alles Gute!

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enasni
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Beitrag Mo., 07.02.2022, 09:54

Vielen Dank euch allen für die lieben Antworten. Ich hatte ihr gestern auf ihre Nachricht mit dem weg hängen und "keiner interessiert sich für mich" geantwortet, dass das nicht stimmt.
Aber sie hört die Nachricht nicht mal ab. Ich weiß gar nicht was ich machen soll. Sie erstmal in Ruhe lassen, nochmal schreiben? Aber was?
Dass sie die Polizei benachrichtigen soll wenn fremde Sachen in der Wohnung sind?

Zum Therapeuten oder Arzt geht sie nicht, das habe ich ihr schon öfter mal vorgeschlagen.

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candle.
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Beitrag Mo., 07.02.2022, 10:09

enasni hat geschrieben: Mo., 07.02.2022, 09:54 Vielen Dank euch allen für die lieben Antworten. Ich hatte ihr gestern auf ihre Nachricht mit dem weg hängen und "keiner interessiert sich für mich" geantwortet, dass das nicht stimmt.
Ich habe in einem solchen Fall die Polizei gerufen, die haben dann dort mal nachgeschaut.

LG candle
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chrysokoll
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Beitrag Mo., 07.02.2022, 10:18

enasni hat geschrieben: Mo., 07.02.2022, 09:54 Vielen Dank euch allen für die lieben Antworten. Ich hatte ihr gestern auf ihre Nachricht mit dem weg hängen und "keiner interessiert sich für mich" geantwortet, dass das nicht stimmt.
Aber sie hört die Nachricht nicht mal ab. Ich weiß gar nicht was ich machen soll.
Das fällt dann tatsächlich unter Selbstgefährdung und ja, gerade weil du weit weg wohnst und nicht mal eben schnell nachschauen kannst würde ich die Polizei verständigen.

Ansonsten kannst du nicht viel machen, nur hoffen dass sie sich nichts antut.
Du kannst die Vorschläge hier im Forum umsetzen, vielleicht gibt es doch Hilfe.
Aber letztlich kannst du nur hoffen dass sie so "verrückt" wird dass sie doch Hilfe bekommt. Und dann kannst du als Freundin später wieder für sie da sein

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