Rücksichtslose Mitpatientin in der Psychiatrie

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.

pandas
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Beitrag So., 30.01.2022, 15:06

Naja, vielleicht dann nachträglich per Brief bei der Klinikleitung beschweren?
Damit diese mit der Station über diese Arbeitsstrategien spricht.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Philosophia
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Beitrag So., 30.01.2022, 15:30

Liebe *Romana*, danke für deine Erklärungen! Das machts verständlicher - und das ist dann tatsächlich nicht ok, wie das da abgelaufen ist! Man könnte es mit einem Zimmergenossen vergleichen, der extrem laut schnarcht - da sucht man dann doch Einzelzimmer. Tut mir Leid, was dir da geschehen ist!
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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*Romana*
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Beitrag So., 30.01.2022, 16:19

pandas hat geschrieben: So., 30.01.2022, 14:12
Aus Protest hättest Du und die dritte Bewohnerin eventuell verweigern können, in das Zimmer zu gehen und bspw demonstrativ im Flur sitzen bleiben. Dann wäre auch die nächst höhere Ebene auf das Problem aufmerksam geworden.
Genau das habe ich ja getan! Teilweise habe ich mich auch in den Flur gesetzt(da war es sogar ruhiger, als im Zimmer), bzw. habe mich in dem kleinen Aufenthaltsraum hingelegt und dann auf Nachfrage gesagt, das ich nicht ins Zimmer möchte, weil dort die ganze Zeit Musik läuft. Was hat es mir gebracht? Nichts. Die Schwester ist zu der Mitpatientin hingegangen, hat mit ihr geredet und darum gebeten, das sie das Gerät auch mal abschaltet, wenn ich das Zimmer betrete. Ich brauche euch sicher nicht sagen, daß das zwei Stunden später alles wieder im gewohnten Trott weiterlief.

Ich habe es im Guten versucht - Gespräche mit dem Personal geführt, das Problem geschildert - es ist alles im Sande verlaufen.
Dann bin ich auch mal wütend geworden, als es es mir gerade dreckig ging und habe einer Krankenschwester angedroht, das ich das Gerät irgendwann an die Wand werfe. Das war die oben beschriebene Situation, wo die Schwester dann mit der Mitpatientin geredet hat.

Nichts hat irgendwas gebracht. Ich habe mich ohnmächtig gefühlt, war regelrecht verzweifelt und ich hatte irgendwann pure Angst, das Zimmer überhaupt noch zu betreten. Mußte ich aber, wenn ich auf die Toilette wollte, oder duschen oder einfach nur was holen.


pandas
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Beitrag So., 30.01.2022, 18:11

Das zeigt, dass nur mit Aggression (hier Wut, Androhung, das Gerät zu schmeißen) die große Aufmerksamkeit von dem Stationspersonal erreicht wird. Traurig, traurig. Wie ja auch die Klientin, die stur auf ihren Willen besteht (Musik hören) am meisten unterstützt wird. Da macht Klinik noch kränker.
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Sydney-b
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Beitrag So., 30.01.2022, 18:42

Echt unglaublich, was da ablief.
Zumal es so leicht zu beheben gewesen wäre.
Musik nur über Kopfhörer erlauben.
Das ist doch heutzutage kein Problem mehr.
Dann hätte sich die Patientin nämlich ein anderes Gerät mitnehmen müssen.

Vielleicht kannst du tatsächlich noch eine Mail an die Klinik schicken ?
Diesen Vorschlag unterbreiten?
Selbst wenn es dir jetzt nichts mehr bringt, vielleicht hilft bereits der Gedanke, dass dies in Zukunft abgeändert wird?

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lisbeth
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Beitrag So., 30.01.2022, 19:26

Auch von mir danke für die ausführlichere Erklärung, die dein Problem besser verdeutlicht.
Ja, das geht gar nicht und es ist auch nicht in Ordnung, dass das Klinikpersonal sich da komplett rausgehalten hat.

Wenn dich das immer noch so beschäftigt, dann würde ich an deiner Stelle wirklich überlegen, ob du noch nachträglich einen Brief/Beschwerde schreibst, zB an die Stationsleitung. An den meisten Kliniken gibt es Patientenfürsprecher, die kannst du in Kopie nehmen. Das ändert nichts mehr an dem, was du erlebt hast, aber vielleicht hilft es zukünftigen Patienten. Und auch für dich kann es vielleicht etwas verändern, dass du dich nicht mehr ganz so hilflos fühlst.

Ich würde den Brief möglichst sachlich formulieren, also nicht anklagend, aber trotzdem deutlich unterstreichen, wie sehr dich das alles belastet hat, und das in einer Situation wo es dir auch überhaupt nicht gut ging. Und vielleicht ist es auch nicht verkehrt, wenn du konkret skizzierst, wie eine Unterstützung durch das Personal für dich hätte aussehen können.
Ich würde auch betonen, dass ich mir eine Reaktion oder Stellungnahme wünsche, damit das nicht einfach im Nirvana versickert...
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― Anne Lamott

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*Romana*
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Beitrag So., 30.01.2022, 19:28

Bei der Klinikleitung beschweren würde ich mich, wenn ich mir sicher sein könnte, das ich nie mehr in diese Klinik rein müßte. Wenn ich meine Situation schildere, wissen die Leute die dann eins auf den Deckel bekommen ganz genau, woher der Wind weht und da befürchte ich Repressalien bei meinem nächsten Aufenthalt.

Es hat mir schon sehr geholfen, das ich hier einfach mal alles aufschreiben und rauslassen konnte. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür, das es dieses Forum gibt und danke an alle die sich die Mühe gemacht haben, mir zu antworten. Bitte seid mir nicht böse, das ich jetzt nicht auf jeden einzelnen Beitrag eingegangen bin. Ich glaube, vieles hat sich nach dem zweiten Teil meiner Geschichte eh von selbst aufgelöst.

Noch mal mache ich so ein Theater bestimmt nicht mit! Ohne Kopfhörer gibt es in Zukunft eben keine Musik mehr. Es kann nicht sein, das sowas dann zu meinem Problem gemacht wird. Das Zimmer sollte schließlich auch mir als Rückzugsort dienen.

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lisbeth
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Beitrag So., 30.01.2022, 19:32

Dann schreib an den/die Patientenfürsprecher/in, notfalls anonym. Ich bin mir sicher, du bist nicht die Einzige, die solche Probleme hatte.
Es geht ja nicht unbedingt darum, dass bestimmte Leute eins auf den Deckel bekommen.
Sondern vor allem darum, dass klare Regeln etabliert werden, die solche Konflikte in Zukunft gar nicht erst aufkommen lassen. Und wenn doch, dann ist es auch fürs Personal zukünftiger leichter, in solchen Fällen zwischen den Patienten zu vermitteln.
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kaja
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Beitrag So., 30.01.2022, 19:38

Ehrlich gesagt stimmt da für mich die Relation nicht ganz.

Das Klinikpersonal hat es sich da ziemlich leicht gemacht, dennoch bist du ein erwachsener Mensch und hättest dich auch ggü. der Zimmernachbarin positionieren können.

Das ein so alltäglicher Konflikt auch noch lange nach dem eigentlichen Ereignis so viel Raum einnimmt, zeugt meiner Meinung nach eher davon, dass das Grundproblem ein ganz anderes ist. Da nützt es nicht wirklich etwas sich an einer alten Geschichte fest zu beißen, sondern eher die Thematik an sich mal anzugehen.
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chrysokoll
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Beitrag So., 30.01.2022, 19:57

natürlich wird es da ein anderes oder mehrere andere Grundprobleme geben.
U.a. deswegen war Romana ja vermtlich in der Klinik. Menschen in solchen Kliniken können bestimmte Dinge nicht oder nur sehr schwer und brauchen besonderen Schutz und Unterstützung.
Ich hab leider auch viel zu oft erlebt dass es sich die Mitarbeiter viel zu einfach machen, das als "Übungsfeld" deklarieren und sich bequem raus halten. Das geht so aber nicht!

Einem Patienten der mit gebrochenem Bein in der Klinik liegt würde man auch unterstützen und zugestehen dass er Ruhe braucht zur Genesung. Warum sollte das hier anders sein?

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*Romana*
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Beitrag So., 30.01.2022, 21:37

Liebe Kaja,

keiner ist umsonst in so einer Klinik, da hat jeder sein Päckchen zu tragen!
Wie ich bereits erwähnte, habe ich gleich zu Beginn versucht, mit ihr zu reden. Ich habe z. B. darum gebeten, das die Musik ausgeschaltet wird, wenn sie das Zimmer verlässt. Es hat nicht funktioniert. Und warum hat es nicht funktioniert? Auch das habe ich bereits geschrieben - weil sie in ihrer eigenen Welt gefangen war! Was hätte ich denn deiner Meinung nach noch tun sollen? Ganz klar auf die Einhaltung meiner Regel bestehen? Sie anschreien? Ihr drohen? Das alles hätte genau genommen zu nichts geführt.


kaja
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Beitrag So., 30.01.2022, 23:15

Einem Patienten mit einem gebrochenen Bein würde man eine Krücke geben, aber ihn ganz sicher nicht durch die Gegend tragen.

Ich habe immer öfter den Eindruck die Psycho-Szene sorgt regelrecht dafür, dass ihr die Kundschaft erhalten bleibt.
Zig Klinikaufenthalte und Therapien und dann kann die Patientin nicht mal die Zimmernachbarin darauf ansprechen, dass ihre Musik künftig über Kopfhörer laufen soll oder das Personal das die Zimmerkonstellation so nicht beibehalten werden kann?

Da hat die Maximalversorgung offensichtlich nicht viel gebracht. Deshalb würde ich da andere Wege versuchen, anstatt mich da an dieser alten Konfliktsituation hoch zu ziehen.
After all this time ? Always.


pandas
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 00:47

Mal ein bisschen sorgfältiger lesen.
Es wurde ja oft genug versucht, Patientin sowohl als auch das Klinikpersonal anzusprechen, aber es kam zu keiner fruchtbaren Veränderung. Insbesondere das Personal hat nur reagiert, als die TE auch mal fulminanter wurde.
Das Personal dachte im Traum nicht daran die Zimmerkonstellation zu verändern.
Das ist desöfteren so, weil das Stationspersonal befürchtet, dass, einmal bewilligt, es nur so mit Anfragen zu Wechseln überwältigt wird.
In den langen Beiträgen der TE geht eindeutig hervor, dass sie oftmals mit dem Personal gesprochen hat, dieses aber nur sehr zögerlich/vermeidend reagiert hat. Die Mitpatientin selbst war nicht zu Veränderungen bereit, es gibt einige Darstellungen, wie sie reagiert hat, als die TE sie angesprochen hat.
Ich habe schon öfter beobachtet, dass in solchen Zusammenhängen mit Anforderungen an "schwierige" Patienten sehr vorsichtig umgegangen wird, da man befürchtet, wenn man sie direkt auf Konflikte, Regeleinhaltung etc. anspricht, sie dekompensieren, aggressiv reagieren und man dann schwierige Arbeit hat.
Stattdessen werden dann die weniger schwierigen Patienten dazu aufgefordert, "Verständnis" mit den "schwierigen" Patienten zu haben und es müsse auf sie Rücksicht genommen werden, sprich, störende Verhaltensweisen langfristig toleriert, jedenfalls wenn es nicht um körperliche Gewalt geht.

Ansonsten war die Hauptursache des Klinikaufenthaltes der TE sicherlich nicht, dass sie nicht mit "schwierigen" Patienten zurechtkommt. Im Gegenteil, vermutlich wurde es ihr so erschwert, gut an ihren eigenen Themen zu arbeiten.
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*Romana*
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 11:43

Ein ganz herzliches Dankeschön für deinen Beitrag, liebe pandas! Das alles kann ich genau so unterschreiben - du sprichst mir da aus der Seele.

@Lisbeth: Danke für den Vorschlag, mich an die Patientenfürsprecher/in zu wenden. Ich ziehe es in Erwägung!

@Kaja: Es tut mir leid, aber ich kann deinem Gedankengang nicht recht folgen. Für mich kommt kommt es so rüber, als wärst du irgendwann abgestumpft.

Vielen Dank für alle eurer Postings! Auch wenn ich nicht auf jeden einzelnen Vorschlag/Hinweis eingegangen bin - ich habe mir alles sorgfältig durchgelesen. Aus manchem Beitrag habe ich Kraft gezogen, aus anderen einen hilfreichen Ratschlag.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 31.01.2022, 15:43

pandas hat geschrieben: Mo., 31.01.2022, 00:47 Ich habe schon öfter beobachtet, dass in solchen Zusammenhängen mit Anforderungen an "schwierige" Patienten sehr vorsichtig umgegangen wird, da man befürchtet, wenn man sie direkt auf Konflikte, Regeleinhaltung etc. anspricht, sie dekompensieren, aggressiv reagieren und man dann schwierige Arbeit hat.
Stattdessen werden dann die weniger schwierigen Patienten dazu aufgefordert, "Verständnis" mit den "schwierigen" Patienten zu haben und es müsse auf sie Rücksicht genommen werden, sprich, störende Verhaltensweisen langfristig toleriert, jedenfalls wenn es nicht um körperliche Gewalt geht.

Ja, so wie bei mir passiert. Gezwungen ihren Trott zu verlassen wo sie einfach macht wonach ihr gerade ist ist die Mitpatientin völlig im Quadrat geflippt. Die wurde dann entlassen nachdem sie auf meine Aufforderung das Telefonat wo anders zu führen völlig ausgetickt ist.

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