Matzero hat geschrieben:
Die Chancen, dass ein Psychotherapeut zurück ruft, steigen enorm, wenn man auch tatsächlich ein Anliegen formuliert.
Da Psychotherapeuten zwischen 10 und 30 Anrufen pro Tag auf dem AB haben, wählen die schon aus. Aus Erfahrung zeigt sich, dass z.B. viele eigentlich eine Facharzttermin haben möchten, dass es um Krankschreibungen / Atteste geht oder um viele viele andere, oft seltsame Anliegen. Daher werden Patienten mit "Hallo ich bin X, rufen Sie mich schnell zurück, es ist dringend, Tel. 000, in der Regel nicht zurück gerufen.
Also als Patient möchte ich meine Anliegen oder Diagnosen nicht auf ein fremdes Band drauf reden, sowas würde sich zumindest für mich sehr unangenehm anfühlen, da die eigenen Probleme ja doch intim sind, und zumal man sich oftmals auch schwer tut generell auf einen AB zu sprechen, egal um was es geht… Ich kenne zumindest viele Menschen die davor eine Scheu und sogar Phobie haben.
Daher schockiert mich der Satz „Die Chancen, dass ein Psychotherapeut zurück ruft, steigen enorm, wenn…“ – denn ich nahm bislang ganz naiv an, dass man eigentlich in einer guten Kinderstube schon lernt auf verpasste oder nicht angenommene Anrufe zurück zu rufen. Das verlange ich von einem Manager, Büroangestelltem, Lehrer, etc. und erst recht, von einem Psychotherapeuten!
Es kann doch nicht sein, dass man sich als psychisch Kranker, hierbei erdreisten muss, als Bittsteller degradiert um eine „Bewerbung“ anzusuchen. Immerhin bekommt der Therapeut für seinen Job ja auch Geld vom Klienten.
Natürlich kann jeder Psychotherapeut auch Patienten ablehnen, aus welchem Grund auch immer. Doch schon im Vorfeld, so zu agieren, dass man einem kranken Menschen gar keine Chance gibt, wenn er nicht schon persönliche Informationen am Anrufbeantworter preis gibt, erschreckt mich doch sehr muss ich sagen….
Bewerben, schriftlich oder mündlich, tut man sich für einen Job, aber nicht für eine Psychotherapie!
Bei solchen Therapeuten mangelt es dann schon an Empathie finde ich, denn in so einem Job sollte man bei dem Klientel nicht auch noch aussieben. Es sei denn natürlich, wenn jemand so gar nicht für die ausgesuchte Therapieform geeignet ist!
Was die Anrufe pro Tag anbelangt. Ich kenne viele Fachärzte, welche beruflich auch sehr eingespannt sind, und oftmals von der Früh bis am Abend arbeiten, jedoch dennoch oft persönlich zurück rufen, sollte ein Patient etwas sehr dringliches benötigen. Und ja, auch hierbei kann man noch viele andere Berufsgruppen als Beispiel nennen, welche ebenfalls sehr viele Anrufe bekommen und am Ende des Tages ihre Anruflisten abarbeiten.
Und ja, auf die Aussage, dass Klienten mit „seltsamen Anliegen“ anrufen, mag sein. Jedoch sollte man auch hierbei als Therapeut Akzeptanz dafür besitzen. Wie sollte sonst die Therapiestunde aussehen, wenn der Therapeut sich im Vorfeld schon zu schade ist, diverse Fragen zu beantworten.
Matzero hat geschrieben:
Da Psychotherapeuten (zumindest psychologische und KInder- und JUgendlcihentherapeuten) aus bekannten Gründen i.d.R. kein Praxispersonal haben, bedeutet es, dass Telefonzeiten NICHT für Patiententermine genutzt werden können. In einer allgemeinen Zeitplanung (mit ohnehin mind. 50% zusätzl. Zeitaufwand FÜR die durchgeführten Patiententermine), muss man sich als Psychotherapeut entsprechend beschränken.
Daher erfolgt ein Rückruf in der Regel nur wenn: 1. der Name gesagt wird, 2. die Rückrufnummer (möglichst Handy) angesagt wird, unter der jemand dann auch tatsächlich erreichbar ist (bei der Vielzahl an Anrufen kann niemand hinter Patienten hinterhertelefonieren) und 3. in einem Satz ein psychotherapeutisches Anliegen formuliert wird, in dem auch eine Motivation erkennbar wird (und nicht nur eine Forderung nach einem raschen Termin, weil es einem jetzt gerade extrem schlecht geht - dann wäre ohnehin der Sinn einer ambulanten Therapie fraglich und ein Arzttermin ggf. mit Klinikeinweisung (stat. psychoth. Krisenintervention) sinnvoller)- dazu gehört auch, nach einer Woche nochmals mit Hinweis auf den ersten Anruf eine weitere Nachricht zu hinterlassen.
Dazu zählt auch, dass ein Patient selbst anruft und nicht die Ehefrau usw.
Dieser Satz erschließt sich mir auch nicht ganz. Es gibt Menschen, denen oftmals ganz kleine Dinge, die anderen nie in den Sinn kämen, Probleme bereiten. Da gehört zum Beispiel auch oft telefonieren dazu, ich kenne einige Menschen welche wohl so etwas wie eine „Telefonphobie“ haben, meist auf Grund sozialer Hemmungen und Unsicherheit.
Wenn nun ein Angehöriger anrufen würde um dem Kranken einen Termin zu machen und alleine DAS ein Ausschlussgrund wäre, dann würde ich das direkt an höhere Stellen weitermelden.
Denn nicht umsonst gibt es auch das berühmte Erstgespräch, in dem dann von beiderlei Seiten (Klient und Therapeut) auch die Motivation für eine Therapie besprochen werden kann.