Vertrauen zum Therapeuten fassen

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Saly
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Beitrag Fr., 19.11.2021, 20:20

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 19.11.2021, 18:45

Dass ihr da mal drüber gesprochen habt ist gut, aber das lässt in keiner Weise erwarten, dass tiefsitzende irrationale Gefühle dieser Art dadurch verschwinden.


Ich sehe Vertrauen in andere Menschen als ein Kontinuum, also wem ich in meinem Leben wie tiefgehend vertrauen kann, nicht als einen Fall von Alles oder Nichts.
Ja da hast du wohl recht. Aber ich verstehe selbst nicht warum ich mir damit so schwer tue und würde mir selbst das gerne erleichtern.

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Saly
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Beitrag Fr., 19.11.2021, 20:27

caduta hat geschrieben: Fr., 19.11.2021, 20:00
Der Weg dahin war echt schwierig und ich glaube viel hat auch mein Therapeut gemacht was ich gar nicht wirklich gemerkt habe. So einen richtigen Rat kann ich dir gar nicht geben, außer vielleicht nicht so viel darüber nachzudenken sondern versuchen dich auf den Prozess einzulassen. Ich habe irgendwann begriffen, dass das jedesmal ein Schema bei mir ist, wenn wieder das Misstrauen hochkam. Dadurch wurde es leichter zu durchschauen, weil man sich vom Gefühl distanzieren und von außen kritisch draufschauen kann.

LG, caduta
Liebe Caduta, Danke für deine Worte. bei meiner vorherigen Therapeutin hatte ich auch das Gefühl, dass es Klick gemacht hat und ab da war es besser.

Ja mein Therapeut meinte auch, dass er selbst oder die Therapiesituation wohl vermutlich ein Schema bei mir triggert. Dass mit Dem distanzieren und von außen betrachten, fällt mir super schwer. Wenn ich mal in dem Gefühl von früher drin bin, kann ich nicht so schnell zur gesunden Erwachsenen switchen. Das geht mir einfach zu schnell und ich häng dann oft im alten Gefühl fest. Aber ohne das jedes Mal so ein Flashback entsteht. Das war auch schon mal Thema, weil ich ihm „offenbart“ habe, dass ich oft nur so tue als könnte ich das. Dann sage ich das, was die gesunde Erwachsene sagen würde, aber ich fühle es nicht. Ich denke dann das kommt vielleicht mit der Zeit noch. Keine Ahnung….

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.11.2021, 21:37

Saly hat geschrieben: Fr., 19.11.2021, 20:18
Ich weiß nicht ob du Schematherapie kennst. Wir haben eine Stühl-Arbeit gemacht und ich sollte mich ganz auf das bestimmte Gefühl konzentrieren und mich in die Kindheit zurück treiben lassen, um zu schauen woher ich das Gefühl kenne. Naja und die Situation an die ich mich erinnert habe, das Gefühl, hat den Flashback ausgelöst.

Okay, das ist aber eine Übung für eher stabile Leute. Das Szenario ist ja geradezu eine Einladung für ein Flashback und gehört für mich ganz klar zu Traumaexposition.

Wenn du keine Traumaexposition machen willst weil du dazu nicht stabil genug bist, weil du mit dem Material was bei sowas ziemlich sicher hochkommt nicht umgehen kannst, dann würde ich das dem Therapeuten an deiner Stelle so sagen: Nur stabilisierend arbeiten, keine Traumaexposition. Keine "schauen wir mal was hochkommt" Experimente.

Vor allem kannst du bei der Methode ja auch überhaupt nicht einschätzen was da dann auf einmal hochkommt. Evtl erinnerst du damit ja sogar noch schlimme Sachen, die du so garnicht auf dem Radar hattest und bist ganz plötzlich wieder da mitten drin so als wäre es gerade passiert. Da finde ich es ja sogar noch sicherer und kontrollierbarer, über ein klar umrissenes Ereignis das du teilen willst zu reden, von dem du genau weisst was war.

Ne, in dem Setting, wo eine Flutung mit unkalkulierbarem Traumamaterial einfach so provoziert wird würde ich mich an deiner Stelle auch nicht sicher fühlen.

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Saly
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Beitrag Fr., 19.11.2021, 21:43

Danke münchnerkindl,
Das Ding ist ich weiß nicht mal ob ich ein Trauma habe. Er sprach von Traumatisierungen, also davon dass Erinnerung/Gefühle nicht integriert wurden, weil sie zu belastend waren. Aber eigentlich hatte ich einfach ne bescheidene Kindheit. Ich wurde aber nicht körperlich/sexuelle misshandelt oder so. Meine Mutter war sehr manipulativ.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.11.2021, 21:56

Saly hat geschrieben: Fr., 19.11.2021, 21:43 Das Ding ist ich weiß nicht mal ob ich ein Trauma habe. Er sprach von Traumatisierungen, also davon dass Erinnerung/Gefühle nicht integriert wurden, weil sie zu belastend waren.
Wenn dich bei Erinnerungen Gefühle fluten die dich dann emotional komplett lahmlegen und sehr belasten, dann kann man davon ausgehen, dass dich das Erinnerte damals sehr stark belastet hat.
Saly hat geschrieben: Fr., 19.11.2021, 21:43Aber eigentlich hatte ich einfach ne bescheidene Kindheit. Ich wurde aber nicht körperlich/sexuelle misshandelt oder so. Meine Mutter war sehr manipulativ.
Geht mir genauso. Ich wurde genau ein einziges Mal geschlagen und es gab keine sexuellen Übergriffe. War nach den 18 Jahren dort ein lebensunfähiges Wrack.
Wenn du eine Traumafolgestörung hast dann doch ziemlich sicher die komplexe posttraumatische Belastungsstörung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe_ ... %C3%B6rung

Wird hier gut erklärt. Die unterscheidet sich doch von der "normalen" PTBS. Evtl findest du dich in den Kriterienlisten und der Beschreibung wieder?

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 16:53

nicht jede Traumafolgestörung ist eine kptbs, schreib doch nicht einfach immer so schwachsinn.
Es gibt 100 verschiedene Traumafolgestörungen, die kptbs, IST EINE DAVON
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 18:56

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 16:53 nicht jede Traumafolgestörung ist eine kptbs, schreib doch nicht einfach immer so schwachsinn.
Es gibt 100 verschiedene Traumafolgestörungen, die kptbs, IST EINE DAVON

Dass die Traumafolgestörungen in 2 grosse Unterkategorien unterteilt werden, nämlich die aufgrund von einem einzelnen erlebten Ereignis entstanden und von vielen verschiedenen Ereignissen über einen langen Zeitraum entstanden ist nur sinnvoll. Der Effekt ist da einfach grundlegend unterschiedlich.

Was es darüber hinaus noch an Traumatisierungsarten geben soll ist mir schleierhaft. Dass zB die Persönlichkeitsstörungen auch aufgrund von langanhaltender Traumatisierung entstehen können ist bekannt, und dass man wenn man traumatisiert wurde eine ganze Menge an psychischen Störungen entwicklen kann, Essstörungen, Ängste etc ist auch klar.
Aber wenn man eine Traumafolgestörung als Grunddiagnose hat sind das halt nur Symptome innerhalb der Traumafolgestörung, die Hauptdiagnose ist dann Traumafolgestörung.

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Saly
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 19:07

Die Diagnose Traumafolgestörung hab ich nicht. Also nicht dass ich wüsste. Der neue Therapeut hat mit mir darüber noch nicht gesprochen und bei der alten war es eine wiederkehrende Depression und die Essstörung.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 19:12

nur ist eine kptbs ebenfalls ein Symtpom !!!
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Saly
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 19:14

Hat jemand noch Tipps für mich? Fürs Vertrauen fassen? Was ich praktisch tun kann, welcher gedankliche Ansatz helfen könnte?
Oder hängt das mit der Diagnose zusammen?

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Winni
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 21:01

Saly hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 19:14 Hat jemand noch Tipps für mich? Fürs Vertrauen fassen? Was ich praktisch tun kann, welcher gedankliche Ansatz helfen könnte?
Oder hängt das mit der Diagnose zusammen?
Hallo Saly,
„Vertrauen fassen“ ist eine sehr persönliche Angelegenheit und wahrscheinlich bei jedem anders begründet. Der/dem einen hilft es vllt., wenn Thera räumlich etwas weiter fort rückt mit dem Stuhl, um nicht so „bedrohlich“ zu wirken. Oder sich im Gespräch wegdreht, also nicht so frontal auf einen einwirkt.
Manchmal können vllt auch ein paar belanglose Einführungssätze helfen, Dich zu entspannen. Oder dass er seinen Schreibblock aus der Hand legt (falls er mitschreibt). Oder dass er die Schuhe auszieht, weil das gemütlicher wirkt… ;-) .
Das sind alles nur Beispiele. Was DIR helfen könnte, Anspannung loszulassen, kannst im Prinzip nur Du selbst herausfinden. Dein Thera fragt Dich ja, was DU brauchst - gönn es Dir, Deinen Bauch zu fragen. Was täte Dir gut? Herumlaufen? Dich hinter dem Stuhl verstecken? Dich an einem Kissen festhalten? Spiele mit den Ideen, trau Dich das eine oder andere zu probieren. Und schau, wie es Dir dabei geht.

Gutes Gelingen !
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 21:21

Saly hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 19:14 Was ich praktisch tun kann, welcher gedankliche Ansatz helfen könnte?
Vertrauen ist nichts was man erzwingen kann oder irgendwie herbei "üben"
Das muss wachsen.
Und zwar am besten mit einem sehr geduldigen, verständnisvollen Therapeuten, der nie gekränkt ist wenn du auch zum hundersten Mal kein Vertrauen hast.

Das hat jetzt nicht unbedingt was mit deiner Diagnose zu tun, sondern mit deiner Geschichte.
Du hast gute Gründe warum du nicht vertrauen kannst.

Du kannst nur überlegen was es dir vielleicht leichter machen würde.
Das was schon genannt wurde z.B. (den ganzen Raum nutzen, hinter dem Stuhl verstecken, weiter weg vom Therapeuten etc.)
Meine Therapeutin sagt mir immer: Alles was nicht schadet und mir hilft ist erlaubt in der Therapie.

Vielleicht kannst du was malen, aufschreiben, ein Stofftier mitbringen, was zu trinken für dich oder oder?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.11.2021, 23:50

Saly hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 19:14 Hat jemand noch Tipps für mich? Fürs Vertrauen fassen? Was ich praktisch tun kann, welcher gedankliche Ansatz helfen könnte?
Oder hängt das mit der Diagnose zusammen?

Um das sagen zu können bräuchte es erst mal eine korrekte Diagnose. Die beiden Frauen mit Essstörungen die ich kenne haben beide Traumafolgestörungen aus der Kindheit. Die sind beide mein Alter, um die 50 und eine hat die Bulimie selbstständig in ihren 20ern überwunden, die andere hat die ES immer noch chronisch.

Wenn du eine korrekte Diagnose haben willst würde ich mich an eine Trauma Ambulanz an einer Uniklinik wenden mit der Fragestellung ob bei dir eine komplexe PTBS vorliegt oder nicht und wenn nicht, was du sonst so hast (könnte ja auch Borderline oder noch was anderes dabei rauskommen)

Wenn dich künstlich herbeigeführte "Rückführungen" in einen grauseligen emotionalen Zustand in der Kindheit im Rahmen einer Therapie so aus der Bahn werfen können, dann besteht zumindest doch der Verdacht auf eine Traumatisierung. Weil wenn da nix stattgefunden hätte das für dich subjektiv traumatisch gewesen wäre, dann wäre da ja auch in der Therapie durch Erinnerungen nichts triggerbar.

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Saly
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Beitrag So., 21.11.2021, 04:30

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 23:50
Saly hat geschrieben: Sa., 20.11.2021, 19:14 Hat jemand noch Tipps für mich? Fürs Vertrauen fassen? Was ich praktisch tun kann, welcher gedankliche Ansatz helfen könnte?
Oder hängt das mit der Diagnose zusammen?

Um das sagen zu können bräuchte es erst mal eine korrekte Diagnose.
Wieso? Warum hängt deine meine Frage mit dem Vertrauen fassen so sehr von der Diagnose ab?

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Saly
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Beitrag So., 21.11.2021, 04:35

@winni und chrysokoll

Danke für eure Antworten. Genau solche Ideen meinte ich. Ich bin da manchmal so blockiert, dass mir dazu nichts einfällt. Da sind ein paar Sachen dabei die ich ausprobieren könnte. Abstand halten wir eh schon viel, das hatten wir mal besprochen. Aber manchmal hab ich das Gefühl, dass das Abstandhalten nur eine Bewältigung ist ihm nicht näher zu kommen. Und vielleicht kontraproduktiv. Ich denke eher, ich müsste ihm gedanklich näher kommen, diese unsichtbare Barriere irhwndie überwinden, um Vertrauen fassen zu können. Ich müsste mich einfach trauen…

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