Erfahrung mit der Arbeit von Persönlichkeitsanteilen?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 20:41

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 13.11.2021, 20:36 Sie spricht von ihren Anteilen, die sind bei DIS ebenso vorhanden wie bei den "milderen" Formen der nicht näher bezeichneten dissoziativen Störung.
Da steht auch nix von einer dissoziativen Störung, es wird nur Traumatisierung durch Gewalt in der Kindheit erwähnt.

Ich habe übrigens Dissoziationen komplett ohne irgendwelche Abspaltungen von irgendwas. Dissoziation und die Bildung von "Anteilen" sind zwei voneinander unabhägige Prozesse die zusammen auftreten können, aber nicht müssen.

Also gehe ich anhand des Textes von einer PTBS oder komplexen PTBS aus.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 20:44

mk und wieder völlig daneben
Das eine schliesst das andere doch überhaupt nicht aus.
Man kann eine komplexe PTBS UND eine dissoziative Störung haben, das ist sogar die Regel, nicht die Ausnahme.

Und malerin schreibt doch von ihren Anteilen, ich finds daneben ihr zu unterstellen der Therapeut hätte da was eingeredet oder würde falsch arbeiten

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malerin
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 21:12

@münchnerkindl: Ich habe den Eindruck, dass du nicht weißt, wovon hier die Rede ist. Deine Kommentare sind kontraproduktiv für mich. Persönlichkeitsanteile haben sich in der Kindheit gebildet, zu einem Zeitpunkt, wo es keine ander Möglichkeit gab, zu überleben. Unbewußt bleiben diese Anteile ein ganzes Leben erhalten, man kann sie nicht einfach auslöschen und sagen, dann mach ich ebend einen neuen Anteil. Anteile haben eigene Gedanken, eigene Bedürfnisse, eigenes Verhalten, eigene Gefühle als wären sie eine eigene Person. Jeder Mensch, gesund oder krank hat solche Anteile, nur haben Menschen mit einer Traumafolgestörung oft auch viele destruktive Anteile, die ihnen zwar zum Zeitpunkt ihrer Entstehung das Leben gerettet haben, heute aber ebend oft schaden.

@ Hasenmaus: Ich glaube es gibt verschiedene Begriffe dafür, mein Therapeut nennt sie Persönlichkeitsanteile, sie werden aber auch Ego-States oder Ich-Anteile genannt, je nachdem welche Therapie man macht oder welche Schule in der Therapie angewandt wird.

Also, ich habe keine DIS aber ich habe Dissoziationen und es geht hier um viel mehr, als nur die Dissoziationen zu bearbeiten, denke ich.
Wie gesagt bin ich erst am Anfang mit dem arbeiten mit Anteilen. Es ist mir schon klar, dass man nicht einfach so zu einem Anteil sagen kann, ab heute machst dies nicht mehr, sondern etwas ganz anderes. Wie das genau alles funktionieren soll, weiß ich noch nicht. Er hat es einmal bisher bei mir bisher angewendet, indem er mich in einen Trancezustand versetzt hat und mit meinen Anteilen gesprochen hat. Es hat mir z.B. geholfen mit chronischen Schmerzen besser umgehen zu können.

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malerin
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 21:24

Ja,ich habe eine komplexe PTBS aber auch Dissoziationen und andere Komorbiditäten. Es ist richtig was Chrysokoll schreibt, es gibt viele KPTBS-Patienten die ebenso Dissos haben.

@ münchnerkindl: Dissoziationen sind Abspaltungen von irgendwass. Es gibt nur Dissos, wo man trotzdem sich noch an alles erinnern kann und welche bei denen man sich nicht mehr erinnern kann. Soweit ich weiß, ist das bei der DIS so (da können hier andere aber sicher mehr zu sagen). Ich kann mich noch an alles erinnern, nur dass ich es z.B. so erlebe, dass alles sehr weit weg ist, ich etwas von oben betrachte oder wie durch einen Nebel, dass isch mein Körper anfühlt, als wenn er nicht zu mir gehört.

Aber Dissoziation ist hier eigentlich nicht das Thema.

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Igelkind
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 21:25

Ich denke, es geht weniger darum, den Anteilen zu sagen, was sie tun sollen.
Sondern darum, sie zu fragen, was sie brauchen.

Wenn sie annähernd bekommen, was sie so dringend brauchen, dann können sie sich entspannen und umorientieren.
Ideen, was sie dann stattdessen "Nützliches" oder Schönes tun könnten, kommen von selbst.

Das ist meine Erfahrung.

Destruktives Verhalten für das gesamte System sollte mittels allgemeinen Regeln unterbunden werden.
Diese Regeln gelten für alle Anteile. Zum Beispiel: nicht den Körper schädigen.

Wenn klar wird, was einzelne Anteile brauchen, und was sie wiederum können und zu geben haben, können sich auch Gruppen bilden oder 2 zusammen tun, die sich gegenseitig helfen können.
Diese Allianzen können sich je nach Thema schnell ändern, da muss dann auch der Therapeut recht fix sein, damit er mitkommt.

LG Igelkind

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Montana
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 21:55

Manche Therapeuten versuchen bei stark abgespaltenen Selbstzuständen tatsächlich so etwas, wie die TE beschreibt. Davon habe ich schon gelesen.
Nur wird hier ein extrem wichtiger Schritt übersprungen, der aber essentiell ist. Vermutlich aufgrund zu geringer Erfahrung?
Dieser Anteil müsste erstmal erkennen, in welcher Zeit und an welchem Ort er sich inzwischen befindet, wenn er sein Überlebensprogramm ablaufen lässt. Man muss davon ausgehen, dass er das gar nicht weiß. Wüsste er es, dann würde er das gar nicht tun, weil - mal ehrlich - er sich damit ja selber richtig mies fühlt. Dieses Verhalten ist aus höchster Not geboren und wird immer wieder reproduziert, weil das Gefühl sich bis heute nicht verändert hat. Es muss ein Weg gefunden werden, ihn das erfahren zu lassen. Dafür gibt es aber keine fertige Anleitung. Das muss man rausfinden. Wie auch immer das in diesem individuellen Fall funktionieren mag.
Und DANN, wenn es darum geht, dass der Anteil Angst hat, keine Existenzberechtigung mehr zu haben, dann kommt der Schritt, ihm eine neue Aufgabe anzubieten. Wenn er denn möchte. An diesem Punkt ist die TE aber noch gar nicht.
Es ist natürlich für Therapeuten wünschenswert, einen klaren Fahrplan zu haben im Sinne von: Schritt 1 und dann Schritt 2 und bei jedem ist vorher klar, was getan werden muss. Aber so funktioniert es halt selten, jedenfalls nicht jenseits von Höhenangst oder Spinnenphobie. Den schwierigen, unbekannten, nicht verstandenen Teil einfach weglassen: geht nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 22:38

Persönlichkeitsanteile haben sich in der Kindheit gebildet, zu einem Zeitpunkt, wo es keine ander Möglichkeit gab, zu überleben. Unbewußt bleiben diese Anteile ein ganzes Leben erhalten, man kann sie nicht einfach auslöschen und sagen, dann mach ich ebend einen neuen Anteil. Anteile haben eigene Gedanken, eigene Bedürfnisse, eigenes Verhalten, eigene Gefühle als wären sie eine eigene Person.
[/quote]


Okay, wenn das bei dir so weit geht dann geht das schon stark in Richtung DIS oder es ist DIS. DIS ist aber nicht die Regel bei Traumafolgestörungen und das ist klarerweise auch anders zu therapieren als PTBS ohne DIS. Und das muss in dem Text mit Frage zu der Therapieform dann auch erwähnt werden, dass es sich um Arbeit mit Anteilen bei DIS handelt nicht um Arbeit mit Anteilen generell.

Es gibt nämlich auch den umgekehrten Fall dass Therapeuten so verliebt sind in die Arbeit mit Anteilen, dass sie Klienten die kein DIS haben dazu auffordern, sich in Anteile ihrer Persönlichkeit die in keiner Weise als abgespalten erlebt werden quasi künstlich reinzusteigern als wären sie eigenständige Personen.

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Montana
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 22:53

Weil hier gerade so ein Diskurs stattfindet über den Grad der Abgespaltenheit von Anteilen, möchte ich nochmal etwas einwerfen, was hier bisher nicht zur Sprache kam.
Die Wahrnehmung kann auch einseitig sein. Es kann also durchaus sein, dass die TE diesen Anteil als Anteil wahrnehmen kann und seine Motive verstehen kann. Das heißt aber nicht, dass der Anteil das umgekehrt auch kann. Und darum ist es müßig, hier darüber zu spekulieren, ob es eine DIS ist oder nicht und ob man die Anteile als Anteile behandeln darf oder nicht.
Letztendlich wird es sich zeigen, ob eine Arbeitshypothese zutrifft, wenn das Ergebnis am Ende ein Mehr an Kommunikation ist. Bis dahin würde ich mal wohlwollend davon ausgehen, dass der vermeintlich destruktive Anteil ohne Kommunikationsmöglichkeit allein für sich kämpft. Und damit ganz von selber aufhört, sobald sich ihm eine Möglichkeit bietet. Wie das in dieser Situation jeder andere (Mensch) auch tun würde.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 22:59

Montana hat geschrieben: Sa., 13.11.2021, 21:55 Manche Therapeuten versuchen bei stark abgespaltenen Selbstzuständen tatsächlich so etwas, wie die TE beschreibt. Davon habe ich schon gelesen.
Nur wird hier ein extrem wichtiger Schritt übersprungen, der aber essentiell ist. Vermutlich aufgrund zu geringer Erfahrung?
Dieser Anteil müsste erstmal erkennen, in welcher Zeit und an welchem Ort er sich inzwischen befindet, wenn er sein Überlebensprogramm ablaufen lässt. Man muss davon ausgehen, dass er das gar nicht weiß. Wüsste er es, dann würde er das gar nicht tun, weil - mal ehrlich - er sich damit ja selber richtig mies fühlt. Dieses Verhalten ist aus höchster Not geboren und wird immer wieder reproduziert, weil das Gefühl sich bis heute nicht verändert hat. Es muss ein Weg gefunden werden, ihn das erfahren zu lassen. Dafür gibt es aber keine fertige Anleitung. Das muss man rausfinden. Wie auch immer das in diesem individuellen Fall funktionieren mag.
Ohja, das sehe ich gerade sehr ähnlich
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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malerin
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 23:36

Es geht wohl darum, destruktiven Anteilen etwas zu geben, was sie brauchen, damit es ihnen besser geht und es geht irgendwie auch um Ressourcen. Ich bin aber kein Therapeut, ich weiß nicht, was die ganzen Hintergründe sind.
Nochmal, ich habe keine DIS, ich habe auch keine Erinnerungslücken.


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Montana
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Beitrag So., 14.11.2021, 08:40

Auch dort steht aber "Der Patient kann die „Ich-Anteile“ mit neuen Daten zur aktuellen Realität versorgen". Unabhängig vom tatsächlichen Grad der Abgespaltenheit, den ich nicht kenne, ist das ein wichtiger Schritt. Ist das denn schon gelungen? Hast du Rückmeldung darüber von diesem Anteil? Die neue Aufgabe kommt erst danach.

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Arakakadu
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Beitrag So., 14.11.2021, 11:05

Also mir wurde auch erklärt, dass ich quasi also Torte mehrere Teile habe und der ein oder andere Teil mal das Verhalten übernimmt und ich das dann gar nicht richtig merke und dass wir die in der Therapie wieder zusammen bringen.
In der Therapie werden die anteile durch angesprochene Traumata aktiviert und rücken sich nach vorne, oft auf destruktive Weise und wollen integriert werden. Dann wird das in der Therapie bewusst gemacht und integriert. Ich fand das auch alles schräg. Aber ich versteh das erst jetzt langsam alles.

An die TE: gibst du denen Namen? Ich könnte das auch nicht so beantworten, merke aber dass ich mich zum Beispiel manchmal fühle wie ein kleines Kind, dann wie ein älteres Kind, dann bin ich extrem in meiner Mutterrolle, ich fühle mich oft anders und das verwirrte mich oder macht mir Angst. Manchmal wenn es zu viel ist, fühle ich mich wie ein Roboter oder wie in einem Film, alles wirkt unecht.
Denke das gehört halt alles zusammen. Ich finde es übrigens cool dass dein Therapeut was neues ausprobiert mit dir

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malerin
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Beitrag So., 14.11.2021, 11:09

Zitat:
„Ich-Anteile“ mit neuen Daten zur aktuellen Realität versorgen".
Hast du Rückmeldung darüber von diesem Anteil? Die neue Aufgabe kommt erst danach.

Wenn du damit meinst, ob diesem Anteil das "Hier und Jetzt" bewußt ist - ja das ist es aber es kommt noch oft vor, dass er zwischen dem Erwachsenen-ich und Kind-ich hin und her switcht.
Wir haben aber in der letzten Sitzung erst angefangen, mit diesem Anteil zu arbeiten. Es ist ein sehr dominanter stark funktionierender Anteil, der sicher sehr wichtig ist (und war) und es ist gut dass es ihn gibt aber durch sein dominantes funktionieren überfordert er mich auch sehr oft.

Zitat:
Die Wahrnehmung kann auch einseitig sein. Es kann also durchaus sein, dass die TE diesen Anteil als Anteil wahrnehmen kann und seine Motive verstehen kann. Das heißt aber nicht, dass der Anteil das umgekehrt auch kann. Und darum ist es müßig, hier darüber zu spekulieren, ob es eine DIS ist oder nicht und ob man die Anteile als Anteile behandeln darf oder nicht.

Ja, ich kann diesen Anteil wahrnehmen und seine Motive verstehen, ob es anderherum so ist, weiß ich nicht. Ich kann ganz viele Anteile von mir mit ihren einzelnen Eigenschaften u. Gefühlen beschreiben (habe diese schriftlich notiert für den Therapeuten). Es scheint aber so, dass sie untereinander keine Verbindung haben. Mein Thera meint, dass da ein innerer Beobachter ist, da mir die einzelnen Anteile bewußt sind.

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malerin
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Beitrag So., 14.11.2021, 11:37

@Marlena: Ich stell mir das auch im Kopf auch so vor, wie eine Torte mit ganz vielen unterschiedlichen Früchten, die dann bei der Entstehung in ganz viele Teile zerlegt wurd und jedes Teil unterschiedlich ist aber alles zusammen eigentlich eine ganze Torte ist.
Mir fällt es aber noch schwer, die ganzen zusammenhänge zu verstehen, was da im einzelnen in mir passiert.

Namen geben finde ich sehr schwer, ich nummeriere sie im Moment einfach durch. Manchmal gebe ich ihnen in der Therapie mit Unterstützung des Theras einen Namen. Ich kenne das Gefühl, sich in verschiedenen Zeitaltern zu fühlen. Lange Zeit habe ich mich fast ausschließlich als nicht Erwachsen empfunden. Durch die Therapie ist das in der letzten Zeit aber besser geworden, ich merke mittlerweile, wenn ich mich im Kind-Modus befinde, komme aber oft nicht so schnell daraus. Ich kann auch bei manchen Anteilen das ungefähre Alter nennen.
Seltsamerweise, ist die Mutterrolle die einzige Rolle, in der ich mich zu 100% als Erwachsen empfinde.

Zitat: Manchmal wenn es zu viel ist, fühle ich mich wie ein Roboter oder wie in einem Film, alles wirkt unecht.

Ich vermute (laienhaft), dass du dich dann in einer Dissoziation befindest.

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