mimikry hat geschrieben:Und vermutlich wird er als Therapeut der alle drei Verfahren beherrscht, aber vermutlich auch wissen dass mit einer Verhaltenstherapie ein Trauma niemals ganz aufzulösen oder abzuschließen sein wird, oder?
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass nicht das Therapieverfahren dafür ausschlaggebend ist, ob man Trauma aufgelöst bekommt oder nicht.
Es ist
ein wichtiger Faktor und ja, es gibt "Erfahrungswerte", dass bestimmte Therapierichtungen wenig geeignet dafür sind.
Weitaus wichtiger war mir aber immer, wie der/die Thera und ich zusammenarbeiten konnten.
Ich finde das grade bei Trauma sehr wichtig, die therap. Beziehungsebene so authentisch wie möglich gestalten zu können.
Man hat ja eh dauernd Probleme, das Damals vom Jetzt unterschieden zu bekommen. Und man hat zumeist auch jede Menge "Beschwichtigungen", also Manipulatives und Verfälschtes, von Tätern mit auf den Weg bekommen, "Doppelbotschaften" etc., so dass jedenfalls nach meiner Erfahrung eine "ehrliche", erleb- und "fassbare" Therapeutenseite durch so ziemlich gar nichts aufzuwiegen ist.
Ich hab mit einer DIS-Diagnose überwiegend VT-Erfahrung, auch mal eine (in Richtung Trauma gar nicht erfolgreiche) TfP gemacht, die fürs Bindungstrauma nützlich war. Und inzwischen, nachdem ich die Traumaseite gut im Griff hab, profitiere ich am meisten von Körpertherapie.
Was ich sagen will : Das ist alles so dermaßen individuell, da kannst du dir allerhand ganz unterschiedliche Erfahrungen dazu anhören, es wird dir kaum helfen für deine eigene Entscheidung.
Dein Thera kennt sich mit drei Therapierichtungen aus, das ist doch schon mal ein guter Punkt.
Dass dich Analyse alleine schon wegen der hohen Stundenzahl "lockt", kann ich verstehen. Aber das alleine ist es nicht.
Für mich z.B. wäre diese hohe Stundenfrequenz (3x die Woche) tödlich gewesen, weil ich mit Aktivierungen in mir gar nicht hinterhergekommen wäre. Und dann gar nicht mehr aus den Dissoziationen rausgefunden hätte, sondern die nur noch mehr "selbstverständlich" etabliert hätte in mir.
Was die Couch angeht:
Ich hatte mal ganz zu Anfang meiner therap. "Laufbahn" einen VT-ler, der mich dazu bringen wollte, "auf der Couch liegen" auszuprobieren, weil ich so dermaßen "zu" war und so gar keine Verbindung zu mir selber hatte, dass er sich davon allerhand versprach.
Ich habs versucht - bin ausgeflippt. War
nicht dienlich.
Also dazu "zwingen" sollte man sich nie. Es gibt gute Gründe, warum man sich dagegen "sperrt".
Was anderes wäre es, wenn man Panik davor hat, aber "eigentlich" schon das Gefühl : Sollte ich wenigstens mal ausprobieren.
Wenn dann noch ein/e Thera da ist, der/die das abfangen kann und man es in seinem eigenen Tempo ausprobieren "darf", spricht nichts dagegen.
Was Bilderbuch anspricht, das mit der "Hypnose", find ich auch einen wichtigen Punkt.
Wenn man eh so ein bissl "psychosenahe" Zustände als Bewältigungsstrategie hat und eher magisches Denken praktiziert zur eigenen Stabilisation, find ich die Couch auch eher gefährlich, weil man ja in diesem "sich selber reinfallen lassen ins Eigene" ohne ein spürbar "anwesendes" Gegenüber zur Orientierung für sich, noch nichts anderes "kennt" als Alternativerleben und man dann auch wiederum nur
noch mehr etabliert, was man gewohnt ist.
Liegt ja auch nahe : Hat ja bisher gut geholfen, sogar beim Überleben. Warum sollte man es dann ausgerechnet in so einer exponierten Situation aus sich raus lassen können, wenn man eh noch nichts anderes kennengelernt hat?
mimikry hat geschrieben:Vielleicht, weil ich es gut finde, dass ich sagen konnte ich komme mit der PTBS gut zurecht. Ich denke es ist auch nicht gelogen, aber ganz wahr vielleicht auch nicht- wobei es nicht beabsichtigt war zu lügen.
"Lügen" würde ich das aber auf keinen Fall nennen!
Du hast eine (gute) Entwicklung gemacht mit deiner Therapie, hast davon profitiert, hast dich weiterentwickeln können und dir einen neuen, tragbareren "Boden" in dir damit erarbeitet.
Das ist doch klasse!
Jetzt kann sich die nächste "Bearbeitungsebene" in dir zeigen, das wäre vorher gar nicht möglich gewesen.
Also sieh das jetzt nicht als "Versagen" an, denn das ist es nicht, wenn sich wieder mehr Instabiles zeigt.
Du
hast dir inzwischen andere Möglichkeiten der Reaktion drauf erarbeitet, das verlierst du auch nicht mehr.
Im Gegenteil: Jetzt ist halt "noch mehr" möglich, als du dir vorher hast vorstellen können.