Angst vor der Couch bei Psychoanalyse

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mimikry
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 14:54

_Leo_ hat geschrieben: Di., 02.11.2021, 16:38
chrysokoll hat geschrieben: Di., 02.11.2021, 16:30 Wenn ein Trauma vorliegt ist Psychoanalyse echt komplett ungeeignet und es spricht nicht grade für den Analytiker wenn er das vorschlägt obwohl er das erfahren hat.
Fast jeder psychischen Erkrankung liegt ein Trauma zugrunde. Ob eine Analyse Sinn macht und möglich ist hängt davon ab welches Störungsbild aus dem Trauma resultiert.
Ja, das denke ich auch. Wir haben eben die Vor und Nachteile der verschiedenen Verfahren für meinen Fall abgewogen. Der Therapeut hatte sich klar für die analytische Herangehensweise ausgesprochen. Ich selbst bin noch unschlüssig ::? Ich spüre eben schon viel Widerstand und frage mich, ist das "Intution" oder birgt es eben doch große Chancen die Komfortzone zu verlassen und sich auf Neues einzulassen.

Ich gehörte und gehöre nämlich definitiv zu den "Tricksern". Gefühlt habe ich in der Verhaltenstherapie den Therapeuten an der Nase herumgeführt um möglichst wenig negative Emotionen entstehen zu lassen :roll: Ich weiß, dass sowas absolut sinnlos ist, aber die wenige Stundenzahl und der Druck mit der Konfrontation mit dem Trauma haben einfach dazu geführt. Dennoch habe ich von der letzten Therapie profitiert und einiges mitgenommen. Man hätte allerdings vielleicht mehr rauskitzeln können und evtl, stehe ich deshalb heute da, wo ich jetzt stehe, und habe neue, unerklärliche Symptome die mir ein normales Leben unmöglich machen. :roll:

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Beitrag Mi., 03.11.2021, 14:56

Montana hat geschrieben: Di., 02.11.2021, 17:53 Mir hat damals der Therapeut gesagt, mir müsse klar sein, dass ich auf die Couch MÜSSE. Ich habe es probiert und fand es furchtbar und habe es in der Folge schlicht boykottiert. Das hat der Therapeut dann auch irgendwann "offiziell akzeptiert", so dass wir uns auf die Stühle gesetzt haben.
Vielleicht probiere ich es auch einfach aus und werde es ansonsten eben boykottieren? :anonym:

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Beitrag Mi., 03.11.2021, 15:00

alatan hat geschrieben: Di., 02.11.2021, 20:15
münchnerkindl hat geschrieben: Di., 02.11.2021, 18:31 Ein spezifisches Setting unangenehm zu finden ist keine Übertragung.
Ich las etwas von "Angst", "Ausgeliefertsein" und "Horrorszenarien" - "unangenehm" ist etwas anderes.
Es kann schon sein, dass da eine Art Übertragung (insofern ich den Begriff ri chtig verstanden habe) stattfindet. Aber das tut es ja immer, oder? :red: Ich reagiere grundsätzlich auf Männer anders als jetzt auf Frauen. Meine Wahrnehmung schert erstmal alle über den selben Kamm und mit der Zeit, wenn sich Feinheiten herauskristallisieren, kommt es eben zu Verschiebungen und Neuinterpretationen. Ich glaube wenn ich jedes Mal bei sowas die Flucht ergreifen würde, wäre ich lebensunfähig. Ich habe gelernt ein gewisses Maß an leid zuzulassen, weil ich Chancen darin sehe. Klingt das sadistisch? Aber das Leben ist ja irgendwie auch kein Ponyhof und ich glaube Therapie ist per se ja auch nicht zur Bespaßung da

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alatan
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 15:41

mimikry hat geschrieben: Mi., 03.11.2021, 15:00 Es kann schon sein, dass da eine Art Übertragung (insofern ich den Begriff ri chtig verstanden habe) stattfindet. Aber das tut es ja immer, oder?
Das stimmt. Aber nicht immer kann man Übertragung therapeutisch nutzen, dafür ist PT da.
mimikry hat geschrieben: Mi., 03.11.2021, 15:00 Aber das Leben ist ja irgendwie auch kein Ponyhof und ich glaube Therapie ist per se ja auch nicht zur Bespaßung da
Absolut korrekt.

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Anti Lope
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 16:16

Wir haben in meiner Analyse auch im Sitzen angefangen. Irgendwann, nach einem halben Jahr oder so, hat der Analytiker gefragt, ob ich mir vorstellen könnte auf die Couch zu wechseln. Das war in etwa zur gleichen Zeit, als ich mich fragte, ob ich das mit der Couch nicht mal ausprobieren möchte :lol:

Ich würde unbedingt fragen, ob die Therapie auch im Sitzen stattfinden kannst, weil du dir unsicher bist. Auch wenn dich das jetzt Überwindung kostet. Wenn du es ansprichst, kannst du nur gewinnen. Entweder es ist möglich, dann kannst du dich dahingehend entspannen oder es ist nicht möglich, dann kannst du dir überlegen, ob der Therapeut wirklich der richtige für dich ist.
"Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich der Singvogel darauf niederlassen."
chinesisches Sprichwort

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ailuj88
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 17:13

Hallo mimikry,

ich gebe jetzt auch mal meinen Senf dazu :-)
Ich habe fast 4 Jahre Psychoanalyse hinter mir, die bis auf die ersten 5 Sitzungen im Liegen stattfand. Anfangs hatte ich keine Probleme mich auf diese Couch zu legen. Klar war es ungewohnt und irgendwie komisch, aber nach und nach habe ich die Vorteile dieses Settings für mich gesehen. Ich war mehr bei mir, habe mehr auf mich selbst geachtet, anstatt die Mimik von meinem Therapeuten analysieren zu können.
Irgendwann kam bei mir der Punkt, an dem mir dieses Liegen einfach nur noch furchtbar vorkam. Ich hatte starke körperliche Symptome, immer das Gefühl dringend aufstehen zu müssen und zum Teil war mir so schlecht, dass ich mich dann auch wirklich hinsetzen musste. Wir haben seeeeeeehr lange und immer wieder darüber geredet. Und es hatte einen Grund, warum diese Couch und das Liegen so unangenehm für mich war.
Es ist einfach super wichtig, immer im Gespräch darüber zu bleiben. Zu umschreiben, was gerade los ist und nach und nach zu gucken, was dahinter stecken könnte. Sehr lange wusste ich nicht, was mein Problem ist und ich habe immer wieder mit ihm "diskutiert" ob wir das alles nicht im Sitzen machen können. Letztendlich war es gut, dass wir es nicht verändert haben.
Mein Rat an dich wäre, dass du es auf jeden Fall ausprobieren solltest und ihm dann eben sagst, was du dabei empfindest. Es gibt ja immer einen Grund, warum man gewisse Dinge nicht mag oder nicht machen möchte. Hinter einem Widerstand steckt ja meistens etwas.
Zum Ende der Sitzungen haben wir nochmal darüber geredet, ob wir die letzten Stunden zum Abschied nehmen im Sitzen machen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dann endlich das bekomme, was ich ja eigentlich sehr lange wollte und plötzlich habe ich gemerkt, dass ich das gar nicht mehr will und mir nicht mehr vorstellen kann. Also lag ich bis zur letzten Minute auf der Couch und ich blicke im Nachhinein trotz aller Widerstände und vielen körperlichen Symptome sehr positiv auf die Zeit zurück.

Sei offen für alles was kommt! Ich wünsch dir von Herzen alles Gute!
Julia

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mimikry
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 21:24

Anti Lope hat geschrieben: Mi., 03.11.2021, 16:16 Wir haben in meiner Analyse auch im Sitzen angefangen. Irgendwann, nach einem halben Jahr oder so, hat der Analytiker gefragt, ob ich mir vorstellen könnte auf die Couch zu wechseln. Das war in etwa zur gleichen Zeit, als ich mich fragte, ob ich das mit der Couch nicht mal ausprobieren möchte :lol:

Ich würde unbedingt fragen, ob die Therapie auch im Sitzen stattfinden kannst, weil du dir unsicher bist. Auch wenn dich das jetzt Überwindung kostet. Wenn du es ansprichst, kannst du nur gewinnen. Entweder es ist möglich, dann kannst du dich dahingehend entspannen oder es ist nicht möglich, dann kannst du dir überlegen, ob der Therapeut wirklich der richtige für dich ist.
Sowas könnte ich mir gut vorstellen....erst im Sitzen kennenlernen und vielleicht irgendwann, wenn das Vertrauen stimmt wechseln. Aber das ist eher die Ausnahme und untypisch oder?

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 21:47

es ist völlig egal was da "üblich" oder typisch bzw. untypisch ist.
Das ist DEINE Therapie. DU sollst davon profitieren, weiter kommen. Nicht der Analytiker Regeln durchsetzen.
Wenn es für dich anfangs oder die ganze Zeit besser ist im sitzen dann ist das so.
Ein Analytiker der das nicht akzeptiert ist aus meiner Sicht dann eben nicht geeignet für dich

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mimikry
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Beitrag Mi., 03.11.2021, 22:27

ailuj88 hat geschrieben: Mi., 03.11.2021, 17:13 Hallo mimikry,

ich gebe jetzt auch mal meinen Senf dazu :-)
Ich habe fast 4 Jahre Psychoanalyse hinter mir, die bis auf die ersten 5 Sitzungen im Liegen stattfand. Anfangs hatte ich keine Probleme mich auf diese Couch zu legen. Klar war es ungewohnt und irgendwie komisch, aber nach und nach habe ich die Vorteile dieses Settings für mich gesehen. Ich war mehr bei mir, habe mehr auf mich selbst geachtet, anstatt die Mimik von meinem Therapeuten analysieren zu können.
Irgendwann kam bei mir der Punkt, an dem mir dieses Liegen einfach nur noch furchtbar vorkam. Ich hatte starke körperliche Symptome, immer das Gefühl dringend aufstehen zu müssen und zum Teil war mir so schlecht, dass ich mich dann auch wirklich hinsetzen musste. Wir haben seeeeeeehr lange und immer wieder darüber geredet. Und es hatte einen Grund, warum diese Couch und das Liegen so unangenehm für mich war.
Es ist einfach super wichtig, immer im Gespräch darüber zu bleiben. Zu umschreiben, was gerade los ist und nach und nach zu gucken, was dahinter stecken könnte. Sehr lange wusste ich nicht, was mein Problem ist und ich habe immer wieder mit ihm "diskutiert" ob wir das alles nicht im Sitzen machen können. Letztendlich war es gut, dass wir es nicht verändert haben.
Mein Rat an dich wäre, dass du es auf jeden Fall ausprobieren solltest und ihm dann eben sagst, was du dabei empfindest. Es gibt ja immer einen Grund, warum man gewisse Dinge nicht mag oder nicht machen möchte. Hinter einem Widerstand steckt ja meistens etwas.
Zum Ende der Sitzungen haben wir nochmal darüber geredet, ob wir die letzten Stunden zum Abschied nehmen im Sitzen machen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dann endlich das bekomme, was ich ja eigentlich sehr lange wollte und plötzlich habe ich gemerkt, dass ich das gar nicht mehr will und mir nicht mehr vorstellen kann. Also lag ich bis zur letzten Minute auf der Couch und ich blicke im Nachhinein trotz aller Widerstände und vielen körperlichen Symptome sehr positiv auf die Zeit zurück.

Sei offen für alles was kommt! Ich wünsch dir von Herzen alles Gute!
Julia
Danke für deinen Erfahrungsbericht! Ich denke es gibt Gründe für mein nicht Liegen wollen/können, und ich denke dass es auch sinnvoll ist, die Gefühle zu benennen und auch die Gründe anzudeuten. Ich weiß nicht warum, aber etwas in mir sagt, dass er das auf KEINEN Fall erfahren darf.

Vielleicht, weil ich es gut finde, dass ich sagen konnte ich komme mit der PTBS gut zurecht. Ich denke es ist auch nicht gelogen, aber ganz wahr vielleicht auch nicht- wobei es nicht beabsichtigt war zu lügen. Ich merkte, als wir darüber sprachen, dass mir das Thema vor einer fremden Person, doch sehr unangenehm ist- aber eigentlich erst während ich meine Worte schon ausgesprochen hatte. Ich spreche privat einfah gar nicht darüber und in der letzten Therapie, war es zuletzt "ok" für mich darüber zu sprechen- wobei ich auch viel schriftlich, also über Zettel, mit meinem Therapeuten kommunizierte. Es war nun beim neuen Therapeuten wie eine gute Schutzmauer zu sagen "ich komme damit klar" und ihm, als er empathisch wegen Details nachfragte, ins Wort zu fallen und zu sagen "alles halb so wild beruhig dich". Es war ja eher eine Beschwichtigung meiner eigenen Gefühle, aber weil er dann verstummte, schien es auch ihn beschwichtigt zu haben. Oder er wollte in dem Moment eben nicht weiter nachbohren.

Vielleicht (so denke ich nach einigen Kommentaren hier, die sagen Trauma und Psychoanalyse sollte man auf keinen Fall kombinieren) ist es ja doch so, dass er nur deshalb auf die analytische Therapie hinaus wollte, weil er mir das glaubte. Wobei er es mit aufzählte, als er eine grobe Zusammenfassung der Problemlage gab und auf die analytische Therapieform hinaus wollte..... Und vermutlich wird er als Therapeut der alle drei Verfahren beherrscht, aber vermutlich auch wissen dass mit einer Verhaltenstherapie ein Trauma niemals ganz aufzulösen oder abzuschließen sein wird, oder?

Ich fühle mich gerade irgendwie unehrlich, obwohl ich das nie sein wollte.


Bilderbuch
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Beitrag Do., 04.11.2021, 00:10

Ich habe durch das Liegen auf dem Sofa Zustände erfahren, die mich fast in Klinik gebracht hätten.
Es war wie Hypnose, nur vielleicht heftiger, weil sich das reale mit dem fiktiven/verdrängten vermischt. Als es eines Tages ausartete, durfte ich nie wieder auf Sofa hin. Ab da gab es endlich spürbare und schnelle Fortschritte. Ich meine, ab gewissem Punkt kann das Sofaliegen den Zustand massiv verschlechtern. Wer ein Trauma liegend erlebt hat, wird mit der Couch nicht unbedingt gesünder.

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mimikry
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Beitrag Do., 04.11.2021, 07:58

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 03.11.2021, 21:47 es ist völlig egal was da "üblich" oder typisch bzw. untypisch ist.
Das ist DEINE Therapie. DU sollst davon profitieren, weiter kommen. Nicht der Analytiker Regeln durchsetzen.
Wenn es für dich anfangs oder die ganze Zeit besser ist im sitzen dann ist das so.
Ein Analytiker der das nicht akzeptiert ist aus meiner Sicht dann eben nicht geeignet für dich
Fällt mir tatsächlich schwer es so zu sehen. Ich will keine "Extrawurst" verlangen :red: Das kommt mir böse und übergriffig vor, weil ich müsste ja eigentlich dankbar sein, dass mir nach so langer Wartezeit jemand einen Platz angeboten hat. Und auch dankbar, dass sich jemand weiterhin, nach den probatorischen Sitzuungen "mit mir abgeben will". :neutral:


Waldschratin
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Beitrag Do., 04.11.2021, 08:04

mimikry hat geschrieben:Und vermutlich wird er als Therapeut der alle drei Verfahren beherrscht, aber vermutlich auch wissen dass mit einer Verhaltenstherapie ein Trauma niemals ganz aufzulösen oder abzuschließen sein wird, oder?
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass nicht das Therapieverfahren dafür ausschlaggebend ist, ob man Trauma aufgelöst bekommt oder nicht.

Es ist ein wichtiger Faktor und ja, es gibt "Erfahrungswerte", dass bestimmte Therapierichtungen wenig geeignet dafür sind.

Weitaus wichtiger war mir aber immer, wie der/die Thera und ich zusammenarbeiten konnten.
Ich finde das grade bei Trauma sehr wichtig, die therap. Beziehungsebene so authentisch wie möglich gestalten zu können.
Man hat ja eh dauernd Probleme, das Damals vom Jetzt unterschieden zu bekommen. Und man hat zumeist auch jede Menge "Beschwichtigungen", also Manipulatives und Verfälschtes, von Tätern mit auf den Weg bekommen, "Doppelbotschaften" etc., so dass jedenfalls nach meiner Erfahrung eine "ehrliche", erleb- und "fassbare" Therapeutenseite durch so ziemlich gar nichts aufzuwiegen ist.

Ich hab mit einer DIS-Diagnose überwiegend VT-Erfahrung, auch mal eine (in Richtung Trauma gar nicht erfolgreiche) TfP gemacht, die fürs Bindungstrauma nützlich war. Und inzwischen, nachdem ich die Traumaseite gut im Griff hab, profitiere ich am meisten von Körpertherapie.

Was ich sagen will : Das ist alles so dermaßen individuell, da kannst du dir allerhand ganz unterschiedliche Erfahrungen dazu anhören, es wird dir kaum helfen für deine eigene Entscheidung.

Dein Thera kennt sich mit drei Therapierichtungen aus, das ist doch schon mal ein guter Punkt.
Dass dich Analyse alleine schon wegen der hohen Stundenzahl "lockt", kann ich verstehen. Aber das alleine ist es nicht.
Für mich z.B. wäre diese hohe Stundenfrequenz (3x die Woche) tödlich gewesen, weil ich mit Aktivierungen in mir gar nicht hinterhergekommen wäre. Und dann gar nicht mehr aus den Dissoziationen rausgefunden hätte, sondern die nur noch mehr "selbstverständlich" etabliert hätte in mir.

Was die Couch angeht:
Ich hatte mal ganz zu Anfang meiner therap. "Laufbahn" einen VT-ler, der mich dazu bringen wollte, "auf der Couch liegen" auszuprobieren, weil ich so dermaßen "zu" war und so gar keine Verbindung zu mir selber hatte, dass er sich davon allerhand versprach.

Ich habs versucht - bin ausgeflippt. War nicht dienlich. :kopfschuettel:
Also dazu "zwingen" sollte man sich nie. Es gibt gute Gründe, warum man sich dagegen "sperrt".
Was anderes wäre es, wenn man Panik davor hat, aber "eigentlich" schon das Gefühl : Sollte ich wenigstens mal ausprobieren.
Wenn dann noch ein/e Thera da ist, der/die das abfangen kann und man es in seinem eigenen Tempo ausprobieren "darf", spricht nichts dagegen.

Was Bilderbuch anspricht, das mit der "Hypnose", find ich auch einen wichtigen Punkt.
Wenn man eh so ein bissl "psychosenahe" Zustände als Bewältigungsstrategie hat und eher magisches Denken praktiziert zur eigenen Stabilisation, find ich die Couch auch eher gefährlich, weil man ja in diesem "sich selber reinfallen lassen ins Eigene" ohne ein spürbar "anwesendes" Gegenüber zur Orientierung für sich, noch nichts anderes "kennt" als Alternativerleben und man dann auch wiederum nur noch mehr etabliert, was man gewohnt ist.
Liegt ja auch nahe : Hat ja bisher gut geholfen, sogar beim Überleben. Warum sollte man es dann ausgerechnet in so einer exponierten Situation aus sich raus lassen können, wenn man eh noch nichts anderes kennengelernt hat?

mimikry hat geschrieben:Vielleicht, weil ich es gut finde, dass ich sagen konnte ich komme mit der PTBS gut zurecht. Ich denke es ist auch nicht gelogen, aber ganz wahr vielleicht auch nicht- wobei es nicht beabsichtigt war zu lügen.
"Lügen" würde ich das aber auf keinen Fall nennen! :hugs:

Du hast eine (gute) Entwicklung gemacht mit deiner Therapie, hast davon profitiert, hast dich weiterentwickeln können und dir einen neuen, tragbareren "Boden" in dir damit erarbeitet.
Das ist doch klasse! :thumbsup:

Jetzt kann sich die nächste "Bearbeitungsebene" in dir zeigen, das wäre vorher gar nicht möglich gewesen.

Also sieh das jetzt nicht als "Versagen" an, denn das ist es nicht, wenn sich wieder mehr Instabiles zeigt.
Du hast dir inzwischen andere Möglichkeiten der Reaktion drauf erarbeitet, das verlierst du auch nicht mehr.
Im Gegenteil: Jetzt ist halt "noch mehr" möglich, als du dir vorher hast vorstellen können. :hugs:

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Beitrag Do., 04.11.2021, 11:23

mimikry hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 07:58 Fällt mir tatsächlich schwer es so zu sehen. Ich will keine "Extrawurst" verlangen :red: Das kommt mir böse und übergriffig vor,
Sicher willst Du keine Extrawurst, aber das für Dich Beste und das kannst Du und solltest Du auch verlangen. Du bist der Experte, zu entscheiden was für Dich richtig und gut ist und niemand sonst.

Es bedeutet ja nicht gleich alles abzulehnen, aber es heißt erst mal zu schauen und wenn das Vertrauen tragfähig ist, vielleicht passiert es dann ja, dass Du bereit bist die Couch auszuprobieren. Ich würde es auch erst dann machen, nicht gleich am Anfang.

Ich empfinde es als übergriffig, wenn der Thera da so beharrt, weil er Deinen Entscheidungen nicht traut und sie nicht als wichtig ansieht.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Beitrag Do., 04.11.2021, 14:35

saffiatou hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 11:23
mimikry hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 07:58 Fällt mir tatsächlich schwer es so zu sehen. Ich will keine "Extrawurst" verlangen :red: Das kommt mir böse und übergriffig vor,
Sicher willst Du keine Extrawurst, aber das für Dich Beste und das kannst Du und solltest Du auch verlangen. Du bist der Experte, zu entscheiden was für Dich richtig und gut ist und niemand sonst.

Es bedeutet ja nicht gleich alles abzulehnen, aber es heißt erst mal zu schauen und wenn das Vertrauen tragfähig ist, vielleicht passiert es dann ja, dass Du bereit bist die Couch auszuprobieren. Ich würde es auch erst dann machen, nicht gleich am Anfang.

Ich empfinde es als übergriffig, wenn der Thera da so beharrt, weil er Deinen Entscheidungen nicht traut und sie nicht als wichtig ansieht.
Ich bin mal gespannt, wie er reagiert wenn ich den Wunsch äußere damit erst noch zu warten. Bisher hat er mich ja nur, auf meinen Wunsch hin, über die drei Verfahren informiert und Unterschiede benannt. Ich glaube es war ihm gar nicht bewusst, dass diese Erklärung und seine Empfehlung in Kombination, ein so großes Wirrwarr in mir auslösen. Ich gebe mich ja nach außen auch immer als sehr gelassen. Verumtlich rechnet er überhaupt gar nicht damit, dass das für mich ein Problem sein könnte

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Beitrag Do., 04.11.2021, 15:01

Waldschratin hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 08:04
mimikry hat geschrieben:Und vermutlich wird er als Therapeut der alle drei Verfahren beherrscht, aber vermutlich auch wissen dass mit einer Verhaltenstherapie ein Trauma niemals ganz aufzulösen oder abzuschließen sein wird, oder?
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass nicht das Therapieverfahren dafür ausschlaggebend ist, ob man Trauma aufgelöst bekommt oder nicht.

....
Danke für das Teilen deiner Erfahrung. Vermutlich hast du Recht und die Beziehung zum Therapeuten ist mindestens genauso wichtig, wie das Verfahren. Ich habe das Glück/Pech zwischen drei Verfahren wählen zu dürfen. Ich bin dort eigentlich hin mit dem Gedanken eine Verhaltenstherapie zu machen. Wobei meine derzeitige Symptomatik nicht "eine typisch psychische Störung" enthält, die man bearbeiten könnte. Ich fragte mich dann natürlich auch waurm ich eigentlich gerne VT machen wollen würde und eigentlich ist es nur die Bequemlichkeit- man kennt es schon, man weiß was passiert (und was nicht) und man hat auch gelernt sich und die Situation so zu manipulieren, dass es nie unbequem wird. In den vergangenen probatorischen Sitzungen sind wir sehr in die Tiefe abgeschweift, weil er mein Interesse für Philosophie teilt. Es war spannend dass er die Theorien wieder in den Alltag übersetzen und miteinander/ mit meiner Geschichte, sofern er davon wusste, verweben konnte. Das Gespräch hatte sich also automatisch in eine eher psychodynamische Richtung entwickelt-

Und dann war eben die Frage tiefenpsychologisch fundiert oder analytisch. Was mir bei meiner letzten Therapie sehr fehlte war die Sicherheit und Routine. Mir waren die Abstände von 7 Tagen fast zuviel, weil ich große Angst hatte zuviel "auf" zu machen und dann 6 Tage damit in der Luft zu hängen. In Folge wurde ich nicht ein einziges Mal in der ganzen Therapie emotional und ich zeigte mich auch nie verletztlich. Ich denke für den Moment damals war es das Richtige, aber diesmal wäre ich gerne mutiger.

Ich habe mir, anders als beim ersten Mal, einen älteren Therapeuten gesucht, weil ich für mein Vorhaben gerne jemanden an meiner Seite wollte, der (ich hoffe es klingt nicht blöd) fest im Leben steht und sich von nichts beunruhigen, oder aus der Bahn werfen lässt. Wenn jemand das verkörpert und ausstrahlt (und sowas zeigt sich ja auch in der Stimme und nicht primär in Gestik und Mimik) gibt mir das eine ganze Menge Sicherheit. Ich denke, dass es in dieser Hinsicht sehr gut passt.

Wie du sagtest, ist ein "greifbares" Gegenüber für Leute mit Trauma, scheinbar ziemlich wichtig. Das ist glaube ich, die einzige Sorge, die ich habe. Dass, wenn ich da liege, nichts mehr greifbar ist und ich mich (im schlimmsten Falle) in meinem eigenen Abgrund verliere. Und da frage ich mich- hilft einem ein Analytiker heraus? Oder wäre das schon zu viel verlangt in einer analytischen Psychotherapie. Muss ich das dann alles alleine schaffen? :kopfschuettel: Ich weiß nicht ob ich das kann und schaffe...und ich glaube das war mit ein Grund weswegen ich schon beim letzten Mal sagte, dass ich nicht weiß, ob ich für eine analytische Psychotherapie geeignet bin. Vielleicht traut er mir da mehr zu, als ich mir selbst?

Es hat mich auch verunscihert, dass nun einige schrieben "Trauma und analytische das geht nicht zusammen". Ich habe ein wenig recherchiert zur Thematik und ich :kopfschuettel: will ihn nicht zum Täter machen und mich nicht zum Opfer. Ich will auh nicht dass er sich als Täter identifiziert. :neutral: Aber ich würde mich dem schon gerne in Begleitung stellen wollen, auch emotional werden dürfen und den Raum und die Zeit, die ich brauche, dafür bekommen . Aber dafür brauche ich einen Verbündeten - kann ein Analytiker sowas sein? Oder ist er dann immer der Gegner? :kopfschuettel:

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