Vertrauen bewahren

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Fairness
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Beitrag So., 26.09.2021, 07:07

peponi hat geschrieben: Sa., 25.09.2021, 21:17 Eigentlich funktioniere ich da ziemlich rational die meiste Zeit, denke ich. Aber es gibt eben genau diese zwischenmenschlichen Interaktionen, in denen das nicht so ist. Da setzt etwas bei mir aus und ich unterstelle meinem in dem Fall therapeutischen Gegenüber nur das Schlechteste. Dann bin ich sehr impulsiv und reagiere sehr durch Emotionen geleitet. Ist es das, was du meinst?
Ich bezog mich mehr an die konkreten Situationen in der Sitzung. Ich schreibe nun, was ich so empfange:

Du schriebst, dass du dich erst später fragst, wie er etwas meinte und fängst an, ihm etwas Feindseliges zu zuschreiben. Das, was später in dir innerlich ankommt, ist dann etwas wie eine Ahnung, weil du unsicher bist, ob deine Wahrnehmung dazu stimmt, du hast es schließlich auch dort in der Sitzung anders bewertet.

Es klingt für mich so, dass du dich in der therapeutischen Beziehung mit ihm wohlfühlst und es entscheidet sich in konkretem Moment sozusagen, diesem generellen Wohlgefühl mehr Bedeutung zu geben, als deinem eventuell aufkommenden schlechten Gefühl bei bestimmten seinen Aussagen. Das ist eine Einstellung, mit welcher du mit ihm im Kontakt bist, was ich eher als Gefühl und Intuition ansehe.

Ich habe somit den Eindruck, dass du ihm ganz viel Vertrauen entgegen bringst in dem Moment, wenn ihr zusammen seid. Vielleicht ist das für dich auch in anderen Beziehungen so. Diese eine Einstellung würde ich aus meiner Sicht dann als fast naiv bewerten.

Und vielleicht übersiehst du dadurch etwas, was deinem Vertrauen später einen Schock bereitet und zu verspätetem Hinterfragen führen könnte, in einer unangenehmen Ahnung, ob das doch feindselig gemeint war.

Solche Naivität im konkreten Moment bietet auch die Möglichkeit, einem Konflikt auszuweichen... denn du denkst an den Konflikt dort noch nicht, du nimmst ihn auch bewusst nicht wahr.

Aber, wenn man im Laufe der Zeit über mehrere Dinge hinweg schaut, wird dadurch der Konflikt stets etwas größer, irgendwann wird er zum echten Problem, sei es auch 'nur' innerlich.

Wie ich das kenne oder beobachtete, den Scharfsinn gibt es in verschiedenen Formen. Eine Bandbreite, von "im Hier und Jetzt sehr genau dabei zu sein" und mit Neugier hinterfragen, bis "im Hier und Jetzt zu überanalysieren" und hinter jedem Wort eine versteckte Falle zu erwarten, was dann eher Richtung Misstrauen geht.

Und vielleicht wäre es bei dir eine Möglichkeit, zu lernen, in diesen konkreten Situationen bereits, den neugierigen Scharfsinn dazu zu nehmen. In dem konkreten Moment zu hinterfragen und aktiv werden, um die Unsicherheiten frühzeitig aus dem Weg zu räumen. Das Ergebnis kann sein, dass du dich irrst, oder auch, dass sich deine Sorgen irgendwie bestätigen. Doch wenn man es rechtzeitig erkennt, werden die Konflikte beziehungsweise auch das Problem, um welches es geht, klein bleiben... weil zeitlich verarbeitet.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

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Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 09:47

Peponi hat geschrieben:Und gerade wenn es darum geht, wie ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, beschäftigt mich noch eine andere Frage. Wie kann ich lernen, meiner Wahrnehmung vertrauen, wenn ich weiß, dass sie manchmal nicht stimmt? Wie in solchen Situationen, in denen ich aus dem Therapeuten einen Feind mache, der er nicht ist?
Ich habe es so oft erlebt, dass das berechtigt war und mein Gegenüber sich früher oder später wirklich als feindlich herausgestellt hat. Und ich spüre keinen Unterschied, weil sich das, was sich dann gegen den Therapeuten richtet, genauso real anfühlt.
Bei mir war das dann so, wenn das Erleben aus dem Damals mal eben das des Jetzt "weggeschubst" hat.

Rational war ich dann zwar ganz im Jetzt, emotional/mental hab ich aber aus dem damals Erlebten wiedererlebt.

Beschreibt man meist mit "Übertragung", ich habs aber noch etwas anders eingeordnet für mich.
Das Erleben aus dem Damals war so traumatisierend, dass es sich abgespalten hat und im Damals "geblieben" ist, sich also nicht mit "mir" und meinem Leben weiterentwickelt hat. Da hätte es Verknüpfungen und Ergänzungen finden können, Korrigierendes, Aufarbeitendes etc., wodurch es sich hätte verändern und "vergehen" können, weil es im Konsens des Gesamten besser eingebettet gewesen wäre. "Mitwachsen" hätte können.

Durch das "Konservierte" im damals Geschehenen suchte es sich aber aus der Not raus Aufhänger im Jetzt, schob alles andere an Erfahrungen beiseite und wollte so endlich eine "(Er)Lösung" erreichen.

Die wirklich erfolgreiche Lösung bestand dann darin, das Damals mit dem Jetzt verknüpft zu bekommen.
Und da hab ich meinen Thera auch ganz schön "genervt", weil das bei mir auch meist erst Stunden bis Tage später aufploppte und dann Weltuntergang war in mir.

Ich musste dann also meinem "Damalserleben" immer wieder beibringen, was das Jetzt ist und wie es sich da verhält.
(Das war oft so kraftaufwendig, als wenn man zwei Magneten mit denselben Polen zueinander zusammenbringen will... :roll:)
Da waren die Aufnahmen der Stunden sehr gut dafür, aber dennoch hab ich öfter mal kurzfristig danach Rückversicherung beim Thera gebraucht (telefonisch), wie ers gemeint hat, was er sich gedacht hat, ob er mich jetzt am liebsten endlich doch loshaben möchte etc.

Und jedes Mal, wirklich jedes einzelne Mal, war ich davon völlig überzeugt, dass er mich eh hasst, sich in Grund und Boden ekelt vor mir, mir die Pest an den Hals wünscht und nichts außer bodenloser Verachtung mir entgegenbringt.

Ich hab dann trotzdem mich rückversichert, nach dem Motto "Augen zu und durch, einfach machen, ich hab doch eh nichts mehr zu verlieren".


ziegenkind
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Beitrag So., 26.09.2021, 10:14

Pepponi, ich glaube, es geht um die Erfahrung, mit genau dem Menschen, dem Du das Misstrauen entgegenbringst, darüber zu reden und zu merken, er hilft Dir beim Verstehen, warum Du so tickst und beim Trennen von Vergangenheit und Gegenwart. Ich weiß, das ist erst einmal sehr schwer, mit Vertrauen auf das Verstanden-Werden über das Misstrauen zu sprechen. Aber wenn man den Sprung erst einmal wagt, hat das alles eine enorm transformative Kraft. Und: bei mir war es mit einem Mal nicht getan. Über viele Monate hinweg ging es eigentlich nur darum ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Sydney-b
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Beitrag So., 26.09.2021, 10:27

@Waldschratin: du hast das so treffend beschrieben, damit kann ich echt was anfangen.
Schade, dass man manche Antworten nicht extra kennzeichnen kann, damit man sie leichter wieder findet.

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peponi
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Beitrag So., 26.09.2021, 13:32

Fairness hat geschrieben: So., 26.09.2021, 07:07 Ich bezog mich mehr an die konkreten Situationen in der Sitzung. Ich schreibe nun, was ich so empfange:

Du schriebst, dass du dich erst später fragst, wie er etwas meinte und fängst an, ihm etwas Feindseliges zu zuschreiben. Das, was später in dir innerlich ankommt, ist dann etwas wie eine Ahnung, weil du unsicher bist, ob deine Wahrnehmung dazu stimmt, du hast es schließlich auch dort in der Sitzung anders bewertet.

Es klingt für mich so, dass du dich in der therapeutischen Beziehung mit ihm wohlfühlst und es entscheidet sich in konkretem Moment sozusagen, diesem generellen Wohlgefühl mehr Bedeutung zu geben, als deinem eventuell aufkommenden schlechten Gefühl bei bestimmten seinen Aussagen. Das ist eine Einstellung, mit welcher du mit ihm im Kontakt bist, was ich eher als Gefühl und Intuition ansehe.
Danke, dass du das noch einmal ausführst. Ich habe manchmal auch eine starke Diskrepanz in der Selbst- und Fremdwahrnehmung und war mir nicht ganz sicher, ob ich dich richtig verstanden habe.
Also tatsächlich ist es eher so, dass ich mich mit dem Therapeuten in der Sitzung selbst nicht unbedingt wohlfühle, sondern ziemlich angespannt bin. Ich finde es oft schwierig und mich kostet es sehr viel Kraft, mich überhaupt auf eine therapeutische Beziehung einzulassen, diese Nähe zuzulassen usw. Ich mache eine tiefenpsychologische Therapie und könnte mir z.B. eine Analyse nie im Leben vorstellen, weil ich dieses Setting so abschreckend finde. Auf einer Couch zu liegen und den Therapeuten nicht sehen zu können, das ginge gar nicht. Ich will den schon im Blick behalten können und bin eher noch (zu) wachsam als sehr vertrauensselig und naiv. Ob ich ein starkes Vertrauen während der Sitzung zu ihm habe, kann ich gar nicht einschätzen. Es ist besser als am Anfang und auch besser als vor einem Jahr, das ja, aber ich denke auch, dass da an sich noch Luft nach oben wäre.
Ich habe gestern noch einmal in meine Notizen gelesen, um für mich zu schauen, ob ich da irgendein Muster erkennen kann. Tatsächlich habe ich, wenn ich mir einen solchen Satz aufgeschrieben habe, der später diesen Vertrauensbruch auslöst, dann manchmal solche Anmerkungen gemacht wie "diese Argumentation geht mir irgendwie auf die Nerven" oder "ich finde das etwas befremdlich". Also ja, irgendeine Irritation nehme ich manchmal schon während der Sitzung wahr, aber nicht so richtig ernst. Woran das liegt, weiß ich nicht sicher. Manchmal berührt das irgendein heikles Thema, das ich am liebsten völlig deckeln würde. Dass es gerade wieder so hochschießt und das die zweite Woche in Folge, wird wohl auch etwas damit zu tun haben, dass wir an einem Thema dran sind, das vielleicht etwas mehr Sprengkraft hat als mir lieb ist. Das ist nicht immer so, ein ganz eindeutiges Muster kann ich da leider nicht erkennen. Aber ich glaube, ich weiß, was du meinst. Prävention statt Schadensbegrenzung... solche Irritationen, wenn sie denn wahrnehmbar sind, direkt zur Sprache bringen, bevor sie im Nachhinein so groß werden können. Da muss ich noch mehr über meinen Schatten springen...
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peponi
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Beitrag So., 26.09.2021, 13:34

Waldschratin hat geschrieben: So., 26.09.2021, 09:47 Da waren die Aufnahmen der Stunden sehr gut dafür, aber dennoch hab ich öfter mal kurzfristig danach Rückversicherung beim Thera gebraucht (telefonisch), wie ers gemeint hat, was er sich gedacht hat, ob er mich jetzt am liebsten endlich doch loshaben möchte etc.

Und jedes Mal, wirklich jedes einzelne Mal, war ich davon völlig überzeugt, dass er mich eh hasst, sich in Grund und Boden ekelt vor mir, mir die Pest an den Hals wünscht und nichts außer bodenloser Verachtung mir entgegenbringt.
Danke, genau das kenne ich auch. Das ist die andere Seite der Medaille, das kann sich genauso auch gegen mich selbst richten. Entweder wird es zu "der Therapeut hat nichts Gutes im Sinn und will mir nur weh tun" oder aber zu "was hab ich getan, was hab ich gesagt, damit hab ich den Bogen überspannt, der verachtet mich jetzt und will mich loswerden". Letzteres finde ich für die therapeutische Arbeit aber an sich nicht ganz so hinderlich, da brauche ich i.d.R. nur eine kurze Bestätigung, dass es nicht so ist, während ichs im ersten Fall endlos auseinandernehmen muss, um ihm nicht mehr mit so viel Angst/Wut/Misstrauen/Zweifeln/Ekel (bin da ja flexibel...) entgegenzutreten.
Danke für deine Ausführungen, Waldschratin. Du hast das unheimlich gut auf den Punkt gebracht. Kann mich da Sydney nur anschließen und finde das gerade sehr hilfreich, um es etwas besser einordnen zu können.
ziegenkind hat geschrieben: So., 26.09.2021, 10:14 Ich weiß, das ist erst einmal sehr schwer, mit Vertrauen auf das Verstanden-Werden über das Misstrauen zu sprechen. Aber wenn man den Sprung erst einmal wagt, hat das alles eine enorm transformative Kraft. Und: bei mir war es mit einem Mal nicht getan. Über viele Monate hinweg ging es eigentlich nur darum ...
Ja, ich spreche das ja jedes Mal an, aber immer nur wenn es akut ist und nie in einer neutralen Situation. Ich will es halt nicht noch größer machen als es ohnehin in dem Moment dann wird. Es gibt nur so viele andere Baustellen, die mich im Alltag mehr belasten und das Kontingent ist endlich. Ich sehe eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung, die vertrauensvoll bleibt, eher als Voraussetzung dafür, um das Andere bearbeiten zu können. Und da hindern mich diese Vertrauenseinbrüche so sehr und machen mir noch mehr Druck, der angesichts dessen, dass wir uns allmählich dem Ende des letzten Kassenkontingents nähern, ohnehin schon immer höher wird. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe oder falsch mache, dass die fast zwei Jahre Therapie einfach nicht zu reichen scheinen. Manchmal denke ich, ich hätte diese Zeit viel viel besser nutzen müssen als immer nur den Therapeuten in Frage zu stellen, wieder und wieder und wieder...
und vielleicht wird es besser mit der Zeit, aber die Zeit, die es vielleicht bräuchte, die ich vielleicht bräuchte, die ist von den Krankenkassen einfach nicht vorgesehen.
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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 13:59

Hallo peponi,
Ich kenne deine Situation nur zu gut und habe mich vor allem in der Aussage "Manchmal denke ich, ich hätte diese Zeit viel viel besser nutzen müssen als immer nur den Therapeuten in Frage zu stellen, wieder und wieder und wieder..."
Mir geht es auch oft so, dass ich den Worten des Theras keinen Glauben schenken kann, was aber nicht heißt, das ich kein Vertrauen aufgebaut habe. An Kleinigkeiten hänge ich mich immer auf und würde in unklaren Situationen am liebsten direkt in der Praxis anrufen und hinterfragen, doch dann denke ich mir "Lieber nicht Sternchen. Du kannst ihn doch nicht mit so unwichtigen Zeug auf den Zeiger gehen".
Nach dem ultimativen Tipp das zu überwinden suche ich auch vergeblich 👋

Wieviel Stunden hattest du denn von der Kasse genehmigt bekommen?
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.

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peponi
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Beitrag So., 26.09.2021, 14:16

Sternchen987 hat geschrieben: So., 26.09.2021, 13:59 Wieviel Stunden hattest du denn von der Kasse genehmigt bekommen?
Insgesamt 100, von denen jetzt noch etwas mehr als 20 übrig sind. Der Therapeut will danach weitere 20 Stunden beantragen und ist sich ziemlich sicher, dass er das bewilligt kriegt. Und danach müssen wir schauen. Er sagt, wir finden eine Möglichkeit, entweder kassenfinanziert oder über den Fonds, aber ich kann ihm nicht so richtig glauben, dass er wirklich mit mir weiterarbeiten will. Und irgendwie schäme ich mich auch dafür, dass ich mit den regulären Stunden anscheinend nicht auskomme oder auskommen will. Andere schaffen das doch auch und ich stell mich so an :kopfschuettel:
silence like a cancer grows.

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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 14:52

Rein interessehalber, falls ich es überlesen habe. Welche Thera Form machst du? Ich habe nämlich auch immer diesen Gedanken "Was ist wenn ich nicht mehr genug Zeit habe", würde mich jetzt tatsächlich interessieren.

Und auch diese Gedanken kenne ich. Eine Freundin sagte mal zu mir, dass ich dem Thera glauben sollte wenn er sagt, er möchte mit mir arbeiten. Ich weiß wie verdammt schwer es ist diesen Worten zu glauben..
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 15:11

Liebe Peponi,
mal nur hier aufs Forum bezogen : Wie viele gibt es hier, die sich mit Ähnlichem wie du rumschlagen müssen und es mit einer Therapie innerhalb der vorgegebenen Stundenzahl "geschafft" haben? :hugs:
Ich kenne zwar auch das nur allzu gut, aber "eigentlich" ist es mir klar, dass man in einer Therapie immer nur die Grundlagen in sich gelegt bekommt, wenns wirklich gut läuft. Auf die kann man dann aufbauen, im Alltag, mit seinem Umfeld. Und da reichen diese 120 Std. bei TfP z.B. einfach nicht aus, weil es ja mehr als nur eine Baustelle gleichzeitig zu beackern gilt.

Und dann kann es sein - und es geht den meisten Betroffenen so - dass man nach einer Weile wieder therapeutische Begleitung braucht oder wenigstens gebrauchen kann. Man darf ja auch sich Unterstützung erlauben, wenn man nicht schon ganz übern Rand des Abgrunds runterhängt. ;-)

Was die Stundenzahl angeht : Dein Thera wird nochmal 20 beantragen und bestimmt auch genehmigt bekommen.(TfP wird ja mit 120 Std. veranschlagt) Und danach gibt es Akutstunden zur Überbrückung. Genauer krieg ichs jetzt leider wieder mal mit meinem lädierten Hirnhäufchen nicht zusammen, was es noch alles gibt, aber dein Thera kann dir das genauer erklären.
Meiner macht das z.B. so mit mir. Ich könnte längst wieder "echte" Therapiestunden beantragen, brauch die aber derzeit nicht. Darf aber in den Abständen kommen, wie ich es mir wünsche. Im Moment so alle paar Monate mal.

Und mal so betrachtet : Wenn er tatsächlich dich schnellstmöglich loskriegen möchte, warum sollte er dann überhaupt diese 100 Std. mit dir gearbeitet haben?
Und er hat diese Stunden mit dir ja auch nicht "abgesessen" ohne Interesse an dir und dem, was du mitbringst, oder? ;-)


ziegenkind
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Beitrag So., 26.09.2021, 15:13

Pepponi, ich hab auch immer gedacht, ich brauche die Zeit für Wichtigeres. Und dann habe ich irgendwann begriffen, für mich ist genau das das WIchtige, das Zentrale.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 15:30

Waldschratin hat geschrieben: So., 26.09.2021, 15:11 Und mal so betrachtet : Wenn er tatsächlich dich schnellstmöglich loskriegen möchte, warum sollte er dann überhaupt diese 100 Std. mit dir gearbeitet haben?
Und er hat diese Stunden mit dir ja auch nicht "abgesessen" ohne Interesse an dir und dem, was du mitbringst, oder? ;-)
Ich muss gerade so schmunzeln 🤯😏 Meine Gedanken (ich zerfleische mich ja auch ständig selbst) würden jetzt sagen "Der Thera bekommt am Ende des Monats Geld dafür, dass er mit mir arbeitet" 🥵 Ich zweifle da auch alles immer erst einmal an und denke das Schlimmste, leider 😶
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 15:32

Ich musste vorhin, als ich das schreib, auch grinsen über mich selbst. :->
Bei jedem anderen ist mir das sowas von sonnenklar!
Bei mir selber...? :verziehmich: :roll:

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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 15:49

Waldschratin hat geschrieben: So., 26.09.2021, 15:32
Bei jedem anderen ist mir das sowas von sonnenklar!
Bei mir selber...? :verziehmich: :roll:
Genau so geht es mir auch! Ich denke mir bei jedem Anruf oder Thema, was ich auf den Stuhl mitbringe "Himmel, was denkt der Thera jetzt. Das Thema empfindet sie als wichtig? Es gibt Schlimmeres. Damit muss ich jetzt meine Zeit verschwenden? Wieso ruft sie schon wieder an? Was bekommt sie überhaupt alleine hin?" 😅 Und so geht es mir mit den Stunden. Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, das er für diese Arbeitsbeziehung bezahlt wird 😞
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 16:58

Damit hab ich mir auch ganz lange über die Runden geholfen. :ja:
Und ich hab einen ausgeprägten Hang zum Fatalismus : Wenn er sich schon ekelt vor mir, dann soll er auch ordentlich Grund dazu kriegen, also immer raushauen mit meinen schrägen Unmöglichkeiten! :hehehe:

So meine Denke, um mich überhaupt überwinden zu können, was auszusprechen.
Was ich dann sagte, war immer noch immens drumrum formuliert und mickrig-vorsichtig etc. :roll:

Aber ich muss auch sagen, das war nicht nur Selbstverachtung und Minderwertigkeit meinerseits. Ich hab sowas wie ne Urscham mitgebracht. Alleine dafür, dass ich atme, hab ich mich schon zu Tode geschämt. Hörbar, spürbar, wahrnehmbar werden ging gar nicht. Löste Panik aus in alle Richtungen.
Mann, was war das oft ein Krampf anstatt einer Therapiestunde!

Und mittlerweile, grade seit das mit der Scham sich mal ordentlich gelöst hat, glaub ich dem Thera sogar, dass er mich mag.
Er muss ja nicht mein Fan sein. :-D Aber ich nehms ihm ab, dass es ihn nicht graut vor den Terminen mit mir.
Du siehst : Immer noch verkappt formuliert alles von mir. :roll: :->

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