Ich bezog mich mehr an die konkreten Situationen in der Sitzung. Ich schreibe nun, was ich so empfange:peponi hat geschrieben: ↑Sa., 25.09.2021, 21:17 Eigentlich funktioniere ich da ziemlich rational die meiste Zeit, denke ich. Aber es gibt eben genau diese zwischenmenschlichen Interaktionen, in denen das nicht so ist. Da setzt etwas bei mir aus und ich unterstelle meinem in dem Fall therapeutischen Gegenüber nur das Schlechteste. Dann bin ich sehr impulsiv und reagiere sehr durch Emotionen geleitet. Ist es das, was du meinst?
Du schriebst, dass du dich erst später fragst, wie er etwas meinte und fängst an, ihm etwas Feindseliges zu zuschreiben. Das, was später in dir innerlich ankommt, ist dann etwas wie eine Ahnung, weil du unsicher bist, ob deine Wahrnehmung dazu stimmt, du hast es schließlich auch dort in der Sitzung anders bewertet.
Es klingt für mich so, dass du dich in der therapeutischen Beziehung mit ihm wohlfühlst und es entscheidet sich in konkretem Moment sozusagen, diesem generellen Wohlgefühl mehr Bedeutung zu geben, als deinem eventuell aufkommenden schlechten Gefühl bei bestimmten seinen Aussagen. Das ist eine Einstellung, mit welcher du mit ihm im Kontakt bist, was ich eher als Gefühl und Intuition ansehe.
Ich habe somit den Eindruck, dass du ihm ganz viel Vertrauen entgegen bringst in dem Moment, wenn ihr zusammen seid. Vielleicht ist das für dich auch in anderen Beziehungen so. Diese eine Einstellung würde ich aus meiner Sicht dann als fast naiv bewerten.
Und vielleicht übersiehst du dadurch etwas, was deinem Vertrauen später einen Schock bereitet und zu verspätetem Hinterfragen führen könnte, in einer unangenehmen Ahnung, ob das doch feindselig gemeint war.
Solche Naivität im konkreten Moment bietet auch die Möglichkeit, einem Konflikt auszuweichen... denn du denkst an den Konflikt dort noch nicht, du nimmst ihn auch bewusst nicht wahr.
Aber, wenn man im Laufe der Zeit über mehrere Dinge hinweg schaut, wird dadurch der Konflikt stets etwas größer, irgendwann wird er zum echten Problem, sei es auch 'nur' innerlich.
Wie ich das kenne oder beobachtete, den Scharfsinn gibt es in verschiedenen Formen. Eine Bandbreite, von "im Hier und Jetzt sehr genau dabei zu sein" und mit Neugier hinterfragen, bis "im Hier und Jetzt zu überanalysieren" und hinter jedem Wort eine versteckte Falle zu erwarten, was dann eher Richtung Misstrauen geht.
Und vielleicht wäre es bei dir eine Möglichkeit, zu lernen, in diesen konkreten Situationen bereits, den neugierigen Scharfsinn dazu zu nehmen. In dem konkreten Moment zu hinterfragen und aktiv werden, um die Unsicherheiten frühzeitig aus dem Weg zu räumen. Das Ergebnis kann sein, dass du dich irrst, oder auch, dass sich deine Sorgen irgendwie bestätigen. Doch wenn man es rechtzeitig erkennt, werden die Konflikte beziehungsweise auch das Problem, um welches es geht, klein bleiben... weil zeitlich verarbeitet.