Therapeutische Verstrickung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 11:43

AFI hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 10:01
Ich habe ihm immer gesagt das ich finde, dass es keine ärztliche Fürsorge mehr darstellt, jedenfalls für mich und da meinte er nur, dass ich das nicht verstehe weil ich kein Arzt bin…naja…das er es dann eingesehen hat kam für mich leider zu spät..
ich finde du bist da sehr klar und reflektiert!
Auch wenn ich mir sehr gut vorstellen kann wie schwierig das alles für dich ist!

Was dein Therapeut da macht ist unsäglich.
Es geht nicht sich so zu verhalten, hier ein wenig was anzudeuten und da zu beschwichtigen.
Entweder er sagt ganz und gar was los ist und wie das zu lösen ist - oder er hält wirklich den Mund und klärt das mit sich, mit Kollegen, mit Supervision (oder mit wem auch immer).

Ich denke es gibt da keine gute Lösung ausser Distanz.
Wie schnell das für dich geht und mit welchem Vorgehen musst du selber entscheiden.
Es ist gut wenn du dir da Rat holst und unendlich schade wenn eine Therapie so endet!

Aber besser du gehst BEVOR es für dich schädlicher wird als es schon ist.

Und: Sechs Jahre sind eine lange Zeit, gäbe es davon dir aus gesehen noch klare Ziele?
Es schadet so und so nicht dann mal den Therapeuten, die Therapieform zu wechseln, da kannst du nicht nur das alte und die aktuelle Therapie aufarbeiten, sondern wirklich auch nochmal weiter kommen

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 11:44

Montana hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 08:38 Es könnte vor sechs Monaten bei IHM eine Veränderung gegeben haben, die mit der Therapie an sich nichts zu tun hat und auch nicht mit AFI.
Das könnte natürlich sein. Oder auch nicht.
Und: Das könnte alles und nichts sein, das ist keine Erklärung und erst recht keine Begründung.
Sowas MUSS ein Therapeut in den Griff bekommen

Ausserdem hat es immer mit der Patientin zu tun die es nun mal trifft

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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:00

AFI hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 10:01 Das ich den Abschied angesprochen habe und er dies ignoriert hat bis heute kam als erstes.
Da liegt der Hase im Pfeffer!
Wann war denn das ungefähr? Schon lange vor den 6 Monaten? So oder so, ich vermute folgendes:

Du bist ihm in diesen 6 Jahren sehr ans Herz gewachsen.
Und er spürt vielleicht immer mehr an deinem Verhalten, dass du flügge geworden bist und spätestens seit du den Abschied angesprochen hast, weiss er, dass er dich jetzt irgendwann als Patientin verlieren wird und das macht ihm zu schaffen, weil er dich sehr liebgewonnen hat.
Und er möchte vielleicht nicht, dass du einfach aus seinem Leben verschwindest und er dich nie wieder sehen wird.
Vielleicht versucht er deshalb, ob bewusst oder unbewusst, eine private Ebene zu dir aufzubauen.
Daher auf einmal, dass er dir seine private Nummer gibt, du könntest ihn auch so mal anrufen, der Kontakt über whatsapp, dass er deinen Kindern Geschenke mitgibt.

Das könnte erklären, warum das bisher so viele Jahre stabil gelaufen ist - da wusste er ja, dass du regelmässig in die Therapiestunden kommst - und jetzt rückt der Verlust näher und das macht ihm Schwierigkeiten.

Man kann sich gut vorstellen, dass einem ein Patient in 6 Jahren wirklich sehr ans Herz wächst.
Vielleicht kommt noch hinzu, dass er in seiner Vergangenheit einen eigenen schwierigen Abschied oder Verlust erlebt hat und dieses Thema wird nun mitaktiviert.
Zuletzt geändert von captcha am Mo., 28.06.2021, 12:08, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:07

captcha, das kann natürlich sein, er hat sie lieb gewonnen.
Das wäre noch die "netteste" und harmloseste Variante. Und auch die richtet schon genug Schaden an.
Es kann auch sein dass er sich verliebt hat. Oder oder.

Aber sowas ist doch keine wahnsinnig ungewöhnliche Situation für einen Therapeuten, das muss er doch im Griff haben
So wie er agiert, das geht einfach gar nicht

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Unecht
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:38

Nur ganz kurz, was kaum etwas mit dem Problem zu tun hat. Aber du kannst ihn bei WhatsApp einfach blockieren bzw einstellen, wer alles deine Status - Meldungen sehen kann und wer nicht.
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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Montana
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:39

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 11:44
Montana hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 08:38 Es könnte vor sechs Monaten bei IHM eine Veränderung gegeben haben, die mit der Therapie an sich nichts zu tun hat und auch nicht mit AFI.
Das könnte natürlich sein. Oder auch nicht.
Jemand hatte geschrieben, sie solle mal überlegen, was vor sechs Monaten in der Therapie vorgefallen sein könnte. Darauf bezog sich mein Kommentar. Es ist müßig, bei sich selbst einen Grund zu suchen, wenn doch mindestens genauso wahrscheinlich der Grund beim Therapeuten selbst zu finden ist. Mindestens. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, dass es sein ganz eigenes Ding ist.

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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:42

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 12:07 captcha, das kann natürlich sein, er hat sie lieb gewonnen. (...)

So wie er agiert, das geht einfach gar nicht
Ich hab AFIs Eingangsposting so verstanden, dass sie sich fragt:
Was ist auf einmal los mit meinem Therapeuten? Um was für eine Verstrickung geht es da?
Und ich hab mich mal versucht einzufühlen was da bei ihm vielleicht läuft um ihr eine Erklärung anzubieten.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 12:07 Aber sowas ist doch keine wahnsinnig ungewöhnliche Situation für einen Therapeuten, das muss er doch im Griff haben
Naja, er hats eben nicht im Griff, sieht man doch.
Und ich wundere mich echt, dass ein Therapeut sich zu solchen Handlungen hinreissen lässt, denn er wahrt nicht die Grenzen.
Zuletzt geändert von captcha am Mo., 28.06.2021, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:42

Montana, es ist immer sein "ganz eigenes Ding"
Und zwar völlig unabhängig davon ob sich vor sechs Monaten irgendwas bei ihm im Leben ereignet hat oder auch nicht.
Der Therapeut ist verantwortlich und nicht die Patientin.

Und ja, ich kenne das zu gut, die Schuld bei sich zu suchen.
Aber das ist nicht gut, das ist der falsche Weg!

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Montana
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:53

Nein, es ist ein Unterschied, ob es in der Therapie ein Ereignis gab, das man für einen Auslöser hält, oder ob das Problem aus Patienten-Sicht einfach so vom Himmel fällt. Natürlich ist der Therapeut verantwortlich dafür, dass ihm das nicht passiert, denn nur er könnte das. Aber unabhängig davon, und das wollte ich überhaupt nur sagen, ist es eben unsinnig, einen Auslöser in der Therapie finden zu wollen und sich dabei aufzureiben. Nicht, weil der Therapeut so oder so die Verantwortung trägt, sondern weil sehr wahrscheinlich kein Auslöser zu finden ist. Weil da keiner war.

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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:53

Ich frage mich grad, wonach mir an AFI's Stelle zumute wäre:

ich glaube, mich zunächst noch an einer Fachstelle beraten zu lassen/mit weiteren Menschen sprechen.

Und dann zu ihm hinzugehen und ihn Punkt für Punkt mit jeder einzelnen Grenzüberschreitung zu konfrontieren und ihm vor Augen zu führen, was das bei mir ausgelöst hat. ich glaube, dessen ist er sich nicht ausreichend bewusst, mehr noch, absolut nicht bewusst.
Und ich würde ihm gern sagen zu jedem einzelnen Punkt, wie er sich verhalten HÄTTE SOLLEN.

z.B. dass er meine Frage nach dem Abschluss der Therapie niemals hätte ignorieren dürfen.

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Montana
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 12:56

Um das für sich selbst zu verarbeiten, ja, den Wunsch hätte ich sicher auch. Sofern das in einem konstruktiven Gespräch möglich ist, ohne Stress und Kampf.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 13:00

ich glaube selbst der Versuch das konstruktiv zu lösen hilft schon.
Man kann sich später immer sagen man hat es versucht.
Und es ist ja nicht völlig aussichtslos.

Ansonsten neigen wir Menschen glaub ich dazu, Erklärungen zu wollen.
Es fühlt sich irgendwie stimmiger und logischer an wenn es da einen fassbaren Anlass und Grund gibt.
Egal was, auch sowas wie "da sind vor einem halben Jahr seine Kinder ausgezogen und dann konnte er seine väterlichen Gefühle nicht mehr steuern..."

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Beitrag Mo., 28.06.2021, 13:04

Montana hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 12:56 Um das für sich selbst zu verarbeiten, ja, den Wunsch hätte ich sicher auch. Sofern das in einem konstruktiven Gespräch möglich ist, ohne Stress und Kampf.
also ich wünsche es ihr echt sehr, dass das im Rahmen des Abschlusses möglich ist.
In den 6 Jahren war hoffentlich auch viel Gutes dabei und es wäre echt sehr schade, wenn das durch diese Ereignisse zum Schluss überschattet würde.
Eine gewisse Chance sehe ich da schon, weil der Therapeut, zwar etwas spät, aber doch sich zumindest teilweise einsichtsfähig in der Supervision gezeigt hat. Es könnte für ihn eine Chance sein, sein Verhalten zu reflektieren, Reue zu zeigen und eine Chance für AFI, das zu erleben und das was ihr da geschehen ist, zu verarbeiten.

und entschuldigung, AFI, für das "über dich" reden ;)

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Beitrag Mo., 28.06.2021, 13:07

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 13:00 Ansonsten neigen wir Menschen glaub ich dazu, Erklärungen zu wollen.
Es fühlt sich irgendwie stimmiger und logischer an wenn es da einen fassbaren Anlass und Grund gibt.
genau, das kann sie ihm so sagen,
ich glaube auch, dass er da einfach zu einem gewissen Grad ehrlich seine Gefühle erklären muss.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 28.06.2021, 13:11

captcha hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 13:07 ich glaube auch, dass er da einfach zu einem gewissen Grad ehrlich seine Gefühle erklären muss.
das sehe ich auch so und das sollte sie ihm auch klar so sagen und einfordern.
Es besteht ja immerhin die Chance dass er nicht so genau blickt was das bei ihr auslöst und wie sie sich fühlt.

Ich finde es ganz ganz übel was er da macht: Alles so halb benennen, so nebulös, da wäre was, aber das hätte er in den Griff bekommen. Ja was soll sie da draus machen?

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