Therapeutenwechsel?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Betti
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Beitrag Sa., 19.06.2021, 00:19

Hallo saffiatou,

weißt du das komische bei mir ist, generell habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich gegen eine Therapie sträube. Sie wurde mir nie nahegelegt, sondern ich habe danach gesucht. Die erste Thera habe ich aus großer Not heraus kontaktiert, ja. Nach der Geburt meines ersten Kindes ging es mir wirklich mies und ich wusste nicht mehr was tun. Damals war ich aber wirklich so "naiv" kann man fast sagen und dachte mir "naja mach ich halt mal einen Block Therapie a 10 oder vl. 20 Stunden und gut ists"!!!!! Hätte mir damals wer gesagt, was es bedeutet eine Therapie zu starten, welch langer Weg da vor einem steht und was das in einem auslösen kann - ich weiß nicht ob ich je gestartet hätte. Naja schlussendlich war ich doch 2,5 Jahre bei der ersten Thera und über ein halbes Jahr sogar 2 x die Woche. Alles kam hoch, meine ganzen Kindheitstraumata, welche ich großteils vergessen, verdrängt, abgespalten hatte. Trotz dieser Erfahrung habe ich mir ein Jahr später wieder eine Thera gesucht. Mir Gedanken gemacht, was mir in der aktuellen Situation helfen könnte mit dem nun erworbenen Wissen was es bedeutet wieder alles aufzuwühlen. Also zweimal aus freien Stücken, mit Zielen im Kopf und dem Wunsch an mir etwas zu verändern. Die Ziele und der Wunsch waren immer da - das Reden nie. Also fast 4 Jahre Therapie mit 2 Theras und gefühlt kaum Erfolge, da nur geschwiegen. :(

Ich habe erst gestern wieder mit einer lieben Freundin darüber gesprochen, sie kennt mich seit meiner Kindheit. Sprich sie weiß, was da alles abgelaufen ist. Und auch sie fragt "Betti, warum nur kannst du nicht reden?" Warum nur???

Naja ich habe ja diese Woche wie erwähnt einen männlichen Thera und eine weibliche angeschrieben. Ich habe mich viel mit dem Thema Mann in der Therapie auseinandergesetzt, andere Meinungen eingeholt. Der Thera der eben Kapazitäten hätte, hätte auch mal eine andere Therapierichtung, welche ich gar nicht kenne und mir auch zusagen würde (katathym imaginative Psychotherapie). Aber... ich schaffe es nicht ihn zu kontakieren. Kognitiv kann ich mir gut vorstellen, dass ein Mann vl. ganz gut für mich wäre, eine neue Erfahrung bieten könnte. Ich hatte das Telefon in der Hand, aber es kam nur Panik hoch. Viele meinten, probiere es doch einfach mal aus und dann schau weiter. Ich schaffe es nicht einmal ihn anzurufen und ein Erstgespräch bei ihm zu probieren...und wenn ich dann an meine Themen denke... weiß ich sowieso nicht ob ich je mit einem Mann darüber reden könnte...

Tja schlussendlich habe ich die Therapeutin kontaktiert. Sie klang am Telefon total sympathisch und wir haben einen Termin in ca nem Monat vereinbart. Aber... die Therapierichtung hatte ich schon mal bei der letzten Thera und eigentlich fühlten sie beide Therapierichtungen (erste und zweite) total gleich an. Überall wurde halt "geredet" und schwieg vor mich hin. Merkt ihr große Unterschiede in den Therapierichtungen? Also wie gesagt zwischen personenzentriereter Psychotherapie und integrativer Gestalttherapie gab es für mich keine Unterschiede. Oder lag es daran, dass ich vier Jahre schweigend verbrachte und dadurch nichts wirklich versucht werden konnte?

Und wenn man hier im Forum so liest, scheint es für viele ganz normal die Therapeuten immer wieder zu wechseln. Aus finanziellen Gründen, aus persönlichen Gründen, wegen der Richtung? Mich würde das echt interessieren? Für mich wäre es wahrscheinlich normal, dass ich nach einer Therapiepause z.B. wieder zu der/dem alten Thera zurückkehre. Vorausgesetzt natürlich es hat dort gut gepasst. Warum ich wahrscheinlich auch immer noch etwas an der ersten Thera hänge. Oder liegt das nur an meinem Problem mit Veränderungen?

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saffiatou
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Beitrag Sa., 19.06.2021, 00:53

Hallo Betti,

Wenn du noch nicht bereit bist, es mit dem männlichen thera zu versuchen, dann ist das so, es hat auch keinen Zweck, das über das Knie zu brechen.

Ich habe bei beiden Therapeuten eine tfp gemacht und sie sind daher ähnlich, aber sie haben vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen und daher merke ich riesige Unterschiede. Der erste thera, war auch Gestalttherapeut und das hat mir ganz gut gefallen. Die jetzige thera hat eine Trauma Ausbildung, da ist die Arbeit vollkommen anders, Emdr etc, das ist super anstrengend und fordert mich noch mehr als die andere, die schon schwer war.

Hast du überlegt, ob eine Traumatherapie für dich sinnvoll ist?

Es kann sein, dass du keine Unterschiede gespürt hast, weil wenn du nicht redest, sind den Tag die Hände recht gebunden.

Das Wechslen ist sinnvoll, wenn man merkt, dass eine andere Therapieform besser wäre, der Therapeut nicht geeignet ist, oder man eben lange bei eine, Therapeuten war und es noch nicht alles bearbeitet wurde, aber eben bei einem Wechsel zu einem anderen weitergehen kann.

Ich möchte eben, und dazu hat mir mein erster thera geraten, meine Probleme die ich mit Frauen habe, bearbeiten, daher eine weibliche thera. Das ist nicht einfach, und ich hadere immer mal. Aber sie bleibt trotz meiner „Anfälle“ auf meiner Seite und alleine das ist wichtig und gut zu wissen.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Shukria
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Beitrag Sa., 19.06.2021, 06:53

Wechsel
wenn man ne neue Richtung braucht, der Therapeut am Ende seiner Methoden ist, die Beziehung nicht mehr passt weil der Therapeut die Entwicklung nicht mitgehen kann/wahrnimmt gerade bei langer Begleitung dann ein "altes" Bild von Klientin im Kopf hat das mit der Realität nicht mehr übereinstimmt, wenn man was neues ausprobieren will...

Schau dir doch die neue Therapeutin an und vereinbare ein Probegespräch. Frag wie ihr mit dem Problem des nicht redens umgehen könnt und was davon du schon kennst und nicht funktioniert hat und was sie an neuen Ideen hat.
Frag wie die Therapie beendet wird wenn es länger nicht klappt mit sprechen wie ihr Umgang sein wird...

Ich persönlich fände es auch für dich gut noch ein Vorgespräch mit deiner alten Therapeutin zu vereinbaren, auch wenn die erst in 6Monaten einen Platz frei hat und genau das gleiche mit ihr zu besprechen.

Danach hättest du einen Vergleich und könntest dich entscheiden ob du noch das halbe Jahr warten willst oder es mit der neuen versuchen.

Therapeuten müssen ja zeitnah Termine für erst gespräche anbieten (nicht Plätze) sollte also bei beiden kein Problem sein.

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Betti
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Beitrag So., 20.06.2021, 23:11

Danke für eure Antworten.

@ saffiatou: Ich habe jetzt die Tage nochmals überlegt wegen des männlichen Theras, ja du hast Recht - übers Knie brechen hat keinen Zweck. Schön langsam denke ich aber doch, dass ich es schaffen werde ein Erstgespräch auszumachen. Irgendwie möchte ich ihn doch zumindest mal kennenlernen und schauen was es mit mir macht. Mal sehen...

Bzgl. Traumatherapie - meine letzte Thera hat auch angeboten Emdr mit mir zu versuchen. Aufgrund des geringen/fehlenden Vertrauens zu ihr und meines ewigen schweigsamen Daseins, habe ich dies aber abgelehnt. Ich hatte zu große Angst davor wo hineinzustürzen und dann nicht aufgefangen zu werden.
Ich weiß nicht ob diese Vorgehensweise für mich sinnvoll wäre. Vermutlich muss dafür eine tragbare Klienten-Therapeuten Beziehung bestehen und trotzdem danach auch darüber geredet werden oder?

Toll, dass du es geschafft hast zu einer weiblichen Thera zu wechseln und diese auf deiner Seite bleibt.

@ Shukria: Danke für deine Gedankenanstöße. Ich habe zwar schon sehr oft hier darüber gelesen, dass manche mehrere Erstgespräche vereinbaren und dann eine/einen Thera auswählen, aber irgendwie kam das für mich nie in Betracht (warum weiß ich jetzt auch nicht). Und ja du hast Recht, wahrscheinlich wäre es mal eine gute Idee mir unterschiedliche Theras/unterschiedliche Therapierichtungen anzusehen und dann erst zu entscheiden. Meine erste Thera habe ich einfach aus großer Not heraus kontaktiert. Ich habe sie nicht bewusst gewählt, sondern eine Freundin war früher mal bei ihr. Damals wäre ich nicht mal auf die Idee gekommen im Interent nach Theras zu suchen. Ich war einfach verzweifelt. Die zweite Thera habe ich dann über ein Portal im Internet gefunden, aber auch da bin ich gleich hingegangen mit der Einstellung, das wird jetzt die neue Therapeutin und mal sehen ob es klappt.

Ich hadere allerdings noch etwas ob ich die erste Thera nochmals kontaktieren und um ein Vorgespräch bitten soll. Weiß nicht ob sie das üblicherweise so handhabt, da ich ja schon mal bei ihr in Therapie war...hmm
Weiß nicht wo ihr alle her seid, aber bei uns in Ö und als Privatzahler (so wie es bei mir bisher immer war, da es kaum KK-Plätze gibt) habe ich noch nie gehört, dass sie probatorische Sitzungen anbieten. Davon habe ich hier schon immer mal gelesen. Aber vermutlich hat dies mit den Krankenkasse finanzierten Plätzen zu tun oder? Ich kenne hier nur die Variante Erstgespräch und dann wird geschaut ob eine Therapie zustande kommt. Zumindest war es bei meinen bisherigen Theras so.

Ich habe halt auch etwas Bedenken, dass ich mich dann nicht entscheiden kann. Was wenn alle drei (meine erste Thera, der männl. und die weibl.) in Frage kommen könnten. Mir fällt es extrem schwer mich zu entscheiden und ich brauche dann Ewigkeiten um mich durchzuringen bzw. habe immer Angst mich falsch entschieden zu haben. Wenn ich nur zu einem Thera gehe, umgehe ich diese Angst. Natürlich kann ich mich für jemanden entscheiden, starten und wenn ich dann aber draufkomme, dass es wieder nicht passt ist halt wieder mal ne Menge Zeit (und noch viel mehr Geld) verloren gegangen. Was bisher der Fall war. Und vorallem finanziell gesehen ist das halt auch immer ganz schön ein großer Brocken... Wie handhaben andere Selbstzahler das? Ich rede mir immer ein, ich zahle eh für mich... aber nach zwei durchgeschwiegenen Therapien wäre es natürlich toll - in jeglicher Hinsicht - mal Erfolge zu sehen. Und ja, das liegt natürlich sehr viel an mir...

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Shukria
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Beitrag Mo., 21.06.2021, 06:38

Ich würde inzwischen immer ein unverbindliches Erstgespräch vereinbaren, auch bei einem bekannten Thera um zusammen zu sehen ob es (noch) passt. Menschen entwickeln sich ja und manchmal passt es nicht(mehr). Egal ob über Kasse oder privat. Bevor ich Zeit und Geld in eine langwierige Behandlung bei dieser Person investiere.

Zu emdr. Ich hab mit emdr bei einer Therapeutin angefangen der ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich vertraute. Man muss dabei auch nicht unbedingt viel reden. Meine hat auch malen beim emdr eingesetzt. Dadurch hatte ich immer Kontrolle wieviel ich grad zulassen will und mit welcher Geschwindigkeit. Das war noch besser. Nennt sich 4Felder Methode.

Die Angst hineinzustürzen in die Gefühle und dann nicht aufgefangen zu werden kennen alle die traumatherapie/Konfrontation machen :) das ist ein Stück normal... Wie stabilisiert du dich denn zu Hause? Das kannst du, wenn du der Thera noch nicht vertraust auch in der Stunde anwenden oder erstmal noch stabilisierungsmethoden zur Selbstanwendung mit ihr erarbeiten

Ob/wie du dich entscheidest nach den Vorgesprächen ist doch erst der zweite Schritt. Soweit würde ich an deiner Stelle noch gar nicht denken. Einen nach dem anderen sonst läufst du vor überforderung gar nicht los. Das ergibt sich dann wenn die Gespräche gelaufen sind. Du wirst da zu einer guten Entscheidung kommen.

Und Vorgespräche helfen dir auch nicht einfach zu starten blind sondern dich langsam an eine bewusste Entscheidung heranzutasten. Für /Gegen Therapie, für /Gegen Therapeut:innen

Lg

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Betti
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Beitrag Di., 22.06.2021, 14:59

Liebe Shukria,
danke wieder für deine Worte.

Ich habe mich jetzt doch durchgerungen und bei allen dreien ein Erstgespräch vereinbart. Und das fühlt sich erstmal gut an. Vorher war ich total verunsichert und hatte eben Bedenken mich ev. falsch zu entscheiden. Aber wie du schreibst, ein Schritt nach dem anderen. Wie ich mich danach entscheide werde ich ja sehen (obwohl ich eingestehen muss, dass ich trotzdem noch etwas Sorge habe mich falsch zu entscheiden ;-)). Und bei mir ist es immer so, dass ich in Gedanken schon 10 Schritte weiter bin.

Und bzgl. Stabilisierungsmethoden, ich glaube sowas wurde mit mir nie richtig erarbeitet, hmm... wüsste jetzt zumindest nicht wie ich das machen sollte. Aber vl. liegt das wieder an meinem Schweigen in den Therapien, dass das nicht erarbeitet werden konnte? Zu Hause stabilisiere ich mich einfach mit Ablenkung. Das ist das einzige was mir jetzt dazu einfällt. Alles wegdrängen, Kinder versorgen, arbeiten oder zur Not alle einpacken und wohin fahren.

Lg

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chrysokoll
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Beitrag Di., 22.06.2021, 16:01

das finde ich sehr gut! Bei drei Erstgesprächen kann man wunderbar vergleichen.

Die Sorge sich falsch zu entscheiden kenne ich wirklich gut.
Aber ich hab es gemacht wie du, mehrere Erstgespräche vereinbart, bei einigen auch Zweitgespräche - und es war dann einfach bei meiner aktuellen Therapeutin sehr schnell sehr klar dass ich mich dort wohl fühle, verstanden und angenommen fühle.
Genau so wünsche ich dir das auch!

Stabilisierung ist erstmal eine Phase aus der Traumatherapie, das hättest du mitgekriegt wenn so gearbeitet worden wäre.
So richtig gut reden können muss man dafür gar nicht, es geht ja auch darum etwas zu finden, zu erarbeiten und zu üben was für einen persönlich passt und hilft.

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Echolotin
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Beitrag Di., 22.06.2021, 16:40

Hallo Betti,

ich finde es gut, dass du bei allen 3en jetzt ein Erstgespräch hast.

Die erste Therapeutin habe ich auch nach der Geburt meines Kindes in großer Not gesucht und war auch froh überhaupt überhaupt eine Therapeutin gefunden zu haben. Nach dem ersten Gespräch war sie mir sympathisch und als ich dann merkte, dass das mit dem Reden nicht so einfach ist, hab ich mir selbst nicht getraut und bin geblieben. Leider wurde ein großer Haufen Sch...zze draus. Ich hing irgendwo zwischen heftiger Übertragung und dem wollen, dass sich was ändert aber auch gleich dem dort nicht (reden) können. Sie hat schon einiges probiert aber es war halt in ihrem Verfahren begrenzt und heute weiß ich es war einfach nicht das richtige dabei. Zwischendurch ging es mir besser, ich stürzte mich wieder in Arbeit und Co, dem funktionieren, bis es dann ein Erlebnis gab, dass wieder viel hochgeholt hat. Ab dem Zeitpunkt war ich für sie aber nicht mehr tragbar, wir waren verstrickt, sie wollte dass ich in eine Klinik gehe und ich hab nur gehört,sie will mich loswerden. Dadurch hat sich die Krise verschärft und letztendlich hat sie dann die Therapie beendet. Das war so ziemlich das I Tüpfelchen in der Situation. Nach dem Klinikaufenthalt habe ich dann mehrere Erstgespräche vereinbart.
Ich hatte, wie ich es bei dir gelesen habe, auch Angst, dass ich mich gar nicht entscheiden kann. Seltsamerweise war es dann gar nicht so.
Die eine war wie die erste Therapeutin, da hab ich nur gedacht, da passiert mir das alles wieder. Eine andere war so distanziert, dass ich wusste, da kann ich auch nicht reden und die Therapie würde mich fertig machen (analytisch alte Schule). Dann blieben noch 2 übrig, eine war ok aber es war so hmmm und die 4te war so neutral, hatte aber so viele andere Ansätze parat.

Mein Bauchgefühl war einfach in Abwägung eher bei ihr. Und das war die richtige Entscheidung. Es ist auch eine analytische Therapie aber sie ist auch Traumatherapeutin (und Körpertherapeutin). Sie konnte mir erklären warum das reden nicht geht und wir haben andere Wege gefunden. Über das malen z.B.

Nicht, dass das einfach war und sofort ging aber so Stück für Stück und mit so einer grundlegenden Geduld von ihrer Seite aus und auch klaren Vereinbarungen, es hat sich alles anders und viel konstanter angefühlt. Klar habe ich weiterhin gezweifelt aber da kamen auch ihrerseits immer wieder Erklärungen warum das so ist und dass das ok ist.
Noch heute muss ich bei vielem überwinden es anzusprechen/auszuprobieren. Aber ich weiß selber woher es kommt und hab aber das Vertrauen auch meine Gedanken da gleich auszusprechen zu können.

Um es nochmal kurz zusammenzufassen, ich denke wenn jemand schon eine oder mehrere Therapeuten hatte, weiß er zumindest was er nicht mehr will. Und da fallen Entscheidungen dann auch einfacher.

Die Erklärung zum nicht reden können...es begründet bei mir darauf, dass die ersten Erfahrungen zu einer Zeit passierten in denen ein Kind noch nicht soviele Worte zum beschreiben hat. Die Erfahrungen sind eher diffus abgespeichert also eher evt bildlich und vor allem körperlich. Und später war es dann, dass Worte/erzählen nicht gehört wurden bzw unerwünscht waren.
Mich haben Situationen am Anfang der jetzigen Therapie immer bewegt aber ich hab keine Worte dafür gefunden. Jetzt kann ich schon sagen in welche Richtung das Gefühl geht oder auch in Worte fassen an was es mich erinnert.

Ich drück dir die Daumen.

Echolotin

P.S. Zu einem männlichen Therapeuten zu gehen fürs Erstgespräch hat mir dann aber doch der Mut gefehlt. Aber übers erzwingen etwas zu erreichen ist es eh schwierig.

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Thread-EröffnerIn
Betti
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Beitrag Do., 24.06.2021, 23:10

@ chrysokoll: Danke für deine Worte. Ja bin gespannt wie die Erstgespräche verlaufen. Ich finde es nur etwas unpassend, dass vom ersten Erstgespräch bis zum dritten ca. 1,5 Monate vergehen. Leider merke ich gerade immer mehr, dass es dringend Zeit wird mit einer Therapie zu starten. Sprich dann so lange zu warten, bis alle Erstgespräche durch sind um mich dann zu entscheiden wird schwierig werden. Da aber das letzte Erstgespräch bei meiner ersten Thera ist, welche sowieso erst in einem halben Jahr Kapazitäten hätte, könnte ich ja zur Not bei wem von den ersten beiden ein Zweit- oder Drittgespräch vereinbaren, sollte wer passender dabei sein. Naja mal sehen...

Es freut mich für dich, dass du eine Therapeutin gefunden hast, wo du dich gut aufgehoben fühlst.

@ Echolotin: Dein Beitrag könnte von mir sein. Ich finde mich in vielem wieder. Akuter Therapiestart nach Geburt, Thera beendet von ihr aus, in die Arbeit stürzen etc.
Umso schöner, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, was deine jetzige Therapie betrifft.

Mir hat in den vier Jahren Therapie keine der zwei Theras erklären können, warum ich so sehr in das Schweigen verfallen bin und kaum reden konnte. Es kam immer nur die Frage: Betti warum können sie nicht reden, nicht hinschauen, nicht hinfühlen, nicht in den Kontak treten...und ich hatte immer die selbe Antwort: "Ich weiß es nicht". Diese ewigen Fragen lösten in mir nur heftige Wut aus und meine Antwort dazu noch mehr. Bei der letzten Thera wurde das aber nicht wirklich gesehen oder wahrgenommen. Bei der ersten Thera kam schon sehr viel hoch. Vorallem auch deshalb weil ich sehr viel geschrieben und ihr geschickt hatte. Ich weiß auch, dass sie jede einzelne Zeile gelesen hat und immer bei mir war. Auch im Schweigen. Die letzte Thera hat meine Zeilen manchmal nicht einmal gelesen, sondern wollte dies immer nur in der Stunde besprechen. Und das obwohl sie ja von Anfang an wusste, wie schwer mir das Reden fällt. Im Endeffekt haben wir dann nicht mal über das Geschriebene gesprochen sondern einfach nur geschwiegen. Ihr habe ich viel Geld fürs Schweigen und nicht Wahrgenommen werden dort gelassen.

Ach ich bin wirklich schon sehr gespannt wie das Erstgespräch bei meiner ersten Thera ablaufen wird. Damals als sie beendete, war sie noch in Ausbildung. Kurz danach hat sie abgeschlossen, sprich auch bei ihr wird sich vermutlich einiges getan und sie viel Erfahrung gesammelt haben. Irgendwie habe ich ja große Sorge, dass es vermutlich gar nicht mehr so sein wird und sein kann, wie ich es von vor über 5 Jahren in Erinnerung habe. Und meine Gedanken springen schon wieder 10 Schritte nach vor. Sprich ich mache mir große Sorgen, dass sie eigentlich ja gar nicht mehr mit mir arbeiten will, weil es damals schlussendlich so schlecht gelaufen ist. Dann denke ich wieder, dass ich momentan ja sowieso kein halbes Jahr warten kann. Gleichzeitig habe ich aber Sorge, dass ich bei wem "Falschen" starte und ich es lieber hätte sie zumindest in petto zu haben. Dann denke ich wieder starte bei wem Neuen, wäre vermutlich besser...

Ach mein Gedankenkarussell läuft schon wieder...sorry...ich weiß Schritt für Schritt. Wenn das immer nur so einfach wäre. :roll:

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Shukria
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Beitrag Fr., 25.06.2021, 05:03

😁 SALAMI TAKTIK sagen wir bei uns wenn so viele Unbekannte in einer Gleichung sind...

Also von deiner Strategie find ichs super mehrere Erst gespräche auszumachen.

Du kannst bei jedem neu schauen was du brauchst. Zusagen? Bedenkzeit? Noch 1-2 zusätzliche Probegespräche bei dieser einen Person? Sagen das du noch ein Erstgespräch bei einer anderen Therapeutin offen hast und dich danach entscheiden, das noch abwarten möchtest....

Ein bißchen ist es wie Bewerbungsgrspräche für die Arbeit, das Gesamtpaket muss passen und natürlich bist du nervös weil erst wenn du dort warst wird sich mit der Zeit ein Gefühl einstellen

Jede Therapeutin bringt ihr eigenes mit und am Ende entscheidest du wer in der aktuellen Situation mit seinem Angebot am besten zu dir passt. Selbst wenn du nach einiger Zeit merkst es geht doch nicht wirst du bei deiner vor erfahrung nicht mehr dort ewig ausharren sondern selbst neu schauen was dann dran ist.

LG

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 26.06.2021, 13:18

Betti hat geschrieben: Di., 15.06.2021, 00:58
Und ich habe so große Angst davor, dass meine Stabiliät ins Wanken gerät. Wie mit dieser Angst umgehen? Ich muss ja für meine Kinder da sein, arbeiten und funktionieren. Aber es ist auch so ein großes Bedürfnis in mir wieder mal gesehen und gehört zu werden. Wieder mal nur ICH sein zu können. Nicht immer nur Mama und Ehefrau und Hausfrau und Arbeitsmensch. Ich bleibe gerade so sehr auf der Strecke. Ich betäube mich einfach nur mit Essen (leider :(), mit Schlafentzug, mit arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. In vier Stunden muss ich fit sein für drei Kids, welche auch nachts nach Mama rufen. Und ich sitze noch hier und schreibe. Und eigentlich ging es mir ja gut oder nicht? Kann es wirklich sein, dass nur die Gedanken an Therapie meine Stabilität ins Wanken bringen? Oder ist da eh schon vorher einiges schief gelaufen? Eigentlich ging es mir ja gut, eigentlich will ich nur wieder mal gesehen werden... Aber von wem?


Naja, genau das was du da oben beschreibst kann ja der Therapieauftrag für den Therapeuten sein. Dass du in der sehr belastenden Situation für dich Stütze und Hilfe suchst ist ein völlig legitimes Anliegen in einer Therapie.

Ich denke das könnte man in einer probatorischen Sitzung oder noch besser schon beim ersten Telefonat abklären, ob der Therapeut genau das anbieten kann. Also gleich beim ersten Telefonat klar sagen, das und das suche ich für mich.

Es gibt halt nur leider nur eher wenige wirklich gute Therapeuten.

Evtl gibt es aber auch beim Jugendamt, beim sozialpsychiatrischen Dienst oder einer frauenspezifischen Beratungsstelle die Möglichkeit regelmässiger Unterstützung bei Überarbeitung im Familienalltag zu bekommen. Ich hab zB die Möglichkeit bis zu ein Mal im Monat eine Stunden bei einer Sozialpädagogin von sozialpsychiatrischen Dienst in Anspruch zu nehmen.

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Marsianerin
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Beitrag Sa., 26.06.2021, 14:23

"Ich will gesehen werden", das ist nicht die Aufgabe eines Therapeuten. Das musst schon du selbst in Angriff nehmen. Was macht dein Mann? Wenn er sich auch voll einbringt, dann ist das momentan zu akzeptieren, dass du funktionieren musst. Du hast dich ja hoffentlich für die Kinder entschieden. Die Arbeit kann dir keiner abnehmen.

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peponi
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Beitrag Sa., 26.06.2021, 15:33

oh Mann, marsianerin :roll: dass es vielleicht auch für die Kinder besser ist, eine Mutter zu haben, die nicht nur einfach solange funktioniert bis sie es nicht mehr kann und dann zusammenbricht, auf den Gedanken kommst du nicht, oder?
und doch, ich sehe das durchaus auch als Aufgabe eines Therapeuten oder einer Therapeutin. Wenn man sich selbst nicht sehen kann und dafür erst einmal eine dritte Person braucht, ist das völlig legitim. ich bin froh, dass ich in meiner Therapie so gesehen werde wie es außerhalb dieses Rahmen schlichtweg nicht möglich ist, und empfinde gerade das als sehr wertvoll.

liebe Betti, ich habe nicht alles gelesen, daher sieh es mir bitte nach, wenn ich Sachen schreibe, die schon genannt wurden. Wenn du solche Probleme mit dem Reden hast, denke ich ehrlich gesagt nicht, dass es dir hilft, wieder zurück zur ersten Therapeutin zu gehen. Denn Therapie setzt erst einmal voraus, dass der Patient oder die Patientin reden kann. Vielleicht gibt es aber andere Verfahren, die für dich hilfreich sein könnten, sofern du sie privat zahlen kannst, um überhaupt erst einmal einen Zugang zu dir zu finden?
ich hatte während eines Klinikaufenthaltes vor einigen Jahren u.a. Konzentrative Bewegungstherapie, ein deutlich stärker körperorientiertes Verfahren, das ein Reden-Können nicht unmittelbar voraussetzt. das fand ich wirklich toll und damals habe ich mehr daraus mitnehmen können als aus der Einzeltherapie.
silence like a cancer grows.

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Beitrag Sa., 26.06.2021, 16:08

ich habe nur das Eingangsposting gelesen, aber ich würde dir SEHR! empfehlen, eine körperorientierte Psychotherapieform zu suchen.
Dass du nicht reden kannst, deutet für mich darauf hin, dass du eine Methode brauchst, die nonverbal mit dir arbeiten kann.
Du könntest dich auch an eine Körpertherapeutin wenden, z.B. Craniosakral, Shiatsu, Atemtherapie, die mit den emotionalen Themen von Menschen arbeitet.

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münchnerkindl
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Beiträge: 9792

Beitrag Sa., 26.06.2021, 18:07

Marsianerin hat geschrieben: Sa., 26.06.2021, 14:23 "Ich will gesehen werden", das ist nicht die Aufgabe eines Therapeuten.
Das ist selbstverständlich die Aufgabe des Therapeuten. Sogar die wichtigste. Wie will der Therapeut denn sonst angemessen auf einen Klienten oder seine Probleme eingehen?

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