Von Therapeutin unter Druck gesetzt

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Lilien
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 19:26

Da können wir uns die Hand reichen! Ich finde und fand es nie leicht, etwas anzusprechen, aber es hat mit hinterher immer Erleichterung gebracht und Dinge, die vorher in meinem Kopf sozusagen "herumspukten" konnten aufgeklärt werden.

Du könntest es ja ganz "unschuldig" sozusagen einfädeln und einfach nochmal nachfragen, ob es für sie grundsätzlich infrage käme, weitere Stunden mit Dir zu arbeiten und auf eine Langzeittherapie zu wechseln oder welche Alternativen sie vorschlagen würde. Die Therapie hätte eben einiges aufgewühlt und Du hättest mittlerweile ein gewisses Maß an Vertrauen zu ihr gefasst, so dass Du es gerne weiter mit ihr bearbeiten wolltest (so beispielweise - Du findest sicher noch passendere Worte).

Die Idee von saffiatou finde ich auch nicht schlecht. Dann hättest Du natürlich noch einmal Zeit, Deine Gedanken etwas zu ordnen.

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Montana
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 20:14

Lilien hat geschrieben: Sa., 20.02.2021, 19:26 Die Therapie hätte eben einiges aufgewühlt
Das würde ich gerade NICHT sagen. Als logisch denkender Mensch liegt mir die passende Antwort darauf auf der Zunge: dann war die Therapie jetzt schon zu lang. Die Therapie soll doch nicht schlafende Hunde wecken. Die sollen bleiben, wo sie sind.
Ich habe sowieso etwas anderes herausgelesen, nämlich, dass wichtige Dinge schon lange, lange darauf warten, bearbeitet zu werden. Aber das sind so heiße Eisen, dass die nicht sofort auf den Tisch kommen konnten. Was völlig normal ist. Aber natürlich kann dann die ursprüngliche Einschätzung der Therapeutin, wieviel Zeit benötigt wird, nicht mehr stimmen.
Was ich aber etwas schwierig finde, das ist dieser Zusammenhang zwischen Intelligenz und Therapiebedarf, den sie da in den Raum stellt. Als bräuchten einfach gestrickte Menschen mehr Therapie. Das halte ich für unsinnig. Wenn jemand - platt ausgedrückt - aus reiner Doofheit seine Probleme nicht lösen kann: toll, die Hilfe stellt sich dann sehr einfach dar. Wenn jemand was im Kopf hat und trotzdem nicht alles selbst bewältigen kann, dann ist das Problem eventuell deutlich komplexer.

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Lilien
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 20:41

Ich für meinen Teil, die ähnliches in der Therapie erlebt hat, nämlich, dass vermeintlich "alte Wunden" aufgerissen wurden, die aber in Realität nie verheilt waren, sondern eher im tief Verborgenen lagen und nur darauf warteten, an die Oberfläche zu kommen, damit ich damit endgültig abschließen konnte, sehe darin eine echte Chance.

Es gibt die Möglichkeit, etwa Verletzungen aus der Kindheit, jetzt aus einer anderen (vielleicht diesmal "erwachseneren", "lebenserfahreneren") Perspektive, mithilfe einer weiteren Person - beispielsweise dem Therapeuten, zu betrachten und erneut aufzuarbeiten. Das kann eine heilsame Erfahrung sein, einfach, wenn man für sich selbst erkennt "da ist mir Unrecht geschehen", "es lag nicht an mir". Das sind durchaus Gedanken, die man als Kind/junger Mensch mit ins Erwachsenenalter trägt, ohne sie genauer zu reflektieren.

Ich weiß nicht, ob die Therapeutin tatsächlich damit aussagen wollte, dass "einfach gestrickte Menschen" mehr Therapie benötigten. Gut möglich, dass die Therapeutin es einfach unglücklich formuliert hat.

Ich stelle mir gerade vor, ich hätte da als Therapeut einen unsicheren Menschen vor mir sitzen, hätte aber bereits gewisse Stärken des Patienten erkannt. Dann würde ich ihn das auch so wissen lassen, wenn er mal wieder mit sich selbst hadern würde. Nicht, um solch eine allgemeine Aussage zu treffen, sondern, um diesem Menschen zu vermitteln, dass ich als Therapeut an ihn glaube und etwas sehe, was er/sie vielleicht selbst noch nicht entdeckt hat. Dass ich daran glaube, dass er/sie es grundsätzlich ohne meine Hilfe zurechtkäme einfach, weil gewisse Ressourcen vorhanden sind, die der Betroffene für sich nutzen könnte. Ich finde es zumindest schwierig, es so zu beurteilen, ohne da genauer nachfragen zu können.

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Montana
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 22:15

Lilien hat geschrieben: Sa., 20.02.2021, 20:41 Dass ich daran glaube, dass er/sie es grundsätzlich ohne meine Hilfe zurechtkäme einfach, weil gewisse Ressourcen vorhanden sind, die der Betroffene für sich nutzen könnte.
Die Hürde, eine Therapie zu beginnen, ist doch für die allermeisten sehr hoch. Wenn man sich nach Jahren zu der Erkenntnis durchgerungen hat, dass man nicht ohne Hilfe zurechtkommt, und dann kommt sowas, was fühlt man dann? Also, ich zumindest empfinde exakt das gleiche wie die TE.
Das Wort "Ressource" in diesem Zusammenhang löst bei mir inzwischen schon Brechreiz aus. In Kliniken wird das auch immer arg strapaziert, dieses Wort. Ich hab nämlich auch voll tolle Ressourcen, die sind so genial, so richtig toll, voll mega toll. Kleine Aufzählung: ich hab studiert, ich bin intelligent, ich hab Familie. Ja, super, darum ist natürlich alles in Ordnung. Sind doch alles Ressourcen. Damit habe ich ja schon bewiesen, dass ich alleine klar komme.
Aber das ist doch Unsinn. Nach der Logik gäbe es psychische Erkrankungen nur am "unteren Rand" der Gesellschaft. Das ist doch nunmal nicht wirklich so.

PS: Ich brauch da auch keinen Therapeuten, der an mich glaubt. Mir ist meine berufliche Qualifikation nicht in den Schoß gefallen, insofern ist mir ihr Vorhandensein auch durchaus schon selber aufgefallen...

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Lilien
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 22:53

Meiner Meinung nach, beziehst Du meine Aussagen viel zu sehr auf Dich und Dein persönliches Empfinden und vermischt das hier nun miteinander. Was haben Deine beruflichen Qualifikationen damit nun zu tun? Oder, dass das Wort Ressource bei *Dir* Brechreiz auslöst? Wer behauptet, weil jemand studiert habe, käme er immer mit allem klar? Das sind doch alles Teilbereiche des Lebens, die nicht zwangsläufig miteinander verknüpft sein müssen.

Und der Rest sind schon irgendwie eine Deine Interpretationen... Also ich habe zumindest nirgends behauptet, psychische Erkrankungen kämen am "unteren Rand" der Gesellschaft vor und ich denke, es wäre ein wenig überzogen, diese Worte der Therapeutin so in den Mund zu legen, ohne mit ihr persönlich gesprochen und nachgefragt zu haben.

Was auch im Prinzip Kernaussage meines vorherigen Postings war, mit dem ich anmerken wollte, dass ja durchaus die Möglichkeit besteht, dass sich die Therapeutin da lediglich etwas unglücklich ausgedrückt hat, vielleicht aber eine ganz andere Intention dahinter stand, nämlich, ihren Patienten womöglich einfach nur in positiver Art und Weise zu bestärken, auch an sich selbst zu glauben und glauben zu dürfen.

Wenn Du das nicht brauchst, ist doch prima, anderen tut es eventuell auf gewisse Weise gut, da ein bisschen Anerkennung zu erhalten. Da sind wir ja alle durchaus individuell gestrickt.

Und letztendlich wissen tut es hier keiner wirklich. Weder Du, noch ich... aber, die TE hat die Möglichkeit, es anzusprechen und für sich selbst aufzuklären. Das ist doch viel hilfreicher, gerade, wenn man sich bereits abgelehnt fühlt, als sich da jetzt gedanklich auf diese eine Möglichkeit zu fixieren.

Mich würde der Gedanke auch wütend machen, aber ich behalte im Hinterkopf, dass es manchmal zu Missverständnissen in der Kommunikation zwischen zwei Menschen kommen kann - das ist natürlich auch in der Therapie gegeben. Andererseits ist so eine Therapie auch ein guter Ort, um sich darin zu üben, Unangenehmes anzusprechen... also, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, sozusagen. ;-)

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candle.
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 23:08

Montana hat geschrieben: Sa., 20.02.2021, 20:14 Was ich aber etwas schwierig finde, das ist dieser Zusammenhang zwischen Intelligenz und Therapiebedarf, den sie da in den Raum stellt.
Diesen Zusammenhang kannte ich noch gar nicht, obwohl die "Intelligenz" auch immer mal wieder an mich gerichtet war.

Sorry OT, wobei ich das wirklich spannend finde!

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Montana
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Beitrag Sa., 20.02.2021, 23:15

Ich glaube, Lilien, du hast mich grundsätzlich missverstanden.
In dem, was du da beschreibst, sehe ich alles mögliche, nur keine "Bestärkung". Es ist das genaue Gegenteil. Es ist ein Abwerten des tatsächlichen Leidensdrucks. Ein "ist doch alles nicht so schlimm".
Wenn es wirklich so gemeint sein sollte, dass es dem Patienten helfen soll, dann fällt es in die Kategorie: "gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht".
Wenn ein Patient wirklich mit dem Problem in Therapie kommt, dass er trotz normaler Leistungsfähigkeit nicht erkennt, was er kann, und darum unter einem geringen Selbstwertgefühl leidet, dann mag es ja sinnvoll sein, ihn dazu zu ermutigen, "an sich zu glauben". Das führt im besten Fall dazu, dass ein tolles Erfolgserlebnis möglich wird, und dadurch sozusagen "der Knoten platzt". Aber: wer hat denn dieses Problem? Wieviele Therapie-Patienten haben genau dieses Problem? Die TE jedenfalls nicht, die hat ein anderes.

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Sadako
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Beitrag So., 21.02.2021, 08:12

Für mich war oft ein Problem, dass ich erstmal sehr fit und intelligent und reflektiert wirke und es nicht sichtbar war, wie komplett durcheinander und desorganisiert und verzweifelt ich hinter dieser Fassade war. Ich hatte viele Fähigkeiten bzw habe sie noch immer aber ich habe sie genutzt um mich selbst zu verarschen bzw um mich hinter ihnen zu verstecken.
Das könnte auch für die TE ein Problem sein... vielleicht wirkst du auf deine Therapeutin gesunder und stärker als du bist. Wenn du das so empfindest, wäre es sicher wichtig, das in der Therapie zu sagen, dass es brüchig ist hinter der Fassade.

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Hasenmaus123
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Beitrag So., 21.02.2021, 08:30

Ich denke auch, dass die Thera in der Kürze der Zeit dich noch garnicht richtig kennenlernen konnte.
Nimm bitte deinen ganzen Mut zusammen und spreche es beim nächsten Mal an.
Die paar Stunden für eine Traumatisierung erscheinen mir nicht angebracht.
Aus meiner Sicht muss man in einer Therapie schlafende Hunde wecken um ganzheitlich zu heilen.

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Lilien
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Beitrag So., 21.02.2021, 09:18

Montana,

ich denke schon, dass ich verstehe, was Du grundsätzlich meinst. Ich kann auch nachvollziehen, so, wie Du Deine Wahrnehmung diesbezüglich beschreibst, warum das in Dir Unbehagen auslöst. Ich denke nur, dass man das nicht pauschal auf alle Menschen/Patienten in einer Therapie übertragen können wird.

Vielmehr glaube ich, ist es eine subjektive (negative) Wahrnehmung, vielleicht bedingt durch die eigene Vorgeschichte, durch Begegnungen mit Menschen (Therapeuten/Bekannten etc.), die das Leid vielleicht nicht in dem Maße ernst- und wahrgenommen haben, wie es tatsächlich nötig gewesen wäre. Das bedeutet ja aber trotzdem nicht, dass es auf alle anderen Menschen genauso zutreffen muss.

Ich persönlich habe in meiner Ursprungsfamilie sehr viel Abwertung erfahren. Mein Bruder galt und gilt auch heute noch als hervorragend, intelligent, "besonders". Ich stand immer irgendwie hinter ihm - unsichtbar. Lässt mein Therapeut mich wissen, dass er an mich und meine Fähigkeiten glaubt, dann baut mich das tatsächlich auf :-D . Auch hier ist es meine eigene Geschichte, die es mich anders (positiver) aufnehmen lässt.

Du siehst also, wir sind zwei Menschen, die das komplett unterschiedlich wahrnehmen würden.

Außerdem schau mal, wie es Naylanu formuliert hat:
Sie sagte im Laufe der Stunde noch, dass sie mich für scharfsinnig und klug genug hält und ich im Kopf immer wüsste, was los ist, woher meine Probleme kommen und, was ich eigentlich zu tun hätte.
Ihre Therapeutin sagte das im "Laufe der Stunde". Es steht dort nicht:

"Ich habe meine Therapeutin gefragt, warum wir die Therapie nach 24 Stunden beenden werden und sie antwortete darauf, dass ich im Kopf immer genau wüsste, was los ist, woher meine Probleme kommen und was ich eigentlich zu tun hätte"

So, wie ich es verstanden habe, hatte Naylanu ist eben daraus selbst geschlussfolgert, indem sie schreibt:
Aber ist das tatsächlich ein Grund seinen Klienten nach nur 24 Stunden wieder allein laufen zu lassen??
Für mich liest sich da zumindest nicht klar heraus, dass es die Therapeutin genau in diesem Kontext so geäußert hat. Sondern vielmehr, dass sich Naylanu fragt, ob es da vielleicht einen Zusammenhang geben könnte.

Und natürlich wäre es kein Grund, den Klienten nach 24 Stunden wieder aus der Therapie zu entlassen, gerade, wenn man für sich spürt, dass da jetzt mehr an die Oberfläche geholt worden ist, was man gerne mithilfe einer weiteren Person bearbeiten wollen würde. Ganz egal, ob mit oder ohne Studienabschluss.

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Thread-EröffnerIn
Naylanu
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Beitrag So., 21.02.2021, 09:43

Guten Morgen ihr Lieben und vielen Dank für eure Nachrichten.
Leider weiß ich nicht wie man einzelne Textpassagen kopiert, deshalb versuche ich es so.

Also meine Therapeutin streut immer mal wieder sehr wertschätzende Bemerkungen über meine Intelligenz und mein Wissen ein. Sie sagte auch einmal zu mir, dass sie mich in meiner Arbeit mit ihr recht schnell findet und mich für besonders reflektiert hält. Klar, ich höre das gerne und es tut gut so etwas zu hören, gerade weil ich dahingehend auch nie besonders viel Anerkennung bekommen habe. Allerdings sind es für mich zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und ihre Worte sagen für mich nichts über meine Fähigkeit aus, allein klarzukommen und ob ich es schaffe meine Geschichte allein aufzuarbeiten.
Es ist sicher so, dass ich nach außen viel viel stärker wirke als es tatsächlich der Fall ist. Und natürlich weiß ich wo meine Probleme liegen...in der Theorie! Mit der Praxis habe ich allerdings erhebliche Schwierigkeiten.
Vielleicht habe ich auch einfach den Fehler gemacht, dass ich ihr unterschwellig immer zu verstehen gegeben habe, dass ich sie nicht brauchen würde. Gerade weil sie weiß, dass ich immer mal wieder heftige Übertragungsgefühle für sie habe. Meine Angst bestand darin, dass sie mich als abhängig empfinden könnte oder besser gesagt, dass sie mich zurück weist um mich EBEN NICHT abhängig zu machen. Ich habe immer etwas Distanz gewahrt und als sie mich einmal fragte, ob ich Angst vor dem Ende hätte, habe ich ihr gesagt, dass das für mich kein Problem darstellt. Leider fallen mir oft erst nach der Stunde die wichtigsten Dinge ein, denn, dass ich kein Problem mit dem Ende habe, entspricht ja so nicht der Wahrheit.
Ich weiß, dass das Ende irgendwann kommt. Aber ich hatte gehofft, dass es dann kommt, wenn ich mich dazu bereit fühle. Und nicht so mittendrin. Ich fühle mich einfach, als hätte sie alle Kanäle in mir geöffnet und würde mich jetzt damit sitzen lassen.
Mich wühlt die Therapie tatsächlich sehr auf und auch ich glaube, dass das gut, richtig und wichtig ist. Allerdings nur wenn man professionellen Beistand hat. Ich habe einfach Angst, da mir jetzt noch 11 Stunden bleiben, wir aber bei meinem Opa immer noch nicht am Kern sind, ich am Ende dieser 11 Stunden völlig verwirrt und zerstört dasitze und sie mir sagt, dass sie keine Langzeittherapie daraus machen wird, aus welchen Gründen auch immer. Schlimm wäre für mich tatsächlich eine Begründung à la keine Lust ein Gutachten zu schreiben denn mit dieser Begründung würde ich mich sehr sehr wertlos fühlen.

Mir raubt die Angst vor der nächsten Stunde echt den Schlaf weil meine Angst sich gerade als ziemlich überwältigend anfühlt. Das erste Mal nach etwas zu fragen, was ich vielleicht möchte oder brauche um dann gesagt zu bekommen, dass ich es nicht bekomme weil, nicht schlimm genug, nicht wichtig genug, du kommst damit allein klar...

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Naylanu
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Beitrag So., 21.02.2021, 09:51

Und im Grunde genommen spüre ich da sogar wirklich ein kleines bisschen Wut.
Von meinem 15 Lebensjahr an habe ich sehr destruktive und zerstörerische Beziehungen geführt, bin nun zum ersten Mal wieder allein und weiß nicht einmal wer ich bin, was ich will geschweige denn wie man eine gesunde Beziehung führt oder Bindungen mit Menschen eingeht, die auf Respekt und Wertschätzung beruhen oder aber an diesen Bindungen zu zerbrechen.
Ich habe letztes Jahr den Kontakt zu meinem narzisstischen Vater abgebrochen, bin aber durch Gerichtsverfahren, in denen ich gegen ihn ausgesagt habe und die noch nicht beendet sind, immer wieder mit ihm konfrontiert.
Meine Ex Freundin versucht immer noch mich und mein Leben zu kontrollieren und ich kann mich kaum dagegen wehren weil ich nicht weiß, wie.
Und zuguterletzt der Missbrauch, über den ich jetzt das erste Mal gesprochen habe.
Und meine Therapeutin sagt mir, dass ich nur noch 12/jetzt nur noch 11 Stunden habe....

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Hasenmaus123
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Beitrag So., 21.02.2021, 09:58

Bei dem was du schreibst, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie die Therapie in 11 Stunden beendet. Wenn sie es doch macht, ist sie nicht die richtige Person für dich.

Wann siehst du sie wieder? Kannst du dich überwinden, das Thema anzusprechen?

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Naylanu
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Beitrag So., 21.02.2021, 10:03

Also, ich kann es mir auch fast gar nicht vorstellen. Da sie aber immer mal wieder das Wort "Kurzzeittherapie" fallen ließ, würde es mich nicht wundern, wenn es doch so wäre.
Ich habe natürlich auch meiner besten Freundin, die ja 5 Jahre bei ihr war, davon erzählt und auch sie wirkte fassunglos.

Ich habe leider erst am Freitag meine nächste Stunde und vermutlich werde ich es ansprechen da ich befürchte, dass ich noch so eine zermürbende Woche nicht aushalte. Außerdem spüre ich bei mir selbst, dass sich diese Angst nun wirklich kontraproduktiv auswirkt, weil ich eigentlich nicht mehr weiter in die Tiefe möchte, aus Angst nachher allein damit zu sein...

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Lilien
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Beitrag So., 21.02.2021, 10:10

Naylanu,

Du willst Dich schützen und hast Angst vor Verletzung bzw. Dich verletzlich zu zeigen. Auch die Sorge vor Abhängigkeiten, weil man diese in der Vergangenheit eventuell eher als ein reines Ausgeliefertsein erlebt hat, halte ich für vollkommen menschlich und nachvollziehbar. Ich finde, Du hast das alles sehr verständlich hier erklärt.

Du hast das Gefühl, Du würdest mehr Therapie benötigten, es ist etwas in Dir aufgebrochen worden und Du möchtest verständlicherweise nicht *alleine* damit dastehen, vielleicht ja auch, weil Du bereits in Deiner Vergangenheit damit alleine gelassen worden bist oder man Dir nicht hat so adäquat helfen können, wie es für Dich notwendig gewesen wäre!

Dazu kommt, dass Du Dich ohnehin schon abgelehnt fühlst von Deiner Therapeutin, Du ja die Vermutung hast, zusätzlich mitten in einer Übertragung zu stecken und Du Dich nicht bereit fühlst, zu gehen. Das sind zweifelsohne richtige "Baustellen", die angesprochen gehören. Das wäre für die meisten eine Herausforderung und in Dir ist ja schon so ein wenig der Wunsch, sie hätte das selbst erkannt und Dir die Last das jetzt noch so vor ihr ausbreiten zu müssen, einfach von den Schultern genommen. So habe ich Dich zumindest verstanden.

Ich glaube, Du wirst nicht wirklich drumherum kommen, das noch einmal genauso anzusprechen. Vielleicht könnt ihr ja auch schon einmal eine Abmachung in Richtung: wir schauen mal, wie es in den nächsten Stunden läuft und wenn es dann noch Bedarf geben sollte, verlängern wir rechtzeitig treffen. So dass Du für Dich zumindest die Sicherheit hast, dass es grundsätzlich noch weitergehen könnte.

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