Bin ich bei dem richtigen Therapeuten oder soll ich wechseln?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 11:44

"Ja das ist wahrscheinlich mein grosses Problem ich kann das nicht so einfach sagen was ich in der Situation denke. Ich erwarte halt das er mich so ein bisschen dahin führt und dann will ich ihn nicht vor den Kopf stossen mit meiner Frustation oder Wut."

Oje, so kann das nichts werden. :roll: :)

Gruß

Mustang
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 11:54

Wild Mustang hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 11:44
Oje, so kann das nichts werden. :roll: :)
das finde ich jetzt völlig daneben, und diese "hihi" smileys verstärken das noch
Demotivierender geht es nicht mehr bei dir?

Es gehen Menschen in Therapie weil sie Dinge nicht können, daran leiden und das ändern wollen.
Dazu gehört auch, nicht genauer benennen zu können wie es einem geht, nicht zu wagen das zu sagen
Gute und selbst mittelklassige Therapeuten können damit problemlos umgehen, das gehört genau da hin.


Wild Mustang
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 12:02

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 11:54
Wild Mustang hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 11:44
Oje, so kann das nichts werden. :roll: :)
das finde ich jetzt völlig daneben, und diese "hihi" smileys verstärken das noch
Demotivierender geht es nicht mehr bei dir?

Es gehen Menschen in Therapie weil sie Dinge nicht können, daran leiden und das ändern wollen.
Dazu gehört auch, nicht genauer benennen zu können wie es einem geht, nicht zu wagen das zu sagen
Gute und selbst mittelklassige Therapeuten können damit problemlos umgehen, das gehört genau da hin.
Wie du meinst. :!!: ;-)

Gruß

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Montana
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 12:16

Britta2347 hat geschrieben: Mi., 27.01.2021, 11:42 Ja das ist wahrscheinlich mein grosses Problem ich kann das nicht so einfach sagen was ich in der Situation denke. Ich erwarte halt das er mich so ein bisschen dahin führt und dann will ich ihn nicht vor den Kopf stossen mit meiner Frustation oder Wut.
Ja, schau, DA ist deine konkrete Übung zur Stärkung deines Selbstwertgefühls. Und darin liegt auch der Trick: es muss sich aus der Situation heraus ergeben. Übungen unter "Laborbedingungen" helfen nicht im richtigen Leben.
DU bist nicht darauf angewiesen, dass er dir das richtige anbietet. Er wird das nicht tun. Es ist an dir, etwas zu riskieren, Dinge auszusprechen, und auch, ihn damit vielleicht mal vor den Kopf zu stoßen. Das machen andere Leute ständig. Du aber nimmst dich zurück und verzichtest lieber darauf, etwas für dich zu tun. Der Therapeut stellt sich als Person zur Verfügung, damit du all das ausprobieren (und daran wachsen) kannst, was du im normalen Leben dich nie traust.

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saffiatou
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Beitrag Mi., 27.01.2021, 15:08

ich bin jetzt bei der zweiten Therapeutin, beide TfP und beide haben immer Übungen gemacht. Sie haben mir einiges vorgeschlagen und wenn ich es mir vorstellen konnte, sind wir einige Übungen durchgegangen. Es kommt sehr auf den Therapeuten an, was aus der Therapie wird, vor allem wenn die Patientin das anspricht und sich nichts ändert, oder Vorschläge kommen, wie man das Probelm in den Griff bekommt.

Auch bei mir ist das Thema Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz gerade im Vordergrund und wir üben da immer wieder mit der PEP (Klopfen nach Dr M Bohne) das wirkt bei mir bisher ganz gut bei anderen Themen, bei Selbstakzeptanz brauche ich länger.

Wenn du einen klassichen freudschen Analytiker hast, will er vielleicht nur "deuten" und lässt Dich reden, egal wohin der Wind trägt, leider.
Du hast das Recht ihm zu sagen, wenn etwas schief läuft, wenn er das schon selbst nicht mitbekommt, denn es ist Deine Therapie. ICh weiß dass das nicht einfach ist, ich habe auch lange gebraucht. Meine jetzige Thera bekommt immer mal wieder von mir zu hören, daß das so nicht gut ist für mich, oder ich etwas anderes erwarte. Sie nimmt mir nichts krum, diskutiert und erklärt, warum sie etwas so macht und nicht wie ich es erwartet habe. Überlege einfach mal, daß Du die Therapie zahlst, zwar nicht direkt, aber durch Deine Krankenkassenbeiträge, Du hats also das Recht auf die für Dich beste Behandlung!
never know better than the natives. Kofi Annan

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diesoderdas
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Beitrag Do., 28.01.2021, 21:59

Ich sehe da manches anders.
Ein Therapeut MUSS einen Fahrplan haben, finde ich. Er muss einen Plan von seiner Arbeit haben. Hätte er ihn nicht, könnte er einfach loslabern und ich hoffe doch mal, dass Therapeuten nicht einfach loslabern, sondern mit ihren hoffentlich passenden Worten etwas im anderen bewirken wollen. Denn ansonten könnte man auch mit jedem anderen reden und den Therapeuten in den Wind schicken. Und einen Fahrplan kann man auch besprechen, oder ändern, oder anpassen.
Vielleicht bin ich auch deshalb teilweise so aggro auf Therapie.
Es wird sich mir wohl nie erschließen, wie man beim Analytiker sitzen kann, der NICHTS sagt, außer ein paar "hm" und "ah"s (soll ja wohl vorkommen) und der eine einzige Deutung in der Stunde raushaut, die passen kann oder auch nicht.
Da erschließt sich mir einfach nicht, wozu der Therapeut gut sein soll, denn dafür brauche ich keinen Therapeuten und da erschließt sich mir auch nicht, mit was die so viel Geld verdienen. Soll ja gar nicht so selten vorkommen, dass Therapeuten sogar einpennen in der Stunden.

Ebenfalls finde ich, man DARF mit einer Ewartung hingehen. Ja verdammt, ich gehe mit einem gebrochenen Bein auch ins Krankenhaus und habe böserweise die Erwartung, dass das Bein gerichtet wird. Dass die mir sagen, was ich tun kann, was ich unbedingt tun muss, was es für Möglichkeiten gibt. Dass man mir das erklärt und dass ich bei entscheidbaren Dingen auch mitentscheiden werde. ABer erstmal sind die Ärzte dafür da MIR etwas zu erklären und DIE müssen etwas tun.
Ich muss mich dann auf den OP Tisch legen und ich sollte auch willig zur Physio sein.

Ich finde es absolut logisch und verständlich, dass man auch in Psychotherapie geht mit einer Erwartungshaltung.
Klar, ich erwarte von einem Therapeuten etwas. Sonst würde ich nicht hingehen. Als Minimum erwarte ich, dass mir erklärt wird, wie es laufen soll, was von MIR erwartet wird. Ich würde auch die Frage stellen: "Was denken Sie muss in einer Therapie passieren, dass sie Veränderung in jemandem bewirken kann? Und wie könnte das hier zwischen uns zu solchen Veränderungen kommen? Was überhaupt bewirkt Veränderung in einem Menschen, was meinen Sie dazu?"

Und auf diese Fragen hätte ich auch gern eine Antwort.
Ich finde also: doch, man darf erwarten, zumindest eine Anleitung oder eine Erklärung

Bei den meisten Therapeuten, die ich erlebt habe und von denen ich gehört habe, gab es nichtmal die allerkleinste Erklärung. Geschweige denn eine Aufklärugn über Risiken. Oft rein nichts in Richtung "so funktioniert Therapie hier bei mir" (denn da sind sie ja auch sehr unterschiedlich).

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Montana
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Beitrag Do., 28.01.2021, 23:14

Wenn es das gäbe, und das funktionieren würde, fänd ich das auch extrem cool.
Ich vermute aber, dass das zumindest extrem schwer ist.

Ich denke da ans Reiten, wo viele denken, sie "können" es. Dass das nicht stimmte, merken sie erst dann, wenn sich gefühlsmäßig etwas verändert hat. Was das ist, und wie man dahin kommt, das können nur sehr wenige so beschreiben, dass es beim Erlernen hilft. Aber eher im Nachhinein, um zu erkennen, dass man etwas richtig macht und auf dem richtigen Weg ist. Es ist kein gradueller Unterschied, es ist ein ganz oder gar nicht. Auch ich hatte 25 (Reit-)Jahre lang keine Ahnung, bis der Punkt bei mir kam. Man kann ohne weiteres alle möglichen Trainerscheine erwerben, ohne das Gefühl je erlebt zu haben. Ich hatte viele solcher Trainer. Von der anderen Sorte: zwei. Einer ist vor einigen Jahren als ü70jähriger verstorben.

Die Erkenntnis, wie Therapie funktionieren kann, bekam ich durch Therapie. Auch durch Fehler in der Therapie. So erklären, wie ich das so für mich denke, könnte ich es nicht. Es würde vermutlich ein ganzes Buch. Und dabei bin ich sogar noch ein Beispiel dafür, dass Therapie eigentlich gar nicht "funktioniert".


Wild Mustang
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 07:01

Meine Erfahrung ist die, dass man den richtigen Therapeuten, den richtige Menschen, für sich finden muss. Nicht irgendeinen, auch nicht unbedingt "die richtige Therapieform- oder Methode".

Erwartungshaltungen hat man natürlich und das ist auch notwendig. Mein Therapeut frage mich zu Beginn ausführlich, was mein Anliegen ist und wie meine Erwartungen sind. Hätte ich gesagt, dass ich nichts davon habe, dann hätte er das als "krank" gewertet.

Ein Klient, der keine Meinung hat oder sie nicht formulieren kann, der seinen Willen nicht zum Ausdruck birgt, der wird als "krank" eingeordnet.

Natürlich gibt es auf der anderen Seite Klienten, die wollen vom Therapeuten bedient werden, so wie man von einem Dienstleister bedient wird. Oder wie wollen einfach jemanden haben, der gezwungen ist, ihnen endlos zuzuhören, zu jammern und zu lästern.

Es gibt auch Leute, die stellen immer nur Fragen und jede Antwort triggert bei ihnen eine neue Frage an. Das kann endlos so gehen. Dabei gucken sie leidend und werden immer verzweifelter.

Aber es gibt eben auch Therapeuten, die sind zum weglaufen. Was die machen, das kann schlimmer sein, als das weswegen man zu denen hin geht.

Ich habe das große Glück gehabt, dass ich zweimal in die richten Hände gekommen bin, ohne viel eigenes Zutun. Allerdings habe ich beide male anfangs Zweifel gehabt und den Therapeuten wenig zugetraut. War sehr kritisch und hatte sehr hohe Ansprüche.

Ich war leicht kränkbar und schnell enttäuscht. Kaum jemand konnte meinen Ansprüchen genügen, ich habe bei jedem Menschen die Fehler und Schwächen gesucht, traute niemand zu, mit mir fertig zu werden, mir helfen zu können.

Genau mit diesen Dingen kann und muss man aber in der Therapie "arbeiten". Darum gehts. Um das Hier und Jetzt, nicht um das, was vor 230 Jahren war. DAS wird nebenbei mit aufgearbeitet, wenn man das hier und Jetzt in Ordnung bringt. Zumindest habe ich das so erlebt.

Ich hatte auch mal eine Freundin, die hat immer dann den Therapeuten gewechselt, wenn sie da nicht mehr bekam was sie wollte. Oder wenns ans eingemachte ging. Ihr ging es um Bedürfnisbefriedigung, die ihr verschafft werden sollte, von jemand, der die Pflicht hast, das zu tun, der nicht Nein sagen kann. Ein Therapeut eben.

Gegen diese Übergriffe seitens der Klienten muss sich aber der Therapeut wehren und verweigern.
Und dann wirds spannend.

Gruß

Mustang
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Britta2347
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 09:41

diesoderdas hat geschrieben: Do., 28.01.2021, 21:59 Ich sehe da manches anders.
Ein Therapeut MUSS einen Fahrplan haben, finde ich. Er muss einen Plan von seiner Arbeit haben. Hätte er ihn nicht, könnte er einfach loslabern und ich hoffe doch mal, dass Therapeuten nicht einfach loslabern, sondern mit ihren hoffentlich passenden Worten etwas im anderen bewirken wollen. Denn ansonten könnte man auch mit jedem anderen reden und den Therapeuten in den Wind schicken. Und einen Fahrplan kann man auch besprechen, oder ändern, oder anpassen.
Vielen Dank für deine Nachricht. Ja ich finde auch das der Therapeut einem da ein bisschen was erklären muss wie eine Therapie abläuft, was er von einem Patienten erwartet und worin der Therapeut unterstützen kann.

Eine Freundin von mir hat auch gerade angefangen eine Therapie zu machen, aber ihr wurde auch nicht gesagt wie sowas abläuft und was sie tun muss damit das funktioniert. Wie du schon sagst, wenn du zum Arzt gehst weil du Schmerzen hast im Knie oder im Bauch, dann stellt dir der Arzt ja auch gewisse Fragen um festzustellen woher diese kommen, und ich wünsche mir da eigentlich auch einen gewissen Plan, damit diese „Schmerzen“ wieder weg gehen. Das ist natürlich etwas grob gesagt aber ich finde der Therapeut sollten einem da schon eine kleine Hilfestellung geben damit man irgendwie weiss in welche Richtung man gehen muss.
Manchmal haben ich das Gewühl dass das alles so Chaotisch bei mir ist und nicht strukturiert und wir das vielleicht anders machen sollten aber ich weiss halt nicht was der richtige Weg ist und leider hat mir das auch nie jemand so richtig erklärt.
Zuletzt geändert von Tristezza am Fr., 29.01.2021, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote gelöscht. Bitte keine Komplettzitate verwenden, siehe Netiquette.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 11:40

Britta hat geschrieben: bei einer Verhaltenstherapie und die hat mir auch nicht wirklich geholfen weil diejenige nur oberflächlich gefragt hat aber auch nicht auf meine Gefühle eingegangen ist.
Hallo Britta,
ich hab jetzt nicht alles durchgelesen, bin an obigen Satz von dir klebengeblieben und hab da ne Frage dazu:
Was genau verstehst du denn für dich unter "auf meine Gefühle eingehen"?
Das ist ja ein weites Feld von "zur Kenntnis nehmen" über "bestätigen und zustimmen" oder "anderer Meinung sein" bis hin zu "deine Not damit würdigen" etc.
Was ist dein Wunsch dahinter, wie dein Thera dann reagieren/was er dir signalisieren und sagen "sollte", wenn du ihn was Innigeres aus deinen Gefühlen wissen lässt?

Dann zum Therapiekonzept:
Ich bin da auch der Meinung, ein Thera sollte gleich in den probatorischen Sitzungen wenigstens drüber informieren, auf welche Art er arbeitet, was er dir also "anbieten" kann an Unterstützung.
Ebenso, dass die probatorischen Sitzungen dazu da sind, sich miteinander auszutauschen, was DU dir wünschst, als Ziele hast und von ihm brauchst und was ER dazu beitragen kann. Da wünsch ich mir auch gerne Klarheit und "Selbstverständlichkeit" von einem Thera und nicht so ein mystisches "Ich weiß schon, wo der Weg für dich langgeht, folge mir nur!", das da manche draufhaben.

Allerdings, wenn dein Thera damit nicht von selber rausrückt : Frag ihn doch mal, ganz deutlich und klar. Mach es zum Thema, sei ehrlich und offen, und das alles bevor du ihn an "inneren" Gefühlen teilhaben lässt. Sonst trägt der Boden der Beziehung dafür gar nicht, meine Meinung und Erfahrung damit dazu.

Du scheibst von Chaos und wünschst dir Struktur : Sag ihm das, ganz deutlich!
Und wenns ein Analytiker ist, erwarte keine klar formulierte "Gebrauchsanweisung", wie du dich zu verhalten hast, was du tun, denken und fühlen solltest etc., das ist nicht seine Aufgabe.
Er öffnet dir einen Raum für dich und Deins und du darfst dich da im Miteinander mit ihm "ausbreiten", ohne dass du "richtig machen" musst. Der Raum dient dir zur Selbsterforschung und Selbsterfahrung. Heißt praktisch : Erstmal musst du deinen Ist-Zustand zulassen und spürbar für dich selber werden lassen, dann erst kannst du ans Verändern gehen.

Genau das ist das ganz ganz Schwierige bei einer Therapie.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 12:20

Tja, manchmal habe ich den Eindruck, wie man es bei den Therapeuten macht, ist es verkehrt. Bei der ersten (VT) hatte ich nach einigen Stunden gesagt, sie solle endlich mal zum Thema kommen. Da konnte sie sich gar nicht mehr erinnern, weswegen ich da war, hat sogar wichtige biographische Details (Gewalterfahrung) einfach vergessen und meinte, wenn es mir bei ihr nicht passt, solle ich doch woanders hingehen. Habe ich getan, aber sie hat mir solch einen Bericht geschrieben, der nur so vor Fehlern strotzt, dass ich keinen gefunden habe.
In der Reha wurde jede eigene Meinung mit massiver rhetorischer Gewalt als mangelnder Behandlungswille oder Aufsässigkeit interpretiert. Oder als "alles kommt mir so fremd vor". Man wurde also gezwungen, so zu tun, als würden einen die Themen etwas angehen (bspw. Stressbewältigungsseminar a la Wie organisiere ich meinen Abwasch? oder Stressfaktor Steuererklärung, glücklich, wer keine größeren Probleme hat!)
Danach hatte ich eine TP, die hat nur die Arme verschränkt, sich zurückgelehnt "ihre Zeit" gesagt und als ich meine Fragen stellte, hat sie gesagt, sie sei nicht dazu da, Fragen zu beantworten, das sei mein Wunsch nach mütterlicher Unterstützung. Als es mir immer schlechter ging, weil ich ja Woche für Woche vergeblich hintrabte, meinte sie, wenn es mir so schlecht ginge, könne sie keine Behandlung durchführen und ich solle mich wieder melden, wenn es mir besser ginge.
Ich stelle mir gerade vor, sie hat einen Wasserrohrbruch, der Klempner kommt und sagt: "Ja, das muss schlimm sein, wie Ihnen so das Wasser bis zum Hals steht. Wie fühlt sich das an? Was, sie wollen wissen, was man dagegen tun kann? Das kommt nur daher, weil Ihnen Ihr Vater das Klempnern nicht beigebracht hat, melden Sie sich wieder, wenn Ihre Wohnung trocken ist."
Ach so, ja, es gibt VT, bei denen darf man Fragen stellen, strukturiert Behandlungsziele formulieren und er/sie sagt, mit welchen Übungen man die erreicht. Aber da muss man sehr lange suchen!

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 14:03

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Fr., 29.01.2021, 12:20
Danach hatte ich eine TP, die hat nur die Arme verschränkt, sich zurückgelehnt "ihre Zeit" gesagt und als ich meine Fragen stellte, hat sie gesagt, sie sei nicht dazu da, Fragen zu beantworten, das sei mein Wunsch nach mütterlicher Unterstützung.
Hilfe. Gruselig! Kommt aber wohl leider nicht so selten vor. Habe ich auch schon von gehört und auch selbst erlebt.

Ich muss mich hier nun besser wieder etwas zurück halten, da sonst eigene Wut hochschwappt.
Ich hatte fürher mal einen Lehrer. So ein richtig kleiner Tyrann. Über 5 Ecken hatten wir Bekannte, die mit ihm und seiner Familie bekannt waren. Von daher wusste ich, dass er daheim total unter Fuchtel seiner Frau stand. Der brave Hausmann, der kochte und putze und nicht aufmuckte. Bei uns in der Schule machte er kleine Kinder regelrecht fertig, schrie sie in Grund und Boden.
Bei uns gab er den großen Macker, daheim war er klein mit Hut.
Manchmal.... manchmal kommt mir so ein Gedanke auch bei Therapeuten. Wie manche Therapeuten mit Klienten umgehen/reden - das würden die sich nie trauen, so mit Bekannten oder Familienmitgliedern zu kommunizieren.

Tut mir leid. Kurzer Ausrutscher von mir und ich bin nun still dazu.

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Montana
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 15:22

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Fr., 29.01.2021, 12:20 Ich stelle mir gerade vor, sie hat einen Wasserrohrbruch, der Klempner kommt und sagt: "Ja, das muss schlimm sein, wie Ihnen so das Wasser bis zum Hals steht. Wie fühlt sich das an? Was, sie wollen wissen, was man dagegen tun kann? Das kommt nur daher, weil Ihnen Ihr Vater das Klempnern nicht beigebracht hat, melden Sie sich wieder, wenn Ihre Wohnung trocken ist."
:-D Sehr gut geschrieben!


Wild Mustang
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 16:07

Montana hat geschrieben: Fr., 29.01.2021, 15:22 :-D Sehr gut geschrieben!
Allerdings, so fühlte ich mich auch etliche male in der psychosomatischen Klinik.

Ich rede von meinen realen und aktuellen Problemen und was mir bevorsteht und er meint lächelnd: "mhm, das klingt spannend". Als ob er einen Film guckt und sich gut unterhält.

Er hat aber trotzdem viel für mich getan. Man weiß ja nie, was die warum machen. Und was das langfristig für eine Wirkung haben kann.

Wer sich "jetzt" besser fühlen will, der ist beim Therapeuten eh falsch, :lol:


Gruß

Mutang
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Beitrag Fr., 29.01.2021, 16:16

Man spürt halt , ob ein Therapeut nur Floskeln raushaut, oder ob Worte aus echter Empathie gesagt werden

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