Alb-Träume als Folge aufgewühlter Traumata?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:18

also grundsätzlich gilt diese Eigenverantwortung sicherlich im realen, erwachsenen Leben.
Aber eine Psychotherapie ist doch eine Sondersituation.
Da finde ich es von einer Therapeutin ziemlich daneben zu fragen "ist es dringend" ?
Ja, was denn sonst?
Würde ernsthaft ein Patient anrufen, um einen Nottermin bitte weil er nur mal plaudern will?
Falls das so ist kennt sie auch ihre Pappenheimer und kann dann intervenieren, finde ich

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:20

Hardworking Fool hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 15:28
Kurz zu Euren Fragen.
Es ist ein ganz gemischte Gruppe. Bei den meisten scheinen zumindest auf den ersten Blick Probleme am Arbeitsplatz (Mobbing, Burnout) und soziale Phobien vorzuliegen. Zumindest ersteres liegt allerdings schon lange hinter mir. Bin im unfreiwilligen Vorruhestand. :roll:
weiss deine Therapeutin irgend etwas von dem Trauma?
Nach vier Jahren Therapie sollte sie das eigentlich, aber es kann natürlich sein dass du nie was gesagt hast, dass es dir u.U. selbst nicht bewusst war oder das was passiert ist nicht als Trauma eingeordnet hat.

Eigentlich hast du dann in einer ambulanten Gruppentherapie nichts verloren.
Das schadet dann eher. Überleg dir sehr ernsthaft ob du die Gruppe fortsetzen willst!

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saffiatou
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:24

Ich muss mich hier mal einmischen, es ist sicher ganz hilfreich, der TE deutliche Hinweise zu geben, dass sie nun für sich selbst verantwortlich ist, aber nicht unter Druck setzen.

Ich kenne dass Szenario nur zu gut. Wenn jemand jahrzehntelang sich in allem den Eltern untergeordnet hat, dann ist es so schwer mal nur an sich zu denken. Alles wird hinterfragt. Da hat sich Hardworking fool ja auch Hilfe durch eine Therapie geholt. Nur es braucht Geduld und Mut zu einer Änderung. Jemand hat das Recht Druck in der Form auszuüben, Ur die selbst. Wir wissen nicht, was da bei ihr zu Haus ablief, wenn schon ständige Alpträume da sind. Es ist doch super, dass sie es geschafft hat die thera um ein Einzelgespräch zu bitten. Es braucht Mut und Zeit um anzuerkennen, was man schlimmes erlebt hat und nicht alles zu bagatellisieren. Ich weiß noch genau wie lange ich da brauchte. Wichtig ist, den Weg weiterzugehen.
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saffiatou
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:27

Dem was Chrysokoll sagt stimme ich vollkommen zu, auch ich könnte mir nie vorstellen, mein Trauma in eine Gruppe zu bearbeiten. Es kann ja sein dass sich da Trauma erst im laufe der Zeit (sind es tatsächlich vier Jahre, ich las von kurzer Zeit) herauskristallisiert hat, as war bei mir auch so.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:39

vor allem hat ein Trauma nichts in einer gemischten Gruppe zu suchen.
Also in einer die nach Symptomen / Diagnosen gemischt ist.
was soll man da irgendwo zwischen Leuten mit Burnout, Ängsten oder Depression?
Und zumindest wenn es sich um frühe, komplexe Traumata handelt (meist sexuelle Gewalt) dann halt auch eher nicht in gemischtgeschlechtlichen Gruppen

Das führt leider meist zu Retraumatisierung und nicht zu Hilfe

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Montana
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 22:44

Ein Trauma hat generell nichts in einer Gruppe zu suchen, wenn nicht regelmäßig Einzeltermine stattfinden. Und mit regelmäßig meine ich nicht "nach Bedarf"! Einfach deshalb, weil in der Gruppe nichts gesagt werden darf, was für die anderen eine zu große Belastung wäre. Traumaerinnerungen gehören dazu. Und wenn die in der Gruppe keinen Platz haben können, wo dann?

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Hardworking Fool
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Beitrag Do., 22.10.2020, 10:15

@Pianolullaby: Ich danke dir für deine Einschätzung, möchte dich aber dringend bitten es jetzt mal gut sein zu lassen. Was ich ganz sicher nicht brauche ist noch jemand, der mir sagt wie unfähig ich bin und was ich zu tun habe.
chrysokoll hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 21:39 vor allem hat ein Trauma nichts in einer gemischten Gruppe zu suchen.
Also in einer die nach Symptomen / Diagnosen gemischt ist.

Das ist sicherlich absolut richtig. Im Grunde sollte die Gruppe auch nur zur Stabilisierung dienen, nachdem ich die ET beendet hatte. Klingt zwar schon wieder nach einer billigen Ausrede, aber mir ging es supi - bis Corona mein gesamtes Sicherungsnetz, was ich mir in 4 Jahren mühevoller Arbeit aufgebaut hatte, zerrissen hat, und ich wieder in ein Loch gefallen bin. Diesmal war ich allerdings schlau genug mir selbst Hilfe zu holen - vor 4 Jahren bin ich nur zur Therapie gegangen weil meine Chefin / Freundin mir die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Ohne Therapie hätte ich meinem Job Goodbye sagen können. Sie hätte mich rausgeschmissen.

Von dem Trauma wusste ich im Grunde selbst nicht, ehe mich etwas was in der Gruppe gesagt wurde (eigentlich völlig harmlos) getriggert hat. Erst da ist mir bewusst geworden, dass ich mich bisher nur an die Hälfte erinnert habe, sprich was unmittelbar nach dem Ereignis passierte. Das eigentliche Trauma hatte ich völlig verdrängt. Jetzt ist es mir wieder absolut präsent - und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. An sich bräuchte ich wahrscheinlich wirklich wieder regelmäßige Einzeltermine. Aber das kann ich ja morgen mit meiner Thera besprechen. An sich ist mein Stundenkontingent aufgebraucht.
Wahrlich keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.
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saffiatou
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Beitrag Do., 22.10.2020, 15:40

Hardworking Fool hat geschrieben: Do., 22.10.2020, 10:15 Klingt zwar schon wieder nach einer billigen Ausrede, aber mir ging es supi - bis Corona mein gesamtes Sicherungsnetz, w
das ist keine billige Ausrede, sondern geht sicher ganz vielen anderen traumatisierten Menschenn so, die durch die Situation mit dem Virus getriggert wurden.

Ich hoffe, dass Du eine Möglichkeit findest, an der Traumatisierung in einer anderen Therapie zu arbeiten.
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Hardworking Fool
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Beitrag Do., 22.10.2020, 17:52

saffiatou hat geschrieben: Do., 22.10.2020, 15:40 das ist keine billige Ausrede, sondern geht sicher ganz vielen anderen traumatisierten Menschen so, die durch die Situation mit dem Virus getriggert wurden.
Stimmt, das sehe ich genauso. Allerdings wollte ich Pianolullaby der Mühe entheben, schon wieder auf mich einzudreschen. :hau: ;-)

Das Schlimmste ist nicht einmal das Trauma an sich. Dass etwas vorgefallen war, wusste ich, allerdings hatte ich als Kind das falsch eingeschätzt. Jahr(zehnt)elang hatte ich Schuldgefühle, weil ich mich damals im wahrsten Sinne des Wortes mit Zähnen und Klauen gewehrt hatte. "Beißen tut man nicht!" Dabei konnte ich mich an das Gefühl der, im wahrsten Sinne des Wortes, Todesangst durchaus erinnern.
Das wirklich Schlimme ist, dass meine Eltern mich (unwissentlich) erst in diese Situation gebracht hatten. Sie haben mir nicht geholfen, ich konnte ihnen aber auch nicht sagen, was passiert war. Und wenn ich heute so darüber nachdenke, bin ich fast (fest?) davon überzeugt, dass sie es damals schon wussten.
Wahrlich keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.
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Fighter1993
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Beitrag Sa., 24.10.2020, 09:41

Ich geh mal auf den Ursprung des Threads, die Albträume. Ich hatte das vor 3 Jahren auch - bevor ich die aktuelle Therapie anfing. Ich war so am Ende, dass ich teilweise versucht habe, mit Alkohol schlafen zu können. Ich hab nachts auch maximal 2-3 Stunden gedöst, weil ich so Panik vor diesen Träumen hatte - Träume in denen ich tatsächlich die Bilder von damals sah, also mittendrin war im Geschehen. All das führte mich dann soweit, dass gar nichts mehr ging und als ich das meinem Hausarzt erzählte, von ihm dann ein Antidepressiva mit, ich nenns mal Schwerpunkt, auf Schlafstörung bekam. Die ersten Nächte und Tage waren natürlich nicht super mega toll, aber ich konnte wieder mehr als 2-3 Stunden schlafen und mit der Zeit ging das immer besser - keine Albträume mehr. Parallel zu dem Medikament hab ich die Therapie angefangen und dort an den Themen gearbeitet, mich stabilisiert. Nach 2 Jahren, also letztes Jahr im Herbst konnte ich das Antidepressiva absetzen und kann weiterhin normal schlafen, hatte bisher keine Albträume mehr, die das Trauma thematisiert haben.

Ich will jetzt nicht grundsätzlich auf Medikamente verweisen, aber mir habt tatsächlich geholfen wieder Boden unter die Füße zu bekommen und wieder einen normalen Schlafrythmus zu finden

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Hardworking Fool
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Beitrag Sa., 24.10.2020, 12:55

Kleines Update.

Freitag hatte ich das Einzelgespräch - und ich habe selten etwas so Schreckliches und Schönes erlebt. Nachdem ich wusste was ich das erste Mal in meinem Leben aussprechen würde, ging es mir vorher so richtig bescheiden. Meine Hände haben gezittert wie bei -25°C in der Badehose. Aber ich war fest entschlossen, es diesmal durchzuziehen. Und so belastend es auch war (für beide Seiten), ich habe es tatsächlich geschafft alles auszusprechen. Jedes noch so kleine Detail. :-((

Irgendwann so gegen Ende der Sitzung schlug meine Therapeutin vor, ich solle doch das Erlebte "umschreiben" - mir beispielsweise vorstellen, dass irgendein höheres Wesen, Gott, eine Fee oder was auch immer, mir zur Hilfe gekommen wäre. Eine sehr interessante Idee zumal ich weiß, dass meine Therapeutin keinesfalls an dergleichen glaubt.

Jedenfalls erinnerte ich mich da plötzlich an eine Geschichte, die ich vor Jahren für meinen Sohn geschrieben habe, um ihm die Angst vor XYZ zu nehmen. Sie hieß "Der Kuscheldrache Vladimir." Klingt zwar vielleicht albern, aber ich habe mir dann vorgestellt, was wohl passiert wäre, wenn dieser Drache tatsächlich existieren würde und mir beigestanden und den "bösen Buben" den Hintern versohlt hätte. :boese:

Alleine die Vorstellung, dass mir damals jemand geholfen hätte, war einfach unbeschreiblich. Nach der Sitzung schrieb ich diese "neuen Erinnerungen" auf und obwohl sie natürlich mit der Realität nicht das Geringste zu tun hatten, ging es mir sofort viel besser.
Letzte Nacht konnte ich zum ersten Mal seit mittlerweile fast drei Wochen ohne Angst das Licht ausschalten und ohne Alpträume schlafen. :happy:
Wahrlich keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.
:grotten: Hermann Hesse

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