Bereue, in der PT ein Thema angesprochen zu haben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:15

Montana hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 18:26
Und was machst du gerade? Anstatt zu warten was passiert nimmst du die Verletzungen vorweg. Du fügst sie dir in Gedanken selber zu.
Ok, das stimmt und das ist nicht sinnvoll von mir und für mich.
Ich hätte es eher als "ich wappne mich schonmal für den Schmerz der bald kommt" gesehen, wobei ich habe eigentlich gar nichts gesehen, Schmerz war/ ist (ich weiß gerade nicht) schon da. Vielleicht durch meine Vowegnahme
Montana hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 18:26Es könnte aber sein, dass die Therapeutin gar nicht schlecht über dich denkt und auch gar nichts negatives von ihr kommen wird. Das ist rational betrachtet der wahrscheinlichste Fall. Und dann kann genau das passieren, was in der Therapie das Ziel sein könnte: eine positive Erfahrung, die dich wachsen und noch mehr wagen lässt.
Das heißt dann zwar nicht, dass du dich beim nächsten Mal nicht wieder schlecht fühlen wirst, aber es kann Entwicklung stattfinden. Bleibst du dagegen immer auf sicherem Terrain und zeigst dich nicht, dann wird sich nicht viel ändern.
Du hast also, so wie ich das sehe, etwas entscheidendes richtig gemacht. Auch wenn sich das jetzt gerade richtig schlimm anfühlt.
Ich hoffe sehr das du recht hast. Ich schließe mich gern der rationale Variante an, meine Emotionen sind irgendwie unreif und über-panisch. Deswegen mag ich meine Gefühle auch nicht. Die stürzen alles ins Chaos, wenn sie mal aktiv sind. Vielleicht kann da ja Entwicklung passieren, wenn es da weitergeht. Ich hoffe

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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:22

Joa hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 16:17 Sag ihr all das wenn irgend möglich, oder schreib es auf. Versuche, das als Teil der Therapie zu betrachten, denn das ist es.
Ja, ich gebe mir Mühe es so zu sehen.
Ich habe schon während der Stunde Zweifel geäußert und kritisch hintefragt und ihr "unterstellt" was sie jetzt wohl denken müsste und sie hat mir gesagt, dass das nicht ihre Gedanken sind und mir gesagt, was sie wirklich denkt. Und ich konnte es in dem Moment leider nicht glauben, bzw fühlen, obwohl ich es sehr, sehr wollte.
Anscheinend steckte ich unerreichbar in irgendwas fest. Oh, wie gern würde ich da raus und nicht mehr rein.


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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:28

ziegenkind hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 16:24 hey_jude,ich glaube, Du steigerst Dich grad nach allen Regeln der Kunst in eine Krise rein. Ich bleib mal, bei diesem "Ich hasse mich", weil mir das der Kern zu sein scheint. Vielleicht guckst Du da mal richtiger hin?

Worum geht es? Um etwas, was Du getan hast. Wie siehst Du das wirklich? Hier steht mal, Du habest nur (zu viel) gefühlt und mal, Du seist exzentrisch und affektiert usw. Mir hilft es bei so etwas, genau aufzuschreiben, was war und wie ICH das heute sehe.
Heisst das dann Kopf an und Gefühl aus ?
Geht beides gleichzeitig ? was ist mit meinen Gefühlen, wieso müssen die so überdrehen ? Wieso übertreibe ich gleich so ?
Ich war unreguliert und das ist peinlich, rücksichtslos, stur, selbstfixiert...ok, es ist meine Therapie, ich möchte mit Hilfe an mir arbeiten. Heute habe ich anscheinend keine Hilfe zugelassen/ zulassen können. Habe ich aber nicht gemerkt in dem Moment. Peinlich, wie die Axt im Wald
Danke für die Denkanstöße.


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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:36

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 18:27
Dann würdest du gar nicht in Erwägung ziehen, dass du ein furchtbarer Mensch mit furchtbaren Taten sein könntest!
Hmm, ich weiß das ich nicht mit mir leben wollen würde, wenn ich so ein Mensch wäre. Dann habe ich vielleicht "nur" Macken", Unarten oder Defizite und daran kann ich arbeiten.
Allein würde ich es nicht hinbekommen.
Also hoffe ich, das geholfen wird, wer Hilfe möchte und sich bemüht und Verfehlungen verziehen werden können

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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:58

ich glaube, ich schreibe etwas wirr, sorry.
Danke für Eure Antworten !


ziegenkind
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Beitrag Do., 08.10.2020, 20:38

Du kannst doch Deinen Kopf bitten, Deine Gefühle zu analysieren und einzuordnen. So geht Regulation. Ist nicht einfach, das weiß ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung. Aber mir scheint, es gibt keine Alternative zu dem Weg, zudem Du in meinem Modell Deinen Kopf ja auch beauftragen würdest, darüber nachzudenken, woher diese machtvollen Gefühle kommen.

Weißt Du es?

Auch so ein genetischer, also nach den Ursachen fragender Ansatz kann helfen, Distanz zu der Situation jetzt zu bekommen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Montana
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Beitrag Do., 08.10.2020, 20:51

Ich finde das nicht wirr, was du schreibst. Ganz im Gegenteil. Du tust etwas, was einem in ganz schwierigen Situationen erstmal hilft. Ich muss mal etwas ausholen um das zu erklären. Stell dir vor, du bist in einer ausweglosen Situation, weshalb auch immer. Der Klassiker: du bist noch ein Kind und kannst deine soziale Gruppe, die dir schadet, nicht verlassen. Wie schlimm wäre es, wenn du dir bewusst machen würdest, dass du überhaupt keinen Einfluss hast und daher deine Situation nicht verbessern kannst. Also passiert das genaue Gegenteil: du nimmst die "Schuld" auf dich. Dadurch musst du damit klarkommen, dass du ein ganz schlechter Mensch bist, dass du Schlechtes verdient hast, dass du nichts kannst, dass du dumm bist, welche Variante auch immer, vielleicht auch alles zusammen. Was du rein subjektiv aber gewinnst: die Macht, etwas zu verändern. Denn wenn du die Ursache für alles Übel bist, dann kannst du auch etwas ändern. Dich kannst du ändern, die anderen nicht.
Dumm nur, dass diese Grundannahme, entstanden in größter Not, gar nicht stimmt. Stand jetzt ist: sie schadet dir ganz erheblich. Wenn du es schaffst, sie zu verändern, z.B. indem dir deine jetzige Umwelt ca. 50.000 mal beweist, dass du ein liebenswerter Mensch bist, dann ergibt sich daraus ein Problem. Du würdest nämlich zu einer Neubewertung deines gesamten bisherigen Lebens gelangen, das unter einer völlig falschen Annahme über dich selbst lief. Hunderttausend Situationen gab es da, die doch ganz anders hätten sein können. Wenn denn nur... Das ist etwas, was sehr belastend ist. Kann und will man das aushalten? Schwer zu sagen. Trifft man diese Entscheidung überhaupt bewusst? Ich weiß es nicht.
Ob du mit diesen Gedanken überhaupt etwas anfangen kannst, weiß ich natürlich nicht. Es mag bei dir alles ganz anders sein. Vielleicht ist es aber auch eine Anregung, die dir was nützt.


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Beitrag Fr., 09.10.2020, 09:03

ziegenkind hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 16:24
Und wenn dabei etwas raus kommt, was ich an mir bei Licht betrachtet nicht mag, dann tue ich drei Dinge:
1. Mir klar machen, es geht um ein konkretes Verhalten und nicht um alles oder nichts
2. Mir überlegen und AUFSCHREIBEN, woher das kommt, welche Bedürftigkeit, welche Verletzung dahinter steht, mir also mit Wohlwollen begegnen und mit Blick auf mich von etwas ausgehen, was für alle Menschen gilt: es gibt immer einen Grund, warum wir tun, was wir tun.
3. Mir überlegen und AUFSCHREIBEN, was ich in der Situation von jetzt aus betrachtet gerne anders gemacht hätte und was ich dafür bräuchte um das anders zu machen.
ziegenkind hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 20:38 Du kannst doch Deinen Kopf bitten, Deine Gefühle zu analysieren und einzuordnen. So geht Regulation. Ist nicht einfach, das weiß ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung. Aber mir scheint, es gibt keine Alternative zu dem Weg, zudem Du in meinem Modell Deinen Kopf ja auch beauftragen würdest, darüber nachzudenken, woher diese machtvollen Gefühle kommen.

Weißt Du es?
Ich werfe mir einiges vor, vor allem im Umgang mit mir selbst und dann aber auch im Umgang mit den Gefühlen anderer Menschen. So ganz konkret kann ich es nicht sagen.
Ich habe meine Gefühle und Bedürfnisse lange ignoriert, jetzt kenne ich sie nicht mehr wirklich.
Mit den Gefühlen anderer Menschen gehe ich im Kern vermutlich auch eher ignorant um, nehme sie nicht ernst oder bemerke sie nicht, zweifel sie an. Ähnlich wie mit meinen eigenen Bedürfnissen und Gefühlen.
Deswegen würde ich Gefühlsbegegnungen mit anderen lieber aus dem Weg gehen, bevor ich in irgendeiner Art zum Täter werde. Ich erdenke mir eher, wie es wohl okay wäre, mit anderen umzugehen. Aber so richtig emotional erfassen kann ich es glaube ich derzeit häufig nicht.

Ich habe meine Gefühle abgelehnt, mich abgelehnt. In meiner Familie wurden meine Gefühle und Bedürfnisse abgelehnt. Oder zumindest hat es sich für mich damals so angefühlt. Jetzt lehne ich ab. Je näher, desto stärker die Ablehnung, die Angst (?), Sorge, Überforderung (?), Wut (?), weil heute nicht sein kann, was damals nicht war ?!

In der Therapie rede und rede ich , bin nicht wirklich lange aufnahmebereit/-fähig, war nur "auf Sendung" und, wenn auf Empfang, dann (zumindest beim letzten Mal) nur, um das Haar in der Suppe zu finden, um die Therapeutin anzuzweifeln oder zu hinterfragen.
Ich stehe nicht zu meinem Bedürfnis nach Hilfe, gespürt habe ich es in dem Moment auch nicht mehr. Ist das überhaupt ein Bedürfnis, dazu auch noch ein gerechtfertigtes ?
Wenn das so bliebe, dann wäre ein vorzeitiges Therapieende von ihrer Seite verständlich.
Ich weiß noch nicht, wie ich mit der Therapie am besten umgehen kann.

Ich würde es gerne hinbekommen, unaufgeregt in der Stunde zu sein und mit Hilfe der Therapeutin daran arbeiten, dass mein Chaos übersichtlicher wird. Es gibt keinen rationalen Grund zu zweifeln oder etwas zu unterstellen. Bisher jedenfalls nicht.

Der Grund dafür ist vielleicht Überforderung. Das ich mich mit meinen Gefühlen überfordert fühle und mit denen anderer erst recht. Also, eine Abwehr vllt. Alle Kanäle sind verstopft, da geht nichts mehr rein. Ich werfe Ballast ab und die Schotten gehen direkt wieder zu.
Vielleicht ist Hilfe zu wollen ein Bedürfnis, Hilfe zu geben auch ? An welcher Stelle es sich bei mir staut, weiß ich nicht.
Die Therapeutin wirkte auf mich keineswegs bedürftig.
Zudem hat sie sicher genügend KlientInnen bei denen diese Wechselseitigkeit besser funktioniert als bei und mit mir.
Das Bedürfnis ist vielleicht angenommen zu werden und die Angst und antizipierte Wut darauf, dass das nicht passieren wird/ passieren kann, denn ich bin un-annehmbar.
Weiß ich schon. Muss man mir nicht nochmal zeigen und vermitteln. Ich verzichte direkt und freiwillig --> antizipiert.
Weiß ich nämlich tatsächlich (noch) nicht.


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Beitrag Fr., 09.10.2020, 09:22

Montana hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 20:51 Stell dir vor, du bist in einer ausweglosen Situation, weshalb auch immer. Der Klassiker: du bist noch ein Kind und kannst deine soziale Gruppe, die dir schadet, nicht verlassen. Wie schlimm wäre es, wenn du dir bewusst machen würdest, dass du überhaupt keinen Einfluss hast und daher deine Situation nicht verbessern kannst. Also passiert das genaue Gegenteil: du nimmst die "Schuld" auf dich. Dadurch musst du damit klarkommen, dass du ein ganz schlechter Mensch bist, dass du Schlechtes verdient hast, dass du nichts kannst, dass du dumm bist, welche Variante auch immer, vielleicht auch alles zusammen.
Der Klassiker passt!

Montana hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 20:51Dumm nur, dass diese Grundannahme, entstanden in größter Not, gar nicht stimmt. Stand jetzt ist: sie schadet dir ganz erheblich. Wenn du es schaffst, sie zu verändern, z.B. indem dir deine jetzige Umwelt ca. 50.000 mal beweist, dass du ein liebenswerter Mensch bist, dann ergibt sich daraus ein Problem. Du würdest nämlich zu einer Neubewertung deines gesamten bisherigen Lebens gelangen, das unter einer völlig falschen Annahme über dich selbst lief.
Das fühlt sich tlw schon so an und es macht mir Angst. Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin im falschen Film. Meine Sicht scheint sich langsam zu verändern. Sicher kann ich es nicht sagen. Aber da ist auch Abwehr und die stürzt sich scheinbar auf das was gut ist, das was ich mir wünsche. Vielleicht prüfe "ich" es auch? Teste wie wahr und stabil es ist ? Nicht bewusst, sondern das kommt so...finde das würde passen. Ich hoffe ja, dass sie Therapeutin bleibt, das meine Bekanntschaften und Freundschaften halten. Und doch ist da immer wieder der Zweifel, mal ausgesprochen, als Vorwurf oder Frage formuliert, mal nur gedacht.
Montana hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 20:51 Hunderttausend Situationen gab es da, die doch ganz anders hätten sein können. Wenn denn nur... Das ist etwas, was sehr belastend ist. Kann und will man das aushalten? Schwer zu sagen. Trifft man diese Entscheidung überhaupt bewusst? Ich weiß es nicht.
Ob du mit diesen Gedanken überhaupt etwas anfangen kannst, weiß ich natürlich nicht. Es mag bei dir alles ganz anders sein. Vielleicht ist es aber auch eine Anregung, die dir was nützt.
Ja, ich kann damit etwas anfangen. Ich will das aushalten, solange ich hoffen kann, dass ein Ende dieser Zwiespältigkeiten in Sicht ist und es nicht noch viel mehr und öfter wird. Dafür DARF man mich gerade nicht plötzlich und ohne Erklärung alleine lassen und ich gebe anderen dadurch so viel Macht und fordere zudem etwas ein (und das fühlt sich falsch und böse an).Es schreckt mich ab und ich wünschte es wäre nicht so. Ich wünschte ich hätte dieses Bedürfnis nach Verbindung und angenommern werden nicht, dann könnte man es mir nicht wegnehmen oder verweigern, wenn ich es am wenigsten erwarten oder am dringlichsten "brauche".
Und, was für Bedürfnisse und Gefühle kommen da denn bidde noch alle....??wer soll das denn alles managen, abwägen, beachten und entscheiden ...??
Ich??

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Beitrag Fr., 09.10.2020, 10:18

Ich wollte ja voll einsteigen in den Thread bis ich direkt verstanden habe, dass es bei dir um was anderes geht, aber das nur am Rande.

Jedenfalls scheint es bei dir ja um das 'gesehen werden und akzeptiert werden zu gehen mit dem was da ist. Wenn du dir vorstellst in Therapie zu bekommen was du brauchst, würde sich dann was verändern?

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Beitrag Fr., 09.10.2020, 10:58

Wow, ich finde dich unglaublich reflektiert. Sagst du das in den Therapiestunden auch genau so? Das fände ich dann nämlich sehr produktiv. Es kann nicht funktionieren, die Therapie "mal so laufen zu lassen" und solche hammermäßigen Gedanken in einer nebenherlaufenden Privatshow rumspringen zu lassen.
Das kenne ich von mir selbst, dass ich Dinge nicht sage, weil "es besser ist, das nicht zu machen". Aber sagt der Therapeut was, dann läuft bei mir innerlich so was wie: "ja neee, das ist ja anders, aber das kann er halt nicht wissen". Gestern kamen wir dann drauf, dass ich mich in der Praxis unwohl fühle und ob wir mal schauen könnten, ob man das ändern kann. Mein erster Satz war: "Nein, das geht nicht!" Der zweite: "Das würde wohl schon gehen, aber dazu müsste ich dann wohl sagen, wo das Problem ist." Als nächstes habe ich meinen Mut zusammen genommen und einen Grund für mein Misstrauen ihm gegenüber benannt. Es ging sogar noch weiter. Er antwortete um es zu entkräften und ich glaubte ihm nicht und sagte auch DAS. Was daraus wird, keine Ahnung. Aber ich glaube inzwischen, ich möchte solche Dinge benennen können, denn wenn ich es nicht tue, und trotzdem vertrauen will, dann kommt unweigerlich der Punkt, wo das Fass überläuft weil ZU VIEL unausgesprochenes sich angesammelt hat.

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Beitrag Fr., 09.10.2020, 11:34

Liebe hey_jude,
hey_jude hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 09:22 Ja, ich kann damit etwas anfangen. Ich will das aushalten, solange ich hoffen kann, dass ein Ende dieser Zwiespältigkeiten in Sicht ist und es nicht noch viel mehr und öfter wird.
ich glaube, wenn du das Ende der Zwiespaltigkeit sehen möchtest, hast du in deiner Therapie den Schritt in eine gute Richtung gemacht, indem du offen in den verfügbaren Raum gestellt hast, was für Gefühle du in dir trägst. Und vielleicht es dir langfristig helfen könnte, wenn sowohl Aggressionen als auch deine Verletzlichkeit und Schmerz im Sinne des Opfers der Umstände erstmal ihren Platz bekommen dürften, sodass ihr euch das gemeinsam anschauen könnt und mit Verstand einordnen könnt.. 🌷

Die Mitteilung finde ich wichtig, weil ich der Meinung bin, dass die Gedanken, welche man basiert auf seiner Wahrnehmung der Realität denken kann, man bereits gedacht hat.. wenn das Problem verschwiegen da bleibt und einen spaltet, wird eine Lösung in einem alleine von sich aus kaum entstehen können.. das wäre meiner Meinung nach irgendwie wundersam.. und ich glaube eher an die Wunder in neuen oder erweiterten Zusammenhängen.

Meiner Erfahrung nach hilft es, nach einer Mitteilung die Sichtweisen verschiedener vertrauten Mitmenschen zu hören.. Sie haben vielleicht verschiedene Blickwinkel auf die Themen und Umstände, welche mich bewegen. Diese unterscheiden sich möglicherweise, wenn ich Glück habe, von meinem Blickwinkel. So erkennen wir möglicherweise an einer Situation gemeinsam etwas, was ich bisher so übersehen habe.

Es ist außer der Verletzlichkeit auch etwas sehr Konstruktives dabei, was ein Mensch dabei möglicherweise erfährt.

hey_jude hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 09:22 Dafür DARF man mich gerade nicht plötzlich und ohne Erklärung alleine lassen und ich gebe anderen dadurch so viel Macht und fordere zudem etwas ein (und das fühlt sich falsch und böse an).
Ich habe den Eindruck, dass eure therapeutische Beziehung nun tiefer geworden ist, echter, weil sie nun mehr von dir sah - und sie bleibt weiterhin für dich da. Und nun bekommt sie die Möglichkeit, dir zugewandt zu helfen.. was du möglicherweise als Macht empfindest.

Ich denke, jeder Mensch, welcher Hilfe braucht, ist in gewisser Weise ausgeliefert und auch fordernd, weil er etwas von jemand anderem braucht.. man nimmt das nur unterschiedlich stark wahr. Da bist du in einer Situation, welche viele Menschen so kennen.. Und meine Sichtweise ist, dass daran nichts verwerfliches ist.. so sind wir Menschen halt in manchen Lebenslagen. Und was an Hilfe man tatsächlich bekommen kann, würde von Außen festgelegt und über die Zeit dynamisch ausgehandelt.

Vielleicht erinnere dich daran, hättest du keine für dich problematischen Themen, wärest du nicht bei ihr in der Therapie.. wegen ihnen bist du zu ihr gekommen. Und dass solche Themen nach und nach auftauchen, ist wahrscheinlich eher üblich in einer Therapie..

Ich finde das schön, dass du dich geöffnet hast.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.


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Beitrag Fr., 09.10.2020, 14:49

candle. hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 10:18
Jedenfalls scheint es bei dir ja um das 'gesehen werden und akzeptiert werden zu gehen mit dem was da ist. Wenn du dir vorstellst in Therapie zu bekommen was du brauchst, würde sich dann was verändern?

LG candle
Wenn ich in der Therapie gesehen werde und so akzeptiert werde und das auch glaube und fühle, das es so ist, ob sich dann etwas verändert ?!
Ich glaube, ich würde ruhiger werden, in den Therapiestunden. Sicher bin ich mir nicht und ich muss meinen Teil ja eben dazu tun und es glauben- fühlen-annehmen. Daran scheiterts glaube ich gerade. Aber so lange bin ich auch noch nicht dabei. Ob sich ansonsten etwas verändern würde, kann ich gerade nicht einschätzen. Aber ich glaube, die gemeinsame Therapiearbeit würde so erst überhaupt zustande kommen können.

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Beitrag Fr., 09.10.2020, 16:11

Du kannst aber doch nicht bewusst entscheiden, etwas zu glauben, zu fühlen, anzunehmen. Ich glaube eher, wenn du das kannst, dann bist du am Ziel und kannst die Therapie abschließen.


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Beitrag Fr., 09.10.2020, 21:58

Montana hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 10:58 Wow, ich finde dich unglaublich reflektiert. Sagst du das in den Therapiestunden auch genau so? Das fände ich dann nämlich sehr produktiv.

Als nächstes habe ich meinen Mut zusammen genommen und einen Grund für mein Misstrauen ihm gegenüber benannt. Es ging sogar noch weiter. Er antwortete um es zu entkräften und ich glaubte ihm nicht und sagte auch DAS. Was daraus wird, keine Ahnung. Aber ich glaube inzwischen, ich möchte solche Dinge benennen können, denn wenn ich es nicht tue, und trotzdem vertrauen will, dann kommt unweigerlich der Punkt, wo das Fass überläuft weil ZU VIEL unausgesprochenes sich angesammelt hat.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich es so sage. Ich glaube die Gedanken waren neu. Aber ich sage schon oft was ich gerade denke und manchmal platzt es auch aus mir raus. Ich lasse meine Kontrolle ziemlich los. Ich weiß aber nicht wirklich, ob das gut ist. Oft schäme ich mich dafür. Wusste gar nicht , dass ich mich so sehr schäme. Vielleicht muss raus, was da spontan kommt...aber vielleicht sollte ich auch bald etwas mehr auf Kontrolle achten oder hoffen, dass ich mit der Zeit ruhiger werde ? Ich bin mir nicht sicher. Wenn ich allerdings kontrolliert dahingehen würde, dann gäbe es gar keinen Therapieanlass und keine Gesprächsinhalte, dann bin ich sachlich. Ich möchte ja eigentlich an meine Gefühle ran und deswegen muss die Therapeutin die ja mitkriegen, glaube ich. Ich hoffe da mit der Zeit eine gesunde Mitte zu finden.

Ich denke auch, dass es wichtig ist solche Dinge anzusprechen und das man ausprobieren kann und das Vertrauen dann wächst, wenn man im Gespräch bleibt. Das hoffe ich jedenfalls, das man im Gespräch bleiben wird und mein Vertrauen dadurch größer wird, weil ich spüren kann, das es okay ist.

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