Ausgeprägte Vergesslichkeit der Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Candykills
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Beitrag Do., 01.10.2020, 18:42

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 18:39 Wenn sogar ganze Therapien in nur etwas mehr als 20 Stunden abgeschlossen werden können
Da gebe ich dir grundsätzlich Recht, dass eine Therapie auch nur 20 Stunden gehen und erfolgreich sein kann.
Aber bei der TE wurde ja eine Langzeittherapie beantragt, also scheint sie kein Problem zu haben, dass in 20 Stunden "abgearbeitet" werden kann.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 01.10.2020, 18:50

Candykills hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 18:42 Aber bei der TE wurde ja eine Langzeittherapie beantragt, also scheint sie kein Problem zu haben, dass in 20 Stunden "abgearbeitet" werden kann.
Da wäre ich optimistischer. Auch Langzeittherapien können nach relativ kurzer Zeit abgeschlossen werden. Es müssen nicht alle genehmigten Stunden verbraucht werden.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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chrysokoll
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Beitrag Do., 01.10.2020, 18:54

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 18:50
Da wäre ich optimistischer. Auch Langzeittherapien können nach relativ kurzer Zeit abgeschlossen werden. Es müssen nicht alle genehmigten Stunden verbraucht werden.
ja, soweit die Theorie.
Kurzzeittherapien sind bei eng umgrenzten und leichteren Störungsbilder wunderbar.
Aber die TE wollte sich vor kurzem noch umbringen, da sehe ich eher wenig Sinn in "schnell schnell"

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 01.10.2020, 19:00

chrysokoll hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 18:54 Kurzzeittherapien sind bei eng umgrenzten und leichteren Störungsbilder wunderbar.
Aber die TE wollte sich vor kurzem noch umbringen, da sehe ich eher wenig Sinn in "schnell schnell"
In "schnell schnell" würde ich niemals Sinn sehen. Aber auch bei schweren Problematiken kann eine Kurzzeittherapie absolut ausreichend sein.

Weniger Sinn hat es m.E. Zeit bei einer vergesslichen Therapeutin abzusitzen.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 01.10.2020, 19:04

ich stimme dir zu, auch ich würde keine Therapiestunden bei einer derart vergesslichen Therapeutin absitzen.
Das kann nichts bringen und ich finde von der Krankenkasse bezahlte Therapiestunden sind zu wertvoll um sie zu verplempern.

Die Vergesslichkeit der Therapeutin erscheint mir nicht mehr normal, sondern vermutlich krankhaft
Das kann man natürlich so von aussen nicht sagen.
Wäre aber bedeutend wenn man eine neue Therapie machen möchte

Ich würde auf jeden Fall versuchen die 20 Stunden woanders zu machen und sehen was es da an Möglichkeiten, auch z.B. für eine weitere Verlängerung gibt.

Ansonsten wurde ja eine Langzeittherapie beantragt (und weitgehend durchgeführt) und dafür gab es sicher gute Gründe

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Montana
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Beitrag Do., 01.10.2020, 19:04

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 19:00 Aber auch bei schweren Problematiken kann eine Kurzzeittherapie absolut ausreichend sein.
Echt? Wie definierst du denn "schwer"? Schwer wäre für mich dadurch definiert, dass eine Kurzzeittherapie gerade NICHT ausreichend ist.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 01.10.2020, 19:16

Montana hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 19:04 Echt? Wie definierst du denn "schwer"? Schwer wäre für mich dadurch definiert, dass eine Kurzzeittherapie gerade NICHT ausreichend ist.
Eine Definition (mit der ich nicht übereinstimme, die aber oft genannt wird) lautet, je länger, schwerer oder schlimmer etwas "Schlimmes" andauerte, desto länger sei eine Psychotherapie erforderlich.

Ich sehe es ebenso, wie mit rein somatischen Erkrankungen. Wenn zwei Menschen an der gleichen schweren Erkrankung (in vergleichbarer Ausprägung leiden) schlägt die Behandlung bei dem einen rasch an und er kann das Kapitel abhaken. Bei dem anderen wirkt die Behandlung deutlich schwächer, er braucht andere, stärkere Medikamente und leidet noch lange unter den "Nachwehen" seiner Erkrankung.

Ich glaube, dass viele sich selber schaden, wenn sie sich einreden "dass sie auf jeden Fall über einen sehr langen Zeitraum Psychotherapie benötigen werden."
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Lilien
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Beitrag Do., 01.10.2020, 19:18

Montana hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 18:22
Lilien hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 17:16 Ihr scheint es ja auch selbst gar nicht aufzufallen, dass sie so vergesslich zu sein scheint? Und dass es womöglich in den letzten Monaten zugenommen zu haben scheint.
Doch, vermutlich merkt sie das durchaus. Aber wenn sie denkt, anderen fällt es nicht auf, dann braucht sie noch keine Konsequenzen ziehen. Das zu tun wäre nämlich beruflich und persönlich katastrophal.
Ja, wäre es wohl. Ich verstehe, was Du meinst. Könnte natürlich ein Grund sein, warum sie es zunächst abgestritten hat, nachdem es von der TE angesprochen worden war und es zu einer Meinungsverschiedenheit kam, weil sie sich "ertappt" fühlte. In dem Fall empfände ich sie aber nicht als seriöse Therapeutin. Ich glaube allerdings, dass man das eher schlecht von außen und als unbeteiligte Person, die sich nicht in Therapie bei ebendieser Dame befindet, beurteilen kann.

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Montana
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Beitrag Do., 01.10.2020, 21:12

Natürlich weiß ich nicht, was wirklich dahinter steckt. Ich glaube nur nicht, dass sie "ihr Herz auf der Zunge tragen" würde, wenn sie selbst ihre Krankheit langsam realisiert. Das machen erfahrungsgemäß die allerwenigsten. Ich kannte z.B. eine ältere Dame, die behauptete plötzlich steif und fest, sie möge keinen Kaffee mehr. Auf diese Art sollte keiner merken, dass sie ihre Kaffeemaschine nicht mehr bedienen konnte. Wir können also nicht automatisch davon ausgehen, dass die Therapeutin das Problem selbst nicht bemerkt hat. Aber wie soll man denn mit so etwas umgehen? Selbst wenn man noch keine Diagnose hat, ist es doch erschreckend und angsteinflößend. Warum sollten Therapeutin da anders empfinden als andere Menschen?

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Montana
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Beitrag Do., 01.10.2020, 21:24

Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 01.10.2020, 19:16 Ich glaube, dass viele sich selber schaden, wenn sie sich einreden "dass sie auf jeden Fall über einen sehr langen Zeitraum Psychotherapie benötigen werden."
Woher weißt du denn, dass "viele" das machen? Wieviele sind denn diese vielen? Und wie würdest du "benötigen" definieren? Ich finde diese Wortwahl interessant, denn ich würde für mich selbst z.B. nicht behaupten, dass ich Therapie "benötige". Ich würde ohne nämlich nicht im nächsten Baumarkt ein Seil kaufen gehen. Es gibt aber Einschränkungen in meinem Leben, die nicht ganz ohne sind. Und noch eine Frage zuletzt: Wie funktioniert es denn, sich etwas einzureden? Den Ausdruck habe ich schon oft gehört, aber nie verstanden. Wenn ich mittels Verstand und gemachten Erfahrungen in einer Frage zu einem Ergebnis komme, dann ist das weit entfernt von "sich einreden". Unter "jemandem etwas einreden" kann ich mir mehr vorstellen, denn da kann jemand quasi "Kraft seines Amtes" Blödsinn als Wahrheit verkaufen. Weil er eine besondere Vertrauensperson oder eine Autorität ist.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 02.10.2020, 05:46

Ich finde Anna-Luisas Überlegung gar nicht dumm, Montana, denn Menschen sind unterschiedlich resilient. Ich wäre zum Beispiel gern viel kürzer im diesem ganzen Behandlungssystem gewesen, aber ich bin die Sorte Mensch, die da mehr Unterstützung benötigt. Ich merk das immer wieder, wie schwer mir Veränderungen fallen, obwohl es auf der Hand liegt, dass sie jetzt gut wären. Meine Frau im Gegenzug - die hat ebenso eine schlimme Vergangenheit hinter sich, aber sie hat einen ganz anderen Umgang damit gefunden - sie brauchte bislang nicht einmal eine Therapie (und sie wurde auch schon psychologisch begutachtet im Rahmen eines Einstellungsverfahrens - sie sagten, sie habe sich sehr gut trotz allem entwickelt). Also, sich einzureden, dass man eine lange Zeit Therapie benötigen wird, kann mitunter wirklich schädlich sein - es kann sein, dass dies die eigenen Ressourcen verdeckt. Und das wiederum wäre schade. Es gilt also immer im Hier und Jetzt zu bleiben: Was und wie viel brauche ich wirklich und dabei die Verantwortung auch bei sich zu sehen (sofern das geht, ist ja auch nicht jedem möglich, und dann ists was anderes).
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Sadako
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Beitrag Fr., 02.10.2020, 06:21

@Philosophia
Es geht ja auch nicht um das Ausmaß von Trauma (nicht jeder Mensch, der ein Trauma durchmacht erkrankt infolgedessen), sondern um die Frage, ob man wenn man schwer erkrankt ist, in der Regel eine intensivere und damit längere Therapie braucht.
Ich vermute, das ist in der Regel schon so. Natürlich wäre es Unsinn, jemanden jahrelang weiter zu behandeln, dessen Symptome sich nach kurzer Zeit aufklären.
Was mich persönlich angeht: Wenn es mir gut geht, ich keine Schwierigkeiten und Symptome mehr hätte, würde ich doch nicht weiter zur Therapie gehen bzw. meine Therapeutin würde mich auch „an die Sonne tun“ weil sie nichts von Plaudern und Kaffetrinken hält sondern nur erkrankte und behandlungsbedürftige Menschen behandelt.

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Montana
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Beitrag Fr., 02.10.2020, 06:52

Philosophia hat geschrieben: Fr., 02.10.2020, 05:46 Also, sich einzureden, dass man eine lange Zeit Therapie benötigen wird, kann mitunter wirklich schädlich sein - es kann sein, dass dies die eigenen Ressourcen verdeckt.
Wenn es einem gut geht, warum sollte man denn dann auf die Idee kommen, man brauche Therapie?
Und was ist denn jetzt dieses "sich einreden"? Entweder habe ich eine Überzeugung aus irgendwelchen Gründen, oder ich suche Informationen und da kommt evtl. auch Müll. Aber dass ich mich selber mit Müll volllabere und das glaube, weil ich eine Vertrauensperson oder Autorität bin: wie soll denn das gehen?

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Philosophia
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Beitrag Fr., 02.10.2020, 12:56

Na ja, mir zum Beispiel haben manche Therapeuten auch schon gesagt, ich würde ewig Therapie brauchen und ich wäre auf Medikamente angewiesen. Beides ist nicht korrekt. Wenn ich auf die gehört hätte, würde ich jetzt EU-Rente beziehen. Und ja, mir haben diese Aussagen große Zweifel gemacht und sie haben mich kränker gemacht, als ich war - ich hab es fast selbst geglaubt und mir somit auch fast selbst eingeredet. Ich will ja auch gar nicht in Abrede stellen, dass manche das so brauchen, aber eben nicht alle. Ich finde, das Prinzip so wenig wie nötig im Sinne Hilfe zur Selbsthilfe schon wichtig - auch wenn das im Einzelnen ganz unterschiedlich aussehen kann.
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chrysokoll
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Beitrag Fr., 02.10.2020, 13:51

ja, so wenig wie nötig.
Aber halt auch so viel wie nötig - und das ist wesentlich öfter das Problem bei kassenfinanzierten Therapien.

Natürlich können sich Menschen verändern, auch ganz unerwartet und in jede Richtung und viel mehr als auch Fachleute das vermuten. In die Zukunft schauen kann niemand.

Aber um zurück zum Ausgangsthema zu kommen:
Da war wohl noch vor kurzen der Druck, waren die Probleme so groß dass an Selbstmord gedacht wurde.
Da sehe ich jetzt auch als Laie kein "ist alles gut" sondern sehr wohl weiteren Therapiebedarf

Und den würde ICH nicht bei einer derart vergesslichen Therapeutin nehmen

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