Innere Dialoge mit Therapeuten

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Montana
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Beitrag So., 27.09.2020, 14:25

Er hätte die Rolle einnehmen können, die er aus deiner Sicht hätte haben sollen. Welche auch immer das gewesen wäre. Vermutlich eine, die dich nicht in den aktuellen Zustand gebracht hätte, sondern die dich in Bezug auf deine Masterarbeit irgendwie ruhiger und besonnener gemacht hätte. Dir im Umgang mit dem Prof geholfen hätte.
Du hättest ihn dir als Therapeut gewünscht und dabei hat er doch etwas ziemlich therapeutisches gemacht. Grundsätzlich kennt er diese Art von Gesprächen mit dir und hat schon festgestellt, dass sie immer ähnlich ablaufen. Auch du kennst den normalen Ablauf. Und jetzt hat er etwas anders gemacht und versucht, dir bewusst zu machen, was da zwischen euch läuft. Das ist so gesehen nur der nächste Schritt. Er wird dir nicht für den Rest deines Lebens zur Verfügung stehen, also kann er nicht immer deine Bedürfnisse wie bisher beantworten. Das war jetzt eine Einladung, etwas zu verändern. Und glaub mir, falsch machen kannst du da gar nichts. Einfach drüber nachdenken wie du das schon tust und über diese Gedanken mit ihm sprechen.
DAS zu tun ist für einen Therapeuten übrigens mehr Arbeit, als wenn er sich weiter so verhalten würde wie bisher.
Ich hab da mal was gelesen: man muss aus dem alten Gleichgewicht gebracht werden, damit man sich neu aufrichten und ein neues Gleichgewicht finden kann.

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peponi
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Beitrag So., 27.09.2020, 15:58

danke dir für deine schnelle Antwort, montana.

ich glaube, dass er auf diese Art und Weise interveniert hat, um diesen doch durchaus vertrauten Ablauf - da hast du Recht - zu durchbrechen, ist gar nicht das Problem, das ich damit habe. An sich wäre das okay. Mich stört nur diese Vater-Ebene, die er da reinbringt und die von ihm ausging und nicht von mir. Denn diese Frage, was ich für eine Antwort erwarte und die Aufzählung der möglichen Antworttypen wären auch ohne diese Ebene möglich gewesen. Ich sehe keine Vaterfigur in ihm, auch wenn es vom Altersunterschied durchaus hinkäme, aber ich schätze ihn als Therapeuten, als Neutrum, in einem sehr klar geregelten und abgesteckten Setting. Das vermittelt mir die Sicherheit, die ich brauche, um mich überhaupt irgendwie öffnen zu können. Und durch diese Vater-Ebene bringt er mir das zu sehr durcheinander und kommt mir, gefühlt, zu nahe. Wir haben nie über irgendetwas dergleichen geredet, auch über meinen Vater nur ein, zwei Mal. Daher kam das für mich ein wenig aus dem Nichts und hat mich kalt erwischt. Ich will keine Vater-Beziehung zu ihm und ich will auch nicht bei ihm väterliche Gefühle auslösen. Das ist gerade meine große Panik. Dass er da etwas von sich eingebracht hat, was ich aber zutiefst bedrohlich finde und nicht möchte.
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Candykills
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Beitrag So., 27.09.2020, 16:18

Ich kann mir vorstellen, dass er da etwas auf dich projiziert hat. Nämlich den Wunsch, den vielleicht viele andere Patientinnen ihm gegenüber hegen und der ja sehr häufig in Therapieprozessen aufkommt.

Du kannst ihm doch sagen, dass dir diese Vorstellung zu nahe ist und du ihn eben als Neutrum schätzt. Er wird dir sicher nicht böse sein. Es muss ja auch nicht immer zu Mutter- und Vaterübertragungen kommen, je nach Art der Störung.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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lisbeth
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Beitrag So., 27.09.2020, 16:26

peponi hat geschrieben: So., 27.09.2020, 15:58 Und durch diese Vater-Ebene bringt er mir das zu sehr durcheinander und kommt mir, gefühlt, zu nahe. Wir haben nie über irgendetwas dergleichen geredet, auch über meinen Vater nur ein, zwei Mal. Daher kam das für mich ein wenig aus dem Nichts und hat mich kalt erwischt. Ich will keine Vater-Beziehung zu ihm und ich will auch nicht bei ihm väterliche Gefühle auslösen. Das ist gerade meine große Panik. Dass er da etwas von sich eingebracht hat, was ich aber zutiefst bedrohlich finde und nicht möchte.
Hallo,

dass er das eingebracht hat, bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass er dir gegenüber väterliche Gefühle hegt. Das ist ein Irrtum, das gleichzusetzen mit "er hat väterliche Gefühle...". Er hat dich doch gefragt, in welcher Rolle du ihn jetzt haben möchtest, da ging es um dich und deine Bedürfnisse.

Dass dich das so aufgebracht und durcheinander gebracht hat, spricht in meinen Augen aber schon auch ein wenig dafür, dass dich das Vater-Thema schon beschäftigt, innerlich. Das heißt nicht, dass du zwangsläufig eine Vater-Beziehung zu ihm wünschst oder dass ich dir das andichten möchte. Aber dass sich in der Interaktion (zunächst du-Prof und jetzt du-Therapeut) sich irgendwas wiederholt, was vielleicht die Beziehung zwischen dir und deinem Vater kennzeichnet. Und wenn es das ist, was dort nicht vorgekommen ist und nie stattgefunden hat, aber vielleicht hätte vorkommen sollen, also eine Art Nicht-Beziehung.

Vielleicht war es auch der Versuch deines Therapeuten, dich da ein wenig aus der Reserve zu locken? Denn es ist ja genauso bemerkenswert, was überhaupt nicht oder kaum Thema ist in der Therapie, und wenn du deinen Vater da nahezu komplett aussparst (Nicht-Beziehung), dann kann das auch gerade deshalb sein, weil es doch irgendwie ein wichtiges Thema ist? Nur mal so als Gedanke, das muss nicht heißen, dass es tatsächlich so ist...
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― Anne Lamott

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peponi
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Beitrag Mo., 28.09.2020, 10:44

Hallo und danke für eure Antworten. Ich versuch das mal mit Zitaten, hoffentlich krieg ich das hin.
Ich kann mir vorstellen, dass er da etwas auf dich projiziert hat. Nämlich den Wunsch, den vielleicht viele andere Patientinnen ihm gegenüber hegen und der ja sehr häufig in Therapieprozessen aufkommt.

Du kannst ihm doch sagen, dass dir diese Vorstellung zu nahe ist und du ihn eben als Neutrum schätzt. Er wird dir sicher nicht böse sein. Es muss ja auch nicht immer zu Mutter- und Vaterübertragungen kommen, je nach Art der Störung.
Ja, das halte ich auch für den wahrscheinlichsten Hintergrund. Ich werde es auf jeden Fall in der nächsten Stunde ansprechen, das ist nur leider noch über eine Woche hin. Ich denke auch nicht, dass er böse deswegen wäre, er meinte in der letzten Stunde sogar noch einmal, dass er gerne viel mehr auf einer Beziehungsebene arbeiten würde, und da hatte ich ebenfalls zuvor etwas kritisiert, was er getan hatte.
dass er das eingebracht hat, bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass er dir gegenüber väterliche Gefühle hegt. Das ist ein Irrtum, das gleichzusetzen mit "er hat väterliche Gefühle...". Er hat dich doch gefragt, in welcher Rolle du ihn jetzt haben möchtest, da ging es um dich und deine Bedürfnisse.
Ja, er hat mich gefragt, in welcher Rolle ich ihn sehen möchte, aber die Rollen, die er mir zur Auswahl gestellt hat, waren ausschließlich Vaterrollen: der strenge Vater, der gütige oder der, der sich zwischen diesen beiden Ausprägungen bewegt. Nur ist es ja eben nicht mein Bedürfnis, ihn als Vater zu sehen… Und ich glaube, hätte er diese Vater-Ebene nicht eingebracht, sondern mich nur gefragt, was ich von ihm erwarte, ob er streng sein soll oder nicht, hätte ich anders reagiert und die Frage auch beantwortet. Das wäre sicher ein interessantes Gespräch geworden, aber so hab ich innerlich nur komplett dicht gemacht und abgeblockt.
Dass ich bei ihm väterliche Gefühle auslöse, ist eher mein Worst-Case-Szenario. Ich habe gedanklich mehrere Optionen durchgespielt, und das ist nur eine der Möglichkeiten, die ich allerdings als nicht allzu wahrscheinlich betrachte. Aber der Gedanke, wenn es tatsächlich so wäre, löst in mir nur Panik aus. Ich will ihn wie gesagt als Neutrum, als Person, die mir gegenüber auch neutral eingestellt ist. Nur so fühle ich mich halbwegs sicher.
Aber dass sich in der Interaktion (zunächst du-Prof und jetzt du-Therapeut) sich irgendwas wiederholt, was vielleicht die Beziehung zwischen dir und deinem Vater kennzeichnet. Und wenn es das ist, was dort nicht vorgekommen ist und nie stattgefunden hat, aber vielleicht hätte vorkommen sollen, also eine Art Nicht-Beziehung.
Tatsächlich haben mich deine Worte gerade sehr berührt. Nicht-Beziehung, das trifft es ziemlich gut. Ich wollte gerade noch mehr schreiben, aber finde nicht die richtigen Worte. Auf einer rationalen Ebene bin ich durch mit diesem Vater-Thema. Auf einer emotionalen Ebene vielleicht nicht ganz, aber ich will dem Thema auch keinen allzu großen Raum geben, da gibt es halt leider genug andere Baustellen, deren Konsequenzen für mich schwerer wiegen als ein abwesender Vater. Und die Therapie-Zeit ist nun einmal zeitlich begrenzt, also ist es schlicht auch eine Form der Prioritätensetzung.
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peponi
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Beitrag Do., 03.12.2020, 14:07

Hallo,

ich hänge das noch mal an diesen Thread heran, weil ich nicht extra deswegen einen neuen eröffnen will und es thematisch auch an den letzten Beitrag anschließt, da diese Vater-Geschichte gerade immer wieder in der Therapie auftaucht und mich sehr belastet.

Ein Beispiel. Ich habe lange Drogen genommen und hatte auf jeden Fall ein Suchtproblem. Ich habe es dann selbst geschafft, damit aufzuhören, schon vor der Therapie, seit ungefähr zwei Monaten bin ich da aber wieder drin, wenn auch in einer sehr reduzierten Form. Finde ich nicht gut, zumal nicht in dieser Regelmäßigkeit.

Habe mich erst nicht getraut, das anzusprechen, aus Angst, dass er die Therapie dann sofort beendet. Irgendwann habe ich mich überwunden und ihm alles erzählt. Er hat gänzlich anders reagiert als ich erwartet hätte, meinte, er schmeißt mich nicht raus und hält auch die Androhung für kontraproduktiv, er möchte das Konsumverhalten lieber verstehen und daran arbeiten.
Dann meinte er, ich würde ihn zu einer strafenden elterlichen Instanz machen und da wieder etwas auf ihn übertragen.

Ich sehe das aber anders.
Ich denke, überall nur noch Übertragungen zu sehen, wo vielleicht gar keine sind, ist in gewisser Weise eine psychotherapeutische Berufskrankheit. Und ich denke, dass genau das hier passiert.

Ich habe meinen Drogenkonsum angesprochen, weil ich diesen erstens problematisch finde, zweitens verändern möchte, aber das alleine gerade nicht schaffe, und drittens ich die Richtlinien bzgl. Drogenkonsum und Psychotherapie kenne und auch einleuchtend finde – das passt einfach nicht zusammen. Und diese sind nun mal streng, liegt keine Abstinenz vor oder wird man während der Therapie rückfällig, hat man zehn Stunden, um eine Abstinenz zu erreichen, ansonsten war es das.

Also die Konfliktlage ist eigentlich relativ klar und natürlich hat das Auswirkungen auf die Therapie, weshalb ich es ja angesprochen habe. Und er legt mir dieses Ansprechen als eine Vaterübertragung aus. Zugleich sagt er, dass ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren würde und es einfach nicht sein dürfe, ihn als Vater zu sehen.

Damit hat er sogar Recht. Ich WILL ihn partout nicht als Vaterfigur sehen und würde mich, wenn es so wäre, heftig dagegen wehren. Aber in diesem konkreten Fall sehe ich das einfach nicht als gegeben, es geht doch hier vielmehr um formale Voraussetzungen für (kassenfinanzierte) Psychotherapien und da stellt Drogenkonsum nun mal eine Kontraindikation dar.

Wenn ich ihm das darlege, fragt er nur, ob ich denn will, dass er mich rausschmeißt. Und ich habe das Gefühl, ich kann gerade sagen was ich will, er legt es mir immer nur auf einer beziehungstechnischen Vaterebene aus – ich könne einfach nicht glauben, dass er mich nicht hängen lassen wird, ich wehre mich dagegen, eine emotionale Bindung zu ihm aufzubauen, und so weiter.

Inzwischen bin ich mir selbst total unsicher und würde euch gerne um eure Meinung dazu bitten. Hänge ich da wirklich in einer Vaterübertragung fest, die ich mir nicht eingestehen will und kann, oder ist es eher mein Therapeut, der Übertragungen sieht, wo keine sind?
Das ist aus der Ferne und nur durch meine Beschreibung schwer zu beurteilen, das ist mir klar, aber vielleicht fällt irgendjemandem etwas dazu ein. Ich wäre sehr dankbar für eine weitere Perspektive.
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alatan
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Beitrag Do., 03.12.2020, 15:45

peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Ich denke, überall nur noch Übertragungen zu sehen, wo vielleicht gar keine sind, ist ...
Mit Übertragung ist es genauso wie mit Luft (außer im Vakuum): sie ist unsichtbar, aber dennoch immer vorhanden.

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Südländerin
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Beitrag Do., 03.12.2020, 16:50

peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Ich habe meinen Drogenkonsum angesprochen, weil ich diesen erstens problematisch finde, zweitens verändern möchte, aber das alleine gerade nicht schaffe, und drittens ich die Richtlinien bzgl. Drogenkonsum und Psychotherapie kenne und auch einleuchtend finde – das passt einfach nicht zusammen. Und diese sind nun mal streng, liegt keine Abstinenz vor oder wird man während der Therapie rückfällig, hat man zehn Stunden, um eine Abstinenz zu erreichen, ansonsten war es das.
Das ambulante Therapeuten das so streng handhaben, glaube ich nicht. Nach deiner Beschreibung wirkt er sehr wohl und möchte mit dir herausfinden, wofür du das brauchst.

Wenn es mein Problem wäre, würde ich versuchen parallel Hilfe dafür zu erhalten, z.B Beratungsstelle.In meiner Therapie gab es ein Thema über eine "Angewohnheit", die ich (noch) nicht aufgeben kann. Ich mag auch nicht sagen, worum es
ging, es hat mit Drogen gar nichts zu tun. Jedenfalls meinte der Therapeut, das wäre für ihn genauso wie eine Patienten,
die regelmäßig einen Joint rauchen würde und das noch nicht aufgeben könnte.

Wenn ich Du wäre, würde ich das Angebot annehmen, darüber zu sprechen.

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Montana
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Beitrag Do., 03.12.2020, 17:21

Mir gefällt dieses Rumreiten auf einer angeblichen Übertragung auch nicht. Etwas anderes finde ich nämlich viel wahrscheinlicher und an eine Übertragung würde ich nur denken, wenn die wahrscheinlichere Sache ausgeschlossen ist. Und das ist Lernen durch Erfahrung. Beispiel von mir, ich nehme was, was sich sehr isoliert betrachten lässt: mich haben zwei Kliniken abgelehnt. In beiden war ich jeweils ein Mal, eine zweite Aufnahme wurde jeweils abgelehnt. Um die Umstände geht es mir gar nicht, nur: von einer dritten würde ich kein anderes Verhalten mehr erwarten. Ich würde auch dort annehmen, dass mündliche Zusagen einen Dreck wert sind und ich dann doch alleine dastehe. Mancher würde mir dann übertriebenes Misstrauen unterstellen, oder der Einfachheit halber vielleicht eine Mutterübertragung (denn meine Mutter würde sich dafür durchaus eignen). Aber es ist sehr viel einfacher.


Fighter1993
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Beitrag Do., 03.12.2020, 19:54

Huhu, ich spring hier mal kurz rein und äußere mal meinen spontanen Gedanken.
Ich kann zwischen dieser Aussage
peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Habe mich erst nicht getraut, das anzusprechen, aus Angst, dass er die Therapie dann sofort beendet.


und dieser hier
peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Dann meinte er, ich würde ihn zu einer strafenden elterlichen Instanz machen und da wieder etwas auf ihn übertragen.

Ich sehe das aber anders.
Ich denke, überall nur noch Übertragungen zu sehen, wo vielleicht gar keine sind, ist in gewisser Weise eine psychotherapeutische Berufskrankheit. Und ich denke, dass genau das hier passiert.



durchaus einen Zusammenhang sehen. In deiner Angst, er beendet die Therapie sofort, machst du ihn tatsächlich auf irgendeine Weise zu einer strafenden Instanz - in meinen Augen. Du drückst damit ja quasi aus "wenn er es weiß, straft er mich mit Therapieabbruch und deswegen sag ich nichts um weitermachen zu können". Im weitesten Sinne könnte man das jetzt auf ein Kind übertragen, dass eine begangene Dummheit seinen Eltern verschweigt aus Angst vor Hausarrest, Taschengeldentzug oder was weiß ich. Oder ein Arbeitnehmer, der großen Bockmist baut und es geheimhält, aus Angst vor Kündigung. In allen Fällen gibts diese strafende Instanz - ob elterlich oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber sie ist da.
Dass er in Bezug auf dich da auf dem Vater/Elternding rumreitet ist was anderes und kann/darf/soll kritisch betrachtet werden, keine Frage. Aber vielleicht gibt es für dich da einen anderen Zusammenhang, wenn du sein "elterliches" ausblendest und es "nur" als strafende Instanz siehst. Weiß ich nicht. Nur mein Gedanke dazu. Falls für dich nicht wertvoll oder so, einfach ignorieren ;)

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Montana
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Beitrag Do., 03.12.2020, 20:06

Ich seh da gar keine Angst vor einer strafenden Instanz, vor allem keine irrationale Angst. Es gibt das tatsächlich, dass aus solchen Gründen Therapien abgebrochen werden oder zumindest eine Zwangspause verordnet wird. Und das kann man nachlesen. Ich bin selbst mal in eine Falle gelaufen, ein anderes Problem, aber es gab eine Zwangspause bis zu einem erfolgten Psychiater-Termin. Ich war völlig arglos gewesen, denn ich hatte nicht vorher etwas nachgelesen (sonst hätte ich es ahnen können).

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JanaNanushka26
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Beitrag Do., 03.12.2020, 20:07

Ich finde den Beitrag von fighter sehr richtig und kann das auch unterschreiben.
Mein Therapeut tickt übriges ähnlich und wir haben auch grad ein ähnliches Thema. Ich nehme an du machst eine tiefenpsychologische Therapie? Da geht's ja auch viel um die Beziehung.
Ich sehe meinen Therapeuten nicht als "den Vater" aber tatsächlich als eine neue Bezugsperson die ch sehr gerne mag und brauche. Ich kicke ihn aber immer wieder weg.. Ich habe über 1 Jahr gebraucht mich auf diese emotionale Bindung einzulassen weil ich das auch auf keinen Fall wollte. Seistem ist es ein Spiel aus Nähe und Distanz was sehr kräftezerrend ist.
Gruß


Fighter1993
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Beitrag Do., 03.12.2020, 21:39

Montana hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 20:06 Ich seh da gar keine Angst vor einer strafenden Instanz, vor allem keine irrationale Angst. Es gibt das tatsächlich, dass aus solchen Gründen Therapien abgebrochen werden oder zumindest eine Zwangspause verordnet wird. Und das kann man nachlesen.
Hm und wo kommt die Angst, die ja nicht von mir erfunden sondern zitiert wurde, denn dann her? Und wie soll ich/man denn die Aussage " dass er die Therapie dann sofort beendet" sonst verstehen? Ich würde das wirklich gerne verstehen, denn ich wüsste gerade nicht, in welchem anderen Zusammenhang das stehen könnte.
Ich mein, hier wurde überlegt, etwas therapierelevantes zu verschweigen, aus Angst vor der Konsequenz (weitläufig wohl auch Bestrafung, ich mach was, was therapeutisch kontroproduktiv ist und bekomme in meiner Not, die dahintersteckt, meinen Platz/die Hilfe entzogen) - einer Konsequenz die von außen kommt und nicht von einem selbst. So verstehe und sehe ich das. Und ich sehe auch keine irrationale Angst bzw. behaupte das auch nicht (liest sich meinersets durch dein "vor allem" davor so, als hätte ich dies so dargestellt). Die Angst vor dieser Konsequenz ist durchaus berechtigt, aber es ist auch genauso berechtigt dass man dahinter die strafende Instanz sehen kann

Das Therapien aus solchen Gründen abgebrochen werden, kann gut möglich sein, habe ich keine Erfahrung mit und entsprechend bin ich dahingehend nicht informiert (meine einzige Info ist, dass Klinikaufnahmen mit akutem Suchtproblem so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit sind, also wenns nicht grad die Akutpsychiatrie ist). Und man könnte darüber die Sinnhaftigkeit an anderer Stelle diskutieren, ob und wie hilfreich ein Hilfsentzug an welcher Stelle ist, das wäre jetzt allerdings am Thema vorbei.
Fakt ist, dass diese Aussage/Befürchtung/Androhung/Regel/whatever eine Angst auslöst. Eine Angst vor Strafe/Entzug/Konsequenz/oder wie auch immer man das nennen mag. Völlig rational und berechtigt.
Hier ist jetzt das Glück, sag ich mal, dass anders reagiert wurde als erwartet und die Angst im Nachhinein vermutlich unbegründet war - was ja aber vorher nicht klar gewesen sein konnte, wenn es solche Regeln generell gibt und man nicht sicher ist, welche Reaktion kommt.

Also wie gesagt, ich würd gern verstehen, wie die Angst anders zustande kommen könnte, wenn nicht vor einer strafenden Instanz.

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Montana
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Beitrag Do., 03.12.2020, 21:54

Weil das nichts mit Strafe zu tun hat. Die Intention, die es bei einer Strafe gibt, nämlich ein erzieherischer Erfolg, ist hier nicht das Thema. Dazu würde gehören, das vorher zu besprechen und eine Strafe für ein Fehlverhalten anzukündigen. Solch eine Ankündigung gab es nicht und der Therapeut hat auch keinen Erziehungsauftrag. Die Sache ist eigentlich ganz formal in vielen Quellen beschrieben: Therapie macht nur bedingt Sinn, wenn Suchtmittel konsumiert werden. Das ist auch nachvollziehbar, wenn man sich Extrembeispiele vor Augen führt. Hier liegt kein Extremfall vor und die Einschätzung des Therapeuten war darum nicht mit 100prozentiger Sicherheit vorauszusagen. Weder in die eine noch in die andere Richtung.
Dass die Angst unbegründet war, würde ich nicht behaupten. Sie WAR begründet. Aber sie kann jetzt erstmal Pause machen, denn es hat sich herausgestellt, dass der Therapeut da nicht zu den Hardlinern gehört.

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lisbeth
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Beitrag Do., 03.12.2020, 22:35

Hallo peponi,
peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Habe mich erst nicht getraut, das anzusprechen, aus Angst, dass er die Therapie dann sofort beendet. Irgendwann habe ich mich überwunden und ihm alles erzählt. Er hat gänzlich anders reagiert als ich erwartet hätte, meinte, er schmeißt mich nicht raus und hält auch die Androhung für kontraproduktiv, er möchte das Konsumverhalten lieber verstehen und daran arbeiten.
Dann meinte er, ich würde ihn zu einer strafenden elterlichen Instanz machen und da wieder etwas auf ihn übertragen.
peponi hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 14:07 Ich habe meinen Drogenkonsum angesprochen, weil ich diesen erstens problematisch finde, zweitens verändern möchte, aber das alleine gerade nicht schaffe, und drittens ich die Richtlinien bzgl. Drogenkonsum und Psychotherapie kenne und auch einleuchtend finde – das passt einfach nicht zusammen. Und diese sind nun mal streng, liegt keine Abstinenz vor oder wird man während der Therapie rückfällig, hat man zehn Stunden, um eine Abstinenz zu erreichen, ansonsten war es das.

Also die Konfliktlage ist eigentlich relativ klar und natürlich hat das Auswirkungen auf die Therapie, weshalb ich es ja angesprochen habe. Und er legt mir dieses Ansprechen als eine Vaterübertragung aus. Zugleich sagt er, dass ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren würde und es einfach nicht sein dürfe, ihn als Vater zu sehen.
Ich finde schon, dass du ihn zu einer (strafenden) "Elterninstanz" machst. Oder zumindest zu einer Autorität, der man sich beugt. Denn dein "Wunsch" ist ja, dass er dir ganz klar sagt: "Das mit den Drogen lässt du mal schön, sonst... [passiert etwas ganz Schlimmes]"
Und irgendwie scheinst du ja zu glauben, dass das so laufen "muss" damit du vom Drogenkonsum wegkommen kannst. DAss es nur so funktionieren kann, oder dass es sich eben so "gehört". Angst ist aber ein furchtbar schlechter Motivator. Das funktioniert, so lange die Drohkulisse da ist, dh solange du bei ihm in Therapie bist. Dann konsumierst du nicht, weil du die Konsequenzen fürchtest. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, dass nach dem Therapieende dir diese Motivation fehlt und dann auch die Gefahr eines Rückfalls ziemlich hoch ist.

Ich glaube, er möchte mit dir lieber daran arbeiten, dass du FÜR DICH eine Motivation entwickelst, damit aufzuhören. Nicht aus Angst und nicht GEGEN etwas. Sondern für dich selbst. Weil du es dir wert bist, in irgendeiner Art und Weise. Ich glaube, er möchte die Gründe verstehen, die hinter deinem Konsum stehen um dann mit dir zusammen Alternativen zu entwickeln. Und das ist halt eine ganz andere Herangehensweise als mit Strafandrohung und Peitsche.
Wenn man aber nichts anderes erlebt hat, dann kann das erstmal ganz schön doll verunsichern, denn der rigide Rahmen und diese Klarheit im "Richtig-Falsch" gibt ja auch erstmal eine gewisse Sicherheit, das kenne ich auch, wenn auch aus anderen Zusammenhängen.
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― Anne Lamott

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