Therapiesitzung macht Rast- und Ratlos

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Mi., 19.08.2020, 20:41

Was verleitet dich zu dem Gedanken Autismus?
Die Begriffe overload und shut down kommen von mir. Ist das wichtig?
Auf den Autismus Gedanken kam ich aufgrund deiner Wortwahl overload und shut down und aufgrund deiner Beschreibungen, wie z.B. "Wie ein zuviel" oder "die Summe". Für gewöhnlich benutzen traumatisierte Menschen Begriffe wie "Traumatisierung", "Dissoziation", "Trigger" usw. Deshalb stellte ich die Frage nach der Diagnose und woher diese Wortwahl stammt.
Ob das wichtig ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht verwendest du die "falschen" Begriffe? Wenn die Wörter von Dir selber kommen, vielleicht verwendest du die Begriffe, die dein Erleben am besten wiedergeben? ... Das kannst nur Du beurteilen. Vielleicht bekommst du über diese deine Wortwahl eine Antwort auf deine Frage, was da mit dir in deiner Therapie passiert, wenn Begriffe wie Rosa Flamingo fallen?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Somnia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 38
Beiträge: 17

Beitrag Mi., 19.08.2020, 20:53

Jenny Doe darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Die Begriffe, die ich benutzt habe, kamen mir so in den Sinn, als ich mein Befinden hier beschrieb.
Was mir schon klar ist, ist dass mir vieles schnell zu nahe wird. Vielleicht darum meine Begriffserklärung, weil da mehr Abstand ist? Zumindest geht es mir auch mit dem roten Flamingo. Es engt mich ein und nimmt mir die Luft und das Denken. Es lässt mich verschwinden. Es kommt mir zu nahe.

Benutzeravatar

Sadako
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 733

Beitrag Mi., 19.08.2020, 22:47

Somnia hat geschrieben: Mi., 19.08.2020, 20:25
@Sadako vielleicht war mein Stopsignal nicht deutlich genug. Ich habe schon ein paar mal erwähnt, das rote Flamingos für mich nicht geht. Aber er sagt, dass ich mich daran gewöhnen muss, weil es normal ist.
Ein Ansatz wäre, mit dem Therapeuten ins Gespräch zu gehen und klar zu kommunizieren, dass du es schwer hast, eine Grenze zu setzen und das deine „leisen“ Stopsignale von ihm nicht wahrgenommen oder geachtet werden.
Mit solchen Aussagen: „das musst du, weil das ist normal“ habe ich eine Sperre. Ich muss nämlich gar nix und bin eine Special Edition :lol:
Mal im Ernst... natürlich gibt es so etwas wie Sachzwänge, wenn ich einen Job als Zeitungsausträger haben möchte muss ich früh aufstehen können... aber wenn meine Therapeutin meint, dass ich etwas „muss“ dann will ich eine bessere Begründung haben als, ich muss mich daran gewöhnen, weil das normal ist. Manche Sachen kann ich nicht oder will ich nicht, auch wenn sie für viele Menschen normal sind. Wenn das Konsequenzen hat, muss ich das dann akzeptieren aber es ist mein Lebensentwurf und meine Lebensumstände, die ich in die Therapie mitbringe und da erwarte ich ganz viel Achtung und Respekt.
Meine Therapeutin soll mir helfen mein Leben besser leben zu können und Schwierigkeiten in meinem Leben zu überwinden und mich nicht auf einen Lebensentwurf trimmen, den sie normal findet.

Ich erlebe es tatsächlich oft umgekehrt: Ich beschwere mich,, dass ich nicht normal funktioniere und meine Therapeutin sagt, das ist eben so, so sind Sie und das hängt mit ihrer Lebenssituation und ihren Lebenserfahrungen zusammen, dass sie mit „rosa Flamingos“ nicht klarkommen.

Benutzeravatar

Vivy
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 54
Beiträge: 884

Beitrag Do., 20.08.2020, 06:52

Liebe Somnia!

Wir beschäftigen uns in den Stunden aktuell mit einem meiner „rosa Flamingos“.
Mein Therapeut sagte letzte Woche, dass es keinen Sinn machen würde, wenn ich mich jetzt immer und immer wieder mit dem Flamingo konfrontiere.
Und dass es auch keinen Sinn macht, wenn er mich mit dem kompletten Flamingo in den Stunden konfrontiert.
Das würde nur die alte Überforderungssituation wiederholen und es eher immer schlimmer machen.

Stattdessen versuchen wir herauszufinden, wo mein Punkt ist, an dem ich mir in winzigen Schritten den blöden Vogel anschauen kann, aber noch so entspannt bin, dass ich weder Panik bekomme, noch dissoziiere, sondern ansprechbar bleibe, und das sowohl IN der Stunde, als auch danach.

Das erfordert so winzige Schritte, dass ich mich letzte Woche gefragt habe, wie lange das so wohl dauert. Also wieviel Jahre.
Als ich ihn das gefragt habe, sagte er, manchmal wären kleine Schritte die größeren. Wenn man versucht, größere Schritte zu gehen und die überfordern, bringt das letztlich gar nichts.

Ich kann ganz viel von dem unterschreiben, was die anderen auch schon geschrieben haben.

Es ist wichtig, ihm klar zu machen, was da in dir abgeht. Vielleicht bekommt er es gar nicht mit, wenn du gut gelernt hast, das nicht nach außen zu zeigen.

Schwierige Gefühle NACH Stunden kenne ich auch, eigentlich ist das die Regel. Inzwischen weiß ich, dasS sie wieder vorbei gehen. Meistens hilft inzwischen erst mal abzuwarten. Wenn abwarten nichts bringt, habe ich aber inzwischen eine Menge an Dingen, die ich selbst tun kann, als Liste.
Die haben wir zusammen nach und nach erarbeitet. Dinge überlegt, umgeschrieben, ausprobiert, wieder verworfen, in eine anderen Reihenfolge gebracht usw ..... auch das war ein Prozess und kommt nicht von heute auf morgen.
Und auch jetzt mache ich es immer noch so, bzw er fordert mich dazu auf, es immer aufzuschreiben, wenn ich was neues gefunden habe.
Aufschreiben ist immer gut, weil ich mich in schwierigen Situationen ganz oft nicht mehr erinnern kann, was ich tun kann, auch wenn ich das vor 5 Minuten noch wusste.

Und was das „normal“ angeht. Was ist schon normal?
Was für den einen „normal“ ist, kann für den anderen ganz anders sein. Mein Therapeut hat keine Angst vor dem aktuellen Flamingo. Das sagt er auch, er sagt aber auch, dass es einen Grund gibt, warum der für mich so schwierig ist. Und das werden wir zusammen rausfinden.

Er wird ja dafür bezahlt, dass er dir hilft, mit dem Flamingo klar zu kommen. Und nicht dafür, dass er dir zusätzlich Druck macht.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3996

Beitrag Do., 20.08.2020, 07:05

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.08.2020, 19:36 Welche Diagnose hast du bekommen?
Ich frage, weil Deine Beschreibung auf mich nicht nach Dissoziation infolge eines Traumas klingt, sondern eher wie Autismus.
Ich finde es ein wenig gewagt, aufgrund einer kurzen Beschreibung im Internet und der dabei benutzen Begriffe solche Thesen aufzustellen. Die Beschreibung könnte genausogut auch auf hochsensible Personen zutreffen, für die punktuell auch alles "viel zu viel" ist.
Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.08.2020, 20:41 Auf den Autismus Gedanken kam ich aufgrund deiner Wortwahl overload und shut down und aufgrund deiner Beschreibungen, wie z.B. "Wie ein zuviel" oder "die Summe". Für gewöhnlich benutzen traumatisierte Menschen Begriffe wie "Traumatisierung", "Dissoziation", "Trigger" usw. Deshalb stellte ich die Frage nach der Diagnose und woher diese Wortwahl stammt.
Die Begriffe, die deiner Meinung nach traumatisierte Menschen benutzen (sollten), benutzen sie oft, nachdem sie mit ihren Therapeuten über das Erleben gesprochen haben und sich somit auch in den "Fachbezeichnungen" besser auskennen, weil sie im Rahmen der psychoedukativen Gespräche damit in Kontakt gekommen bin.
Als ich meiner VT damals mein dissoziatives Erleben innerhalb der Stunden beschrieben habe, fielen genau solche Begriffe wie sie Somnia auch benutzt: Shutdown. Overload. Sicherung knallt raus. Alles ist viel zu viel. Ausklinken. System fährt runter.... usw.

Klar, es gibt sicherlich Parallelen zum sensory overload wie ihn Menschen erleben können, die eine ASD haben. Aber das finde ich auch nicht verwunderlich, da eine Dissoziation eine Reaktion auf emotionales Erleben ist, das in dem Moment zu viel wird, also ein emotionaler overload... Und möglicherweise gibt es auch Überschneidungen. Aber das kann hier übers Internet keiner von uns verlässlich feststellen, glaube ich.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Do., 20.08.2020, 07:30

lisbeth: Ich finde es ein wenig gewagt, aufgrund einer kurzen Beschreibung im Internet und der dabei benutzen Begriffe solche Thesen aufzustellen. (...) Das gibt es immer wieder, dass eigentlich ganz normale Dinge einen triggern und daher unerträglich sind. Für dich sind es rosa Flamingos.
Und ich finde Ich finde es ein wenig gewagt, aufgrund einer kurzen Beschreibung im Internet und der dabei benutzen Begriffe Trigger-Thesen aufzustellen.
Im Gegensatz zu Dir habe ich gefragt, welche Diagnose sie hat und woher die Begriffe komme, während für Dich rosa Flamingos-Triggers bereits klar zu sein scheinen.
Überlass es doch einfach Somnia selbst zu entscheiden mit welchen Antworten sie am meisten anfangen kann, anstatt hier mit mir rumzudiskutieren, wer von uns beiden mehr Deutungshoheit hat.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Vivy
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 54
Beiträge: 884

Beitrag Do., 20.08.2020, 07:33

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 19.08.2020, 13:55

Ich kenn das so : Man sucht gemeinsam in feinen winzigen Minischrittchen den Punkt raus, an dem es "kippt" ins Überlastende. Und zwar in einer Weise, die dem Klienten IMMER die Kontrolle lässt.
Und hat man diesen Punkt und ein Gefühl dafür entwickelt, kann man sich dran aufdröseln : Hingucken, was geschieht. Welche Gefühle und Prozesse passieren dahinter und darunter? Wie könnte man jetzt mal anders als gewohnt damit umgehen oder drauf reagieren etc.?

Ich wollte nur noch sagen: ganz genau so erlebe ich das gerade.
Wichtig ist, dass ich es anders erlebe, als es gewesen ist.
Dass mich das alles nicht überflutet, sondern dass ich die Kontrolle behalte, auch darüber was ER tut.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Do., 20.08.2020, 08:10

Sadako hat geschrieben:Ich muss nämlich gar nix und bin eine Special Edition :lol:
:thumbsup: :ja: :-D :-D

Den klau ich mir mal ganz frech! :->

Benutzeravatar

hysperias
Helferlein
Helferlein
anderes/other, 22
Beiträge: 122

Beitrag Do., 20.08.2020, 09:38

Das, was du beschreibst, klingt nicht nach einem einfühlsamen Therapeuten. Meine Vorredner haben schon vieles gesagt, aber ich möchte trotzdem noch etwas hinzufügen:

Sprich mit deinem Therapeuten. Sag ihm, was dich an der Therapie stört, warum es dich stört und falls du willst, sage ihm auch, was du alternativ besser fändest. Gedanken kann er nämlich nicht lesen, auch wenn der Mensch das gerne hätte. Wenn er vernünftig mit dir redet und danach tatsächlich Besserung eintritt, dann bist du an der richtigen Stelle. Aber mach es bitte nicht wie ich und quäle dich unnötig mit einem inkompatiblen Therapeuten.

Es ist übrigens ungewöhnlich, dass er dir weismachen will, dass dein "Trigger" normal sei und du dich dran gewöhnen müsstest. Therapeuten passen eigentlich auf, gerade nicht von "normal " zu sprechen und wenn das solche heftigen Effekte bei dir hat, sollte er auch eher Mitgefühl zeigen als einfach weiter im Text zu machen und dich zu ignorieren.

Wenn du dir die Diagnose nicht merken kannst, hast du ihn schon mal gebeten, sie aufzuschreiben?
Fantasie, verlass' mich nie!


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Do., 20.08.2020, 09:49

Hallo hysperias
Es ist übrigens ungewöhnlich, dass er dir weismachen will, dass dein "Trigger" normal sei und du dich dran gewöhnen müsstest.
Das fiel mir auch ins Auge. Deshalb ist es mir auch erst mal wichtig zu wissen, welche Diagnose sie genau hat und in welchem diagnostischen Kontext der Therapeut eine solche Aussage tätigt, bevor ich ihren Therapeuten kritisiere. Das klingt für mich nämlich nicht nach einer Traumatherapie. Bisher kann ich den Postings von Somnia nicht entnehmen, dass es sich bei „rosa Flamingos“ um traumatische Trigger handelt. Dazu sind mir die Informationen, die Somnia bisher preisgegben hat zu dürftig. Sie schreibt nichts von Trauma oder Trigger, sondern von overload und shut down. Sie schreibt nichts von Erinnerungen, sondern von "Wie ein zuviel" oder "die Summe", "Verschwinden", ....
Können traumatische Reaktionen sein, ja, doch um das beurteilen zu können sind mir die preisgegebenen Informationen zum jetzigen Zeitpunkt zu wenig und zu vage.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Somnia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 38
Beiträge: 17

Beitrag Do., 20.08.2020, 12:05

Hallo und Danke für eure Gedankengänge.

Spezial Edition! Das finde ich toll! Wir sind alle Unikate :-).

Dem Therapeuten zu fragen, ob er mir meine Diagnose aufschreiben könnte, ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Wobei es mir schon sehr unangenehm war, dass ich es zum zweiten Mal, als ich gefragt hatte, es mir immer noch nicht merken konnte. Das ist ein komisches Gefühl, es nicht zu wissen. Bisher habe ich es einfach nicht mehr weiter beachtet. Aber jetzt wo das mit dem roten Flamingo ist, wo dann auch so ein schwarzes Loch auftritt... .

Es tut mir leid, dass ich hier nicht zu sehr ins Detail gehe, ich habe nur Angst, der Therapeut könne hier auch lesen. Klar ist das doch recht unwahrscheinlich. Trotzdem habe ich da ein ungutes Gefühl.

Aber ich versuche es mit dem roten Flamingo. Ich habe mit dem roten Flamingo sehr unangenehme Erfahrungen gemacht. Wäre ich der Teich, in dem der Flamingo stünde, so hätte er mich bis aufs letzte Leer gefressen und mein Wasser wäre gekippt. Und jetzt reicht es aus, auch nur roter Flamingo zu sagen und schon kippt ein Schalter in meinem Kopf. Also kann ich das als Trigger deuten oder?

Ich mache keine Traumatherapie. Ich mache eine Tiefenpsychologische Therapie. Muss nicht jeder Therapeut mit Trauma umgehen können? Der Therapeut hat schon davon gesprochen, dass es bei mir schwere Traumatas gibt. Daher gehe ich davon aus, dass, wenn er das doch wahrnimmt auch damit umgehen kann oder?

Ach so, mir ist nicht daran gelegen, dass es untereinander zu Reibungen kommt. Mir sind alle Blickwinkel recht. Und ich hoffe entsprechend alle für sich stehen lassen zu können.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Do., 20.08.2020, 12:47

Hallo Somnia
Ich habe mit dem roten Flamingo sehr unangenehme Erfahrungen gemacht. Wäre ich der Teich, in dem der Flamingo stünde, so hätte er mich bis aufs letzte Leer gefressen und mein Wasser wäre gekippt. Und jetzt reicht es aus, auch nur roter Flamingo zu sagen und schon kippt ein Schalter in meinem Kopf.
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast Dein Problem etwas näher zu erklären. Jetzt wird es etwas Verständlicher. Zwar noch nicht ganz, weil noch unklar bleibt, ob es sich bei dieser Erfahrung um eine traumatische Erfahrung handelt, um einen Reiz, der Dir heute Angst bereitet, ... oder was anderes.
Wichtig fänd ich, dass Du versuchst in deiner Therapie mit Hilfe deines Therapeuten bei dir selber nachzuspüren, was da bei dir passiert - und du Worte für Dein Erleben findest - wenn du mit "roten Flamingo" konfrontiert wirst, was dein Gefühl von "overload und shut down" auslöst, was so unterträglich für dich ist, dass du verschwinden musst, usw.

Jetzt wird für mich auch verständlicher, warum Dein Therapeut von Gewöhnung spricht. Vielleicht zielt seine Therapie darauf ab Dir dabei zu helfen, Dich an "roter Flamingo" zu gewöhnen, so dass "rote Flamingo" keine Reaktionen mehr auslöst? Ich denke aber, dass Dir dein Therapeut besser erklären kann warum er was macht. Ich kann nur spekulieren.
Skills habe ich keine bekommen.
Wenn es Deinem Wunsch entspricht Problembewältigungsstrategien zur Hand zu haben, dann sprich deinen Therapeuten darauf an und frag ihn, wie Du mit deinen Reaktionen auf "rote Flamingo" umgehen kannst, welche Alternativen es zum "Verschwinden" gibt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Do., 20.08.2020, 14:42

Ich finde es bedenklich, wenn der Therapeut sagt, das müsse der Klient aushalten.
Im Gegenteil! Es geht doch in jeder Phase um Stabilität. Die Instabilität, das Chaos kommt von alleine. Man sollte für sich gucken, dass es nicht zu viel wird.
amor fati

Benutzeravatar

Singingsaskia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 213

Beitrag Do., 20.08.2020, 15:52

montagne hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 14:42 Ich finde es bedenklich, wenn der Therapeut sagt, das müsse der Klient aushalten.
Ich finde es kommt hierbei dennoch auf die genaue Situation an und auch in welchem Zusammenhang das erwähnt wurde.

Benutzeravatar

Sadako
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 733

Beitrag Do., 20.08.2020, 16:28

Noch ein allgemeiner Gedanke von mir, wenn deine Reaktion auf die Flamingos einen traumatischen Hintergrund haben (was nicht sein muss, aber denkbar ist, da du ja generell erwähnst, dass du Trauma in der Lebensgeschichte hast) und du bei der Beschäftigung mit dem Thema so überfordert wirst, dass du komplett aussteigst bzw in den Shutdown gehst, dann wirkt das retraumatisierend.
Ein schlimmes Erlebnis richtet oft seelischen Schaden an, wenn man dabei hilflos ist. Gerade deshalb ist es in der therapeutischen Berarbeitung wichtig, selbstbestimmt und kontrolliert sich dem Thema zu nähern. Wenn es dich in der Therapie wieder unkontrolliert überrollt, erlebst du wieder Hilflosigkeit und das Problem verstärkt sich eher.

Du fragst, ob jeder Therapeut automatisch Traumatherapie „kann“.
Nein. Jeder praktizierende Therapeut hat Erfahrungen mit Traumapatienten, aber nicht jeder hat ein gutes therapeutisches Konzept, wie man die Behandlung gestaltet. Und um es noch komplizierter zu machen, nicht jede Behandlung passt zu jedem Patienten.
Ich lege dir ans Herz deine Schwierigkeiten in der Therapie ernst zu nehmen und, wie hier schon ganz viele geschrieben haben, mit dem Therapeuten zu reden. Du darfst auch Fragen stellen, was seine Strategie hinter dieser recht konfrontativen Methode (was das Flamingoproblem betrifft) ist, was er damit erreichen will. Vielleicht macht es dann ja doch einen Sinn für dich und wenn nicht, ist es absolut dein Recht ihn aufzufordern, deine Behandlung so anzupassen, dass sie dir gut tut.

Die Rollenbild von der Patientin, die nicht weiß was gut für sie ist, weil sie ja krank ist und dem erfahrenen autoritären Therapeuten, der sagt, wo es lang geht gehört ins Museum und hat in einer Praxis im 21. Jahrhundert nichts zu suchen.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag