Ist Aufdeckung von Trauma notwendig?

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 18.06.2020, 19:00

Sun_Shine hat geschrieben: Mi., 17.06.2020, 17:06 Wir arbeiten viel mit Bildern und Vorstellungen, ich habe Schutzräume kreiert,...ect. Nun ist es so, dass ich das Gefühl habe, dass wir etwas "aufdecken",


Und manchmal ist es auch gut, die Fantasiemaschine nicht zu sehr zu aktivieren. Wenn man traumatisiert ist, dann ist das reale Leben hier und jetzt manchmal erheblich sicherer als alles was in der Fantasie so hochkommen könnte.

Der beste Schutzraum sind gute reale Erlebnisse im Hier und Jetzt die dich erden und stabilisieren. Zu viel in Fantasien rumzuhängen, selbst in imaginierten Schutzräumen macht generell eher instabil als stabil.

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Sun_Shine
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Beitrag Fr., 19.06.2020, 12:57

montagne hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 16:14 Manchmal entstehen auch Bilder im Kopf, weil die Seele den Schmerz greifbar macht. Und das ist okay!

Mit dem Arbeiten was da ist, wertfrei. Ich denke, bzw. habe erlebt, dann entsteht schon ein Weg, den man geht und auf dem man integriert was noch nicht integriert ist. Und dann lassen psychosomatische und psychische Probleme nach.
Bilder, die entstehen: vergleichbar mit Träumen? Da wird ja auch verarbeitet- ein Selbstläufer irgendwie

Mit dem Arbeiten, was ist, wertfrei- damit kann ich viel anfangen. Sehe ich auch so.

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Beitrag Fr., 19.06.2020, 13:10

Sadako hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 18:07 Mir ist es wichtig, dass ich in meinem Alltag klar komme und zumindest leidlich stabil bleibe und das wird in der Therapie auch unterstützt.
Ich habe für mich entschieden, dass es weder machbar, noch sinnvoll oder wünschenswert ist, mir jede häßliche Situation einzeln anzugucken. Ich möchte emotional aus der Hölle heraus , niemand soll da drin festhängen. Wenn das bedeutet, dass ich in Teilen, auch um Erfahrungen anzuerkennen, damit in Kontakt kommen muss, , werde ich mich daran wagen so gut es geh. Aber ich habe keinen Wunsch jeden Erinnerungsfitzel zu sortieren, einfach weil man es machen könnte.

So in diese Richtung würde ich dir auch raten, mal zu prüfen, was erhoffst du dir, von der Beschäftigung mit Traumainhalten. Und- wie hier schon einige geschrieben haben, ist es wichtig zu prüfen, ob du Strategien hast, mit schwierigen Zuständen und Gefühlen umzugehen, die möglicherweise nicht mit Ende der Sitzung weg sind.
Vielen Dank für deinen Input.
Mittlerweile denke ich auch, dass es viel wesentlicher ist, den Blick auf die Zukunft zu richten bzw. das "Jetzt" gut zu gestalten. So hässliche Situationen gibt es bei mir gar nicht, denn dann wüsste ich ja davon. Mittlerweile glaube ich, dass die Angst davor, WAS denn alles hätte sein können, mich in den letzten Wochen gehindert hat, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, die ich mir schon hätte ansehen können. Ich habe scheinbar nach Dingen gegraben, und mich dabei so- vielleicht unbewusst- daran zu hindern, mich mit mir selbst auseinandersetzen zu müssen. Selbst wenn es "kleine" Dinge sind, ist es ja nicht immer lustig, sich damit zu beschäftigen.
Vielleicht hab ich mir auch gewünscht, dass es "den" Grund gibt, warum ich bin, so wie ich eben bin. In Wahrheit ist es vielleicht einfach die Summe an Kränkungen, die man so im Laufe des Lebens sammelt. Aber ich bin optimistisch- wir werden da gut weiter arbeiten können.

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Sun_Shine
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Beitrag Fr., 19.06.2020, 13:21

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 19:00
Sun_Shine hat geschrieben: Mi., 17.06.2020, 17:06 Wir arbeiten viel mit Bildern und Vorstellungen, ich habe Schutzräume kreiert,...ect. Nun ist es so, dass ich das Gefühl habe, dass wir etwas "aufdecken",


Und manchmal ist es auch gut, die Fantasiemaschine nicht zu sehr zu aktivieren. Wenn man traumatisiert ist, dann ist das reale Leben hier und jetzt manchmal erheblich sicherer als alles was in der Fantasie so hochkommen könnte.

Der beste Schutzraum sind gute reale Erlebnisse im Hier und Jetzt die dich erden und stabilisieren. Zu viel in Fantasien rumzuhängen, selbst in imaginierten Schutzräumen macht generell eher instabil als stabil.
Es geht dabei gar nicht um erfundene oder ausgedachte Bilder. Wenn ich etwas mit Worten nicht beschreiben kann, oder ein Gefühl nicht benennen kann, fallen mir dazu Metaphern ein, oder ich habe ein Bild vor Augen, anhand dessen ich veranschaulichen kann, worum es geht. Und es macht auch Sinn, wenn man zu "verkopft" ist, so wie ich. Da kommt man oft mit Denken nicht weiter, deshalb sind auch das Zeichnen oder Aufstellen von Dingen teilweise wirklich hilfreiche Methoden, um weiter zu kommen und so auf Neues zu kommen. Auch das kreieren eines sicheren Ortes habe ich als sehr hilfreich und auch tröstlich empfunden. Den in der Therapie aufzusuchen und diese Qualität der Sicherheit zu spüren hat geholfen, auch im Alltag an meine Grenzen zu denken und mir Raum in der Realität zu schaffen, der es mir ermöglicht, liebevoll mit mir selbst zu sein. (und das war ich vorher nie)

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.06.2020, 23:25

Sun_Shine hat geschrieben: Fr., 19.06.2020, 12:57
Bilder, die entstehen: vergleichbar mit Träumen? Da wird ja auch verarbeitet-

Ich meine damit nur Fantasievorstellungen im Wachzustand die man in irgendeine Richtung laufen lässt.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 11:05

einfach nur ewig Fantasien nachhängen, sich gar in eine Art Trance fallen zu lassen ist für viele Menschen nicht gut.
Gerade bei bestimmten psychischen Krankheiten ist es da durchaus angebracht ein Stopp zu lernen oder eben anzuschauen was die Fantasien sind und warum man sich dahin flüchtet.

Das hat aber nichts mit aktiv gelenkten Imaginationen zu tun, und das war hier glaub ich eher gemeint


mio
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 11:29

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 19:00 Und manchmal ist es auch gut, die Fantasiemaschine nicht zu sehr zu aktivieren. Wenn man traumatisiert ist, dann ist das reale Leben hier und jetzt manchmal erheblich sicherer als alles was in der Fantasie so hochkommen könnte.
Traumatherapeutisch macht man sich diese Fähigkeit zu "phantasieren" (= Dissoziationsfähigkeit) zu Gute. Ulrich Sachsse hat das mal sinngemäss etwa so formuliert: "Was hat der Patient?" "Negative/ängstigende Phantasien." "Was braucht der Patient?" "Positive/sichere Phantasien."

Es geht dabei allerdings nicht darum "im Alltag" zu phantasieren sondern die Phantasien gezielt einzusetzen wenn der eigene Zustand zu sehr in den "Traumamodus" zu kippen droht. Da geht es um "Werkzeuge", nicht um "Ich denke mir die Welt schöner als sie ist.". Diese "Phantasien" sollen auch möglichst wenig mit der Realität zu tun haben, also möglichst nicht an reale Situationen oder an reale Personen gebunden/gekoppelt sein (da dies das Risiko erhöhen würde dass man sie quasi "zerstören" kann/sie ihre Wirksamkeit verlieren).

Das basiert auf Erkenntnissen aus der Hirnforschung, wenn ich meine "Gefühle/Gedanken" (die ja nichts als "Hirnvorgänge" sind) selbst gezielt steuern kann dann habe ich Einfluss auf das "unkontrollierte Wiedererleben des Traumas", gewinne also meine Selbstwirksamkeit zurück, also exakt das, was einem in der traumatischen Situation ehemals gefehlt hat.

Das muss aber natürlich ein bewusster Vorgang sein und nicht einfach nur eine automatisierte "Träumerei". Es ist also ganz klar eher so eine Art "Gedankenstopp", nicht ein Aufruf sich zu sehr in den eigenen Gedanken zu verlieren oder sich ihnen hinzugeben.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 11:56

eben, es geht gerade nicht darum sich irgendwie und ungebremst wegzuträumen, sondern den immer wieder kehrenden Traumagedanken etwas positives entgegenzusetzen.

Das passiert auch nicht einfach so, das lernt man sinnvollerweise in einer Traumatherapie mit einem qualifizierten Therapeuten und übt es immer wieder.

Nicht jeder kann mit diesen Imaginationen etwas anfangen, aber es lohnt sich aus meiner Sicht es zu versuchen

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Candykills
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 12:04

Ich würde die Traumaaufdeckung davon abhängig machen, wie hoch der Druck innerlich ist. Ich würde nicht schlafende Hunde wecken.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 15:45

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 11:56 eben, es geht gerade nicht darum sich irgendwie und ungebremst wegzuträumen, sondern den immer wieder kehrenden Traumagedanken etwas positives entgegenzusetzen.


Ich hatte es hier eher so verstanden, dass durch Bilder die entstehen irgendwie eruiert werden soll was im Kleinkindalter vorgefallen ist, weil die Threadstarterin ja, so wie das klingt, darauf hinarbeitet, da Erinnerungen aufdecken und korrekt rekonstruieren zu können.

Ich bin ja nun auch als Kind in dem Alter wo ich mich erinnern kann eher mies behandelt worden (die frühesten Erinnerungen sind aus dem Kindergartenalter). Und ich habe so ein Gefühl, dass da auch schon im Kleinkindalter ungute Dinge passiert sind. Aber wenn ich aus dem Gefühl raus Bilder entstehen lassen würde, dann hätte das weder etwas mit dem was real passiert ist zu tun noch wäre das gesund für mich.

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Sun_Shine
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 15:53

Zum Thema dissoziieren: das scheint hin und wieder zu passieren in der Therapie, zumindest in geringem Ausmaß. Meine Therapeutin umschrieb es, und mir war lange nicht klar, was sie eigentlich damit meint. Sie formulierte es so, dass ich in manchen Situationen (in der Therapie) dazu neige, nur mehr physisch anwesend zu bleiben, während der Rest sich entfernt.
Da finde ich es sehr hilfreich, die Aufmerksamkeit gezielt auf (eben positive) Gedanken oder Bilder zu lenken.

Was sehr anstrengt, sind diese ständig wechselnden Gefühlsqualitäten- gestern: alles machbar, positiv. Heute: ich spüre nichts, habe das Gefühl zu fallen- endlos. Ich wünsche mir einfach Frieden. Ich fühle mich als hätte ich mich komplett verloren.
Arbeit habe ich gekündigt, weil ich sie gehasst habe. Ich dachte damit würde es besser werden. Studium ist beendet, ich kann jetzt einen Job suchen. Das weiterführende Studium sollte im Herbst beginnen.
Und ich fühle nichts. Keine Freude, keine Motivation,...dabei habe ich meinen Traumberuf gelernt, in dem ich zwar Anfängerin bin, aber gut, davon bin ich überzeugt.
Nichts fühlen ist furchtbar. Ich wünsch mir so sehr, zu wissen wer ich bin. Kontakt mit mir haben. Und diese Traurigkeit soll endlich verschwinden. Und ich falle und falle...

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Beitrag Sa., 20.06.2020, 16:02

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 15:45
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 11:56 eben, es geht gerade nicht darum sich irgendwie und ungebremst wegzuträumen, sondern den immer wieder kehrenden Traumagedanken etwas positives entgegenzusetzen.


Ich hatte es hier eher so verstanden, dass durch Bilder die entstehen irgendwie eruiert werden soll was im Kleinkindalter vorgefallen ist, weil die Threadstarterin ja, so wie das klingt, darauf hinarbeitet, da Erinnerungen aufdecken und korrekt rekonstruieren zu können.

Ich bin ja nun auch als Kind in dem Alter wo ich mich erinnern kann eher mies behandelt worden (die frühesten Erinnerungen sind aus dem Kindergartenalter). Und ich habe so ein Gefühl, dass da auch schon im Kleinkindalter ungute Dinge passiert sind. Aber wenn ich aus dem Gefühl raus Bilder entstehen lassen würde, dann hätte das weder etwas mit dem was real passiert ist zu tun noch wäre das gesund für mich.
Bilder, von denen ich gesprochen habe: ich hatte, als es um meine Kraft, die ich in mir trage, und meistens nicht spüren kann, plötzlich die Idee von einem Baum im Kopf. Den habe ich gezeichnet- das Bild steht bei mir zu Hause und erinnert mich daran, dass ich Kraft in mir trage, auch wenn ich sie aktuell nicht spüren kann.
Oder: wir haben einmal von einem unangenehmen Erlebnis mit einem Mann gesprochen- ich habe mich gedanklich in einen Raum geflüchtet, ich bekam Hilfestellung und Fragen, wie es da gerade aussieht und was ich brauche, damit ich mich dort wohlfühlen kann. (um die unangenehmen und überwältigenden Gefühle auszuhalten, die da aufkamen).
Oder: mich hat eine Beobachtung im privaten Umfeld sehr getriggert, so dass ich keine Luft bekam. In der Therapie haben wir uns die Situation angeschaut, ich habe mit Gegenständen und vor allem Klängen diese Situation versucht nachzustellen, dabei kam kein Bild, jedoch das Gefühl großer Bedrohung, und ich habe mich anschließend aus der Situation wieder entfernt- in meine vorbereitete Umgebung, also ein in Gedanken kreierter sicherer Raum, den ich auch einmal gezeichnet hatte.
Bilder die kommen: wenn es um Gefahr geht und ich nicht weiß woher sie kommt und was sie bedeutet: dichter Nebel, Dornenhecke. Es geht eher darum aufzuzeigen, welche Gefühle damit verbunden sind, um Dinge zu beschreiben, für die es eben keinen konkreten Anhaltspunkt gibt.
Schwer, zu beschreiben. Vielleicht kann man jetzt damit mehr anfangen.
Es wird und wurde NIE von der Therapeutin thematisch in eine Richtung gelenkt, sie greift nur auf, was mich beschäftigt- Thema Missbrauch kommt von ihr nicht. Das ist lediglich ein Gefühl, das ich schon lange- seit Jugendzeit- in mir trage.

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Sadako
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 16:04

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 15:45
. Aber wenn ich aus dem Gefühl raus Bilder entstehen lassen würde, dann hätte das weder etwas mit dem was real passiert ist zu tun noch wäre das gesund für mich.
Wenn man so arbeiten wollte, also wenn man „aus dem Gefühl Bilder entstehen lässt“ muss man sich sehr klar darüber sein, dass das nichts mit Erinnerung zu tun hat, sondern nur damit für einen Zustand ein Symbol findet. Auf dieser Symbolebene kann man innere Heilung anregen. Es ist nur extrem wichtig klar zu haben, dass es kein direktes Korrelat zu früheren Erfahrungen hat sondern etwas Erdachtes ist.
Beispiel, man erlebt Angst und Trauer, assoziiert ein verlorenes Kind im Dunklen, was man gedanklich tröstet. Wenn danach die Angstgefühle nachlassen, ist das gut- zumindest kann es für manche sein.
Schwierig wird es, wenn man jetzt vermutet, dass man im Dunklen eingesperrt wurde.

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Sun_Shine
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Beitrag Sa., 20.06.2020, 16:13

Sadako hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 16:04
Wenn man so arbeiten wollte, also wenn man „aus dem Gefühl Bilder entstehen lässt“ muss man sich sehr klar darüber sein, dass das nichts mit Erinnerung zu tun hat, sondern nur damit für einen Zustand ein Symbol findet. Auf dieser Symbolebene kann man innere Heilung anregen. Es ist nur extrem wichtig klar zu haben, dass es kein direktes Korrelat zu früheren Erfahrungen hat sondern etwas Erdachtes ist.
Beispiel, man erlebt Angst und Trauer, assoziiert ein verlorenes Kind im Dunklen, was man gedanklich tröstet. Wenn danach die Angstgefühle nachlassen, ist das gut- zumindest kann es für manche sein.
Schwierig wird es, wenn man jetzt vermutet, dass man im Dunklen eingesperrt wurde.
Der Vergleich ist sehr hilfreich, und die zahlreichen Antworten, die ja alle in diese Richtung gehen, haben mir sehr geholfen, das klarer zu sehen und vor allem zu differenzieren. Vielen Dank dafür

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Beitrag Sa., 20.06.2020, 16:28

Sun_Shine hat geschrieben: Sa., 20.06.2020, 15:53 Zum Thema dissoziieren: das scheint hin und wieder zu passieren in der Therapie, zumindest in geringem Ausmaß. Meine Therapeutin umschrieb es, und mir war lange nicht klar, was sie eigentlich damit meint. Sie formulierte es so, dass ich in manchen Situationen (in der Therapie) dazu neige, nur mehr physisch anwesend zu bleiben, während der Rest sich entfernt.
Da finde ich es sehr hilfreich, die Aufmerksamkeit gezielt auf (eben positive) Gedanken oder Bilder zu lenken.

Was sehr anstrengt, sind diese ständig wechselnden Gefühlsqualitäten- gestern: alles machbar, positiv. Heute: ich spüre nichts, habe das Gefühl zu fallen- endlos. Ich wünsche mir einfach Frieden. Ich fühle mich als hätte ich mich komplett verloren.


Dissoziation kann sich auch rein auf die Gefühlsebene beziehen. Also dass du nicht kognitiv sondern emotional auf einmal "weg" bist.

Das was du da an Gefühlen beschreibst kann auch bei Traumata passieren wenn du einen Flashback nicht hast indem Bilder plus Gefühle hochkommen, sondern der schlimme Gefühlszustand von damals dich überfällt ohne dass dabei Bilder dabei sind.

Bei mir kann sich das dann zB so anfühlen wie wenn ich nach einem Verkehrsunfall zittrig und desorientiert aus dem Unfallwagen steige und in dem Zustand mit allem völlig überfordert bin. Oder wegen Kleinigkeiten so ein Gefühl als würde dann gleich das Erschießungskommando kommen.


Wenn man ernsthaft traumatisiert ist graben sich die traumabedingten schlimmen Gefühle tief ins Gefühlsgedächtnis ein und können dann von allen möglichen Umständen reaktiviert werden, sodass du dich hier und heute, ohne dass etwas objektiv schlimmes passiert wäre wieder exakt so fühlst wie damals

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