Wie echt ist die therapeutische Beziehung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Shukria
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Beitrag Do., 28.05.2020, 10:07

Ich kann deine Fragen und Misstrauen gut nachvollziehen. Hab mich bei meiner ersten Therapeutin auch voll verbrannt und zum Schluss eher geschaut mit dem was ich tue oder sage ihrem Wohlwollen zu entsprechen - statt bei mir zu sein was ich brauche, wo ich wirklich stehe. Damit ging es mir nicht gut. Und im Nachhinein, es war voll mein kindliches Beziehungsmuster, schade das sie das nicht gesehen und statt es zuzulassen mir gespiegelt, dran gearbeitet und es aufgelöst hat.

Jetzt habe ich eine andere Therapeutin, jetzt sehe ich eher das es darum geht zu sagen wo ich stehe und auf das hinzuarbeiten an Veränderung was meine Ziele sind. Es interessiert mich nicht ob die jetzige das gut oder schlecht findet. Es interessiert mich nicht ob sie Dinge an mir nicht mag. Meine jetzige fragt viel, versucht zu verstehen und gibt mir ihre Eindrücke wieder. Aber letztlich entscheide ich welche Themen ich wie mit ihr angehe.

Seitdem denke ich auch über die therapeutische Beziehung nicht mehr nach. Sie hilft mir meine Probleme zu lösen, wo ich es noch nicht alleine schaffe. Mehr nicht. Gefühle die ausgelöst werden in der Beziehung spiegeln mir wo ich selbst stehe, das hat mit ihrer Person nichts zu tun, eher mit meinen Mustern. Und es ist spannend die sich bewusst zu machen und zu verändern. Und hilfreicher als wenn der Therapeut die einfach unreflektiert bedient.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 28.05.2020, 11:42

Ponita hat geschrieben: Mi., 27.05.2020, 17:44 Wie echt ist die therapeutische Begegnung?
Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung eine Außenseiterposition vertrete. Ich halte sie nicht für mehr oder weniger echt, als die Beziehung die ich zum Zahnarzt, Orthopäden oder Anwalt habe. Eine andere würde ich mir auch nicht wünschen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 28.05.2020, 12:21

Für mich ist das was ich brauche eine echte, therapeutische Beziehung

Das ist aktuell ja nicht meine erste Therapie, und jetzt sehe ich mich deutlich mehr als Kundin, die eine professionelle Dienstleistung in Anspruch nimmt. Damit geht es mir wesentlich besser!
Und trotzdem oder gerade deswegen brauche ich das Gefühl von gegenseitiger Sympathie, von Echtheit.
Das vermittelt mir meine Therapeutin, wobei die Rollen ganz klar sind. Mir tut das so wie es ist sehr gut.
Natürlich ist das nicht mit einer Freundschaft, mit Liebe vergleichbar, das soll es ja auch nicht.

Übrigens brauche ich auch zum Zahnarzt ein gutes, gegenseitiges Gefühl - ich hab aber auch ausgeprägte Angst dort.

Auch ein Anwalt, der mich bei irgendwas vertritt darf mir nicht komplett unsympathisch sein und mir auch nicht das Gefühl vermitteln dass er mich nicht leiden kann (was ja auch unprofessionell wäre)

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 28.05.2020, 12:29

chrysokoll hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 12:21 Übrigens brauche ich auch zum Zahnarzt ein gutes, gegenseitiges Gefühl - ich hab aber auch ausgeprägte Angst dort.

Auch ein Anwalt, der mich bei irgendwas vertritt darf mir nicht komplett unsympathisch sein und mir auch nicht das Gefühl vermitteln dass er mich nicht leiden kann (was ja auch unprofessionell wäre)
Mir ist bei beiden nur wichtig, dass sie ihren Job gut machen. Angst hätte ich eher, wenn mich ein freundlicher, aber schlechter Zahnarzt behandeln würde.

Und auch der Anwalt braucht mir kein Stück sympathisch zu sein - wichtig wäre mir nur, dass er meine Interessen kompetent vertritt.

Meine Hausärztin hat eine ganze Reihe negativer Bewertungen bekommen. Sie wäre zu kühl, zu unfreundlich und zu wenig mitfühlend. Auch das stört mich kein bisschen.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 28.05.2020, 12:36

dass die ihren Job gut machen ist für mich Grundvoraussetzung!

Ich brauche aber das Gefühl der Sympathie, bei einem Zahnarzt natürlich deutlich mehr als bei einem Orthopäden, zu dem ich einmal für fünf Minuten gehe.

Therapie ist für mich trotzdem noch ganz was anderes, da geh ich jede Woche für 50 Minuten hin und breite mein Innerstes aus, ich brauch da ein gutes Gefühl. Und ja, das stellt sich, wie ich jetzt merke, auch und gerade mit einer professionellen Haltung der Therapeutin ein, die aber trotzdem warmherzig, interessiert, echt ist.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 28.05.2020, 12:43

Okay - schaut bei mir anders aus. Wobei ich dir in dem Punkt der professionellen Haltung zustimmen würde. Die braucht es m.E. aber auch in jedem Beruf. Echtes Interesse ist mir ebenso unwichtig wie Warmherzigkeit.
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mio
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Beitrag Do., 28.05.2020, 12:46

chrysokoll hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 12:21 Für mich ist das was ich brauche eine echte, therapeutische Beziehung
Ich muss sagen ich verstehe es nach wie vor nicht, also was genau das SEIN SOLL?

Natürlich muss auch ich mich wohl und gut aufgehoben fühlen, vertrauen können etc., sowohl beim Therapeuten als auch beim Zahnarzt, als auch, als auch, als auch...

Aber letzen Endes geht es doch in einer Therapie um eine "Funktionsbeziehung". Dh. ich gehe da hin mit einem Anliegen und das was wichtig für mich ist ist dass mein Anliegen erkannt, verstanden und beachtet/bearbeitet wird.

Was soll in dem Kontext dieses ständige Fragen nach "echt" oder "unecht"? Was IST denn ECHT, was UNECHT? Woran misst man das? Doch nur am eigenen Gefühl am Ende.

Ich hatte mal eine sehr, sehr "emphatische" Zahnärztin, die hat mich immer vollgequatscht mit ihrem Privatkram, war ganz "einfühlsam" usw. usf.. Fachlich war sie allerdings nicht nur eine relativ rabiate Null sondern sie konnte auch überhaupt nicht damit umgehen wenn ich ihr widersprochen habe oder wenn ich klare Fehler von ihr korrigiert haben wollte. Da kuckte sie mich dann immer ganz "betreten" an so dass ich das Gefühl bekam jetzt ein schlechtes Gewissen haben zu müssen weil ich all ihre "wohlmeinende Freundlichkeit" und "persönliche Nähe" damit in Frage stelle.

Sie war ja so "persönlich" und "nah" mit mir und hatte sich mir so "geöffnet" dass es ja wirklich undankbar von mir ist wenn ich sage: Nee, SO NICHT.

Für mich hackt da was im Köpfchen. Und nicht in meinem.

Meint: Die Frau war zwar total "echt" (im Sinne von: Ich erzähle Dir ganz ganz viel von mir und darüber wie es mir geht.) aber es passte NULL zu unserer ECHTEN Beziehung. Dh. sie hat die Beziehung verkannt bzw. wollte mich mittels dieser "Beziehungsebene" dazu bringen dass ich über ihre fachlichen Fehler hinweg sehe.

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Ponita
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:09

Also ob der Therapeut einen wirklich sympathischen finden muss... Die Person in meiner vorherigen Therapie fand mich solange sympathisch, solange ich von nutzen und bequem war. Als ich dann Dinge und Aktionen hinterfragte, zeigte sich das wahre Gesicht. Ich war in allererster Linie zum Nutzen da. Das war ganz schwierig, da ich total auf diesen nette Art reingefallen war und nicht verstand, wie das alles passieren konnte.
Darum meine Frage, wie echt sind diese Menschen wirklich. Worauf lässt man sich da ein?
Mit der jetzigen Person weiß ich nicht, in wie fern ich mich da einlassen darf. Was steckt hinter dieser Fassade.
Manche hier scheinen da sehr abgeklärt und klar in ihren Gefühlen und die Betrachtungsweisse. Wie kommt man da hin?
Die jetztige Person ist mir sehr zugewandt, geht auf meine Wünsche ein und ist da. Ich kann da nicht mehr abgeklärt bleiben.
Wenn ihr davon sprecht, dass euer Gegenüber die Grenzen wart, also da ist, viel bietet, dennoch die Grenzen wart, woran macht ihr das fest?
Mein Gegenüber dehnt die Grenzen der Therapie etwas aus. Was mir entgegenkommt und trotzdem Angst macht.
Mir macht es Angst mich wieder auf etwas einzulassen, was sich am Ende als Fake herausstellt.
Ich will keine Freundschaft. Ich will eine Begegnung, in der ich klar sehen kann, wer wer ist. Aber ich fühle mich blind.
Die vorherige Person hat meine Wahrnehmung und Gefühle dermaßen immer wieder in Frage gestellt, dass ich mir selbst nicht mehr traue.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:17

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 13:09 Ich war in allererster Linie zum Nutzen da. Das war ganz schwierig, da ich total auf diesen nette Art reingefallen war und nicht verstand, wie das alles passieren konnte.
Ich glaube, die allermeisten finden es extrem wichtig, einen Nutzen - Geld - aus ihrem Beruf zu ziehen. Logisch, denn die Miete muss ebenso bezahlt werden, wie alle anderen Fixkosten.

Allerdings beinhaltet ein jeder Beruf, dass man professionell handeln muss. Wenn das in deiner Therapie dem Therapeuten nicht gelungen ist, macht er etwas falsch.
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Bluemoon123
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:18

mio hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 12:46 Was soll in dem Kontext dieses ständige Fragen nach "echt" oder "unecht"? Was IST denn ECHT, was UNECHT? Woran misst man das? Doch nur am eigenen Gefühl am Ende.
Ich denke das ist ein wichtiger Punkt. Ob etwas "echt" ist oder nicht, dass merkt man tatsächlich nur am Gefühl. Und das hat nichts damit zu tun ob es eine therapeutische oder irgendeine andere Art von Beziehung ist. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Beziehungen und die können alle "echt" oder "unecht" sein. Das hängt immer nur von den jeweiligen Personen ab und nicht von der Art der Beziehung.

Eine therapeutische Beziehung ist, wie oben schon mehrfach erwähnt, eine Arbeitsbeziehung, die auch noch asymmetrisch ist. Deshalb ist sie aber nicht per Definition "unecht". Sie kann unecht sein, aber genauso kann bzw. sollte sie auch echt sein. Mein Therapeut arbeitet mit mir und wendet natürlich auch gelernte Methoden an. Aber er ist dabei authentisch, und deshalb ist es für mich ein "echtes" Gefühl und hilft mir dabei Vertrauen aufzubauen.
Ich geb mal ein Beispiel, wo mir das letztens tatsächlich selbst aufgefallen ist, dass da für mich ein Zeichen von "Echtheit" war. Ich hatte über meine Angst gesprochen etwas bestimmtes nicht zu schaffen. Und er sagte irgendwann in dem Gespräch "Ich glaube schon, dass Sie das schaffen können." Und das ist nun ein Satz, den lernt man in jedem Grundlagen-Seminar zur Gesprächsführung und jeder selbsternannte Motivationscoach benutzt den inflationär (Tschakka! Sie schaffen das!). Bei jedem anderen, der mir das gesagt hätte, hätte ich den Satz in die Tonne gekloppt. Aber meinem Therapeuten hab ich das geglaubt, weil das in dem Moment ehrlich aus ihm herauskam. Ich hab da Authentizität bzw. Echtheit gespürt. Und das ist einer der Gründe, warum ich glaube, dass unsere therapeutische Beziehung "echt" ist. Und ja, das ist nur mein ganz eigenes Gefühl. Erst das definiert die "Echtheit".
Zuletzt geändert von Bluemoon123 am Do., 28.05.2020, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.


Bluemoon123
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:22

Nachtrag: Weil sich die Posts überschnitten haben.
Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 13:09 Darum meine Frage, wie echt sind diese Menschen wirklich. Worauf lässt man sich da ein?
"Diese Menschen" gibt es nicht. Es geht immer nur um den Einen oder die Eine, die Dir gegenüber sitzt. Der/Die kann echt sein und kann unecht sein - ganz unabhängig von seiner/ihrer Rolle.

Und ich fürchte Du wirst nicht darum herum kommen, das selbst herausfinden zu müssen. Das ist nicht leicht, das weiß ich. Und jede negative Erfahrung macht das Ganze noch schwerer. Aber gerade dafür ist auch eine Therapie da. Dass man dieses Thema mit seinem Therapeuten eventuell auch bespricht und schaut, wie es möglich sein kann bzw. was notwendig ist um Vertrauen ganz langsam aufzubauen.


mio
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:33

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 13:09 Ich war in allererster Linie zum Nutzen da.
Na ja, da sind wir im Bereich der "Funktionsbeziehung".

Sie hat eine Funktion für Dich: Sie soll Dir helfen Deine Probleme zu lösen.

Du hast eine Funktion für Sie: Sie verdient mit Dir ihren Lebensunterhalt.

Schon hier wird klar dass es sich nicht um eine "normale, private" Beziehung handelt.

Kein Mensch sollte sich in privaten Beziehungen gemeinsame Zeit erkaufen müssen. Wenn das so ist, dann sollte man sich tunlichst überlegen WOFÜR man da zahlt und auch WARUM.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:42

Hallo Ponita
Die jetztige Person ist mir sehr zugewandt, geht auf meine Wünsche ein und ist da. Ich kann da nicht mehr abgeklärt bleiben.
Genau das ist der Grund, warum ich mir in meiner Therapie Echtheit und Realität wünsche. Denn ein solches Verhalten, wie es manche Psychotherapeuten zeigen, in Form von Wärme, Aufmerksamkeit, Zugewandtheit, Empathie usw. usw. ist nicht realistisch. In der Realität findet man keinen Menschen, der nur sooo lieb ist. In der Realität gibt es auch Enttäuschungen, Zurückweisungen usw. In der Realität gibt es das, was du bereits erlebt hast: Auch Therapeuten müssen arbeiten und verdienen an dir ihr Geld. Therapie ist eine Leistung der Krankenkassen und keine persönliche Beziehung. Das ist die Realität. Therapeuten, die nur lieb und nett sind, bieten ein falsches Bild von der Welt. Da kann es leicht passieren, dass die "furchtbare" Welt da draußen, die nicht so warm ist wie es in der Psychotherapie ist, unerträglich wird und eine Abhängigkeit vom Therapeuten und seinem lieben Verhalten entsteht.
Ich denke, du kannst dir sicher sein, dass es dich in irgendeiner Arzt und Weise mag. Wenn er dich nicht mögen würde, dann wäre es auch für ihn schwer mit Dir zu arbeiten. Aber wovon du weg musst ist der Wunsch, dass der Therapeut alles, was er tut, echt ist. Du bist da in Therapie um Deine Störungen behandeln zu lassen. Das geht nicht ohne Methoden, außer er arbeitet methodenlos und bietet dir nur den Echt-Menschen.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Do., 28.05.2020, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Scars
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:42

Ich würde "echt" mit "authentisch" gleich setzen. Wie sehr ein Therapeut/Arzt in seiner Rolle diese Rolle mit sich selbst ausfüllt und sein "Therapeuten-Ich" stimmig ist zu seinem Selbst (bisschen philosophisch verschachtelt jetzt, ich hoffe man versteht das...). Das hat mit der fachlichen Kompetenz und Art des Behandlers erstmal nichts zu tun und womit man sich wohl fühlt, hängt dann von den jeweiligen Bedürfnissen ab.
mio hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 12:46 Was soll in dem Kontext dieses ständige Fragen nach "echt" oder "unecht"? Was IST denn ECHT, was UNECHT? Woran misst man das? Doch nur am eigenen Gefühl am Ende.
Und ich denk das ist der Punkt, dass die Frage nach der "Echtheit" der therapeutischen Beziehung mehr eine Frage nach der "Tatsächlichkeit" der therapeutischen Beziehung ist, wenn man in einer dieser Übertragungen feststeckt, die ja irgendwie nur Einbildung ist, wo es innerlich zu einer Verwechslung des Therapeuten kommt und die Bemessung am eigenen Gefühl nicht mehr passt.

Denn hiermit:
Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 08:46 Ich wünschte ich könnte das Ganze als Arbeitsbeziehungen erkennen und wahrnehmen, wie bei einem Handwerker. Ohne große Gefühle, freundlich und mit Abstand.
Denn alles Andere treibt mich dazu, für Menschen über meine Grenzen zu gehen und Dinge aufs Spiel zu setzen, die es eigentlich zu schützen gilt.
Ich habe eine wahnsinnig Angst.
schreibst du Ponita ja schon, dass du dir wünschst, die Arbeitsbeziehung mehr zu erkennen. Da hast du innerlich den Rahmen verlassen (was ja so sein soll) und an der Stelle würde ich sagen, dass das so nicht echt=tatsächlich ist und vor allem auch nicht erwidert wird. Weil dein Therapeut eine professionelle Beziehung zu dir hat. Du kannst stattdessen aber was anderes haben und das ist echt=tatsächlich und bestenfalls authentisch.

Ich finde das wirklich schwer zu beschreiben, kann es aber voll verstehen. Konnte mir am Anfang auch nicht vorstellen, dass man eine "echte" Beziehung zum Therapeuten haben kann, ist doch alles irgendwie nur show. Finde die Erklärungen von Candykills und Philosophia da aber sehr treffend - im Rahmen dessen und innerhalb der Grenzen der Therapie mit den jeweiligen Rollen ist das, was dort passiert, "echt".
Remember to leave pawprints on hearts.


mio
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Beitrag Do., 28.05.2020, 13:51

Scars hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 13:42 Und ich denk das ist der Punkt, dass die Frage nach der "Echtheit" der therapeutischen Beziehung mehr eine Frage nach der "Tatsächlichkeit" der therapeutischen Beziehung ist, wenn man in einer dieser Übertragungen feststeckt, die ja irgendwie nur Einbildung ist, wo es innerlich zu einer Verwechslung des Therapeuten kommt und die Bemessung am eigenen Gefühl nicht mehr passt.
Ok, das finde ich eine ganz gute Erklärung/Unterscheidung, also wenn ich Dich richtig verstehe.

Es geht bei der Frage also Deiner Meinung nach nicht darum ob da eine echte Begegnung stattfindet (was dann der Bereich Authentizität wäre) sonder darum ob da eine TATSÄCHLICHE BEZOGENHEIT aufeinander existiert? Und die existiert eben in dem Sinne nicht, zumindest nicht außerhalb des "Bezugsrahmens".

Dieser "Bezogenheitswunsch" wäre dann quasi das Therapiethema wenn sich die Frage nach "echt" oder "unecht" so stark stellt.

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