Corona-privat: Alltag im Zeichen des Virus

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Blume1973
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 08:49

@ Hiob
Und wie passt dieses „witzige“ (sehr lustig :roll: ) Video jetzt hier in den Thread? :gruebel:
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Waldschratin
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 08:58

lisbeth hat geschrieben:Alltagstechnisch ändert sich für mich aktuell auch nicht sooo viel, bis auf die Tatsache, dass die geschlossenen Schwimmbäder und Fitness-Studios für mich schon gravierend sind, weil ich über den Sport meine Tage sehr stark strukturiert hatte. Das war auch psychische Stabilisierung in der Depression.
Ist bei mir auch ein wichtiger Punkt, nicht nur im seelischen Bereich, auch körperlich brauch ich ja viel Bewegung, um mit all den "lieben" Krankheiten auskommen zu können.

Ich hab ein kleines Ergometerchen zuhause, das wird jetzt "bestrampelt", aber halt auch nur sehr eingeschränkt, da es nen hohen Widerstand bietet, auch in den unteren Stufen, und der kaputte Meniskus (noch) nicht so belastet werden kann/darf.

Das Ding macht mir leider auch Spaziergänge/Laufen der nötigen Art unmöglich, und so konzentriere ich mich grade auf ausgefeiltes Yogilates, wenns sein "muss", auch mal mehrmals täglich.

Bin seit Montag im Krankenstand, auch wegen Meniskus, und hab somit auch viel Zeit. Ich will meinen Balkon aus seinem Winterschlaf holen, der Wohnung täte ein Frühjahrsputz sehr gut und was seit vielen Jahren auf meiner Liste steht : Keller aufräumen.... :red: Der bräuchte nötigst mal eine ordnende Hand.

Da ich ja körperlich so eingeschränkt bin, werde ich zu alledem viel mehr Zeit brauchen als Otto-Normalkranker, also die nächsten Wochen sind beschäftigungstechnisch "gesichert" bei mir. :->

Was Sozialkontakte angeht : Wenn man nicht grade zu ner Risikogruppe gehört, kann man sich doch auch grade jetzt ehrenamtlich, als Nachbarschaftshilfe (Gemeinden oder Einrichtungen wie Caritas/Diakonie etc. organisieren da bestimmt eh schon) oder Ernte/Landwirtschaftshelfer zur Verfügung stellen. Wenn ich jetzt mal alleine an die anstehende Spargelernte denke und dass ja die zig jährlich anreisenden Erntehelfer aus dem Ausland dieses Jahr eben nicht kommen können...

Was deinen 90jährigen Nachbarn angeht, liebe Lisbeth : Ich kann ihn verstehen! :ja:
Der ist 90, dem ist seine Freiheit und sein alleine was machen können heilig und mit der Möglichkeit zu sterben, krank zu werden und dergleichen hat der sich bestimmt schon ganz anders auseinandergesetzt als jemand, der bisher Selbstversorger sein konnte in seinen alltäglichen Verrichtungen. Da geht ihm Lebens-Qualität eindeutig vor Quantität.


No Twist
Forums-Gruftie
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 09:03

Ich bin auf dem Land. Sonst wohne ich in einer Großstadt und genieße es sehr, dass ich bei Bedarf irgendwas unternehmen kann. Ich denke in der Stadt wäre ich, Single, ziemlich verrückt geworden, weil ich mich so beschränkt gefühlt hätte. Hier hab ich viele Bücher mitgenommen und lese sie mal wirklich- ich kenn das, Urlaub und ich packe Bücher ein und lese sie doch nicht. Außerdem bin ich viel draußen, gehe spazieren. Und ich mache home office, was gerade ziemlich kompliziert ist, weil mir viele Dateien fehlen und der Transfer auf mein Notebook nicht geklappt hat. Ich bin heilfroh, dass ich nicht in meiner kleinen Wohnung in der Stadt bin; ich hätte einen totalen Koller. Die Wohnung steht gerade mit Umzugskartons voll, total ungemütlich und mich da jetzt aufhalten zu müssen, würde mich total depressiv machen. Ich weiß gerade auch nicht, ob ich den Umzug geregelt bekomme, weil ich nicht weiß, ob die Umzugsunternehmen alle weiterhin arbeiten. Und ich müsste langsam mal Angebote einholen und kann bisher nicht beziffern, was mit soll. Eigentlich wollte ich alles verkaufen und mich neu einrichten, aber das ist wohl gerade der völlig falsche Zeitpunkt... First world problems. ;-)
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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Hiob
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 09:26

@ Blume.
Die Genossen sind wieder da. Diesmal geht die Entwicklung nicht vorwärts, sondern rückwärts. Wir erleben in dieser dramaturgisch gut inszenierte Großübung die Rückbesinnung auf gute alte Zeiten, in denen das Militär, wie in Heinsberg beobachtet, bereits die Ausgangssperre überwacht, demokratsche Grundrechte ausgesetzt werden, in denen in anderem Zusammenhang unschließbare Grenzen geschlossen werden,... eine Zeit in der (mottobedingt) dafür eine gewisse Akzeptanz in der Bevölkerung erhofft wird. Die Stimmung wird in einigen Wochen in sofern kippen, dass die Leute die Unangemessenheit der Maßnahmen stuzig macht und sie den weiteren dramaturgischen Verlauf ablehnen werden. Humor kann uns helfen, nicht zu tief in die Inszenierung auf der Leinwand einzutauchen und daran erinnern, dass wir nach 1,5 Stunden Filmdauer wieder heim können.

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Tröte
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 09:34

Ich (alleine mit 2 Katzen wohnend) habe seit Montag Homeoffice. Da wir im Zuge der Digitalisierung eh schon alle Voraussetzungen für das Daheimarbeiten haben, gibt es da keine Probleme. Einzig die Performance ist manchmal langsamer als sonst (klar, wenn jetzt fast alle (10.000) von Zuhause aus arbeiten). Haben auch klare Anweisungen, was wir möglichst nicht tun sollen (Desktop-Sharing, Streaming,..), aber es geht alles.

Am Schwersten fällt mir, dass das Fitness-Studio zu hat, da bin ich dreimal die Woche hingegangen. Merke auch, dass mein Rücken das doof findet, somit werde ich mir jetzt auch mal Übungen raussuchen und Zuhause machen.
Ansonsten ist es nicht so sehr anders als sonst, bin viel im Garten, lese, puzzle oder beschäftige mich mit meinen Katern.
Raus gehe ich nur, wenn ich einkaufen muss oder meine Partnerin treffe. Alle Termine/Events (Musik, Tanzen, Freunde treffen) wurden abgesagt.

VG
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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 16:05

Ich arbeite ja als Logopädin, da ist Home Office leider nicht möglich. Aktuell sagen sehr viele Patienten ab und es ist unklar ob die Heilmittelpraxen weiter geöffnet bleiben sollen und wie es überhaupt weiter geht, Chefin sprach auch schon von Kurzarbeit. Diese Woche betreue ich unser Krankenhaus komplett alleine von logopädischer Seite, nächste Woche habe ich 3 Tage Urlaub, mal sehen was bis dahin noch kommt.

Eigentlich wollte ich ab Montag studieren - es würde mich sehr stark wundern wenn das überhaupt dieses Jahr noch los geht. Es ist ein startender Master den es so bisher noch nicht gab und ich gehe davon aus, dass sie ihn dann auch erst nächstes Jahr starten lassen da wir von der ganzen Sache ja definitiv noch länger etwas haben werden.

Darüber hinaus steht auch eigentlich nächste Woche Freitag ein Umzug auf dem Programm von dem wir nicht wissen ob wir ihn so realisieren können wie geplant (sollte es zu einer Ausgangssperre kommen, wovon ich ausgehe, müsste man das dann in Erfahrung bringen). Wir finden auch keinen Nachmieter für die aktuelle Wohnung - aktuell eher eine glückliche Sache außer die finanzielle Doppelbelastung, aber das ist dann nun gerade so und lässt sich auch irgendwie auffangen.
Ich wünsche mir sehr, dass das klappt, denn dort haben wir einen kleinen Garten und könnten so bei einer Ausgangssperre immerhin raus gehen. Auch wünschte ich, ich könnte einen der Hund her holen.
Ich bin ja aktuell wenig im Forum und eigentlich in den letzten Jahren psychisch sehr stabil unterwegs gewesen. Seit einer Woche haben mich Schlaflosigkeit, Magenprobleme und Panikattacken wieder ziemlich im Griff.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh


montagne
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Beitrag Mi., 18.03.2020, 21:29

Fit werde ich mich auf Calisthenics Plätzen halten, die es in meiner Gegend genug gibt. Ist nicht das gleiche wie schweres Training, aber hat mir heute durchaus Laune gemacht, bei Sonne und Wind zu trainieren. Gleich mit dem Rad hingefahren und zurück, Cardio auch fertig.
Allgemein wieder mehr Radfahren und Spazieren gehen.
Das Fitnessstudio fehlt schon und meine Wettkampfvorbereitung rückt in die Ferne. Ich werde nicht jünger. Das macht mich schon traurig, wissend das es ein Luxusproblem ist.

Bei uns waren sehr viele Menschen mit Kindern in den Parks. Tischtennis, Streethockey, Inliner, Fußball, Radfahren usw. Solange man sich nicht zu nahe kommt sollte es gehen.

Ich habe das Glück zur Dienststelle fahren zu dürfen. Da treffe ich doch noch Kollegen. Ansonsten ist das Haus jedoch verwaist und ich fand die gähnende Leere und Stille heute schon seltsam.
Arbeit habe ich erstmal genug mit Anträgen usw. Telefonkontakt und Mailkontakt. Dennoch war es eben wie von 130 auf 30. Hm.

Mein Mann muss Homeoffice machen. Ich beneide ihn nicht.
amor fati

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diesoderdas
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Beitrag Do., 19.03.2020, 12:37

Mir selbst macht die Rückgezogenheit noch gar nicht so viel aus. So extrem haben wir die Situation ja auch erst recht kurze Zeit. Sollte es noch wochen - oder monatelang so gehen (wovon ich ausgehe), dann ändert sich das bestimmt noch.

Ich gehe bei dem schönen Wetter eben allein raus spazieren oder mit Freund in den Park (da kann man eine Ansteckung wohl sowieso nicht verhindern). Eben dorthin wo keine oder kaum andere Menschen sind und man den Abstand halten kann. Ansonsten habe ich freiwillig niemanden mehr um mich gehabt, seit alles so abging (einkaufen und so lässt sich nunmal nicht vermeiden).
Gerade sollen wir auch noch der Arbeit fernbleiben. Aber ab nächsten Monat wird es da wahrscheinlich wieder losgehen. Wie Abstand dann gegeben sein soll, erschließt sich mir noch nicht.

Schwieriger finde ich die Frage, wie sehr man sich von Risikogruppen fernhalten soll. Nahen Kontakt habe ich da komplett eingestellt. Im Freien in menschenleerer Umgebung zusammen spazieren gehen und dabei 1,5-2 Meter Abstand halten reicht hoffentlich aus, damit man sich wenigstens ein bisschen "nah" sein kann und dennoch niemanden gefährdet. Sollte ich aber akut niesen/Husten haben, wäre mir das vielleicht doch nicht geheuer. Auch Begrüßungen oder Umarmungen fallen dabei natürlich komplett weg.

Wie haltet ihr es mit Kontakt zu Eltern/Großeltern/Geschwächten?

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lisbeth
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Beitrag Do., 19.03.2020, 13:30

Aus dem anderen Corona-Thread (passt hier aber besser, finde ich...)
Jenny Doe hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 09:48 Für Nahrungsmittel war leider kein Platz mehr :lol:
https://www.watson.de/leben/coronavirus ... -klopapier
Zitat aus dem Artikel:
Im psychiatrischen Sinne ähneln Hamsterkäufe ein wenig Zwangshandlungen, bei denen bestimmte Gedanken und Handlungen dazu dienen, vermeintlich die Kontrolle zurückzugewinnen. Wer jetzt in den Supermarkt geht und im großen Stil Vorräte einkauft, vermittelt sich selbst das Gefühl, einen Plan zu haben und handlungsfähig zu sein.
Genau das ist es ja, man "simuliert" sich mit den Hamsterkäufen oder Vorräte anlegen eine Art Handlungsfähigkeit, die - wenn es hart auf hart kommt - überhaupt keinen Bestand hat.

Hab das heute am eigenen Beispiel verfolgt. Ich habe genug Toilettenpapier im Haus, das reicht locker für mehrere Wochen, selbst mit Durchfall. Gibt keinen Grund, da jetzt noch eine Packung dazu zu kaufen. Und doch: Merke ich, wie es mich beim Einkauf magisch zur Palette mit Klopapier hinzieht (das ja schon gar nicht mehr eingeräumt wird, die stellen die Palette ab und fertig und eine halbe Stunde später ist alles fort). Wie der Drang in mir wächst, eine (oder besser sogar zwei??? :anonym: ) Packungen mitzunehmen. Wie eine kleine Stimme in mir flüstert, dass ich mich "besser" fühlen werde, wenn ich jetzt das Klopapier kaufe, weil ich dann ja besser (?) vorbereitet bin, auf was auch immer. Was auch immer "besser" heißen mag. Weil es mir einen Fokus gibt (möglichst viel Klopapier horten) und ich ein Ziel verfolge, das mir in Abwesenheit der anderen, gewohnten Ziele sehr gelegen kommt.

Nur bringt das ja nix, im Umgang mit der Angst und der Unsicherheit und allem anderen. Denn heute ist es das Klopapier, von dem ich mir eine Erleichterung meines inneren Ausnahmezustandes erhoffe, morgen ist es das Mehl, der Reis oder die Pasta. Und irgendwann reicht es mir nicht mehr, einmal am Tag einkaufen zu gehen (oder einmal pro Woche), dann muss ich zwei oder drei Mal am Tag los. Und das "Glücksgefühl" hinterher lässt irgendwann nach, oder ich muss immer mehr einkaufen und horten, um irgendwie nochmal in die Nähe davon zu kommen....

Also der rationale Teil in mir weiß ganz klar: Das bringt nix, du brauchst (jetzt) kein Klopapier, also lass es schön dort liegen für diejenigen, die es grad brauchen. Dann gibt es die Stimme, die aufgeregt aberaberaber!!! ruft, für die die eine (oder besser zwei) Packungen Klopapier die Rettung sind und die von dieser Idee nicht ablassen mag.
Und ich fürchte, diese Stimme aus den Tiefen des Stammhirns hat bei vielen grade die Oberhand.

Eigentlich geht es doch darum, dass wir es lernen (und schaffen) uns selbst zu beruhigen, auch in solchen Ausnahmesituationen, auch mit der inneren und äußeren Unsicherheit, von der keiner weiß, wie lange die noch dauert. und zwar ohne Klopapier oder andere Fetische, die über die Maßen mit irgendwas "aufgeladen" werden, und die uns so Beruhigung verschaffen sollen....
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Jenny Doe
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Beitrag Do., 19.03.2020, 13:50

lisbeth: Wie eine kleine Stimme in mir flüstert, dass ich mich "besser" fühlen werde, wenn ich jetzt das Klopapier kaufe, weil ich dann ja besser (?) vorbereitet bin, auf was auch immer.
Aber wieso ausgerechnet Toilettenpapier? Das verstehe ich nicht. Ich habe auch Vorrat im Haus, aber bei meinem Vorrat handelt es sich um Lebensmittel, die es mir ermöglichen für ca. 3 Wochen zu überleben. Beim Klopapier denke ich "Wenn das ausgeht, egal, ich habe Waschlappen". Klopapier ist für mich ersetzbar, z.B. durch Waschlappen. Lebensmittel hingegen nicht. Deshalb staune ich immer wieder aufs Neue wenn ich randvolle Einkaufwägen sehe, die zu 3/4 mit Klopapier gefüllt sind und nur zu 1/4 mit Lebensmittel.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Waldschratin
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Beitrag Do., 19.03.2020, 13:59

Hat vielleicht was mit "Sauberkeit" zu tun...? :gruebel:
In Verbindung mit "Verseuchung" durch nen Virus...? :gruebel:
Sind aber jetzt nur spontane, unausgegorene Gedanken von mir.

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lisbeth
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Beitrag Do., 19.03.2020, 14:05

Jenny Doe hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 13:50 Aber wieso ausgerechnet Toilettenpapier?
Keine Ahnung. Für mich ist Klopapier schon immer so wichtig gewesen, dass es mir eigentlich nie ausgeht. Weil es mich nervt, wenn ich mir mit "Ersatz" behelfen muss. Aber genauso ist es mir auch wichtig, welche Seife ich an meinen Körper lasse, also achte ich idR auch darauf, dass genug Seife im Haus ist.

Aktuell hat es wahrscheinlich auch was mit den Bildern zu tun. Dass die leeren Regale einen Mangel suggerieren, der so nicht da ist. Dass man ich mich "anstecken" lasse, wenn ich sehe, wie andere viel Klopapier kaufen.
Ich beobachte mich dabei ja auch selbst (und amüsiere mich zuweilen auch drüber, manchmal wundere ich mich auch... und schaffe es ja auch (mehr oder weniger) mich von diesen Kauf-Impulsen wieder zu distanzieren. Aber ich glaub, viele handeln dann einfach. Und raffen und kaufen. Und es macht die Angst ja nicht weg, und dann muss man noch mehr raffen und kaufen. Immer mehr und immer mehr.

Klopapier ist da in meinen Augen auch nur Platzhalter. Und es ist ja nicht nur Klopapier ausverkauft zurzeit. Wenn es kein Klopapier mehr gibt, verlegt man sich eben auf andere Dinge.

Ein Psychoanalytiker würde das wahrscheinlich mit Scham und Sauberkeitserziehung und "analem Charakter" in Verbindung bringen... :anonym:

Und das mit dem Klopapier scheint übrigens ein mehr oder weniges weltweites Phänomen zu sein, das ist nicht nur hierzulande so.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Tränen-reich
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Beitrag Do., 19.03.2020, 14:28

Die Süddeutsche hatte gestern einen kleinen Extraartikel zu Klopapier :lol:
Japan hatte 1972/73 eine Ölkrise. Auch in der Zeit war das Klopapier heiß begehrt, weil das Gerücht aufkam, das Klopapier werde knapp. Jetzt haben wir Corona, und nun ist es wieder heiß begehrt. Der Artikel fast am Ende: Aber Corona ist doch keine Magen-Darm-Erkrankung.
Scheint also egal welche Krisen: das Klopapier steht an höchster Stelle.
Jenny Doe hat geschrieben: Do., 19.03.2020, 13:50 Aber wieso ausgerechnet Toilettenpapier?
Ich glaube, das ist die meistgestellte Frage derzeit. Die höre ich seit mindestens zwei Wochen gehäuft.
Aus dem Artikel eine mögliche Erklärung.
(...)Manche Menschen denken sich das schlimmste Szenario aus: Wenn ich mich in Krisenzeiten schon nicht versorgen kann, dann darf zumindest das Klopapier nicht fehlen. Denn da geht es wirklich ans Körperliche, an die Würde.(...)

Ich meine, ich habe auch so meine Kinofilme im Kopf für den worst case. Allerdings würde ich mir nie den Wagen vollstopfen damit.


montagne
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Beitrag Do., 19.03.2020, 14:37

Wir sind es, im Gegensatz zu anderen Kulturen nicht gewohnt uns mit der nackten Hand, Wasser und Seife zu reinigen. Es wird als eklig definiert und eben würdelos.
Man kann statt Nudeln Reis essen oder statt Reis Couscous. Man kann statt Duschbad Seife benutzen oder andersrum. Wenn es sein muss dusche ich mich mit Spühlmittel.
Klopapier hingegen ist in unserer Kultur alternativlos
amor fati


Jenny Doe
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Beitrag Do., 19.03.2020, 16:08

Tränenreich: Auch in der Zeit war das Klopapier heiß begehrt, weil das Gerücht aufkam, das Klopapier werde knapp. Jetzt haben wir Corona, und nun ist es wieder heiß begehrt.
Das wäre eine Erklärung. Passt zu dem, was über leere Regale berichtet wird. Je leerer die Regale werden, desto mehr entsteht die Angst, einen Artikel nicht mehr zu kriegen. Vielleicht ähnlich wie bei den wöchentlichen Angeboten im Aldi. Wer zuerst kommt, der ergattert einen Artikel, wer als zweites kommt geht leer aus. Könnte sein, dass durch leere Regale die Angst entsteht, etwas nicht mehr kriegen zu können.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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