Wie bzw. soll man den eigenen Kindern den Missbrauch erzählen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Benutzeravatar

RoboCat
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 551

Beitrag Di., 25.02.2020, 19:03

Candykills hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 16:50 Meiner Meinung nach geht es dir da mehr um eigene Bedürfnisse, als um die Bedürfnisse der Kinder.
Das sehe ich exakt genau so! Tut mir leid, ich kann zwar verstehen, dass du dir Luft machen willst - aber mach es nicht. Ich hadere heute noch mit dem, was mir meine Mutter erzählt hat. Da war im gleichen Alter etwa, wie deine Kids heute. Und ich sage mal, es waren absolut keine Details...

Mach es nicht.
:axt:

Werbung

Benutzeravatar

RoboCat
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 551

Beitrag Di., 25.02.2020, 19:06

helgak62 hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 18:06 Dass ich es ohnehin einmal später tun wollte, alleine schon damit meine Kinder nicht die Last der Generation davor ohne Wissen darüber mittragen müssen, hab ich bereits vor längerer Zeit entschieden. Dass es auch eine Möglichkeit ist, es vielleicht schon jetzt zu tun, hat sich erst eröffnet.
Hast du das in einer Familienaufstellung oder so erfahren? Musst du nicht beantworten wenn du nicht magst.

Erzählen, ja klar - aber erst wenn sie es verkraften können. Und die mögen noch so erwachsen scheinen, das ist definitiv zu früh gerade und überfordert sie total. Glaube mir, ich habe es erlebt und ich würde sogar sagen, dass ich viel weg stecken konnte als Kind.
:axt:

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15217

Beitrag Di., 25.02.2020, 19:29

Hallo!

Also SO würde ich es den Kindern auch nicht erzählen, gerade in der Pubertät scheint mir das auch schwierig.

Was mir aus der Sicht als Kind und Jugendliche einfällt: Würde sich dein Verhalten dadurch ändern/ verbessern?

Wenn ich es also aus meiner Sicht in dem Alter mal so rekapituliere, dann hätte ich das nicht wissen müssen en Detail, aber ich hätte mir sicher gewünscht, dass sie sich ändert.

Wenn sie aus der Schule schon in etwa wissen, was Depressionen sind, dann reicht das sicher.

Für spätere Fragen kannst du dich ja in Therapie vorbereiten, denn ich denke, dass es dir auch besser gehen wird, dass das vielleicht kein Thema mehr sein muß.

Da die Mitte zu finden wie man Kinder einbezieht ohne dass sie Schaden nehmen, ist sehr schwer. Hast du denn einen Partner? Der wird ja auch ein stabiler Part sein, das ist wohl wichtig. Und wenn die Kinder ratlos vor mancher Situation stehen versuchen ihnen zu erklären was sie tun können oder ggf. nicht tun können. Auch das muß ausgewogen sein, sie sollen ja nicht nur um die Mutter kreisen müssen.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Di., 25.02.2020, 19:50

Und ich würde ihnen das Fragen auch nicht aufdrängen - meine Oma hat das mit mir so gemacht: "Philosophia, du hast doch sicher Fragen an mich, stell sie." - Nun ja, und da hatte ich aber keine und sie war übelst beleidigt, weil sie offenbar von sich erzählen wollte - und zwar Dinge, die ich nicht wissen wollte (ich ahnte da nämlich was).
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Werbung

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1699

Beitrag Di., 25.02.2020, 20:14

Ich glaube, sie sind für solche Informationen noch zu jung. Für Kinder und Jügendliche sollte die Familie etwas sein, was ihnen Halt gibt, soweit es geht, sehe ich zumindest so und mit problematischen Themen, welche nicht direkt mit ihnen zu tun haben, sollten sie nicht belastet werden..

Vielleicht ist der Punkt, deinen aktuellen Zustand nicht zu verheimlichen, gleichzeitig aber kein Verständnis deiner Kinder aufgrund der Ursachen zu suchen.. eher ihnen vorleben, dass du für deine Genesung etwas unternimmst.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.


theweirdeffekt
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
anderes/other, 57
Beiträge: 645

Beitrag Di., 25.02.2020, 20:34

Ich denke auch, dass eine Depression als "Erklärung" reichen sollte und würde den tatsächlichen Inhalt auf später (Erwachsenenalter oder wenn sie selbst danach fragen) verschieben. Ich finde Lisbeths Kommentar was Sexualität angeht sehr stimmig und kann mich dem auch nur anschließen.

Ich würde meinen Kindern aber nichts "vorspielen" (zittern unterdrücken etc.), Eben weil ich glaube, Kinder sind sehr sensibel und merken viel mehr, als man ihnen zutraut.

Fühlst du dich denn dadurch, dass sie nicht Bescheid wissen, von ihnen "getrennt"? Oder gehts nur um die körperlichen Zustände die du verstecken willst bzw. der Druck der dadurch auf dir lastet?

Alles Gute
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen

Benutzeravatar

mathilda1981
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 42
Beiträge: 230

Beitrag Di., 25.02.2020, 20:39

Hallo,

auch ich halte deine Kinder dafür für zu jung. Meine sind 12,11,9 - und nein, ich werde es ihnen nicht erzählen. Nicht jetzt und wahrscheinlich auch nicht später (höchstens sie fragen irgendwann wenn sie erwachsen sind mal explizit und ich müsste lügen, um eine Antwort zu geben. Aber das würde ich dann situationsbedingt entscheiden).

Ich glaube nicht, dass es für deine Kinder eine Erleichterung wäre....Weil, selbst wenn sie es wüssten, wie könnten sie dich dann besser verstehen? Sie können es ja nicht nachvollziehen (und das ist auch verdammt gut so!!). Was würde es ändern als wenn sie denken, dass du z.B. depressiv bist? Weil du dann in ihren Augen "einen berechtigten Grund" hast so zu sein wie du bist? Vielleicht, dass jemand anderes die Schuld am Verhalten von dir trägt? Vielleicht würde es euch auch entfernen, weil sie nicht wüssten, wie sie damit umgehen könnten oder es eklig finden. Vielleicht ändert es auch die Einstellung zur eigenen Sexualität deiner Kinder. Ist ja doch ein so schwieriges Alter für dieses Thema....

Und wenn es dann die Mutter betrifft, gibt es glaub ich kein Alter, wo dieses Thema leicht ist. Ich würde es von meiner Mutter nicht wissen wollen. Es reicht mir schon, dass ich seit ein paar Jahren weiß, dass meiner Tante ähnliches passiert ist. In meiner Familie (und leider auch das komplette Dorf in dem ich wohnte...) wissen es alle, weil es damals durch die Presse ging und nicht zu verheimlichen war. Ich bin mir sicher, dass ich anders behandelt worden wäre, einen anderen Kontakt gehabt hätte, wenn sie es nicht gewusst hätten. Es war für beide Seiten unangenehm. Und auch heute würde ich mir wünschen, wenn es weniger Menschen wüssten. Weil, unterm Strich wird man doch mit anderen Augen angeschaut, auch noch nach so langer Zeit... Und mit diesen Augen möchte ich nicht, dass mich meine Kinder anschauen.

Bist du dir sicher, dass du von deinen Kindern nicht eher eine "Absolution" für dein Verhalten möchtest (nicht falsch verstehen!!!) weil es dann ja "einen Grund hat"?

Lg Mathilda

Benutzeravatar

Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Beitrag Di., 25.02.2020, 21:26

Hmm.... Also meine Mutter hat es mir erzählt, als ich etwa 15 war. Allerdings war das gar nicht nötig, ich wusste es schon viele Jahre zuvor, konnte eins und eins zusammenzählen. Die Bücher im Regal über Missbrauch waren da doch sehr offensichtlich. Vielleicht ahnen deine Kids auch schon längst was.

Benutzeravatar

mathilda1981
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 42
Beiträge: 230

Beitrag Di., 25.02.2020, 21:30

Joa hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 21:26 Hmm.... Also meine Mutter hat es mir erzählt, als ich etwa 15 war.
Interessant, es von "der anderen Seite" zu hören. Hat dir das konkrete Wissen "was gebracht"? Gab es einen Grund, warum sie es dir erzählt hat? Und, hat dich die Zeit des "ahnens" belastet ohne es konkret zu wissen?

Lg Mathilda

Benutzeravatar

Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Beitrag Di., 25.02.2020, 21:53

@Mathilda: Ich glaube sie hat es mir erzählt, weil ich ihrer Meinung nach alt genug dafür war. Um ehrlich zu sein hab ich mich einfach gewundert, warum sie dachte, ich wüsste es noch nicht schon längst (eben wg. der Bücher, der jahrelangen Therapie etc.).

Es ist schwer, das richtig in Worte zu fassen, aber nachdem ich quasi mit dem Thema bzw. dem Wissen aufgewachsen bin, war das gewissermaßen "normal". Bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist sowas nicht normal, aber ich glaube es ist klar, wie ich das meine. Ich kann mich nicht erinnern, seit wann ich es wusste. Ich wusste es einfach von jungen Jahren an und nachdem meine Mutter ihre Probleme nicht auf uns Kids geladen hat, war das auch keine Belastung. Zumindest nicht, dass ich sagen könnte. Sie hat das sonst voll von uns ferngehalten.

Es hat für mich keinen Unterschied gemacht, dass sie es ausgesprochen hat. Außer, dass ich die ganze Zeit dachte, mein Opa wäre der Täter gewesen. So hab ich dann erfahren, dass es doch jemand anderer aus dem Bekanntenkreis gewesen ist.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
helgak62
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 96

Beitrag Di., 25.02.2020, 22:35

RoboCat hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 19:06 Hast du das in einer Familienaufstellung oder so erfahren? Musst du nicht beantworten wenn du nicht magst.
Definitiv nein. Manches hab ich geahnt, manches ließ sich dann auch durch Recherche/Befragung belegen und bei manchem werde ich wohl nie eine Antwort finden.

Ja, ich hab einen Partner, der mich sehr unterstützt und er würde mich auch dabei unterstützen.

Ich würde meinen Kinder nicht über Depression erzählen wollen, weil das mein Verhalten nicht erklären würde und zumal auch nicht mein vordergründiges Problem darstellt. Das würde sie erst recht irritieren.

Es geht mir nicht darum, meinen Kindern Details zu erzählen oder seelischen Müll abzuladen. Das würde für mich in der Rolle der Mutter nicht passen sein. Da geb ich euch recht, dass würde überfordern. Aber zu fragen, ob sie wissen wollen, welche Probleme das sind und wenn sie es hören wollen, zu sagen: "Mama wurde als Kind sexuell missbraucht. Weißt du was das ist? Nein, dann erklär ich es dir..... und deshalb ist die Mama manchmal eigenartig oder anders als du sie sonst kennst. Du brauchst da keine Angst zu haben,...."

Danke, Joa! Solche Erfahrungen aus Kinder Perspektive sind hilfreich für mich. Bei mir liegen übrigens auch Bücher herum. Wer weiß, vielleicht war auch ihre Neugier schon so groß, dass sie in meine Zeichenmappe oder Notizbücher einen Blick geworfen haben oder sie haben ein Gespräch mit meinem Mann mitgelauscht.

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag Di., 25.02.2020, 22:48

helgak62 hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 22:35 Aber zu fragen, ob sie wissen wollen, welche Probleme das sind und wenn sie es hören wollen, zu sagen: "Mama wurde als Kind sexuell missbraucht. Weißt du was das ist? Nein, dann erklär ich es dir..... und deshalb ist die Mama manchmal eigenartig oder anders als du sie sonst kennst. Du brauchst da keine Angst zu haben,...."
Welches Kind würde sich denn da abgrenzen und ehrlich antworten: "Nein Mama, ich möchte nicht wissen, welche Probleme das sind!"
helgak62 hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 22:35 (...) dass sie in meine Zeichenmappe oder Notizbücher einen Blick geworfen haben oder sie haben ein Gespräch mit meinem Mann mitgelauscht.
Wenn du das befürchtest, solltest du deine Notizen unter Verschluss halten - und diesbezügliche Gespräche mit deinem Mann nur führen, wenn du sicher bist, dass ihr ungestört seid.

Ich fände es den Kindern gegenüber unverantwortlich, ihnen in dem Alter etwas über den eigenen Missbrauch zu erzählen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
helgak62
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 96

Beitrag Di., 25.02.2020, 23:08

Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 22:48 Wenn du das befürchtest, solltest du deine Notizen unter Verschluss halten - und diesbezügliche Gespräche mit deinem Mann nur führen, wenn du sicher bist, dass ihr ungestört seid.
Ich fände es den Kindern gegenüber unverantwortlich, ihnen in dem Alter etwas über den eigenen Missbrauch zu erzählen.
Ich lasse die Sachen sicher nicht offen herumliegen und suche auch nicht das Gespräch über heikle Themen, wenn die Kinder in Hörweite sind. Wir halten es innerhalb der Familie mit Vertrauen: Ich kramme nicht in deinen Sachen herum und du nicht in meinen. Und es gibt Gespräche, die nur die Eltern miteinander führen.
Tut richtig gut, zu hören, dass man als Mutter unverantwortlich ist, wenn man versucht den richtigen Weg, damit umzugehen, zu finden! :-(


Coriolan
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 80
Beiträge: 436

Beitrag Di., 25.02.2020, 23:16

Ich finde nicht, dass du dich unverantwortlich verhältst - im Gegenteil.

Aber selbst wenn deine Kinder etwas ahnen sollten (weil sie versehentlich ein Gespräch mitgehört haben oder sonstwie drauf gestoßen sein sollten) - anscheinend war deren Bedürfnis, da mehr zu wissen, nicht groß genug, dass sie dich gefragt haben.

Ich denke schon, dass es für Kinder einen Unterschied macht, ob man allgemein über Missbrauch redet oder eben über eigenen erlebten Missbrauch.

Du kennst ja deine Kinder und dich. Letztendlich musst du entscheiden, wie viel du Dir und ihnen in der Hinsicht zutrauen kannst/willst.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.

Benutzeravatar

nulla
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 384

Beitrag Di., 25.02.2020, 23:18

Ich habe immer noch nicht ganz heraußen, ob es denn Gründe gibt, warum du mit ihnen darüber sprechen möchtest. Sind sie denn ängstlich oder verunsichert etc.?
helgak62 hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 22:35 ... und deshalb ist die Mama manchmal eigenartig oder anders als du sie sonst kennst. Du brauchst da keine Angst zu haben,...."
Sprichst du tatsächlich in der 3. Person über dich, oder hast du das nur hier so formuliert? Nicht, dass es mich etwas angehen würde, wie du mit deinen Kindern sprichst, bitte nicht falsch verstehen. Aber gerade bei einem SO persönlichen Thema finde ich das gerade irgendwie komisch.
Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 25.02.2020, 22:48 Welches Kind würde sich denn da abgrenzen und ehrlich antworten: "Nein Mama, ich möchte nicht wissen, welche Probleme das sind!"
Doch, das können Kinder durchaus, wenn sie erfahren haben, dass sie das "dürfen". Meine würden mich vermutlich fragen, ob ich eh nicht beleidigt bin, wenn sie es nicht wissen wollen.
Tatsache ist, und das wurde hier auch gesagt, dass sie in ihrem aktuellen Alter einfach sehr wenig Interesse am Leben ihrer Eltern haben, weil sie mit ihrem eigenen mehr als gefordert sind.

Helga, mir ist noch immer nicht ganz klar, was sich deiner Meinung nach durch das Gespräch für deine Kinder zum Positiven ändern würde. Und leiden sie denn so sehr unter deinen Symptomen?

LG nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag