Wut auf Therapie wegen Jobverlust

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

CrazyChild
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 942

Beitrag Fr., 24.01.2020, 12:27

WirbelUschi hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 20:41 Die Therapie hat mir nun ein Stück meines Lebens versaut.
Ich finde das ein wenig zu einfach. Es ist immer leicht, jemand anderem die eigene Schuld zu geben. Meiner Meinung nach ist jeder für sich selbst verantwortlich. Für das, was er tut und für das, wofür er sich entscheidet. Ausgenommen natürlich wenn man geistig behindert oder sonstwas ist und einen Vormund hat, der das für einem übernimmt.

Aber das war und ist bei Dir ja Gott sei Dank nicht der Fall. Ich habe Dich immer als sehr bestimmt, auch in Deinem eigenen Tun, wahrgenommen.

Und ganz ehrlich, bei der Arbeit hört für mich der Spass auf. Therapie und Therapeutin hin oder her. Ganz ehrlich.

Denn da geht es ja wirklich um die eigene Existenz. Und ich finde, da sollte auch jeder eine gewisse Härte zu sich selbst haben um dieser Arbeit auch entsprechend nachzugehen und seine Existenz zu sichern. Und wenn man schon weiss, wie sehr man seinen Beruf liebt, dann muss man sich erstens mal bewusst machen, was passieren kann, wenn man so viel krank ist und darf dann auch nicht enttäuscht sein, wenn man diesen auf Grund der vielen Fehltage oder was auch immer, verliert.

Meine Thera hat mir auch oft gesagt - lassen Sie sich doch krank schreiben. Und ich habe ihr immer gesagt, so lange es geht, werde ich arbeiten. Denn das ist mir echt zu riskant, da irgendwas zu riskieren.
Und Du warst ja nicht wirklich wenig krank. Und dann zu sagen, aber meine Thera hat mir dazu geraten, finde ich kurzsichtig. Sie hat Dir dazu geraten. Das darf sie ja auch. Obwohl ich das schon auch fragwürdig finde. Aber letztendlich entscheidest immer noch Du über das, was Du tust. Man kann doch nicht einfach kritiklos vom Hochhaus springen, weil da jemand, dem man vertraut, sagt, man soll springen.....

Klar, darfst Du wütend sein. Aber ich würde mich da auch mal selbst hinterfragen, ob ich es mir nicht auf zu leicht gemacht habe....

Alles Gute für Dich !!
LG, CrazyChild

***stay strong***

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Fr., 24.01.2020, 12:29

Ganz so leicht, alles in die Verantwortung des Patienten zu stellen, kann man es sich nicht machen... sondern ein Jobverlust ist ja nicht unbedingt ein erwünschter Effekt... und hier wäre schon kritisch zu schauen, worauf eine Verschlechterung (die Krankschreibungen mehr oder weniger erforderlich machten) zurückzuführen ist.

Ich verweise diesbzgl. mal auf folgenden Hörbeitrag des SWR, der diverse Punkte aufgreift, die hier auch angesprochen sind (wie Jobverlust, Zustandsverschlechterung, Abhängigkeit, ausbleibende Fortschritte u.v.m.): viewtopic.php?f=41&t=43226
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
WirbelUschi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 104

Beitrag Fr., 24.01.2020, 13:35

Lieben Dank für eure Antworten und Anregungen.
das war jetzt sehr viel und ist im gesamten Kontext jetzt etwas "ausgeufert" weil Thema "was bringt (mir meine) Therapie" mit eingeflossen ist.
Möchte versuchen, auf alles einzugehen:
Coriolan hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 21:07 Das wird sie (vermutlich) schon verkraften können, wenn du ihr das auch genau so mitteilst.
Da bin ich mir nicht so sicher. Bzw.: verkraften wird sie das, klar, sie hat ja keinen Schaden, ich fürchte mich nur vor ihrer Reaktion... das sie not amused sein wird über meine Wut auf sie und die Therapie, kein Verständnis zeigen wird, Gegenhalten wird oder so... ich hatte bisher nicht das Gefühl, als sei sie besonders "kritikfähig". Und immer, wenn ich mal Zweifel an der Therapie aussprach, hatte ich das Gefühl, sie würde komisch reagieren (überheblich, fast schon beleidigt/persönlich angegriffen)... wobei da therapeutisch und psychologisch und analytisch gesehen natürlich die Frage aufgeworfen werden kann, inwiefern das real ist oder ich das so wahrnehme weil gewohnt und so.
Coriolan hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 21:07 Es stellt sich halt auch die Frage, wie gut du in einer (suizidalen) Krise arbeiten kannst. Vielleicht wäre der Vertrag dann wegen deiner Arbeitsleistung eh nicht verlängert worden.
Das suizidal muss ich noch einmal "klarstellen": ich war nie ernsthaft suizidal. Das waren immer nur (chronische) Gedanken. Jeder inkl. mir wusste, dass es nie Pläne geben würde. Ich habe 2 Kinder und die Schuld, mich ihnen zu nehmen, könnte ich nicht mit ins Grab nehmen.
Und ich habe meine Krisen jedes Mal im Auto gelassen. Hat niemand was von mit bekommen, ich habe immer zufriedenstellend Arbeit geleistet.
Coriolan hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 21:07 Und natürlich darf man auch Therapien bereuen. Aber du wirst ja auch einen guten Grund gehabt haben, eine zu beginnen, oder?
Ja und der liegt schon seit 2015 zurück. 04/2016 begann ich dann eine ambulante Therapie (keine Ahnung ehrlich gesagt, welcher Ansatz genau, ob das VT war oder psychodynamisch, sie arbeitete mit Anteilen, Imaginationsübungen, Focussing und Partialisieren). Das brachte mir genau NICHTS. Etwas unfreiwillig auf ihren Rat ging ich 04/17 und nochmal 09/17 stationär (VT ausgerichtete psychosomatische Station). Bin da gesünder rein, als raus. Da zeigte sich erstmals dieses tiefe Problem in mir, alte Wunde, alter Schmerz, Sehnsucht, alles ausgelöst durch die dortige Einzeltherapeutin. Also da schon erste Erfahrung gemacht mit Regression, Bedürftigkeit, starke Gefühle für Therapeutin, Abhängigkeit etc.
Alle VT Ansätze dort verschlechterten meinen Zustand und dort begann ich erstmals, nach VIELEN Jahren, mich wieder selbst zu verletzen. Zwischen den Aufenthalten entschied ich, meine alte Therapie abzubrechen und mir jemanden zu suchen, wo ich mir diese alte Wunde ansehen kann und bin so über viele Erstgespräche/Sprechstunden-Termine bei verschiedenen Therapeutinnen zur analytischen Therapie gekommen (da, die Meinung mehrerer sich da traf, dass ich eine Langzeittherapie brauche, tiefenpsychologisch oder analytisch).
Glaube nicht alles, was du denkst... - und fühlst.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
WirbelUschi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 104

Beitrag Fr., 24.01.2020, 13:40

Le_na hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:03 -Ich finde es interessant, dass sich deine ganze Wut gegen die Therapeutin richtet. Und nicht etwa auf den Arbeitgeber, der dich wegen Krankheit kündigt (...)
Doch, meine Wut richtete sich zunächst gegen den AG. Schlussendlich verstand ich aber auch deren wirtschaftliche Sicht und dass es seitens Personalabteilung bei den Gegebenheiten eine leider logische Entscheidung ist.
Die Wut auf die Therapeutin kam erst einige Stunden später. Anfangs war es ganz im Gegenteil direkt nachdem ich das erfuhr, nachdem ich mich beim Mann ausweinte, kam das Bedürfnis auf, mit der Therapeutin drüber zu reden und mich da nochmal "auszuweinen". Sie bot mir auch ein Telefonat an aber einige Stunden später war da eben diese Wut und Abneigung, dass ich nicht mal mehr in der Lage war, dankend abzulehnen...
Le_na hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:03 Gut, du sagst die Therapie hat die Krisen ausgelöst, da kann ich mitgehen. Aber ist das wirklich die Schuld der Therapeutin?
Nein. Das habe ich nie so empfunden. Bei allem Drama konnte ich nie Punkte erkennen, wo ich ihr hätte die Verantwortung zuschieben können. Meiner Meinung nach hat sie keine Abhängigkeit forciert oder irgendwas gemacht, was für mich in Verbindung zu meiner Abhängigkeit stand. Nie. Das kam einfach so aus mir heraus und hängt eher sicher mit mir und meiner Geschichte zusammen. Der Therapie ansich würde ich aber dennoch "die Schuld" geben. Wobei da der Beginn dann ja doch eher 2017 bei der Klinik-Therapeutin lag und nicht bei meiner jetzigen.
Le_na hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:03 -Ich frage mich auch: Was hindert dich daran, die Therapie zu beenden? Du schreibst, die Richtung ist nicht passend für dich. Es ist alles schlimmer geworden. Die Therapie löst Krisen aus, macht dich kränker. Du musst diese Therapie auch nicht machen. Du kannst eine andere beginnen oder erstmal gar keine, wenn es dir damit besser geht. Was hält dich nun schon so lange?
Ich weiß ja nicht, ob die Richtung (nicht) passend für mich ist. Die Überlegung geht halt auch eher dahin, dass ich nichts davon merke, wie Unbewusstes bewusst wird. Wie ich durch verstehen + erkennen was verändere. Ich komme nie an Erinnerungen oder Gefühle ran.
Aber vielleicht passiert das auch alles eher unbemerkt. Es ist nicht alles schlimmer geworden. Die Themen, warum ich einst 2015 Hilfe suchte, sind besser geworden. Das, was dann 2017 mit mir passierte, dem ich mich annehmen wollte um da eine tiefe Wunde zu "heilen", das ist eben schlimmer geworden und löste viele Krisen aus, aber nur bis Mai. Dann war das mit Wirkung des Sertralin weg (und kam aus nach Absetzen Mitte Oktober nicht wieder). ABER: das habe ich nie aufgearbeitet, gelöst, geheilt, whatever. Das hat sich einfach nur wieder sehr gut versteckt. Das weiß ich, weil es in letzter Zeit doch mal wieder kleine Anwandlungen in Richtung Sehnsucht gab. Ich bin seit dem Sommer gut davor, stabil, funktioniere und alles läuft soweit gut. Also das mit noch kränker und Krisen das ist lange vorbei.
Was mich hält? Die Einschätzung meiner Therapeutin und der Therapeutinnen meiner Kinder. Das ist ein Prozess, der nicht linear verläuft, keine Stunde ist umsonst, auch wenn ich das Gefühl habe, es passiert nichts. Ich muss Geduld haben und dem Ganzen Zeit geben. Und: ich will nicht schon wieder eine Therapie abbrechen und frage mich, wie klug das wäre...
Inga hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:24 Du klingst, als ob Du selbst nicht damit gerechnet hast, wegen Krankheit die Stelle zu verlieren, dass Du Dir also dieser Gefahr nicht bewusst warst, kann das sein? Ich halte es für ziemlich gut möglich, dass Deine Therapeutin das auch nie gedacht hätte,
Doch. Ich habe darüber auch gesprochen. Mit ihr. Über meine Ängste, dass der Vertrag evtl nicht verlängert wird, wenn so oft AU. Sie hat die Gefahr unterschätzt. Ich erinnere mich an einen mehr als einmal gefallenen Satz: "Dann wären die ja schön blöd" (im sozialen Bereich herrscht ja nicht unbedingt Fachkräfte-Überschuss...)
oder auch sowas wie, dass ich ja wohl im sozialen Bereich keine Jobfindung-Schwierigkeiten hätte. Möglich. Aber mir ist halt DER Job wichtig...
Inga hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:24 In meiner Vorstellung (die falsch sein kann) ist das eine Therapeutin, die wollte, dass ihre Patientin lernt, gut mit sich selbst umzugehen
Genau so war es. Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht (wir sprachen oft über mein Verpflichtungsgefühl und Neigung dazu, eigene Grenzen und den Körper zu ignorieren)
Inga hat geschrieben: Do., 23.01.2020, 22:24 . (Die im April war ja wohl absolut nötig, wegen Suizidgefahr)
Suizidgefahr bestand nie, siehe Erklärung oben. Es waren immer nur Gedanken, nie Pläne.
Glaube nicht alles, was du denkst... - und fühlst.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
WirbelUschi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 104

Beitrag Fr., 24.01.2020, 13:42

Friedoline hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 00:49 Mit dem Arbeitsgeber noch mal zu sprechen, ginge das?
Bin ich dabei bzw werde da alle Möglichkeiten ausschöpfen, habe aber wenig Hoffnung.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 04:40 so dass wir manchmal dazu neigen, bei der oberflächlichen Wut zu bleiben und uns der tiefer gehenden, schmerzhafteren Wut zu entziehen.
Wenn wir uns aber auf die oberflächliche Wut beschränken, kommen wir meist nicht an den Kern unseres eigentlichen Problems.
Gute Anregung. Und das greife ich direkt mal auf in Verbindung zu meinen Zweifeln an der Therapieform bzw. vielleicht allgemein Therapie: WIE komme ich dahin? Genau das ist es ja, was mir fehlt, was ich einfach nie schaffe (und meine Therapeutin hat da manchmal wirklich hoch interessante, fantastische Überlegungen/Deutungen), in die (meine) Tiefe zzu blicken, spüren... Ich bin unfähig dazu.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 04:40 Ich denke, wenn du die Therapie weiter machen willst, gehört die Wut unbedingt in die Therapie hinein und die sollte die Therapeutin auch aushalten können.
Davor habe ihr halt Angst, siehe ganz oben. Vor ihrer Reaktion. Es gibt 100 Gründe, warum ich sie als meine Therapeutin sehr schätze und heilfroh bin, jemanden wie sie gefunden zu haben. Es gibt da aber diesen einen Punkt: Wenn es um Kritik/Zweifel/Skepsis geht (betreffend sie oder die Therapie) habe ich das Gefühl, sie hält sich für eine fehlerlose über allem stehende Dame, die entsprechend Kritik nicht annimmt und duldet. Ich empfinde, dass sie dann komisch wird. Aber (auch siehe oben): Gibt bestimmt Menschen, die mir dazu sagen würden, dass das nur meine eigene Übertragung/Projektion/whatever ist, meine Wahrnehmung also nicht der Wirklichkeit entspricht.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 04:40 Wenn die Wut z.B. dazu führt, dass du deshalb verkürzt denkst und dich darauf beschränkst, an allem ausschließlich der Therapie und deiner Therapeutin die Schuld zu geben, wäre das nach meiner Ansicht eine ungünstige kognitive Verzerrung.

Nein, ich denke, davon kann ich mich freisprechen. So reflektiert bin ich dann schon. Mir sind die Gesamt-Umstände bewusst und es geht mir auch nicht um eine Schuldfrage, denn klar ist auch, für Krankheit kann ih nichts, da habe ich keine Schuld, genauso wenig der Arbeitgeber in seiner wirtschaftlich nahvollziehbaren Entscheidung, sich so jemanden nicht jetzt fest ans Bein zu binden.
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 04:40 Vielleicht hättest du, wenn die Therapeutin nicht gewesen wäre, eine Abhängigkeit gegenüber einer anderen Person entwickelt - who knows?
Berechtigter Einwand, aber ich bezweifle dass dies sehr wahrscheinlich gewesen wäre. Gibt gar keine potentiellen Kandidaten dafür. Und ist mir ja ausschließlich im therapeutischen Kontext (zuerst 2017 mit der Klinik-Therapeutin) passiert und tatsächlich auch während der Therapie mit wem anders (im April in der Klinik mit einer Pflegerin, danach war das bei meiner Therapeutin dann auch sehr abgeflacht). Nichts
Nichts desto Trotz nicht außer Hat zu lassen, denn tatsächlich kenne ich zugehörige Gefühle/Zustände aus früheren Zeiten. Da aber beschränkt auf Sehnsucht und einem "mich zu gewissen Personen hingezogen fühlen", also eine Aktivierung eine tief liegenden Gefühls, Mangels, Schmerz, Wunde. Mündete nur nie in Abhängigkeiten, da es eben andere Kontexte waren, zeitlich begrenzter Kontakt und vor allem kein so emotional heftiger und "naher" therapeutischer Kontext.
gonemas hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:23
Wie kann es sein, dass die Lebenssituation einer Person - nehmen wir jetzt mal Wirbeluschi als aktuelles Beispiel - sich eklatant verschlechtert AUF DEN RAT einer Therapeutin, und nicht verbessert?
Ja, das ist es, was mich eben auch beschäftigt/belastet und weshalb die Wut auftauchte.
Möglicherweise sollte man aber doch beachten, dass meine ursprünglichen Probleme, weshalb ich in Therapie ging, inzwischen besser geworden sind. Ja, aber dafür haben sich andere aufgetan, sehr heftige im ersten Halbjahr 2019. Was wiegt da mehr? Nun, jetzt, wo diese hochgequälten Zeiten vorbei sind, sehe ich die Besserung der ursprünglichen Probleme schon als Gewinn, da sie unmittelbar auch meine Kinder betreffen - diese davon profitieren.
Glaube nicht alles, was du denkst... - und fühlst.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
WirbelUschi
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 104

Beitrag Fr., 24.01.2020, 13:44

stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 Über eine Krankschreibung hat derjenige zu befinden, der sie ausstellt?! Ein Therapeut kann das vielleicht anregen (und dem Arzt mit Patienten die Entscheidung zu überlassen)... und das war mglw. geboten. Aber: Was du beschreibst empfinde ich als mentalen Druck ohne das mögliche (berufliche) Konsequenzen bedacht werden, die selbstredend der Patient zu tragen hat.
Ich muss dazu sagen, dass sie das nicht so sagte, dass ich mich unter Druck gesetzt fühlte,. Sie sagte es in einem lächelnden, wohlwollenden Ton...
stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 Die Frage, die ich mir stellen würde: Sind die Krisen Ausdruck meiner Störung (die in der Therapie jedoch mit sich kontinuierlich zeigenden Fortschritten therapiert wird)... oder sind die Abstürze eher therapiebedingter Natur.
Das sind so die Fragen, die ich mir auch stelle.
Da ich aber 2017 in der mehrwöchigen stationären Therapie sowie 04/2019 in der Akutpsyhiatrie ebensolche Krisen und Abstürze hatte, nur noch VIEL intensiver und bedrohlicher, da im engen klinischen Kontext und diese Kliniken beide VT (bzw. +DBT) ausgerichtet waren... liegt es wohl eher an einer bestimmten Kombination...
an etwas in der Person einer "Hilfsperson" (Therapeutin, Pflegerin), was in mir etwas auslöst, mich "andocken" lässt.
ABER: Ganz ohne Therapie wäre es nie zu solchen Ausnahmezuständen gekommen...
stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 Zumal du ja selbst schreibst:
Warum hältst du noch daran fest?
Siehe oben, Antwort an Le_na
stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 In jedem Fall hat sich nun als zusätzliches Problem die berufliche Situation verschlechtert, was ein stabilisierenden Faktor sein kann, wenn man die Arbeit nicht als (übermäßig) belastend erlebt.
Ja, die Arbeit ist für mich ein stabilisierender Faktor, etwas wichtiges, aus zwei Gründen, zum einen mag ich meine Arbeit, das Team, die Menschen etc und zum anderen passt sie eben zu meiner Work-Life-Balane. Ist also ein Glücksgriff, weil da alles stimmt. Gold wert und nicht unbedingt selbstverständlich-
stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 Die Therapie läuft schon über 2 Jahre. Wenn in der Zeit kaum Fortschritte erzielt wurden, dann kann man=ich das kaum anders sehen als das etwas schief läuft
So richtig begonnen hat die Therapie erst im Februar 2018 und die Frequenz mit 2 mal pro Woche ist erst seit 09/2018
Trotzdem ne lange Zeit.
Ich denke, es gibt Fortschritte. Die bei mir aber im Gefühl nicht in Verbindung zur Therapie stehen. Hat sich evtl unbemerkt ohne dass mir klar war, dass es an der Therapie lag, was verändert?! Wie schon erwähnt, meine ursprünglichen Probleme sind besser geworden. Auch habe ich zum Beispiel gemerkt, wie ich trotz des unangenehmen Gesprächs bzgl. des Arbeitsvertrages total selbstsicher war und für mich eingestanden bin. Früher hätte ich evtl traurig beschämt mich nicht getraut, irgendwas zu sagen, schon gar nicht, meine Meinung zu vertreten...
Wo sich aber eben nichts erkennbar heilsames ergeben hat ist die Sache mit der Sehnsucht, zu Hilfspersonen hingezogen fühlen, sie, ihre Nähe, Trost, Halt, etc zu "brauchen" Das, was mir 2017 erstmals als krasse heftige alte Wunde begegnete, mit (alt)bekanntem quälenden Schmerz, der kaum auszuhalten war (in den heftigsten Krisen-Momenten, wo ich völlig durchdrehte, sowohl 2017 in Klinik als auch 04/2019 in Klinik, waren das gefühlte Todeskämpfe. So bedrohlich, so schmerzhaft in der Seele, das war ein Schmerzlevel, was vermutlich nur übertroffen werden kann von den Schmerzen unter einer Geburt), das hat sich nur versteckt und wurde, zumindest von mir selbst, nie verstanden und "verarbeitet". Ich schätze, da geht also weiterhin Gefahr von aus. Und das ist es ja, was ich mir ansehen und heilen wollte. Und meine Therapeutin hat sich da schon oft Mühe gegeben, aber ich komme nicht tief rein in mich. Ins Gefühl. In Erinnerungen. In Erkenntnisse und Erklärungen.
stern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 09:26 Starke Bedürftigkeit+Abhängigkeit zur Therapeutin (von was genau?)
Sehr gute Frage. Nach ihrer Nähe (nicht körperlich), Zuwendung..?! Da war einfach ein ein Gefühl von brauchen. Ein viel zu heftiges.
Aber wie gesagt: Alles längst vorbei, seitdem ich im Mai begann, Sertralin zu nehmen. Inzwischen ist das nach sehr langsamem Ausschleichen von 08-10/19 seit Mitte Oktober abgesetzt und das kam dann auch nicht wieder. Inzwischen nehme ich seit 1 Monat Bupropion, erstaunlicherweise kommt das jetzt unter dem Medikament in (gut aushaltbaren) kleinen "Grüßen" von tief unten wieder (vielleicht auch Zufall und nicht im Zusammenhang mit dem Medikament)
Glaube nicht alles, was du denkst... - und fühlst.

Benutzeravatar

gonemas
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 21
Beiträge: 20

Beitrag Fr., 24.01.2020, 14:19

Ich find's ja lustig, wie schnell nach der Eigenverantwortung des Patienten geschrieen wird.

Wenn wir darin konform gehen, dass P Therapie ähnlich einschneidende Wirkungen zeigen sollte wie - zB.. - eine chirurgische Intervention und auf diesem Feld bleiben, dann wäre das Äquivalent:

"Ich habe eine Hernie, die wurde operiert. Dummerweise ging es mir im Zuge des Krankenhausaufenthaltes weitaus schlechter, weil der Chirurg in der Blinddarmnabe rumgefuhrwerkt hat, was er mit mir nicht abgesprochen hat, was derartige Schmerzen verursacht hat, dass es mir wirklich dreckig ging. Aber es ist ja auch gut, dass das alles mal rauskommt. OK, ich war total überfordert davon, und der Chirurg hat mir auch nicht gesagt "hören Sie mal, das läuft gerade dramatisch, wie gestaltet sich Ihr Leben denn, können Sie sich das denn eigentlich leisten, meine Erfahrung zeigt, dass wir uns auf Jahre einschießen müssen - oder ich mach jetzt einfach mal die Wunden zu und Sie kommen, wenn Sie den alten Blinddarm wieder gerichtet haben wollen" und ausserdem hat er die Schmerzmittel an sich physisch gebunden, weshalb ich total abgestürzt bin und mich nicht mehr ausgekannt habe, klar, bin ja kein Fachmann, jetzt hab ich keinen job mehr....".............. merkt IHr selber, oder?

Kommt doch bitte mal von dieser unfassbaren Hörigkeit runter!

Benutzeravatar

Le_na
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1842

Beitrag Fr., 24.01.2020, 14:23

WirbelUschi hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 13:40 Ich komme nie an Erinnerungen oder Gefühle ran.
Aber vielleicht passiert das auch alles eher unbemerkt.
Liebe Uschi,
ich könnte mir vorstellen, dass genau DAS das Problem ist. Das ist ja auch schon lange so, soweit ich mich erinnern kann. Und möglicherweise hat es irgendeinen (guten?) Grund warum du da nicht ran kommst. Manchmal hast du schon Andeutungen gemacht in Richtung deine Mutter, aber so richtig ran kommst du da nicht. Und ich glaube, wenn es diesen Bezug zu Vergangenem nicht gibt, wenn es da nichts früheres gibt, was sich mit dieser ausgelösten Sehnsucht und dem Schmerz verbinden lässt, dann ist es vielleicht noch viel schwieriger? Habt ihr mal darüber gesprochen? Hat sie eine Idee warum du da nicht rankommst?

Und ich denke auch: Es könnte durchaus sein, dass du auf jemand anderen übertragen hättest. Klar, Arzt-Patient Beziehungen im weitetesten Sinne sind "ideal" dafür. Dass es in der Klinik besonders schlimm war ist auch logisch für mich (Regression verstärkt). Bei mir war es dann aber schon auch so, dass es mal eben eine Professorin war oder eine Trainerin...die Konstellationen gibt es durchaus im Alltag.
Mir scheint nur, du kommst auch in dieser Übertragung in so immense Not, dass das einfach nicht gut ist für dich. Und gleichzeitig kommst du nicht an die ursprünglich auslösenden Situationen heran.
Bist du in irgendeiner Form im Moment abhängig von deinen Eltern? (Kinderbetreuung, Finanziell,...?) Das könnte auch mit ein Grund sein da nicht hinzuschauen, denke ich. Oder auch: Weil es schlicht zu schmerzhaft wäre.

VIelleicht ist diese Situation eine Chance nochmal so einiges in der Therapie zu thematisieren?
Alles Liebe,
Le_Na

Benutzeravatar

Shukria
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 1544

Beitrag Fr., 24.01.2020, 15:38

Das wichtige wäre doch das du lernst Entscheidungen für dich zu treffen, wo du die Konsequenzen vorher abwägst und du sagst diese kann/will ich tragen

Und das auch mal gegen die Meinung /Erwartung von Menschen die dir emotional nahe stehen, wodu vielleicht Angst hast die Beziehung zu belasten nur weil du selbstbestimmt dein Leben gestaltet

Wünsch dir da noch ganz viel Zuwachs an Mut zur Eigenverantwortung und gesunder Abgrenzung

Benutzeravatar

Kaonashi
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 1244

Beitrag Fr., 24.01.2020, 16:55

gonemas hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 14:19Kommt doch bitte mal von dieser unfassbaren Hörigkeit runter!
Mir scheint eher, dass du selbst sehr hörig bist, wenn du alles machst, was ein Therapeut dir sagt, ohne einmal nachzudenken, ob das auch sinnvoll ist, und selbst eine Entscheidung zu treffen. Gerade bei sowas wie einer Krankschreibung kann man das eigentlich schon selbst entscheiden. Das ist kein Thema, zu dem nur die Therapeutin Fachwissen hat.

Abgesehen davon finde ich folgenden Punkt wichtig: die Empfehlung der Therapeutin kann ja auch richtig gewesen sein. Was ist, wenn es die Krankmeldung wirklich gebraucht hat? Kann man ihr dann die Schuld geben, weil jetzt der Arbeitsplatz weg ist? Oder müsste man nicht sagen, das wäre so oder so gekommen?

Ich bin niemand, der Therapeuten grundsätzlich in Schutz nimmt, vgl. den andern thread über Passivität einer Therapeutin. Aber jetzt, wo etwas schiefgelaufen ist, plötzlich die ganze Schuld nur bei der Therapie zu suchen, ist vielleicht auch nicht korrekt, oder?

Benutzeravatar

Kirchenmaus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1071

Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:06

Hallo WirbelUschi,

meine Gedanken zu deinem Thema:
Könnte es sein, dass der Zeitpunkt in deinem Leben nicht der günstigste ist, um an diese furchtbar schmerzhaften Themen ranzugehen?

Das Wichtigste ist doch, dass du dich in deinem Alltag sicher uns stabil fühlst, dass du für dich selbst und deine Kinder sorgen kannst.

Meine Therapeutin sagte immer, dass Therapie kein Selbstzweck sei, sondern immer darauf ausgerichtet sein müsse, dass ich den Alltag so gut wie möglich geregelt bekomme.


Ich wäre übrigens schaißwütend auf meine Therapeutin, wenn sie mir geraten hätte, mich krankschreiben zu lassen und ich daraufhin meinen Job verloren hätte. Ich hätte das Vertrauen in ihr Urteilsvermögen verloren und würde ihr wahrscheinlich innerlich vorwerfen, dass sie keine Ahnung hat vom wirklichen Leben.

Übrigens kenne ich dieses Beleidigtsein auch von manchen Therapeutinnen. Das muss nicht auf eine verschobene Wahrnehmung zurückzuführen sein.

Ich hab übrigens auch mal eine Analyse gemacht, und die war mit meiner traumatischen Vergangenheit und der Bindungsstörung kontraindiziert – was ich aber erst viel später gemerkt habe.
Bei den Ängsten, die bei dir auftauchen und die ich auch kenne, fahre ich besser mit klarer abgegrenzten und eindeutigeren Methoden.

Mein Senf. :)

Lieben Gruß
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

Benutzeravatar

gonemas
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 21
Beiträge: 20

Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:13

netter Versuch der Deflektion Kaonashi. Um mich geht es aber nicht, ich habe mich auch aus Gründen der Freundlichkeit gehütet (im Ggs zu anderen hier) zu schreiben " mir wäre das nicht passiert, da hört der Spaß auf"- so selbstreflektiert bin ich nämlich, dass ich a) verstehe. wann etwas das Bier des anderen ist und b) dass ich nicht unfehlbar bin und somit auch in eine derartige Situation, die auf einer asymmetrischen Beziehunggestaltung basiert und Abhängigkeitsmechanismen zumindest aktiviert, nicht auch auf die Nase gefallen wäre. Davon abgesehen hat die TE glasklar herausgearbeitet, dass sie mit den AUs nicht ganz einverstanden war. Gehst vielleicht doch nochmal die Beiträge durch, bevor Dir der Gaul derart durchgeht, dass Du irgendwelche User angehst, die Dir nichts getan haben - wenn Du Dir den Schuh der Hörigkeit anziehen willst, dann passt er wohl. Für mich ist es ein höriges Verhalten, unkritisch die Therapeutin - obgleich einiger temperamentvoller Übrgriffe in der Vergangenheit, wie leicht nachzulesen iÜ - in Schutz zu nehmen und auf das Selbstbestimmungsrecht der Patientin zu pochen. Klar, am Computer sind wir alle so wahnsinnig viel schlauer und hätten ganz viele Dinge niemals gar nie nicht gemacht und es sofort gemerkt und überhaupt.

Ich bleibe dabei, dass die Therapeutin die Situation gut mitverursacht hat und die TE aufgrund oben genannter Beziehungsdynamik nicht mit den Maßstäben gemessen werden kann die hier angelegt werden. Und ich bleibe dabei, dass es der Job der Therapeutin gewesen wäre, die Ressource Arbeit zu stabilisieren und nicht die Patientin in eine noch schlechtere Situation zu bringen als vorher.

Benutzeravatar

Klein-Ida
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 847

Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:32

Kirchenmaus hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 18:06 Ich wäre übrigens schaißwütend auf meine Therapeutin, wenn sie mir geraten hätte, mich krankschreiben zu lassen und ich daraufhin meinen Job verloren hätte. Ich hätte das Vertrauen in ihr Urteilsvermögen verloren und würde ihr wahrscheinlich innerlich vorwerfen, dass sie keine Ahnung hat vom wirklichen Leben.
Dem kann ich nur zustimmen, liegt vielleicht auch an der Therapieform.
Eine Psychoanalyse wirkt nicht gerade aufbauend oder motivierend, sondern kann einen
runterziehen in einen sehr tiefen Sog und es kann sehr lange dauern bis man das überwunden
hat und wieder auftaucht, vielleicht nie mehr.
Ich würde eher von einer Therapie erwarten,dass sie einem Mut macht oder voran bringt. In der
Psychoanalyse geht es aber nur zurück statt vorwärts.
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4650

Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:35

Mich hat die Analyse vorangebracht, indem ich das Vergangene wirklich mal richtig anschauen, fühlen und dann hinter mir lassen konnte. Also ich glaube auch nicht, dass ein Verfahrensbashing hier jetzt nützt. Und wie WirbelUschi schon sagte, losgetreten hat das ganze eine stationäre VT.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4539

Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:52

Ich denke das viele Therapeuten in dieser Beziehung eher eindimensional Denken und es wohl auch oft nicht anders können.

Da prallen die therapieweltlichen Themen wie Selbstfürsorge und Bedürfnisse ganz schnell mal mit der täglichen Realität zusammen.

Es ist ja wirklich schön wenn ich meinem Bedürfnis nach Ruhe nachgehe, aber diese Ruhe ist langfristig eben auch vorbei, wenn ich Stress durch entstandene Arbeitslosigkeit habe.

Meiner persönlichen Erfahrung nach, ist die gutsituierte Lebenswelt meines Therapeuten so weit weg von meiner Armut gewesen, dass er bestimmte Dinge, auch ganz praktisch, null verstanden oder berücksichtigt hat. Das nicht weil er mir bewusst schaden wollte oder grundsätzlich unfähig ist, sondern weil so eine Lebensrealität für ihn nur Theorie ist und zwar keine die dem Fokus von Therapie entspricht.

Das hatte schon beinahe lustige Züge, z.B. wenn er mir vorgeschlagen hat mit Jobcentermitarbeitern auf eine Art zu Kommunizieren die schlicht unmöglich ist. So vollkommen naiv in seinem Elfenbeinturm, das ich schon amüsiert war. Oder ich mir etwas gutes tun sollte, ich aber nicht mal Geld für Toilettenpapier hatte und es deshalb in der Uni geklaut habe.

Allerdings war es auch schlimm zu merken, dass er teilweise gar nicht begriffen hat, das ich tatsächlich, und ganz ohne Übertreibung, nichts zu Essen mehr habe und mir die 10 Euro Praxisgebühr für ihn leihen müsste. Das es einfach luxuriöses Fusseln aus dem Bauchnabel pulen ist, sich über die Vergangenheit zu unterhalten, wenn die Gegenwart ein täglicher Existenzkampf ist und das eben nicht "nur" auf psychischer Ebene, sondern auf ganz lebensweltlicher.

Ich denke den Therapeuten passiert was hier auch nachlesbar vielen Klienten passiert, die Therapie und ihre Inhalte bzw. die Art des Umgangs wird auf die Alltagsrealität umgelegt. Natürlich sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse in den Alltag integriert werden, aber in einer passenden Art und Weise. Ich kann z.B. nicht erwarten dass mein Chef so um meine Bedürfnisse bemüht ist wie mein Therapeut. Schließlich sind das auch ganz andere Beziehungsverhältnisse in denen man da steht.

In der Therapie dreht sich alles um einen selbst, im Alltag ist es der Welt egal um was wir uns drehen, da spielen auch die Bedürfnisse von anderen Menschen eine Rolle und da reicht Selbstfürsorge nicht zum Überleben, sondern da braucht es Nahrung, Wasser und ein Dach über dem Kopf.
After all this time ? Always.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag