Erfahrungen mit der Rahmen- und Settinggestaltung

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lisbeth
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Beitrag Do., 12.12.2019, 16:55

Liebe pp,
peppermint patty hat geschrieben: Do., 12.12.2019, 10:48 Danke für deinen Beitrag! Ich finde da steckt so viel unterschiedliches drin - viele wichtige Erkenntnisse, sehr viel Leid (Monsterphantasien), immer wiederkehrende Kämpfe, Aushalten von Schwerem, gemeinsam schauen wie es passen könnte, etc...
Es hört sich nach einem sehr intensiven Prozess an, den ich trotz der Schwere, Mut machend finde.
Danke für deine Rückmeldung, die das alles wirklich gut zusammenfasst. Ja, da steckt so viel drin, ich glaub deshalb ist das auch so lang geworden, weil das so viele unterschiedliche Aspekte hat.

Es gab auch Momente, wo es locker hätte kippen können oder ins Destruktive abrutschen.
Was sie von ihrer Seite aus sehr deutlich gemacht hat, war so ein nonverbales "ich bin da und ich bleibe da". Das war in allen Turbulenzen auch für mich sowas wie ein Rettungsanker. Mit dessen Hilfe ich auch immer wieder versucht habe, mich daran zu erinnern, dass sie ja grundsätzlich auf meiner Seite ist, egal welchen Film ich gerade schiebe. Das war manchmal auch eine reine Willensanstrengung, entgegen aller emotionalen Achterbahnen. Also dass ich mir selbst wieder und wieder gut zugeredet habe, mich trotz aller negativen Übertragungsphantasien auch immer wieder neu auf sie einzulassen.

Da war (und ist immer noch) ganz viel Dialog über das Geschehen im Raum dabei, auch Aushandeln, auch Ausprobieren. Wir haben auch Sachen getestet und dann festgestellt, dass das nicht funktioniert und wieder verworfen. Gehört auch dazu. Ich habe Glück, weil sie da sehr experimentierfreudig ist und eher unorthodox.

Hilfreich für mich war, immer wieder, dass sie meine innere Not in diesen Situationen schon gesehen hat. Grundsätzlich. Das heißt nicht, dass sie meine Filme bedient hätte. Wir haben uns da auch öfters mal gut aneinander gerieben. Aber sie hat anerkannt, dass das für mich gerade wahnsinnig kompliziert und bedrohlich ist, und auch kommuniziert, dass sie das auch wahrnimmt. Das allein war schon gut, irgendwie, dass das Raum haben durfte.

Und ja, das alles verändert sich. Ich hätte mir vor einem Jahr nie träumen lassen, dass ich 12 Monate später mit manchen Dingen in dieser Beziehung, die mich damals noch auf die Palme gebracht haben, inzwischen relativ entspannt umgehen kann... Dafür gibt es dann neue Knackpunkte (wäre ja sonst auch langweilig...)
peppermint patty hat geschrieben: Do., 12.12.2019, 10:48 Ich überlege ihn mir separat abzuspeichern oder auszudrucken - vorausgesetzt deines Einverständnisses. Ich weiß, dass braucht man hier nicht zu fragen, da man es eigentlich machen kann, aber das hat für mich etwas grenzüberschreitendes, da es etwas sehr persönliches von dir ist, indem ich jedoch vieles von mir, gerade die inneren Kämpfe wiederfinde.
Kannst du gerne machen. Klar, das ist öffentlich hier, aber lieb dass du fragst. Es freut mich, dass du für dich darin etwas wiederfinden kannst.
peppermint patty hat geschrieben: Do., 12.12.2019, 10:48 Vielleicht achtet sie deshalb so streng auf Regeln und Grenzen, was ich eben auch als sehr streng erlebe. Also dass das eine nicht ohne dem anderen geht? Sonst wäre es schnell übergriffig. Dann hätte ich gerade was gelernt.
Wie äußert sich das denn bei deiner Therapeutin, dass sie auf Regeln und Grenzen achtet?

Vielleicht ist es auch die Gleichsetzung von "Regeln, Grenzen und Rahmen = streng" die gar nicht sooo zutreffend ist? Und vielleicht eher aus deiner Vergangenheit kommt? Meine Ex-Therapeutin hat den Rahmen so gar nicht eingehalten, viel zu viel von sich geredet (ohne Bezug zu dem was bei mir gerade war) und das waberte alles so diffus und unausgesprochen durch die Gegend und ich konnte es nicht greifen, aber es hat mich in Angst versetzt. Mit der Analytikerin habe ich dann die Erfahrung gemacht, dass ihre klare, direkte Art da sehr wohltuend für mich ist. Weil diese Klarheit einen Raum für mich öffnet, in dem es ganz klar nicht mehr meine Verantwortung ist, dass dieser Rahmen eingehalten wird. Weil sie ganz klar die Verantwortung dafür übernimmt. Und das kann im wahrsten Sinne befreiend sein. Ob diese Klarheit dann als "streng" rüberkommt ist vielleicht auch eine Frage der persönlichen Wahrnehmung (auf Seiten der Klienten) oder persönlicher Stil (auf Seiten der Therapeutin).
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lisbeth
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Beitrag Do., 12.12.2019, 17:04

peppermint patty hat geschrieben: Do., 12.12.2019, 16:54 Ich spüre, dass ich auch ein Schlitzohr bin, da ich die Beziehung in der Stunde lieber vermeiden möchte, dies dann durch Mails (aus sicherer Entfernung) ein bisschen ersetzen möchte. Da gilts auch mal hinzuschauen.
Ich kann das gut verstehen. Für mich fühlt sich Schreiben so unendlich viel sicherer an.
Ich glaub, das hatte meine Analytikerin bei mir ganz schnell durchschaut. Deshalb kam dann auch schnell die Ansage: Klärungen bitte im direkten Kontakt (Telefonisch oder in den Stunden). Sie hat es mir nicht direkt verboten, das über den schriftlichen Umweg zu machen, aber schon deutlich gemacht, dass sie von mir erwartet, es zumindest auf dem direkten Weg zu versuchen. Und auch, dass sie mir das zutraut. Was mich wiederum ziemlich unter Druck gesetzt hat und Schnappatmung hervorgerufen hat und AberAberAberIchKannDasNichtSiehstDuDasDennNicht?! Oder alternativ einen kleinen Wutausbruch provoziert hat. :anonym:
Sie bleibt dann immer ganz unaufgeregt (was ich ziemlich schätze) und sagt dann immer nur ganz ruhig und ganz bestimmt: Ich glaube schon, dass Sie das können, Frau lisbeth. Sie haben es bisher nur nicht versucht oder sind in der Vergangenheit damit immer ins Leere gelaufen. Aber das muss nicht so bleiben. Und das wird sich nur verändern, wenn Sie damit anfangen, das anders zu machen! (Das sind dann auch Momente, wo ich sie durchaus als streng wahrnehme... aber eher fürsorglich-streng und nicht Strenge als Machtausübung oder Dominanzgebaren.)
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Candykills
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Beitrag Do., 12.12.2019, 18:21

Nein, meine letzte schwere Psychose und die kleineren Psychosen, die darauf noch folgten, wurde von Kortison ausgelöst. Man kann wahnsinnige Angst haben in einer Psychose, man kann aber auch Größenwahn haben, der sich total gut anfühlt.

Ich vermute auch, dass deine Wahrnehmung total verzerrt ist. So war das bei mir damals. Als ich dann aus der Psychose raus war, stellte ich fest, dass meine Therapeutin mir eigentlich in jeder Stunde zugewandt ist. In der Negativübertragung und Psychose konnte ich das aber nicht sehen. Und so stelle ich mir das bei dir auch vor.
Aber so eine Übertragung passiert ja nicht ohne Grund, deswegen würde ich mir das schon mal mit ihr anschauen, was dazu führt. Also du sprichst ja die "Strenge" an. Und ich finde, dass sie dir da durchaus entgegenkommen könnte, um weicher zu werden. Man passt ja die Therapie dem Patienten an und nicht der Patient sich der Therapeutin.
Und dann kann die Übertragung auch aufgelöst werden.
Deswegen, trau dich ruhig zu einer Therapiestunde, schreib am besten alles auf einen Zettel, dass du ansprechen willst und gib ihn ihr zur Not. Nur dann kann sich die Übertragung wirklich auflösen und ich vermute, dass du dann feststellen wirst, dass sie euch allen nur Gutes will.
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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 11:23

Dadurch bedingt, dass ich keinen neuen thread eröffnen kann, möchte ich hier mein Thema fortsetzten.

Lohnt es sich dazubleiben/dranzubleiben?

Insgesamt bin ich nun seit sieben Monaten bei meiner Therapeutin – hatte aber erst, bedingt durch ihre Seite, 14 Stunden.
Ich bin nach wie vor am Kämpfen um meinen Therapieplatz, wobei ich weiß, wenn ich in mich hineinhorche, dass ich ihn vermutlich verloren habe (Kampf und Therapieplatz). Ich habe so viele Hoffnungen auf diesen Platz gesetzt und über ein Jahr darauf gewartet. Es schmerzt mich. Es schmerzt mich auch um meine unerfüllten Sehnsüchte nach „gesehen“ und „angenommen werden“.
Aber es funktioniert nicht. Aktuell übertrage ich nicht, oder nicht so heftig wie meine Therapeutin glaubt, aber mich triggert ihr Verhalten. Und dadurch geht es mir nicht gut. Da ist so viel Willkürliches, dass ich nie weiß woran ich eigentlich bin.
Ich habe sie zu Beginn meiner Therapie gefragt, ob Kontakt neben den Therapiestunden möglich sei, sie erwiderte ja, man könne ihr immer „einfach so“ (d.h. ohne eine Krise zu haben) mailen, sie antworte auch kurz, aber die eigentliche Therapie finde in den Stunden statt. Das fand ich okay. Weil ich dem aber nicht so recht glauben konnte, auch angeregt durch user dieses Forums, welche immer wieder darauf hinweisen, dass Absprachen diesbezüglich getroffen werden müssen, vergewisserte ich mich zwei weitere Male (davon einmal per Mail). Jedes Mal die gleiche Antwort. Nach meiner dritten Mail, innerhalb von drei oder vier Wochen, also nicht in allzu kurzer Zeit, bekam ich in der nächsten Stunde zu hören ich sei beziehungs- und bindungstraumatisiert, von daher dürfe ich zukünftig nicht mehr mailen. Ich könne mich aber noch für eine „Mailprobezeit“ entscheiden. Dieses Verbot sei gut für mich, da es mehr (innerlichen?) Raum (bei ihr?) schaffe. Bitte? Ich sah mich eines Ausdrucksraums genommen und verstand genau - nichts.

Kurz zuvor wurden mir die Regeln einer Therapie erläutert. Weil ich u.a. gewalttraumatisiert bin, erläuterte sie mir, in ihrer Therapie gäbe es keine Gewalt, wir würden uns respektvoll miteinander verhalten und nicht von den Sitzplätzen wegbewegen, es gäbe keinen Körperkontakt… Dies verwirrte mich, denn dies ist nicht meine erste Therapie und ich bin nicht von Gewaltausbrüchen in der Therapie ausgegangen. Sie erläuterte mir, sie würde mir dies mitteilen, weil in mir Anteile existieren, die in einer Gewaltwelt (Täterintrojekte, traumatisierte Kindanteile) leben. All dies sagte sie in einem angespannten, leicht aggressiven Tonfall. Ich wurde zunehmend verwirrter und verstand immer weniger was sie mir eigentlich mitteilen will.

Das nächste Mal sprachen wir von ihrer Struktur in der Therapie, die mich regelrecht überrollte. Die ersten Monate dienten ausschließlich der Klärung ihrer Formalien, d.h, die ersten acht Stunden gingen für die Schilderung meiner Therapiemotivation- und Hoffnung, dem Behandlungsvertrag, dem Besprechen biographischer Daten, dem Ausfüllen von Diagnosebögen und weiteren Fragebögen drauf. Sie bestand auf dieses Vorgehen. Ich verspürte irgendwann Angst und Unmut in mir, weil ich mich nicht dagegen wehren konnte, und gleichzeitig nicht über meine aktuell belastende Situation sprechen konnte. Dies artikulierte ich auch.

Später sagte ich, ich hätte mir gewünscht, dass ich den Behandlungsvertrag zuhause hätte ausfüllen können, den komplexen Fragebogen aber gerne in Therapie besprochen hätte (hier meinte sie damals den solle ich zuhause bearbeiten, dafür bräuchten wir in Therapie keine Zeit zu verschwenden). So füllte ich den Bogen mit großem Unbehagen zuhause komplett aus – nur weil ich sie als streng erlebte und mich unterwarf. Sie erwiderte sie hätte mir gesagt, ich solle diesen in Etappen und nur soweit ausfüllen, wie ich es kann. An diese Worte kann ich mich nicht erinnern, was sie zur Aussage bewegte, ich leugne und spalte meine Traumatisierungen ab. Dies seien meine Mechanismen und ich sei sicherlich auch so mit ihren Worten umgegangen, denn sie würde dies immer erläutern. Ihr Vorgehen und ihre Struktur würde allen anderen Patienten Sicherheit vermitteln, nur bei mir sei dies nicht der Fall. Ich war erschüttert, konnte dies aber nicht in Worte fassen.
Was ich aber noch artikulieren konnte war, dass ich anderer Meinung sei und bat sie diese, nach ihren Einwänden, stehen zu lassen.

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 11:25

Nun geht es um die Fortsetzung meiner Therapie. Zunächst entschied sie im Dezember im Januar einen Langzeittherapieantrag stellen zu wollen (ich wurde dazu nicht befragt). Im Januar sprach sie von weiteren zwölf Stunden, die sie beantragen wolle um zu sehen, ob (mir) der Beziehungsaufbau gelänge, nun von einer Stunde, also Morgen, in der etwas geklärt werden soll. Dies hat sie mir gestern auf meine Mailbox gesprochen. Was sie damit meint weiß ich erst Morgen. Weiterhin sprach sie gestern von einem sehr ungünstigen und sehr schwierigem Behandlungsverlauf. Das ist er sicherlich auch. Sie suggeriert dabei aber immer ich sei dafür verantwortlich.

Dieses Kuddelmuddel verwirrt mich. Ich spüre so oft ihre Unsicherheit und dass sie meine Traumatisierungen nutzt um mir zu suggerieren, wie schwierig ich oder die Therapie mit mir seien – dies seit der dritten Stunde. Ich schreibe von einer Therapeutin mit Schwerpunkt „Trauma“. Das führt nicht dazu, dass ich mich angenommen oder wertgeschätzt fühle.

Wirklich gearbeitet haben wir noch an keinem Thema, denn sie nutzt die Themen in Therapie nicht, die ich einbringe um daran zu arbeiten, sondern um sich persönlich getroffen zu fühlen. Auch das lässt mich hilflos zurück. Ich bin sehr traurig.

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Hasenmaus123
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Beitrag Do., 30.01.2020, 13:40

Ich glaube, deine Therapeutin braucht eine Therapie... die hat doch einen Vogel. Es ist nicht jeder gleich... schön, dass ihr strenges Regiment mit tausend Regeln bei allen anderen funktioniert. Du bist aber nicht alle, sondern ein Individuum, einzigartiger Mensch - einzigartige Therapie!

Lass dir das nicht einreden. Sie hat nicht das erlebt, was du erlebt hast. Es gibt Patienten, die können nicht vertrauen, keine Regeln beachten, etc. Die Gründe für dieses Verhalten zu finden ist das, wofür sie bezahlt wird... und das fürstlich!

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Candykills
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Beitrag Do., 30.01.2020, 13:43

Das liest sich alles sehr gequält. Ich könnte mir nicht vorstellen bei dieser Therapeutin eine vertrauensvolle Basis aufzubauen. Ja, Regeln sind gut und wichtig in der Traumatherapie. Aber was für alle anderen Patienten gilt, muss nicht für dich gelten. Wieder wirkt es so, als müsstest du dich ihr anpassen und nicht sie dir.
Eigentlich würde ich dir zu run Forest run raten, aber die Entscheidung kann dir natürlich niemand abnehmen.
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Sinarellas
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Beitrag Do., 30.01.2020, 13:49

Nach 14 Stunden noch an keinen Thema gearbeitet!? Deine Impulse nicht eingebunden?
Sorry, aber für mich klingt das ganz stupide nach "Es passt einfach nicht". Ihr Stil passt nich zu dem was du brauchst und du kannst dich nur bedingt gesund verbiegen.

Du hast sehr viele Erwartungen an diese Therapie gesetzt, klar, dass dich nicht eingehalten werden können, die Realität schaut immer sov iel anders aus *das selbst kennt*.

Ich hab in den ersten drei Sitzungen beim traumatherapeut direkt rahmenbedingungen aufgestellt, er hat dann seine erzählt undn wir haben einen Kompromiss aktuell gefunden. Da ging es für mich um das Thema: Intervall der Gespräche, wie ich am besten zu "erreichen" bin (also das emotionale und sensible hat bei mir keinen effekt), was ich mir so vorstelle und wie ich das ganze gern angehen würde.
Er hat mir dann erzählt, wie er das sieht, was umsetzbar ist und was aber auch die nötigen Voraussetzungen sind bei ihm.
Schlußendlich habe ich mich vone inigen Erwartungen verabschiedet und bin mit ihm Kompromisse eingegangen. Das funktioniert prima.

Entweder es passt oder es passt nicht, das ist eben so in der Therapie und wenn du schon Zustände bekommst da überhupt einen Termin wahrzunehmen solltest du auf deine körperlichen Reaktionen eingehen und die Notbremse ziehen.
..:..

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 14:08

Danke euch dreien für eure Beiträge.

@Hasenmaus123: Es gibt noch viel mehr Regeln, zB muss jeder Patient seine Urlaubszeiten, den ihrigen anpassen....

@candy: ich denke du hast recht, ich muss da weg. Ich will es nur nicht einsehen, da ich somit zwei Jahre und ganz viel Hoffnung in den Sand setze.

@Sinarellas: Es geht mir gar nicht so sehr um die Erfüllung meiner ganzen Erwartungen, sondern eher um den Umgang mit mir. Meine Erwartungen sind da eher, dass sie mich sieht und entsprechend behandelt und dass ich, so wie du ja auch, ein Mitwirkungsrecht habe. Ich wurde bisher aber nicht nach meinen Wünschen, Bedürfnissen oder Vorstellungen gefragt - ne, es wurde nur vorgegeben. Und wenn ich dagegen moniere, bin ich die "schwierige" Patientin. Zu Kompromissen bin ich bereit, wenn der Rahmen dann so gestaltet werden kann, dass ich mich gesund einbringen und wachsen kann.

Das Vorgehen in deiner Therapie hört sich für mich gut an. Allerdings brauche ich die warmherzige, aber durchaus auch strukturierte "Variante" von Therapeutin.

Aber du hast recht, es passt nicht - und das will ich nicht sehen.

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lisbeth
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Beitrag Do., 30.01.2020, 15:02

Hallo pp,

für mich liest sich das so, als ob die Therapeutin furchtbar viel Angst hat vor unberechenbaren Ereignissen/Anteilen, die in der Therapie mal so "auftauchen" könnten. Und so versucht, das von vorneherein mal 'ordentlich' zu begrenzen. Da frag ich mich schon, ob sie den Rahmen eher für sich selbst als für das Wohl der Patienten schafft. Hört sich für mich wahnsinnig rigide an. Aber Menschen an sich und Therapie im Besonderen sind nun mal ein Stückweit unberechenbar und nicht vohersagbar, und erst Recht, wenn man mit traumatisierten Menschen arbeitet.

Auch so Dinge wie: Wir bleiben mal schön auf unseren Sesseln sitzen... Geht gar nicht. Ich finde es gut und hilfreich, zwischendurch mal aufstehen zu können und zu dürfen, vom Sessel auf den Boden zu wechseln, oder mal ein paar Schritte auf und ab zu gehen. Und grade in Momenten der Dissoziation hilft das bei mir auch, um wieder sicheren Boden ganz bewusst zu spüren.

Dass sie dich bzw. deine 'Störungen' für Fehlkommunikationen verantwortlich macht, lässt bei mir alle Alarmglocken schrillen. Geht gar nicht. Sie ist auch ein Mensch, kann sein, dass sie die Dinge sonst ausführlich erklärt, aber dass sie es dieses Mal nicht gemacht hat. Kann auch sein, dass du dissoziiert/abwesend warst, weil sich das alles sehr anstrengend und angespannt liest. Egal was der Grund ist, mit Schuldzuweisungen und Vorwürfen kommt man da nicht groß weiter. Auch die Nummer: alle anderen finden das hilfreich und nur du hast damit ein Problem - die Dame scheint zu sehr von sich eingenommen und überzeugt und absolut unfähig, sich selbst und ihr Handeln auch mal nur im Ansatz in Frage zu stellen.

Und wie bereits gesagt: Flexibilität scheint nicht ihre Stärke zu sein. Ich nehme da nur Enge und Starrheit wahr.

Das alles liest sich wie die Filme/Probleme der Therapeutin. Wenn ihr noch nichtmal mit inhaltlichen Dingen groß angefangen habt, würde ich da noch nicht mal von Gegenübertragung ausgehen, sondern einfach, dass die Frau echt Probleme hat. Es sei denn, deine Geschichte hat da etwas Eigenes bei ihr losgetreten. Aber das sollte eigentlich nicht dein Problem sein.

Das wären für mich keine guten Voraussetzungen für eine Therapie. Du bist auch lange genug dort, um zu wissen, dass das keine bloße Momentaufnahme ist, oder mal 1 oder 2 schlechte Tage. Ja, es ist bitter, dass du so lange auf diesen Platz gewartet hast, und damit so große Hoffnungen verknüpft hattest. Wie hast du sie denn gefunden, ist sie dir empfohlen worden? Enttäuschte Hoffnung tut sauweh. Aber ich glaube, du bist es auch dir selbst schuldig, das realistisch zu betrachten, bevor du noch mehr Zeit und Mühe investierst:
- Kann sich auf der Ebene überhaupt noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ergeben?
- Kannst du dir vorstellen, dass es sich in diesem Setting bei dieser Therapeutin überhaupt sicher für dich anfühlt?
- Kann es nicht auch ein Akt der Selbstwirksamkeit sein, das zu beenden, bevor du komplett am Boden zerstört bist weil dir die Therapeutin womöglich mehr schadet als dass sie dir hilft?

Das alles ist nicht deine Schuld. Manchmal passt es einfach nicht. Und so wie du sie beschreibst, ist sie überhaupt nicht in der Lage, die einzelnen Patient*innen in ihren individuellen Umständen wahrzunehmen und anzuerkennen. Sie arbeitet anscheinend nach dem Motto "one size fits all". Dass du bei ihr das findest, was du suchst und brauchst, halte ich für unwahrscheinlich.
Zuletzt geändert von lisbeth am Do., 30.01.2020, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Joa
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Beitrag Do., 30.01.2020, 15:06

Die ist ja voll durch, die Frau. Macht mich gerade echt wütend. Ich würde mir definitiv eine andere Therapeutin suchen, auch wenn es mühsam ist und wieder warten bedeutet. Aber das klingt so nicht hilfreich.

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 16:13

Hallo lisbeth,

auch dir lieben Dank für deinen Beitrag.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 für mich liest sich das so, als ob die Therapeutin furchtbar viel Angst hat vor unberechenbaren Ereignissen/Anteilen, die in der Therapie mal so "auftauchen" könnten. Und so versucht, das von vorneherein mal 'ordentlich' zu begrenzen. Da frag ich mich schon, ob sie den Rahmen eher für sich selbst als für das Wohl der Patienten schafft. Hört sich für mich wahnsinnig rigide an.
So fühlt es sich mich auch an, deshalb verwirrt es mich so, wenn sie sagt, dass mir der Rahmen Sicherheit bieten soll. Ich spüre aber etwas ganz anderes. Inkongruenz.
Ich hätte ja keine Probleme mit der Begrenzung hätte ich etwas regelwidriges in der Therapie getan - das ist aber überhaupt nicht der Fall. dafür hatte ich noch keine Möglichkeit. Es ist eine prophylaktische, sehr enge Begrenzung.

Jetzt gerade kommt mir die Idee, dass sie Angst hat, weil ich so viele unterschiedliche und heftige Traumatisierungen erlebt habe - thats it. Sehr schwere körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch, schwere Deprivation, sehr viele Kinderheim - und Pflegefamilienaufenthalte, psychisch kranke Eltern, Mord innerhalb meiner Ursprungsfamilie,.... Das ist natürlich ein Paket, aber deshalb bin ich trotzdem kein Monster. Nun, aus diesem Grund könnte ich die Angst sogar nachvollziehen. Für mich ist all das ja normal, weil "es" schon immer da war.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Aber Menschen an sich und Therapie im Besonderen sind nun mal ein Stückweit unberechenbar und nicht vohersagbar, und erst Recht, wenn man mit traumatisierten Menschen arbeitet.
Ja, Menschen und Therapieverläufe können unberechenbar sein. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Psychotherapiepatienten, nur weil sie Gewalt erlebt haben, diese in der Therapie ausüben würden/werden. Hätte ich ihr gesagt, dass ich in meiner Kinder- und Jungendheimzeit sexuelle Traumatisierungen erlebt habe (was ich noch nie in Therapie geäußert habe) hätte sie mir sicher vermittelt, dass wir dort keinen Sex haben werden. Mir geht das zu weit. Das ist eine Umkehrung des ursprünglichen Tathergangs an dem ich keine Schuld trage. Aber diese Schuld fühle ich bei diesen Äußerungen.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Dass sie dich bzw. deine 'Störungen' für Fehlkommunikationen verantwortlich macht, lässt bei mir alle Alarmglocken schrillen. Geht gar nicht. Sie ist auch ein Mensch, kann sein, dass sie die Dinge sonst ausführlich erklärt, aber dass sie es dieses Mal nicht gemacht hat. Kann auch sein, dass du dissoziiert/abwesend warst, weil sich das alles sehr anstrengend und angespannt liest. Egal was der Grund ist, mit Schuldzuweisungen und Vorwürfen kommt man da nicht groß weiter.
Das hat mich auch erschüttert. Was für eine Art der Konfliktlösung....
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Auch die Nummer: alle anderen finden das hilfreich und nur du hast damit ein Problem - die Dame scheint zu sehr von sich eingenommen und überzeugt und absolut unfähig, sich selbst und ihr Handeln auch mal nur im Ansatz in Frage zu stellen.
An dieser Stelle fühle ich tatsächlich manipuliert, weil ich ja, im Gegensatz zu anderen, nicht richtig bin. Leider bin ich nach solchen Aussagen oft so baff, dass ich nichts adäquates dazu äußern kann.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Und wie bereits gesagt: Flexibilität scheint nicht ihre Stärke zu sein. Ich nehme da nur Enge und Starrheit wahr.
Auch das stimmt, manchmal habe ich den Eindruck ich bekomme dort keine Luft zum Atmen.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Das alles liest sich wie die Filme/Probleme der Therapeutin. Wenn ihr noch nichtmal mit inhaltlichen Dingen groß angefangen habt, würde ich da noch nicht mal von Gegenübertragung ausgehen, sondern einfach, dass die Frau echt Probleme hat. Es sei denn, deine Geschichte hat da etwas Eigenes bei ihr losgetreten. Aber das sollte eigentlich nicht dein Problem sein.
Was der Grund ist weiß ich natürlich nicht. Sie sagte aber einmal, dass sie mit einer anderen Patientin eine heftige Verstrickung per Mail hat. Ist aber natürlich auch nicht meins.

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Beitrag Do., 30.01.2020, 16:15

lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Wie hast du sie denn gefunden, ist sie dir empfohlen worden?
Nein, durch das Internet. Sie bietet ego-statt Therapie an, was für meine Erkrankung sicher eine gute Methode ist. Allzu oft gibt es dieses Angebot nicht.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 - Kann sich auf der Ebene überhaupt noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ergeben?
- Kannst du dir vorstellen, dass es sich in diesem Setting bei dieser Therapeutin überhaupt sicher für dich anfühlt?
An diese Punkte dachte ich schon oft. Gerne würde ich mit "ja" antworten, aber es wäre sicher nicht realistisch. Mittlerweile bin ich ja schon immer in Habachtstellung vor dem nächsten Punch.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 - Kann es nicht auch ein Akt der Selbstwirksamkeit sein, das zu beenden, bevor du komplett am Boden zerstört bist weil dir die Therapeutin womöglich mehr schadet als dass sie dir hilft?
Leider ja - Morgen weiß ich mehr. Sicher wäre es dafür besser, wenn ich die Therapie selbst beende, nicht sie.
lisbeth hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 15:02 Das alles ist nicht deine Schuld.
Das ist ein sehr wichtiger Satz. Danke!

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 16:29

Auch Dir danke Joa für dein klaren Worte.

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Räbin
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Beitrag Do., 30.01.2020, 17:39

Hallo PP,

ich las heraus, dass Du eine schädigende (kann man das so sagen?) Therapiesituation vor Jahren erlebt hast. Gibt es bei Dir (es ist ja noch relativ am Anfang) dadurch eine grundsätzlich vorsichtige Haltung der Therapeutin gegenüber? Ich würde das nachvollziehen können, fände das auch wichtig und angebracht nach solch einer Vorerfahrung und bei mir war es auch so.

Ist natürlich sehr subjektiv jetzt gesehen, aber möglicherweise passt es auch für Dich. Bei mir gab es ganz klare No-Gos und auch das Wissen darum, dass ich bei meiner Therapie garantiert mit Triggern in Berührung kommen würde. Ich habe diese Trigger (wobei ja nicht klar war, ist es ein Trigger oder habe ich Ungutes wahrgenommen) Stück für Stück abgearbeitet und die meisten ausräumen können. Ich habe es "einfach" in der jeweiligen Situation mit großer Vorsicht angesprochen.

Wäre das eine Möglichkeit für Dich? Du hast ja jetzt einiges, was schwierig für Dich war oder ist, angesammelt und wirkst dahingehend auch sehr klar. Vielleicht könntest Du Dir alles punktuell aufschreiben und sehr stark nachspüren, was eine gesunde (im Sinn von: Wohlwollen mit dem Patienten, Empathie etc.) Reaktion der Therapeutin wäre oder nicht. Wenn das in Dir selbst ganz klar ist, könntest Du das (nicht alles auf einmal) ganz vorsichtig und ruhig ansprechen und dann die jeweilige Reaktion abwarten. Nicht vorwurfsvoll sprechen, ganz einfach Dich ausdrücken und bei Dir bleiben. Ich fand das so extrem hilfreich, weil Du dann genau spüren kannst, ob es etwas werden könnte oder nicht und die Antwort dann in so großer Klarheit in Dir selbst sein wird, dass Du dann auch die Sicherheit hast, für Dich richtig zu entscheiden.

Auch für mich klingt das von Dir Geschriebene nicht so gut, aber wenn es für Dich so klar wäre, würdest Du hier wahrscheinlich nicht schreiben. Vielleicht wäre es für Dich auch eine Möglichkeit, zu dieser Klarheit für Dich selbst zu kommen?

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