Therapeutin misstraut mir - soll ich die Therapie abbrechen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Coriolan
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Beitrag So., 10.11.2019, 18:59

Was der Patient als relevant oder irrelevant für die Therapie erachtet, entscheidet er doch selbst.

Und wenn ihn das Sexualleben des Therapeuten so sehr interessiert, dass er es anspricht, sagt das ja auch etwas (über ihn) aus. Es ist Aufgabe des Therapeuten, auch solche Aussagen sinnvoll zu nutzen.

Eben nochmal die Regeln meiner damaligen Psychoanalytikerin ausgegraben. Dort steht u. a.: ALLE Einfälle, egal ob sie schlimm, schrecklich, schwierig oder peinlich erscheinen, sollen geäußert werden.

Wenn ich nicht einmal beim Therapeuten Dinge äußern darf, die vielleicht peinlich etc. sind - wo dann?

Und gerade die Psychoanalyse "lebt" doch von spontanen Gedanken, die eben nicht 10 Mal durchdacht werden, bevor man sie äußert.
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Anna-Luisa
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:06

Coriolan hat geschrieben: So., 10.11.2019, 18:59 Was der Patient als relevant oder irrelevant für die Therapie erachtet, entscheidet er doch selbst.

Und wenn ihn das Sexualleben des Therapeuten so sehr interessiert, dass er es anspricht, sagt das ja auch etwas (über ihn) aus. Es ist Aufgabe des Therapeuten, auch solche Aussagen sinnvoll zu nutzen.
Genau.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/38777 ... g-ungesagt
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Philosophia
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:22

Ja, es kommt aber sicher auch darauf an, WIE etwas gesagt wird. Wenn es sich um eine recht neutrale Aussage "ich frage mich wie Sie blablabla", ist das sicher nicht so dramatisch. Doch wenn dabei mitschwingt, dass da was ausagiert werden möchte, kann ich schon verstehen, dass das dem Therapeuten Probleme bereitet. Zumal es eine Vorgeschichte gab. Wenn ein Therapeut gestalkt wird, dann ist das eben nicht ein auf die Stunde zu reduzierendes Problem, sondern betrifft auch die Privatperson, was gar nicht geht. Und wer weiß, was da lief. Ich finde die Aussagen der TE bislang nicht aufschlussreich.
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stern
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:23

Der Patient entscheidet mitnichten alles selbst... therapeutische Aufgabe ist insbes. auf Wahrung des Therapie-Rahmens zu achten. Das mutmaßliche Sexualleben des Therapeuten! ist defintiv kein therapeutisch relevanter Gesprächsinhalt... hier wäre eher zu thematisieren, weswegen der Patient nicht bei sich bleibt (oder dgl. aber NICHT das Privatleben des Therapeuten)... und auch die Wirkung auf den Therapeuten (Grenzüberschreitung) kann angesprochen werden.
Zuletzt geändert von stern am So., 10.11.2019, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Anna-Luisa
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:26

Philosophia hat geschrieben: So., 10.11.2019, 19:22 Zumal es eine Vorgeschichte gab. Wenn ein Therapeut gestalkt wird, dann ist das eben nicht ein auf die Stunde zu reduzierendes Problem, sondern betrifft auch die Privatperson, was gar nicht geht. Und wer weiß, was da lief. Ich finde die Aussagen der TE bislang nicht aufschlussreich.
Wobei nicht klar ist, was unter der "Vorgeschichte" zu verstehen ist. Auch hier im Forum konnte man ja schon lesen, dass Therapeuten es als übergriffig empfanden, dass Patienten alles über sie lasen, was im Netz öffentlich für jedermann lesbar steht.
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Coriolan
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:29

stern - hast du jemals eine PA gemacht?

Offenbar hast du seltsame Vorstellungen, wie eine PA so läuft...

Wer entscheidet denn über Inhalte deiner Therapie?

Der Therapeut?
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stern
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:45

Ja, natürlich habe ich Erfahrung.. und dort geht es in der Tat um mich. Ich frage mich eher, ob du und A.L. (ausführlicher) das mutmaßliches Privatleben inkl. Sexleben des Therapeuten zum Thema gemacht hast.

So ist auch der Text im Link nicht zu verstehen.

Dzt. ist es anscheinend in, Exotenansichten zum therapeutische Standard zu erklären.

Was den Thread angeht, so erschließt sich nicht, was genau war. Aber es ist die Rede von Grenzüberschreitungen... und diesbzgl. muss das Empfinden eines Patienten ja nicht dem des Therapeuten entsprechen. Aber ein Therapeut hat auf den Rahmen zu achten... und Grenzüberschreitungen würden diesen regelmäßig gefährden. Ebenso Lügengeschichten (was auch angedeutet ist, dass sie das annimmt), evtl. die Hof-Geschichte... je nach dem, was genau war.
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Coriolan
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Beitrag So., 10.11.2019, 19:52

Exotenansichten?

Weil es in der Psychoanalyse üblich und die Regel sein sollte, alles anzusprechen, was einem durch den Kopf geht?

Aber wahrscheinlich war meine Therapeuten die Exotin, wenn sie genau das verlangt hat....

Fällt mir schwer, zu glauben, dass du selbst mit einer Psychoanalyse Erfahrungen hast.
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stern
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:06

Unzensiert reden bedeutet nicht jede Grenzüberschreitung zulassen müssen.

Erzähle doch mal, über welche Bereiche ihres Privatlebens du dich ausgelassen hast...

Und was der Lerneffekt für die eigene Entwicklung sein soll, wenn man Fantasien über die Erziehungsmethoden und das Sexualleben des Therapeuten angestellt werden...

Oder ob der Therapeut nicht doch eher wieder den Fokus auf den PATIENTEN (und dessen Analyse) richten wird, so dass das Privatleben des Therapeuten eben NICHT Gegenstand ist. In verstricken Therapien hat man das manchmal, dass es mehr um den Therapeuten geht als um den Patienten... aber das würde ich in der Tat nicht als Therapiestandard ansehen.
Zuletzt geändert von stern am So., 10.11.2019, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Coriolan
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:11

stern hat geschrieben: So., 10.11.2019, 20:06
Erzähle doch mal, über welche Bereiche ihres Privatlebens du dich ausgelassen hast...
Sicher nicht. Die Inhalte meiner damaligen Therapie gehen Dich nichts an.

Geht hier auch nicht um mich.

Wenn ich in einer Therapie befürchten muss, die Grenzen des Therapeuten zu überschreiten mit meinen Äußerungen, kann ich mir mein Gequatsche ja eigentlich eh sparen...

Vor allem, da ja jeder Mensch andere Grenzen hat, die verletzt werden könnten.
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No Twist
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:19

Ich bin mir auch nicht sicher, was die Grenzüberschreitungen im Vorfeld überhaupt waren? Wenn es einfach googlen ist, empfinde ich das ebenfalls nicht als Grenzüberschreitung. Wenn jemand freigiebig mit seinen Infos umgeht, ist das sein bzw. ihr Problem. Das Patienten googlen, sollte fast schon klar sein- die Situation sich einem wildfremden Menschen mit persönlichen Problemen zu öffenen, lädt ja geradezu zum googlen ein, um Unsicherheiten zu beseitigen. Auch "einfach" ein offenes Tor zu nutzen, finde ich nicht verwerflich. Ich frag mich, was genau da los ist und ob da einfach was nicht passt, wenn die Therapeuten so agiert. Mir scheint nämlich, dass sie das Thema aufgebracht hat und damit, dass sie agiert- passt nicht zur weißen Wand. Ich würde fragen, ob sie die Therapie fortsetzen will und kann und nicht erwarten, dass sie einen Kollegen oder eine Kollegin empfiehlt- einfach weil da ggf. so eine Schieflage ist, dass man jemanden finden sollte, der unvoreingenommen ist. Ach, und ich find es jetzt auch nicht seltsam, dass man einem Therapeuten oder einer Therapeutin sagt, wie man ihn als Vater, sie als Mutter gedanklich einordnen würde. Das hat ja womöglich sogar mit eigenen Übertragungen zu tun... denke ich mir. Und ausfragen können geübte Therapeuten abblocken. Ich hab meine Therapeutin damals auch mal zu ihrem Abi befragt und zur Studienzeit. Kam aus dem Bauch heraus, als wir über meine redeten und war für beide Seiten etwas seltsam, weil ich nie was persönliches gefragt habe und dennoch bekam ich eine Antwort. Wenn sie nicht gewollt hätte, hätte sie nicht antworten müssen. Und auch Phantasien haben ihren Platz in der Therapie ala ich stell sie mir immer als Mutter so und so vor... dachte ich bisher zumindest. Vermutlich darf ein Patient sogar äußern, dass er sich seine Therapeutin zur Mutter wünscht... Alles Dinge, die man bearbeiten kann. Denke ich.
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stern
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:25

Na ja, Mutmaßungen, wie deine PA reagiert hätte, sind halt nur Mutmaßungen.
Wenn ich in einer Therapie befürchten muss, die Grenzen des Therapeuten zu überschreiten mit meinen Äußerungen, kann ich mir mein Gequatsche ja eigentlich eh sparen...
Auch hier ist das Verständnis in meiner Therapie ein anderes als in deiner (oder wie du das für deine mutmaßt): Es geht kaum ohne Konflikte oder Grenzüberschreitungen...

Aber auf Grenzüberschreitungen, die den therapeutischen Rahmen (und damit die Therapie in ihrem Bestand) gefährden würden, wird ein Therapeut achten.

Hier ist es übrigens die Patientin, die abbrechen will...
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Coriolan
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:31

No Twist hat geschrieben: So., 10.11.2019, 20:19 Und ausfragen können geübte Therapeuten abblocken.
Davon ist doch auszugehen.
No Twist hat geschrieben: So., 10.11.2019, 20:19
Wenn sie nicht gewollt hätte, hätte sie nicht antworten müssen.
Richtig.
No Twist hat geschrieben: So., 10.11.2019, 20:19 Und auch Phantasien haben ihren Platz in der Therapie ala ich stell sie mir immer als Mutter so und so vor... dachte ich bisher zumindest.
So ist es ja auch - alles andere macht keinen Sinn.
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stern
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:32

Die Formulierung Grenzüberschreitung fiel hier:
Da ging es sogar um Fragen wie, wie ich überhaupt in den Hof komme (ihre Praxis ist in einem Innenhof) oder dass sie denkt, dass ich zu grenzüberschreitend bin, wenn ich mich frage, wie sie als Mutter wäre
Natürlich gibt es unterschiedliche Grenzen... und ich bin hier auch bei Philo, dass es schon auch auf das WIE ankommt...

Die Ausführungen sind kaum aussagekräftig, um sich einen Eindruck zu verschaffen, was genau war.
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No Twist
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Beitrag So., 10.11.2019, 20:43

@ stern, eben richtig aussagekräftig ist nicht. Und ich denke in solchen Fällen, dass auch Therapeuten und Therapeutinnen ordentlich einen an der Waffel haben können. Hier in diesem Thread lese ich zumindest, wenn ich das richtig verstehe, von einer Kind- und Jugendlichentherapeutin und damit von einem heranwachsenden Menschen und die sind noch nicht fertig. Und sagt man denen, dass googeln eine Grenzüberschreitung darstellt, nehmen jüngere Menschen das ggf. eher an als reifere Menschen. Bisher habe ich zumindest nichts gelesen, was wirklich total grenzüberschreitend war. Und die Sache mit dem offenen Hoftor klingt für mich nach einer total bekloppten Therapeutin und dann kann ich hier gar nichts mehr ernst nehmen. Aber jeder ließt so, wie er eben ließt. Nur meine Sichtweise und ich wüsste gerne mehr darüber, was die Grenzüberschreitungen waren.
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