Transgenerationale Traumatisierung
Philosophia,
ich bin kein kleines Kind mehr und ich durfte wohl auch wenig Kind sein. Immer Verantwortung für die Eltern haben usw.
Für mich ist es deshalb nicht so toll, weiter als meine Eltern zu kommen. Hat was von Leistung und das sehe ich nicht so.
Wiederholt sich dann eher was Ungutes.
Schön wäre es gewesen, Kind sein zu dürfen. Beschützt und behütet zu sein. So richtige Eltern zu haben, die für mich als Kind da waren.
War nicht so und ich traue mich jetzt in einem Prozess darüber traurig zu sein.
Transgenerationale Traumatisierung sehe ich nicht so, dass ich jetzt Verständnis für das Fehlverhalten meiner Eltern habe, sondern deren Ängste, Schrecken noch zusätzlich vererbt bekommen habe.
Deren Trauma mich auch beeinträchtigen könnte. Beeinflusst!
ich bin kein kleines Kind mehr und ich durfte wohl auch wenig Kind sein. Immer Verantwortung für die Eltern haben usw.
Für mich ist es deshalb nicht so toll, weiter als meine Eltern zu kommen. Hat was von Leistung und das sehe ich nicht so.
Wiederholt sich dann eher was Ungutes.
Schön wäre es gewesen, Kind sein zu dürfen. Beschützt und behütet zu sein. So richtige Eltern zu haben, die für mich als Kind da waren.
War nicht so und ich traue mich jetzt in einem Prozess darüber traurig zu sein.
Transgenerationale Traumatisierung sehe ich nicht so, dass ich jetzt Verständnis für das Fehlverhalten meiner Eltern habe, sondern deren Ängste, Schrecken noch zusätzlich vererbt bekommen habe.
Deren Trauma mich auch beeinträchtigen könnte. Beeinflusst!
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Solage, du hast überhaupt nicht verstanden, was ich geschrieben hab. Aber ist auch egal.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Hallo Solage
Fehlverhalten entbindet niemanden der Verantwortung, bitte nicht falsch verstehen. Doch es muss einem erst mal bewusst werden, dass etwas, was man tut, falsch ist. Jeder ist nicht nur ein Produkt aus freie Entscheidungen haben, sondern auch ein Produkt seiner Vergangenheit, der die Fähigkeit freie Entscheidungen treffen zu können einschränkt oder gar behindert.
Wenn jeder freie Entscheidungen treffen könnte, dann gäbe es psychische Störungen wie Angst, Depression, Borderline-Persönlichkeit, Traumatisierung, aggressive Verhaltensweisen usw. nicht. Wenn jeder freie Entscheidungen treffen könnte, dann könnte sich jeder selbst aus seinem Dilemma befreien. Aber so einfach ist das nicht.
Ich fand es ganz hilfreich mich damit zu beschäftigen was da im Gehirn passiert, wenn man traumatisiert wird, eine Angststörung entwickelt, Borderliner-Verhaltensmuster entwickelt, ... Das hat mir gezeigt, dass das Gehirn Menschen nicht nur zu freien Entscheidungen bemächtigt, sondern auch den freien Willen einschränkt. Erst wenn im Gehirn alte fest verankerte gelernte Synapsen gelöst werden und neue Synapsen (neue Verhaltensweisen) gebildet werden, hat der Mensch die Fähigkeit zum freien Willen.
Verstehen lernen warum sich andere falsch verhalten haben, kann heilsamer sein als in Psychotherapien zu sitzen, die einem "dabei helfen" zu erkennen, dass man ein Opfer ist und andere Schuld sind und wo man lernt, dass andere angeblich den freien Willen hatten es anders zu machen. Diese Denkweise fand ich noch nie logisch, wenn mir Therapeuten dann in einem Atemzug erklärten, dass ich nichts dafür kann, dass ich so bin wie ich bin. Ich sei halt nur das Produkt meiner Kindheit.
Vielleicht hilft es dir, wenn du bei dir selbst guckst welche alten gelernten Verhaltensmuster du hast, die dich veranlassen Dinge zu tun, die eigentlich falsch sind oder für dich du dich im Nachhinein schämst. Das hat mir dabei geholfen Frieden mit der Vergangenheit zu finden und auch um zu versehen, warum andere Menschen Dinge tun, die eigentlich falsch sind. Auch ich habe viele Dinge getan, für die ich mich im Nachhinein schäme, doch das war mir zu dem Zeitpunkt, als ich sie tat, nicht bewusst. Erst als mir bewusst wurde, dass es sich um alte gelernte Verhaltensmuster handelt, konnte ich alternatives Verhalten lernen und alte Verhaltensweisen loslassen.Ich wehre mich dagegen, weil nicht die Umwelt und das Damals hat meine Eltern dazu gebracht, sondern die waren so! Die hätten nicht so schädlich für mich sein müssen! (...) Es gibt doch bei aller schlimmen Erfahrung immer noch eine eigene Entscheidung, nicht genauso schlimm zu handeln.
Fehlverhalten entbindet niemanden der Verantwortung, bitte nicht falsch verstehen. Doch es muss einem erst mal bewusst werden, dass etwas, was man tut, falsch ist. Jeder ist nicht nur ein Produkt aus freie Entscheidungen haben, sondern auch ein Produkt seiner Vergangenheit, der die Fähigkeit freie Entscheidungen treffen zu können einschränkt oder gar behindert.
Wenn jeder freie Entscheidungen treffen könnte, dann gäbe es psychische Störungen wie Angst, Depression, Borderline-Persönlichkeit, Traumatisierung, aggressive Verhaltensweisen usw. nicht. Wenn jeder freie Entscheidungen treffen könnte, dann könnte sich jeder selbst aus seinem Dilemma befreien. Aber so einfach ist das nicht.
Ich fand es ganz hilfreich mich damit zu beschäftigen was da im Gehirn passiert, wenn man traumatisiert wird, eine Angststörung entwickelt, Borderliner-Verhaltensmuster entwickelt, ... Das hat mir gezeigt, dass das Gehirn Menschen nicht nur zu freien Entscheidungen bemächtigt, sondern auch den freien Willen einschränkt. Erst wenn im Gehirn alte fest verankerte gelernte Synapsen gelöst werden und neue Synapsen (neue Verhaltensweisen) gebildet werden, hat der Mensch die Fähigkeit zum freien Willen.
Ja, Psychotherapie. Meiner Erfahrung nach eine Einrichtung, die zu sehr darauf abzielt Menschen in der Opferrolle festzunageln anstatt dabei zu helfen durch eigenes Umdenken aus dieser rauszukommen.Habe ich allerdings nur in der aktuellen Therapie so erkennen können.
Verstehen lernen warum sich andere falsch verhalten haben, kann heilsamer sein als in Psychotherapien zu sitzen, die einem "dabei helfen" zu erkennen, dass man ein Opfer ist und andere Schuld sind und wo man lernt, dass andere angeblich den freien Willen hatten es anders zu machen. Diese Denkweise fand ich noch nie logisch, wenn mir Therapeuten dann in einem Atemzug erklärten, dass ich nichts dafür kann, dass ich so bin wie ich bin. Ich sei halt nur das Produkt meiner Kindheit.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am So., 29.09.2019, 05:54, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Solange,
niemand sagt, dass es richtig oder gut oder entschuldbar war und ist, was deine Eltern getan haben.
Ich sehe es jedoch so, explizit nur auf mich bezogen:
Wie wäre es mir gegangen, ohne professionelle Hilfe? Dann wäre ich längst nicht dort, wo ich heute bin, weder was die Persönlichkeitsentwicklung angeht, noch finanziell, noch sonst wie.
Ich sehe das mit großer Dankbarkeit und ja auch Demut.
Heute bin ich erwachsen. Ich habe meiner Mutter lange gegrollt und verzeihen werde ich ihr nie. Aber plötzlich kam es, dass ich verstanden habe, in welcher verzweifelten Situation sie war in ihrem Leben. Oma auch. Mich lässt das ruhiger werden innen drin. Und es öffnet den Blick für das Gute, was die Familie zu geben hatte.
Ich verstehe dich in sofern, dass es auch Menschen gibt, dazu gehört die Pflegefamilie, bei der ich wohnte, die aber auch Verwandte sind. Sie haben meiner Meinung nach ihre Traumafolgestörung im Erwachsenenalter verschlimmert, sie haben garnicht an sich gearbeitet, haben sich im Vergleich zur vorherigen Generation garnicht verbessert, sondern verschlechtert. Entsprechend haben sie ihre Umwelt traumatisiert, Kinder, Enkel, mich.
Auch hier:
Einige von uns haben es geschafft auszusteigen, sich weiter zu entwickeln, andere nicht...
Aber auch da, ich bin erwachsen. Ich bin dafür verantwortlich, dass es mir und meinem Mann gut geht. Ich kann diese Verantwortung tragen oder nicht, aber zu mir gehören tut sie eh. Ich bin dankbar, dass ich in der Lage bin sie zu tragen, was meine Eltern und Großeltern nicht waren.
Und so habe ich zur Pflegefamilie den Kontakt abgebrochen, inklusive Auskunftssperre beim Meldeamt. Und mit Oma und Müttern schließe ich mehr und mehr Frieden. Nochmal, entschuldigen kann ich sie nicht. Aber ich sehe eben, so manches, was ich okay an mir finde, hab ich von denen.
Und ich weiß, dass kein Mensch sich aus sich selbst heraus entwickeln kann. Traumatisierung geschieht in Interaktion, aber auch das Gute geschieht in Interaktion. Und ich zumindest hatte von vor der Therapie neben traumatisierten, auch gesunde Anteile und neben wenig erfreulichen Eigenschaften auch hilfreiche und sympathische Eigenschaften.
niemand sagt, dass es richtig oder gut oder entschuldbar war und ist, was deine Eltern getan haben.
Ich sehe es jedoch so, explizit nur auf mich bezogen:
Wie wäre es mir gegangen, ohne professionelle Hilfe? Dann wäre ich längst nicht dort, wo ich heute bin, weder was die Persönlichkeitsentwicklung angeht, noch finanziell, noch sonst wie.
Ich sehe das mit großer Dankbarkeit und ja auch Demut.
Heute bin ich erwachsen. Ich habe meiner Mutter lange gegrollt und verzeihen werde ich ihr nie. Aber plötzlich kam es, dass ich verstanden habe, in welcher verzweifelten Situation sie war in ihrem Leben. Oma auch. Mich lässt das ruhiger werden innen drin. Und es öffnet den Blick für das Gute, was die Familie zu geben hatte.
Ich verstehe dich in sofern, dass es auch Menschen gibt, dazu gehört die Pflegefamilie, bei der ich wohnte, die aber auch Verwandte sind. Sie haben meiner Meinung nach ihre Traumafolgestörung im Erwachsenenalter verschlimmert, sie haben garnicht an sich gearbeitet, haben sich im Vergleich zur vorherigen Generation garnicht verbessert, sondern verschlechtert. Entsprechend haben sie ihre Umwelt traumatisiert, Kinder, Enkel, mich.
Auch hier:
Einige von uns haben es geschafft auszusteigen, sich weiter zu entwickeln, andere nicht...
Aber auch da, ich bin erwachsen. Ich bin dafür verantwortlich, dass es mir und meinem Mann gut geht. Ich kann diese Verantwortung tragen oder nicht, aber zu mir gehören tut sie eh. Ich bin dankbar, dass ich in der Lage bin sie zu tragen, was meine Eltern und Großeltern nicht waren.
Und so habe ich zur Pflegefamilie den Kontakt abgebrochen, inklusive Auskunftssperre beim Meldeamt. Und mit Oma und Müttern schließe ich mehr und mehr Frieden. Nochmal, entschuldigen kann ich sie nicht. Aber ich sehe eben, so manches, was ich okay an mir finde, hab ich von denen.
Und ich weiß, dass kein Mensch sich aus sich selbst heraus entwickeln kann. Traumatisierung geschieht in Interaktion, aber auch das Gute geschieht in Interaktion. Und ich zumindest hatte von vor der Therapie neben traumatisierten, auch gesunde Anteile und neben wenig erfreulichen Eigenschaften auch hilfreiche und sympathische Eigenschaften.
amor fati
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Und dann hatte ich aber auch Therapie und lebe in einer Zeit und Generation in der es ganz, ganz andere Bildungsmöglichkeiten gibt, in der ganz anders reflektiert wird.
Ich denke halt, sagte ich ja, dass man weder Trauma noch Mensch von seiner gesellschaftlichen Umwelt isoliert betrachten kann, von seiner familiären auch nicht.
Ich denke halt, sagte ich ja, dass man weder Trauma noch Mensch von seiner gesellschaftlichen Umwelt isoliert betrachten kann, von seiner familiären auch nicht.
amor fati
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Tja, mir fällt dazu jetzt nur noch Folgendes ein: Wenn ich eine Erbkrankheit bekomme, habe ich auch mehrere Möglichkeiten damit umzugehen. Zum Beispiel: Schmollen, Verzweifeln, seinen Fokus auf das legen, was gut geht bzw. auf die eigenen Stärken usw. Das heißt, ich bleibe entweder dabei, dass das alles furchtbar ungerecht ist und ich somit handlungsunfähig, oder ich entscheide mich dafür meinen Blick etwas weiter schweifen zu lassen.
Ich finde, liebe Solage, in deinen Beiträgen geht es vielfach darum, wie schlimm Täter waren und wie all das dich beeinträchtigt. Es ist megawichtig über das Erlittene Wut zu entwickeln, keine Frage. Wenn du aber da stehen bleibst, frage ich mich, was dir das bringen soll. Ich lese bei dir immer so viel Verbitterung und Schuldzuweisungen heraus. Es ist nicht so, dass ich das nicht auch von mir selbst kenne, aber es ist zerstörerisch. Nicht nur für mich, sondern auch für andere. Zumal es all das, was war, nicht wieder gut macht. Es ist wichtig zu trauern, aber was nützt dir jetzt wirklich diese transgenerationale Sache? Worum geht es dir da jetzt? Das Schlimmste an so was Schlimmen ist doch überhaupt die Ohnmacht, die kaum zu ertragen ist. Klar hätten deine Eltern es besser machen können - haben sie aber nicht. Es gibt m.E. im Leben nicht mal so was wie eine Gerechtigkeit in solchen Dingen, denn man kann niemanden zu einem guten Umgang zwingen, maximal erziehen vielleicht, wobei dann wieder die Frage ist, ob es authentisch ist. Manche Eltern schaffen es einfach nicht, Eltern zu sein. Ich persönlich habe durch meine Erfahrungen einen solchen Schaden erlitten, dass ich sehr sicher weiß, dass ich schädlich für ein Kind wäre.
Achso und noch was: Es ist natürlich auch schwierig, das eigene Vorankommen als Leistung (also im Sinne von Wettbewerb) zu betrachten. Ich für mich möchte einfach verstehen und gucken, ob das was ich tue anderen und mir nützlich ist. Wenn ich dahin komme, dass ich anderen durch mein Erlittenes nicht mehr schade und mir auch nicht, ich mich also ziemlich frei von meinen Traumata gemacht habe, dann wäre das toll für mich - und in diesem Sinne hätte ich dann mehr als meine Eltern geschafft, die es zumindest im Umgang mit mir nicht schafften, ihre alte alten Muster nicht an mir auszuagieren: Mein Vater konnte seine Aggressionen nicht mit sich ausmachen und meine Mutter musste ihren emotionalen Mangel durch mich lindern. Beide schafften es einfach nicht, davon abzulassen. Meine Aufgabe ist es nun u.a., andere nicht gleich zu Tätern zu machen und mein altes nicht auf sie zu übertragen. Außerdem möchte ich nicht alles alte ablehnen und ins Extreme, à la ich will ein Engel sein, übergehen. Viele Aufgaben und darin sehe ich meine Verantwortung: für mich und irgendwie auch für andere, die das ja beeinflusst, wenn ich was altes auf sie übertrage, da ich sie dann nicht richtig sehe und auch nicht höre (z.B.)
Ich finde, liebe Solage, in deinen Beiträgen geht es vielfach darum, wie schlimm Täter waren und wie all das dich beeinträchtigt. Es ist megawichtig über das Erlittene Wut zu entwickeln, keine Frage. Wenn du aber da stehen bleibst, frage ich mich, was dir das bringen soll. Ich lese bei dir immer so viel Verbitterung und Schuldzuweisungen heraus. Es ist nicht so, dass ich das nicht auch von mir selbst kenne, aber es ist zerstörerisch. Nicht nur für mich, sondern auch für andere. Zumal es all das, was war, nicht wieder gut macht. Es ist wichtig zu trauern, aber was nützt dir jetzt wirklich diese transgenerationale Sache? Worum geht es dir da jetzt? Das Schlimmste an so was Schlimmen ist doch überhaupt die Ohnmacht, die kaum zu ertragen ist. Klar hätten deine Eltern es besser machen können - haben sie aber nicht. Es gibt m.E. im Leben nicht mal so was wie eine Gerechtigkeit in solchen Dingen, denn man kann niemanden zu einem guten Umgang zwingen, maximal erziehen vielleicht, wobei dann wieder die Frage ist, ob es authentisch ist. Manche Eltern schaffen es einfach nicht, Eltern zu sein. Ich persönlich habe durch meine Erfahrungen einen solchen Schaden erlitten, dass ich sehr sicher weiß, dass ich schädlich für ein Kind wäre.
Achso und noch was: Es ist natürlich auch schwierig, das eigene Vorankommen als Leistung (also im Sinne von Wettbewerb) zu betrachten. Ich für mich möchte einfach verstehen und gucken, ob das was ich tue anderen und mir nützlich ist. Wenn ich dahin komme, dass ich anderen durch mein Erlittenes nicht mehr schade und mir auch nicht, ich mich also ziemlich frei von meinen Traumata gemacht habe, dann wäre das toll für mich - und in diesem Sinne hätte ich dann mehr als meine Eltern geschafft, die es zumindest im Umgang mit mir nicht schafften, ihre alte alten Muster nicht an mir auszuagieren: Mein Vater konnte seine Aggressionen nicht mit sich ausmachen und meine Mutter musste ihren emotionalen Mangel durch mich lindern. Beide schafften es einfach nicht, davon abzulassen. Meine Aufgabe ist es nun u.a., andere nicht gleich zu Tätern zu machen und mein altes nicht auf sie zu übertragen. Außerdem möchte ich nicht alles alte ablehnen und ins Extreme, à la ich will ein Engel sein, übergehen. Viele Aufgaben und darin sehe ich meine Verantwortung: für mich und irgendwie auch für andere, die das ja beeinflusst, wenn ich was altes auf sie übertrage, da ich sie dann nicht richtig sehe und auch nicht höre (z.B.)
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Solage, das heißt es nicht nur für dich, sondern auch für Deine Eltern.Aber, es soll auch tatsächliche Genveränderungen geben: Z. B. Mutter schwer (kriegs)traumatisiert), dadurch Genveränderung, die wiederum an die Nachkommen weitergegeben wird.
Heißt für mich, dass ich aufgrund der Vererbung, oder auch nur auf dem Verhalten meiner Eltern, nicht wirklich frei bin, sondern an deren Trauma gebunden.
Nicht nur du bist aufgrund deiner Gene nicht wirklich frei. Auch deine Eltern waren / sind es nicht.
Du hast jedoch den Vorteil in einer Zeit zu leben in der man mit Hilfe von Psychotherapie etwas gegen seine Probleme machen kann.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
In einer Talk-Show gab es kürzlich einen Buchtipp. Leider fällt mir der Titel gerade nicht ein. Für mich bist jedoch unbestritten und unbestreitbar, dass für Kinder das Risiko einer psychischen Krankheit erhöht ist, wenn die Eltern selbst psychisch krank sind. Traumatstörungen (auch aufgrund von Kriegen) inklusive. Logisch. Erhöhte Risiken lassen sich auch auch quantifizieren. Die Macken sind vielleicht etwas abweichend, wenn Bezugspersonen meinetwegen traumatisiert sind, eine narzisstische Störung haben, Borderliner, Alkoholiker oder schizophren sind, depressiv, usw. Allerdings gibt es hier auch keine 1:1 Verbindung. Ob sich eine Störung manifestiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch erlittene Traumata müssen nicht zwingend zu einer Störung auswachsen... aber ich glaube, auch dass ist unbestreitbar, dass einige Störungen davon getragen hatten. Damals nannte man das bestenfalls anders, zB Kriegszitterer.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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- Helferlein
- , 41
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Ich schicke voraus, dass ich im Moment nur einen Teilaspekt von möglichen Sichtweisen vertrete und nicht wage, zu behaupten, sämtliche Überlegungen gegeneinander vermessen zu haben, um einen Platz nahe der "Wahrheit" gepachtet zu haben.
Der kulturelle Aspekt wiegt m.E. sehr stark. Wie wurde miteinander umgegangen, welche Worte sind gängig und unhinterfragt, welche Einstellungen zum Leben wurden indirekt vermittelt, welches Lebensmotto, wie wurden Gefühle beachtet, verhandelt oder gemanaged.
Habe ich mich trotz Widerstand nie vom kulturellen Aspekt meiner Familie lösen können?
Hatte man die Chance, sich außerhalb der Familie beeinflussen zu lassen und Lernerfahrungen zu machen?
Persönlich fällt mir auf, dass sich politische, gesellscjaftliche Trends auch darauf auswirken, was Psychotherapie als Ursache der psych. Probleme vermittelt: in der Generation der so genannten 68er und deren größtem Einfluß gesellschaftspolitisch (also bis zu den letzten Jahren hin abnehmen, da zunehmend abgelöst und in den Ruhestand eintretend) war das Motto in Psychotherapie: verändere dich selbst und du veränderst die Welt.
Voller Grauen beobachtend gibt es wieder aktuelle Trends alles irgendwie genetisch determinierter zu betrachten, was (nicht nur) so ein "Erbe" psychischer Krankheit angeht.
Macht euch nicht verrückt mit trangenerationeller Traumatisierung! Des einen Forscherlust ist des anderen kulturelle Zwangsjacke, oder wie?
Der kulturelle Aspekt wiegt m.E. sehr stark. Wie wurde miteinander umgegangen, welche Worte sind gängig und unhinterfragt, welche Einstellungen zum Leben wurden indirekt vermittelt, welches Lebensmotto, wie wurden Gefühle beachtet, verhandelt oder gemanaged.
Habe ich mich trotz Widerstand nie vom kulturellen Aspekt meiner Familie lösen können?
Hatte man die Chance, sich außerhalb der Familie beeinflussen zu lassen und Lernerfahrungen zu machen?
Persönlich fällt mir auf, dass sich politische, gesellscjaftliche Trends auch darauf auswirken, was Psychotherapie als Ursache der psych. Probleme vermittelt: in der Generation der so genannten 68er und deren größtem Einfluß gesellschaftspolitisch (also bis zu den letzten Jahren hin abnehmen, da zunehmend abgelöst und in den Ruhestand eintretend) war das Motto in Psychotherapie: verändere dich selbst und du veränderst die Welt.
Voller Grauen beobachtend gibt es wieder aktuelle Trends alles irgendwie genetisch determinierter zu betrachten, was (nicht nur) so ein "Erbe" psychischer Krankheit angeht.
Macht euch nicht verrückt mit trangenerationeller Traumatisierung! Des einen Forscherlust ist des anderen kulturelle Zwangsjacke, oder wie?
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- Helferlein
- , 41
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Was mich interessieren würde, was hast du, Solage, an dir festgestellt, was ein Erbe der Kriegsgeneration ist? Wie prägte es dein Leben? Danke!
Das ist irgendwie spannend, welch unterschiedliche Zugänge PT haben. Mir wurde in der Therapie gerade einmal eine halbe Einheit "gewährt", in der ich auf meine Mutter wütend sein durfte. Dann war Schluss und der Thera hat mir - komplett konträr zu deiner Therapie- nahegelegt zu verstehen, dass meine Mutter mit ihrer Geschichte und ihrer Erziehung das Beste getan hat, das sie konnte. Auch wenn ihr Bestes nicht gut genug für mich war.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)
(Kafka)
Das ist auch meine Denkweise. Mir hat es geholfen mich in meine Mutter und ihre Situation einzufühlen: Erstes Kind im Alter von 15 Jahren, das zweite folgte ein Jahr später; Alleinerziehend, Mann abgehauen, eigene Mutter und Oma tot; keine abgeschlossene Berufsausbildung, geringer Bildungsstand; kein Geld, arbeitslos, selber krank, ...Nulla: (...) und der Thera hat mir - (...) - nahegelegt zu verstehen, dass meine Mutter mit ihrer Geschichte und ihrer Erziehung das Beste getan hat, das sie konnte. Auch wenn ihr Bestes nicht gut genug für mich war.
Sie hat mit ihrer Geschichte das für ihre Kinder getan, was sie konnte. Auch wenn es für kein Kind genug oder gar das Beste war. So sah sie es z.B. als das Beste für ihre ersten beiden Kinder an sie ins Heim abzugeben. Heute machen meine Geschwister ihr Vorwürfe, von ihr abgeschoben worden zu sein. Ich hingegen machte meiner Mutter Vorwürfe, dass sie mich behalten hat. Ich stellte mir vor, dass es im Heim für mich besser gewesen wäre.
Umgekehrt: Im Jugendalter lernte ich eine Frau kennen, die ein gutes Elternhaus hatte: Keine Gewalt, keine emotionale Vernachlässigung, oder sonst was. Sie saß ebenfalls in der Therapie und beklagte ihr zu gutes Elternhaus. Sie hätte nie lernen können mit Problemen umzugehen, eben weil sie in ihrer Kindheit keine Chance hatte das zu lernen.
Ich hingegen habe sehr früh in meinem Leben lernen müssen mit Problemen umzugehen. Die Probleme haben mir nicht nur geschadet. Sie haben mich auch stark gemacht, mich wachsen lassen, und mir zu Fähigkeiten verholfen, die die Freundin, die in einem intakten Elternhaus aufwuchs, nie entwickeln konnte. Sie musste im Erwachsenenalter lernen mit Problemen umzugehen, mit denen ich bereits im Kindesalter umzugehen gelernt hatte.
So sehe ich in allem Negativen auch das Positive und versuche das Negative zu verstehen. Verstehen durch Perspektivenwechsel indem ich überlege wie sich ein Kind bei mir gefühlt hätte, wenn ich eins im Alter von 15 Jahren unter den Bedingungen meiner Mutter bekommen hätte. Das hat mir geholfen weitgehend unbeschadet aus meiner Kindheit hervorzugehen. Ein Phänomen, das kein Psychotherapeut verstand. Therapeuten zufolge MUSS ich nach solchen Erfahrungen leiden, wütend sein, krank sein, meiner Mutter Vorwürfe machen, ...
Zuerst ließ ich mich auf diese "Wut-Therapie" ein, steigerte mich sozusagen künstlich in Gefühle wie Wut rein, ... bis ich begriff, dass es genau dieses Opferdenken ist, das mir in der Therapie beigebracht wurde, das mir schadet.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Es gibt ja auch Straftäter, die Delikte ohne jede psychische Störung begehen. Will heißen: Man muss auch etwas vorsichtig sein, was man einer eventuellen psychischen Störung überhaupt zurechnen kann. Oder wie jemand in einem anderen Thread sinngem. schrieb: Jemand kann auch A*** sein und psychisch gestört. Sonst hat es wirklich etwas davon, alles mögliche mit einer Störung zu entschuldigen, wenn man inflationär sagt: Die konnten ja nicht anders als eigenes erlittenes Unrecht an die nächste Generation weiterzugeben. Also ich bin hier schon auch bei solage, das es evtl. auch einen eigenen Entscheidungsspielraum gibt.
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Mir sagte mal jemand: "Selbst der schlechteste oder brutalste Mensch auf der Welt tut in jedem Augenblick genau das, was er /sie für das beste hält. So wie wir alle. Auch wir tun immer das was als Optimum in unserer jeweiligen Lage erscheint".
Erst habe ich dagegen gewettert. Eben aus dem Grund, dass man dann ja jegliche Grausamkeiten entschuldigen kann und im Grunde niemand für irgendwas etwas kann.
Würde heissen, wir hätten keine Wahl.
Haben wir?
Ich habe inzwischen dazu keine fertige Meinung mehr.
Erst habe ich dagegen gewettert. Eben aus dem Grund, dass man dann ja jegliche Grausamkeiten entschuldigen kann und im Grunde niemand für irgendwas etwas kann.
Würde heissen, wir hätten keine Wahl.
Haben wir?
Ich habe inzwischen dazu keine fertige Meinung mehr.
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Jeder Mensch hat einen eigenen Willen, und damit eine eigene Wahl. Jeder, man kann zu jederzeit eine Veränderung starten. Aber man muss es Wollen, und auch tun.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
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