Waldschratin hat geschrieben: ↑Fr., 31.05.2019, 12:25
Sich mit den eigenen Innenleben so direkt konfrontieren zu können, das braucht ne gewisse Stabilität im Hintergrund. Jedenfalls mindestens ein Knowhow, wie dann mit sich umgehen, sich abfangen können, wenn man ins Schwimmen gerät oder abzusaufen droht. Und das ist ein Entwicklungsprozess.
Ja, diese Erfahrung habe ich auch kürzlich bei meinem Therapeuten in spe (TP) gemacht. Er hätte, so er mir zu Beginn erklärte, 3 Sitzungen Zeit, um zu beurteilen, ob ich für eine TP "geeignet bin", sprich: mich öffnen und reflektieren kann. So ungefähr.
Dass ich reflexionsfähig bin, weiß ich, mache ich in den letzten dreieinhalb Jahren der ambulanten VT schließlich nichts anderes. Doch der TP'ler schien das, zumindest augenscheinlich, anzuzweifeln, ... stellte mir komische Fragen, die ich so ad hoc zwar nicht wiedergeben, wohl aber mich daran erinnern kann, dass ich mich - und auch ihn - fragte, was denn das mit der Reflexionsfähigkeit zu tun hätte!
Ich würde angeblich keinerlei oder kaum Emotionen zeigen ... oder bestenfalls ansatzweise, so er meinte. Mit anderen Worten: Für TP ungeeignet, ... sagte er zwar nicht, kam mir aber so vor.
Unmöglich fand ich das und ihn auch einen Ticken zu hart/streng, etwas, das ich ja nun überhaupt gar nicht gebrauchen kann! Am Ende verließ ich diesen Ort total paralysiert und mit der sicheren Überzeugung, dass ER ungeeignet für MICH ist!
Ich überlegte mir schon ein paar Formulierungen, wie ich ihm absagen würde, ...
... da rief er mich plötzlich und unerwarteter Weise an und fragte, wie es mir mit seinen
Konfrontationen in der letzten Sitzung denn ergangen wäre und wie es mir überhaupt ginge ... und lud mich außerdem zu einer weiteren Sitzung ein.
Also ..
"?!?" .. mit allem Möglichen hätte ich ja gerechnet, aber nicht mit so einer, schon beinah zu, fürsorglichen Rückfrage. Und so perplex, wie ich in dem Moment war, sagte ich prompt zu statt, wie geplant, ab.
Nachdem ich in der Zwischenzeit - mit Sicherheit auch, wenn nicht
nur aufgrund seines "fürsorglichen Anrufs" - auch einiges andere hatte relativieren können, musste ich, etwas verwundert, feststellen, dass "der Typ wohl doch gar nicht so verkehrt ist". So geht es in Kürze, wenn die VT beendet ist, nun also doch mit diesem Menschen weiter. Nahtlos quasi.
Aber(!) ich hatte auch ganz klar
Position bezogen, indem ich ihm unmissverständlich vermittelt hatte, dass ich mich:
"nicht öffnen werde, wenn er so distanziert bleibe". Auch wenn das bei TP'lern
so'n strategischer Usus ist, wie mir mein VT'ler erklärt hatte.
Tja, ... und offensichtlich schien ihn meine "Ansage" - mit der ich mich übrigens gut fühlte - zu überzeugen.
Man kann notfalls ALLES machen, ...
überkompensieren, vermeiden, what ever, aber um Himmels Willen
nicht in irgendeine Form der
Unterwürfigkeit hineinrutschen. Auch nicht nur im Geiste, also nach außen unsichtbar. Aber eben auch vor tiefenpsychologisch fundiert arbeitenden Therapeuten nicht. Dann funktioniert "Inside-Out" auch, ... ansonsten (eher) nicht.
Denn genau das: eine klare Positionshaltung, ist ja gerade so ein Puffer, um sich - im Falle eines
Falles selbst abzufangen.
Lieben Gruß,
SeaMone
P.S.
Ich war zwischenzeitlich etwas abgelenkt, daher hinkt mein Beitrag chronologisch vermutlich etwas hinterher.