Negative Erfahrungen in Therapien

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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gideon24
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Beitrag So., 31.03.2019, 12:25

"Negativ" ja, aber nichts in dieser Art.
LonelyOceanstone hat geschrieben: Mi., 27.03.2019, 18:21 Negativ in Form von Missbrauch, klare Grenzüberschreitungen, Mobbing und Verletzungen der Schweigepflicht sowie der Privatsphäre etc ..
Eher in Sachen fehlender Grundkompetenz. Z.B. war ich in einer deutschen psychosomatischen Privatklinik, wo der Klinikleiter (der auch das Haupttherapie-konzept vorgegeben hat) (meines Wissens) nicht mal einen Facharzt gemacht hat (sondern nur so ne "Schmalspur" Psychotherapieausbildung) und sich seinen Professoren-Titel aus Osteuropa geholt hat. Außerdem sind da 3-4 weitere Ärzte ohne adäquate Facharztausbildung in dieser Klinik therapeutisch tätig gewesen. Da darf man halt auch nix großartiges an Fingerspitzengefühl oder Fachkenntnis erwarten, wenn schon die Ausbildung nicht stimmt. Aber, das ist nur eine kleine Anekdote.

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Solage
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Beitrag Mo., 01.04.2019, 21:29

GuterGeist2019 hat geschrieben: So., 31.03.2019, 10:56
Allerdings: Viele Therapeuten machen solide und professionelle Arbeit - es werden nur leider die Negativbeispiele viel stärker herausgehoben. Und auch wenn es wirklich gut wäre, schlimme Dinge öffentlicher zu machen bzw. eindeutiger unter Strafe zu stellen: Es geht im Einzelfall doch auch darum, nach solchen Erfahrungen wieder aufzustehen, Mut zu fassen und trotz allem in der Hoffnung auf Besserung wieder zu vertrauen...
Es geht meiner Meinung nach hier nicht um die Therapeuten, die professionell arbeiten. Ich verstehe nicht, dass es LEIDER so sein soll, dass negative Erlebnisse hervorgehoben werden. Finde es gut, schlimme Erfahrungen öffentlich zu machen. Mutig und hilfreich! Passiert eher selten nach meiner Erfahrung!

Für mich gibt es keinen EINZELFALL, der einem geschädigten Patienten Mut machen soll, Hoffnung auf Besserung zu erfahren, wenn er eben kein entsprechend korrigierendes, heilsames therapeutisches Angebot zur Verfügung gestellt bekommen hat.
Nicht der Patient MUSS Mut fassen zu vertrauen. Das Vertrauen muss von therapeutischer Seite erarbeitet werden!


GuterGeist2019
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Beitrag Mo., 01.04.2019, 21:39

Ich sehe es - als ebenfalls geschädigter Patient - ein bisschen anders. Der Einzelfall ist jeder von uns selbst. Und so wichtig es ist, dass ein Therapeut daran arbeitet, Vertrauen aufzubauen: Wenn ich nicht mitarbeite, dann wird es schwierig.

Und das "leider" bezog sich darauf, dass ich persönlich es auch wichtig finde, das Gute zu erwähnen. Denn das ist letztendlich doch das, was mich weiterbringt.

Unbestritten ist - und auch das habe ich erwähnt - dass es gut wäre, schlimme Dinge öffentlicher zu machen und konsequenter unter Strafe zu stellen.

Natürlich braucht der Patient ein heilsames therapeutisches Angebot - ich bin aber auch der Meinung, dass der beste Therapeut nichts alleine reißen kann.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 02.04.2019, 07:05

was mich interessieren würde:
wenn ihr schlechte Erfahrungen in der Therapie gemacht habt, wurde das von euch in der Therapie besprochen? Wie wurde darauf reagiert? Wurde euch die Schuld dafür gegeben? Direkt, indirekt?

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Shukria
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Beitrag Di., 02.04.2019, 07:10

LonelyOceanstone hat geschrieben: Bitte lasst andere von euren Erfahrungen profitieren aber verfasst diese so ,dass eben bewusst wird Therapie kann negativ belastet sein ,muss es aber nicht und dient in erster Linie zur Hilfe
Es fühlt sich immer noch komisch an.

Zu Offenbarung gehört ein Gegenüber an Selbstoffenbarung ansonsten werden es keine Erfahrungsberichte über persönliches Erleben, sondern es entwickelt sich eher eine Diskussion auf einer Metaebene im Betrachten solcher Erfahrungen und genau das passiert gerade im Thread.

Ich verstehe zwar jetzt den Sinn, deinen Wunsch besser aber meine Rückmeldung: es spricht mich nicht an andere an meinem persönlichem Erleben teilhaben zu lassen.
Vielleicht braucht es eine andere Herangehensweise /Einladung?


GuterGeist2019
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Beitrag Di., 02.04.2019, 09:19

Shukria, mir geht es auch so, auch ich fühle mich komisch damit, wenn
keine eigenen Erfahrungen eingebracht werden, obwohl zuvor ein Thread eröffnet wurde und nach Erfahrungen anderer gefragt wird.

Dennoch möchte ich die Frage von diesoderdas noch beantworten.

Also, ich habe über meine negativen Erfahrungen in der jetzigen Therapie schon viel gesprochen. Ich war es aus der ersten Therapie gewohnt, dass ich das Problem bin (nicht nur habe), mir wurde Verantwortung zugeschoben, die klar der Therapeut hat - gerade deshalb war ich lange damit beschäftigt, in der jetzigen Therapie auch meine massiven Schuldgefühle zu realisieren und zu bearbeiten.

Umso überraschter war ich, wie mein aktueller Therapeut mit meinen Erfahrungen umgegangen ist: keine Schuldzuweisungen, weder direkt noch indirekt. Klares Benennen, dass die Verantwortung beim früheren Therapeuten lag. Und viel Verständnis, dass ich manche Verletzungen mehrfach angesprochen habe, bis ich die Muster verstanden habe, die da abgelaufen sind.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 02.04.2019, 12:53

GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 02.04.2019, 09:19
Umso überraschter war ich, wie mein aktueller Therapeut mit meinen Erfahrungen umgegangen ist: keine Schuldzuweisungen, weder direkt noch indirekt. Klares Benennen, dass die Verantwortung beim früheren Therapeuten lag. Und viel Verständnis, dass ich manche Verletzungen mehrfach angesprochen habe, bis ich die Muster verstanden habe, die da abgelaufen sind.
Super, dass es so gelaufen ist!
Merke gerade, dass ich meine Frage etwas dumm gestellt habe. Ich wollte eigentlich fragen, ob die Schwierigkeiten in der laufendenTherapie, in der der sie entstanden sind, angesprochen worden sind und wie der Therapeut dort mit um ging


GuterGeist2019
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Beitrag Di., 02.04.2019, 15:08

Hallo diesoderdas,

ja, auch in der ersten Therapie habe ich manches angesprochen oder auch mal kritisiert. Und da war es genau umgekehrt: Der damalige Therapeut hat sehr schnell etwas persönlich genommen. Und schuld waren grundsätzlich andere. Ob Unpünktlichkeit, Übertretungen, Respektlosigkeit: ICH wäre empfindlich, hätte ein Problem mit allem möglichen, ich könne froh sein, dass er sich so um mich kümmert... Und bei den gravierenden Grenzüberschreitungen wurde sowieso subtiler gearbeitet und meine damaligen Verlustängste ausgenutzt. Deshalb bin ich jetzt doppelt froh, dass es jetzt anders läuft. Beides sollte Raum haben und erwähnt werden dürfen.

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 02.04.2019, 16:13

GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 02.04.2019, 15:08 Ob Unpünktlichkeit, Übertretungen, Respektlosigkeit: ICH wäre empfindlich, hätte ein Problem mit allem möglichen, ich könne froh sein, dass er sich so um mich kümmert...
Schlimm finde ich auch die den Satz (der von Laien gerne übernommen wird): "Ich spiegel Ihnen nur...!"

Dieser Satz wird oft dazu missbraucht eigenes Versagen anderen in die Schuhe zu schieben.

Dämlich ist auch der Satz:"Ich wollte das als Mensch mit Ihnen besprechen - nicht als Therapeut!"

M.E. müsste es, gesunde und fachkompetente, Testpatienten geben - die derartige Vorgehensweisen aufdecken.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


kaja
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Beitrag Di., 02.04.2019, 16:19

Im ganzen Forum gibt es zig Threads in denen positive Therapie Erfahrungen bis hin zur absoluten verliebten Verklärung eines Therapeuten geschildert werden.

Warum sollte also nicht auch von negativen Erfahrungen berichtet werden dürfen, ohne sie mit irgendeinem positiven Nachsatz "entschärfen" zu müssen, nach dem Motto "Das ist ein totaler Einzelfall, Therapie ist eigentlich super".
After all this time ? Always.


GuterGeist2019
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Beiträge: 332

Beitrag Di., 02.04.2019, 16:39

Deshalb sage ich ja, dass BEIDES geschildert werden darf und Raum haben soll. Ich habe nur für mich selbst gemerkt, dass die positiven Erfahrungen mich weiterbringen und es mich eher runterzieht, mich zu sehr mit (meinen) negativen Erlebnissen zu beschäftigen. Klar wird das in der Therapie angesprochen, es gibt eine Zeit des Leidens und dann der Verarbeitung - aber es ist wichtig, dass der Blick dann wieder nach vorne geht.

Und es gibt im Forum auch schon etliche Threads, in denen Probleme mit Therapeuten geschildert werden. Von einem Einzelfall kann also niemals die Rede sein.

Ich würde es nach meinen Erfahrungen so sehen: Therapie kann viel Schlimmes anrichten, ein Therapeut vieles zerstören. Aber Therapie kann auch hilfreich sein - und zum Glück ist das so, denn sonst dürfte niemand von uns mehr Hilfe suchen!

Es war ein harter Weg für mich, wieder zu vertrauen - es wurde hier schon beschrieben, wie groß die Gefahr ist, alle Therapeuten in einen Topf zu werfen. Aber ohne Vertrauen und ohne Hilfe wäre ich nach der ersten "Therapie" zugrunde gegangen - und deshalb sind positive Sätze für mich keine Entschärfungen. Es sind verschiedene Erfahrungen, jede steht für sich.


kaja
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Beitrag Di., 02.04.2019, 16:43

Ich fand es negativ immer wieder vergewaltigt zu werden. Aber wenn mir zu der Therapie noch was positives einfällt, schreibe ich es natürlich gerne auf.
After all this time ? Always.


GuterGeist2019
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Beitrag Di., 02.04.2019, 16:59

Kaja, es tut mir leid, was dir passiert ist - ich weiß selbst, was Vergewaltigung und Missbrauch bedeutet. So hat eben jeder seine eigenen Erfahrungen.

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Solage
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Beitrag Di., 02.04.2019, 22:50

Hallo GuterGeist 2019,

ich bleib dabei, dass nicht der Patient nach einer gescheiterten, vielleicht sogar übergriffigen Therapie zu wenig mitarbeitet, zu wenig Vertrauen aufbaut, sondern, dass DAS die natürliche Folge von Übergriffen sein kann. Egal ob in der Therapie oder in Außenkontakten mir gegenüber Übergriffe, despektierliches, brutales Verhalten gezeigt wurde, ich werde sinnvollerweise genau deshalb vorsichtig, misstrauisch sein . Wäre das nicht so, dann würde für mich da was weiter schief laufen!
Ich muss eben nicht mitarbeiten, wenn ich mich noch nicht sicher, wohl fühle.
Würde mir ein Folgetherapeut nach meiner schlimmen therapeutischen Erfahrung keinen berechtigten Raum für meine Ängste, Befürchtungen geben, dann habe ich keine Freiheit mitzuarbeiten, sondern werde dazu gezwungen.

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Solage
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Beitrag Di., 02.04.2019, 22:55

GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 02.04.2019, 09:19
Also, ich habe über meine negativen Erfahrungen in der jetzigen Therapie schon viel gesprochen. Ich war es aus der ersten Therapie gewohnt, dass ich das Problem bin (nicht nur habe), mir wurde Verantwortung zugeschoben, die klar der Therapeut hat - gerade deshalb war ich lange damit beschäftigt, in der jetzigen Therapie auch meine massiven Schuldgefühle zu realisieren und zu bearbeiten.

Umso überraschter war ich, wie mein aktueller Therapeut mit meinen Erfahrungen umgegangen ist: keine Schuldzuweisungen, weder direkt noch indirekt. Klares Benennen, dass die Verantwortung beim früheren Therapeuten lag. Und viel Verständnis, dass ich manche Verletzungen mehrfach angesprochen habe, bis ich die Muster verstanden habe, die da abgelaufen sind.
Hast jetzt einen guten Therapeuten! Es geht genau darum, Dir keine Schuldgefühle zusätzlich zu machen. Weil die scheinst Du ja eh zur Genüge zu haben.
In meinem Fall war es so, dass ich mich von Grund auf schuldig fühlte. Schon als Kind, dass da was mit mir gemacht wurde.
Liegt klar an mir. Als Erwachsene wiederholte sich dies: Wer mich schlecht behandelt, muss das tun, weil ich so bin wie ich bin. Das ist VERRÜCKT! Hilfreich ist ein therapeutisches Gegenüber, dass das Falsche wieder gerade rückt!

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